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Für therapeutische Zwecke geeigneter Schwamm
Die Erfindung ljezieht
sich auf einen flüssigkeitsdurchlässigen, wasserunlöslichen Gelatineschwamm, der
die allgemeinen physikalischen Merkmale eines Schwammes besitzt, aber durch den
menschlichen oder tierischen Körper absorbierbar ist.
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In der medizinischen und chirurgischen Praxis ist es in verschiedener
Hinsicht erwünscht, in irgendeinem Teil des Körpers eine poröse Substanz einzuführen.
Diese kann Träger eines therapeutischen Stoffes sein und denselben mit gewissen
Geweben und Organen in Kontakt halten. Diese poröse Substanz soll naheliegender
Weise im feuchten Zustande weich sein. Sie hat zahlreiche feine Zwischenräume, um
das therapeutische Agens zu halten und langsam ahzugeben oder bzw. überdies ist
sie ein wirksames Absorptionsmittel für Ausflüsse aus Wunden, z. B. Blut oder Exsudate.
Diese poröse Substanz ist insbesondere durch den Körper assimilierbar, so daß die
Inzision, in die sie eingeführt ist, nicht offen gehalten werden muß. Die Verwendung
einer solchen porösen, assimilierbaren Substanz als chirurgischen Schwamm ist besonders
vorteilhaft, weil aufsaugende Wundeinlagen nach der Operation an Ort und Stelle
gelassen werden können, und weil auch die Gefahr gebannt wird, die entsteht, sobald
aus Unachtsamkeit eine nicht absorbierhare Einlage in der Inzision gelassen wird.
Es ist notwendig, daß diese Substanz wasserunlöslich ist, damit sie ohne weiteres
in wäßrige therapeutische Lösungen eingetaucht werden kann oder Blut
und
andere Körperausscheidungen aufsaugen kann, ohne dabei angegriffen oder aufgelöst
zu werden.
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Weiterhin soll ein solcher Schwamm leicht in Stücke geschnitten werden
können, welche in ihrer Form und Größe den Erfordernissen der zu behandelnden Wunde
entsprechen.
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Ein wesentliches Merkmal der Erfindung ist daher eine schwammartige
Substanz, die eine große Anzahl kleiner Zwischenräume hat, in passende Stücke geschnitten
werden kann, überdies unlöslich in Wasser ist und vom menschlichen oder tierischen
Körper leicht aufgenommen werden kann.
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Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die wirtschaftliche Herstellung
einer schwammartigen Substanz der geschilderten Art. Diese kann so erfolgen, daß
das Erzeugnis schon am Ende des Herstellungsganges steril ist und nicht erst eine
zusätzliche Behandlung zur Sterilisation erfordert.
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Ein besonderer Fall unter den verschiedenen Problemen auf dem Gebiet
der Medizin und Chirurgie ist die Verminderung des Blutens rund um eine chirurgische
Inzision. Das Bluten wird gewöhnlich durch die Verwendung koagulierender Mittel,
z.B. Thrombin, zurückgedrängt. Wenn jedoch das koagulierende Mittel lediglich in
die Inzision eingeführt wird, hindert es chirurgische Operationen fast so stark
wie das Blut selbst, bzw. wenn Blutgerinnung herbeigeführt wird, wäscht sich das
Koagulum schnell wieder weg. Um dies zu verhindern, versucht man, kleine Schwämme
mit dem koagulierenden Mittel zu tränken und dieselben in passender Weise in der
Inzision anzubringen.
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Diese Methode ist zwar an sich wirksam, bei nicht vom Körper absorbierbaren
Schwämmen muß jedoch der Schwamm vor Verschluß der Wunde wieder entfernt werden,
was gewöhnlich zum Wiederaufleben der Blutung führt. Diese Gefahr ist durch den
erfindungsgemäßen Schwamm beseitigt. Er kann absichtlich in einer Inzision gelassen
werden, um gewisse Körperstellen mit einem therapeutischen Mittel zu versorgen oder
einer Blutung vorzubeugen, die bei seiner Entfernung eintreten könnte. Es kann überdies
erwünscht sein, Schwämme mit verschiedener Absorbierbarkeit durch den menschlichen
oder tierischen Körper herzustellen, so daß der Chirurge Schwämme auswählen kann,
die für eine gewünschte Zeitspanne auf ihrem Platz bleiben. Der Herstel lungsprozeß
des erfindungsgemäßen Schwammes kann in dieser Beziehung leicht so gelenkt werden,
daß die Absorbierbarkeit des Schwammes innerhalb beträchtlicher Grenzen verschieden
ist, ohne aber die übrigen Eigenschaften wesentlich zu beeinflussen.
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Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird zuerst eine 3 bis Io°/oige
wäßrige Gelatinelösung, vorzugsweise aus Hautgelatine oder anderen Sorten, wie Knochengelatine,
hergestellt. Die Gelatine braucht nicht hochgradig gereinigt sein. Die Lösung wird
in der Wärme etwa bei 80° erzeugt, auf 35 bis 400 gekühlt und mit einer kleinen
Menge Formalin (400/obige Formaldehydlösung) versetzt. Die Formalinmenge liegt zwischeno,oI
und IoO/o, bezogen auf Gelatine in Lösung. Man läßt die Lösung bei einer etwas über
Zimmertemperatur, z. B. bei 30 bis 370, liegenden Temperatur etwa 2 Stunden lang
stehen und schlägt nun die Mischung etwa 5 bis 15 Minuten hindurch kräftig, um einen
festen Schaum zu erzeugen. Dieser beträgt volumenmäßig etwa das 4- bis 8fache des
Volumens der ursprünglichen Lösung. Nun wird die Mischung auf ein Moneldrahtgitter
in einen Trockenofen gestellt, durch den große Mengen Luft mit etwa IoO/c Feuchtigkeitsgehalt
bei etwa 30 bis 330 zirkulieren, so lange, bis der Schwamm trocken ist. Der durchwegs
trockene Schwamm wird schließlich etwa 3 Stunden hindurch auf etwa I400 erhitzt.
Der Schwamm ist nun fest und kann mit einem Messer in passende Größe und Gestalt
geschnitten werden.
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Nach einem besonderen Beispiel zur Ausführung der Erfindung werden
5 g Gelatine in 100 g Wasser bei 800 gelöst und die Lösung auf 350 gekühlt.
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Dazu werden 0,03 cm3 400/obiges Formal in gegeben und die Mischung
2 Stunden bei 370 reifen gelassen.
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Nun wird die Mischung 5 Minuten lang kräftig geschlagen, in welcher
Zeit sich etwa 600 com3 festen Schaumes bilden. Dieser Schaum wird bei 330 auf ein
Gitter in einem Trockenschrank gebracht, durch den große Mengen Luft mit rund 10
0/o Feuchtigkeitsgehalt bei eben dieser Temperatur sa lange zirkulieren gelassen
werden, bis der Schaum vollkommen trocken ist. Schließlich wird er 3 Stunden hindurch
auf 140 bis I450 erhitzt. Aus den angegebenen Mengen entstehen ungefähr 500 cm3
eines trockenen, sterilen, flüssigkeitsdurchlässigen, wasserunlöslichen Gelatineschaumes.
Der Schwamm. ist im trockenen Zustande fest, wird aber, wenn er mit Wasser vollgesaugt
ist, weich, ohne sich jedoch zu lösen. Das trockene Material kann leicht mit einem
kleinen Messer in beliebige Formen und Größen geschnitten werden. Die letzte Wärmebehandlung
kann für Verpackungszwecke ohne Nachteil unterbrochen werden.
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Das erfindungsgemäße Verfahren kann verschiedenen Abänderungen unterworfen
werden. Die Temperatur beim Lösen der Gelatine kann innerhalb weiter Grenzen schwanken.
Sie soll unter dem Siedepunkt liegen, aber hoch genug sein, um die Gelatine mit
entsprechender Geschwindigkeit zu lösen. Die Gelatine kann auch vor dem Auflösen
mit kaltem Wasser gequollen werden. Die Temperatur, auf die nach dem Lösen gekühlt
wird, soll im allgemeinen zwischen 35 und 400 liegen. Die Menge des Formalins beeinflußt
die Härte und die Absorbierbarkeit des Schwammes durch den Körper. Je mehr Formalin,
desto härter wird der Schwamm, und um so langsamer wird er absorbiert. Die physikalischen
Eigensc'haften des Schwammes und das Maß seiner physiologischen Absorbierbarkeit
hängen auch von der Höhe der Erhitzungstemperatur und der Länge der Erhitzung in
der Schlußstufe des Herstellungsganges ab. Als optimale Bedingungen für diese beeinflussenden
Faktoren kann die Anwendung von 0,03 bis 3 cm3 Formal in auf 5 g Gelatine und 100
g Wasser sowie ein 2- bis 5stündiges Erhitzen des trockenen Schwammes auf I30 bis
I500 angegeben werden. Beim Schlagen der Mischung wird so viel Zeit aufgewendet,
als notwendig ist, die Schaum-
bildung zu sichelll. das ist gewöhnlich
weniger als 15 Minuten. Zum Trocknen des Schaumes ist jede Temperatur anwendbar,
die bei der vorhandenen Luftfeuchtigkeit unter dem Schmelzpunkt des Schaumes liegt.
Es wurde gefunden, daß bei Temperatureii iiber 350 der Schaum zum Schmelzen neigt,
während zu niedrige Temperaturen zuviel Zeit zum Trocknen erfordern, ohne irgendeinen
ersichtlichen Vorteil zu bringen. Die Luftfeuchtigkeit soll 15 O/o nicht iil>ersteigen.
Bei der Erhitzung des trockenen Schaumes auf I40 bis I450 wird seine Wasserunlöslichkeit
erhöht. Dieser Temperaturbereich scheint recht kritisch zu sein. Eine merklich höhere
Temperatur wird den Schaum verdorren und eine weit unter 1300 liegende wird kein
Produkt mit zufriedenstellend physikalischen Eigenschaften ergeben. l)er Zusatz
von Formaldehyd oder anderen Härtemitteln kann auch unterlassen werden. Dabei wird
der Schaum durch das Erhitzen allein gehärtet und unlöslich gemacht. Diese Alaßnahme
macht auch den Schaum steril.
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Es ist nicht genau bekannt, wie der nach dem beschriebenen \'erfahren
hergestellte Schwamm durch den menschlichen oder tierischen Körper absorbiert wird.
Es ist aber eine durch Beobachtung festgestellte Tatsache, daß er innerhalb von
10 bis 90 Tagen ohne Zurücklassung einer Spur absorbiert wird, wobei diese Zeit
von den Herstellungsbedingungen des Schwaniiues abhängt. Der Schwamm wird in vitro
durch einen enzymatischen Vorgang verdaut, ähnlich wie bei Pepsin, Trypsin und anderen
proteolytischen Enzymen.
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Es ist bereits bekannt, Wärme- und Schallisolierplatten aus einer
Lösung von tierischem Leim durch Zusatz von Schaummitteln sowie Säuren, saurem Salz
und Formaldehyd herzustellen. Während des Aufschäumens und Steifwerdens wird hier
auf einer Temperatur von 14 bis 400 gehalten.
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Nach diesem Verfahren wird, wie erwähnt, eine harte Platte erhalten,
die für Wärme- oder Schallisolierungszwecke verwendbar ist, keineswegs aber als
Schwamm für therapeutische Zwecke.
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PATENTANSPROCHE: I. Für therapeutische Zwecke geeigneter Schwamm,
dadurch gekennzeichnet, daß derselbe aus in Wasser unlöslicher, physiologisch absorbierbarer
Gelatine in durchlässiger, trockener und steriler Form besteht.