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Zahnwurzelfüllstift aus einem durch Wärme flüssig werdenden, bei normaler
Körpertemperatur festen Medikamententräger, z. B. Guttapercha, Paraffin o. dgl.
mit Drahteinlage Die Erfindung betrifft einen Zahnwurzelfüllstift aus einem durch
Wärme flüssig werdenden, bei normaler Körpertemperatur festen Medikamententräger,
z. B. aus Guttapercha, Paraffin 0. dgl., mit Metalidrahteinlage und besteht darin,
daß die Metalidrahteinlage als Stromleiter ausgebildet und zwecks Aufheizens mit
Anschlußpoien für eine Stromzuführungsvorrichtung versehen ist.
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Bei einer besonderen Ausführungsform des Erfindungsgegenstandes ist
die Metalldrahteinlage im Füllstift auswechselbar angeordnet, während die Stromzuführungsvorrichtung
aus einer Kontaktpinzette besteht.
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Es sind Methoden und Vorrichtungen zum Füllen der leeren- Zahnvurzelkanäle
bekannt, bei denen entweder ein fester Wurzelstift, z. B. aus Silber, Elfenbein,
Guttapercha o. dgl., in den Zahnwurzelkanal gesteckt und mittels eines Befestigungsmittels
dort festgelegt wird oder bei denen ein pastlenartiges oder flüssiges Wurzelfüllmittel,
z. B. Jodoformpaste, Jodoformzement, Trycresolformalin oder andere für die Wurzelbehandlung
bekannte Medikamente mittels eines Instrumentes in den leeren Zahnwurzelkanal eingeführt
werden. Das Verfahren der Wurzelfüllung mit einem festen Stift hat den Nachteil,
daß sich der Stift schlecht oder gar nicht einem mehr oder weniger gekrümmten, zum
Teil ungleiclunäßig erweiterten Wurzelkanal anpaßt bzw. anschmiegt, so daß größere
oder kleinere unausgefüllte Zwischenräume bestehen bleiben, von denen aus sich unter
Umständen zurückgebliebene krankhaft Keime vermehren und schließlich zur Zerstörung
der Wurzel oder des sie umgebenden Gewebes führen können.
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Ein weiterer Nachteil der Wurzelfüllungsmethode mittels eines festen
Stiftes ist der, daß eine Entfernung des einmal festgelegten Wurzelstiftes tnunöglich
ist, was aber zur nach maligen Behandlung der wieder erkrankten Zahnwurzel notwendig
wäre.
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Die weiter bekannte Methode der Abfüllung des Wurzelkanals mittels
pastöser oder flüssiger Medikamente hat den Nachteil, daß sich solche Wurzelbehandlungen
meist nur unvollkommen durchführen lassen, da es schwer,
wenn nicht
unmöglich ist, pastöse oder flüssige Wurzelfüllmittel bis in die Wurzelkanalspüze
zu bringen, besonders im Obertiefer. Außerdem besteht bei den meisten dieser bekannten
Wurzelfülimittel die Gefahr der Resorption durch den Körper und daß dadurch allmählich
im Laufe der Zeit ein gefüllter Kanal wieder ausgelaugt wird, womit die Kraft des
Medikamentes, restliche Keime im Wurzelkanal unschädlich zu machen, verlorengeht,
was zu neuerlicber Erkrankung durch Ausbreitung der krankhaften Keime führen kann.
Andererseits entstehen, wenn die Paste oder Flüssigkeit eintrocknet, Hohlräume,
die zu den vorgenannten Nachteilen führen.
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Man hat zwar schon versucht, die Wurzelkanäle dadurch keimfrei zu
machen, daß man vor dem eigentlicllen Abfüllen des Kanals mittels einer der bekannten
Wurzelfüllmittel denselben durch besondere Elektroden entweder lokal oder diathermisch
erwärmt hat, um zurückbleibende krankhafte Keime sicherer zu vernichten. Jedoch
bleiben auch bei Anwendung dieser Methode die in den radiär zum Wurzelkanal verlaufenden
Dentinkanälmachen sich befindenden Keime virulent, weshalb sie in den noch bestehenden
oder sich allmählich durch Auslaugung wieder bildenden Hohlräumen des Kanals wieder
zurückwandern können, was ebenfalls zu neuerlicher Erkrankung der Wurzel oder des
sie umglebenden Gewebes führen kann.
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Ein weiterer Nachteil der genannten Wurzelfüllungsa.rten ist der,
daß sie fast ausschließlich immer beide zu gleicher Zeit angewendet werden müssen,
um zu einem einidermaßen befriedigenden Ergebnis zu gelangen. Es ist .also notwendig,
einen festen Wurzelstift immer unter Mitverwendung eines pastösen oder flüssigen
Wurzelfüllmaterials in den Wurzelkanal zu bringen oder ein pastöses oder flüssiges
Wurzelfülimaterial immer mittels in den Kanal nachzuschiebenden festen Wurzelstiftes
zu verwenden.
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Es ist nun vorgeschlagen worden, weich bis flüssig zu machende Wurzelstifte
mit einer Metalldrahteinlage zu versehen, so daß der Wurzelstift bei Erweichung
seine langgestreckte gerade Stiftform beibehält, um leicht in den Wurzelkanal eingeführt
werden zu können, gegebenenfalls unter Druck. Ein so vorgerichteter Wurzelstift
hat jedoch erstens den Nachteil, daß beim Erwärmen desselben das Füllungsmaterial
wohl sehr weich gemacht werden kann, wogegen sich dem darin eingelagerten Metalldraht
die Wärme nicht gleichmäßig und nicht in der erforderlichen Höhe mitteilen kann.
Die Folge davon ist, daß beim Einführen des Stiftes sich das erweichte Füllungsmaterial
vom Metalldraht am Wurzelkanaleingang abstreift und sich dort zu einem Pfropfen
zusammenschiebt. Der Wurzelkanal wird dadurch nur mangelhaft ausgefüllt.
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Ein weiterer Nachteil ist der, daß sich die dünne Stiftspitze zu
schnell abkühlt und die Vornahme der Erweichung somit praktisch nutzlos wird.
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Ein weiterer Nachteil ist der, daß. besonders bei schlecht zugänglichen
Wurzelkanälell und bei der Schnelligkeit, mit welcher die Methode durchgeführt werden
muß, Verbrennungen der umliegenden Weichteile des Mundes, wenn der heiße Stift eingeführt
werden soll, möglich sind.
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Es ist dahler weiter vorgeschlagen worden, Wurzelstifte lediglich
aus einem weich bis flüssig zu machenden Füllungsmaterial herzustellen und einen
solchen Stift in den Wurzelkan.al einzuführen, um diesen dann nachträglich mit einer
heiß gemachten Spezialsonde durch Hineinschieben zu verflüssigen. Dieses Verfahren
h.at den Nachteil, daß gleichfalls die Abkühlung der dünnen Drahtsonde von der Erwärmungsquelle
bis zum Einführen in den Wurzelstift, der im Kanal. sitzt, so schnell fortschrefret,
daß sie nicht ausreicht, insbesondere die tiefsten, aber wichtigsten Stellen zum
Schmelzen zu bringen. Ein weiterer Nachteil ist auch hier die große Gefahr schmerzhafter
Verbrennungen im Munde.
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Weiter besteht die Möglichkeit, daß entweder ein zu kurzes Einführen
der Sonde ein Schmelzen des ausgelassenen Wurzelstiftes verhindert, oder daß beim
zu weiten Einführen die Sonde durch das Wurzelspitzenloch durchgestoßen wird, was
mit großen Schmerzen für den Patienten verbunden ist. Ein weiterer Nachteil ist
der, daß beim Zurückziehen der Sonde ein großer Teil des Füllungsmaterials an ihr
haftenbleibt und wieder mit aus dem Kanal gezogen wird.
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Alle diese Nachteile werden mit dem Zahnwurzelfüllstift gemäß der
Erfindung vermieden. Seine Vorteile ergeben sich dadurch. daß seine Metalldrahteinlage
als Stromleiter ausgebildet ist, die zwecks Aufheizens mit Anschlußpolen für eine
Stromzuführungsvorrichtung versehen ist.
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Auf der Zeichnung ist eine Ausführungsform des Erfindungsgegenstandes
beispielsweise dargestellt, und zwar zeigt Fig. I den Zahnwurzelfüllstift und Fig.
2 die Kontaktpinzette.
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In Fig. I, die den Wurzelstift darstellt. ist 6 der Stift, aus dem
durch Wärme flüssig werdenden Füllungsmaterial und 7 die Metalldrahteinlage, die
in der eingezeichneten Richtung des Pfeiles das Füllungsmaterial durchzieht, von
der Stifts,pitze ab wieder zurückläuft und am dicken Ende des Wurzel stiftes
wieder
endet. Die beiden freien, am dicken Ende des Stiftes liegenden Ledern der Metalldrahteinlage
sind als Anschlußpole 5 und 8 für eine Stromzuführungseinrichtung ausgebildet. Diese
besteht, wie Fig. 2 ferkennen läßt, aus einem Handgriff mit den Pinzettenschenkeln
3, die an ihren freien Enden die Kontakte 2 tragen. Diesen Kontakten 2 wird der
Strom durch die Zuleitungen I zugeftilirt.
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Der Handgriff trägt auch einen Schalter 4, mit dem der Strom beliebig
unterbrochenwterden kann.
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Die Füllung eines Wurzelkanals mit dem neuen Zahnwurzelfüllstift
geht wie folgt vor sich: Der Wurzelstift wird mit der Kontaktpinzette so erfaßt,
daß je ein Pol der Drahteinlage des Wurzelstiftes mit einem Pinzettenschenkel Kontakt
hat. Zuvor ist die Stromzuführung an der Pinzette zu unterbrechen.
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Mit der Kontaktpinzette wird der Wurzelstift in festem Zustand in
den Wurzelkanal eingeführt und dann der Stromkreis an der Kontaktpinzette geselilossen.
Jeweils nach der Stärke des durch die Metalldrahteiniage fließenden Stromes findet
eine Erwärmung derselben statt, die den festen Wurzelstift in seiner endgültigen
Lage nun erst in flüssigen Zustand versetzt. Das flüssige Material füllt nunmehr
den ganzen Kanal aus und klebt nach Stromunterbrechung, was die Wiedererstarrung
des Füllmaterials nach sich zieht, an den Kanalwänden fest. Eine sofort hermetisch
absehließende Kanalfüllung ist damit erreicht. Eine Wiederverflüssigung der Wurzelfüllung
ist mittels weiterer Stromkreisschlüsse beliebig oft durchführbar. Somit ergeben
sich folgende Vorteile mit der Wurzelfüllungsvorrichtung gemäß der Erfindung.
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I. Der Wurzelstift ist leicht einführbar, da dies in festem Zustand
geschieht.
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2. Die Verflüssigung des Füllmaterials geschieht an Ort und Stelle
des Kanalinneren, mithin ist weitgehend Gewähr geboten, daß es vollkommen ausgefüllt
wird.
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3. Der neue Wurzelfüllstift macht die Verwendung eines festen und
leines flüssigen Füllmittels überflüssig, da die Umänderung in einen der beiden
Aggregatzustände im gegebenen Augenbfick erfolgt.
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4. Ein Zurückfließen aus dem Wurzelkanal beispielsweise bei Zähnen
im Oberkiefer ist nicht möglich, da nach Stromunterbrechung die Erstarrung des Füllmaterials
sofort erfolgt.
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5. Eine ungewollte Verbrennung umliegender Weichteile durch direkte
Berührung mit dem heißen Wurzelstift oder einer Sonde ist unmöglich, da die Erwärmung
innerhalb des Wurzelkanals stattfindet.
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6. Eine vollständige Füllung des Kanals wird dadurch erreicht, daß
die Metalldrahteinlage im gefüllten Kanal verbleibt.
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7. Eine leichte Entfernbarkeit der erstarrten Wurzelfüllung ist möglich,
wenn sie durch neuerliche Stromzuführung durch die im Kanal verbliebene Metalldrahteinlage
verflüssigt wird.
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8. Eine Resorption oder Schrumpfung des Füllungsmaterials durch den
Organismus ist nicht möglich, da es sofort erstarrt und in diesem Zustand gemeinhin
nicht resorptionsfähig ist.
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9. Die Wurzelfüllung ist außerordendich leicht und dabei schnell
durchführbar.
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Im ganzen gesehen wird damit durch den neuen Wurzelfüllstift gemäß
der Erfindung ein bisher schwer durchzuführendes Heilverfahren erkrankter Zahnwurzeln
außerordentlich erleichtert und verbessert.