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Verfahren zur Gewinnung des Kleinkorns aus der Kartoffelstärke Die
Gewinnung des Kleinkornes aus Stärkesorten, die aus großen und kleinen Einzelkörnern
bestehen, ist z. Z. wichtig, um eine Stärke zu schaffen, die wegen ihrer Feinkörnigkeit
als Ersatz für die Reisstärke benutzt werden kann, die bekanntlich nur aus Kleinkörnern
besteht. .
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Diese Aufgabe ist bisher nur für die Getreidestärke gelöst worden.
Es läßt sich aus der Stärkemilch der Getreidestärke durch Ausnutzung der verschiedenen
Masse und damit der verschiedenen Sinkgeschwindigkeit der Stärkekörner eine Trennung
des Kleinkornes vom Großkorn -durch Absetzen oder Schleudern erreichen. Dieses bekannte
Verfahren versagt aber im allgemeinen bei der Anwendung auf Kartoffelstärke. Dort
ist sowohl. die Masse als auch die Sinkgeschwindigkeit der auch bei der Kartoffelstärke
vorhandenen verschiedenen Stärkekörner zu wenig verschieden, um eine lohnende Gewinnung-
von Kleinkörnern zu ermöglichen. Zudem läßt sich eine solche unlohnende Trennung
auch nur durchführen, wenn man eine ganz dünne Stärkemilch von etwa 1,5° Be als
Ausgangsstoff benutzt (B u d d e b e r g , Zeitschrift für Spiritusindustrie 1930,
Nr. 17), also Flüsigkeitsmengen bewältigen und dazu notwendige Aggregate benutzen
muß, die das Verfahren von vornherein technisch und wirtschaftlich unmöglich machen.
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Bezüglich der sonstigen Versuche, Kartoffelkleinkornstärke zu gewinnen,
wird auf Parow, »Handbuch der Stärkefabrikation-, a. Auflage, 1928, S. 465
bis 467, verwiesen, wo die verschiedenen Möglichkeiten, zur Kleinkornstärkegewinnung
zu gelangen, geprüft und verworfen werden.
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Es wurde nun gefunden, daß eine derartige Abtrennnung der Kleinkornstärke
aus Kartoffelstärke gelingt, wenn man, statt die Verschiedenheit der Masse und Sinkgeschwindigkeit
auszunutzen, die Stärkemilch über geneigte Gazesiebe führt, deren Maschenweite so
eingestellt ist, daß die Suspension des Stärkekleinkornanteils durch das Sieb hindurchgeht,
während die Suspension der Stärkegroßkornanteils auf dem Sieb verbleibt und von
ihm abfließt. Die Trennung auf diesem Wege hat gegenüber dem bisher vorgeschlagenen
Verfahren folgenden Vorteil: Zunächst ermöglicht diese Arbeitsweise eine kontinuierliche
Durchführung der Stärkesortierung; sodann kann man mit konzentrierterer
Stärkemilch
arbeiten, da die obere Grenze in dieser Beziehung erst dort liegt, wo die Suspension
der Stärke derart zu fließen aufhört, daß sich die Grobkornstärke auf der Sieboberfläche
absetzt und als Filter wirkend den Durchtritt der Kleinkornsuspension durch die
Siebmaschen hindert. Der günstigste Wert für die Konzentration der Stärkemilch liegt
etwa bei 13° Be (durch Versuche festgestellt zwischen io und 15° Be). Der Arbeitsgang
ist also erheblich erleichtert und verbilligt, da viel weniger Flüssigkeit zu bewältigen
ist. Die Siebneigung, die Einhaltung einer bestimmten Zuflußgeschwindigkeit und
der richtige Einfallwinkel müssen so gewählt sein, daß die zu trennenden Stärkesuspensionen
auf dem Siebe in Fluß bleiben, insbesondere die Grobkornstärke suspendiert bleibt
und sich auf dem Sieb nicht absetzt, was von Fall zu Fall je nach den Eigenschaften
der Ausgangsstärke durch einen Vorversuch festgestellt werden kann, insbesondere
auch der Siebkonstruktion (Flach- oder Zylindersieb) anzupassen ist. Wegweisend
sind dabei folgende Feststellungen: i. Mit ansteigender Tourenzahl eines Zylindersiebes
erhöht sich bei sonst gleichbleibenden Bedingungen die Ausbeute des Kleinkornanteils.
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2. Je kleiner die Zuflußgeschwindigkeit ist, um so besser ist die
Zusammensetzung des Kleinkornanteils. Der Prozentgehalt an Kleinkörnern steigt an,
der an Großkörnern fällt.
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3. Mit höherer Zylinderneigung nimmt bei extremen Differenzen die
Ausbeute an Kleinkornanteil ab, dafür verbessert sich aber die Zusammensetzung.
Man kann eine Zunahme des Gehaltes an Kleinkörnern und eine Abnahme des Gehaltes
an Großkörnern in der Kleinkornfraktion feststellen.
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Durch entsprechende Wahl der Maschenweite ist eine präzise Trennung
in eine Groß-und eine Kleinkornfraktion möglich, im Gegensatz zu anderen dynamischen
Verfahren, bei denen die Sinkgeschwindigkeit und die Masse der beiden Körnerarten
Zu gering unterschieden ist, um eine genügende Trennung zu ermöglichen.
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Die Benutzung von Sieben in der Stärkefabrikation ist an sich bekannt
und dient zur Abscheidung der Zellreste und sonstiger Nebenbestandteile von der
Rohstärkemilch. Es handelt sich dabei also tun die Trennung von verschiedenen Substanzen
abweichender Struktur. Bei dieser Benutzung der relativ großmaschigen Siebe geht
der gesamte Stärkeanteil durch das Sieb hindurch. Das Sieb wird also in diesem Falle
nicht zur Zerlegung von Stärkegroß- und -kleinkörnern benutzt.
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Bei dem unter Schutz gestellten Verfahren dagegen wird von einer Stärkemilch
ausgegangen und je nach der Maschenweite des Siebes die Stärke nach der Korngröße
zerlegt. Ausführungsbeispiel In einen finit 25er Seidengaze bespannten rotierenden
Sechskantzylinder (Tourenzahl 12o/Min., Zylinderradius = 16 cm, Zylinderlänge -
ioo ein, Zylinderneigung = etwa 6 cm) führt man eine 13' Be dicke Kartöffelstärkemilch
mit einer solchen Zuflußgeschwindigkeit ein, daß 1841 in 6 Minuten verarbeitet werden.
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Hierbei fallen an: 1o51 Kleinkornfraktion (der durch die Seidengaze
hindurchgegangene Anteil) von 7,o° Be mit . 13,3 kg Trockenstärkegehalt und 791
Großkornfraktion (der von der Seidengaze zurückgehaltene Anteil) von 2o,6° Be mit
32,9 kg Trockenstärkegehalt. Aus diesen Zahlen ergibt sich eine Ausbeute von etwa
29°,1o Kleinkornanteil und 71 °/o Großkornanteil.
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Die Siebwirkung erkennt man, wenn man die Gewichtsprozente Kleinkorn
(Korngröße bis zu etwa 20,U), Mittelkorn (Korngröße etwa zwischen 20 und 45 ,u)
und Großkorn (Korngröße von etwa 43 bis 8o ,u) im Kleinkorn- und Großkornanteil
bestimmt:
Kleinkorn Mittelkorn Großkorn |
°/a °/n °% |
Ausgangsstärke .......... .. 11,8 47,4 40,8 |
Kleinkornanteil ............. 36,3 58,0 5,7 |
Großkornanteil ............. 8,9 44,6 46,5 |