-
Verfahren zur Herstellung von Vinylestern In der Patentschrift 588
352 ist ein Verfahren zur Herstellung von Vinylestern aus Acetylen und Fettsäuren
in Gegenwart von Zink- oder Cadmiumsalzen organischer Säuren beschrieben, bei dem
man das Acetylen auf die in flüssiger Phase befindlichen Fettsäuren, die mehr als
q. Kohlenstoffatome im Molekül enthalten, oder auf Gemische solcher Fettsäuren einwirken
läßt.
-
Es wurde nun gefunden, daß, man auch das als Tallöl bekannte Gemisch
aus ungesättigten Fett- und Harzsäuren, das insbesondere Leinölfettsäure und Kolophonium
enthält, in der in der Patentschrift 588 352 beschriebenen Weise in Vinplester überführen
kann.
-
Es ist überraschend, daß das Tallöl -sich auf diese Weise in Vinylester-überführen
läß@t, da es sehr uneinheitlich ist und meist einen hohen Gehalt an Verunreinigungen,
insbesondere organischen Schwefelverbindungen und Schwermetallsalzen organischer
Säuren, z. B. meist an Eisen- oder Kupfersalzen, die bekanntlich häufig als Katalysatorgift
wirken, enthält. Diese Verunreinigungen stören aber wider Erwarten bei der Behandlung
des Tallöls mit Acetylen nicht. Im Gegenteil läßt sich Tallöl sogar besonders einfach,
nämlich schon unter' gewöhnlichem Druck, bei etwa 18o bis 2oo° durch Behandlung
mit Acetylen in die Vinylester überführen. Kolophonium läßt sich unter den gleichen
Bedingungen praktisch nicht in Vinylester überführen, sondern man muß in diesem
Fall unter erhöhtem Druck arbeiten, und die Überführung von Leinölfettsäure unter
diesen Bedingungen erfordert etwa die doppelte Zeit wie beim Tallöl.
-
Durch die Behandlung mit Acetylen nach dem Verfahren der Patentschrift
588 352 verschwindet die Säurezahl des Tallöls praktisch beinahe vollkommen.
-
Die erhaltenen Vinylester lassen sich in für
Vinylester
bekannter Weise für sich allein wie. auch in Mischung mit anderen polymerisierbaren
Stoffen polymerisieren. Die monomeren Tallölvinylester besitzen außerdem trocknende
Eigenschaften, d. h. sie trocl~ri<,zr in dünner Schicht zu festen Filmen auf.
Sie lassen sich infolgedessen als trocknende öle in gleicher Weise wie Leinöl oder
Holzöl verwenden.
-
Gegenüber den gleichfalls trocknende Eigenschaften besitzenden Glycerinestern
des Tallöls, dem Leinölsäurevinylester und dem Leinöl selbst besitzen die Vinylester
des Tauöls eine bessere Trockenfähigkeit an der Luft und erhöhte Beständigkeit gegen
Wasser und \Vitterungseiniiüsse. Ferner besitzen sie eine ausgezeichnete Verträglichkeit
mit anderen Lackrohstoffen, z. B. Nitrocellulose, Chlorkautschuk, Natur- und Kunstharzen,
insbesondere Alky dharzen, und auch anderen trocknenden ölen. Die V inylester des
Kolophoniums besitzen zwar auch ein gutes Trockenvermögen, liefern jedoch sehr spröde
und praktisch ungenügende Überzüge.
-
Die Vinylester des Tallöls eignen sich sowohl in monomerer als auch
in teilweise oder ganz polymerisierter Form ebenso wie die Mischpolymerisate vorzüglich
als Bindemittel für Bodenbelagmassen sowie als Zusatzstoff für Kautschuk an Stelle
von Faktis.
-
Die bei der Behandlung mit Acetylen unmittelbar erhaltenen Tallölvinylester
können ohne eitere Reinigung sofort verwendet werden. Durch Hochvakuumdestillation
kann man sie auch von den als Katalysatoren dienenden Zink- oder Cadmiumsalzen und
Verunreinigungen befreien und so besonders helle öle erhalten.
-
Diese besonders reinen öle besitzen allerdings ein geringeres Trockenvermögen
als die rohen. Man kann den Rohester auch durch die in der ülindustrie üblichen-
Bleichverfahren, beispielsweise durch aktive Kohle -oder Erden, bleichen. Beispiel
i Schwedisches Rohtallöl wird durch Erwärmen auf etwa i i o- entwässert, unter weiterem
Erhitzen mit i o'o Zinkoxyd allmählich versetzt und zwischen i7o und 225- in einem
Rührgefäß oder einem mit Füllringen versehenen Zylinder unter gewöhnlichem Druck
mit Acetylen behandelt, wobei mäßige Temperatursteigerung eintritt. Der Verlauf
der Reaktion wird zweckmäßig durch Bestimmung der Säurezahl verfolgt, die am Ende
der Umsetzung etwa io beträgt. Man erhält ein braunes öl, das als trocknendes öl
in Lacken verwendet werden kann. Beispiel e In einem durch Destillation von einem
Teil seines Harzgehalts befreiten Tallöl «-erden 3% Zinkoxyd gelöst. Diese Lösung
wird mit dein gleichen Gewicht Toluol versetzt und in einem Autoklaven bei i8o bis
Zoo- unter einem Druck von 15 bis 2o Atmosphären mit einem Gemisch von 2 Teilen
Stickstoff und i Teil Acetylen unter jeweiligem Nachpressen des verbrauchten Acetylens
behandelt, bis die theoretisch zur Bildung des Vinylesters erforderliche Menge Acetylen
aufgenommen ist. Nach Abdestillieren des Verdünnungsmittels verbleibt ein
01, das in dünner Schicht schnell zu festen Filmen auftrocknet.