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Verfahren zur Verbesserung der Oberflächen von biegsamen Blattmaterialien,
welche aus gelatinierten Polyvinylharzen bestehen oder mit einem solchen Belag versehen
sind Die Erfindung bezieht sich auf biegsatne Blattmaterialien, welche aus einem
Polyvinylharz bestehen oder damit belegt sind. Das Harz enthält einen genügend hohen
Gehalt an Weichmachungsmitteln, um dem betreffenden Gegenstand den gewünschten Grad
der Biegsamkeit zu erteilen. Das den Gegenstand der Erfindung bildende Verfahren
ist besonders brauchbar in Verbindung mit blattförmigen Materialien, welche ein
Gewebe- oder ein anderes poröses Grundmaterial besitzen, das mit einem Belag eines
derartigen gelatinierten Polyvinylharzes versehen ist.
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Beim Wasserdichtmachen von Geweben ist es allgemein bekannt, auf das
Gewebe pastenförmige Kunstharze aufzubringen, welche Polyvinylchlorid und Weichmachungsmittel
mit oder ohne Pigmente oder Füllstoffe enthalten und dann diese Kunstharze zu gelatinieren,
indem sie erwärmt werden. Die bisher in dieser Weise hergestellten wasserdichten
Gewebe haben den Nachteil, daß die Belagmasse bei erhöhten Temperaturen klebrig
wird und infolgedessen haben sich bei der Weiterverarbeitung derartiger Gewebe Schwierigkeiten
ergeben.
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Wenn in der vorliegenden Beschreibung von einem Polyvinylharz die
Rede ist, so wird darunter ein Produkt verstanden, welches durch die Polymerisation
von Vinylchlorid und Mischpolymerisaten von Vinylchlorid mit anderen polymerisierbaren
ungesättigten Verbindungen erhalten wird, beispielsweise Vinylacetat oder anderen
Vinylestern, Acryl- oder Methacrylsäureestern oder Äthylfumarat oder anderen Dialkylestern
von zweibasischen ungesättigten Säuren. Unter dem Ausdruck Polyvinylharzpaste wird
eine Dispersion
von fein verteilten Polyvinylstoffharzen in einem
flüssigen Medium verstanden, in dem diese bei gewöhnlichen Temperaturen unlöslich
oder kaum löslich sind, die jedoch geeignet ist, die Polyvinylharze zu gelatinieren,
wenn diese Paste einer erhöhten Temperatur ausgesetzt ist. Unter dem Ausdruck gelatinierte
Polyvinylharze werden Produkte verstanden, die sich bei der Gelatinierung der Polyvinylharzpaste
durch Anwendung von Wärme ergeben.
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In der britischen Patentschrift 571 227 ist ein Verfahren zur Herstellung,
von Oberflächenbelägen auf blattförmigen Materialien beschrieben, welches darin
besteht, daß Polyvinylchlorid gelatiniert wird, und zwar in der Weise, daß eine
Dispersion von Polyvinylchloridpulver in einer Lösung einer harten harzartigen durchsichtigen
polymerisierten ungesättigten Verbindung aus einem anderen Stoff als Polyvinylchlorid
mit dem Polyvinylchlorid in einem flüchtigen Lösungsmittel verträglich ist, in dem
das Polyvinylchlorid unlöslich ist, auf die gelatinierte Polyvinylharzoberfläche
aufgebracht und dann das flüchtige Lösungsmittel verdampft wird. In dem dort beschriebenen
Verfahren kann die ungesättigte Verbindung aus Methylmethacrylat bestehen.
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In der britischen Patentschrift 467 402 ist ein Verfahren zur Herstellung
von Gegenständen bzw. Stoffen beschrieben, welche u. a. als Lacke brauchbar sind,
wobei in der Weise vorgegangen wird, daß Methacrylsäureamid zusammen mit einer oder
mehreren anderen polymerisierbaren organischen Verbindungen, beispielsweise Acrylsäureestern,
polymerisiert wird, um Mischpolymerisate zu ergeben.
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In der britischen Patentschrift 467 492 ist ein Verfahren zur Herstellung
von Stoffen beschrieben, die insbesondere u. a. als Lacke verwendet werden können,
indem Methacrylsäureamid oder Mischungen derselben zusammen mit einer oder mehreren
Methacryl-, Acryl-oder Vinylverbindungen oder sich davon ableitenden Polymerisationsprodukten
mit Formaldehyd oder dessen Äquivalenten kondensiert werden.
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Die Erfindung schlägt nunmehr ein Verfahren zur Verbesserung der Oberfläche
von biegsamen blattartigen Materialien vor, welche aus gelatinierten Polyvinylharzen
bestehen oder damit belegt sind und das darin besteht, daß auf die Oberfläche der
gelatinierten Polyvinylharze ein Lack aufgebracht wird, der aus einer Lösung oder
Dispersion in einem flüchtigen organischen Lösungsmittel eines harzartigen Mischpolymerisates
eines Acrylsäureesters und eines Acrylsäureamids besteht, worauf dann dieser Lack
getrocknet wird.
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Die Acrylsäureesterkomponente des Mischpolymerisates ist ein beliebiges
Alkylacrylat oder ein substituiertes Acrylat oder eine Mischung derselben, besteht
jedoch insbesondere aus einem Methacryisäureester eines gesättigten aliphatischen
Alkohols. Die Acrylsäureamidkomponente des Mischpolymerisates ist das Amid der Acrylsäure
oder der substituierten Acrylsäure oder einer Mischung derselben und besteht insbesondere
aus Methacrylamid.
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Blattmaterial, welches durch das den Gegenstand der Erfindung bildende
Verfahren behandelt worden ist, besitzt bei erhöhter Temperatur eine wesentlich
geringere Klebrigkeit und bei gewöhnlicher Temperatur haften die sich berührenden
Flächen derartiger Stoffbeläge weniger aneinander. Das so hergestellte Blattmaterial
kennzeichnet sich auch durch eine verbesserte Abreibwiderstandsfähigkeit und es
kann in der in der britischen Patentschrift 574 157 beschriebenen Weise durch
Walzen geprägt werden.
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Es kann auch eine Verbesserung hinsichtlich der Härte und der Temperaturwiderstandsfähigkeit
der Oberfläche der Blattmaterialien, welche durch den Erfindungsgegenstand hergestellt
worden sind, dadurch erzielt werden, daß neben dem Mischpolymerisat von Acrylsäureestern
und dem Acrylsäureamid eine geringe Menge eines Formaldehyd ergebenden Stoffes einverleibt
wird. Bei dieser Ausführungsform der Erfindung enthält das Mischpolymerisat eine
gewisse Menge der Esterverbindung, welche ausreichend ist, um sie verträglich zu
machen mit dem gelatinierten Polyvinylharz und einer Menge des Amidbestandteiles,
welche ausreichend ist, um die Versetzung zwischen den Amidgruppen und dem Formaldehyd
durchführen zu können. Das Mischpolymerisat enthält zweckmäßig eine Menge der Amidverbindung,
welche zwischen 2 und 5o Gewichtsprozent liegt. Als Formaldehyd bildender Stoff
kann Paraformaldehyd, Methylolverbindungen, wie Dimethylolharnstoff oder Hexamethylolmelamin
oder Äther von Methylolverbindungen verwendet werden, wie der Dialkyläther von Dimethylolharnstoff
oder der Hexaalkyläther von Hexamethylolmelamin. Gewünschtenfalls kann auch ein
Katalysator für die Versetzung verwendet werden, wobei z. B. Metabenzoldisulfonsäure
als Katalysator verwendet wird.
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Eine etwas abgewandelte Ausführungsform der Erfindung ist in dem Fall
anwendbar, wo das biegsame Blattmaterial aus einem Grundstoff besteht, beispielsweise
einem mit einem Belag versehenen Gewebe, wobei derart vorgegangen wird, daß eine
Polyvinylharzpaste der beschriebenen Art auf ein Gewebe oder ein anderes poröses
Grundmaterial aufgebracht, dann erwärmt wird, um die Paste sich physikalisch genügend
setzen zu lassen, jedoch sie nicht vollständig gelatiniert wird, worauf dann der
Lack auf die Belagoberfläche aufgebracht, der Lack getrocknet und der Belag durch
Wärmeanwendung gelatiniert wird. Wenn ein Formaldehyd bildender Stoff dem Lack einverleibt
ist, wird durch die Erwärmung, welche die Gelatinierung des Belages herbeiführt,
gleichzeitig die Versetzung hervorgerufen.
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In den folgenden Beispielen sind einige Ausführungsformen der Erfindung
angegeben, worauf diese jedoch nicht beschränkt ist.
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Beispiel r Ein Lack wird aus folgenden Stoffen hergestellt:
Gewichtsteile |
Mischpolymerisat aus Methacrylamid |
20°/0, n-Butylmethacrylat 8o°/0 |
(hergestellt in der unten beschrie- |
benen Weise) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r,0 |
Xylol/Isobutanol (gleiche Volum- |
teile) ......................... 4,0 |
Dimethylolharnstoffdimethyläther. . 0,Z7 |
m-Benzoldisulfonsäure . . . . . . . . . . . . Spuren |
Dieser Lack wird auf die Oberfläche eines Blattmaterials aufgebracht,
welches vorher in bekannter Weise hergestellt wurde, indem ein Gewebe mit einem
Belag eines pastenartigen Polyvinylharzes versehen wurde, das aus Polyvinylchlorid,
Eisenoxydpigment und Trikresylphosphat als Weichmachungsmittel besteht. Der Lack
wird getrocknet, indem das Blattmaterial 5 Minuten einer Temperatur von ioo° ausgesetzt
wird. Die auf das Grundmaterial aufgebrachte Polyvinylharzpaste wird dann gelatiniert
und gehärtet, indem sie der Einwirkung einer Wärme ausstrahlenden Heizquelle ausgesetzt
wird, die 2 kW pro
30 cm2 verbraucht, und zwar während 40 Sekunden.
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Beispiel 2 Ein Lack wird aus folgenden Stoffen hergestellt:
Gewichtsteile |
Mischpolymerisat aus Methacrylamid |
2o°/0, n-Butylmethacrylat 8o°/0 |
(hergestellt in der unten beschrie- |
benen Weise) ....... ........ i,o |
Eisenoxydpigment . . . . . . . . . . . . . . . .
0,25 |
Paraformaldehyd ................ 0,02 |
m-Benzoldisulfonsäure . . . . . . . . . . . . Spuren |
Tetrahydrofuran ................. 4,5 |
Wasser.. . ...................... o,9 |
Dieser Lack wird auf die Oberfläche eines Blattmaterials aufgebracht, welches vorher
in bekannter Weise dadurch hergestellt wurde, daß ein Gewebe mit einem Belag aus
einem pastenartigen Kunstharz versehen wurde, bestehend aus Polyvinylchlorid, Eisenoxydpigment
und Trikresylphosphat als Weichmacher. Der Lack wird getrocknet, indem das Blattmaterial
5 Minuten einer Temperatur von ioo° ausgesetzt wird. Die den Belag bildende Polyvinylchloridpaste
wird dann gelatiniert und gehärtet, indem sie 40 Sekunden d-r Einwirkung einer Wärme
ausstrahlenden Heizquelle ausgesetzt wird, die 2 kW pro
30 cm' verbraucht.
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Das bei der Herstellung des Lackes angewandte Mischpolymerisat, wie
es gemäß den obigen Beispielen verwendet wird, wird wie folgt hergestellt 8o Gewichtsteile
monomeres n-Butylmethacrylat und 3o Gewichtsteile monomeres Methacrylamid werden
in 33o Teilen Wasser, welches 1,32 Teile lösliche Stärke enthält, aufgelöst.
Die Mischung wird unter Umrühren am Rückflußkühler auf eine Temperatur von 2o° erwärmt
und dann i,i Gewichtsteile Ammoniumpersulfat zugegeben. Die Temperatur wird innerhalb
eines Zeitraumes von 3o Minuten allmählich auf 39' erhöht, wodurch im wesentlichen
die ganze Butylmethacrylatmenge in das Polymerisat übergeführt wird.
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Das letztere, welches in körniger Form vorliegt, wird dann abfiltriert,
mit Wasser gewaschen und getrocknet. Das Mischpolymerisat enthielt Butylmethacrylat
und Methacrylamid im Verhältnis von 8o: 2o, der Überschuß an Methacrylamid verbleibt
in der wäB-rigen Phase.