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Verfahren zur Herstellung und Verarbeitung pathogener Viren und der
sie begleitenden Stoffe Das Prinzip der Herstellung von Vakzinen gegen durch filtrierbare
Viren verursachte Krankheiten erfordert die Herstellung dieser Viren. Nun lassen
sich diese Viren nur in Gegenwart lebender Zellen in vivo, in vitro, in ovo oder
auch noch in lebenden Organen oder großen Fötusse durch künstliche Impfung kultivieren
(züchten).
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Diese Methoden harn aber im allgemeinen nur eine sehr beschränkte
und in verschiedenen Fällen ungenügende Ausbeute. Besonders die Züchtungsverfahren
in vitro und in ovo haben grundsätzlich den schwerwiegenden Nachteil, die spezifischen
Eigenschaften der Viren zu verändern, so daß sie unbrauchbar werden, ganz abgesehen
davon, daß sie fremde Viren mit den sie begleitenden Proteinstoffen erzeugen können
und dadurch gefährlich sind.
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Als Beispiel für einen Virus, den man in großen Mengen herzustellen
bemüht ist, sei z. Bi. der der Maul- und Klauenseuche erwähnt (aphthöser Virus).
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In diesem besonderen Falle wird der zur Herstellung der (antiaphthösen)
Vakzine dienende Virus im allgemeinen aus Aphthen gewonnen, die auf der Zunge oder
den Schleimhäuten des Gaumens erscheinen. Eine infizierte und geschlachtete Kuh
liefert im Mittel aber nur 4o bis 70 g Virus. Der Herstellungspreis für die
zur Erzeugung von Vakzinen erforderlichen Virusmengen ist also sehr hoch. Außerdem
handelt es sich um ein virulentes, mit verschiedenen Mikroben verunreinigtes Produkt.
Hauptsächlich
aus diesen Gründen wird versucht, eine Kultur (massive) des aphthösen Virus zu erzeugen.
Es wurden daher schon andere Ausgangsstoffe von Rindern, wie Blut, Speichel, dessen
Sekretion durch Drogen angeregt wurde, verschiedene andere Sekrete, Züchtungen von
aphthösen Viren in vivo, begleitet von einem anderen Virus (dem Virus der Vakzine,
Kuhpockenvakzine), so daß ein Brei aus einem Gemisch von zwei Viren entsteht, u.
d-1. verwendet.
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Andere Kulturen in vivo wurden bei anderen Tiergattungen ausgeführt,
aber bei a11 diesen Kulturversuchen in vivo war die Virusausbeute sehr gering, vor
allem bei anderen als den Rindergattungen; der aphthöse Virus erlitt Abwandlungen,
die auf die Herstellung der Vakzine für die Rinder unerwünscht waren.
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Es hat auch nicht an Versuchen gefehlt, den aphthösen Virus für sich
durch Züchtung in vitro herzustellen, sei es durch Kultur auf Schleimhautfetzen
der Zunge von erwachsenen Rindern nach der Infektion in einem hauptsächlich künstlichen
Kulturmedium, sei es durch Züchtung auf kleinen Stücken von Haut von Kuhfötussen
in einem natürlichen Milieu, das den Wert eines Dialysates hat, wie Gehirnflüssigkeit
oder Fruchtwasser von der Kuh.
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Diese beiden Verfahren gestatten, eine Kultur von aphthösem Virus
in genügend großer Menge zu erhalten; es steht aber immer zu befürchten, daß die
Vermehrung des Virus außerhalb des Körpers früher oder später den Eigenschaften
des Virus schadet.
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Die bisher am meisten verwendeten flüssigen Vakzine, die durch Adsorption
an Aluminiumoxyd und Abschwächung durch Formaldehyd und Wärme oder durch andere
Antiseptika oder durch physikalische Mittel, wie ultraviolette Strahlen, @gewonnen
wurden, lassen sich nicht trocknen oder nur in der Kälte bei wenigen Grad Celsius
längere Zeit konservieren, ohne ihre Eigenschaften zu verlieren.
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Da die- Ausbeute an Aphthen stark begrenzt ist, wird vorwiegend versucht,
ein antiaphthöses Vakzin herzustellen unter geringstmöglicher Verwendung von virulenten
Stoffen, z. B. indem zu dem Virus gewisse Substanzen, wie Protamine, gegeben werden.
Aber diese Einschränkung der virulenten Stoffe trägt nicht viel zur Lösung des allgemeinen
Problems der Erzeugung von Viren selbst bei.
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Das Verfahren gemäß der Erfindung gestattet die Gewinnung spezifischer,
sehr virulenter Viren in Mengen von einigen Kilogramm mit Begleitsubstanzen und
gestattet auch ihre pathogene Kraft zu vermindern oder zu unterdrücken und sie alsdann,
gegebenenfalls in trockenem Zustand, zu gewinnen.
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Dieses Verfahren ist allgemein und auf verschiedene Viren von Tieren
und Menschen anwendbar.
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Es besteht darin, bei einem empfänglichen Tier Gewebe in großen Mengen
zu entwickeln, auf dem sich der gewünschte Virus auswählend vermehrt, dann im geeigneten
Augenblick die virulente Infektion auf das Tier zu übertragen und die Masse des
virulent gewordenen Gewebes zu entnehmen und gemäß dem gewünschten Ziel zu behandeln.
Zahlreiche filtrierbare Viren vermehren sich in der Tat nur reichlich und behalten
ihren Charakter nur in den Zellen des ausgewählten Gewebes, z. B. Epithel-, Nerven-
u. d-1. Gewebe. Sie können für bestimmte Gewebe streng auswählend sein und für andere-
wiederum nicht. Weiterhin begünstigen gewisse auswählende Gewebe mehr als andere
die Erzeugung von solchen Stoffen, die den Immunisationsvorgang sichern. Das Verfahren
gemäß der Erfindung nutzt gerade diese Gewebeauswahl zahlreicher Viren aus und schafft
selbst spezifisch-Gewebsmilieubedingungen, die der Virus für seine reichliche Vermehrung
und die Bewahrung seiner Eigenschaften erfordert.
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Die Auswahlgewebe des in Betracht kommenden Virus werden im allgemeinen
aseptisch auf den Fötus oder auch auf ein erwachsenes Tier der gleichen Gattung
oder gegebenenfalls auch einer mehr oder weniger nahe verwandten Art, die ebenfalls
aufnahmefähig ist, übertragen. Die Gewebe werden gewöhnlich zerkleinert und verdünnt,
und die auf diese Weise hergestellten Gewebesuspensionen an einer geeigneten Stelle,
z. B. unter der Haut, in die Unterleibshöhle, in die Brustfellhöhle od. dgl. des
empfänglichen Tieres implantiert. Diese spezifischen Gewebesuspensionen vermehren
sich in einer Art Neubildung sehr schnell und rufen wichtige Reaktionen in diesem
Teil des Wirtes hervor. Es bildet sich auf diese Meise das, was man ein spezifisches
Embryom nennen könnte, das nur aus den normalen Auswahlgeweben des Virus besteht,
z. B. Epithelgewebe, und unter diesen nur solche eines Organs enthält und nicht
die eines anderen, wenn die Affinitäten des zu züchtenden Virus sehr eng begrenzt
sind. Die zur Herstellung der Gewebesuspension verwendete Flüssigkeit kann eine
synthetische oder natürliche Flüssigkeit sein, insbesondere kann sie ganz oder teilweise
aus Fruchtwasser bestehen, in dem der Fötus im Uterus schwimmt.
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Das Fruchtwasser kann so wie es ist verwendet werden oder nach einer
Vorbehandlung, Reinigung oder nach Zusatz verschiedener Stoffe.
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Die Verwendung einer solchen Flüssigkeit erhöht die Masse des Stoffes,
in dem sich der Virus vermehrt.
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Die Gewebesuspension, die in das Tier implantiert wird, kann nicht
nur aus der Haut des Fötus, aus Mundschleimhaut, sondern ganz allgemein aus Organen
bestehen, die epitheliös sind oder nicht. Nach einigen Tagen ist der Virus eingeimpft
in das Tier, sei es durch Elektion, sei es auch gleichzeitig in dtr Masse, die stark
bis zu Gewichten von mehreren Kilogramm bei großem Schlachtvieh, wie z. B. Kühen,
vermehrt werden soll. Der Virus befindet sich so direkt in seinem ausgewählten Gewebemilieu,
das Gewebe ist im übrigen selbst in voller Kultur, so daß sich der Virus sehr aktiv
unter Beibehaltung oder Erhöhung seiner Virulenz vermehrt.
Im übrigen
können der hi sigkeit zur Verdünnung des Virus bestimmte chemische Substanzen oder
biologische -Mittel zugesetzt werden, um seine Virulenz anzuregen und seine Kultur
und die Entwicklung von zur Immunisation nützlichen Produkten zu begünstigen. Diese
Substanzen oder Mittel können auch der Gewebesuspension, die implantiert wird, zugesetzt
werden.
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Diese virulente Masse läßt sich nach einer geeigneten Zeit leicht
entfernen und ergibt eine Virusausbeute von einem Tier, die sonst nur die ausgewählten
Gewebe von Dutzenden, sogar Hunderten der gleichen Tiere ergeben würden. Die auf
diese Weise in einigen Tagen gewonnene virulente Masse mit all ihren Eigenschaften
und mit allen Begleitsubstanzen wird zur Überführung in eine Vakzine oder eine Injektionsmasse
für Tiere zur Gewinnung eines Antiserums behandelt. Sie kann, nachdem sie zerkleinert
wurde, so wie sie anfällt verwendet werden, oder der Virus wird durch verschiedene
physikochemische Mittel extrahiert: schließlich wird die virulente 'lasse gegebenenfalls
adsorbiert und die Virulenz durch physikalische, chemische oder biologische Mittel
herabgesetzt. Gegebenenfalls ist aber auch keine Abschwächung erforderlich.
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Obgleich das Verfahren gemäß der Erfindung allgemein anwendbar ist,
sei es nachstehend noch im einzelnen für die Herstellung des Virus der Maul- und
Klauenseuche beschrieben.
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Die wesentlichsten Stufen sind die Herstellung und Implantation der
spezifischen Gewebesuspension, das Einimpfen des Virus und die Gewinnung und Herstellung
der virulenten Materie. Die Gewebesuspension besteht im wesentlichen aus Epithelgewebe
der gleichen Gattung, aseptisch gewonnen aus Fötussen von geschlachteten Kühen,
z. B. aus großen Schlachthäusern. Die ganzen Uteri, die ohne besondere Vorsichtsmaßnahmen
gewonnen wurden, werden gewaschen, abgetrocknet und desinfiziert, z. B. in einem
Jodbad. Sie werden dann aseptisch geöffnet und der Fötus entfernt. Die gesamte Haut
des Fötusse, die noch unbehaart ist, wird zurechtgeschnitten, und die Schleimhäute
des Gaumens und der Zunge werden entfernt. Es können hinzugefügt werden Lungen,
Hoden, Nabelschnüre, Thymusdrüsen und im Notfall auch Organe von großen Fötussen,
selbst kurz vor der Geburt. Alle diese Organe werden in Stücke geschnitten, in einer
physiologischen Flüssigkeit gewaschen, um sie so weit als möglich von dem anhaftenden
Blut zu befreien. Insbesondere die Lungen dürfen nur genommen werden, nachdem die
großen Fötusse ausgeblutet sind und nachdem ein Strom einer physiologischen Flüssigkeit
durch die Gefäße gedrückt wurde, um alles Blut zu vertreiben. Die Thymusdrüsen,
die Lungen und andere Organe von jungen oder erwachsenen Tieren lassen sich zwar
auch verwenden, jedoch sind die Vorsichtsmaßregeln zur Entfernung des Blutes und
zur aseptischen Behandlung ziemlich schwierig einzuhalten.
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Werden die Organe von erwachsenen Tieren verwendet, die im allgemeinen
verunreinigt sind, wie z. B. die Schleimhaut der Zunge, die Schleimhaut des Pansen
u. dgl., die ein gutes Kulturmilieu darstellen, so müssen sie durch Antiseptika,
antibakterielle Substanzen, wie Antibiotika u. dgl., desinfiziert werden. Diese
Organe lassen sich vor ihrer Verwendung eine gewisse Zeit in der Kälte lagern. Die
Organstücke werden aseptisch durch einen Fleischwolf getrieben und dadurch in einen
feinen Brei übergeführt. Dieser Brei wird mit einer stabilen physiologischen pyrogenfreien
Flüssigkeit z. B. auf das Doppelte verdünnt. Die physiologische Flüssigkeit enthält
Puffersubstanzen und hat ein geeignetes pH von z. B. 8,2, so daß die Gewebesuspension,
die selbst sauer ist, auf ein PH nahe dem Neutralpunkt gebracht wird. An Stelle
der physiologischen Flüssigkeit kann auch rohes oder modifiziertes Fruchtwasser,
wie es oben beschrieben wurde, verwendet werden. Zu einer derart aseptisch hergestellten
Suspension können gegebenenfalls geeignete Mengen antibakterieller .Mittel, z. B.
Antibiotika, zugesetzt werden.
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Diese Suspension wird dann der Kuh, die ein geeignetes Aufnahmetier
im gegebenen Beispiel ist, injiziert. Die Implantation der Gewebesuspension wird
aseptisch unter die Haut vorgenommen, die vorher zweckmäßig rasiert und durch Einblasen
sterilen Luft abgelöst wurde, oder erfolgt in die Bauchhöhle durch intraperitonale
Injektion. Gesunde Kühe vertragen derartige aseptische Implantationen von mehreren
Litern ohne Schaden. Es ist auch möglich, eine derartige Suspension, die aus Geweben
einer Rinderart gewonnen wurde, auf einem empfänglichen Wirt einer anderen Gattung,
z. B. auf ein Schwein, zu implantieren.
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Die Infektion mit dem aphthösen Virus tritt einige Tage, z. B. 3 oder
q. Tage, nach der Implantation ein. In diesem Augenblick hat sich das spezifische
Embryour gebildet, die zersetzten Zellen scheiden sich aus, die anderen vermehren
sich, das pH ist das der Körperflüssigkeit der Kuh. Die geeignete Dosis des Virus
wird vorher bestimmt und mit einer geeigneten Menge gepufferter physiologischer
Flüssigkeit verdünnt und in einem Embryour selbst unter der Haut an verschiedenen
Punkten oder in die Bauchhöhle eingeimpft. Zu gleicher Zeit kann die Kuh eine virulente
Impfung in die Zungenschleimhaut erhalten, entsprechend dem klassischen Vorgehen
bei der experiellen Übertragung des aphthösen Fiebers bei diesem Tier, oder die
Infektion kann auf andere Weise oder auch durch Ansteckung von einem bereits von
der Krankheit befallenen Tier erfolgen.
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Je nach den gegebenen Umständen kann die Impfung durch ein klassisches
Verfahren, z. B. durch Impfung mit dem aphthösen Virus in die Mundschleimhaut oder
durch Übertragung der Krankheit durch natürliche Ansteckung, die Impfung in die
Masse des Embryours ersetzen.
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Diese virulente Impfung in die Mundschleimhaut gestattet sehr leicht,
die Entwicklung auf der geimpften Kuh zu verfolgen und das virulente Embryour im
günstigsten Augenblick zu entnehmen. Es ist weiterhin möglich, die Virulenz des
' ""'in<dern ihm erfindungsgemäß |
v (3 |
on Art der Polysaccharide |
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die an dem normalen Stoff- |
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'n die reichlich in den Geweben, |
E podermis, den Schleimhäuten, |
Inorpen, |
den Schleim sekretierenden Geweben |
F |
u. dgl., gefunden werden, wie z. 1i. tiyaluronsäure und deren Schwefelsäureester,
wie sie unter dem Namen Chondroitinschwefelsäure bekannt sind, schwefelsaures Mucoitin
und Stoffe, die sich davon ableiten. Auf diese Weise modifizieren geeignete Extrakte
dieser Gewebe oder Heparin, das eine Substanz ist, die viel Schwefelsäureester (schwefelsaures
Mucoitin) enthält, bereits in geringen Mengen die Kultur und die Virulenz. Es lassen
sich auch Mucine anwenden, deren prosthetische Gruppe auch aus schwefelsaurem Mucoitin
besteht. Die geeigneten Extrakte oder das Heparin oder die Mucine können einfach
der Verdünnungsflüssigkeit für den Virus zur Zeit der Impfung zugefügt werden oder
werden in das spezifische Embryom vorher oder nachher injiziert. Man kann weiterhin
dem Virus mit der Verdünnungsflüssigkeit oder durch Injektion in das Einbryom andere
Substanzen oder biologische Mittel zuführen, die geeignet sind, entweder die Viruskultur
oder die Entwicklung von Substanzen zu begünstigen, die äußerlich den Ablauf und
die Immunisation gegen die durch diesen Virus bewirkte Infektion fördern, und zwar
durch bestimmte, geeignet ausgewählte Mikroben, die von dem Aphthengewebe auf der
Zunge der von der Maul- und Klauenseuche befallenen Tiere stammen und eine Art Nekrobiose
hervorrufen können, und entweder von dem Gewebe isoliert oder mit diesem Gewebe
zusammen zur Anwendung gelangen.
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Die Krankheit entwickelt sich, und die ganze Masse des spezifischen
Embryours dient als außerordentlich günstiges Kulturmilieu für den aphthösen Virus.
Diese :Masse wird aseptisch entfernt, und zwar in einem durch die Entwicklung der
Krankheit nach dein Zustand der Aphthen entsprechend der Temperaturkurve und dem
angestrebten Ziel festgestellten Zeitpunkt; die Entfernung kann mit Verzögerung
vor sich gehen, damit die Virulenz schon durch die Abwehrreaktionen des Organismus
herabgesetzt ist.
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Die so behandelte Kuh ergibt eine Ausbeute an virulentem Material,
die im allgemeinen größer ist, als die injizierte Menge an Gewebesuspension. Die
vorgenommene Implantation ruft eine Gewebereaktion des Tieres hervor und eine reichliche
Sekretion von wäßriger Flüssigkeit. Auf diese Weise bildet das spezifische Embryour
unter der Haut ein sehr voluminöses Ödem oder in der Bauchhöhle ein Sekret von mehreren
Litern Bauchwasser. Dieses gesamte Material ist äußerst virulent, es soll unter
möglichst geringer Verunreinigung mit Blut gewonnen werden. Es lassen sich z. B.
leicht in einigen Tagen ro kg oder mehr der sehr virulenten Materie aus einer einzigen
Kuh gewinnen. Dieser Stoff überträgt die Krankheit durch Impfung auf andere Kühe,
z. B. in einer Verdünnung von ro-s, was einer ungeheuren Menge an Viren entspricht.
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Die entfernten virulenten Gewebe werden dann in geeigneter Weise antiseptisch
behandelt. Sie werden untersucht und zerkleinert, Fetteile, Fasern oder blutige
Gewebe werden verworfen. Die Stücke werden zu Brei zerkleinert und dann weiterhin
so vollständig als möglich, d. h. bis die Zellen selbst aufgeschlossen sind, zerkleinert.
Diese Arbeiten werden bei tiefen Temperaturen durchgeführt, und zwar mit den verschiedensten
Emulgiervorrichtungen und Homogenisatoren, die mit großer Geschwindigkeit umlaufen,
gegebenenfalls unter Einfrierung und Auftauung, so daß die Zellen platzen, und/oder
mit Hilfe von Ultraschall oder anderen Mitteln. Schließlich werden die zerkleinerten
Zellen mit virulenten Flüssigkeiten vermischt, die von dem Tier zu gleicher Zeit
wie die virulenten Gewebe gewonnen werden, wie z. B. Üdemflüssigkeit, Bauchwasser
u. dgl., die Mischung filtriert und zentrifugiert, um die letzten Reste an Zellen
und Fasern zu entfernen, worauf das virulente Rohprodukt erhalten wird. Dieses Produkt
wird entsprechend dem angestrebten Ziel behandelt. Es kann so, wie es anfällt, verwendet
werden oder zur Herstellung verschiedener getrennter Fraktionen dienen. Alle diese
Operationen werden aseptisch und bei tiefen Temperaturen durchgeführt. Durch konzentrierte
Natriumchloridlösung (einfach oder doppelt molar und Ausfällung mit destilliertem
Wasser) läßt sich die Desoxyribonucleoproteinfraktion extrahieren und die Ribonucleoproteinfraktion
durch Ansäuern gewinnen. Die gesamten Nucleoproteine (Desoxyribonucleoproteine und
Ribonucleoproteine), vergesellschaftet mit anderen Proteinen, können auch durch
Cer- oder Lanthanchloridlösung ausgefällt, durch Filtration sterilisiert und verdünnt
werden.
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Die Globulinfraktion, enthaltend die Globuline, kann durch Zusatz
von 5oo/oigem Äthylalkohol in der Kälte bis zu einer Konzentration von 25°/a ausgefällt
«-erden. Die gesamten Proteine können durch reines Dioxan oder ein Gemisch von 96o/aigem
Alkohol zu gleichen Teilen mit reinem Dioxan im Verhältnis von 3 Teilen dieser Mischung
auf ein Teil des Rohproduktes ausgefällt werden. Die Ausfällung kann auch durch
Azeton oder Ammoniumsulfat oder andere Stoffe erfolgen; aber die Ausfällung ist
kaum vollständig; außerdem verursacht die Verdünnung und Aussalzung eine schädliche
Zerlegung der Proteinkomplexe.
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Naturgemäß können auch andere Verfahren zur Extraktion der verschiedenen
Fraktionen angewendet werden. Die verschiedenen Fraktionen und der Gesamtrückstand
können durch Trocknung im Vakuum bei tiefer Temperatur konserviert werden (Lyophilisation).
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Das konzentrierte oder verdünnte Rohprodukt oder die extrahierten
aktiven Fraktionen können dann entsprechend dem angestrebten Ziel weiterbehandelt
werden. Sie lassen sich z. B. an Adsorptionsstoffen adsorbieren, ihre Virulenz läßt
sich
herabsetzen, und sie können dann getrocknet oder lyophilisiert
werden.
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Wird eine Adsorption durchgeführt, so kann sie nach der klassischen
Methode an Aluminiumoxydgel erfolgen. Es läßt sich aber auch eine gute Adsorption
erzielen, wenn das virulente Rohprodukt oder die daraus hergestellten Extrakte zusammen
mit einer Reihe von Adsorbentien (für sich oder im Gemisch) bei einem geeigneten
pH-Wert in einem Puffersystem aus Phosphat oder Glykokoll und Soda behandelt werden.
Als solche Adsorbentien kommen in Frage: Gummiarabikum oder andere in Wasser lösliche
Gummiarten, verkleisterte Stärke, Glykogen, Zuckerbildner, Polyvinylpyrrolidon oder
andere organische, anorganische oder biologische Substanzen. Es lassen sich auch
Gummizubereitungen oder verschiedene in Wasser lösliche Adsorbentien mit einem Puffersystem
verwenden, denen eine geringe Menge alkoholischer oder natronsalzhaltiger Lösung
zugesetzt wurde, wie Mastixgummi oder Gummigutti. Es bildet sich ein sehr homogenes
adsorbierendes System, das in Form von Bruchstücken trocken erhalten werden kann,
die nicht am Glas haften und sich in Wasser schnell lösen. Alle diese Zubereitungen
müssen naturgemäß aseptisch sein. In dem Rohprodukt sind aber immer neben den virulenten
Nucleoproteinen unbedeutende Mengen von Proteinen und anderen Körpern, gegebenenfalls
vergesellschaftet mit dem Virus, enthalten. Diese nicht zerlegten Stoffe stellen
im Hinblick auf den Virus einen natürlichen adsorbierenden Komplex dar, der berücksichtigt
werden muß, sei es hinsichtlich seiner Gesamtheit oder sei es hinsichtlich der Ausfällung
in Gegenwart anderer zugesetzter adsorbierender Stoffe. Der Virus kann auch an spezifischen
Proteinen, die gegebenenfalls denaturiert und mit anderen zugesetzten Stoffen assoziiert
sind, adsorbiert werden.
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Ein Adsorbens, das ausgezeichnete Ergebnisse liefert, besteht aus
Speichel. Soll z. B. ein Virus der Maul- und Klauenseuche zur Herstellung eines
Vakzins dienen, so wird eine große Menge des Speichels der gegebenenfalls von der
Maul- und Klauenseuche befallenen Tiere, z. B. von Kühen, verwendet. Die Sekretion
des Speichels dieser Tiere läßt sich durch Injektion einer geringen Menge Pilocarpin
anregen. Der erhaltene Speichel läßt sich gegebenenfalls durch Dekantation, Zentrifugation
oder Filtration klären.
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Dieser Speichel läßt sich vor der Infektion durch Mikroorganismen
durch Zusatz antibakterieller oder antibiotischer Stoffe oder durch Sulfonamide
oder Antiseptika schützen. Von den zahlreichen verwendbaren Antiseptika seien beispielsweise
genannt Trikresol, isomere Kresole, Phenol, Formaldehyd, Thymol, Toluol und andere
bekannte antiseptische Mittel.
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Diese Antiseptika können jedes für sich oder in Gemischen verwendet
werden. Der Speichel kann aber auch durch physikalische Mittel, Erwärmung nach Alkalisierung,
Ultraviolettbestrahlung, gegebenenfalls unter gleichzeitiger Einwirkung ehemischer
Mittel, sterilisiert werden. Er muß während der Lagerung durch Soda genügend alkalisiert
sein und wird bei Gebrauch durch Säurezugabe wieder auf sein ursprüngliches pH zurückgeführt.
Der Speichel kann einer oder mehreren der adsorbierenden vorgenannten Substanzen
oder Präparationen zugesetzt werden.
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Dieser Speichel, der ein ausgezeichnetes Adsorbens darstellt, wird
mit einem virulenten Produkt gemischt, das von spezifischen Embryouren oder aus
einer anderen geeigneten Virusquelle, wie z. B. Aphthen, stammt. Der Speichel selbst
dient nicht als Virusquelle.
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Die Verwendung des Speichels, der von einem gesunden oder von einem
von der Maul- und Klauenseuche befallenen Tier stammt, ist deswegen noch besonders
interessant, weil er nicht nur adsorbierende Eigenschaften hat, sondern während
der Trocknung oder der Lyophilisation eine Schutzwirkung auf die Eigenschaften des
Virus, insbesondere auf die antigenen Eigenschaften der Virusvakzine oder die aus
der virulenten Materie extrahierten Fraktionen, ausübt. Der Speichel kann weiterhin
als Verdünnungsflüssigkeit der trockenen Vakzine dienen, wenn diese Vakzine einem
Tier injiziert werden sollen. Der als Verdünnungsflüssigkeit verwendete Speichel
kann durch eine geeignete Erhitzung antiseptisch gemacht oder sterilisiert werden.
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Die Adsorption kann auch auf Milch erfolgen, die durch physikalische
oder chemische Mittel vollständig sterilisiert wurde und die für sich oder gemischt
mit anderen Adsorbentien, insbesondere Speichel, Gummiarten, Kunststoffen u. dgl.,
verwendet wird. Die Milch schützt auch die Eigenschaften des Virus während der Lyophilisation
oder während der Trocknung bei niederen Temperaturen.
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Die ädsorbierenden Zubereitungen können für sich oder in Gemeinschaft
mit anderen Stoffen verwendet werden, von denen der wichtigste das Glyzerin ist,
das beim Schutz der Virusvakzine mithilft.
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Nach der Lyophilisation wird ein wasserfreies, leicht salbenartiges
Material infolge der Gegenwart des Glyzerins erhalten.
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Die Abschwächung der virulenten Masse in nicht zerlegter Form als
natürlicher Komplex oder in seinen einzelnen Fraktionen kann auf Grund klassischer
Methoden erfolgen, durch die Einwirkung verschiedener Antiseptika in geeigneten
Dosen, Zeiträumen und bei geeigneten Temperaturen, z. B. durch Formaldehyd, oder
allein durch physikalische Mittel, wie erhöhte Temperaturen, Ultrav iolettbestrahlungen
u. dgl.
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Aber gemäß der Erfindung lassen sich auch andere Verfahren anwenden;
so erniedrigt unter geeigneten Bedingungen reines Dioxan oder Mischungen von Äthylalkohol
und reinem Dioxan, die bereits oben erwähnt wurden, gegebenenfalls gemeinschaftlich
mit antiseptischen Mitteln, die Virulenz in den Rohprodukten oder in dem Aphthenbrei,
sofern diese klassische Quelle zur Gewinnung
des aphthösen Virus
dient, und zwar unter Schonung der immunisierenden Eigenschaften. Auch bestimmte
chemische Substanzen, die in dem Organismus als Ergebnis eines enzymatischen Abbauprozesses
existieren, sind von Bedeutung für die Abschwächung der Viren. So können die Polysaccharide,
die normalerweise im Überschuß in bestimmten Geweben, insbesondere in der Haut,
vorhanden sind, auf die bereits hingewiesen wurde und von denen einige die Virulenz
und die Bildung der Viren aktivieren, unter Einwirkung bestimmter Enzyme. wie Schleimenzymen
oder anderen, oder durch Hydrolyse Substanzen frei machen, die die virulente Materie
inaktivieren oder neutralisieren. Dies geschieht z. B. durch d-Glucuronsäure oder
durch einige ihrer Abkömmlinge, z. B. d-Glucuron, und Glucosamin oder seine Derivate,
wie z. B. \-Acetyl-d-Glucosamin, oder einfach auch durch das Chlorhydrat des Glucosamins
oder durch Galakturonsäure. Diese Körper sind für diesen Verwendungszweck nicht
toxisch. Es genügt, diese Körper, namentlich das Chlorhydrat des Glucosamins, der
virulenten Materie zuzusetzen, um eine ausreichende Abschwächung oder Neutralisation
zu bewirken. Solche Körper, wie das Glucosamin oder seine Abkömmlinge, das d-Glucuron,
die d-Glucuronsäure oder Galakturonsäure oder andere verwandte Körper, die sich
davon ableiten, können den Zubereitungen der virulenten Materie und des Adsorptionsmittels,
von denen bereits gesprochen wurde, zugesetzt werden und vermindern in genügender
Weise die Virulenz. Diese Körper, die im Stoffwechsel des Organismus erscheinen,
können in entsprechender Weise auch auf andere Ouellen für virulente Materialien,
wie z. B. aus Aphthen, deren man sich nach der klassischen Methode als Quelle für
den apluhösen Virus bedient, einwirken. Es sei noch darauf hingewiesen, daß die
Gummiarten, insbesondere Gummiarabikum, die in diesen Zubereitungen verwendet werden,
verschiedene Kohlenhdrate enthalten, insbesondere Pectosen und die' Glucuronsäure,
die unter gewissen Bedingungen bei der Herabsetzung der Virulenz mitwirken können.
Außerdem haben diese Zubereitungen aus geeigneten chemisch-biologischen Körpern,
die eine Abschwächung oder Neutralisation des Virus bewirken, und die Adsorbentien,
von denen bereits gesprochen wurde, oder andere injizierbare andere Adsorbentien
verzögernde Wirkung und werden langsam resorbiert und können günstige Reaktionen
im Immunitätszustand bewirken. Die Virulenz kann auch durch biologische Ab@v ehrkräfte
des Organismus herabgesetzt werden, wenn eine verzögerte Entfernung der Gewebemasse
erfolgt.
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Die Abschwächung der virulenten Materie kann nicht nur durch die bisher
erwähnten Körper und Stoffe erfolgen, sondern auch durch die Anwendung eines oder
mehrerer dieser Körper, wie von Trikresol, isomeren Kresolen, quaternären Ammoniumabkömmlingen,
Abkömmlingen der p-Aminobenzoesäure, der p-Chlorbenzoesäure, des Oxychinolins, des
Phenols, Thymols, Toluols u. dgl. Die Wirkung eines oder mehrerer dieser antiseptischen
Mittel kann durch physikalische Mittel, wie durch eine gelinde Erwärmung, eine Ultraviolettbestrahlung
u. dgl., unterstützt werden.
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Die nicht mit Bakterien von einer gewöhnlichen Infektion verunreinigte
virulente Materie, die in einigen Tagen in Mengen von Kilogramm erhalten wird und
zubereitet, gegebenenfalls adsorbiert und abgeschwächt ist, kann im übrigen entweder
im flüssigen Zustand oder bei niederen Temperaturen getrocknet oder im Vakuum bei
niederen Temperaturen sublimiert oder lyophilisiert sind, konserviert werden. Man.
kann sie auch in Pulver- oder Tablettenform herstellen und z. B. in versiegelten
Tuben in Vakuum oder unter Stickstoff aufbewahren.
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Die einfache Trocknung und Lyophilisation, d. h. die Sublimation,
die eine Trocknung gestattet, werden vorzugsweise nach Zusatz von Schutzstoffen,
insbesondere Speichel, gegebenenfalls zusammen mit den bereits erwähnten Adsorptionsmitteln,
durchgeführt. Die einfache Trocknung ebenso wie die Lyophilisation können auch nach
Zusatz von Milch erfolgen, die zur vollständigen Sterilisierung einer Behandlung
mit physikalischen oder chemischen Mitteln unterworfen wird, und zwar für sich oder
im Gemisch mit anderen Adsorbentien. Die Milch schützt die Eigenschaften des Virus
während der Lyophilisation oder der Trocknung. Die virulente Materie kann auch als
Injektionsmittel für Tiere verwendet werden, nachdem sie mehr oder weniger abgeschwächt
wurde, so daß sich im Blut und anderen Flüssigkeiten spezifische Substanzen oder
Antikörper bilden. Derartige Sera, die Antikörper oder Antiseren enthalten, eignen
sich zum zeitweiligen Schutz anderer Tiere vor der durch den Virus bedingten Krankheit.
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Die Erfindung ist aber nicht auf die Einzelheiten, wie sie für die
Maul- und Klauenseuche beschrieben wurde, beschränkt. Diese Einzelheiten lassen
sich im Rahmen der Erfindung modifizieren. Die Erfindung ist allgemein auf die Herstellung
und Behandlung verschiedener virulenter Stoffe anwendbar.
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Die Gewebe, die implantiert werden, sind gemäß den besonderen Affinitäten
des Virus, der erzeugt werden soll, auszuwählen, und gegebenenfalls werden begünstigende
Substanzen injiziert, z. B. für einen bestimmten diffinierten Virus Cholin, Guanidin
u. dgl.