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Elektrische Steueranlage für Wasser-, Luft- oder Landfahrzeuge od.
dgl. Wenn ein Schiff in einer bestimmten Richtung (Kurs) gesteuert werden soll,
ist es oft wünschenswert, die Steuerung selbsttätig zu erzeugen, so daß, sobald
die Orientierung des Schiffes von einem festgelegten Kurs abweicht, eine Umsteuerung
des Ruders in einer solchen Richtung erfolgt, daß das Schiff gegen den festgelegten
Kurs hingelenkt wird.
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Es ist bekannt, eine solche Steuerung mit Hilfe elektrischer Steuerimpulse
vorzunehmen, die durch geeignete Mittel erzeugt werden, wenn das Schiff aus seinem
Kurs abweicht. Zum Beispiel können hierfür Photozellen verwendet werden, die derart
mit einem Kompaß zusammenarbeiten, daß bei Kursabweichungen ihre Belichtung sich
verändert. Die elektrischen Steuerimpulse wirken auf Betätigungsmittel zum Verstellen
der Steuerorgane des Schiffes in Richtung einer Wiederherstellung des. Kurses, und
man erreicht dadurch, daß nach jeder Kursabweichung selbsttätig eine Tendenz auf
Wiederherstellung des Kurses folgt.
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Man hat ferner bei einigen bekannten Steueranlagen der in Frage stehenden
Art erkannt, daß der Ausschlag der Steuerorgane in einer gewissen Beziehung zur
Abweichung des Fahrzeuges vom festgelegten Kurs stehen muß, und man hat deshalb
vorgeschlagen, die Steueranlage mit Mitteln zur Erzeugung einer Übereinstimmung
(Balance) zwischen der Kursabweichung und dem Ausschlag der Steuerorgane zu versehen.
Dabei wird z. B. bei einem. Schiff das Ruder um so mehr verdreht werden, je: mehr
das Schiff vom gewünschten Kurs abweicht.
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Man hat auch in einigen Fällen vorgeschlagen, die Geschwindigkeit
des Ausschwingens der Steuerorgane
in Beziehung zur Größe oder
zur Geschwindigkeit der Kursabweichung stehenzulassen.
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Dies ist indessen nur möglich, indem man in den meisten Fällen z.
B. die erreichbare Geschwindigkeit eines Rudermotors nicht voll ausnützt.
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Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, daß eine besonders günstige
selbsttätige Steuerung dadurch erreicht werden kann, daß die Balancemittel derart
eingerichtet und mit den die Steuerimpulse liefernden Organen gekoppelt werden,
daß der Ausschlag der Steuerorgane in der Balancestellung nicht nur von der Kursabweichung,
sondern auch von deren Differentialquotienten in Bezug auf die Zeit abhängt.
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Bezeichnet v die Kursabweichung und u den Ausschlag der Steuerorgane,
soll mit anderen Worten eine solche Balance erzeugt bzw. gegen eine solche Balance
tendiert werden; daß u durch die Gleichung
bestimmt ist, worin f eine Funktion bezeichnet, :die sowohl mit v als auch mit
wächst.
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Das einfachste Beispiel einer solchen Funktion bildet die lineare
Funktion
und diese Funktionsabhängigkeit ist eine der Möglichkeiten, -die nach der Erfindung
inFragekommen; es ist aber klar, daß diese lineare Abhängigkeit nicht eine absolute
Forderung ist, sondern nur ein Beispiel zwischen anderen Funktionen.
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Durch die Erfindung wird erreicht, daß z. B. das -Ruder eines Schiffes
bei schnel'lenKursabweichüngen größere Ausschläge als bei langsamen Kursabweichungen
macht, so daß die Steueranlage den großen Kursabweichungen, die die Folge eines
beginnenden schnellen Ausschlags des Schiffes vom richtigen Kurs werden können,
sozusagen vorgreift. Wenn das Schiff beginnt, sich gegen den richtigen Kurs zurückzudrehen,
nimmt der Ausschlag des Ruders ab; und falls das Zurückdrehen so schnell ist, daß
die Gefahr eines überschwingens nach der anderen Seite des Sollkurses besteht, so
daß ein sogenanntes Gieren entsteht, wird der Ausschlag des Ruders entgegengesetzt
zur Kursabweichung werden können, so daß Stützruder (Kontraruder) gegeben wird.
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Eine weitere Verbesserung der Steuerwirkung kann erfindungsgemäß dadurch
erreicht werden, daß die Balancemittel mit den Betätigungsmitteln für die Steuerorgane
durch solche Kopplungsmittel gekoppelt werden, daß die den Betätigungsmitteln zugeführten
Impulse nicht nur von der Abweichung der Balancemittel vom Balancezustand, sondern
auch vom Differentialquotienten der Abweichung in Bezug auf die Zeit abhängen. Dadurch
wird unter anderem eine gewisse Kompensation der Trägheit der Betätigungsmittel
erreicht, Bei den bisher bekannten Steueranlagen der in Frage stehenden Art haben
die Balancemittel stets mechanische Organe ümfaßt, die mit dem Kompaß verbunden
bzw. gekoppelt sind. Dies führt zu einem unübersichtlichen und unzweckmäßigen Kompaßaufbau.
Dieser Mangel wird erfindungsgemäß dadurch beseitigt, daß die Balancemittel aus
einem elektrischen Balancekreis bestehen, dessen Balance teils durch die Steuerimpulse,
teils durch die Steuerorgane gesteuert wird, und der selbst die Betätigungsmittel
für die Steuerorgane steuert. Die Balance wird hierdurch auf rein elektrischem Wege
erzeugt, und zwar in einem besonderen Aggregat, das mit dem Kompaß nicht mechanisch
verbunden ist, was unter anderem die Verwendung eines Kompasses ganz gewöhnlicher
Bauart, nur unter Hinzufügung einfacher Mittel wie z. B. Photozellen, die imstande
sind, beim Ausschwingen des Kompasses Impulse zu erzeugen, ermöglicht.
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Ferner können in den Balancekreis willkürlich regelbare, balancebeeinfiussende
Mittel für willkürliche Steuerung eingekoppelt werden, so daß die willkürliche Steuerung,
welche vorgenommen wird, wenn die selbsttätige Steuerung ausgeschaltet ist, abgesehen
von den Eingangssteuerimpulsen in der Hauptsache die gleichen Organe benutzt wie
diejenigen, die der selbsttätigen Steuerung dienen.
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Weitere Einzelheiten der Erfindung werden aus der nachfolgenden Beschreibung
eines Ausführungsbeispiels hervorgehen, welches in der Zeichnung dargestellt ist.
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Inder Zeichnung bezeichnet t eine Kompaßrose, die eine sichelförmige
weiße Fläche :2 besitzt, welche von einer geschwärzten Fläche 3 umgeben ist. Die
Fläche z liegt in der Hauptsache konzentrisch zur Achse 4 der Kompaßrose, und ihre
radiale Breite ist am .größten in der Mitte und nimmt gegen beide Enden ab. Eine
Variation in entgegengesetzter Richtung, so daß die Breite an den Enden am größten
ist, kann mit ganz ähnlichere Erfolg verwendet werden, wie auch die Fläche 2 schwarz
und die Fläche 3 weiß gemacht werden können. 5 und 6 sind zwei Photozellen, die
derart an der Kompaßschale angeordnet sind, daß, sie von der weißen Fläche 2 Licht
empfangen, indem die weiße Fläche 2 entweder durch das Tageslicht oder durch eine
oder mehrere in geeigneter Weise angeordnete Lichtquellen beleuchtet wird. Die Photozellen
5 und 6 sind in der Nähe der beiden Enden der weißen Fläche 2 angeordnet, und diese
kann sich in der Praxis mit Vorteil über etwa z8o° erstrecken, da dadurch eine Einsteuerung
des richtigen Kurses bzw. eines neuen Kurses erreicht werden kann, ungeachtet dessen,
wie groß die Kursabweichung ist. Es wird jedoch vorkommen können, daß man nicht
wünscht, daß die automatische Steueranlage mit einer so großen Kursabweichung arbeiten
soll, und die Fläche 2 kann dann kürzer gemacht werden. Gegebenenfalls kann dann
bei Überschreiten einer gewissen Kursabweichung ein Signalabgegeben werden, das
durch Stromloswerden beider Photozellen ausgelöst wird.
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Zur Einstellung des gewünschten Kurses sind die Photozellen 5 und
6 gemeinsam, d.h. unter Aufrechterhaltung ihres gegenseitigen Winkelabstandes, gegenüber
der Kompaßschale drehbar. Sie können z. B. an einem Gestell angeordnet sein, das
mit dem Deckel der Kompaßschale drehbar verbunden und
mit einem
eingeteilten Kreis versehen ist, wobei die Einteilungen z. B. die gleichen wie diejenigen
der Kompaßrose sein können. Mittels dieses Kreises kann man dann unmittelbar eine
gewünschte Kursänderung einstellen, wonach das Schiff ohne weitere Maßnahmen selbsttätig
in die neue Richtung eingesteuert wird und diese aufrechterhält.
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Ist die Kompaßrose nicht verdeckt, dann kann man auf dem gleichen
Kompaß den Kurs unmittelbar ablesen. Unter Umständen kann es indessen zweckmäßig
sein, die Kompaßschale vollständig abzuschließen und mit einer eigenen Lichtquelle
zu versehen, so daß sie von dem äußeren Licht unabhängig wird. In diesem Fall kann
man den Kurs entweder am früher erwähnten Einstellungskreis für die Photozellen
oder auf einem Kontrollkompaß ablesen, welch letzterer gegebenenfalls in der Form
eines Tochterkompasses sein kann, dessen Stellung durch die Photozellen gesteuert
wird, und die Kompaßrose des Steuerkompasses braucht dann natürlich nicht mit der
.gewöhnlichen Einteilung versehen zu sein, sondern kann beliebig ausgebildet werden,
wenn sie nur eine leuchtende oder beleuchtete Fläche aufweist, die in der Hauptsache
wie beschrieben verläuft.
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Wenn die Photozellen 5 und 6 in einer symmetrischen Lage über der
Fläche 2 stehen, werden sie gleich große Lichtmengen empfangen und deshalb gleich
große Ströme auslösen. Falls indessen die Kompaßrose sich gegenüber den Photozellen
dreht, «-erden die letzteren verschieden belichtet und lösen deshalb verschieden
große Ströme aus. Diese Variationen der Photozellenströme werden für die Steuerung
verwendet, und es ist ersichtlich, daß die Variation bei einem gegebenen Drehwinkel
zwischen der Kompaßrose i und den Photozellen 5 und 6 um so. größter wird, je schneller
die Breite der Fläche 2 gegen die Enden abnimmt. Falls die Breite plötzlich von
einem gewissen Wert auf Null herabsinkt, d. h. falls die Fläche :2 an den Enden
stumpf abgeschnitten ist, erhält man die größtmögliche Schwankung. Man kann deshalb
durch die Ausbildung der Fläche 2 die Empfindlichkeit der automatischen Steueranlage
in weiten Grenzen einstellen. Die Breite der Fläche 2 braucht nicht über die ganze
Länge der Fläche zu schwanken, sondern kann auch an der Mitte ein kürzeres oder
längeres Stück mit gleichbleibender Breite aufweisen. Die schwankende Breite der
Fläche 2 kann gegebenenfalls durch eine schwankende Schwärzung oder eine Färbung
mit verschiedenen Farben ersetzt werden, was zu ganz ähnlichen Ergebnissen führt.
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Es ist zweckmäßig, die Photozellen mit derartigen Blenden zu versehen,
daß sie je nur von einem engen radialen Streifen der beleuchteten Fläche 2 Licht
empfangen. Die von jeder Photozelle empfangene Lichtmenge ist dann direkt proportional
der Breite der beleuchteten Fläche an der in Frage stehenden Stelle und der Lichtstärke
der beleuchteten Fläche.
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Man kann deshalb, indem man die Breite in geeigneter Weise schwanken
läßt, dafür Sorge tragen, daß die beiden Photozellen insgesamt, ungeachtet der Drehungen
der Kompaßrose, gleich großeLichtmengen empfangen. Man kann ferner die Breite nach
einer beliebigen stetigen oder unstetigen Funktion schwanken lassen, wodurch man
erreichen kann, daß nicht nur der erste, sondern gewünschtenfalls auch höhere Differentialquotienten
der Lichtmengen als Funktion der Drehung der Kompaßrose zum Einwirken auf die Steuerung
gebracht werden.
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Da die Lichtmenge der Photozellen nicht nur von der Breite der Fläche
2, sondern auch von deren Beleuchtung abhängt, kann man auch durch Veränderung der
Beleuchtung der Fläche 2 eine Abänderung der Schwankung der Lichtmenge mit dem Drehwinkel'
der Kompaßrose zustande bringen. Eine Steigerung der Beleuchtung wird einer schnelleren
Variation der Breite der Fläche 2 entsprechen und kann demzufolge dazu gebracht
werden, die Charakteristik oder Empfindlichkeit der Steueranlage zu verändern.
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Die Anoden 7 und 8 der Photozellen 5 und 6 sind durch eine Leitung
9 mit einer gemeinsamen Anodenspannungsquelle verbunden, vorzugsweise einer solchen
mit einstellbarer Spannung, so daß die Empfindlichkeit der Photozellen dadurch geregelt
werden kann. Diese Regelung hat eine ähnliche Wirkung wie die oben angegebene Regelung
der Beleuchtung oder Fläche 2 und kann deshalb diese ersetzen, ergänzen oder, bei
unerwünschten Variationen der Beleuchtung der Fläche 2, kompensieren.
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Die Kathoden io und i i der Photozellen sind durch Umschalter 12,
13, 14 und 15 teils unmittelbar und teils über ein Filter 16 an Kopplungswiderstände
17 und 18 mit gemeinsamem Kathodenspannungsanschluß i9 anschließbar. Die Hochspannungsenden
der Widerstände 17 und 18 sind mit den Steuergittern 20 und 21 zweier in
Gegentaktschaltung angeordneter Pentoden 22 und 23 verbunden. Die Kathodenpotentiale
der Röhren 22 und 23 können durch einen zwischen den Kathoden der Röhren eingekoppelten
Widerstand 24, dessen einstellbarer Anschluß 25 mit einer Kathodenspannungsquelle
verbunden ist, balanciert werden.
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Im Anodenkreis der Gegentaktverstärkerstufe liegt in Reihe mit Vorwiderständen
26 und 27 ein Differentialstrommesser 28, dessen Mittenanschluß 29 mit einer Anodenspannungsquelle
verbunden ist. Parallel hierzu ist ein verhältnismäßig großer, bei der gezeigten
Ausführungsform dreiteiliger Kopplungswiderstand 30, 31 und 32 mit einstellbaren
Anschlüssen 33 und 34 eingekoppelt. Diese sind über stromdifferentiierende Mittel
mit den Steuergittern 35 und 36 zweier in Gegentaktschaltung angeordneter Pentoden
37 und 38 verbunden. Beim gezeigten Ausführungsbeispiel sind zwei stromdifferentiierende
Stufen vorhanden. Die erste Stufe ist durch Schalter 39 und 139, ausschaltbar und
besteht aus einem Kondensator 4o bzw. 41 mit Parallelwiderstand 42 bzw. 43 in jedem
Zweig in Verbindung mit einem zwischen den Zweigen eingeschalteten Widerstand 44.
Die zweite stromdifferentiierende Stufe, die stets eingeschaltet ist, besteht in
ähnlicher Weise aus einem Kondensator 45 bzw. 46 und einem dazu parallel geschalteten
Widerstand 47 bzw. 48 in
jedem Zweig in Verbindung mit einem zwischen
den Zweigen eingeschalteten Widerstand 49. Die Ka thoden der Röhren 37 und 38 sind
durch einen Widerstand 5o miteinander verbufden, der einen einstellbaren Anschluß
51 aufweist, welcher durch einen für die Röhren gemeinsamen Kathodenwiderstand 52
mit einer Kathodenspannungsquelle verbunden ist. Die Steuergitter 35 und 36 der
Röhren sind durch Kondensatoren 53 und 54 für Störungen an die Kathoden gekoppelt
und können übrigens durch Schalter 55 und 56 unmittelbar miteinander und mit dem
Widerstand 52 verbunden werden.
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Im Anodenkreis der Gegentaktverstärkerstufe 37, 38 liegt ein dreiteiliger
Balancewiderstand 57, 58, 59. Der Widerstand 58 liegt zwischen einstellbaren Anschlüssen
6o, 61 der Widerstände 57 und 59 und hat selbst einen einstellbaren Anschluß
62, der mit der Anodenspannungsquelle verbunden ist und dessen Stellung durch den
Ausschlag der Steuerorgane (des Ruders) bestimmt wird. Parallel zum Balancewiderstand
57, 58, 59 liegt eine stromdifferentiierende Vorrichtung 63, 64, 65; 66, 67 ähnlicher
Art wie die oben beschriebene; deren Ausgangsseite ist an die Steuergitter 68 und
69 einer dritten Gegentaktverstärkerstufe, bestehend aus zwei Pentoden 70 und 71
mit gemeinsamem Kathodenwiderstand 72, angeschlossen. Die Anoden der Röhren 7o und
7 1 sind über je einen Widerstand 73 bzw. 74 an ein gemeinsames variables
Anodenpotential und ferner durch einen Widerstand 75 bzw. 76 an die Steuergitter
77 bzw. 78 zweier in Gegentaktschaltung angeordneter Trioden 79 bzw. 8o, die die
Ausgangsstufe der Verstärkeranlage bilden, angeschlossen. Die Steuergitter 77 und
78 sind durch Kondensatoren 81 und 82 für Störungen an die Kathoden gekoppelt. Die
Anodenkreise der Röhren enthalten j e eine Relaisspule 83 bzw. 84, welche
Relais betätigen, die die Steuermittel zum Ausschwingen in der einen und der anderen
Richtung bringen, z. B: dadurch, daß ein Rudermotor in der einen und der anderen
Richtung in Gang gesetzt wird. Die Kontakte 85 und 86 der beiden Relais sind vorzugsweise
derart miteinander gekoppelt, daß sie einander verriegeln, damit sie nicht gleichzeitig
beide Kontakte schließen.
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Die selbsttätige Steuerung geht folgendermaßen vor sich: Falls die
Kompaßrose in der gezeigten relativen Lage steht, was der Fall ist, wenn das Schiff
einen festgelegten Kurs hat, wird die ganze Anlage offensichtlich im Gleichgewicht
sein, und keiner der Kontakte 85 und 86 wird geschlossen sein, so daß der Rudermotor
sich nicht bewegt. Denkt man sich nun, daß (die Kompa@ßrose eine relative Drehung
gegen den Uhrzeigersinn erfährt, wird die Photozelle 5 einen größeren Anodenstrom
und die Photozelle 6 einen kleineren Anodenstrom als vorher auslösen. Indem vorläufig
von der Wirkung des Filters 16 abgesehen wird, das häufig kurzgeschlossen- sein
`wird, wird das Steuergitter 2o ein größeres Potential und das Steuergitter zr ein
kleineres Potential als in der Gleichgewichtslage erhalten. Diese Potentiale sind
durch die Kursabweichung eindeutig bestimmt. Der Unterschied zwischen den Anodenströmen
in den beiden Röhren der ersten Verstärkerstufe wird deshalb ebenfalls durch die
Kursabweichung eindeutig bestimmt sein, weshalb die letztere am Differentialstrommesser
28 abgelesen werden kann. Das Potential des- Anschlusses 33 wird fallen und das
Potential des Anschlusses 34 steigen, in beiden Fällen proportional der Kursabweichung.
Die Proportionalitätsziffer und dadurch die Empfindlichkeit wird durch symmetrisches
Verschieben der Anschlüsse eingestellt. Folglich wird auch das Potential des Steuergitters
35 fallen und das Potential des Steuergitters 36 steigen, aber die Änderungen der
Gitterpotentiale werden nicht länger eindeutig durch die Kursabweichung bestimmt
sein, sondern werden infolge -der stromdifferentiieren.den Mittel auch von deren
Differentialquotienten abhängen.
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Falls das Filter 16 kurzgeschlossen ist, was oben vorausgesetzt
würde, wird auch die erste stromdifferentiierende Stufe durch Kurzschließen der
Schalter 39 und 139 kurzgeschlossen. Die Eingangsseite der zweiten stromdifferentiierenden
Stufe erhält demzufolge Potentiale, die zur Kursabweichung proportional sind. Falls
diese Potentiale sehr langsam schwanken, können sie sich nicht durch die Kondensatoren
45 und 46 fortpflanzen, und der Potentialunterschied der Steuergitter 35 und 36
wird deshalb einen Bruchteil des Potentialunterschieds zwischen den Anschlüssen
33 und 34 betragen, der durch das Verhältnis zwischen den Widerständen 47, 48 und
49 bestimmt ist. Falls dagegen die Kursabweichung sehr schnell erfolgt, werden die
Potentiale der Anschlüsse 33 und 34 sich unmittelbar durch die Kondensatoren 45
und 46 fortpflanzen können, so daß die Potentiale der Gitter 35 und 36 größer als
im Fall einer langsamen Kursabweichung werden. Der Potentialunterschied der Steuergitter
35 und 36 wird mit anderen Worten sowohl von der Kursabweichung als auch von deren
Differentialquotienten in bezug auf die Zeit abhängen. Infolge der Veränderung der
Potentiale der Steuergitter 35 und 36 wegen der relativen Drehung der Kompaßrose
wird der Anodenstrom der Röhre 37 fallen und der Anodenstrom der Röhre 38 wachsen.
Der gemeinsame Kathodenwiderstand bewirkt, daß die Summe der beiden Anodenströme
nicht viel wachsen kann, selbst wenn die Potentiale der beiden Steuergitter 35 und
36 gleichzeitig wachsen sollten, z: B. in Folge einer unbeabsichtigten Steigerung
der Gesamtlichtmenge an den Photozellen 5 und 6. Da die Anodenströme der beiden
Röhren gleich große Anodenwiderstände passieren sollen, wird die Anodenspannung
der Röhre 37 steigen und die Anodenspannung der Röhre 38 fallen, d. h. es besteht
nicht mehr Spannungsgleichgewicht in dem Kreis, der vom -,I#noden-Kathoden-Kreis
der Verstärkerstufe 37, 38 gebildet wird. Das Gitter 68 erhält ein größeres Potential
als das Gitter 69 mit einer voreilenden Wirkung infolge der stromdifferentiierenden
Vorrichtung 63, 64, 65, 66, 67. Dies führt wiederum mit sich, daß das Potential
des Steuergitters 77 fällt und das Potential des Steuergitters 78 steigt. Die Ruhespannung
auf diesen
Gittern ist derart eingestellt, daß in der Ruhelage keine
wesentlichen Anodenströme in den Röhren 79 und 8o passieren. Infolge der Steigerung
des Potentials des Gitters 78 wird die Röhre nunmehr einen Anodenstrom führen, der
die Relaisspule 84 passiert, welche dadurch den Kontakt 86 anzieht und den Rudermotor
in der einen Richtung in Gang setzt. Der Widerstand 76 sorgt dafür, daß der Anodenstrom
der Röhre 8o einen gewissen Wert nicht überschreitet, indem dieser Widerstand infolge
des Gitterstroms die Gitterspannung zu begrenzen sucht. Bei geeigneter Wahl des
Ruhepotentials der Gitter 77 und 78 und der Widerstände 25 und 26 kann man erreichen,
daß die Röhren 7 9 und 8o eine sehr scharfe Regelungscharakteristik mit geeigneter
Schlüpfung zwischen den Ansprechbereichen der beiden Röhren erhalten.
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Wenn der Rudermotor in Gang gesetzt wird, wird der Anschluß 62, der
dem Ausschlag des Ruders folt, nach links bewegt werden. Es wird demzufolge ein,
größerer Widerstand in den Anodenkreis der Röhre 37 als in den Anodenkreis der Röhre
38 eingeschaltet, d. h. die Anodenspannung der Röhre 37 fällt, und die Anodenspannung
der Röhre 38 steigt. Lach einer gewissen Bewegung des Anschlusses 62 werden die
Anodenspannungen der Röhren gleich groß, so daß aufs neue Spannungsbalance im Balancekreis
geschaffen ist. Hiernach wird die nachfolgende Verstärkerstufe wieder derart beeinflußt,
daß die Relaisspulen 83 und 84 beide stromlos werden und der Rudermotor gestoppt
wird. Es ist somit durch den Balancekreis eine Balance zwischen den den Gittern
34und35 aufgedrückten abgeleiteten Steuerimpulsen einerseits und dem Ruderausschlag
andererseits geschaffen worden. Der Ruderausschlag wird folglich im Balancezustand
eine Funktion der Spannungen auf den Gittern 34 und 35, d. h. eine Funktion sowohlder
Kursabweichung als auch deren Differentialquotienten sein. Es wird bemerkt, daß
der Balancewiderstand, anstatt im Anodenkreis der Verstärkerstufe 37 und 38 zu liegen,
auch mit gleichem Erfolg in deren Kathodenkreis I liegen könnte.
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Der Umstand, daß der Balancezustand durch die stromdifferentiierende
Vorrichtung 63 bis 67 vom Balancekreis auf die nachfolgenden Stufen übertragen wird,
hat zur Folge, daß die den als Betätigungsmittel für die Steuerorgane dienenden
Relaisspulen 83 und 84 zugeführten Impulse nicht nur von der Abweichung des Balancekreises
vom Balancezustand, sondern auch vom Differentialquotienten der Abweichung in bezug
auf die Zeit abhängen. Wie früher gesagt, wird hierdurch unter anderem eine gewisse
Kompensation der Trägheit der Betätigungsmittel erreicht, im vorliegenden Fall insbesondere
der Trägheit des Rudermotors, der auch zu den Betätigungsmitteln für das Ruder gehört.
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Im Fall von Wellengang kann ein Schiff häufig ziemlich schnellen periodischen
Kursabweichungen ausgesetzt werden, wie auch z. B. bei den Bewegungen des Kompasses
unerwünschte Steuerimpulse erzeugt werden können. Diese Steuerimpulse sollen die
Steueranlage nicht beeinflussen, und um dies zu erreichen, kann man erfindungsgemäß
zwischen die Photozellen und die erste Verstärkerstufe das Filter 16 einschalten,
das die hieraus sich ergebenden Änderungen der Photozellenströme eliminiert. Es
zeigt sich indessen, daß dieses Filter eine gewisse Verzögerung der für die Steuerung
auszunutzenden langsameren Schwankungen der Photozellen bewirkt. Um diese Verzögerung
ganz oder teilweise aufzuheben, kann man durch Öffnung der Schalter 39 und 139 die
erste stromdifferentiierende Stufe .4o bis -.4. einschalten.
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Wünscht man die gezeigte Steueranlage für willkürliche Steuerung zu
verwenden, kann man die Schalter 55 und 56 kurzschließen, so daß die Gitter 35 und
36 stets das gleiche Potential haben. Man kann dann durch Verschiebung der Anschlüsse
6o und 61 an den Widerständen 57 und 59, nachdem die Verriegelung der genannten
Anschlüsse in der symmetrischen Lage aufgehoben ist, das Gleichgewicht des Balancekreises
stören. Die Anschlüsse 6o und 61 werden gemeinsam an den Widerständen 57 und 59
nach oben oder nach unten verschoben, und der Rudermotor wird infolge der erzeugten
Gleichgewichtsstörung in Gang gesetzt werden und wird das Ruder verdrehen, bis der
Anschluß 62 sich derart verschoben hat, daß aufs neue Gleichgewicht erzeugt worden
ist. Die gleiche Wirkung kann man auch erreichen, indem man die Anschlüsse 6o und
61 in ihrer Stellung beläßt und anstatt dessen den Anschluß 51 am Widerstand 5o
verschiebt.
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Falls ein Schiff einseitigen Beeinflussungen ausgesetzt ist, welche
es vorzugsweise in einerbestimmten Richtung aus dem Kurs zu drehen versuchen, kann
es gegebenenfalls zweckmäßig sein, als eine Kompensation der Einseitigkeit der äußeren
Beeinflussungen der Steueranlage eine Einseitigkeit in entgegengesetzter Richtung
beizubringen. Die gezeigte Steueranlage schließt zahlreiche Möglichkeiten hierfür
in sich, indem man z. B. den Anschluß 25, den Anschluß 51 oder die Anschlüsse 6o
und 61 unsymmetrisch einstellen kann, wenn die Anlage für automatische Steuerung
verwendet wird.
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Die gezeigte Steueranlage kann auf mannigfache Weise verändert werden.
So ist es z. B. nicht unbedingt erforderlich, daß mit differentialwirkenden Impulsen
gearbeitet wird, sondern es kann auch mit einem einzelnen Steuerimpuls gearbeitet
werden, der in der Mittenlage einen gewissen Wert hat und bei Kursausschwingungen
nach :der einen Seite fällt und bei Kursausschwingungen nach der anderen Seite steigt.
Bei der gezeigten Ausführungsform wird dies voraussetzen, daß nur eine einzige Photozelle
verwendet wird, und in diesem Fall kann eine Schaltung verwendet werden, die in
der Hauptsache der oberen Hälfte der Zeichnung entspricht, indem man dann anstatt
einer symmetrischen Fläche 2 eine unsymmetrische verwendet, d. h. eine Fläche, die
am einen Ende ihre kleinste Breite und am anderen Ende ihre größte Breite hat. Es
steht auch dem nichts im Wege, mehr als zwei Photozellen zu verwenden, und anstatt
der Photozellen können auch andere Organe verwendet werden, um die Steuerimpulse
zu erzeugen, z. B. ein Drehkondensator,
dessen einer Plattensatz
an der Kompaßrose befestigt ist, während sein anderer Plattensatz am festen Teil
des Kompasses befestigt ist. Leitet man einen Wechselstrom durch einen solchen Kondensator,
wird der Strom vom Kursausschlag abhängen, und falls der Strom danach gleichgerichtet
wird, kann er in ähnlicher Weise wie die Photozellenströme als Steuerimpuls verwendet
werden. Übrigens kann man auch an Stelle von Gleichstromkreisen in einer oder mehreren
Stufen Wechselstromkreise verwenden, indem man z. B. bei der Verwendung von Photozellen
mit pulsierendem Licht arbeiten oder an geeigneten- Stellen Steuergeneratoren einschalten
kann, wobei an solchen Stellen, wo man etwa von Wechselstrom auf Gleichstrom übergehen
will, Gleichrichter eingeschaltet werden können. Falls z. B. der Balancekreis ein
Wechselstromkreis ist, kann an Stelle eines Bälancew Aderstandes ein Kondensatoraggregat
verwendet werden, das aus variablen Kondensatoren zusammengesetzt ist. Im Verstärkeraggregat
kann man alle Vorrichtungen verwenden, die bei anderen Verstärkeranlagen, z. B.
in Rundfunkempfängern, bekannt sind, und man kann ebenfalls in der Anlage Transduktorstufen
verwenden.
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Die Steueranlage ist in obiger Beschreibung in der Hauptsache in Verbindung
mit Schiften beschrieben worden, sie kann aber ebensogut z. B. in Torpedos oder
in Luftfahrzeugen oder in Landfahrzeugen verwendet werden, und es ist nicht erforderlich,
daß die Steuerimpulse von einem Kompaß herrühren, sondern sie können auch von Leuchtfeuern,
Baken oder Orientierungsmitteln beliebiger anderer Art herrühren. Zum Beispiel kann
man bei einem Luftfahrzeug eine Steueranlage wie die angegebene auch dazu benutzen,
das Höhenruder in Abhängigkeit von Steuerimpulsen vom .Höhenmesser zu steuern, oder
man kann durch eine solche Anlage die Querruder in Abhängigkeit von Steuerimpulsen
von einer Pendelvorrichtung ad. -dgl. steuern.