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Verfahren zum Einkleben von lösemittelplastischem Versteifungsmaterial
in Bekleidungsgegenstände zur Dauerversteifung von Bekleidungsgegenständen, z. B.
Kragen von Herrenhemden und Damenblusen, hät sich die Verwendung solcher Einlagen
gut bewährt, welche einen ausreichenden Anteil von unter dem Einfluß organischer
Lösungsmittel plastifizierbaren Fasern und/oder Fäden, z. B. aus Cellulosederivaten
oder gewissen Kunstharzen, neben in dieser Beziehung indifferentem Material enthalten.
Auf diesem Prinzip beruhen z. B. die recht allgemeiner Verwendung fähigen filzartigen
Werkstoffe gemäß Patentschrift 727 393; andere, vorzugsweise auf die Zwecke
der Wäscheindustrie gerichtete Steifeinlaa n enthalten die plastifizie@rbare Komponente
in Form von Fäden.
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Das Einkleben .der in dem erläuterten Sinne aufgehauten Steifeinlagen
in Bekleidungsgegenständekann in der Weise erfolgen, daß erstere, oder in manchen
Fällen auch erst die Kombinationen,. mit einem Lösungsmittel für das plastifizierbare
Material, z. B. Aceton oder Methylacetat, durchfeuchtet werden, worauf sich eine
Druck- und Wärmebehandlung der ausgerüsteten Stücke anschließt: Hierdurch erfolgt
eine mehr oder weniger feste Verklebung der Steifeinlage mit dem zu versteifenden
Material. Dieser bislang vorwiegend angewandten Methode haften verschiedene Nachteile
an: Einmal tritt dabei oft ein Durchschlagen des Klebematerials durch die betreffenden
Stoffschichten ein, so daß beispielsweise derart hergestellte Wäschekragen fleckig,
insbesondere an den Rändern (Sägeränder), sind, ein Übelstand, der einte Nachbehandlung
der versteiften Stücke erforderlich macht. Vor
allem aber handelt
es sich bei den in Betracht kommenden Lösungsmitteln um toxische und leicht brennbare,
besonderen gewerbepolizeilichen Bestimmungen unterliegende Stoffe, deren Dämpfe
eine große gesundheitliche Gefährdung der in der einschlägigen Industrie beschäftigten
Personen darstellen, wodurch kostspielige Schutzmaßnahmen erforderlich werden. Schließlich
läßt es sich nicht vermeiden, daß etwaige Farbgebungen des zu versteifenden Materials
gegenüber den unbehandelten Teilen des betreffenden Bekleidungsgegenstandes beeinträchtigt
werden, so daß in dieser Beziehung beispielsweise Hemd und zugehöriger versteifter
Kragen nicht mehr zueinander passen.
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Den erläuterten Nachteilen kann bis zu einem gewissen Grad begegnet
werden, wenn. man, wie es mancherorts geschieht, zur Verklebung nicht vollkommene
Löser für das plastifizierbäre Material verwendet, sondern solche Lösungsmittel
bzw. Lösungsmittelgemische, die, wie z. B.. im Fall von Cellulasederivaten Alkohol-Aceton-Wasser-Gemische,
nur ein unvollkommenes Lösungsvermögen für jenes besitzen. Sowohl die Tendenz zum
Durchschlagen des Klebestoffes als auch die Feuergefährlichkeit werden dadurch zwar
-herabgesetzt; andererseits aber leidet infolge der unvollkommenen Klebevorgänge
die Haftfestigkeit der Steifeinlagen, so -daß auch diese Variante der Verklebung
keineswegs als ideal bezeichnet werden kann.
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In der Wäscheindustrie sind, um diese Mängel der lösemittelplastischen
Verklebung auszuschalten, Steifeinlagen auf der Grundlage von auf z. B. Baumwollgeweben
aufgestrichener wasserlöslicher Kleber, z. B. Methylcellulose, entwickelt worden,
bei denen also der Verklebungsvorgang durch- eine Heißwasser- oder Wasserdampfbehandlung
bewerkstelligt werden. kann. Auf diese Weise vermeidet man, zwar -die Nachteile
der Verwendung flüchtiger organischer Lösungsmittel, erhält aber eine Wäscheversteifung,
welche nicht waschbeständig ist und damit schon nach wenigenWaschbehandlungen illusorisch
wird.
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Es wurde nun gefunden, daß sich die geschilderten Mißstände, die .den
verschiedenen bislang zur Herbeiführung einer waschbeständigen Versteifung angewandten
Methoden anhaften, umgehen lassen, wenn man, ausgehend von Steifeinlagen, welche
einen ausreichenden Anteil an unter dem Einfluß organischer Lösungsmittel plastifizierbaren
Fasern und/oder Fäden neben in dieser Beziehung indifferentem Material enthalten,
die Einklebung derselben in die auszurüstenden Bekleitdungsgegenstände unter Anwendung
wäßriger Lösungen oder Emulsionen solcher geeigneter organischer Lösungsmittel ?durchführt,
-deren Siedepunkte höher bzw: Verdampfungsgeschwindigkeiten .geringer als die des
Wassers sind. Als Beispiele für derartige Löser seien Glykoläther, Diacetonalkohol
und- Cyclohexanon genannt; über ihre Eignung in bezug auf das Steifmaterial entscheidet
leicht ein entsprechender Versuch. Sie müssen in Wasser löslich sein oder mit diesem
beständige Emulsionen ergeben, gegebenenfalls in Gegenwart nicht störender Mengen
von geeigneten Lösungsvermittlern bzw: Emulgatoren oder Stabilisatoren.
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Das Verfahren der Erfindung beruht auf der Erkenntnis von der folgenden
Wirkung der erfindungsgemäß anzuwendenden Lösungen bzw. Emulsionen: Der beider Verfestigung
mit ihnen durchfeuchteter Steifeinlagen bzw. Kombinationen aus jenen und den zu
versteifenden Bekleidungsstücken, welche in üblicher Weise durch kurzdauernde Wärme-
und Druckeinwirkung vorgenommen wird, primär entwickelte Wasserdampf bewirkt zunächst
eine Verdrängung oder einen Aufschluß vorhandener Appreturs.chichten bzw. anderer,
die Verklebung abschirmender Filme auf dem Fasermaterial der zu verklebenden Stoffschichten.
Die durch den aus der Lösung bzw. Emulsion austretenden Löser gelatinierten Bezirke
des plastifizierbaren Materials können sich also nunmehr mit den so freigelegten
Schichten des zu versteifenden Materials viel leichver verbinden als nach den bisher
üblichen Methoden, wodurch sich eine Einsparung an Plastifizierer ergibt. Berücksichtigt
man zudem die hohen physikalischen Konstanten derselben, so wird es ohne weiteres
verständlich, daß, wie zahlreiche Reihenversuche ergeben haben, bei stark erhöhter
Haftfestigkeit kein Durchschlagen des Lösers mehr eintritt. Der Nachteil der Feuergefährlichkeit
und Toxizität entfällt gemäß den Eigenschaften der erfindungsgemäß anzuwendenden
Löser völlig. Die Haftfestigkeit und das äußere Ansehen der fertigen Stücke sind
bedeutend besser als bei den nach den bisherigen Versteifungsmethoden erzielten
Produkten. Außerdem wind bei idem (hier in Anwesenheit von Wasser erfolgenden Bügeleffekt
die Faser viel mehr geschont, als wenn die betreffenden Blekleidungsgegenstände
in trockenem Zustand der Druck- und Wärmebehandlung ausgesetzt sind, wie das bei
der Anwendung niedrigsiedender organischer Lösungsmittel zur Herbeiführung der Verklebung
praktisch der Fall ist. Durch die genannten Vorteile, welche sich durch das Verfahren
der vorliegenden Erfindung ergeben, besitzt dieses in Anbetracht des großen Umfanges
und der Mannigfaltigkeit der an Bekleidungsgegenständen vorgenommenen Versteifungen
eine erhebliche technische Bedeutung. Beispiel i Geeignete Zuschnitte eines nach
dem Verfahren der Patentschrift 727 393 aus 35 Gewichtsteilen Celluloseacetatfasern,
45 Gewichtsteilen Zellwolle und 2o Gewichtsteilen eines Polyglycerinesters (Glyacol)
hergestellten Werkstoffes werden zur Verwendung als Steifeinlagen für Wäschekragen
mit einer q.oo/oigen wäßrigen Lösung von Diacetonalkohol so durchfeuchtet, daß sich
das Gewicht des Materials auf das Doppelte erhöht. Nach dem Einbringen der so vorbereiteten
Steifeinlage in den Kragen wird die Kombination unter der Presse während
30 Sekunden bei i5o° einem Druck von 3 kg/cm2 ausgesetzt.
Man
erhält eine sehr fest haftende Versteifung, deren Abreißfestigkeit etwa doppelt
so hohe Werte zeigt wie bei der Anwendung von z. B. Aceton als Gelatinierungsmittel.
, Beispiel z Eine aus einem gleichteiligen Mischgewebe von Cellulosediacetatfäden
einerseits und Baumwoll-oder Zellwollfäden andererseits ausgeschnittene Versteifungseinlage
wird in den zu versteifenden Kragen eingenäht. Hierauf wird die Kombination in eine
3oo/oige wäßrige Emulsion von Methylcyclohexanon, welche durch einen Zusatz von
2 Gewichtsprozent eines Polyvinylderivates stabilisiert ist, eingetaucht, worauf
der Überschuß so weit abgequetscht wird, daß eine Gewichtszunahme von 8o °/o erhalten
wird. Die Verfestigung wird, wie im Beispiel i angegeben, durchgeführt; man erhält
ebenfalls einen versteiften Kragen hoher Haftfestigkeit und von gefälligem Ansehen.