-
Verfahren zur Gewinnung von antibiotisch wirkenden Stoffen In anderen
Veröffentlichungen hat der Erfinder gezeigt, daß die Abtötung von Mikroorganismen
durch Wärmebehandlung in starkem Maße von der Aufheizgeschwindigkeit abhängig ist,
und zwar so, daß im Gebiet hoher Aufheizgeschwindigkeit@en sich optimale (;es,h«-indigkeiteii
bzw. derartige Bereiche finden lassen, bei denen die Steilheit des Abtötungsverlaufes
optimale Werte annimmt, so daß schon bei sehr kleinen Verweilzeiten auf der
je-
weiligen Behandlungstemperatur extrem große Schädigungswerte erreicht
werden.
-
Diesem Verfahren der Steilaufheizung kommt aber über den geschilderten
Effekt und die mit ihm verbundene, durch die sehr kurzzeitige Wärmeeinwirkung bedingte
Schonung der Substanz hinaus, noch eine weitergehende Bedeutung zti, die sich darin
äußert, daß die behandelte Substanz bakteriostatische bzw. bakterizide Eigenschaften
erworben hat.
-
Es hat sich gezeigt, daß eine Substanz, die. einer dem oben Gesagten
entsprechenden Temperaturbehandlung unterworfen wurde und in der, wie durch Anlegen
einer Keimzählplatte sofort nach der Behandlung festgestellt wurde, noch Keime vorhanden
waren (ob in Form von Sporen oder auch scheuerer abzutötenden vegetativen Formen
ist dabei gleichgültig), nach etwa 2¢ Stunden völlig keimfrei war. In dieser Zeit
trat auch keine Verderbnis ein. Daraus geht hervor, daß in der Substanz nach der
Behandlung eine stark bakterienhemmende und letzten Endes bakterizide Wirkung vorhanden
ist, denn es kann keine Vermehrung
der Bakterien mehr eintreten.
Diese hemmende Wirkung bezieht sich nicht nur auf die in der Substanz nach der Behandlung
noch vorhandenen Keime, sondern die Substanz bleibt auch weiterhin über lange Zeit,
ohne daß für Luftabschluß gesorgt wird, steril. Es werden also auch alle aus der
Luft weiterhin in sie eintretenden Keime gehemmt und abgetötet.
-
An einem bei Behandlung von Milch gewonnenen Versuchsergebnis soll
diese Erscheinung näher erläutert werden. Es wurde Rohmilch einer Steilaufheizung
mit einer in einem optimalen Bereich liegenden Aufheizgeschwindigkeit unterworfen,
und zwar mit den Behandlungsdaten: Aufheizgeschwindigkeit etwa i oo° C/Sek., Behandlungstemperatur
74° C. Die Einwirkzeit wurde auf 2 bis 3 Sekunden beschränkt, was für die Abtötung
schädlicher Keime, wie Tb, Coli, hämolytische Streptokokken, völlig ausreicht, dagegen
für Streptococcus lactis noch eine genügend hohe Restkeimzahl ergibt, die das Studium
des weiteren Verhaltens dieser Keime in der behandelten Milch gestattet.
-
Von der so behandelten Milch wurden eine Reihe von Proben bei etwa
+ 8 bis + i2° C aufbewahrt und jeden Tag die Keimzahl nach dem Plattenzählverfahren
bestimmt. Dabei ergab sich der in der folgenden Tabelle aufgeführte Verlauf:
Zeit (h) I Keimzahl/cm3 |
Sofort nach |
Behandlung - o 1-10 j |
24 3 # i04 |
48 4-103 |
72 5 # i02 |
96 3 # 1o' |
Die so behandelte Milch hält sich bei niedrigen Temperaturen (+ 6 bis + i2° C) sehr
lange. Es tritt keine Änderung des Säuregrades ein.
-
Als Vergleich hierzu sei angegeben, daß der Säuregrad der unbehandelten
Milch, aufbewahrt bei einer Temperatur von etwa '-, i o' C, schon innerhalb 24 Stunden
stark ansteigt.
-
Bei dem geschilderten Versuch wurden die Proben in steril verschlossenen
Flaschen aufbewahrt. Bei Aufbewahrung der Milch in offenen Schalen kann der Effekt
ebenfalls festgestellt werden. Während die unbehandelte Milch in der offenen Schale
ebenfalls sehr schnell sauer wird und außerdem noch an der Oberfläche ein starkes
Wachstum von Schimmelpilzen- aufwies, zeigt die behandelte Milch bei dieser Aufbewahrungsart
keinerlei Pilzwachstum und hält ihren Säuregrad über mehr als ioo Stunden. Auch
bei höherer Temperatur (Zimmertemperatur von etwa 25° C) hielt sich die behandelte
Milch über mehrere Tage, während die unbehandelte bei dieser Aufbewährung schon
in Stunden verdirbt.
-
Der mit seinem Ergebnis in der obigen Tabelle dargestellte Versuch
wurde auch noch insofern erweitert, als nach der Behandlung frische Streptokokken
in die behandelte Milch eingeimpft wurden. Auch diese Keime zeigten das gleiche
Verhalten wie die Restkeime; nach etwa ioo Stunden Aufbewahrung bei etwa + i o'
C waren, ähnlich wie bei dem in der obigen Tabelle angeführten Versuch, die eingeimpften
Keime nicht mehr nachweisbar.
-
Ähnliche Versuche wurden ferner mit frischer Leberwurst, im Durchlauf
durch ein hoch- bzw. ultrahochfrequentes elektrisches Wechselfeld gemacht. Die Wurst
hielt sich im Darm und angejschnitten über lange Zeit frisch. Dieselben Ergebnisse
wurden auch bei Gemüsesäften -erzielt.
-
Aus diesen Versuchsergebnissen entstehen die Vorteile, daß man ohne
besondere Maßnahmen im Durchlauf behandelte Substanzen abfüllen kann und nicht unbedingt
für einen sterilen Verschluß der behandelten Substanz zu sorgen braucht. Die Erklärung
des Effekts, wie er durch die aufge: führten Versuchsergebnisse dargelegt ist, kann
in zwei verschiedenen Richtungen gesucht werden: Einmal können durch die besondere
Art der Keimabtötung im oder am Keim besondere Stoffe gebildet werden, die den bakterienhemmenden
Effekt bewirken, oder aber es können bestimmte Bestandteile der behandelten Substanz
durch die besondere Art der Behandlung eine solche Veränderung erfahren, daß sie
bakterienhemmend oder bakterizid wirken. Bei diesen Veränderungen ist möglicherweise
an Umlagerungen (Isomerien) zu denken; bei dem dargestellten, mit Milch gewonnenen
Versuchsergebnis, z. B. speziell an die Beeinflussung des Milchzuckers, worauf polarimetrische
Untersuchungen deuten. Die Möglichkeiten einer solchen Umwandlung bestehen auch
bezüglich anderer, insbesondere optisch aktiver Verbindungen, wie z. B. Traubenzucker.