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Verfahren zum Aufschließen von Rohgrünbastfasern durch Naßbehandlung
Bei einer bekannten Art der Bastfaser-. gewinnung aus Bastfaserpflanzen, wie Flachs,
-werden die P-flanzenstengel auf Knick-, Schwing- und Schüttelvorrichtungen entholzt
und ihre Grünfasern freigelegt. Weiter ist bekannt, daß diese Grünbastfasern in
Form von Werg oder Vorggespinstwickeln durch eine Naßbehandlung .aufgeschlossen
werden, worauf sie zu Feingarn versponnen -werden können. Die Naßhehandlung solcher
Rohgrünbastfasern durch Kochen in Wasser erfordert eine lange Zeit sowie einen großen
Wärmeverbrauch und hat auch den Nachteil, daß in den Fasern ein erheblicher Rückstand
von ausgelaugten Sgtofen verbleibt, der durch Auswaschen entfernt wird und mit dem
Abwasser verlorengeht. Bein Aufschließen der Fasern mittels chemischer Lösungen
kommt noch der Nachteil hinzu, daß die löslichen Pflanzenstoffe durch die Chemikalien
angegriffen und nicht in natürlichem und reinem Zustände gewonnen werden.
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Durch die Erfindung wird ge@-nüber den bekannten Aufschlußverfahren
der Vorteil erzielt, daß die zum Aufschließen der Rohgrünfasern erforderlichen Wasser-
und Wärmemengen geringer sind und daß die löslichen Pflanzenstoffe der Rohgrünfasern
in reinerem und angereichertem Zustande gewonnen werden, der die Verarbeitung der
Ausbeute gelöster Pflanzenstoffe zu Futtermitteln oder zu technischen Zwecken ermöglicht.
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Die Erfindung besteht darin, daß die Rohgrünbas-tfasern in hintereinandergeschalteten
Behältern mit üb,erhi,tztem Frischwasser im Gegenstrom behandelt werden, in dem
sie zuerst mit dem am stärksten mit gelösten I%'-ittstöffen des Fasergutes angereicherten
Wasser imd erst nach weitestgehender Auslaugum;g mit dem überhitzten Frischwasser
in Berührung gebracht werden.
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Das' zur Ausführung des Verfahrens benötigte Frischwasser wird in
einem Kessel unter Druck auf etwa i 2o' überhitzt. Die. hintereinandergeschalteten
Behälter werden abwechselnd mit dem Frischwasserüberhitzer verbunden. Werden beispielsweise
fünf Behälter vorgesehen, so erfolgt die Behandlung der Röhgrünfasern im Gegenstrom
des überhitzten Wassers jeweils in vier hintereina@ndergeschalteten Behältern, während
der fünfte Behälter, _der die bereits fertigbehandelten, am weitestgehend ausgelaugten
Rohgrünfasern enthält, entleert wird, worauf @er mit frischen Rohgrünfasern beschickt,
geschlossen und demjenigen der vier .Behälter, der vor
ihm mit frischen
Rohgrünfasern- - beschickt «-orden war, nachgeschaltet wird.-'- --Di:eser Schaltungsvorgang
wird bei den .einzelnen Behältern wiederholt, wobei fortlaufend frische RohgrÜnfasern
dem jeweils e ntleierten B@ekälter zugeführt werden, während in den deren Behältern
die Rohgrünfasern mit dein' überhitzten Frischwasser im Gegenstrom bühandelt werden.
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Die ausgelaugten Kittstoffe können in eine für ihre Verarbeitung zu
Futtermitteln oder technischen Zwecken geeigneteren dickflüssigen oder trockenen
Zustand übergeführt werden. Zu diesem Zwecke wird den Behältern .eine Verdampf-
oder Trockenvorrichtung zugeordnet, die jeweils an den die frischen Robgrünfasern
enthaltenden und in den Gegenstrom des überhitzten Wassers eingeschalteten Behälter
angeschlossen wird.
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Die Zeichnung zeigt eine schematische Ansicht eines Ausführungsbeispiels
einer zur Durchführung des Verfahrens geeigneten Vorrichtung.
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Bei dem Ausführungsbeispiel sind sechs dampfdicht verschließbare Behälter
z, 2, 3, .1, 5 und 6 vorgesehen, die abwechselnd miteinander verbunden und einzeln
an einen Wasser- und Dampfkessel a, in dem das Wasser auf etwa 125' überhitzt wird,
sowie über eine Leitung b an einen Verdampfer angeschlossen werden. Zwischen den
Behältern sind überhitzer c angeordnet, in denen das Wasser nacherhitzt werden kann.
Die Linie I bezeichnet dien durch die Behälter i bis 5 geleiteten Wasserstrom, der
zuerst auf - den im Behälter i enthaltenen, bereits am stärksten ausgelaugten Bast
:einwirkt und sich in den folgenden Behältern 2, 3, ¢ und 5 mixt gelösten Stoffen
weiterer Bastmengen anreichert. Das am stärksten angereicherte Wasser wird aus dem
Behälter 5 durch die Leitung b nach dein Verdampfer geführt, der zum Verdampfen
des Wassers und zum Eindicken der gelösten Stoffe bei atmosphärischem oder niedrigerem
Druck dient. Ist der Bast im Behälter i -endgültig ausgelaugt, so wird der Behälter
von .den übrigen Behältern abgeschaltet -und oben und unten geöffnet. Durch die
untere Behälteröffnung wird der ausgelaugte Bast ausgeschüttet, um ihn der Spinnerei
zur weiteren Verarbeitung zuzuführen. Der inzwischen mit frischem Rohbast gefülfft'
Beliii.lter 6 wird nun in den durch die Linie l I bezeichneten Wasserstrom eingeschaltet,
der zuerst im Behälter 2 mit dein am stärksten aus, ülaugten Bast in Berührung kommt,
sich in den folgenden Behältern 3, .4, 5 und 6 mit gelösten Kittstoffen weiterer
Bastmengen anreichert und über die Leitung b in den Verdampfer gelangt. Ähnlich
der geschilderten Führung der Wasserströme I und II werden die Wasserströme III,
IV, V und VI abwechselnd durch die Behälter von dem Kessel a nach der Leitung b
geführt. Die Behandlung des Rohbastes nach dem Verfahren ermöglicht einen ununterbrochenen
Betrieb, bei dem die Fasern beliebiger Rohbastmengen mit dein Gegenstrom überhitzten
Wassers in den miteinander verbundenen Behältern allmählich aufgeschlossen und fortlaufend
gelöste Pflanzensto-ffe in von Behälter zu Behälter zunehznünder Menge gewonnen
werden, während gleichzeitig ein von dem Wasserstrom getrennter, bereits ausgelaugten
Bast enthaltender Behälter :entleert und mit frischem Rohbast wieder gefüllt wird.
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