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Verfahren und Vorrichtung zur Verkokung schwachbackender Steinkohlen
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Verkokung
schwachbackender Steinkohlen und bezweckt, insbesondere die Verkokung von Kohlen
wirtschaftlich zu ermöglichen, deren lackwert weit unterhalb der bisher als verkokbar
angesehenen Grenze, also weit unterhalb der Backwertzahl9 (Backwertzahlen nach der
Bochumer Methode) liegt und sich dem Werte o nähert.
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Während beste Ruhrfettkohle mit 24 bis 26 % flüchtigen Bestandteilen
und Backivertzahlen von 12 bis 14 lose in den Koksofen eingefüllt und oberschlesische
sowie Saar- und lothringische Kokskohlen mit Backwertzahlen von 9 bis io und
30 bis 3.4 °/o flüchtigen Bestandteilen, in gestampfter Form eingesetzt,
gegebenenfalls unter Zumischung von Kohle höherer Backfähigkeit, kuchenförmig zusammengebackene
(geschmolzene), abriebfeste Kokse ergeben, werden solche bei Backwertzahlen unterhalt>
9 nicht mehr erhalten, sondern es fällt eine mehr oder minder bröcklige Masse bzw.
ein loses Pulver an.
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Bei der überwiegend für die Verkokung benutzten Hochtemperaturverkokung
in keramischen Ofen (Koks und Gasöfen), werden Heizwandtemperaturen von etwa iooo°
angewendet, obschon die Verkokung der Kohle bei einer Temperatur von 55o° abgeschlossen
ist, nachdem, anschließend an eine durch die Erhitzung eingeleitete Vorentgasung,
das in der Steinkohle enthaltene Backbitumen bei einer Temperatur von etwa 40o°
geschmolzen ist, wobei die nicht schmelzenden Kohlepartikelchen von der Schmelze
umhüllt werden, und nachdem bei Weitererhitzung
um 30 bis
40° die Wiederverfestigung der plastisch gewordenen Masse und damit die Verkittung
der erwähnten Kohlepartikelchen begonnen hat, die bei etwa 55o° beendet ist. Bei
Steigerung der Verkokungstemperatur auf 6oo° bleibt als Rückstand ein vollständig
entteerter Koks mit einem Gehalt an flüchtigen Bestandteilen (Wasserstoff und Methan)
von etwa 8% (Tieftemperaturkoks). Die Weitererhitzung des Kokses bewirkt eine Nachentgasung,
die den Gehalt an flüchtigen Bestandteilen vermindert, z. B. bei einer Erhitzungstemperatur
von iooo° auf i 0/0 (Hochtemperaturkoks), und die außerdem im Koks eine Umwandlung
von amorphem in kristallischen Kohlenstoff und damit eine Verminderung der Reaktionsfähigkeit
sowie eine durch Schrumpfen bedingte Rissebildung, welche die Stückfestigkeit des
Kokses beeinflußt, zur Folge hat. Diese hohen Verkokungstemperaturen, die aus der
Notwendigkeit entstanden sind, die Kokskammern bei keramischen Ofen genügend breit
zu machen (45 cm), um sie zwecks Reparatur begehen zu können und demzufolge ein
für wirtschaftliche Garungszeiten genügend großes Wärmegefälle durch die Heizwand
und die Kohle hindurch zu erzeugen, sind bedingend für die Art der angewandten Temperaturführung
in der Kohle. Bei dieser schreitet in einem verhältnismäßig langen Zeitabschnitt
(etwa 2o Stunden Garungszeit), die Erhitzung der Kohle zur Mitte der Kokskammer
fort.
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Es ist bekannt, daß bei dieser langsamen Steigerung der Erhitzung
ein erheblicher Teil des für die Verkittung der Kohleteilchen unbedingt erforderlichen
Backbitumens bei der Vorentgasung verflüchtigt und damit für den Verkokungsprozeß
verlorengeht. Dieser Verlust ist für Kohlen mit hohen Backwerten tragbar, bei Kohlen
mit Backwertzahlen unter 9 wirkt er sich jedoch so aus, daß in den üblichen keramischen
Verkokungsöfen brauchbarer Koks nicht mehr anfällt.
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Die Erfindung geht nun von der Erkenntnis aus, daß auch Kohlen mit
Backwertzahlen wesentlich unter 9 bis nahe o brauchbaren Koks ergeben, wenn durch
eine geeignete Temperaturführung der Verlust an Backbitumen ausreichend verhindert
wird. Bekannt ist es, den Backbitumengehalt dadurch zu schonen und die Koksqualität
zu verbessern, daß die Kohle möglichst schnell auf ihren Erweichungspunkt erhitzt,
also eine möglichst hohe Verkokungsgeschwindigkeit (Quotient aus halber Kammerbreite
und Garungszeit) angewendet wird.
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Die Zersetzung des Backbitumens muß sö rechtzeitig erfolgen, daß es
als Bindemittel wirkt und nicht etwa schon mit den Gasen der Vorentgasung entweicht
und damit für den Backvorgang verlorengeht, was bei langsamer Erhitzung (niedriger
Verkokungsgeschwindigkeit) der Fall ist.
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Aber einerseits bewegten sieh diese Überlegungen innerhalb der als
noch verkokungsfähig angesehenen Backwertgrenzen, anderseits konnte die zur etwaigen
Durchführung des Gedankens erforderliche Erhöhung der Verkokungsgeschwindigkeit
bei keramischen Ofen nicht erreicht werden, da wegen des in Nähe der Betriebstemperatur
liegenden Erweichungspunktes des Steinmaterials weder die Verkokungstemperatur «-eiter
erhöht noch geringere Kokskammerbreiten wegen der Reparaturmöglichkeiten zur Anwendung
gebracht werden konnten.
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Im Gegensatz dazu lassen sich bei der Tieftemperaturverkokung von
Steinkohlen nach dem Heizflächenverfahren mit innen beheizten eisernen Heizwänden
gesteigerte Verkokungsgeschwindigkeiten erzielen. Dieses Verfahren wurde entwickelt,
um einerseits einen hochreaktionsfähigen Koks (Hausbrandkoks, Fahrkoks u. dgl.)
sowie mengen- und eigenschaftsmäßig wesentlich verbesserte Kohlenwertstoffe zu gewinnen.
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Zahlreich durchgeführte Versuche mit den verschiedensten Kohlenarten
und -sorten haben den praktischen Nachweis der Bedeutung der Verkokungsgeschwindigkeit
erbracht und zu der Erkenntnis geführt, daß aus schwachbackenden Kohlen, bei Anwendung
der den jeweiligen Backwertzahlen angepaßten Verkokungsgeschwindigkeiten, gut geschmolzene
Kokse gewonnen werden können. Wenn z. B. Feinkohlen mit niedrigen Backwertzahlen
in Kammern mit glatten «'ändert verkokt als Rückstand nur ein gefrittetes oder loses
Kokspulver hinterließen, so ergaben dieselben Kohlen als Briketts in Rippenkammern
verkokt gut geschmolzene Kokse. Besonders hervorzuheben ist, daß sich stückige Kohlen
weit vor Ablauf der normalen Ga-Pungszeit mit einer verkokten Schale umschließen
und daß ein Zusammenschmelzen der Stücke nur bei Kohlen mit hohen Backwertzahlen
eintrat. Häufiger fand jedoch ein Aneinanderkleben (Traubenbildung) statt. Diese
Gebilde fielen jedoch bei der folgenden Nachbehandlung des Kokses (Löschvorgang,
Transport) wieder auseinander.
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Die Versuche wurden bei Temperaturen von 55o bis 6oo° in schmalen
Kammern von 8o bis i 5o mm Breite durchgeführt. Bei der Verkokung von Feinkohle
wurden Verkokungsgeschwindigkeiten bis zu 15 mm/h erzielt, wobei aus Kohlen mit
Backwertzahlen von 7 bis 8 gutgeschmolzene Kokse erhalten wurden.
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Bei der Verkokung von stückigen Steinkohlen (Nußkohlen oder Briketts)
ergab sich eine Steigerung der Verkokungsgeschwindigkeit bis zu 25 mm/h, wobei aus
Kohlen mit Backwertzahlen von 5 bis 7 gutgeschmolzene Kokse erhalten wurden.
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Eine weitere erhebliche Steigerung der Verkokungsgeschwindigkeit bis
zu .4o mm/h trat ein, wenn die Verkokung in Kammern, die mit aufgeschweißten Rippen
versehen waren, erfolgte. In diesem Falle konnten sogar aus Kohlen mit Backwertzahlen
unter 5 geschmolzene Kokse erhalten werden. Eine weitere Erhöhung der Verkokungsgeschwindigkeit
und Herabsetzung der Backwertzahlen wird durch Verringerung der Kammerbreite und
des Abstandes bzw. der Zahl der Heizrippen erreicht.
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Die Ursache für die erhebliche Steigerung der Verkokungsgeschwindigkeit
bei stückiger Kohle, wobei es gleichgültig ist, ob es sich um Nußkohlen oder Briketts
handelt, ist darin zu erblicken, daß die Wärmeübertragung nicht nur durch Leitung
von
der Heizwand an die Kohle, wie bei eingefüllter Feinkohle, sondern
auch durch Strahlung der Heizwände und durch die Konvektion der zwischen den Kohlestücken
aufsteigenden Destillationsgase erfolgt. Bei der Anwendung von Rippen wird die wirksame
Heizfläche im Verhältnis zum Kohleinhalt wesentlich erhöht, woraus sich die weitere
Steigerung der Verkokungsgeschwindigkeit erklärt.
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Damit werden die bisherigen Ansichten über verkokungswürdige Steinkohlen
stark erschüttert, und es eröffnet sich damit die Möglichkeit, geschmolzene Kokse.auch
aus solchen Steinkohlen zu erzeugen, die wegen ihrer zu geringen Backfähigkeit als
Kokskohlen abgelehnt werden, die aber anderseits für die Gewinnug von Kohlenwertstoffen
wertvoller sind als die sogenannten Kokskohlen.
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Dabei ist hervorzuheben, daß von den verschiedenen Möglichkeiten der
Tieftemperaturverkokung für die gestellte Aufgabe nur das Heizflächenverfahren mit
innen beheizten eisernen Heizwänden in Frage kommt und z. B. das Spülgasverfahren
ausscheidet, da einerseits nur auf diese Weise sich die erforderliche Temperaturführung
erreichen läßt und anderseits die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens abhängt von
der Ausbeute hochwertiger Teerprodukte, die beim Spülgasverfahren nicht erreichbar
ist.
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Der Grundgedanke der Erfindung für die Verkokung schwachbackender
Kohle besteht sonach darin, daß die Kohle in Stückform (Nußkohle oder Brikett) im
Heizflächenverfahren mittels eiserner Heizwände bei Temperaturen nicht über 6oo°
mit um so größerer Verkokungsgeschwindigkeit bis zu ihrem Erweichungspunkt durch
Einhaltung eines entsprechenden Verhältnisses der Heizfläche zum eingeschlossenen
Kohleinhalt erhitzt wird, je geringer ihr Backbitumengehalt ist. Insbesondere werden
bei dem Verfahren Heizwände angewendet, welche mit aufgesetzten Heizrippen in die
Kokskammern hineinreichen. Innen beheizte Heizwände mit aufgesetzten Rippen und
auch die Verkokung vön stükkiger Kohle waren vorbekannt, jedoch nicht in der Anwendung
auf schwachbackende Kohlen im vorstehend angegebenen Sinne.
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Wollte man diese bekannten Ofeneinrichtungen mit ihren schmalen Kokskammern
für das erfindungsgemäße Verfahren benutzen, so wäre wegen der verhältnismäßig geringen
Durchsatzleistung die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens in Frage gestellt. Die Heizwände
müßten so hoch gebaut werden (über 5 m), daß neben der Wirtschaftlichkeit auch die
Betriebssicherheit nicht gewährleistet wäre.
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Von Bedeutung für die'Lösung der gestellten Aufgabe ist es somit,
daß die Anlage neben betriebssicherer, möglichst kontinuierlicher, auf die Erhaltung
des Backbitumens hinzielender Bauart und Verfahrensweise insbesondere ausreichend
wirtschaftlich arbeitet.
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Zur Erreichung dieses Zieles wird der eigentliche Verkokungsvorgang,
der sich bei Temperaturen bis 6oo° abspielt, in zwei voneinander getrennten Stufen
durchgeführt, und zwar in einer ersten Stufe, in welcher die Kohle vorverkokt wird,
und einer zweiten Stufe, in der sie fertig verkokt wird. Insbesondere wird gemäß
der Erfindung die Kohle in der ersten Stufe im Heizflächenverfahren mit einer im
umgekehrten Verhältnis zu ihrer Backfähigkeit stehenden erhöhten Verkokungsgeschwindigkeit
bei besonders gleichmäßigen Temperaturen nicht über 55o° auf ihren Erweichungspunkt
gebracht und die Wiederverfestigung der plastisch gewordenen Kohlenmasse eingeleitet
und sodann in der zweiten Stufe mittels einer Heizflächenbeheizung mit im Verhältnis
zum einnehmenden Koksraum sehr großen Gesamtheizfläche ohne Rücksicht auf Einhaltung
besonders gleichmäßiger Heizflächenerhitzung bei Temperaturen von über 6oo° fertig
verkokt.
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Die Kohle wird in der ersten Stufe zur Erreichung einer ihrem Backwert
entsprechenden hohen Verkokungsgeschwindigkeit in Brikett- oder Stückform und mittels
paralleler Heizwände mit schmalstem Abstand und aufgesetzten Heizrippen behandelt,
und insbesondere wird dabei die Wiederverfestigung der Kohlenstücke bis zur Bildung
einer verkokten Schale durchgeführt. Die Vorverkokung in der ersten Stufe erfolgt
vorzugsweise zwischen beweglichen Heizwänden periodisch, in der zweiten Stufe kontinuierlich.
Die Beheizungsvorrichtung in der zweiten Stufe wird durch ein Heizröhrenbündel bewerkstelligt,
dessen Einzelröhren vorzugsweise von Seitenwand zu Seitenwand des Verkokungsschachtes
gehen und bei dem die Heizröhren einen solchen Abstand voneinander haben, daß die
vorverkokten Kohlestücke ohne Hemmungen hindurchtreten können.
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Um außer dem am Ende der zweiten Zone anfallenden Tieftemperaturkoks
(T. T.-Koks) in der gleichen Einrichtung auch Hochtemperaturkoks erzeugen zu können,
ist gegebenenfalls in der zweiten Zone eine N achentgasungsstufe nachgeschaltet,
in welcher im Spülgasverfahren oder aber auch im Heizflächenverfahren eine Austreibung
der noch im T. T.-Koks enthaltenen flüchtigen Bestandteile, insonderheit Wasserstoff
und Methan, bis auf etwa i °/o erfolgen kann. Schließlich ist dem Austragende des
Schachtes eine Einrichtung zur Abkühlung des Kokses vorgeschaltet, und sämtliche
Wärmebeeinflussungseinrichtungen einschl. der Kühleinrichtung sowie die Führungen
der anfallenden Koksgase sind so miteinander durch entsprechende Wärmeaustauscher
u. dgl. verbunden, daß Wärmeverluste weitgehend vermieden werden.
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Weitere Erfindungsmerkmale ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung.
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In der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele der zur Durchführung des
Verfahrens benutzten Einrichtung dargestellt, und zwar zeigt Fig. i schematisch
die Anordnung einer Anlage zur Herstellung von Hochtemperaturkoks und Fig. 2 eine
Anlage zur Herstellung von T. T.-Koks.
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Bei der Ausführungsform nach Fig. i besteht die Anlage aus einem über
dem Verkokungsofen befindlichen Kohlenbunker i, welchem die Kohle mittels Förderband
2 und Verteilband 3 zugeführt wird. Der Bunker enthält eine Vorwärmanlage 4 in Form
eines
Verteilers, der die zur Vorwärmung benötigten Spülgase aus einem Rekuperator 5 erhält.
Oben weist der Bunker seitwärts angeordnete Jalousien 6 auf, durch welche die Spülgase
und die Brüderi aus der vorgewärmten Kohle abgeleitet werden.
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Unterhalb des Bunkers ist der Schachtraum weitergeführt und besteht
aus einem feuerfest ausgemauerten Eisenmantel 7, der oben die Einrichtung zur Vorverkokung
in der ersten Stufe des Verfahrens enthält. Diese Einrichtung besteht aus senkrechten,
parallelen, innen beheizten Kammerwänden 8, die zwischen sich die im Querschnitt
rechteckförmigen Kokskammern 9 von 8o bis i 5o mm Breite bilden und die zum Zwecke
der Entleerung des Kokses unten auseinandergespreizt werden können. Oberhalb der
Heizwände sind dachförmige Führungsbleche i i vorgesehen, durch welche die Kohle
gleichmäßig auf die einzelnen Kammern 9 verteilt wird.
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Nach unten schließt sich ein Sammelraum 12 an, der zur Aufnahme der
vorgekokten Charge dient, die aus den Kammern 9 periodisch abgelassen wird. Dieser
Sammelraum ist so groß bemessen, daß er mehr als eine Charge aufnehmen kann, so
daß bei dem Durchgang durch die weiter unten folgenden Behandlungsvorrichtungen
ein ununterbrochener Fluß der Kohle gewährleistet ist.
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Es folgt die Einrichtung für die zweite Stufe der Verkokung, nämlich
für die Fertigverkokung, eine ebenfalls im Heizflächenverfahren arbeitende Beheizungsvorrichtung
13, in welcher die Verkokung bis zum fertigen T. T.-Koks abgeschlossen wird. Diese
besteht aus Heizgliedern, welche eine im Verhältnis zum einnehmenden Gesamtraum
große Heizfläche aufweisen, und zwar aus Heizröhren 14, welche waagerecht oder geneigt
angeordnet sind und von Seitenwand zu Seitenwand des Schachtraumes reichen. Die
Zwischenräume zwischen den Heizröhren sind so weit bemessen, daß sie von der vorgekokten
Kohle, selbst bei Zusammenkleben einzelner Stücke, passiert werden können.
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Anschließend gelangt der Koks in eine Nachentgasungszone 15, die mit
Temperaturen bis zu iooo° arbeitet. Diese Nachentgasung kann ebenfalls im Heizflächenverfahren
durchgeführt werden, wobei die Heizflächen aus feuerfestem Stahl oder keramischem
Werkstoff bestehen. Eine andere Möglichkeit besteht in der Verwendung des Spülgasverfahrens,
bei dem die erforderlichen Spülgase durch einen Verteiler 16 zugeführt und durch
einen Absauger 17 abgesaugt werden. Unterhalb der N achentgasungszone und oberhalb
der Austragevorrichtung 18, in dem Raum i9, wird die in dem Koks enthaltene fühlbare
Wärme durch eine besondere Kühleinrichtung zurückgewonnen, wobei der Koks auf eine
Temperatur von etwa i5o° abgekühlt wird. Diese besteht aus einer Zuführung 21 für
ein entsprechend abgekühltes Spülgas. Das Spülgas steigt nach oben, nimmt dabei
die Wärme des Kokses auf und wird durch die Absaugevorrichtung 17 wieder abgesaugt.
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Sowohl die Heizkammern 9 als auch die Heizröhren 14 werden durch Umwälzgase
beheizt, und beide Einrichtungen sind im Kreislauf durch Leitungen 22, 23 hintereinandergeschaltet.
Von einem Sammelraum 24 an dem rechten Ende der Heizröhren 14 wird das Umwälzgas
von einem Gebläse 25 durch die Leitung 22 über einen Brenner 26 durch die Heizwände
8 und durch die Leitung 23 über einen Brenner 27 in einen Verteilerraum 28 zurück
durch die Heizröhren 14 befördert. Da vor jeder Heizeinrichtung ein besonderer Aufheizbrenner
26 bzw. 27 angeordnet ist, können die Verkokungstemperaturen in der Vor- und Fertigverkokungszone
gesondert eingestellt werden, und zwar wird die Temperatur in der Vorverkokungszone
auf etwa 55o° und in der Fertigverkokungszone auf 6oo° gehalten. Frischluft wird
den Brennern vermittels der Leitungen 29 durch den Lüfter 31 über den Rekuperator
5 zugeführt, in welchem eine Vorwärmung der Luft erfolgt.
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Eine Stichleitung 32 nimmt die Lberschußgase des Umwälzgaskreislaufes
auf und führt sie zwecks Erwärmung durch den 1tekuperator 5, von wo sie, auf Kamintemperatur
abgekühlt, über eine Leitung 33 in den V orwärmer ,4 gelangen.
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Für die Weitererhitzung bis evtl. zu Hochtemperaturkoks in der dritten
Zone 15 wird das in dieser Zone anfallende arme Gas, bestehend aus Methan und Wasserstoff,
als Spiilgas benutzt. Das von dem Absauger 17 aufgenommene Heißgas wird über einen
Staubabscheider 34 durch einen Rekuperator 35 geführt, in welchem es auf eine für
einen Lüfter 36 geeignete Temperatur abgekühlt wird. Der Lüfter 36 nimmt einen Teil
des aus der Leitung 37 kommenden Gases auf und drückt es durch eine Erhitzungsanlage
38, welche aus Regeneratoren oder Rekuperatoren bekannter Bauart besteht und in
welcher der Teilgasstrom auf die gewünschte Temperatur erhitzt wird, um dann über
die Leitung 39 und den Verteiler 16 in die Nacherhitzungszone eingeblasen zu werden.
Die für die Beheizung der Erhitzungszone 38 erforderliche Frischluft wird im Rekupeirator
35 vorgewärmt und durch Leitungen 4i der Erhitzungsanlage zugeführt. Die überschüssige
Wärme wird durch eine Wärtnerückgewinnungsanlage 42 zur Wasservorwärmung und Dampfüberhitzung
abgenommen.
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Der andere Teil des aus dem Rekuperator 35 kommenden Armgasstromes
wird durch eine Leitung 43 einer Wärmerückgew-innungsanlage 44 (Dampfkessel o. dgl.)
zugeführt, und zwar durch ein Gebläse 45, das das abgekühlte Gas an die Gaskondensation
46 weitergibt. Ein Teil des Gases strömt über die Leitung 47, auf 40 bis 5o" abgekühlt,
zur Zuführung 21, von wo es den oben bereits erläuterten Weg durch die Abkühlzone
1g und die Nachentgasungszone 15 nimmt.
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Die Destillationsgase aus der Tieftemperaturverkokungszone 9 und 14
werden in bekannter Weise durch ein Steigrohr 48 und eine Vorlage 49 der Teerkondensationsanlag
e 51 zugeführt.
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Das Verfahren liefert daher zwei 'Gasströme, ein Reichgas aus der
Tieftennperaturverkokungszone, welches wertvolle Kohlenwasserstoffe enthält mit
einem Heizwert von etwa 75oo kcal/cl>m, und ein
wasserstoffreiches
Armgas mit etwa 7o bis 75 % H, das aus der Nachentgasungszone stammt und einen Heizwert
von etwa 35oo kcal/chm aufweist.
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Durch die beschriebene Anlage kann schwachbackende Steinkohle in Nuß-
oder Brikettform kontinuierlich zu einem abriebfesten Hochtemperaturkoks, der dem
üblichen Hüttenkoks gleichwertig ist, wirtschaftlich verarbeitet werden. Infolge
der in der Verkokungseinriclitung 8, 9 eingehaltenen hohen Verkokungsgeschwindigkeit
und des Abbruches der Verkokung in dieser Zone, sobald die Wiederverfestigung beginnt
bzw. sich um die Kohlesti.icke eine verkokte Schale gebildet hat, sind die Durchsatzzeiten
auf einen Bruchteil gegenüber den bei derartigen Heizflächenöfen üblichen Durchgangszeiten
herabgesetzt, so daß die gesamte Durchsatzleistung pro Schacht wesentlich erhöht
ist. Die kontinuierlich arbeitende Fertigverkokungseinrichtung i4 ist so bemessen,
daß sie laufend die in der Einrichtung 8, 9 vorverkokte Menge fertig verkoken kann.
Durch die Unterteilung der Tieftemperaturverkokung in zwei Stufen wird daher nicht
nur die Temperaturführung in einem für die Verkokung schwachbackender Kohle günstigen
Sinne beeinflußt, sondern auch die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens wesentlich
erhöht.
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Da bei der Beheizungseinrichtung 14 die Vorbedingung einer besonders
gleichmäßigen Beheizung der Kohle fortfällt, kann deren Aufbau sehr einfach, raumsparend
und insbesondere von sehr geringer Bauhöhe gehalten sein, was eine beträchtliche
Senkung der Anlagekosten und damit eine weitere Erhöhung der Wirtschaftlichkeit
bedeutet.
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Für die Vorverkokungszone wird vorzugsweise ein periodisch arbeitender
Heizflächenofen benutzt, um bei ruhender Verkokung und gleichmäßiger Beheizung eine
möglichst rechtzeitige und einwandfreie Zersetzung und damit eine bestmögliche Ausnutzung
des Backbitumens zugunsten der Koksbil-(1ung zu erreichen. "!.weckmäßig werden auch
die Heizwände in bekannter Weise auseinander spreizbar gemacht, urn die vorverkokte
Kohle leichter aus den Kammern entleeren zu können. Natürlich könlien statt Giessen
auch feststehende Wäride zur Anwendung gelangen, und die Kohle kann auch in kontinuierlichem
Betriebe durch die Vorverkokungszone hindurchgehen, oder es können andere geeignete
Heizflächeneinrichtungen zur Anwendung gelangen, ebenso wie die lleizflächeneinrichtung
in der zweiten Stufe 14 nicht an die dargestellte Form der waagerechten lleizröhren
gebunden ist.
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Durch die beschriebenen Beheizungseinrichtungen wird eine Beherrschung
der Temperaturführung und Koksbildung erreicht, wie sie in den üblichen Koksöfen
nicht möglich ist, und der Wärmehaushalt der Anlage ist infolge der verschiedenen
@1'ärmerückgewinnungsanlagen ausgeglichen und frei von wesentlichen Wärmeverlusten.
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Soll die Anlage gemäß der Ausführungsform der Fig. 2 nicht Hochtemperaturkoks,
sondern T. T.-Koks herstellen, so kommt die Nachentgasungszone i#5 nebst (lern gesamten
in Fig. i dargestellten Kreislauf für das Armgas in Fortfall. 1)as inerte Kühlgas
wird mittels des Lüfters 45 (Fig. 2) über die Leitung 47 und die Zuführung 21 in
die Kühlzone i9 eingeführt, steigt, indem es den Koks abkühlt und sich selbst aufheizt,
nach oben und wird vermittels des Absaugers 17 abgesaugt, bevor es Gelegenheit hat,
sich mit den in der Zone 13 entwickelnden Reichgasen zu vermischen. Es gelangt über
eine Leitung 37, eine Wärmeaustauschvorrichtullg 44 und eine Abkühlvorrichtung 52
wieder zum Lüfter 45 zurück, von wo es, auf 4o his 5o° abgekühlt, von neuem seinen
Kreislauf beginnt.
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Die Apparatur ermöglicht es demnach, auf dem Wege über die T. T.-Verkokung
aus backarmen Steinkohlen Koks mit gewünschten Verbrennungseigenschaften (Reaktionsfähigkeit),
also Tieftemperaturkoks, Mitteltemperaturkoks oder Hochtemperaturkoks, z. B. Hochofenkoks
in einer Apparatur und einem Arbeitsgang zu erzeugen, wobei die Durchsatzleistung
ein Vielfaches der Leistung der üblichen Koksöfen beträgt. Nebenbei würde eine wesentliche
Senkung der bisher bei der Koksherstellung üblichen Bau- und Betriebskosten erreicht
werden, so daß die Aussicht besteht, die durch eine Brikettierung , der Kohle aufgewandten
Kosten durch Verbilligung der Koksherstellung auszugleichen, ungeachtet de( höheren
Qualität und des Wertes der erzeugten Kohlenwertstoffe, insbesondere von Teer, der
bekanntlich bei der Tieftemperaturverkokung als hochwertiges Erzeugnis in mehr als
der doppelten Menge als bei der Hochtemperaturverkokung anfällt und weiter an Destillationsgasen,
die bei der Anlage gemäß Fig. i in zwei Arten erhalten werden: als Reichgas und
als wasserstoffreiches Armgas und dementsprechend Verwendung finden können, entweder
als Stadtgas, wenn beide Gase miteinander vermischt werden, oder einzeln für bekannte
Zwecke der Synthese.
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Die Verkokung von Steinkohlen in Brikettform bietet außerdem den Vorteil,
daß in Übereinstimmung mit der in den Verkokungskammern erzielbaren Verkokungsgeschwindigkeit
Briketts mit einer Einheitsbackwertzahl aus Kohlenmischungen hergestellt werden
können, die in ihrem Hauptanteil aus schwachbackenden Steinkohlen bestehen, während
gutbackende Steinkohlen (Kokskohlen) nur als Mischkomponente benutzt werden. Der
aus solchen Einheitsbriketts anfallende Formkoks wird stets von gleichbleibender
Qualität sein und wesentlich geringere Verluste durch Grusanfall aufweisen als ein
Koks, wie er in bisheriger Weise, aus Feinkohlen hergestellt, in Kuchenform anfällt
und dann durch Brechen und Sieben in die handelsübliche Verkaufsform gebracht wird.