-
Resorbierbare, blutstillende chirurgische Schwämme und Verfahren
zu ihrer Herstellung Resorbierbare, blutstillende Schwämme, die im wesentlichen
aus Gelatine bestehen, sind bereits bekannt und werden seit einiger Zeit in großem
Maße von Chirurgen verwendet. Diese Schwämme sind recht wirksam, da die Gelatine
sich mit dem Blutplasma umsetzen kann und so die Freisetzung von Blutgerinnungsmitteln
stimuliert. Blutstillende Schwämme aus gefrorener Stärkepaste hergestellt, werden
ebenfalls in der Chirurgie verwandt. Sie saugen das Blut mechanisch in feine Capillaren
des Schwammes und beschleunigen so die Gerinnung. Obgleich diese Schwämme nicht
antigen sind, im allgemeinen vom Körper resorbiert werden und bei vielen Chirurgen
Zustimmung gefunden haben, so besitzen sie andererseits schlechte physikalische
Eigenschaften, die ihre Verwendung in manchen Fällen unbefriedigend gestalten. Ziel
der Erfindung ist die Herstellung eines resorbierbaren, blutstillenden Schwammes,
der alle Vorteile der zurzeit für den Chirurgen zugänglichen blutstillenden Schwämme
besitzt, darüber hinaus aber überlegene physikalische Eigenschaften aufweist, die
seine Verwendung leichter und wirkungsvoller machen.
-
Es ist weiterhin bereits bekannt, zur Herstellung von spontan und
schnell saugenden Tampons aus resorbierbarem Material eine wäßrige Gelatinelösung
in der Wärme bei einem Wert von 7 bis 7,6 mit geringen Mengen Formaldehyd zu behandeln,
das homogenisierte Gemisch in Flachschalen zu gießen, einzufrieren, im Hochvakuum
zu trocknen und die erhaltenen Trockenstücke in üblicher Weise zu sterilisieren.
-
Das resorbierbare, blutstillende, chirurgische Schwammaterial gemäß
der Erfindung enthält ungefäbr 40 bis 80 Gewichtsprozent verkleisterte Stärke und
ungefähr 20 bis 60 Gewichtsprozent Gelatine. So hergestellte Schwämme weisen eine
ausgezeichnete Festigkeit, Elastizität, Farbe, Formbeständigkeit und Resorbierbarkeit
auf.
-
Ist der Gelatineanteil gering und liegt er unter ungefähr 200/0,
so wird der so erhaltene Schwamm leicht hart und spröde wie ein Stärkeschwamm. Ein
derartiger Schwamm besitzt nur geringe Festigkeit und verliert die ausgezeichnete
Elastizität der bevorzugten Schwämme, wie sie gemäß der Erfindung hergestellt werden.
-
Einer der Nachteile der aus gefrorener Stärke hergestellten Schwämme
besteht in der Schwierigkeit, Antibiotika und andere antiseptische oder arzneiliche
Mittel gleichmäßig im ganzen Schwammkörper zu verteilen. Bei der Herstellung der
erfindungsgemäßen chirurgischen Schwämme können Antibiotika und andere arzneiliche
Mittel leicht in völlig gleichmäßiger Verteilung allen Teilen des Schwammkörpers
ohne Ablagerung oder Wanderung des Mittels in einzelne
Bezirke des Schwammes einverleibt
werden. Erniedrigt sich der Anteil der Gelatine unterhalb 204/o und steigt der Anteil
der Stärke dementsprechend auf ungefähr 80 Gewichtsprozent, so zeigen sich die Nachteile
der Stärkeschwämme in den neuen Produkten.
-
Es sollten daher Stärkemengen über ungefähr 80 °/o nicht verwandt
werden.
-
Nähert sich der Stärkeanteil 80°/o, so wird die Viskosität der Lösung
zu hoch, so daß es schwierig ist, durch Schlagen einen zufriedenstellenden Schwamm
zu erzeugen. Ein derartiges Produkt kann auch nur unter großen Schwierigkeiten befriedigend
getrocknet werden.
-
Steigt andererseits der Anteil der Gelatine in die Nähe von 60 Gewichtsprozent,
so zeigt das so erhaltene Produkt einen merkbaren Verlust seines elastischen, schwammartigen
Charakters, verglichen mit der bevorzugten Ausführungsform gemäß der Erfindung.
Der erhaltene Schwamm weist nur geringe Elastizität und Formbeständigkeit auf, er
saugt weniger Flüssigkeit auf und hat nur eine geringe Naß festigkeit.
-
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung des Schwammaterials
besteht in der Herstellung einer
wäßrigen Lösung, die eine Mischung
von gekochter Stärke und Gelatine in einem Verhältnis von annähernd 40 bis 80 Gewichtsprozent
Stärke und 20 bis 60 Gewichtsprozent Gelatine enthält. In die so gebildete Lösung
wird zur Bildung eines Schaums Luft eingearbeitet. Der Schaum soll das ungefähr
2- bis 7fache Volumen der Lösung besitzen. Darauf wird der Schaum getrocknet, und
man erhält eine elastische, schwammartige Masse, die in jede gewünschte Form geschnitten
werden kann. Nach der Sterilisierung ist der Schwamm gebrauchsfertig.
-
Die Gelatine soll pharmazeutische Qualität besitzen; sie soll frei
von Antigenverbindungen und anderen Verunreinigungen sein. Eine Anzahl von geeigneten
Gelatineprodukten aus Häuten und Knochen sind auf dem Markt zugänglich und können
zur Herstellung der erfindungsgemäßen Schwämme verwandt werden.
-
Vorzugsweise wird Knochengelatine wegen ihrer leicht alkalischen Reaktion
benutzt, der sie besser verträglich mit Körpergewebe in den meisten Fällen macht,
in denen Schwämme dieser Art verwandt werden. Die Gelatine soll eine Gallertfestigkeit
von 200 bis 250 Bloom-Graden besitzen.
-
Die für den Schwamm verwandte Stärke soll ebenfalls ein sehr reines
Material sein. Es soll keine Verunreinigungen enthalten, die sich ungünstig auf
die Verwendung des Schwammes in der Chirurgie auswirken können. Auf dem Markt ist
sehr reine Maisstärke erhältlich, die bevorzugt für die erfindungsgemäßen Schwämme
verwendet wird. Es können jedoch auch andere Stärken, wie Reisstärke oder Stärke
von Körnerfrüchten oder Stärke aus Wurzeln, wie Tapiocastärke, verwandt werden.
-
Vor der Herstellung des Schwammschaums wird die Stärke zur Zerreißung
der Stärkezellen in Wasser erhitzt. Die Konzentration der Lösung soll ungefähr 5
bis 15 Gewichtsprozent betragen, um eine zufriedenstellende Mischung zu erhalten,
wenn die Stärkelösung mit der Gelatinelösung zur Herstellung des stabilen Schaums
durch Schlagen gemischt wird. Bei Verwendung größerer Stärkemengen wird die Mischung
leicht zu dick, außerdem ist es dann schwierig, die Mischung zu einem geeigneten
Schaum zu schlagen.
-
Ein derartiger Schaum kann dann nur unter Schwierigkeiten ausreichend
getrocknet werden.
-
Ähnlich wird die Gelatine unter Erwärmen in Wasser gelöst, so daß
man eine Lösung von ungefähr 5 bis 15 Gewichtsprozent Gelatine erhält. Die Lösung
soll nicht zu dünn sein, damit die Endmischung die richtige Konsistenz besitzt.
Sie soll aber dünn genug sein, so daß sie zur Entfernung unlöslicher fester Stoffe,
die oft in handelsüblichen Produkten gefunden werden, filtriert werden kann. Der
Stärkekleister und die filtrierte Gelatinelösung werden vereinigt, auf eine geeignete
Arbeitstemperatur abgekühlt und zu einem Schaum geschlagen, der das 2- bis 7fache
Volumen der Mischung besitzt. Das Schlagen kann durch jede übliche Schlag- oder
Mischvorrichtung vorgenommen werden, die die Einverleibung von Luft in die Flüssigkeit
begünstigt. Eine große Anzahl derartiger Mischvorrichtungen ist zugänglich, angefangen
vom einfachen Eierschläger bis zum großen Teigmischer.
-
Es ist nicht wesentlich, welche Art von Mischer verwandt wird oder
welche Zeit benötigt wird, um das erforderliche Volumen Luft in die Masse einzuarbeiten.
-
Gemäß einer besonderen Ausführungsform werden kleine Mengen Formaldehyd
zugefügt, um die Gelatine zu härten. Diese Formaldehydbehandlung gibt dem Schwamm
eine höhere Naßfestigkeit, vermindert aber andererseits die Absorptionsgeschwindigkeit
des
Schwammes durch die Körperflüssigkeiten. Formaldehydmengen bis zu ungefähr 0,06
Gewichtsprozent, bezogen auf den Gelatineanteil des Schwammes, die in die flüssige
Masse vor dem Schlagen eingearbeitet werden, ergeben zufriedenstellende Schwämme.
-
Die geschlagene Stärke-Gelatine-Mischung wird vorzugsweise langsam
bei Raumtemperatur in einer trockenen Atmosphäre getrocknet. Erhöhte Temperaturen
können bewirken, daß der Schaum in sich zusammenfällt, die Anwendung von Vakuum
bei der Trocknung bewirkt meistens die Herstellung eines Schaumes von unbefriedigendem
Aussehen.
-
Eine große Anzahl arzneilicher Mittel kann in den Schaum eingearbeitet
werden, vorzugsweise bevor die flüssige Gelatine-Stärke-Mischung zum Schaum geschlagen
wird. Antibiotika, insbesondere Tetracyclin, Chlortetracyclin und Oxytetracyclin,
sind in Mengen bis ungefähr 2 Gewichtsprozent besonders wertvoll in diesen Schäumen.
Andere Antibiotika, wie Chloramphenicol, Streptomycin, Neomycin, Bacitracin, Polymyxin,
können ebenfalls in dieser Weise in den Schwamm eingearbeitet werden.
-
Auch kann man jedes Sulfonamid in den Schaum einarbeiten. Natürlich
können auch Antiseptika, wie 2,2'-Methylen-bis- (3,4,6-trichlorphenol, proteolytische
Enzyme, wie Pepsin, blutgerinnungsfördernde Substanzen, wie Thrombin, Farb- und
Geruchsstoffe in geeigneten Mengen durch einfaches Mischen der flüssigen Mischung
vor dem Schlagen einverleibt werden.
-
Im Gegensatz zu den Erfahrungen, die man bei der Herstellung von Stärkeschwämmen
gesammelt hat, bleiben die arzneilichen Mittel gleichmäßig im gesamten Schwammkörper
in seiner endgültigen Form verteilt. Üblicherweise werden nur geringe Mengen dieser
Stoffe für höchste Wirksamkeit benötigt.
-
Die folgenden Beispiele erläutern in einigen wenigen speziellen Ausführungsformen
die Erfindung. Die in den Beispielen angegebenen Verfahrensmaßnahmen können beträchtlich
variiert werden; so kann das Verhältnis von Stärke zu Gelatine von ungefähr 20°/o
Gelatine und 800/0 Stärke bis zu 60°/o Gelatine und 400/o Stärke variiert werden,
wobei man stets noch die Vorteile gemäß der Erfindung erhält.
-
Beispiel 1 800 ml destilliertes Wasser wurden auf 800 C erhitzt und
79,8 g Schweinehautgelatine mit einer Gallertfestigkeit von 225 Bloom-Graden (vgl.
V. S. Dispensatory, 25; Edition, S. 598 bis 599) langsam unter Bewegung zugegeben,
bis vollständige Lösung eintrat.
-
Danach wurde die Lösung filtriert. 120 g reine Maisstärke wurden mit
1200 ml kaltem, destilliertem Wasser aufgeschlämmt und die Aufschlämmung unter ständiger
Bewegung auf 850 C erwärmt. Der Stärkekleister und die filtrierte Gelatinelösung
wurden gemischt, gerührt und auf 350 C gekühlt. Danach wurden 1,9 ml Formaldehyd
unter Rühren zugefügt und die Lösung t/2 Stunde lang zwischen 35 und 400 C gehalten.
Die Lösung wurde dann auf einen Hobart-Model-A-120-Mischer übergeführt und Luft
unter Verwendung der Geschwindigkeitsstufe 3 und eines Schlägers von Art eines Drahtkorbs
in die Mischung geschlagen, bis das Schüttvolumen den 5fachen Wert der Lösung erreicht
hatte. Der Schaum wurde auf Pfannen übergeführt und bei Raumtemperatur bei 3 O/o
relativer Feuchtigkeit getrocknet. Der getrocknete Schwamm wurde in die gewünschte
Form mit einer Bandsäge geschnitten, in Pergaminbeutel gegeben, verschlossen- und
bei - 1100 C 10 Stunden lang wärmesterilisiert.
Darauf war das Material
fertig zur Verwendung in der Chirurgie.
-
Beispiel 2 800 ml destilliertes Wasser wurden auf 75 bis 800 C erwärmt
und 79,12 g Schweinehautgelatine mit einer Gallertfestigkeit von 200 Bloom-Graden
langsam unter Bewegung zugefügt. Es wurde bis zur vollständigen Lösung gerührt und
dann durch eine Filterpresse zur Klärung filtriert. 118,68 g Maisstärke wurden in
1200 ml kaltem, destilliertem Wasser in einem mit einem Dampfmantel umgebenen Gefäß
aufgeschlämmt und unter Bewegung auf 80 bis 850 C erwärmt. Die Gelatine- und Stärkelösungen
wurden miteinander vermischt. 1500 ml der Mischung wurden auf 35 bis 400 C abgekühlt
und 2,08 g neutrales Tetracyclin zugefügt. Die tetracyclinhaltige Suspension wurde
zu dem verbleibenden Teil der Gelatine-Stärke-Mischung zugegeben und die ganze Mischung
10 Minuten lang bewegt. Darauf wurde die Suspension durch eine Kolloidmühle bei
einer Öffnung von 0,053 mm gegeben. Die gemahlene Suspension wurde auf einen Hobartmischer
übergeführt und mit hoher Geschwindigkeit geschlagen, bis das Schüttvolumen den
fünffachen Wert erreicht hatte. Der Schaum wurde entfernt, in Pfannen übergeführt
und annähernd 36 Stunden lang bei Raumtemperatur und 30/0 relativer Feuchtigkeit
gehalten, bis der Schwamm trocken war.
-
Der getrocknete Schwamm wurde mit einer Bandsäge in die gewünschte
Form geschnitten. Das geschnittene Schwammaterial wurde in einem Vakuumofen 1 Stunde
lang bei 70 bis 750 C belassen, darauf in Pergaminbeutel verpackt und bei 1100 C
10 bis 20 Stunden lang wärmesterilisiel. Der sterilisierte, chirurgische Schwamm
war fertig zur Verwendung.
-
Beispiel 3 Der von dem Schneidvorgang des Beispiels 2 erhaltene Schwammstaub
wurde gesammelt, in Glasflaschen mit durchlöcherten Deckeln gegeben und bei 1100
C 10 Stunden wärmesterilisiert. Dieser Pulverstaub kann bei chirurgischen Operationen
verwandt werden.
-
Beispiel 4 800 ml destilliertes Wasser wurden auf 75 bis 800 C erwärmt,
0,016 g p-Oxybenzoesäuremethylester und 0,004 g p-Oxybenzoesäurepropylester wurden
unter Erwärmung und Bewegung hierin gelöst. 79,12 g Schweinehautgelatine (225 Bloom)
wurden unter Bewegung bis zur vollständigen Lösung langsam zugefügt. Die Lösung
wurde dann durch ein Tuch auf einer Filterpresse filtriert.
-
119,68 g reine Maisstärke wurden in 1200 ml kaltem, destilliertem
Wasser aufgeschlämmt und auf einem Dampfbad auf 80 bis 850 C unter ständiger Bewegung
erwärmt. Der Stärkekleister und die filtrierte Gelatinelösung wurden dann unter
Bewegung gemischt, auf 35 bis 400 C gekühlt, 1,9 g Formaldehyd unter Bewegung zugegeben
und die Lösung t/2 Stunde lang bei 35 bis 400 C gehalten. 150 ml der behandelten
Mischung wurden von der Hauptmasse der Lösung abgetrennt und hierzu 2,08 g neutrales
Tetracyclin zugegeben. Darauf wurde die Antibiotikasuspension wieder zur Hauptmenge
der Stärke-Gelatine-Mischung gegeben. Die gesamte Mischung wurde dann 10 Minuten
lang bewegt und durch eine Kolloidmühle mit einer Öffnung von 0,53 mm geführt. Das
behandelte Material wurde auf einen Mischer übergeführt und Luft in die Stärke-Gelatine-Mischung
unter Verwen-
dung der Geschwindigkeitsstufe 3 und eines Schlägers von Art eines
Drahtkorbes geschlagen, bis das Schüttvolumen sich verfünffacht hatte. Der Schaum
wurde auf Drahtsiebe gegeben und bei 3°/o relativer Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur
getrocknet. Der Schwamm wurde in die gewünschte Form geschnitten, abgepackt, weiter
bei 700 C getrocknet und bei 1100 C 10 Stunden lang wärmesterilisiert.
-
Beispiel 5 Blutstillende Stärke-Gelatine-Schwämme wurden in der im
vorhergehenden beschriebenen Weise hergestellt mit der Ausnahme, daß statt Schweinehautgelatine
Knochengelatine verwandt wurde. Man erhielt zufriedenstellende, blutstillende Schwämme.
-
Beispiel 6 Eine Reihe von Gelatine-Stärke-Schwämmen wurde nach der
Verfahrensweise des Beispiels 1 unter Verwendung von annähernd 40 0h Schweinehautgelatine
(225 Bloom) und 60°/o reine Maisstärke hergestellt.
-
Zu verschiedenen Ansätzen dieser Schwämme wurden verschiedene Formaldehydmengen
wie folgt zugegeben: 0,0192 O/o, 0,03840/ai, 0,056°/o, bezogen auf die Gelatinemenge.
Diese Mengen wurden vor der Einarbeitung der Luft zugefügt. In allen Fällen wurden
hervorragende blutstillende, chirurgische Schwämme erhalten. Erhöhte man jedoch
die Formaldehydmenge, so nahm die Naßfestigkeit des Schwammes zu. Der Schwamm konnte
vor der eigentlichen Verwendung unsanfter behandelt werden als ein Schwamm, der
überhaupt keine oder nur geringe Mengen Formaldehyd enthielt. Andererseits benötigten
Schwämme, die mit größeren Mengen Formaldehyd behandelt wurden, eine längere Zeit,
um in Körperflüssigkeiten zu zerfallen.
-
Beispiel 7 Es wurden Schwämme gemäß der Verfahrensweise des Beispiels
1 hergestellt und mit handelsüblichen, blutstillenden Schwämmen, die nur aus Gelatine
bestanden, verglichen. Bei einem derartigen Vergleich ließ man Stücke des handelsüblichen,
nur aus Gelatine bestehenden Schwammes und des erfindungsgemäßen Stärke-Gelatine-Schwammes
in einen Becher mit Wasser fallen und beließ sie darin, bis sie vollständig mit
Wasser gesättigt waren. Darauf wurden sie entfernt und gewogen. Die Ergebnisse sind
wie folgt: Tabelle I Physikalische Eigenschaften der Gelatine-Stärke-Schwämme im
Vergleich mit Gelatineschwämmen
Absorption von g Wasser |
Dichte Studie Stütze |
(g/cm2) von gleidiem von gleidier |
Gewidit Leicht Größe |
(200 mg) (8,4 cm3) |
Stärke-Gelatine ... 0,024 | 6,0 | 12,3 |
Gelatine .. .. 0,007 l 6,6 l 1,7 |
Die gefundenen Werte zeigen, daß der erfindungsgemäß Stärke-Gelatine-Schwamm annähernd
dieselbe Absorptionskapazität, bezogen auf das Gewicht, wie der handelsübliche,
nur aus Gelatine bestehende Schwamm besitzt, daß er jedoch weit überlegen an Absorptionsfähigkeit,
bezogen auf das Volumen, ist.
-
Ahnliche Vergleiche mit handelsüblichen Schwämmen aus Stärke konnten
nicht vorgenommen werden da der Stärkeschwamm zu leicht zerfällt.
-
Beispiel 8 Um die überlegene Formbeständigkeit der erfindungsgemäßen
Schwämme zu erläutern, wurde ein Stärke-Gelatine-Schwamm gemäß der Verfahrensweise
des Beispiels 1 hergestellt und auf eine Größe von 20 60 7 mm geschnitten. Dieser
Schwamm wurde mit einem nur aus Gelatine bestehenden, handelsüblichen, blutstillenden
Schwamm derselben Größenabmessungen verglichen. Die Schwämme wurden in Wasser getaucht
und leicht mit den Fingern 30 Sekunden lang geknetet, wie es vor ihrer Verwendung
empfohlen wird. Nach weiteren 30 Sekunden - während dieser Zeit konnten die Schwämme
ihre ursprüngliche Form wieder annehmen - wurden die Schwämme wiederum gemessen.
Die Ergebnisse dieser Versuche werden in der folgenden Tabelle gezeigt: Tabelle
II
Nach Sättigung |
mit Wasser |
Größe vor dem (Durchfeuchten und |
Befeuchten mit H2 O Kneten 30 Sekunden |
(230 C) lang und ansdilie- |
ßende Erholungszeit |
von 30 Sekunden) |
Stärke-Gelatine | 20 60 7 mm 20 60 7 mm |
Gelatine 20 20 60 mm 15 50 1,5mm |
Die erfindungsgemäßen Schwämme zeigen also eine so ausgezeichnete Elastizität und
schwammgleiche Eigenschaften, daß sie auch nach wiederholtem Druck und wiederholter
Verformung durch den Knetvorgang in ihre ursprüngliche Form zurückkehren. Auf der
anderen Seite gewinnen die nur aus Gelatine bestehenden Schwämme nicht ihre volle
ursprüngliche Größe zurück. Es fehlen ihnen daher wesentliche Eigenschaften eines
echten Schwammes.
-
Wie auch in dem vorhergehenden Beispiel wurden wiederum Stärkeschwämme
ebenfalls diesem Versuch unterworfen. Sie zerfielen jedoch, so daß keine Messungen
vorgenommen werden konnten.
-
Beispiel 9 In einem weiteren Vergleichsversuch wurden erfindungsgemäß
nach der Verfahrensweise des Beispiels 1 hergestellte Stärke-Gelatine-Schwämme mit
einer Größe von 20 60 7 mm auf ihre Naßzugfestigkeit mit handelsüblichen, nur aus
Gelatine bestehenden verglichen. Bei diesen Versuchen wurden beide Schwämme 30 Sekunden
lang in Wasser bei Raumtemperatur geknetet. Danach wurden sie an einem Ende mit
einer Schnur verknüpft, die an einem fest aufliegenden Stab befestigt wurde. Am
anderen Ende waren die Schwämme mit einer anderen Schnur verhunden, an der man Gewichte
befestigen konnte. Die Schwämme wurden bis zur größten Länge vertikal durch Belasten
mit Gewichten an der unteren Schnur gedehnt. Der nur aus Gelatine bestehende Schwamm
konnte bis zum Bruch nur 25 g tragen. Der gemäß der Verfahrensweise des Beispiels
1 hergestellte Stärke-Gelatine-Schwamm hielt dagegen 120 g Belastung aus, bevor
er riß.
-
Diese Versuche beweisen deutlich die größere Naßfestigkeit der erfindungsgemäßen
Schwämme im Ver-
gleich mit den besten, dem Chirurgen bisher zugänglichen, blutstillenden
Schwämmen.
-
Beispiel 10 Die Wirksamkeit des Antibiotikums in den Schwämmen, hergestellt
gemäß der Verfahrensweise des Beispiels 2, wurde durch Herstellung schmaler Scheiben
von 0,5 cm Durchmesser und 0,1 cm Dicke des tetracyclinhaltigen Schwammaterials
bestimmt. Diese Schwämme wurden in einem Agar implantiert, der mit den Testorganismen
Bacillus cereus und Staphylococcus aureus beimpft war. Nach Inkubation der Testplatten
zeigte sich, daß das Tetracyclin wirksam das Wachstum der Mikroorganismen verhinderte,
was durch sich bis zu einer beträchtlichen Entfernung von den Testscheiben ausdehnenden
Inhibitionszonen erwiesen wurde.
-
Beispiel 11 Auch die Löslichkeit des Schwammaterials und die Fähigkeit
zum Zerfall in Körperflüssigkeiten wurde mit handelsüblichen, nur aus Gelatine bestehenden
Schwämmen verglichen. Hierbei wurde kein wesentlicher Unterschied zwischen den zwei
Schwammarten festgestellt. Der gemäß Beispiel 1 hergestellte Stärke-Gelatine-Schwamm
blieb beim Eintauchen in destilliertes Wasser bei Raumtemperatur 7 Tage lang intakt
ebenso wie der handelsübliche, nur aus Gelatine bestehende Schwamm. In künstlichem
Magensaft und in künstlicher Darmflüssigkeit lösten sich beide Schwammarten mit
derselben Geschwindigkeit bei 370 C auf.
-
Wegen ihrer überlegenen physikalischen Eigenschaften, ihrer Festigkeit,
Elastizität und Resorbierbarkeit ist die Verwendung der erfindungsgemäßen Schwämme
nicht auf das Blutstillen in der Chirurgie beschränkt. Da sie aus ungefährlichen
Stoffen zusammengesetzt sind und leicht sterilisiert werden können, sind sie von
Wert zu Reinigungszwecken in Operationsräumen, wo übliche Celluloseschwämme und
Baumwolltücher nicht verwandt werden können.
-
Ein besonders wertvolles Anwendungsgebiet der Erfindung ist die Verwendung
des Schwammaterials zur Herstellung von Verbänden. Verschiedene Arten hiervon wurden
bereits entwickelt. Ein neues Produkt von beträchtlichem Wert wird durch Ersetzen
des üblichen Gazepolsters bei haftenden Verbänden durch ein kleines Stück eines
Stärke-Gelatine-Schwammes hergestellt. Dieses kleine Viereck oder diese kleine Scheibe
Schwammaterial wirkt als blutstillendes Mittel, wenn es auf einen kleinen Schnitt
oder eine Abschürfung gelegt und durch den Klebstreifen in seiner Lage festgehalten
wird. Der Schwamm stillt den Blut- und Serumfluß. Wenn die Wunde heilt, neigt der
Schwamm zum Zerfall. Wird der Verband entfernt, kann dies ohne Behinderung des Schorfes,
der sich über dem verletzten Gewebe gebildet hat, vorgenommen werden. Derartige
Verbände sind von besonderem Wert, wenn der Schwamm ein Antibiotikum, wie Tetracyclin,
enthält. Eine andere Art Verbandmaterial, das sich besonders als Kompresse eignet,
wird durch Tränken von Baumwollgaze mit Stärke-Gelatine-Mischung hergestellt, bevor
Luft in diese Mischung geschlagen wird. Die gesättigte Gaze wird aus der Mischung
genommen, zur Entfernung von überschüssiger Stärke-Gelatine-Mischung ausgedrückt
und an der Luft getrocknet. Das Material hat blutstillende Eigenschaften und neigt
weniger dazu, am Körpergewebe, mit dem es in Berührung kommt,
zu
haften als übliche chirurgische Gazeverbände oder Kompressen.