DE82294C

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Publication number: DE82294C
Application number: DENDAT82294D
Authority: DE

Description

KAISERLICHES

PATENTAM

Gegenstand vorliegender Erfindung bildet ein Verfahren zur Herstellung einer neuen Kunstmasse, welche eine ganze Reihe vorzüglicher Eigenschaften in sich vereinigt. Diese Kunstmasse zeichnet sich aufser durch grofse Wohlfeilheit in der Herstellung durch grofse Härte, Widerstandsfähigkeit, leichte Bearbeitbarkeit und schönes Aussehen aus.

Die hauptsächlichsten Materialien, aus denen die Masse zusammengesetzt wird, sind Collodiumwolle und Spähne der Steinnufs, Kokosnufs, Paranufs oder ähnlicher vegetabilischer Erzeugnisse.

Die Kollodiumwolle wird, bevor sie zur Fabrikation verwendet wird, in schmelzendem Kampher aufgelöst.

Ebenso werden auch die Abfälle der Steinnufs oder dergl. einem vorbereitenden Verfahren unterworfen, nämlich zuerst gereinigt, alsdann gemahlen und schliefslich in Wasser gekocht, um alle Fett- und Schmutztheile aus ihnen zu entfernen.

Nur wenn man ein durchsichtiges oder hellfarbiges Fabrikat (etwa bernstein- oder perlmutterartig) herstellen will, imprägnirt man den aus den Abfällen der Steinnufs oder dergl. durch das Kochen entstandenen Brei mit ammoniakalischer Kupferoxydlösung, welche durch Auflösen von frisch gewonnenem Kupferoxyd in stark concentrirtem Ammoniak gewonnen wird.

Zur weiteren Reinigung wird die Masse nach einander mit verdünnter Salzsäure, Flufssäure, Chlorwasser, sowie mit verdünnten Alkalien (eventuell auch mit Alkohol und Aether) und schliefslich mit Brunnenwasser behandelt, getrocknet und mit einer zweiprocentigen Lösung von wolframsaurem Natron imprägnirt.

Die Masse stellt jetzt ein Product dar, welches der Holzcellulose sehr ähnlich ist und ebenso wie die eingangs erwähnte Collodiumwolle eine aufsergewöhnliche Bindefähigkeit besitzt.

Das Endproduct des Verfahrens wird nun in der Weise hergestellt, dafs man

3 Gewichtstheile der in eben beschriebener Weise behandelten Spähne der Steinnufs oder dergl.,

2 Gewichtstheile der mit Kampher präparirten Collodiumwolle und

ι Gewichtstheil Kampher innig mit einander mischt.

Will man die Kunstmasse, was meist der Fall sein wird, farbig herstellen ^ so setzt man die Farbe bei dieser Phase des Processes zu.

Was die Art der Farbe anbetrifft, so kann man je nach dem gewünschten Farbeton, den man dem Product geben will, die verschiedensten Farben benutzen. Man kann mit den Farben aufserordentlich schöne Effecte der Kunstmasse erzielen, beispielsweise die schönsten Bernstein- und Perlmutter-Imitationen herstellen.

Die Mischung der präparirten Steinnufsspähne und Collodiumwolle mit Kampher und Farbe wird mittelst einer hydraulischen Presse stark geprefst, um dadurch einerseits die wässerigen Bestandtheile nach Möglichkeit auszuscheiden, andererseits auch den Kampher möglichst innig mit den übrigen Bestandteilen der Masse 'zu

verbinden und seine lösende Wirkung zu erhöhen. Nach dieser Pressung wird die Masse nochmals getrocknet.

Die Schlufsoperation besteht darin, xlafs man die Masse von neuem einer Pressung, und zwar unter Anwendung der Wärme unterwirft, wobei man ihr gleichzeitig die gewünschte Gestalt giebt. Zu diesem Zwecke bringt man die Masse in entsprechend gestaltete eiserne Formen, welche durch Dampf auf etwa 130 bis 150° G. geheizt werden, und unterwirft sie einer Pressung. Unter der Einwirkung von Druck und Wärme äufsert nunmehr der Kampher seine lösende Wirkung in viel höherem Mafse als bisher. Die Einwirkung gilt als beendigt, sobald die Masse die höchste Temperatur erreicht hat. Der anzuwendende Wärmegrad richtet sich nach der Stärke' und Gröfse des zu pressenden Gegenstandes bezw. Formstückes.

Durch das vorhin beschriebene Verfahren erhält man eine Masse, welche sich neben den bereits erwähnten Eigenschaften durch sehrgrofse Festigkeit, Haltbarkeit und Wetterbeständigkeit auszeichnet.

Dieselbe eignet sich aufser für eine sehr mannigfache gewerbliche Verwendung für verschiedene militärische Zwecke. Beispielsweise lassen sich aus der Masse sehr dauerhafte und brauchbare Patronenhülsen (Exercierpatronen und dergl.) herstellen, ferner ein sehr leichtes und festes Kummetgeschirr für.Kavalleriepferde, welches mit einer Vorrichtung versehen wird, durch welche das sogenannte Scheuern des Pferdes am Halse vermieden wird. Ganz besonders lassen sich aus der Masse auch Wasserstiefel herstellen, welche sich durch Dauerhaftigkeit und grofse Leichtigkeit auszeichnen und vollkommen wasserdicht sind, da die Masse kein Wasser aufsaugt.

Claims

Patent-An Sprüche:

ι . Verfahren zur Herstellung einer Kunstmasse, gekennzeichnet durch Vermengen ' von ' Spa'hnen der Steinnufs, Kokosnufs, Paranufs oder ähnlicher vegetabilischer Erzeugnisse, welche durch Kochen in Wasser und Behandeln mit Säuren gereinigt und mit wolframsaurem. Natron imprägnirt sein können, mit Collodiumwolle und Kampher, Pressen und Trocknen dieser Mischung und schliefslich nochmaliges Pressen in Formen Unter Anwendung von Wärme.
2. Eine Ausführungsform des in Anspruch 1. geschützten Verfahrens, dadurch gekennzeichnet , dafs die Spänne der Steinnufs, Kokosnufs, Paranufs oder ähnlicher vegetabilischer Erzeugnisse auch mit Kupferoxyd-Ammoniak behandelt werden, um eine durchsichtige Masse zu liefern.
3. Bei der Ausführung der durch die Ansprüche i. und 2. gekennzeichneten Verfahren der Zusatz eines Farbstoffs zu der Collodiumwolle bezw. dem Gemisch der Spähne der Steinnufs oder dergl., des Kampfers und der Collodiumwolle.