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Verfahren zur Herstellung einer plastischen Masse für Prothesen, insbesondere
Zahnprothesen und künstliche Zähne, aus einem polymeren und einem monomeren Produkt
Es
ist bekannt, zur Herstellung von Prothesen, insbesondere Zahnprothesen, ein Polymerisat
und eine polymerisicrbareN Flüslsigkeit zu verwenden, indem beide Stoffe miteinander
so lange verrührt werden, bis eine knetbare Masse entsteht, die zur Erreichung eines
formbaren Zustandes mit den Händen geknetet, sodann in eine Form eingebracht und
in derselben unter Druck erhitzt wird. Aus diesen Ausgangsstoffen hergestellte Prothesen
sind an und für sich geeignet, jedoch ist das Hefstellungsverfahren nicht ganz befriedigend.
Insbesondere bei Verarbeitung von hochqualifizierten Polymeren und Monomeren, wie
unter anderem Methacrylsäure-Methylester, die in hohem Grade wasserunempfindlich
sind und eine hohe Wärmefestigkeit aufweisen, wobei letztere Eigenschaft für die
gute Qualität einer Prothese maßgeblich mitbestimmend ist, erfordert das Verrühren
und Kneten längere Zeit, und zwar um so mehr, wenn die Arbeit, z. B. in den kälteren
Monaten, in einem Raum bei Lufttemperaturen unter 200 C durchgeführt werden muß.
Die lange Vorberell.tungseit bis zum Erreichen des knetbaren Zustandes der Masse
führt oft dazu, daß die Masse zu früh in die Gips form etingebracht wird, so daß
infolge des noch freien Monomeren in der zu wenig viskosen Masse durch dieEinwirkung
der Hitze dieses freie Monomere in der Masse verdunstet, wodurch sich Blasen
und
Lunker bilden, die das fertige Produkt unbrauchbar erscheinen lassen. Es wurde deshalb
empfohlen, für den polymeren oder monomeren Teil ein anderes Produkt zu wählen,
wie z. B.
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Acylsäureester und dessen Derivate, oder überhaupt Mischpolymerisate
zu verwenden, um eine raschere Anlösung und schnellere Erhärtung der Masse zu ermöglichen.
Dabei muß aber auch beachtet werden, daß das Polymere und das Monomere sich in einem
streng begrenzten Verhältnis zueinander befinden. Ein Überschuß' des monomeren Anteils
erhöht nämlich die Gefahr der vorerwähnten Blasenbildung, während dagegen ein Überschuß
des Polymeren ein ungelöstes Polymensat ergibt. Das auf diese Weise beschleunigte
Erreichen des Zieles, nämlich der knetbaren Masse, hat aber den Nachteil, daß der
geknetete Teig ebenfalls die Tendenz aufweist, in kürzester Zeit zu verhärten. Er
wird sehr rasch elastisch und verliert die Geschmeidigkeit, wodurch die unbedingt
notwendige Plastizität verlorengeht und die Masse unbrauchbar wird. Das bedingt
sehr schnelles Arbeiten, was andererseits unweigerlich wieder Fehlerquellen hervorruft.
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Die Mitverarbeitung größerer Anteile von Polymerisationsprodukten,
deren Was Wasserempfindlichkeit größer ist als die des Methacrylsäure-Methylesters,
hat aber zur Folge, daß die in die Gipsform eingebrachte Masse vor dem Eindringen
von Wasser oder Wasserdampf während des Polymerisationsprozesses durch Auskleiden
beider Gipsformhälften mit Zinufolfen oder Lackaufstrichen geschützt werden muß.
Dieses Verdecken der feinen und feinsten Fältchen des Gipsmodelles durch Zinnfolien
oder Lackaufstriche beeinträchtigt jiedoch den guten Sitz der Prothese im Mund des
Patienten, weil die Prothese die tatsächhchen Verhältnisse des Gaumens nicht mehr
aufweist. Würde man aber auf diesen Schutz verzichten, so tritt infolge der größeren
Wasserempfindlichkeit der nicht aus MethacrylsäureFMethyleslter bestehenden Komponenten
der Umstand ein, daß infolge des Eindringens von Wasser oder Wasserdampf in die
weniger widerstandsfähige und wasserempfindlichere Masse sich mikroporöse Hohlräume
bilden, die durch das Kondensieren des Wasserdampfes Verfärbungen ergeben, die eine
fehlerhafte und unbrauchbare Prothese als Endprodukt aufweisen.
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Es ist ferner auch bekannt, das Polymere und Monomere direkt in di
Gipsform einzubringen und so lange im Ruhezustand zu belassen, bis die Polymerisation
des flüssigen Anteils so weit gediehen ist, um die Verformung zu ermöglichen.
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Dieser Vorgang schließt die gleichen Unzulänglichkeiten in noch vermehrtem
Maße ein als das ursprünglich bekannte Verfahren, das polymere und monomere Produkt
miteinander zu verrühren; weil es keine Möglichkeit bietet, sich von der Verarbeitungsfähilgkeit
der Masse zu überzeugen, und das monomere Produkt, in der Tiefe der Gipsform eingebracht,
demnach unter Luftabschluß, unbedingt längere Zeit benötigt, um sich mit dem polymeren
Produkt zu vereinigen als das Material, welches an der Oberfläche liegt. Es ergibt
sich daraus die Folge, daß die Oberfläche schon durch das Verdunsten des Monomeren
erhärtet und die Geschmeidigloeit verli;ert, während im Innern der Form die Masse
noch nicht konsistent genug ist, um eine Verformung unter Einwirkung von Hitze zu
gestatten. Durch die nichthomogene Masse ist mit einem brauchbaren Fertigprodukt
nicht zu rechnen, ganz abgesehen davon, daß der in der TiseMe der Form zu weich
und flüssig gebliebene Teil der Masse in der Ilitze nicht nur Blasen bildet, sondern
gewöhnlich auch stark poröse Stellen aufweist.
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Demgemäß betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung
einer plastischen Masse für Prothesen, insbesondere Zahnprothesen unrd künstlçiche
Zähne, aus einem polymeren und einem monomeren Produkt, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß das polymere Produkt auf einer vorzugsweise durchsichtigen Folie, zweckmäßigerweise
in deren Mitte, flach ausgebreitet und mit dem monomeren Produkt durchtlränkt wird,
sodann die Folie zu einem Beutel gefaltet, dieser zweckmäßierweise durch Zusammendrehen
der Folie geschlossen und in warmes Wasser von z. B. 45 bis 500 C während 20 bis
30. Sekunden mehrere Male eingetaucht wird, wobei sich lediglich unter Einwirkung
der Wärme automatisch eine homogene, plastische Masse bildet, deren fortschreitende
Konsistenz in jedem Stadium ohne direkte Berührung der Masse durch Befühlen feststellbar
ist. Hierdurch wird es z. B. möglich, das Verrühren oder Vermischen des Polymeren
mitl dem Monomeren zu vermeiden. Dies hat bekanntlich den Nachteil, daß es keine
genaue Feststellung ermöglicht, wieweit im Innern der Masse weich nicht noch freie
Teile des Monomeren befinden, durch welche bei der nachfolgenden Erhitzung die gefürchteten
Blasen entstehen könnten.
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Es erübrigt sich, dib für die Füllung der Form notwendige konsistente
Masse mit den Händen zu bearbeiten, wodurch die leicht mögliche Verschmutzung und
die durch Einbringung von Handschweiß während des Knetens bedingte Verfärbung der
Masse absolut vermieden wird. Bei der Herstellung nach dem vorliegenden Verfahren
kann man sich jederzeit beim Ubergang des polymeren und monomeren Anteils in den
plastischen Zustand, ohne das Produkt mit den bloßen Händen berühren zu müssen,
davon überzeiugen, ob die notwendige Plastizität bereits erreicht ist oder nicht.
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Die Anwendung von Wärme zum Zweck der Plastifizierung von Polymerem
und Monomerem vor Einbringung der Masse in die Gipsform bedingt die restlose Aufnahme
des Monomeren durch das Polymere, wodurch es vollkommen ausgeschlossen ist, daß
freie oder nicht vollständig verbrauchte Teile des Monomeren mit in die Form eingebracht
werden. Dadurch wird die Blasen- und Lunkerbildung selbst bei großen Überschüssen
von Monomeren unbedingt vermieden. Dieser Umsitand ermöglicht es, auf eine streng
dosierte Zugabe des monomeren Anteils zu verzichten, wogegen auf die
AuBerachtlassung
dieses Umstandes bisher die hauptsächlichsten Fehlerquellen zurückzuführen waren.
Durch die vorliegende Verarbeitungsart des Materials kann infolge des Wegfallens,
des Wiegens oder Messens der festen und der flüssigen Komponente das Herstellungsverfahren
der Masse vereinfacht und risikolos gestaltet werden. Des weiteren ist es überflüssig,
bei der Endpolymerisation in der Kette auf Regulierung oder Variati'on der Temperatur
irgendwie achten zu müssen. Infolge der Vorbehandlung des Polymeren und Monomeren
durch Wärme vor Einbringung der Masse in die Gipsform kann die Form auch direkt
in heißes oder kochendes Wasser eingebracht werden, ohne daß man befürchten muß,
daß die in der Form befindliche Masse durch rasche Einwirkung der Hitze ungünstig
beeinflußt wird.
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Beispiel Auf eine Cellulosehydratfolie von etwa 25 X 25 cm wird die
für die zu erzeugende Prothese erforderliche Menge von gefärbtem oder ungefärbtem
Polymerisat aus Methacrylsläure;Melthylester in der Mitte der Folie flach aufgeschüttet,
und mit dem flüssigen Ester durchtränkt. Die vier Enden der Folie werden hochgehoben,
so daß das Gemisch sich in der Mitte der Folie befindet. Der hierdurch entstandene
Beutel wird durch Zusammendrehen der Folie oberhalb des Gemisches verschlossen,
um das Einlaufen von Wasser zu vermeiden. Der Beutel mit dem Gemisch wird sodann
in handwarmes Wasser von 45 bis 500 C eingebracht und 25 bis 30 Sekunden darin belassen.
Der Beutel wird herausgezogen und durch Drücken festgestellt, wie weit die Konsistenz
fortgeschritten ist Dieser Vorgang wird zwei- bis dreimal wiederholt, bis sich eine
homogene plastische Masse gebildet hat, die sich beim Druck der Finger von der geschlossenen
Kunststoffhülle im Innern restlos abhebt. Die Masse wird aus der Hülle genommen
und in die Gipsform wie gewohnt eingebracht, sodann unter Zwischenlegen einer KunststoffoLie
leicht vorgepreßt und nach Öffnen der Form Folie und Überschuß der Masse entfernt.
Alsdann wird die Form wieder geschlossen und endgültig zugepreßt während 30 Minuten
in siedendem Wasser gekocht und nach Abkühlen der Form die Prothese der Gipsform
entnommen.