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Verfahren zur Herstellung von Methacrylpolymerisaten niederen Polymerisationsgrades
Durch Polymerisation von Methacrylsäure und ihren funktionellen Derivaten, insbesondere
mit Hilfe von Peroxyden als Polymerisationskatalysatoren erhält man Polymerisate,
deren Lösungen im allgemeinen um so höhere Viscosität zeigen, je weniger Katalysator
verwendet wird. Man hat dadurch innerhalb gewisser Grenzen die Möglichkeit, Polymerisate
bestimmten Polymerisationsgrades herzustellen. Zur Herstellung von Polymerisaten,
deren Lösungen eine niedere Viscosität zeigen, d. h. von Polymerisaten niederen
Polymerisationsgrades, so, wie sie beispielsweise in der Lacktechnik benötigt werden,
mußte man unter Zusatz von verhältnismäßig viel Katalysator polymerisieren. Dieses
Verfahren hat indessen erhebliche Nachteile, weil einerseits mit der Erhöhung der
Katalysatormenge der Verlauf der Polymerisation zu heftig werden kann und andererseits
die Herabsetzung des Polymerisationsgrades nicht mit der für die Praxis erforderlichen
Konstanz erfolgt. Ferner ist es .bisher bei Anwesenheit von Verteilungsmitteln,
wie Wasser, nicht möglich gewesen, durch Erhöhung der Katalysatormenge den Polymerisationsgrad
überhaupt nennenswert herabzusetzen.
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Es wurde gefunden, daß man unter Vermeidung der geschilderten Nachteile
Metliacrylpolymerisate niederen Polymerisationsgrades herstellen kann, wenn man
funktionelle Derivate der Methacrylsäure unter Zusatz von an sich nicht zu Kunststoffen
ähnlicher Polymerisationsgrade polymerisierbaren Chloräthylenderivaten, wie Allylchlorid
oder 2-Methylallylchlorid, in Mengen bis zu etwa 5 % polymerisiert.
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Als im Sinne der Erfindung brauchbare Chloräthylenderivate, die im
Gegensatz zu solchen ungesättigten Verbindungen, wie Vinylchlorid, a-Chloracrylsäure
und as-Dichloräthylen, durch Polymerisation keine Kunststoffe liefern, sind außer
Allylchlorid und seinen Homologen zu nennen: s-Dichloräthylen,
Trichloräthylen,
i, 2-Dichlorpropylen, ß-Chloracrylsäure. Auch die niedrigmole . kularen Stoffe,
die aus solchen Stoffen durch Einwirkung von Peroxyden erhältlich sind, z. B. dimeres
symmetrisches Dichloräthylen, können verwendet «-erden.
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Die Polymerisation kann mit Hilfe der für die Methacrylverbindungen
bekannten Methoden erfolgen, z. B. durch Anwendung von Wärme, Licht, Druck und bzw.
oder Katalysatoren, vorzugsweise Peroxyden, bei An- oder Abwesenheit von Lösungsmitteln
oder Verteilungsmitteln, wie Wasser, gegebenenfalls unter Zusatz geringer Mengen
von Emulgiermitteln oder ähnlichen Stoffen. Beim Arbeiten mit Verteilungsmitteln.
wie Wasser, ergeben sich erfindungsgemäß besondere Vorteile.
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Neben den funktionelIen Methäcrylsäureverbindungen können auch untergeordnete
Mengen von Acrylsäure oder ihren funktionellen Derivaten, Vinylestern, Styrol oder
anderen polymerisierbaren Verbindungen mit polymerisiert werden.
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Beispiele i. Methacrylsäuremethylester wird unter Anwendung von o,oi%
Dibenzoylperoxyd als Katalysator einmal ohne und je einmal mit Zusatz von i ojo
verschiedener, nicht zu Kunststoffen polymerisierbarer Chloräthylene polymerisiert
und die Viscosität einer io%igen Lösung des Polymerisates in Essigester gemessen.
'Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle enthalten:
Zusatz Viscosität |
in Centipoisen |
Ohne Zusatz . . . . . . . . . . . . . . . > 1500
000 |
Trichloräthylen . . . . . . . . . . . . Z52 000 |
s-Dichloräthylen (Siedepunkt |
59°).................... 144:105 |
s-Dichloräthylen (Siedepunkt |
47 bis 48') . . . . . . . . . . . . . . 143105 |
Allylchlorid . . . . . . . . . . . . . . . 41340 |
2-Methylallylchlorid . . . . . . . . 105,5 |
Mit nicht halogenhaltigen analogen Verbindungen läßt sich die Wirkung nicht erzielen.
Bei Anwendung von z. B. i o;o Allylalkohol erhält man unter entsprechenden Bedingungen
die Viscosität i I55 30o Centipoisen.
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2. Methacrylsäuremethylester wird unter Anwendung von 0,0201o Dibenzoylperoxyd
als Katalysator und unter Zugabe von je i (.ä verschiedener, nicht zu Kunststoffen
polymerisierbarer Chloräthylene polymerisiert und die Viscosität einer ioo'oigen
Lösung des Polymerisätes in einem Gemisch aus gleichen Teilen Essigester, Aceton
und Monochlorbenzol gemessen.
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Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle enthalten':
Zusatz Relative |
Viscosität |
Trichloräthylen . . . . . .. . . . . . 3.24 |
s-Dichloräthylen (Siedepunkt |
59°).................... 3,3 |
s-Dichloräthylen (Siedepunkt |
47bis48°) .............. 4,1 |
Dimeres s-Dichloräthylen ... 16,4 |
Mit gesättigten entsprechenden Chlorverbindungen läßt sich nur eine sehr viel geringere
Wirkung erzielen. Bei Anwendung von i % Äthylenchlorid erhält man z. B. unter entsprechenden
Bedingungen die Viscosität 478,0.
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Durch Veränderung der Menge des Zusatzes kann man die Viscosität weitgehend
beeinflussen:
Zusatz Relative |
Viscosität |
0,2% dimeres s-Dichloräthylen .. 62,5 |
0,50/0 50,7 |
Z0/0 16,4 |
2°/0 5,3 |
50/0 2,3 |
0,2% 2-Methylallylchlorid ...... 4,9 |
2,00/0 - ...... 1,3 |
3. In 400 g Wasser werden unter Rühren
39 Magnesiumcarbonat und i oo g Methacrylsäuremethylester,
welcher i % Dibenzoylperoxyd und o,5% 2-Methylallylchlorid enthält, fein verteilt.
Durch i 1/2stündiges Erwärmen auf 7o bis 72' erfolgt die Polymerisation zu einem
perlförmigenPolymerisat. Eine io@'oige Lösung des Polymerisates in Essigester zeigt
unter den Bedingungen des Beispiels 2 eine relative Viscosität von 2,1. Erhöht man
die Menge des 2-Methylallylchlorids auf i o,'o, so ergibt sich die Viscosität 1,8.
Arbeitet man in sonst gleicher Weise ohne Mitverwendung von 2-Meth;ilallylchlorid,
so ergibt sich eine Viscosität von mehr als 500.
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4. In i Zoo g Wasser werden unter Rühren 2 g Magnesiumcarbonat und
30o g Methacrylsäureäthylester, welcher i 4'o Dibenzoylperoxyd und o,50;0 2-Methylallylclorid
enthält, fein verteilt. Durch i l/2stündiges Erwärmen auf 70 bis 75' erfolgt
die Polymerisation zu
einemperlförmigenPolymerisat. Eine too'oige
Lösung des Polymerisates in Essigester zeigt unter den Bedingungen des Beispiels
z die relative Viscosität 1,6.