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Verfahren zur Zerlegung von Naßtrebern Mit dem Wert der in der Brauerei
in großer Menge anfallenden Malztreber als Futtermittel hat sich schon P o t t in
dem Buche »Die landwirtschaftlichen Futtermittel« (Erscheinungsjahr 1889) eingehend
beschäftigt. Er erwähnt bereits u. a. die Tatsache, daß beim Auspressen von Naßtrebern
wertvolle eiweißhaltige Stoffe verlorengehen.
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Mit der Vermeidung dieser Verluste befaßt sich ferner eine neuere
deutsche Patentschrift, nach welcher die aus dem Rückstand des Preßwassers in. geringen
Mengen gewinnbaren Festbestandteile dem zu trocknenden Gut wieder zugemischt werden.
-Aus den oben angedeuteten vorbekannten Tatsachen ergeben sich aber keine neuen
Verwertungsmöglichkeiten, da die angeführten Stellen keine Maßnahmen beschreiben,
die eine wesentliche Veränderung in der Zusammensetzung des Ausgangsmaterials bewirken
noch beabsichtigen.
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Die Verwendbarkeit der in der Brauerei in großer Menge anfallenden
Malztreber als Futtermittel, sei es in Form von Naßtrebern oder Trockentrebern,
wird durch den hohen Gehalt an unverdaulichen Stoffen beeinträchtigt (s. dazu z.
B. K e 11 n e r, Grundzüge der Fütterungslehre, VI.II. Aufl., 1929, S. i69).
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Diese unverdaulichen Stoffe, die fast vollständig in den spelzigen
Bestandteilen ihren Sitz haben, wirken nachteilig auf den Ausnutzungsgrad der übrigen
vorhandenen Nährstoffe. Besonders macht sich das bei der Verfütterung an jene Tiere
geltend, die keine Wiederkäuer sind und die eine verhältnismäßig geringe Darmlänge
haben.
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Durch die Entfernung der unverdaulichen cellulose- und lignin- bzw.
cutinreichen, kieselsäurehaltigen Bestandteile können die anderen eiweißreichen
Teile als Grundlage zur Herstellung hochwertiger Futter- oder Nährmittel dienen,
und es kann gleichzeitig bei sinngemäßer Verwendung eine günstigere Verwertung erzielt
werden.
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Schließlich sind es auch wieder die Spelzen und ihre unverdaulichen
Inhaltsstoffe,
die eine Ausnutzung der hochwertigen Eiweißstoffe
der Malztreber für die menschliche Ernährung unmöglich gemacht haben. Die Entfernung
dieser unerwünschten Begleitstoffe und die damit gegebene Ausnutzbarkeit für menschliche
Genul3zwecke würde. vom Standpunkt der Ernährung des Menschen einen sehr viel günstigeren
Ausnutzungsgrad ergeben wie der verlustreiche Weg über das Tier.
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Die Trennung der Spelzen und ihrer unverdaulichen Inhaltsstoffe von
den eiweißhaltigen bereitet aber insofern große Schwierigkeiten, als das Verfahren
bei der großen Masse der aufzubereitenden Treber und ihres verhältnismäßig niedrigen
Preises billig sein muß, um wirtschaftlich zu sein.
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren, welches es ermöglicht, Naßtreber
durch in der Hauptsache mechanische Behandlung in Fraktionen zu zerlegen, wobei
es gelingt, auf der einen Seite die Hauptmenge der verdaulichen, auf der anderen
Seite die Hauptmenge der unverdaulichen ligninreichen, kieselsäure- und cellulosereichen
Bestandteile anzureichern bzw. abzuscheiden. Das Verfahren ermöglicht es auch, ohne
Hilfschemikalien auszukommen, wenn man von der gegebenenfalls notwendigen Verwendung
von Wasser absieht, und zeichnet sich durch seine Billigkeit aus.
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Gemäß. der Erfindung wird nun die Aufbereitung von Naßtrebern zwecks
Trennung in einen die Nährstoffe angereichert enthaltenden. und einen hauptsächlich
die Spelzen enthaltenden Anteil in der Weise vorgenommen, daß man die nassen Treber,
gegebenenfalls unter Zusatz von Wasser, verreibt, durchknetet oder vermahlt und
den flüssigen, die Eiweißkörper in Suspension enthaltenden Anteil von den die Spelzen
enthaltenden festen Teilen trennt, worauf man aus der Suspension die eiweißreichen
Teilchen in beliebiger Weise abscheidet. Das Verreiben der Treber kann durch längeres
kräftiges Durchrühren oder Durchkneten erfolgen, wobei die leichter ent-Produkt
i bei ioo° getrocknet ...... 1o,9 Gewichtsteile mit 11,43'/, Rohprotein,
Produkt 2 bei ioo° getrocknet ...... 2,2 Gewichtsteile mit 18,74°/o Rohprotein,
Produkt 3 bei ioo° getrocknet ...... 6,26 Gewichtsteile mit 49,4 % Rohprotein. In
Prozenten des in den angewandten Naßtrebern vorhandenen Rohproteins ausgedrückt,
sind enthalten in Produkt i . . . . . . . . . . . . . . 2.1,3 0;ü, Produkt 2 . .
. . . . . . . . . . . . 8,o2%, Produkt 3 . . . . . . . . . . . . . . 6o,2 des angewandten
Rohproteins. Produkt 1 7,4 Gewichtsteile mit 5,62°./o Rohprotein, d. s. 8,16% des
angewandten Rohproteins, Produkt a 3,7 Gewichtsteile mit i9,i % Rohprotein, d. s.
14,0 % des angewandten Rohproteins, Produkt 3 7,36 Gewichtsteile mit 47,8
111. Rohprotein, d. s. 68,5 (''O des angewandten Rohproteins. fernbaren eiweißhaltigen
Teile von den holzigen getrennt werden. Es kann aber auch eine Aufschlämmung mit
einem Mahlvorgang kombiniert werden, indem inan die Treber ,beispielsweise durch
Walzenmühlen oder Kol-@'lergänge laufen läßt. Eine Art Vermahlung kann auch dadurch
erreicht werden, daß man die Treber in Aufschlämmung durch Siebe gehen läßt, wobei
die Treber durch Scheuern an den Sieben aufbereitet «-erden. Durch Anbringung von
Läufern an den Sieben kann der Mahlvorgang noch weiter unterstützt werden. Durch
Nachspülen oder Abspritzen mit Wasser oder Einleiten von Druckwasser in die Treber,
das auch während des Mahlvorganges erfolgen kann, kann die Abtrennung der Eiweißstoffe
begünstigt werden.
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Ausführungsbeispiele i. ioo Gewichtsteile Naßtreber werden mit i 5o
Teilen Wasser versetzt und z. B. in einer Porzellanreibschale verrieben. Dann wird
das Gemisch auf einen Siebsatz aufgegossen und mit Wasser nachgespült.
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Der Siebsatz besteht aus drei übereinanderliegenden Sieben ungefähr
folgender Abmessungen: Sieb i etwa 39 Felder pro Quadratzentimeter, Sieb 2 etwa
62 Felder pro Quadratzentimeter, Sieb 3 etwa 2o6 Felder pro Quadratzentimeter.
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Aus der Flüssigkeit werden die suspendierten Teilchen bzw. der darin
sich absetzende Schlamm durch Zentrifugieren abgeschieden (Produkt 3).
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Die auf Sieb 2 und 3 verbliebenen Anteile werden vereinigt und als
Produkt 2 bezeichnet. Die auf Sieb i verbliebenen Anteile bilden das Produkt i.
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Zusammenfassend ergibt sich folgendes Bild Aus ioo Gewichtsteilen
Naßtrebern, die 5,14 Gewichtsteile Rohprotein enthalten, wurden erhalten an 2. Es
wurde zunächst in genau der gleichen Weise verfahren wie im Ausführungsbeispiel
i. Dann wurde das auf dem Sieb i verbliebene Material nochmals in der Reibschale
verrieben und das Gemisch, wie schon beschrieben, gesiebt. Die Ausbeuten waren dann
(das Ausgangsmaterial war dasselbe wie im Beispiel i)
3. Dasselbe
Ergebnis wie in Beispiel 2 kann praktisch auch dadurch erreicht werden, daß man
das Ausgangsmaterial gründlicher verreibt, als dies in Beispiel 2 in der ersten
Stufe geschehen ist.
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Je nach Ausgangsmaterial und Art der Verarbeitung werden verschiedene
Ausbeuten an den angeführten Produkten erhalten. So wurden beispielsweise aus Naßtrebern,
die 5,88% Rohprotein enthielten, bei gründlicher, mechanischer Verarbeitung 9,3
Gewichtsteile an Produkt 3 mit 48,20'o Rohprotein, d. s. 76,2% des angewandten Rohproteins,
erhalten. Das zugehörige Produkt i enthielt nur 4,77% Rohprotein.
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Es liegt an sich im Sinne des Verfahrens der Erfindung, eine möglichst
gute Ausbeute an eiweißreichen Teilchen zü erhalten. Die Ausführungsformen, bei
denen im Produkt r nur mehr wenig Protein., z. B. etwa 5 % Rohprotein wie in den
Ausführungsbeispielen angeführt, enthalten ist, sind auch deshalb von Interesse,
weil es dadurch ermöglicht wird, kalorische Ersparnisse zu erzielen. Es hat sich
nämlich gezeigt, daß solche spelzigen Bestandteile, wenn sie genügend proteinarm
sind, nicht mehr schimmelanfällig sind. Man kann daher diesen Teil durch langsame
Trocknung, z. B. bei gewöhnlicher oder nur mäßig erhöhter Temperatur, trocknen.
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Das Verfahren gemäß der Erfindung kann auch in einfacher Weise an
die übliche Art der Naßtrebertrocknung angeschlossen werden und so eine teilweise
Abtrennung der eiweißreichen Teile ermöglicht werden, die auf Wunsch auch ziemlich
weitgehend sein kann.