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Durch den Wind- und Gasdruck rotierendes Flintenlaufgeschoß Die Erfindung
bezieht sich auf ein für Feuerwaffen mit glatten Läufen bestimmtes Geschoß, welches
mit Vorkehrungen zum Erzeugen einer Rotation im Flug zum Verhindern des überschlagens
versehen ist.
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Die bekannten Geschosse dieser Art (deutsche Patentschrift 16 742)
mit am Geschoßkörper außen oder in einer zentralen Bohrungsfläche angebrachten schraubenförmigen
Nuten oder Flächen, welche durch den Luftwiderstand eine Axialdrehung erzeugen,
sind, wie Versuche bewiesen haben, nicht imstande, eine genügende Umdrehungszahl
hervorzubringen. Ein Geschoß dieser Art kann wegen der viel zu kleinen Angriffsfläche
für den Luftdruck in der kurzen Flugzeit eine Rotation nicht einleiten, aber selbst
eine zwei- bis dreimalige Umdrehung ist nicht imstande, den pendelnden Flug von
aus glatten Läufen verfeuerten Langgeschossen, der dem Pendeln eines von der Bogensehne
abgeschnellten Pfeiles gleicht, zu beeinflussen, geschweige denn das Überschlagen
des Geschosses zu verhindern. Auch eine neue Ausführung des Geschosses, bei welcher
an seinem hinteren abgerundeten Teil schräg gestellte Rippen angesetzt sind, zu
dem Zweck, daß die im Flug hinter das Geschoß dringende Luft durch ihren Druck gegen
die Rippen das Geschoß zu einer Drehung um seine Längsachse zwingt, muß diesen Zweck
verfehlen,
da hinter dem Geschoß bekanntlich nur ein Luftkegel mit
verdünnter Luft entsteht. Die durch die eine und andere Ausführungsform des Geschosses
erstrebte AYialdrehung wird auch durch den Umstand verhindert, daß infolge der mit
dem Geschoß nach vorwärts ziehenden Treibgase, welche bekanntlich schneller sind
als das Geschoß und deshalb das Geschoß vor der Mündung überholen, die Luft auf
die Schraubenflächen erst zur Wirkung kommt, wenn das Geschoß schon eine Strecke
weit geflogen ist und der Pendelflug schon eingesetzt hat.
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Zur Beseitigung dieses Übelstandes sind bereits Anordnungen und Gestaltungen
des Geschosses vorgeschlagen, durch welche den Treibgasen die Möglichkeit geboten
ist, auf Schraubenflächen, die am vorderen Ende des Geschosses angebracht sind,
einzuwirken. Abgesehen davon, daß mit dem Ausströmen der Treibgase durch diese Nuten
ein großer Teil der Treibwirkung der Ladung verlorengeht, ist eine befriedigende
Drehung des Geschosses wegen der Reibung im Lauf nicht erreichbar. Sofort nach Verlassen
des Laufes hört diese Drehwirkung der Treibgase ohne weiteres auf (deutsche Patentschrift
65 79I)-Auch die Ausbildung des Geschosses am hinteren Ende als Reaktionsturbine
(deutsche Patentschrift 298 58&) ist mit den gleichen Nachteilen verbunden
und erfordert eine sehr verwickelte Bauform. Noch mehr ist dies der Fall, wenn besondere
Pulversätze im Geschoß zum Erzeugen der Drehung durch Rückwirkung gegen schraubenförmige
Druckflächen am Geschoß vorgesehen sind (deutsche Patentschrift 303 8o7).
Auch in diesem Fall haben die Treibgase die Möglichkeit, zwischen Geschoß und Lauf
zu entweichen, wodurch ihre Treibkraft erheblich geschwächt wird.
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Es sind ferner Geschosse bekanntgeworden, welche Vorkehrungen haben,
durch die sowohl der während des Fluges gegen das Geschoß wirkende Luftdruck als
auch der Treibgasdruck zum Erzielen der Axialdrehung des Geschosses ausgenutzt sind.
Bei einem bekannten Geschoß (deutsche Patentschrift 65 791) sind zu diesem Zweck
außer den am Vorderteil des Geschoßkörpers eingeschnittenen Schraubennuten für Aufnahme
und Ableitung des Treibgasdruckes am hinteren Geschoßende die zur Führung des Geschosses
im Lauf dienenden, mit Zwischenräumen angeordneten Ansätze mit schräg laufenden,
nach vorn gekehrten Seitenflächen versehen, welche eine den Nuten am vorderen Geschoßteil
entgegengesetzte Richtung haben. Gegen diese Fläche soll im Flug die Luft wirken
und die Drehung des Geschosses fördern. Eine solche Wirkung tritt aber nicht ein,
weil durch den stärkeren Geschoßkopf die Luft abgedrängt wird. Dagegen haben die
für die Ausnutzung des Treibgasdruckes am vorderen Geschoßende vorgesehenen Schraubenflächen,
welche den vollen Luftwiderstand erfahren, unter dem Winddruck eine die Drehung
hemmende Wirkung.
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Ferner ist ein Geschoß bekannt (USA.-Patentschrift 760338),
bei welchem im Boden des Geschosses in das Geschoßinnere gerichtete Schraubenflächen
und daneben an der Außenseite des hinteren Geschoßteiles schraubenförmig verlaufende
Nuten vorgesehen sind, durch welche beide der Treibgasdruck zum Erzeugen einer Drehung
des Geschosses, noch während es im Lauf sich befindet, ausgenutzt werden soll. Aber
eine solche Wirkung kommt nicht zustande, da die Treibgase keine Möglichkeit haben,
zwischen Lauf und Geschoß zu entweichen. Nach dem Verlassen des Laufes kommt eine
Drehwirkung durch die im Geschoßinnern angeordneten Schraubenflächen deswegen nicht
zustande, weil ein Abströmen der Gase aus dem Geschoßraum nicht vorgesehen ist.
Die Wirkung der am Geschoß entlangströmenden Treibgase auf die Schraubenflächen
der Nuten ist ungünstig, weil die Treibgase von der Bodenfläche nach außen abgedrängt
werden. Dasselbe Geschoß hat an der Spitze eingefräste schraubenförmige Nuten, die
beim Einschlag des Geschosses bohrerartig wirken sollen. Diese Nuten können, schon
weil sie nur an der Spitze des Geschosses angeordnet sind, eine beachtliche Drehung
des Geschosses unter dem Winddruck nicht erzeugen ; außerdem müssen diese Nuten,
wenn sie auf Grund der dem Geschoß erteilten Drehung eine Bohrwirkung ausüben sollen,
derart angeordnet sein, daß sie für die Ausnutzung des Winddruckes im Sinne einer
Verstärkung der dem Geschoß erteilten Drehung nicht in Betracht kommen.
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Dem Bekannten gegenüber besteht die Erfindung darin, daß der Geschoßboden
mit zur Ableitung des Treibgasdruckes dienenden, von der Bodenmitte zur Bodenringkanteverlaufenden
Rippen mit schraubenförmigen Seitenflächen versehen ist, mit solcher Steigung, daß
sie die Druckgase am Bodenrand in annähernd tangentialer Richtung ableiten. Auf
diese Weise kommt in dem Augenblick, in dem die Reibung des Geschosses an der Laufwandung
aufhört, d. h. das Geschoß die Mündung verläßt, der Mündungsgasdruck auf den Geschoßboden
zur Wirkung und liefert den wirksamen Stoß zur Einleitung des Drehmoments. Da die
Gase bekanntlich schneller sind als das Geschoß, so werden sie noch ein kurzes Stück
hinter der Mündung auf das Geschoß im Sinne der beabsichtigten Drehung einwirken,
diese einleiten und das Überschlagen des Geschosses im Beginn seiner Flugbahn verhindern.
Im Zusammenwirken mit dieser Form des Geschoßbodens sind in an sich bekannter Weise
am Vorderteil des Geschoßkörpers durch schraubenförmige Nuten gebildete Winddruckleitflächen
derart vorgesehen, daß das durch sie erzeugte Drehmoment mit dem durch die Treibgase
erzeugten Drehmoment gleichgerichtet ist. Je mehr die Drehwirkung des Treibgases
abnimmt, um so stärker wird die Drehwirkung des Winddruckes. Das Geschoß steht also
vom Beginn bis zum Ende seiner Flugbahn unter einer gleichgerichteten Drehwi rkung.
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Besonders vorteilhaft wirkt sich die turbinenradartige Gestaltung
des Geschoßkörpers am hinteren Ende für die Ausnutzung der Treibgasströmung und
am vorderen Ende für die Ausnutzung der Windströmung im Sinne der Stabilisierung
des
Geschosses im Flug bei nach dem Pfeilprinzip, vorn schwer, hinten leicht, konstruierten
Geschosses aus, weil das Geschoß sich auf Grund seiner Bauart leicht und gut in
die Flugrichtung einstellt und sich der umgebenden Strömung anpaßt, und zwar bei
Beginn des Fluges der Strömung der Treibgase und später dem diese Strömung ablösenden
entgegengesetzt gerichteten Luftwiderstand. Dadurch werden beide Strömungen auf
dem ganzen Geschoßumfang in vollem Maße für die Geschoßdrehung nutzbar gemacht.
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Der turbinenradförmige Geschoßboden aus Leichtmetall ist zweckmäßig
mittels einer Schraube, welche den den hinteren leichteren Geschoßteil bildenden
Filzpfropfen an den schweren Teil aus Blei befestigt, mit letzterem verbunden.
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Die Zeichnung verangchaulicht den Erfindungsgegenstand beispielsweise.
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Abb. i ist eine Ansicht, Abb. 2 ein Grundriß.
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Der Geschoßboden a hat von der Mitte zum Rand verlaufende Rippen mit
schraubenförmigen Seitenflächen, welche so gestaltet sind, daß das Treibgas beim
Austreten des Geschosses aus der Laufmündung in annähernd tangentialer Richtung
zum Geschoßumfang abgeleitet wird. Der Geschoßboden a ist mittels einer Schraube,
welche auch den leichteren Geschoßhinterteil am schweren Vorderteil b befestigt,
mit letzterem verbunden. Die Außenkante der Rippen des Geschoßbodens liegen annähernd
in einer im Scheitel abgeflachten hugelbaubenoberfläche.
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Der Geschoßvorderteil b aus Blei hat auf seinem Umfang mit gleichen
Zwischenräumen angeordnete Führungsrippen, die zur Längsachse des Geschosses derart
schräg gestellt sind, daß im Flug je eine Seitenfläche der Rippen den Winddruck
sich entgegenstellt und durch den auf diese Rippenflächen ausgeübten Druck das Geschoß
um seine Längsachse gedreht wird. Dabei ist die Schrägstellung der Rippen derart,
daß die durch den Winddruck erzeugte Geschoßdrehung mit der durch den Treibgasdruck
erzeugten Anfangsdrehung gleichgerichtet ist.
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Sofort beim Austritt des Geschosses aus der Laufmündung wird durch
die sich entspannenden und am Geschoßrand mit großer Geschwindigkeit abströmenden
Treibgase durch die gegen die Schaufelflächen der Bodenrippen gerichtete Druckwirkung
ein Drehmoment ar_f das Geschoß ausgeübt, das eine Axialdrehung des Geschosses hervorruft.
Hierdurch und durch die von den Rippen geleitete Strömung der fireibgase in der
Umgebung des Geschosses wird letzteres in seiner Flugrichtung erhalten und eine
ungünstige Gescboßpendelung bei Beginn der Flugbahn verhindert. Wenn nach verhältnismäßig
kurzer Flugstrecke die Treibgasströmung verschwindet, tritt an ihre Stelle der durch
den Geschoßflug erzeugte entgegengesetzt gerichtete Luftwiderstand, welcher einen
gegen die Schrägflächen der Führungsrippen des Geschoßvorderteils gerichteten Druck
erzeugt, der im Sinne einer gleichgerichteten Drehung wirkt und imstande ist, die
durch den kräftigen Stoß der Treibgase beim Freiwerden des Geschosses erzeugte Anfangsdrehung
bis zum Flugende aufrechtzuerhalten, so daß das Geschöß eine genügende Anzahl von
Drehungen ausführt.