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Verfahren zurVerarbeitung vonViscose von'stets gleichbleibendem Reifegrad
während des Verspinnens zu künstlich geformten Gebilden, wie Kunstseide, Roßhaar,
Bändchen, Filme Es ist bekannt, daß Viscose einen soggenannten Reifungsprozeß durchmacht.
Durch diesen Reifungsprozeß wird die Viscose verändert und dementsprechend erhalten
die dar- -aus hergestellten Produkte auch verschiedenartige physikalische Eigenschaften.
Bei der technischen Verwendung von Viscose, beispielsweise bei der Herstellung von
Kunstseide, hat man deshalb sehr großes Gewichf darauf gelegt, stets mit einem bestimmten
und immer gleichbleibenden Reifegrad der Viscose zu arbeiten.
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Bei der Kunstseidenfabrikation wird die Viscose den" Spinnmaschinen
aus den Spinnkesseln zugeführt, die so eingerichtet sind, daß sie eine große Mengd
der Spinnlösung aufzunehmen vermögen.
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Wird nun ein solcher Spinnkessel in den Betrieb eingeschaltet und
die Viscose deii Spinnmaschinen zugeführt, dann verstreicht oftmals eine Zeit-von
mehreren Stunden, bis die ganze Menge der Spinnlösung aus diesem Kessel die Spinnmaschine
passiert hat. Während dieser Zeit schreitet aber die Reifung der Viscose fort, und
unter Umständen kann der Fall eintreten, daß derReifegrad derViscose beim Einschalten
des Spinnkessels so erheblich vom Reifegrad bei Beendigung des Spinnens aus diesem
Kessel abweicht, daß die jeweils erzeugte Kunstseide große Unterschiede hinsichtlich
ihrer physikalischen Eigenschaften aufweist.
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Die vorliegende Erfindung betrifft nun ein Veifahren, durch welches
ermöglicht wird, stets mit einer Viscose zu arbeiten, die praktisch den gleichen
Reifegrad besitzt. Man geht in der Weise vor, daß man aus dem Spinnkessel. der eine
Viscose vom zewiinschten
l:eife=;rad besitzt und der mit I bezeichnet
sein mal;, die Spinnl_ösungden Spinnmaschinen zuführt. Nach einer gewissen Zeit
ist die viscose in diesem Spinnkessen etwas gealtert, deshalb läßt man aus dein
nächstfolgenden Spinnkessel, der mit 1I- bezeichnet sein ma'g und dessen Viscose
noch nicht den erforderlichen Reifegrad erreicht hat, also noch etwas zu jung ist,
Viscose in die Zuleitung zur Spinnmaschine in einer solchen Menge fortlaufend miteinströinen,
daß die MischungderViscosen aus den SpinnkesselnI und 1I praktisch den gewünschten
Reifegrad besitzt. Weil nun im weiteren Verlauf des Spinnens der Reifegrad der Viscose
im Spinnkessel I andauernd sinkt, diese Viscose sich also ständig von dem gewünschten
Spinnreifegrad entfernt, und clie Viscose des Spinnkessels 1I sich ständig dem gewünschten
Reifegrad nähert, wird der Zulauf aus dem Spinnkessel I immer mehr verzögert, während
clerZulauf aus dem Spinnkessel II ständig gesteigert wird. Man kann das dadurch
erreichen, daß man in die Spinnleitung einer der zwei Kessel eine Pumpe einscllaltet,
die durch ein Getriebe mit regulierbarer Gescdl«-indigkeit angetrieben wird. Diese
Pumpe 1:e-sorgt die Entnahme aus dem einen Kessel in der zu jedem Zeitpunkt richtigen
Menge, während der restliche Viscosehedarf der Spinnerei in der üblichen Weise mittels
Druckluft dem anderen Kessel entnommen wird.
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Man kann auch so vorgehen, elaß man in die Viscoseleitung vom Spinnkessel
mehrere Ventile einhaut und durch entsprechendes Ein- und Ausschalten der Ventile
den Zufluß aus den Spinnkesseln in erforderlicher Weise regelt.
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In beiden Fällen. kann man, um eine genügende Mischung der Viscosen
aus diesen Spinnkesseln zu erziel;il. zwischen die Spinnkessel und die Spinnmaschinen
eine an sich bekannte Misch- oder Homogenisiervorrichtung einschalten.
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Nachstehende Ausführungsbeispiele nebst Abbildung mögen das Verfahren
nach der Erfindung erläutern: Die Spinnkessel I, 1I, 111 (Fig. i)' usw. sind
in einer sogenannten Ringleitung A zusammengeschlossen, in die Sperrventile 1, 2,
3 usw. eingebaut sind. Durch diese kann der Flüssigkeitsstrom in der jeweils gewünschten
eise nach der einen oder anderen Richtung in die Ringleitung geführt werden. Die
Ventile 8, 9, 1o und i i ermöglichen es, die Flüssigkeit entweder direkt oder durch
Vermittlung der Pumpe 12 dem Mischapparat 13 zuzuführen. Aus Gründen, die im nachstehenden
erläutert werden, wird der zu Anfang einer längeren Spinnperiode. z. B. einer Woche,
zuerst anzusetzende Spinnkessel nur zur Hälfte finit Viscose beschickt. Sodann werden
die Kessel I und Ir unter Luftdruck gebracht und die Ventile i, io und 9 geschlossen,
2, 3, .I, 5, 6, 7 und 5 und i i geöffnet. Die Pumpe 12 wird in Tätigkeit gesetzt,
und zwar mit einer Fördermenge. die dem gesaiiiten Spinnereibedarf entspricht. Das
Reguliergetriebe 1.4 wird so eingestellt, daß nach der halben Zeit, in der die Spinnerei
einen ganzen Kesselinhalt verbraucht, die Pumpe 12 nur noch den halben Spinnereihedarf
fördert. Sodann werden die Ventile 8 und i i geschlossen und 9 und io geöffnet:
gleichzeitig wird das Reguliergetriebe 14 unigeschaltet, wodurch die Fördermenge
wieder zunimmt. Die nun durch Luftdruck aus Kessel I geförderte Viscosemenge nimmt
ah, und in dein Augenblick, wenn dieser Kessel leer ist, ist Kessel Il noch halb
voll, so daß dann der gesamte Spinnereibedarf diesem Kessel mittels der Pumpe entnommen
wird: Kessel I wird al)gesperrt, Kessel I II geöffnet, Ventilei, 8 und ii geöffnet
und 2, 9 und io geschlossen, und mit dem halb vollen Kessel Il und dem Kessel III
wiederholt man nun dieselbe Arbeitsweise wie vorhin mit I und I1 usw. Der letzte
Kessel der Serie wird zweckmäßig nur zur Hälfte gefüllt.
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z# Bei einer anderen Ausführungsform bedient man sich einer Mehrzahl
von Zulaufregulierventilen 1, 2, 3 und l",'2*, 3' (Fig. 2).
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Der Spinnkessel I, welcher so viel Viscose enthält, daß diese für
den vorliegenden Fall rund 6 Stunden ausreicht, -wird dann, wenn die in ihm enthaltene
V iscose den gewünsch-` ten Reifegrad besitzt, in der Weise eingeschaltet, daß die
drei Regulierventile 1, _s, 3 geöffnet werden. Die Ventile 5, 6, 7, B. 9 und io
sind geschlossen, so daß der Strom der Flüssigkeit vom Spinnkessel I unmittelhar
nach dem Mischapparat il geht. Nach etwa 45 Minuten wird der Spinnkessel II eingeschaltet,
wobei gleichzeitig mit Absperrventilen 6, 7, 8, 9, 1o das Regulierventil i' geöffnet
wird, so daß aus dem Spinnkessel 1I eine bestimmte Menge in die Leitung und damit
in den Mischapparat hineinströmt. Nach weiteren 6o Minuten wird Regulierventil i
des Spinnkessels I geschlossen; nach weiteren 27 Minuten wird Regulierventil 2'
des Spinnkessels 1I geöffnet, während Regulierventil i des Spinnkessels I wieder
geöffnet wird. Sind weitere 30 Minuten verstrichen, so wird Regulierventil
i des Spinnkessels I geschlossen, und nach weiteren 36 Minuten wird Regulierventil
3' des Spinnkessels 1I geöffnet. Sind wieder 30 Minuten verstrichen, so wird
sowohl Regulierventil 2 des Kessels I als auch Regulierventil 3' des Spinnkessels
1I geschlossen, und nach 27 Minuten wird dann Regulierventil 3' des Kessels
11 wieder ge-
Öffnet. Nach 6o Minuten wird auch Regulierventil
3 des Spinnkessels I geschlossen, da nunmehr der Spinnkessel vollkommen entleert
ist.
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Die Einschaltung des Spinnkessels Ill und der folgenden wird in ähnlicher
Weise, wie (lies für die Spinnkessel I und II geschildert ist, nunmehr anschließend
vorgenommen. Das vorstehend Dargestellte wird durch nachstehende Tabelle verdeutlicht:
Kessel I I Kessel II I Kessel III |
Anfang ................ i, 2, 3 offen o offen |
Nach 45 Minuten....... i' öffnen |
- 6o - ....... r schließen |
- 27 - ....... i öffnen 2' öffnen |
- 30 - ....... i schließen |
- 36 - ....... 3' öffnen |
- 30 - ....... 2 schließen 3' schießen |
- 27 - ....... 3' öffnen |
- 6o - ....... ; schließen |
(Kessel leer) |
- 9o - ... ... i" öffnen |
Bei diesem zweiten Ausführungsbeispiel wird dieVermischung der zwei verschiedenen
reifen Viscosernengen nicht immer in dem genau richtigen Verhältnis herbeigeführt;
die Reifeunterschiede in der zur Spinnerei fließenden Viscose werden aber zu einer
nicht mehr unzulässigen Höhe herabgesetzt.