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Verfahren zum, Färben und Drucken mit Schwefelfarbstoffen Es ist bekannt,
daß Mercaptoverbndungen durch Oxydation leicht in Disulfidverbindungen übergehen
und infolgedessen reduzierend wirken nach dem Schema -a R S H -----" r R S # S R
+.z H.
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Es wurde nun gefunden, daß MercaptoverbIndungen sich auf Grund dieser
reduzierenden Wirkung in hervorragender Weise dazu eignen, um Schwefelfarbstoffe
in ihre Leukoverbindungen überzuführen und hierbei färberisch oft große Vorteile
bieten gegenüber den seither zum Färben und Drucken üblichen Reduktionsmitteln,
wie Schwefelnatrium, Natriumhydrosulfit und Rongalit.
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Ähnlich wie die Mercaptoverbindungen selbst wirken ihre Kondensationsverbindungen
mit -Aldehyden und Ketonen, die sich- hydrolytisch leicht in ihre Komponenten spalten
und infolgedessen die gleiche Wirkung wie die Mercaptoverbindungen selbst zeigen.
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Auch- Derivate des Isothioharnstoffs, die sich bekanntlich leicht
in Mercaptoverbindungen und Cyanamid aufspalten, können im Sinne der vorliegenden
Erfindung Verwendung finden.
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Es wurde weiter gefunden, daß unter Umständen auch Disulfidverbindungen
reduzierend wirken und für den gleichen Zweck verwandt werden können. Maßgebend
hierfür ist die Eigenschaft von bestimmten Di-sulfidverbindungen,sich im alkalischen
Mittel hydrolytisch leicht aufzuspalten, in Mercaptoverbindungen einerseits und
Sulfensä.uren oder deren weitere Abbauverbindungen andererseits. -Besonders leicht
sind in diesem Sinne
solche Verbindungen aufzuspalten, deren Disulfidgruppe
durch eine benachbarte Carboxylgruppe oder durch einen Phenylre.st aufgelockert
ist, wie zum Beispiel Dithiodiglykolsäure. Nach -den Arbeiten von S ch ö b e r 1
(Annalen 5o7, 11,4) können hei Tllioglykolsäure oder deren entsprechender Disulfidv
erbindung in alkalischer Lösung folgende Umsetzungen eintreten
Der Vorteil der vorliegenden Reduktionsmittel liegt für die Färberei zunächst darin,
daß es sich hierbei, besonders bei den Disulfiden und den vom Isotliioharnstoff
abgeleiteten Derivaten, um recht beständige Verbindungen handelt, die erst in wässcrig-alkalischer
Lösung ihre Reduktionswirkung entfalten. Ein weiterer Vorteil der vorliegenden Reduktionsmittel
besteht darin, daß das zur Verwendung kommende Alkali :den Erfordernissen des Farbstoffs
und des zu färbenden Textilgutes angepaßt werden kann. Im Gegensatz zu Schwefelnatrium,
das bekanntlich stark alkalisch reagiert, ist es zum Beispiel möglich, mit dem weniger
stark alkalischen Natriumcarbonat zu arbeiten.
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Gegenüber Natriumformal,deliydsulfoxylat oder Hydrosulfit, die neuerdings
vielfach als Reduktionsmittel bei Scljiwefelfarbstoffen Verwendung finden, besitzen
die vorliegenden Reduktionsmittel den großen Vorteil, daß ihre Reduktionswirkung
wesentlich milder ist. So kann zum Beispiel der rotbraune Schwefelfarbstoff, erhältlich
nach Patentschrift 2o3 zog, nach dem vorliegenden Färbeverfahren gut gefärbt werden,
während mit Natriumformaldehy dsulfoxy lat leicht Überreduktion und eine völlige
Zerstörung des Farbstoffs eintritt.
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Die vorliegenden Reduktionsmittel können für sich allein zur Anwendung
kommen oder zusammen mit den bisher üblichen Reduktionsmitteln verwandt werden.
Die Anwendung i selbst kann grundsätzlich in der gleichen einfachen Weise wie bei
den bisher üblichen Re- f duktionsmitteln geschehen. Soweit die vorliegenden Reduktionsmittel
eine gute Haltbarkeit besitzen, ist es auch möglich, trockene Schwefelfarbstoffe
mit einer dieser haltbaren Verbindungen zu vermischen und auf diese Weise zu unmittelbar
verwendungsfähigen Färbezubereitungen zu gelangen. Beispiel z Ein gemäß Patentschrift
199 963 hergestellter blauer Schwefelfarbstoff wird mit der etwa Menge des
Natriumsalzes der Thioglykolsäure und der etwa 2fachen Menge Soda in Wasser kochend
gelöst. Man färbt bei 6o# unter Zusatz der üblichen Menge Glaubersalz und erhält
zum Beispiel auf Baumwolle noch tiefere Färbungen als bei Verwendung von Natriumsulfit.
Auf Baumwolle-Viscosekunstseide-Gemisch und Zellwolle aus Viscose sind die Ergebnisse
ähnlich.
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Auch mit anderen Farbstoffen der verschiedensten Farbtöne kann man
unter Zusatz von thioglykolsaurem Natrium gut färben, zum Beispiel mit einem grünen
Schwefelfarbstoff, erhältlich nach Patentschrift 162 156, dem in S c h u 1 t z,
Farbstofftabellen, 6. Auflage, unter Nr.72o genannten schwarzen Schwefelfarbstoff
(Schwefelschwarz T-), einem blauen Farbstoff, der durch Schwefeln des Indophenols
aus Diphenylaminsulfonsäure erhalten wird. Die anzuwendenden Mengen Thioglykol@säure
und Soda sind von Farbstoff zu Farbstoff verschieden und werden zweckmäßig ebenso
wie die Färbetemperatur den besonderen Eigenschaften der Farbstoffe angepaßt. Beispiel
2 Ein brauner 'Schwefelfarbstoff, erhältlich nach Patentschrift 126 964, wird mit
der etwa gleichen Menge dithiodiglykolsaurem Natrium und etwa der doppelten Menge
Soda kochend gelöst und bei go° auf Baumwolle gefärbt. Die erhaltene Färbung entspricht
im Farbton und in den sonstigen Eigenschaften einer solchen, die mit Natriumsulfid
als Reduktionsmittel hergestellt wurde. Beispiel 3 Ein grüner Schwefelfarbstoff,
wie er nach Patentschrift 162 156 erhalten wird, wird mit der etwa 212fachen Menge
des Natriumsalzes der Thiosalicylsäure und der etwa doppelten Menge Soda kochend
gelöst. Man erhält eine gelblich graue Farbstoffküpe. die auf Baumwolle bei 6o°
gelbstickigere und vollere Grünfärben
gen liefert, als man sie
unter Verwendung des üblichen Natriumsulfidbades erhält.
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Ein gleich gutes Ergebnis wird mit dem in Beispiel 1 angeführten blauen
Schwefelfarbstoff aus dem Indophenol der Diphenylamins:ulfonsäure erzielt.
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Beispiel Man verwendet an Stelle der im Beispiel 3 genannten Thiosalicylsäure
die gleiche Menge der Kondensationsverbindung aus Aceton und Thioglykolsäure und
erhält ähnlich gute Ergebnisse.
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Beispiel s Schwefelschwarz T wird mit der etwa 11/9fachen Menge Pseudosulfhydantoin
(Kondensationsverbindung aus Thioharnstoff und Monochloressigsäure) und der etwa
212fachen Menge Soda kochend gelöst. Man färbt bei 90° mit dem üblichen Zusatz von
Glaubersalz auf Baumwolle und erhält etwas grünstichigere, aber noch tiefere Schwarzfärbungen
als bei Verwendung. von Natriumsulid als Reduktionsmittel.
Beispiel 6 |
509 eines fein verteilten Pulvers des schwar- |
zen, .durch Schwefeleng von p-OYy- |
phenyl-ß-naphthylamin erhältlichen |
Schwefelfarbstoffes werden mit |
6o g Glycerin angeteigt und darauf in |
Zoo g Natronlauge 38° Be, |
30 9 wasserfreiem Natriumcarbonat und |
235 g Wasser gelöst. Dann werden |
400 g einer Verdickung (bestehend aus |
q0 g Weizenstärke, |
272 g WasBer, - |
8o g British Gum- und |
8 g benzylsulfanilsaurem Natrium), |
Zoo g Traubenzucker und |
25 g dithi-odiglykolsaures Natrium zugefügt. |
1 Kilogramm. |
Nach dem Drucken und Trocknen wird einige Minuten gedämpft und .der Druck in der
üblichen Weise ' fertiggemacht. Man erhält einen schönen schwarzen Druck auf Baumwollstoff.
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Mit dem gleichen Erfolge kann man an Stelle von 25 g dithiodiglykolsaurem
Natrium die gleiche Menge Pseudosulfhydantoin oder die gleiche Menge der Kondensationsverbindung
aus einem Mol Benzaldehyd und 2 Mol thioglykolsaurem Natrium verwenden.
Beispiel 7 |
150 g Teig -(16112 %ig) eines gemäß der Pa- |
tentschrift 4452-7o erhältlichen, blau |
färbenden Chinonküpenfarbstoffes, der |
gemäß der' Patentschrift 525 647 auch |
aus dem Natritimsulfidbade gefärbt |
werden, kann, |
30'g Glycerin, |
30g Thiodiglykol, |
195 g Wasser, |
50o g neutrale Stärketragantverdickung, |
70 g Pottasche und - |
25 g -dithiodiglylcolsaures Natrium |
1 Kilogramm. |
Mit vorstehender Druckpaste wird ein Viscosekunstseidenstoff bedruckt. Man erhält
nach dem üblichen Fertignachen einen lebhaften, rotstichi,gblauen Druck.
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Mit gleichem Erfolge lassen sich an Stelle von dithiodiglykolsaurem
Natrium die gleichen Mengen der anderen, in Beispiel 6 erwähnten Reduktionsmittel
verwenden.
' Beispiel 8 |
15o g Hydrornblau R Teig (Schultz, Farb- |
stofftabellen, 7. Auflage, Nr. 111 i), |
25 g Glycerin, |
25 g Thiodiglykol; |
5009 .Stärketragantverdickung, |
115 g Wasser, |
309 wasserfreie Soda, . |
Sog benzyl-stilfanilsaures Natrium, |
8o- Glucose und |
25 g dithiodiglyltolsaures Natrium |
1 Kilogramm. |
Man erhält mit obiger Druckpaste nach dem üblichen Druckverfahren einen schönen
blauen Druck auf Baumwollstoff, wobei man auch die anderen, in Beispiel 6 genannten
Reduktionsmittel in .den gleichen Mengenverhältnissen anwenden kann.