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Photomechanisches Verfahren zur Herstellung von Kopiervorlagen für
Schriften, Zahlen, kartographische Zeichen usw. auf Landkarten und Vorrichtung zur
Durchführung des Verfahrens Die manuelle Herstellung der Kartenschrift ist nicht
nur sehr zeitraubend, sie erfordert zudem ausgesprochene Fachkräfte mit langjähriger
Übung. Trotz deren Fertigkeit gelingt es nicht, eine absolute Gleichmäßigkeit über
viele Kartenblätter hinweg zu erzielen. Diese Umstände und die ständig sich wiederholenden
Buchstaben mögen der Anlaß zur Einführung mechanischer Verfahren, insbesondere zur
Verwendung von Buchdruckschriften im Landkartendruck gewesen sein. Durch die Benutzung
des Bleisatzes aber wurde die Kartenschrift abhängig vom jeweiligen Zeitgeschmack
der schriftschaffenden Industrie und von den genormten Kegelgrößen der Schrifttypen.
Dazu kommt, daß die Buchdruckschrift wegen ihrer Starrheit und mangelhaften Anschmiegsamkeit
an das übrige Kartenbild stets als Fremdkörper in diesem empfunden wird. Diese Mängel
weitgehend auszuschalten, ist der Zweck des nachfolgend beschriebenen Verfahrens
und der dabei benutzten Vorrichtung. Das Verfahren gemäß der Erfindung ist gekennzeichnet
durch die Anwendung des Lichtsatzes bei der Gewinnung von Kopiervorlagen bzw. Aufnahmevorlagen
für die Kartenbeschriftung und für einzelne kartographische Zeichen.
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Eine Anwendung des Lichtsatzes bei der Landkartenherstellung ist zwar
schon in der Patentschrift 750 376 vorgeschlagen worden. Gegenstand dieser Erfindung
sind aber starre lichtdurchlässige Lettern, die zu Wörtern auf Satzfeldern zusammengesetzt
werden müssen. Ähnlich können in einem einzigen Belichtungsvorgang auch lichtdurchlässige,
besonders
anzufertigende kartographische Darstellungen, z. B. der
Gesamtverlauf von Grenzen, Wasserläufen u. dgl., kopiert werden. Nachteilig an diesem
Verfahren ist, daß für den Lichtsatz der sich wiederholenden Buchstaben innerhalb
eines Wortes oder eines Textes von jedem einzelnen Buchstaben des Alphabets mehrere
Lettern vorhanden sein müssen und daß infolge der Anwendung der Kontaktkopie eine
Verkleinerung oder Vergrößerung der Vorlage nicht möglich ist.
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Demgegenüber ist die nachfolgend beschriebene Erfindung dadurch ausgezeichnet,
daß das lichtgesetzte Wort bzw. die Zahl ein und derselben Schriftart durch wiederholte
fortlaufende Einzelprojektion der Buchstaben eines einzigen negativen Alphabets,
des sog. Mutternegativs, entsteht. Ein weiterer Vorteil der Erfindung liegt darin,
daß mittels der im nachfolgenden beschriebenen Vorrichtung die einzelnen Buchstaben
und Ziffern beim Lichtsatz in beliebigen Abständen aneinandergereiht werden. Ein
weiterer Fortschritt dieses Verfahrens ergibt sich dadurch, daß nicht nur vorhanden,
sondern auch beliebige Schriftarten oder kartographische Zeichen verwendet werden
können, indem sie für die Herstellung der Mutternegative neu gezeichnet werden;
dabei lassen sich die feinen Aufstriche der in der Kartenschrift häufig vorkommenden
Kursivschrift über die Typenbreite hinaus verlängern, so daß sie im Satz den Stammstrich
des nächsten Buchstaben erreichen, wodurch der Eindru^k eines handgeschriebenen
Wortes entsteht. Weiterhin läßt die unten beschriebene Vorrichtung innerhalb der
Abbildungsgrenzen des Objektivs den Lichtsatz in jeder gewünschten Vergrößerung
oder Verkleinerung zu, während der starre Letternsatz an genormte Schriftkegel gebunden
ist. Nach der Entwicklung des belichteten Materials (Film oder Photopapier) werden
die lichtgesetzten Wörter, Zahlen oder Zeichen herausgeschnitten und auf dem Wege
eines der beiden in der Fachwelt allgemein bekannten Verfahren, der Schriftfilmmontage
auf durchsichtige Folien bzw. Glas oder der geklebten Schriften auf Papier bzw.
Karton weiter verwertet. q.. die Lichtquelle (ebb. x [q.]) in Form einer Leuchtstoff-
oder Elektronenröhre und schließlich der Abdunklungskasten, der sich auf einfache
Art öffnen lassen muß (ebb. i [5]).
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Diese Einzelteile lassen sich an einem normalen Arbeitstisch anbringen.
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b) Die Herstellung des für das Verfahren benötigten Mutternegativs
mit positiven Einstellmarken wird wie folgt ausgeführt: Die Buchstaben der gewünschten
Schriftart mit Zahlen werden zunächst vergrößert gezeichnet, mit Zeilen-, Dickte-
und Ausschlußzeichen versehen und so angeordnet, daß diejenigen Buchstaben, die
im Satz am häufigsten vorkommen, (ähnlich wie im Setzkasten des Buchdruckers) nahe
beisammenliegen. Von dem derart gefertigten Original wird ein verkleinertes Negativ
im Maßstab des Mutternegativs gewonnen, das dann als Kopiervorlage für die Fertigung
des negativen Mutteralphabets und des Positivs (mit Einstellmarken) dient. Auf Tafel
II liegen die positiven Dicktezeichen jeweils in konstanter Entfernung gesondert
neben dem eigentlichen Mutternegativ; sie können aber auch unmittelbar unter dem
negativen Buchstabenbild ang-bracht werden (Tafel I, Abb.4). In letzterem Falle
muß die Einstellmarke des Schiebers unter der Öffnung des Schiebers liegen.
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Bei der Zeichnung der Buchstaben ist zu beachten, daß das Verhältnis
von Breite zur Höhe bei kleinen Schriftgraden ein anderes ist als bei großen. Es
ist deshalb bei der Zeichnung im vergrößerten Maßstab bereits das im endgültigen
Kartenmaßstab auftretende Verhältnis von Breite zur Höhe des Buchstaben zu berücksichtigen.
In der Kartographie reicht für die unterschiedlichen Größen ein und derselben Schrift
in der Regel ein einziges Mutternegativ aus.
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Diese Vorrichtung wird in folgender Weise benutzt: Die bewegliche
Einstellmarke des Schiebers wird in die konstante Entfernung Buchstabe - Dicktezeichen
des 1 Mutternegativs gebracht. Der zu belichtende Film wird in die Kassette gelegt,
die Kassette in das Aufnahmegerät eingeführt, der Kassettenschieb°r ausgezogen und
festgestellt. Schließlich werden Objektiv und Filmebene auf das gewünschte Verjüngungsverhältnis
eingestellt. Bei geschlossenem Abdunklungskasten und eingeschalteter Lichtquelle
kann nun mit folgenden drei sich wiederholenden Bedienungsgriffen gesetzt werden:
r. Einstellung des Mutternegativs. Die Einstellmarke i (Anfang der Dickte) des zu
belichtenden Buchstaben wird mit der Einstellmarke des Schiebers zur Deckung gebracht
(ebb: 2 und 3) ; z. Belichtung durch Auslösen des Verschlusses; dadurch wird das
Negativbild des einzelnen Buchstaben durch die Öffnung des Schiebers auf den Film
projiziert; 3. der Schieber wird unter feststehendem Mutternegativ auf die Einstellmarke
2 (Ende der Dickte) geschoben (ebb. 2 und 3). Nach dem Satz des Wortes oder einer
Zeile wird die Kassette mit Film bei feststehendem Kassettenschieber um die Zeilenhöhe
weitergeschoben, so daß der Film für die Belichtung der nächsten Zeile freigegeben
wird. Die Bewegungen des Schiebers und der Kassette werden mittels Zahnradantrieb
ausgeführt. Nach Abschluß dieses Lichtsatz3s wird die Kassette geschlissen und der
b3lichtete Film entwickelt. Beim gesperrten Satz wird mit den Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens a) Ihre wichtigsten Teile sind: i. das photographische Aufnahmegerät
mit verstellbarem Objektiv cc (eventuell automatischer Fo-.kussierung), Einstellskalen
b für Objekt- und Bildweite ferner mit Blende, Verschluß mit selbsttätigem Aufzug
und schließlich einer verschiebbaren Kassette c mit feststellbarem Kassettenschieber
und auswechselbarer Glas- oder Mattscheibe (Tafel I, Abb. i); 2. das Mutternegativ
mit positiven Einstellmarken (Tafel 1, Abb. i [2] und Tafel II); letztere sind jeweils
in konstanter Entfernung von dem zuständigen negativen Buchstaben angebracht; sie
geben den Zeilenabstand und die Dickte (Anfang und Ende) des Buchstaben mit dem
dazugehörigen Zwischenraumanteil an; das Mutternegativ mit den Einstellmarken wird
mit einer Parallelführung bewegt (über die Herstellung des Mutternegativs wird anschließend
an diesen Abschnitt berichtet) ; 3. der Schieber mit Öffnung und verstellbarer Einstellmarke
(Tafel I, Abb. i [3] und Abb. 3) ;
Ausschlußzeichen des Mutternegativs
in ähnlicher Weise wie mit den Dicktezeichen beim geschlossenen Satz verfahren.
Bleisatz Lichtsatz |
mittels Mutternegativ |
Abdruck auf Barytpapier |
Kontaktnegativ Negativ durch photo- |
graphische Vergröße- |
rung oder Verkleinerung |
Kontaktdiafilm |
Diafilm durch fortlaufendes Aufkopieren der |
Kontaktdiafilm Zeichen |
Die fertigen Schriftdiafilme werden nun mittels Filmmontage auf eine durchsichtige
Kunststoffolie oder Glas weiterverwertet. Dabei werden die einzelnen Wörter aus
dem fertigen Diafilm herausgeschnitten und entweder (bei sehr dünnen Filmen ist
das möglich) unmittelbar in das stumme Grundrißbild der Karte eingeklebt oder auf
einer gesonderten durchsichtigen Folie über dem unterlegten Kartengrundriß montiert.
Zur Einsparung eines gesonderten Druckvorganges werden in letzterem Falle Grundriß-
und Schriftbild durch zwei aufeinanderfolgende Positivkopien auf einer durchsichtigen
Folie miteinander vereinigt, so daß davon durch Kopieren auf Zink oder Aluminium
eine einzige Druckplatte entsteht. Bei besonders schwierigem Farbpasser ist die
Schriftmontage auch auf Glasplatten oder durchsichtige Folien möglich, auf welchen
vorher Blaukopien des stummen Kartenbildes aufgebracht wurden.
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Die Ausführung einer nach dem neuen Verfahren hergestellten Kursivschrift
und Römischen Schrift zeigt der anliegende Kartenausschnitt aus der Schwarzplatte
der neuen Topographischen Karte i : ioo ooo des Bayerischen Landesvermessungsamts
im vergrößerten Bearbeitungsmaßstab i : 50 000 (Tafel III).
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Die beschriebene Vorrichtung kann deswegen in einer so einfachen Form
gebaut werden, weil ihr Gebrauch zunächst für einen ausgesprochenen Spezialzweck
gedacht ist. Dieser besteht in der Regel darin, Wörter, Zahlen oder Zeichen einzeln
oder in kurzen Zeilen abzusetzen. Das Hauptanwendungsgebiet ist demnach die photomechanische
Herstellung der Kartenschrift auf den Druckplatten für den Landkartendruck im direkten
oder indirekten Flachdruck.
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Auch die Anwendung im Tiefdruck, in Verbindung mit dem Handkupferstich
ist möglich. In diesem Falle wird die Kartenschrift zweckmäßig vor der Situation
hergestellt. Die lichtgesetzte Schrift wird auf eine durchsichtige Folie montiert,
mittels Emaillekopie auf Kupfer übertragen und anschließend tiefgeätzt.
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Weitere Anwendungsbereiche sind gegeben, wenn man die Mutternegative
mit häufig wiederkehrenden Kartenzeichen, z. B. mit Zeichen für Nutzungsarten der
Katasterkarten in Inselform, oder mit Zeichen für Die. Vorteile dieser Art von Schriftfilmherstellung
gegenüber den bisher üblichen Verfahren veranschaulicht folgende Gegenüberstellung:
mathematischen Satz ausstattet. Insbesondere der Lichtsatz kurzen mathematischen
Satzes, wie er beim Formblattdruck benötigt wird, dürfte sich gegenüber dem schwierigen
mathematischen Buchdrucksatz vorteilhaft erweisen.
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Zusatzvorrichtung für den Satz in nicht geradlinigen Zeilen Namen
werden in das Kartenbild nicht immer geradlinig, sondern auch oft in Bogenstellung
eingefügt. Die Bogenstellung ist insbesondere bei der Beschriftung von Geländeformen
(vgl. zum Beispiel auf Tafel III die Bezeichnungen ,@Kaitersberg« und »Mittagstein«
usw.) geboten. Namen in Bogenstellung werden nach den bisherigen gebräuchlichen
Verfahren derart in das Kartenbild montiert, daß die Diafilme geradlinig gesetzter
Wörter vor ihrer Montage buchstabenweise einseitig eingeschnitten und in Bogenform
auseinandergezogen werden. Ein anderer Weg ist der, die Wörter in einzelne Buchstaben
zu zerschneiden und diese dann Stück für Stück in Bogenstellung zu montieren.
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Die Erfindung einer zusätzlichen, in Kurvenform beweglichen Platte
mit Projektionsöffnung zu der im Abschnitt I beschriebenen Vorrichtung läßt diese
umständlichen und zeitraubenden Verfahren vermeiden und Wörter im Bogensatz unmittelbar
durch den Lichtsatz gewinnen. Die Aufgabe, die gemäß der Beschreibung des Verfahrens
dem Schieber zukommt, wird b.-im Bogensatz von der in Kurvenform beweglichen Platte,
der sog. Kurvenplatte, übernommen. Tafel IV zeigt z. B. eine derartige Kurvenplatte,
die über der in Ruhestellung befindlichen Schieberöffnung (Tafel I, Abb. 3) kreisförmig
bewegt werden kann. Der Mittelpunkt des Kreises kann mittels zweier verstellbarer
Schlitten Si und .S2 innerhalb der beiden Führungsschienen F1 und F., auf dem Schieber
bzw. auf der drehbaren Kurvenplatte verschoben und festgestellt werden. Diese Möglichkeit
erlaubt das Lichtsetzen von Namen in Kreisbögen mit verschiedenen Radien.
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Das Mutternegativ (Tafel I, Abb.2 bzw. Abb.4) wird beim Lichtsetzen
nach dem im Abschnitt I beschriebenen Verfahren mit der Parallelführung bewegt.
Dabei muß die Parallelführung an der beweglichen Kurvenplatte befestigt sein. Die
Einstellmarke E
(Tafel IV) zur Einstellung der Dickte- und Ausschlußzeichen
der einzelnen Buchstaben, Zahlen usw. befindet sich entweder unter- oder oberhalb
der Projektionsöffnung der Kurvenplatte.
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Das genaue Einhalten der Schriftlinien wird beim Lichtsetzen durch
die Parallelführung in Verbindung mit der waagerechten Linie der Einstellmarke auf
der Kurvenplatte und auf dem Mutternegativ gewährleistet. Befestigt man dagegen
das Mutternegativ in einem erfindungsgemäß besonders anzufertigenden Metall- oder
Kunststoffrahmen, der auf seiner Unterseite in der verlängerten Schriftlinie der
jeweiligen Buchstaben- oder Zahlenreihen eingekerbt ist, und läßt diese Einkerbungen
beim Setzen in die Vorsprünge R1 und R2, die zu diesem Zweck auf der Kurvenplatte
neben der Projektionsöffnung angebracht werden, einrasten, so erübrigt sich die
Parallelführung.
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Schieber und Kurvenplatte können schließlich derart aneinander befestigt
werden, daß sowohl der geradlinige als auch bogenförmige Lichtsatz möglich ist.
Beim geradlinigen Satz wird die Kurvenplatte arretiert und der Schieber verschoben,
beim Bogensatz dagegen der Schieber befestigt und die Kurvenplatte bewegt. Im ersteren
Falle dreht man die Kurvenplatte in die Normalstellung A-B. Die beiden Führungsschienen
F, und F2 liegen unmittelbar übereinander. Ist die Kurvenplatte derart am Schieber
befestigt, kann die Projektionsöffnung des Schiebers nur mehr in der geradlinigen
Richtung C:-D verschoben werden. Beim Bogensatz wird der Schieber zweckmäßig so
arretiert, daß seine Projektionsöffnung senkrecht über dem Objektiv des Aufnahmegeräts
liegt.