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Verfahren und Einrichtung zum Carbonisieren von Wolle, Lumpen u. dgl.
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Carbonisieren von Wolle, Lumpen
u. dgl. mit Hilfe von dem in einer umlaufenden Trommel befindlichen Gut zugeführter
Säure, z. B. Salzsäure, und auf eine Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
Die bekannten Carbonisierungseinrichtungen arbeiten in der Weise, daß die Säuredämpfe,
die dem Gut als Dampf oder in feinzerstäubter Form zugeführt werden, nach der Beendigung
des Carbonisiervorganges entweder während des Erkaltens des Gutes in der die Trommel
enthaltenden Kammer kondensieren oder aber ins Freie abgeleitet werden. Bei der
Ableitung der Säuredämpfe müssen Kamine großer Höhe verwendet werden, um Schädigungen
der Umgebung mit Sicherheit auszuschließen. Der hierfür erforderliche Aufwand ist
groß und die für solche Zwecke verwendeten Kamine unterliegen, insbesondere bei
der Ausführung aus Eisen od. dgl., wegen der Einwirkung,der Säure einem schnellen
Verschleiß. Schließlich müssen in jedem Fall noch an den Öffnungen, durch welche
die Frischluft zuströmt und durch die die Trommel entleert wird, besondere Fangeinrichtungen
vorgesehen werden, um einen ausreichenden Schutz gegen die ausströmenden Säuredämpfe
zu erhalten. Schließlich erfordert die Entgasung der Trommelkammer durch Kondensation
oder durch Ableitung ins Freie einen beachtlichen Zeitaufwand, währenddessen die
Einrichtung nicht produktiv ausgenutzt werden kann.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Ableitung der Säuredämpfe
aus der Trommelkammer und dem carbonisierten Gut zu beschleunigen, um denWirkungsgrad
derAnlage zu steigern
und die Dämpfe derart unschädlich zu machen,
daß eine Gefährdung der Umgebung ausgeschlossen ist. Dieser Zweck wird im wesentlichen
dadurch erreicht, daß die Säuredämpfe -nach der Carbonisierung abgesaugt und einer
Naßabscheidung unterworfen werden. Durch den Einsatz eines Ventilators od. dgl.
wird eine schnelle Entgasung gewährleistet, da der Spülluftstrom eine große Geschwindigkeit
erhält. Außerdem lassen sich die abgesaugten Dämpfe durch einen Naßabscheider drücken.
Hiermit werden die bisher erforderlichen hohen Kamine entbehrlich, da die in den
abgesaugten Gasen enthaltenen Säurereste von dem Wasser aufgenommen werden. Dieses
kann wegen der großen Verdünnung des aufgenommenen Säureanteiles. ohne Schaden zu
erzeugen, durch die normale Kanalisation abgeleitet werden, während die gereinigten
Luftmengen ins Freie abgeführt werden, ohne zu Schäden oder Belästigungen zu führen.
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Es hat sich als zweckmäßig erwiesen, die abgesaugten Säuredämpfe vor
der Zuleitung zu dem Naßabscheider einer mechanischen Reinigung zu unterwerfen,
um auf diese Weise mitgerissene Staub- und Schmutzteilchen zu beseitigen und damit
den Abscheider weitgehend vor einer Verschlammung zu schützen.
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Während die Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens an sich nur
eines Ventilators oder einer sonstigen Einrichtung zur Erzeugung einer Luft-bzw.
Gasströmung und eines Naßabscheiders bedarf, wird zur Erzielung einer mechanischen
Reinigung des dem Abscheider zugeführten Gases noch ein Staubahscbeider benötigt.
Dieser wird zweckmäßig als durch die Fliehkraft wirkender Staubabscheider, beispielsweise
als Zyklon ausgebildet, könnte jedoch auch ein anderes an sich bekanntes Grundprinzip
verwenden. Der Naßabscheider wird weiterhin vorteilhaft durch eine wasserberieselte
Koksschicht dargestellt, durch welche die säurehaltigen Gase hindurchgeführt -,werden.
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Die Öffnung in der die Trommel enthaltenden Kammer, durch welche die
Gase abgesaugt werden, kann an sich an jeder Stelle der Kammer liegen. Eine besonders
gute und schnelle Entlüftung wird jedoch, wie die Erfahrung gezeigt hat, erreicht,
wenn die Öffnung im oberen Teil der Kammer, vorzugsweise an der Decke, vorgesehen
wird. Dieser Öffnung können dann vorteilhaft gleich zwei wahlweise verschließbare
Kanäle zugeordnet ,werden, von denen der eine zum Naßabscheider führt, während der
andere zur Ableitung der bei dem dem Carbonisieren vorangehenden Trocknen des Gutes
anfallenden feuchten Heißluft ins Freie dient. Es hat sich gezeigt, daß die Ableitung
der Trocknungsluft ins Freie vom oberen Teil der Kammer her schneller und gründlicher
erfolgt als in der üblichen Weise von deren Boden aus, so daß die Ableitung der
Trocknungsluft vom oberen Teil der Kammer her in jedem Fall vorteilhaft ist.
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In der Zeichnung ist eine zur Durchführung des Verfahrens dienende
Einrichtung dargestellt. Die fünfeckige und mit wenigstens teilweise gelochten Wänden
versehene Carbonisiertrommel i ist mittels hohler Wellenzapfen 2 und 3 drehbar gelagert
und über ein Vorgelege q. mit einem Antriebsmotor 5 gekuppelt. Die Trommel i ist
in einer Kammer 6 untergebracht, die durch eine Tür7 zugänglich ist. Der Wellenzapfen
3 ist wahlweise mit der Druckseite eines Heißluftventilators 8 kuppelbar, die auch
mit einem Rauchabzug 9 in Verbindung gebracht werden kann. Mit dem Wellenzapfen
2 ist in bekannter Weise eine in der Zeichnung nicht dargestellte Retorteverbunden,inwelcher
die Säure, deren Zufluß durch die Regeleinrichtungen io veränderbar ist, verdampft
wird. Die Retorte liegt in einer Kammer des Feuerungsraumes i i, von dem aus eine
Heizschlange 12 durch die Kammer 6 zu der Saugseite des Heißluftventilators 8 führt.
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In der Decke der Kammer 6 ist eine Abzugskammer 13 angeordnet, die
einerseits über einen Verschlußschieber rq. mit einem Entlüftungsrohr 15 und andererseits
über einen Verschlußschieber 16 mit einer Rohrleitung 17 verbunden ist. Die Rohrleitung
17 führt zu einem Ventilator 18, der durch eine Rohrleitung i9 mit dem unteren Teil
2o eines trommelförmigen Behälters 21 in Verbindung steht. Der Teil 2o des Behälters
21 ist als durch die Fliehkraft wirkender Staubabscheider ausgebildet und unterseitig
durch einen in die Abflußleitung eingebauten Flüssigkei:tsverschluß 22 gasdicht
abgeschlossen. Im oberen Teil des Behälters 21. ist ein kegelförmiger Rost 23 angeordnet,
der eine Koksschicht 24 stützt, die unter einer Berieselungseinrichtung 25 liegt.
Auf dem Deckel des Behälters 21 ist ein Abzugsrohr 26 angebracht.
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Das zu carbonisierende Gut wird in die Trommel i eingebracht, die
durch die Tür 7 der Kammer 6 zugänglich ist und eine als Klappe ausgebildete Seitenwand
hat. Die füllgerechte Trommellage kann dabei von Hand eingestellt werden indem beispielsweise
eine Kurbel betätigt wird, die auf die Welle des Antriebsmotors 5 aufsteckbar ist.
Das in der Trommel liegende Gut wird nun getrocknet, indem die Kammer 6 über die
Heizschlange 12 beheizt wird und schließlich Verbrennungsgase durch den hohlen Wellenzapfen
3 unmittelbar in das zu trocknende Gut eingeblasen werden. Die feuchtigkeitsbeladene
Heißluft strömt durch den geöffneten Schieber 1¢ und das Entlüftungsrohr ins Freie.
Dabei werden die Feuergase durch die Heizschlange 12 und den Ventilator 8 durch
das Ausstoßrohr 9 gefördert, bis das Feuer klar brennt. Dann wird derart umgeschaltet,
daß der Ventilator 8 die heißen Gase durch den Wellenzapfen 3 in das -zu trocknende
Gut fördert. Die durch die gelochten Trommelwände austretenden Gase strömen auf
dem schon beschriebenen Weg ab.
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Das getrocknete Gut wird nun carbonisiert, indem die Feuergase so
geleitet werden, daß sie die an dem Wellenzapfen 2 sitzende Retorte umspülen, so
daß die dieser fortlaufend zugeführte Säure verdampft und die Dämpfe durch den Wellenzapfen
2 in das in der Trommel liegende Gut strömen. Dabei
sind die Schieber
1.4 und 16 der Abzugsöffnung 13 geschlossen, und die Kammer 6 wird durch die die
Heizschlange 12 durchströmenden Feuergase beheizt, die jetzt wieder durch den Rauchabzug
g ins Freie strömen.
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Nach der Beendigung des Carbonisierens wird der Ventilator 18 eingeschaltet,
der Schieber 16 geöffnet und schließlich dieBerieselungsei.nrichtung25 in Tätigkeit
gesetzt. Nach dem Öffnen der Tür 7 entsteht ein starker Frischluftstrom, der einerseits
das carbonisierte Gut schnell kühlt und der außerdem das Ausströmen von Säuregasen
aus der zwecks Entleerung der Trommel i geöffneten Tür 7 verhindert und schließlich
die Kammer 6 entgast. Die abgesaugte säurehaltige Luft wird in dem unteren Teil
des Behälters 21 von Staub weitgehend gereinigt, während die Säurebestandteile beim
Durchströmen der berieselten Koksschicht 24 kondensieren und mit dem Wasser durch
den Verschluß 22 abtransportiert werden. Die der Koksschicht 2d. entströmende Luft
ist praktisch säure-und staubfrei und kann unbedenklich durch das Abzugsrohr 26
ins Freie strömen. Nachdem Entleeren der Trommel i kann diese sofort erneut beschickt
werden, so daß die Leerzeiten auf ein Mindestmaß beschränkt bleiben.
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Wie bereits erwähnt, ist die dargestellte Ausführung nur eine beispielsweise
Einrichtung zur Durchf'ü'hrung des erfindungsgemäßen Verfahrens und dieses ist nicht
darauf beschränkt. Es sind vielmehr noch mancherlei Abwandlungen in den einzeIner
Phasen des Verfahrens und ebenso der dargestellten Einrichtung möglich. Beispielsweise
kann die Erzeugung der für die Carbonisierung erforderlichen Wärme durch eine Kohlefeuerung,
Ölbrenner oder schließlich auch durch Gas oder Elektrizität erfolgen. Auch die Anordnung
der Beheizungseinrichtungen einschließlich der zur Förderung der Heißluft dienenden
Mittel kann vielfach abgewandelt werden. Schließlich kann auch wie schon erwähnt,
die zur Reinigung der säure- und staubhaltigen Spülluft dienende Einrichtung verschiedenartig
gestaltet sein.