DE33339C - Neuerung in der Bereitung des Prefspulvers für die unter Nr. 29329 patentirte Herstellung von Parkettafeln und Skulpturen - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

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Zur Bereitung des Prefspulvers, welches nach dem in der Patentschrift No. 29329 angegebenen Verfahren zur Herstellung von Parkettafeln oder Sculpturen erforderlich ist, empfiehlt es sich bei den letzteren, zur leichteren Erzeugung reliefartiger Gegenstände dem Prefspulver solche Stoffe zuzuführen, welche mehr plastische Eigenschaften besitzen als diejenigen, welche dem mehr für glatte Flächen geeigneten Wasserglas unter Zusatz von Kalk innewohnen. Die Bereitung des Prefspulvers mufs je nach dem Bedürfnifs, ob dasselbe zur Herstellung von Flachreliefs oder Hochreliefs zur Verwendung kommen soll, eine verschiedenartige sein.

A. Bereitung des Prefspulvers für Flachreliefs. Den nach der im Patente No. 29329 ausgeführten Beschreibung durch Imprägnirung in Seifenwasser und Kalkmilch hydraulisirten Sägespänen wird, nachdem sie an der Luft völlig getrocknet sind, eine Mischung von Case'in und gebranntem, an der Luft in Staub zerfallenem Kalk hinzugefügt. Hierbei ist zu beobachten, dafs diese Mischung erst dann zugefügt wird, wenn der erwähnte Kalk das Casein bereits zu einer breiartigen Flüssigkeit aufgelöst bezw. zersetzt hat. Nachdem die hydraulisirten Sägespäne von dieser Flüssigkeit gänzlich durchfeuchtet und durchdrungen sind, werden dieselben wiederum an der Luft getrocknet und sind nun gebrauchs-, d. h. prefsfähig. Brauchbare Ergebnisse werden erzielt, wenn man die vorstehend genannten Substanzen in der angegebenen Weise in folgenden Verhältnissen verarbeitet. Man nimmt bei

5 bis 30 1 Sägespänen,

0,1 - 0,5 1 Fettseife,
. 0,5 - 3 1 gelöschten Kalk, nämlich

3 - 8 1 Case'in hinzu, welches durch Mischung mit 0,5 bis 3 1 gebranntem, an der Luft in Staub zerfallenem Kalk in eine brei-_; artige Flüssigkeit verwandelt'wurde.

Diese Verhältnifszahlen geben die Grenzen an, innerhalb deren das Mischungsverhältnifs stattfindet; hiermit sei jedoch keineswegs behauptet, dafs dieses Verhältnifs der Mischung nicht den verschiedenartigen, hierbei in Betracht zu ziehenden Nebenumständen, wie dem anzuwendenden Druck und den Formen zweckentsprechend einer Veränderung unterworfen wäre.

B. Bereitung des Prefspulvers für Hochreliefs. Zur Herstellung stark erhabener Gegenstände aus tiefen Formen ist die Bereitung eines Prefspulvers nothwendig, welches neben grofser Bildsamkeit und gröiserer Leichtigkeit hervorragende elastische Eigenschaften besitzt, damit der aus der erhitzten Form herauszunehmende Gegenstand infolge von Sprödigkeit nicht beschädigt wird oder gar zerbricht, sondern noch bis zu einem gewissen Grade biegsam bleibt, so lange er noch warm ist, und seine Festigkeit erst im Erstarren erhält. Diese erlangten und erforderlichen Eigenschaften wer-

den den Sägespänen verliehen, wenn man ihnen nachfolgende Mischung zufügt:

Man läfst reife Kartoffeln mit den Schalen in Dämpfen von mindestens ioo° C. so lange dämpfen bezw. sieden, bis der gröfsere Wassergehalt, etwa 20 bis 30 pCt. des Eigengewichts, verdampft ist. Hierauf zerstampft und zerreibt man dieselben und fügt ihnen fein pulverisirte Kieseiguhr (Infusorienerde) sowie ein wenig Burgunderharz hinzu. (Unter Burgunderharz [pois de Bourgogne, pois blanche] versteht man weifses gereinigtes Fichtenharz.) Diese Mischung, gut mit einander vereinigt, wird den Sägespänen im feuchten Zustande hinzugefügt, hierauf Alles gut durch einander gemengt und dann an der Luft getrocknet.

Es ist vortheilhaft, dafs die Kartoffeln mit Schalen verwendet werden, damit das Korbgewebe der Schalen sowie die Eiweifsstoffe der unmittelbar unter der Schale liegenden Zellschicht der Mischung erhalten bleiben. Man erhält auch brauchbare Resultate mit geschälten Kartoffeln, jedoch sind diese minder gut.

Durch die Anwendung von Kartoffeln und Infusorienerde wird eine gröfsere Leichtigkeit der ganzen Masse erreicht, welches Resultat für Hochreliefs von nicht zu unterschätzendem Vortheil ist.

Brauchbare Ergebnisse werden erzielt, wenn man die vorerwähnten Substanzen in der angegebenen Weise in folgenden Verhältnissen verarbeitet. Man nimmt 10 bis 30 1 fertige bezw. hydraulisirte Sägespäne und fügt denselben eine Mischung hinzu, welche besteht aus 5 bis 40 1 zerstampften und zerriebenen, durch überhitzte Dämpfe von ioo° C. gedämpften bezw. gesottenen Kartoffeln und Zusatz von ι bis 5 1 fein pulverisirter Kieseiguhr (Infusorienerde) nebst 0,5 bis 2,51 gemahlenem Burgunderharz.

Diese Verhältnifszahlen können ebenfalls •zweckentsprechend verändert werden. Angestellte Versuche haben ergeben, dafs die Anwendung von Kartoffeln und Sägespänen allein, ohne Beimischung von Infusorienerde und Harz, gute Ergebnisse erzielt hat.

Das auf diese Weise hergestellte Prefspulver hat nicht nur die verlangten Eigenschaften gröfserer Bildsamkeit, Leichtigkeit und anfänglicher Nachgiebigkeit, sondern es behält selbst bei erhöhtem Hitzegrad der Formen seine ursprüngliche helle Farbe. Demzufolge kann man diesem Prefspulver durch Zusatz beliebiger, in Hitze unveränderlicher Metallfarben jede beliebige Färbung geben, so dafs in allen Fällen, wo statt der Ueberkleidung mit Naturholz eine von den in P. R. No. 29329 angeführten Metallüberkleidungen ganz oder theilweise dem Gegenstande zugefügt werden soll, dieses Prefspulver für sich allein schon einen fertigen farbigen, mit den sonstigen aufgeprefsten Metalioder Holzverzierungen harmonisch zusammenstimmenden Gegenstand ergiebt.

Die weitere Behandlung des auf diese Weise hergestellten Prefspulvers, seine Pressung in erhitzten Formen und die Ueberkleidung der genommenen Abdrücke mit Naturholz oder Metall mittelst einer wasserdichten Bindemasse geschieht auf bekannte Weise.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch:

   Die Ergänzung der Bestandteile des gemäfs dem Ansprüche des Haupt-Patents zusammengesetzten Prefspulvers durch Hinzufügung:

   a) von Casein und gebranntem Kalk für Flachreliefs ;

   b) von zerstampften, gekochten Kartoffeln sowie von Kieseiguhr und Burgunderharz für Hochreliefs.