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Befestigungsvorrichtung für Zahnersatz, Zahnfüllungen o. dgl. Die
Erfindung betrifft eine gleichzeitig zur Füllung des Wurzelkanals und zur Befestigung
von Ersatzzähnen, Zahnfüllungen o. dgl. dienende Vorrichtung, die im Vergleich zu
den bisher bei zahntechnischen Arbeiten verwendeten Metallstiften mannigfache Vorteile
aufweist.
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Die bekannten und bisher zur Befestigung von Zahnkronen, Stiftzähnen,
Zahnbrücken o. dgl. verwendeten Metallstifte werden im ausgebohrtenWurzelkanal mit
Zement eingekittet.
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Dieser Methode haften viele Unvollkommenheiten an i. wird das verhältnismäßig
weiche Zahnbein der Wand des ausgebohrten Wurzelkanals durch die harten Metallstifte
abgescheuert. Schon während der Arbeit beobachtet man dies, indem sich der erst
stramm sitzende Metallstift bei den oft nötigen wiederholten Proben merklich lockert;
2. wird durch die Übertragung des Beißdruckes, auch nach der Einkittung, der Stift
an die Gegenseite der Druckrichtung der Kanalwand geklemmt. Es kommt zu Abwetzungen
der letzteren, nach einiger Zeit oft zum Abbruch der Randteile, die vom Druck getroffen
werden; 3. entsteht bei der Vorbereitung für die Anbringung des Stiftes, beim Ausbohren
des Wurzelkanals, aber auch bei jeder.Probe, vor welcher der provisorisch verschlossene
Kanal zum Einschieben des Stiftes geöffnet werden muß, die Möglichkeit einer Infektion
des Kanals, was eine Beinhautentzündung zur Folge haben kann, wodurch auch die Wurzel
verlorengehen kann.
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Alle diese Nachteile werden durch die Befestigungsvorrichtung nach
der Erfindung beseitigt.
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Die Erfindung kennzeichnet sich dadurch, daß der in den Wurzelkanal
einzuführende Stift auf seiner der Mundhöhle zugekehrten Seite als Hülse ausgebildet
ist, die einen ihr angepaßten, als Träger für die Zahnfüllung oder den Zahnersatz
dienenden Dorn einschiebbar aufnimmt.
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Auf der Zeichnung ist der Gegenstand der Erfindung in zwei verschiedenen
Ausführungsformen teils im Schnitt und teils in Ansicht in seinen Einzelteilen dargestellt.
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Bei der Ausführungsform nach Abb. i ist eine zylindrische Form gewählt.
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Die neue Befestigungsvorrichtung besteht, wie aus den Abb. i bis 3
ersichtlich, aus dem
in den Wurzelkanal einzuführenden Teil, der
eine Spitze a 'und auf seiner der Mundhöhle zugekehrten Seite eine Hülse b mit der
Bohrung c besitzt. In die letztere ist ein Dorn oder Stift d einschiebbar, der der
Hülsenbohrung genau angepaßt ist und als Träger der Zahnfüllung oder des Zahnersatzes
(Krone oder Brücke) dient und diese festhält.
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In Abb. 2 ist ein im Querschnitt quadratischer Hülsensteckstift dargestellt;
sinngemäß kann er auch beliebig mehreckig sein.
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Die Spitzen a können, wie in Abb. i dargestellt, für enge Wurzelkanäle
an der Hülse b abgesetzt sein oder, wie aus Abb. 2 ersichtlich, für weitere Wurzelkanäle
glatt in die Hülse b übergehen.
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Der Stift kann in- seinen beiden Teilen glatt gehalten sein; es können
aber auch der Außenmantel der Hülse b oder der Dorn d oder auch beide Teile gerauht,
geriffelt, gelocht oder anderweitig uneben gemacht sein, um die Verbindung mit der
Füllung durch Verankerung der letzteren in den Auf rauhungen u. dgl. zu verstärken.
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Die Größenverhältnisse werden den Abmessungen der Wurzeln und der
Zähne angepaßt. Die Maße wechseln für die Länge der Hülsen von etwa 8 bis etwa 14
mm Länge. Die einzuschiebenden Dorne oder Stifte d müssen genau in die Hülsen b
passen und zur leichten Handhabung um etwa 5 mm länger sein als die Hülsen. Die
Spitzen a sollen etwa 12 bis 1.4 mm lang sein; mit Rücksicht auf die engen Abmessungen
des Wurzelendes soll das stärkere Ende i mm bis 0,4 mm Durchmesser haben.
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Als Material kommen die bisher beim Zahnersatz im Munde benutzten
Edelmetalle und deren Legierungen zur Verwendung, insbesondere Silber, das, wie
bekannt, die Eigenschaft hat, Bakterien abzutöten; es können aber auch alle anderen
unschädlichen Legierungen verwendet werden. Am meisten wird sich eine Wurzelstifthülse
aus chemisch reinem Silber mit ebensolchem Einschiebestift empfehlen; in Fällen,
bei denen für den Einschiebestift größere Härte erwünscht ist oder bei denen Silber
zu leicht schmelzbar ist, wird der Wurzelteil aus Silber, der Trägerstift aus Gold,
Platin und deren in der Zahntechnik gebräuchlichen Legierungen angefertigt.
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Die eingangs erwähnten Unvollkommenheiten sind bei Verwendung des
Hülsenstiftes gemäß der Erfindung durchaus beseitigt. Daß der in den Hohlraum passende
Stift eine außerordentlich gute Handhabe bietet, um daran eine Zahnfüllung durch
Schweißung, Metallguß, Lötung, Nietung oder sonstwie zu befestigen, ist wohl ohne
weiteres ersichtlich. An Vorteilen ist ferner folgendes auszuführen: i. Der genau
in den Hohlkanal der Wurzelstifthülse passende Stift reibt nicht am Zahnbein; es
ist das lückenlose Anschließen an seine Metallhülse gesichert; ein Abscheuern oder
Ausbrechen des Randes ist ausgeschlossen.
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2. Durch die Übertragung des Druckes auf die ganze Metallhülse und
durch diese auf die ganze Wurzel wird die Inanspruchnahme jeder Teilpartie verhältnismäßig
gering.
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3. Die behandelte und verschlossene Wurzel wird nicht wieder geöffnet.
Die Arbeit wird abgekürzt, ungemein erleichtert, und die Infektionsmöglichkeit entfällt.
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Wie oben schon angedeutet, ergeben sich bei der Anwendung des Hülsenstiftes
noch andere Vorteile, indem bei seiner Verwendung der Trägerstift zum Festhalten
jeder Art Füllung auch in nicht abgebrochenen Zähnen benutzt werden kann. Dieser
Halt des Stiftes in der genau einschließenden Hülse erspart das Ausbohren von Haftpunkten
oder Haftfurchen für Füllungen im Zahnbein, was für die Erhaltung der Zähne von
Wert ist. Für den Fall aber, daß ein Zahn später abbricht, ist er schon für die
Anfertigung des Ersatzes vorbereitet.
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Es sind bereits Versuche gemacht worden (s. z. B. Zahnärztliche Rundschau,
Berlin, 29. Juni 193o, Nr. 26), dem schon bekannten Silberstift einen Kern anzuschließen,
der außen mit, einem Schraubengewinde versehen ist, an den eine Zahnkrone aufgesehraubt
wird. Dieser Anordnung gegenüber weist der Erfindungsgegenstand bedeutende Vorteile
auf. Die Front des Zahnes muß eine genau festliegende Stellung haben, andernfalls
ist die Anatomie des Gebisses und sein Aussehen gestört. Dies macht das Arbeiten
-mit einer Schraube, die ihrerseits nur in einer ganz bestimmten Stellung genau
paßt, sehr schwierig: Angenommen selbst, daß bei genauester Ausführung der Stiftzahn
im Augenblick des Einsetzens in der richtigen Lage im Gebiß sitzt und dabei die
Schraube auch vollständig angezogen ist, so ist doch bekanntlich eine Schraubenverbindung
auf die Dauer niemals fest, sondern muß von Zeit zu Zeit nachgezogen werden, weil
sich eine Lockerung einstellt. In diesem Sinne der Lockerung wirkt bei Zähnen der
durch die Kaubewegung ausgeübte Druck, dessen Horizontalkomponenten ein abwechselndes
Auf- und Zudrehen der Schraube bewirken, wodurch ein Abscheren des Gewindes erfolgt.
Für eine Hülsenverbindung gemäß der Erfindung ist eine derartige Beanspruchung in
der Waagerechten belanglos; der senkrechte Druck aber wirkt nur im Sinne des Ineinanderschiebens,
erhöht daher die Sicherheit des Zusammenhaltes von Trägerstift und Hülse.