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Herstellung von Bauelementen Es ist bekannt, organische Faserstoffe,
z. B. Sägespäne, mit Mörtelbildnern, z. B. Zement, zu Bauelementen zu verbinden,
um deren Gewicht zu verringern und deren Isolierfähigkeit gegen Wärme und Schall
zu erhöhen; doch erscheint diese Aufgabe noch nicht befriedigend gelöst, was insofern
begreiflich ist, als es sich um die Verbindung von ,Stoffen mit sehr verschiedenen
Eigenschaften handelt. Derartige Gemenge müssen zwecks Herstellung von Bausteinen
entweder gegossen oder in breiigem Zustand- in: die Formen gestrichen werden, da
es nur auf diese Weise gelingt, Sägespäne in der Masse zu halten. Je mehr organische
Stoffe das Gemenge enthält, desto mehr macht sich deren Elastizität bemerkbar, zu
der noch die Polsterwirkung der Lufteinschlüsse hinzukommt, die dem Zusammenhalt
der Teilchen entgegenarbeitet. Bei erdfeuchten Gemengen muß diese Elastizität durch
hohen Druck überwunden, werden, der die Lufteinschlüsse verringert, aber so lange
aufrechterhalten werden muß, bis der Mörtel genügend erhärtet ist, um dem Ausdehnungsbestreben
der elastischen Teilchen entgegenwirken zu können. Andernfalls würde die Endform
des sich wiederum ausdehnenden Formlings und dessen Festigkeit unkontrollierbar
sein. Derart lange Druckeinwirkung erfordert eine große Anzahl von Formen und verteuert
die Arbeitsweise, so daß sie für Massenerzeugung weniger geeignet ist. Ein weiterer
Nachteil aller bekannten Verfahren zur Herstellung von Bauelementen unter Verwendung
von Sägespänen ist die ungleiche Verteilung in der Form, die insbesondere in den
Wandungen von hohlen Bauelementen auftritt und auch durch Druck nicht
behoben
werden kann. Wenn man möglichst naß arbeitet, wird dieser Nachteil wohl verringert,
doch wird die Arbeitsweise insofern beeinträchtigt, .da man nicht sofort ausformen
'kann. Bauelemente höherer Festigkeit, also insbesondere Mauersteine, können unter
diesen Umständen nur mit Gemengen hergestellt werden, in denen der Anteil an organischen
Stoffen geringer ist; der Zweck der Verwendüngdieser Stoffe, nämlich Verringerung
des Gewichtes des Formlings und Erhöhungseiner Isolierfähigkeit gegen Wärme, könnte
infolgedessen nicht in ausreichendem Maße erreicht werden.
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Eingehende Versuche mit Gemena n aus stückigen organischen Faserstoffen,
wie vorzugsweise groben Sägespänen und Zement, haben ergeben, daß die Aufgäbe; .damit
.genügend feste und gleichzeitig leichte und gut isolierende Fürmfinge in Massenerzeugung
rasch und mit geringem Aufwand an Mörtelbildnern, also wirtschaftlich herzustellen,
unter Anwendung von Druck nicht gelöst werden kann, daß dies aber gelingt, wenn
ein solches Gemenge in feuchtem Zustand einem bei der Erzeugung von Bauelementen
an sich bekannten Verfahren unterworfen wird, nämlich .dem Rütteln mittels Vibratoren.
Bisher wurden Rüttelverfahren nur bei Gemengen angewendet, die neben dem Mörtelbildner
nur unelastisches, sogenanntes totes Material; wie Sand, Kies, Splitt usw., enthalten.
Daß ein Rüttelvorgang bei der Herstellung von Formlingen unter Verwendung von organischen
Füllstoffen mit irgendeinem Erfolg - angewendet werden kann" ist überraschend,,
@da nur erwartet werden kann, daß diese Stoffe wegen ihres verhältnismäßig gefingen
Gewichtes und ihrer Elastizität auf das Rütteln höchstens im negativen Sinn reagieren,
nämlich durch Hochspringen, statt sich zu setzen. Dieses eine Verdichtung der Masse
hindernde Bestreiben leichter Holzteilchen findet nach den angestellten Versuchen
eine Grenze, wenn das Gewicht derselben zuzüglich des. Gewichtes der sie umhüllenden
Mörtelschicht und der Haftwirkung der Teilehen untereinander die Vibrationastöße
nicht mehr im erwähnten Sinn einer fortwährenden Auflockerung der Masse zur Wirkung
kommen lassen. Unter dieser Voraussetzung wird die Wirkung der Rüttelbewegung positiv
mit dem Erfindungszweck entsprechenden günstigen Begle@iterscheinüngen. Die mit
dem sie-umhüllenden-Mörtel zu einrem feuchten Gemenge vereinigten stückigen organischen
Stoffe, z. B. 'Sägespäne, erfahren 'bei dem Rütteln eine mehr oder weniger starkeGleichrichtung
und wachsen zu einem Gerüst zusammen, das nach Beendigung dem üblicherweise nach
einigen Sekunden dauernden Rütteln seine Gestalt bzhält. Die Mörtelhüllen der Späne
fließen an den Berührungsstellen der letzteren zusammen und bilden nach dem Erhärten.
.gewissermaßen die Knoten, des Gerüstes, :dessen Festigkeit somit durch die Widerstand'sfähig',keit
der Späne und der Mörtelknoten- bestimmt ist und durch die Größe und Form der Späne
sowie durch Art und Menge des aufgewendeten Mörtels. beeinfiußt werden kann:. In
jedem Fall weisen die Formlinge wesentlich größere Hohlräume auf ,als Preßlinge,
ohne daß eingeschlossene Luftpolster vorhanden sind, die eine Formänderung bedingen
könnten. Die Größe der Hohlräume kann außer durch die Abmessungen der Späne auch
durch Beimischung feinerer Holzteilchen verringert werden, wobei staubfeines Material
zweckmäßig ausgeschlossen bleibt.
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Für das Verfahren gemäß der Erfindung stehen Sägespäne meist in unbeschränkter
Menge als billigster Abfallstoff zur Verfügung. Die im Sinn der Erfindung bevorzugten
groben Späne liefern die Kreissägen in wechselnden Stärken von einigen Millimetern
und Längen bis zu einem Vielfachen der Stärke. Als obere Begrenzung der Länge, die
noch brauchbare Ergebnisse zuläßt, können ungefähr 30 mm angenommen werden.
Die Dicke der Splitter kann in: weiten Grenzen schwanIceri. Bei Verwendung kürzerer
Späne kann auf den Zusatz kleinkörniger Späne, die den Vexbrauch an Bindemitteln
etwas erhöhen:, verzichtet werden. Je länger die Späne sind, desto eher ist ein
Zusatz feinerer Späne von Vorteil.
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Wenn sich das Gemenge beim Rütteln in den tieferen Schichten des Formlings,
wie dies meist der Fall ist, stärker setzt als in den -höheren, können diese Schichten
ebenso stark verdichtet werden, indem das Rüttelverfahren in an sich. bekannter
Weise mit einer leichten Druck- oder Schliagwirkung kombiniert wird, die während
oder nach. dem Rütteln zur Geltung kommen kann.
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Mit dem Verfahren gemäß der Erfindung können rasch und billig H1ohlsteine,
Platten, Wanddielen., Ausfachsteine u. dgl. von geringem spezifischem Gewicht in
beliebigen desselben erzeugt werden. Bei Verwendung solcher Bauelemente für Zwischenwände
oder als Schalung für Betonfüllurig kommt ihre 'hohe Isolierfähigkeit und Nagelbarkeit
vorteilhaft zur Wirkung. In Verbindung mit Gußbeton, sei es im Skelett- oder Massivbau,
bieten sie alle Möglichkeiten für die Anwendung neuzeitlicher Baumethoden bei erheblich
verringerten Baukosten:. Insbesondere ,auf .dem flachen Lande, wo in Sägewerften
sehr große Mengen von Sägespänen anfallen, 'kann das Verfahren gemäß der Erfindung
eine Umwälzung in den Baumethoden mit sieh bringen, da die derart hergestellten
Bauelemente ideale Sdhalu.ngssteine für Massivwände darstellen,. die gegebenenfalls
auch auf der Blaustelle hergestellt werden können und die 'bisher notwendigen Aufwendungen
ifür die Errichtung von Schalungen ersparen lassen. Der bei genügender Festigkeit
große Anteil an= billigstem Abfallstoff, der geringe Aufwand an Mörtel und die nur
Sekunden währende Rüttelarbeit setzen die Gestehungskosten: der Bauelemente fü'hl'bar
'herab. Dieser Erfolg konnte dadurch erzielt werden; daß ein einer innigen Verbindung
mit einem Mörtelbildner widerstrebendes Material durch Auswahl der Korngröße und
neuartige Behandlung zur wirtschaftlichen Bildung von Verbundkörpern befähigt wurde.
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Während das Raumgewicht für Wandhohls.teine nach derzeitigen Vorschriften
für Naturbimsstein
mit o,ß, für Hüttenibimsbeton mit i,o, für Schlackenbeton
mit 1,2 und für Ziegelsplittbeton mixt 1,3 t/ms festgesetzt ist, können diese Werte
hei noch ausreichender Festigkeit des Formlingsr und höherer Isolierfähigkeit erheblich
unterschritten werden.. Ein Raumgewicht von 0,4 t/mg bildet noch nicht dlie untere
Grenze. Durch Wahl des Mengenverhältnisses zwischen. Mörtel- und Holzanteil; Wahl
des Verhältnisses zwischen der Menge grober und .feiner Späne sowie Art der Verdichtung
beim Rütteln und gegebenenfalls einem Zusatz mineralischer Füllstoffe kann dem Erzeugnis
jedes gewünschte Raumgewicht und damit jede vorgeschriebene Isolierfähigkeit gegeben
werden.
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Die Bedeutung des Verfahrens gemäß der Erfindung zeigt sich darin,
daß ein Ziegelsplitthöhllstein des normalen Formats 14 bis 15 kg, ein gleichartiger
Hohlstein gemäß der Erfindung, der unter Verwendung grober Holzspäne im Rüttelverfahren
hergestellt ist, nur 5,5 kg wiegt, wobei das Verhältnis Zement zu Holz 2 : i Gewichtsteile
oder i :3 Raumteile beträgt. Die Gewichtsverminderung wirkt sich insbesondere bei
Großformatsteinen aus, die dadurch 'handlich werden. Die im vorstehenden der Einfachheit
'halber verwendeten Bezeichnungen Zement und Sägespäne umfassen naturgemäß alle
äquivalenten Mörtelbildner und organischen Faserstoffe.