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Walzenstuhl Den Gegenstand der Erfindung bildet ein Walzenstuhl für
Mühlen, die für die Zerkleinerung von Materialien mittlerer Härte, insbesondere
von Getreide, Zucker, Salz u. dgl., dienen. Man hat bisher immer eine Walze der
Walzenpaare solcher Mühlen federnd gelagert, um eine Nachgiebigkeit der Lagerung
beim Eintritt von Fremdkörpern und dadurch verursachten Stößen zu ermöglichen. Wesentlich
.ist ferner bei neueren Konstruktionen, daß die Walzen eines Walzenpaares nicht
auf gleicher Höhe, sondern diagonal gegeneinander versetzt gelagert und derart ausgebildet
sind, daß die eine Walze fest mit dem Gehäuse verbunden ist, während die andere
mit sogenannten Hebellagern. unter Zwischenschaltung einer Feder beweglich am Gehäuse
angeschlossen ist. Bei dieser bekannten Anordnung ist eine Einstellung der Walzen
auf genau parallele Lage äußerst schwierig. Die Einstellung wird mit Hilfe von an
den Walzenenden angeordneten Schraubenspindeln vorgenommen, die naturgemäß nur sehr
schwer in übereinstimmende Stellung gebracht worden können. Auch ist eine Prüfung
der Parallelität der Walzen für das übliche, nicht besonders geschulte Bedienungspersonal
kaum möglich. Ein weiterer Nachteil der bekannten Anordnung besteht in dem ungünstigen
und ungleichmäßigen Einzug des Mahlguts. _ Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde,
den Aufbau und die Lagerung eines Walzenstuhls; so zu gestalten, daß die Walzen
sich mit äußerster Genauigkeit parallel miteinander einstellen lassen und daß diese
Einstellung jederzeit genau kontrolliert werden kann. Ferner soll die Einstellung
so erfolgen, daß die Walzen auch beim Leerlauf einen
meßbaren Abstand
haben, sich dabei also nicht berühren.
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Die Wichtigkeit der Lösung dieser Aufgabe ergibt sich aus folgender
Überlegung. In einer modernen automatischen Walzenmühle mit z. B. bis zu vierzig
Mahlpassagen muß der gesamte Mahlprozeß, wie festgestellt wurde-, in kaum 1/" Sekunde
vollendet sein. Das ist aber praktisch in vollkommenem Maße nur möglich, wenn die
Walzen tatsächlich genau parallel ausgerichtet sind, se daß auf der ganzen Länge
eines Walzenpaares Mahlwirkung und Mahlfeinheit gleichmäßig aufrechterhalten sind.
Bei ungenauer Einstellung ist ungenügende Ausmahlung eines Teils, Verminderung der
Ausbeute an hochwertigen Erzeugnissen und Verlust des schlecht ausgemahlenen Teils
die unausbleibliche Folge.
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Die Aufgabe wird auf folgendem Wege gelöst: Die Walzen jedes Paares
werden in gleicher Höhe auf einer gemeinsamen stabilen Gleitfläche gelagert. Die
eine Walze ist unverschieblich mit der Grundlage verschraubt. Die andere, langsam
laufende, mit A.bstreichmitfieln zusammenarbeitende Walze läßt ;sich mit Hilfe eines
mechanischen Antriebs verstellen. Dabei ist die Anordnung einer Feder vermieden,
so daß auch die bewegliche Walze in jeder Stellung absolut starr gelagert ist. Vermöge
des festen Gleitbettes läßt sich die Einstellung der beweglichem Walze in genau
parallele Lage zur anderen Walze mit äußerster Präzision bewirken und mit einfachen
Mitteln, z. B,. mit Hilfe, einer Wasserwaage, kontrollieren. Durch Fortfall der
Feder wird ferner vermieden, daß bei ungleichmäßiger Einführung des Mahlguts die
Walze ausweicht. Es kann ferner nicht vorkommen, daß beim Ausbleiben des Mahlguts
die bewegliche Walze, wie es bei abgefederten Systemen der Fall ist, gegen die feste
Walze gedrückt wird. Gegebenenfalls kann. bei der vorliegenden Konstruktion ein
Minimalabstand der Walzen voneinander durch entsprechende Anschläge besonders gesichert
werden. Ferner ist infolge der gleichen Höhenlage der Walzenachsen auch ein gleichmäßiger
senkrechter Einzug des Mahlguts gewährleistet. DieVerstellung der langsam laufenden
Walze kann zweckmäßig durch ein in waagerechter Richtung wirkendes, an den Lagergehäuse
der Wälze angreifendes Hebelgestänge mit an sich bekannter Differentaleinstellungbewirkt
werden. Die Lagergehäuse der beweglichen Walze werden zweckmäßig mit einer Prismenführung
versehen. Der Antrieb der beweglichen Walze kann z. B. von der primär angetriebenen
feststehenden Walze aus mit Hilfe einer Vorgelegewel.le erfolgen. Dabei kann die
Vorgelege welle von der feststehenden schnell laufenden Walze aus mit Hilfe eines
Kettengetriebes, die bewegliche Walze von der Vorgelegewel.le aus mit Hilfe eines
Keilriemenantriebs angetrieben werden. Die Vorgelegewelle wird zweckmäßig als geschlossene
Bürstenwalze ausgebildet, der das aus dem Mahlgang kommende Mahlgut zufließt. Die
Messerabstreicher der beweglichen Walze können an den zugehörigen Lagergehäusen
befestigt werden. Sie werden zweckmäßig geteilt ausgebildet und mit für sich einstellbaren
Messern versehen, welche die Oberfläche der Walzen nicht unmittelbar berühren. Bei
glatter Ausbildung der Walzen werden zweckmäßig außer den Messerabstreichern noch
nachstellbare FilzabistTeicher angeordnet.
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Weitere Einzelheiten sind aus der Zeichnung ersichtlich, in der eine
Ausführungsform eines erfindungsgemäß ausgebildeten Walzenstuhls beispielsweise
dargestellt ist.
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Fig. i zeigt einen erfindungsgemäß gestalteten Walzenstuhl im Querschnitt,
teilweise in Ansicht; Fig. -9 zeigt den Walzenstuhl im Längsschnitt; Fig.3 und q.
zeigen die Ausbildung der Abstreicher.
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Im einzelnen. bezeichnet das Bezugszeichen i ein Fundament, auf dem
das. Gehäuse?- des Walzenstuhls steht. An dem Gehäuse z sind Winkeleisen 3 befestigt,
welche die Gleitschienen q. tragen, an denen die Lagerkörper 5 der Walzen 6 zweckmäßig
mit Prismenführung verschieblich angeordnet sind. Die zweiten Walzen 7 der Walzenpaare
sind z. B. mit Schrauben 8 fest mit dem Gehäuse bzw. der c__iheitlichen Gleitschiene
verbunden. Die Lagerung wird zweckmäßig mit Pendel-, Wälz- oder Gleitlagern ausgestattet.
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Die Lagerschalen der Walzenachsen sind bei fast allen bekanntem Fabrikaten
starr in den Lagergehäusen befestigt, wodurch ein Verkanten namentlich bei der beweglichen
Walze während der Einstellung unvermeidlich ist; denn die Regulierschrauben können
nur abwechselnd rechts oder links bedient werden. Die Verwendung von kräftigen Doppelrollenpendellagern
gemäß der Erfindung dient dazu, den beschriebenen Fehler zu behöben. Die Lagersysteme
werden vorteilhaft durch Spann- bzw. Abziehhülsen auf den Walzenachsen befestigt.
Sie können auch ständig auf den Achsen sitzembleiben; man kann die Walzen beim Riffeln
eventuell sogar in den gleichen Lagern laufen lassen. Während des Transports können
die Lagersysteme ,durch Schutzkapseln vor Verschmutzung und Beschädigung geschützt
werden. Auf diese Weise findet keinerlei Abnutzung der Walzenachsen statt: Die Lagergehäuse
werden erfindungsgemäß geteilt ausgeführt.
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Die Verschiebung der beweglichen Walze erfolgt mit Hilfe eines Handrades
g, dessen Spindel io mit ihrem hinteren Ende drehbar, jedoch unverschieblich in
dem mit dem Gehäuse verbundenen Ring i i gelagert ist. Die Spindel io wirkt auf
das Gewindestück 12 des Hebels 13 und durch diesen, auf die Wedle 1q. mit Exzenterzapfen
15. Zwischen dem Exzenterzapfeni5 und dem Lagerzapfen 16 befindet sich eine
Gewindebuchse 17, durch welche die beiden mit Differentialgewinde versehenen Gewindebolzen
18, i9 betätigt werden.
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Die Parallelstellung der bmveglichen Walzen gegenüber den festen Walzen
erfolgt mit Hilfe einer Drehung der Gewindebuchsen 17. Das Handrad g dient
dazu, die in ihrer Parallelität bereits eingestellte bewegliche Walze auf der ganzen
Länge
zu verschieben, also der festen Wälze zu nähern oder von ihr
zu entfernen.
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Die schnell laufende, fest gelagerite Walze 7 wird z. B. durch einen
Treibriemen mit Riemenscheibe 2o angetrieben. An Stelle der bisher zwischen der
festen Walze und der beweglichen Walze üblichen direkten Zahn :radübersetzung wird
erfindungsgemäß zwischen diese Wälzen ein starr gelagertes Vorgelege 21 geschaltet.
Die Kraftübertragung von der angetriebenen, schnell laufenden Walze 7 auf dieses
Vorgelege 21 erfolgt zweckmäßig mit Hilfe eines ILett.entriebes 2iü, 211, 2ie, mit
Führüngs- und Spannrolle 2,d, auf das große Kettenrad 21e. Von der Vorgelege,welle
21 aus wird die bewegliche Walze 6 zweckmäßig mit Hilfe eines elastischen Verbindungselements,
z. B. eines Keilriemenantrie bs 22 mit Fed,er"spannrai1123 angetrieben. Dadurch
wird erreicht, daß jede Erschütterung, z. B. eine durch Fremdkörper oder durch den
Gang der Zahnräder verursachte, zwischen den Walzen durch die Keilriemenverbindung
aufgenommen wird.
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Um die Fernhaltung von Fremdkörpern noch mehr zu vervollkommnen, ist
unmittelbar vor der Einzugszone über den Walzenpaaren ein zweckmäßig vibrierendes
Schutzsieb 24. angeordnet.
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Als weiterer Schutz gegen zufälligen Eintritt von Eisensplittern wird
auf dem Zuführungsblech 25 eine magnetische, Eisen ausscheidende Vorrichtung 26
angeordnet. Die Zuführung des Materials erfolgt in, bekannter Weise durch die Speisewalzen
27 und 28, auf deren Länge das Material durch eine Schnecke 29 mit verstellbarem
Paddelgewinde gleichmäßig verteilt wird. Dabei kann die Menge des Speiseguts in
neuartiger Weise sowohl durch die Regulierung der Drehzahl der Hauptspeisewalze
27 als auch durch senkrechte Verschiebung der Re,gulielrungslzlappe 30 bewirkt
werden.
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Ein Übelstand der früheren Konstruktionen besteht auch in der Anordnung
federnd nachgiebiger Bürsten bei. Riffelwalzen und der Messerabstreicher mit Gewichtsdruck
bei glatten Walzen. Die Bürsten sind nicht imstande, an der Oberfläche der Walzen
festklebende Malilgutteile zu entfernen. Dadurch entsteht die Gefahr des Aufwickeln:s
des Mahlguts, wobei zuweilen Zerstörungen der Maschine die Folge waren. Die Messer-abs.treicher
mit Gewichtsandruck sind in festen Zapfen gelagert, so daß sie b--i der Verstellung
einer Mahlwalze nicht mitgehen. Um diese Übelstände zu beheben, werden erfindungsgemäß
starre, kräftige Messerabstreicher 31 mit geteiltem, für sich einstellbaren Messern
angeordnet, welche die Oberfläche der Walzen nicht direkt berühren, um eine zusätzliche
Erwärmung der Walzen zu vermeiden. Die Messerabstreicher der beweglichen Walze sind
mit ihren Zapfen 32 an den zugehörigen Lagergehäusen befestigt, so daß sie deren
Bewegung zwangsläufig mitmachen und bei einer Verschiebung der beweglichem Walze
immer im gleichen Abstand von der Walze bleiben. Für glatte Walzen sollen zweckmäßig
nachstellbare Filzabstreicher' 33 zusätzlich angewandt werden.
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Um ferner eine zuverlässige Probeentnahme von Nlalilgut zu ermöglichen,
wird ein Auffang- und Führungsblech 34 unterhalb des Mahlgütaustritts angeordnet,
durch welches das Mahlgut bequem und restlos zur Prüfung erfaßt werden kann. Endlich
ist erfindungsgemäß eine besondere Vorrichtung vorgesehen, um die Walzen jederzeit
durch Verwendung eines wagenheberähulichen Geräts müheilos anzuheben und in der
gewünschten Lage zu halten. Zu diesem Zweck sind im Gehäuse Unterstützungen angeordnet,
auf welche die zum Abheben der Walzen dienende Vorrichtung aufgesetzt werden kann.
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Die beschriebene Einrichtung kann in mannigfacher Weise abgeändert
und ausgestaltet werden. Bei Mahlanlagen hat man zur Auflockerung der bisher bei
den Glattwalzen erzeugten Plättchen sogenannte Detacheuree, d. h. Auflockerungsvorrichtutigen,
eingeschaltet. Diese sind als in geschlassenen Gehäusen angeordnete Schläger ausgebildet,
die hinter jedem Walzenpaar angeordnet werden. Diese Nachbehandlung in Detacheuren
ist notwendig, um das Mahlgut für den Sichtvorgang vorzubereiten.
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Erfindungsgemäß wird vorgeschlagen, unter Fortfall der bisher üblichen
Detacheure das Vorgelege 21 als geschlossene Bürstenwalze 35 (Fig. i) auszubilden.
Das zum Teil in Plättchenform die Glattwalzen verlassende Material fällt durch den
Führungshals 36 auf die Bürste und wird beli deren Umlauf in der- Pfeilrichtung
beim Vorüberst.reichen an den Riefen 37 des. Mantelblechs 38 wieder aufgelöst
und so für den Sichtvorgang in idealer `''eise vorbereitet. Das sichtfertige Material
wird dann von der Bürste über den Rücken 39 des verlängerten Mantelblechs 38 auf
das Gleitblech 4.o befördert.
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Dieselbe Einrichtung kann auch die bei Schrotstühlen üblicherweise
nachgeschalteten Bürstinaschinen ersetzen.
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In beiden Fällen erzielt man eine wesentliche Vereinfachung und eine
wesentliche Ersparnis an Zusatzmaschinen und Bedienung.