-
Kapillaraktiver Treibstoff für als Spielzeuge, Reklame- oder Vorführungsattrappen
ausgebildete Schwimmkörper Es ist bekannt, Spielzeugschiffchen dadurch eine Eigenbeweglichkeit
beim Schwimmen auf dem Wasser zu verleihen, daß man in eine Aussparung ihres Hecks
Kampfer einbringt, dessen Dämpfe die Oberflächenspannung des umgebenden Wassers
in ungleichmäßiger Weise vermindern und dadurch eine das Schiffchen vorwärts treibende
Wellenbewegung erregen. Die Triebkraft solcher Kampfereinlagen ist jedoch schwach
und vielfältigen Störungen ausgesetzt, die sie beim praktischen Gebrauch rasch vermindern
und oft ganz in Frage stellen. Faßt das spielende Kind die Oberfläche der Kampfereinlage
mit nicht ganz sauberen Händen an, so ist die Wirkung schon mehr oder weniger vernichtet.
Enthält das Wasser, auf dem das Schiffchen schwimmen soll, Verunreinigungen, ist
es insbesondere mit einer wenn auch noch. so dünnen Haut von Fett, Öl o. dgl. überzogen,
wie sie schon beim Herumspielen im Wasser mit unsauberen Händen zustande kommt,
so versagt die Wirkung ebenfalls. Einwandfrei arbeitende Spielzeuge sind deshalb
die Kampferschiffchen nicht geworden.
-
Es ist außerdem bekannt, als Treibmittel für Spielzeugschiffchen Brausepulver
zu verwenden. Mittel.-dieser Art sind jedoch sehr feuchtigkeitsempfindlich und reagieren
mit Wasser; von ihrer gering andauernden Wirkung abgesehen, sind sie außerdem nur
mit Vorsicht verwendbar, wenn nicht die Wirkung durch nasse Kinderhände schon vor
Einbringen in das Spielzeug verpuffen soll. Auch ein anderer Vorschlag, nämlich
die Verwendung von in Alkohol und Äther gelöstem Kollodium als Treibstoff, hat sich
nicht bewährt, da damit nur Gegenstände von sehr geringem Gewicht kurz bewegt werden
können, außerdem verstopfen die Austrittsdüsen des Treibmittels sehr leicht. -Es
wurde nun gefunden, daß sich derartige Schiffchen u. dgl. mit einer viel stärkeren
und vor allem ausdauernden und von Verunreinigungen der Einlage oder des Wassers,
selbst von erheblichen fettigen Überzügen unbeeinträchtigt bleibenden Triebkraft
herstellen lassen. Man erreicht das, indem man als Treibmittel an Stelle von Kampfer
solche kapillaraktiv wirkenden Flüssigkeiten verwendet, die leicht flüchtig, in
Wasser schwer löslich sind und über 8o° sieden. Beispielsweise kommen Flüssigkeiten,
wie Butanol, Butylformiat, Amylacetat u. dgl., selbstverständlich auch in Mischung
untereinander in Betracht, um nur einige Vertreter dieser großen Klasse anzuführen.
Die Flüssigkeiten können auch mit wasserlöslichen Stoffen, wie Aceton, Äthylalkohol'
usw., verdünnt sein. Auch die unter dem Begriff ätherische Öle zusammengefaßten
Stoffe sind zum Teil wirksam, wie z. B. Terpineol, Lawendelöl usw.
-
Besondere Vorteile hinsichtlich der homogenen Anwendung und gleichmäßigen
Wirkung bietet glie Verwendung des Triebmittels in Form von Pasten, wobei das verpastende
Mittel
selbst kapillaraktiv, und zwar entweder wasserlöslich oder
unlöslich sein kann. Beispielsleise kann man Butanol mit Natriumacetat, Kochsalz,
Chlorcalcium, Zucker, Harnstoff u. dgl. oder aber mit Schlämmkreide, Lylkö-Podium
o. dgl. cerpasten. Die Verpastung mit wasserunlöslichen fein verteilten Stoffen,
namentlich weißen oder hellfarbigen, bringt noch eine vorteilhafte Nebenwirkung
hervor: Sie ergibt eine Nachbildung des Kielwassers hinter dem fahrenden Schiff.
Pasten, bei denen das Verpastungsmittel selbst kapillaraktiv ist, erhält man beispielsweise
durch Vermahlen von Bariumpropionat oder -Butyrat oder den Doppelverbindungen von
Chlorcalcium und Butanol mit Butanot usw.
-
Die Pasten können hinsichtlich ihrer Konsistenz und Auflösbarkeit
je nachdengegebenen Anforderungen vielfältig modifiziertwerden. Sie können die bei
der Herstellung von Cremes üblichen Zusätze, beispielsweise auch geruchsverbessernde,
erhalten. Bei wasserfreien Pasten und ebenso bei festen "Triebmitteln kommt auch
ein Zusatz nach Art der Backtreibmittel, wie beispielsweise ein Gemisch von Natriumbicarbonat
und Citronensäure, in Betracht usw. Hierdurch läßt sich nicht nur die Triebkraft,
sondern auch die Nachahmung der Kielwasserbildung verstärken.
-
Die festen Triebmittel können auch in die Form von Pastillen, Einsatzstiften
u. dgl. gebracht werden. Dabei kann gegebenenfalls eine vorherige schwache Anpastung
oder die Zufügung von Bindemitteln, wie Gelatine, lösliche Stärke, Gummiarabikum,
Dextrin, Polyvinylalkohol usw. sowie ein Zusatz unlöslicher Stärke, Schlämmkreide,
Lykopodium u. dgl., zweckdienlich sein.
-
Durch die Möglichkeit, das Treibmittel in Form von Pasten, Pastillen,
Einsatzstiften oder in flüssigem Zustand anzuwenden, ergeben sich zahlreiche Unterbringungsarten
des Erfindungsgegenstandes an dem anzutreibenden Körper. Man kann beispielsweise
den am Heck eines Schiffchens durch eine enge >ffnung nach außen mündenden Hohlraum
des ganzen Schiffchens mit dem Treibmittel füllen und so ein langes Vorhalten der
Triebkraft sichern. Man kann hierbei auch in vorteilhafter Weise flüssige Treibmittel
verwenden. Man kann feste Einsatzstifte von verhältnismäßig beträchtlicher Größe
in tief in das Schiffchen hineingeführte Aussparungen einsetzen, denen sich die
Einsatzstifte genau anpassen lassen. Die Pasten können dabei in Tubenpackungen verwendet
werden, so daß sich ihre Einbringung in das Spielzug sehr sauber und einfach gestaltet.
-
Ferner ermöglicht die Ver Wendung flüssiger oder pastenförmiger Mittel
das Anbringen besonders gestalteter Austrittsdüsen bzw. F_ihrungsröhrchen. Sind
solche Führungsröhr-= then nach auswärts gebogen oder befindet sich' die Austrittsöffnung
in ihrer Seitenwand, so 'wird das Schiffchen gezwungen, sich auf einet Kreislinie
von einem bestimmten Radius zu bgwegen. Durch Drehung eines so ausgebildeten Führungsröhrchens
kann der Radius des Kreises beliebig eingestellt .oder die kreisförmige Bewegung
in eine geradlinige verwandelt werden u. dgl. Die kreisförmige Bewegung kann auch
noch durch ein Steuerruder unterstützt werden. Die Weite oder Läge der Düsen kann
durch Schieber verstellt werden. Man kann auch den als Paste oder Einsatzstifte
gestalteten Treibstoff durch eine eingesetzte Spiralfeder allmählich der öffnung
zu bewegen und durch Einstellung des Federdrucks verschiedene Fahrtgeschwindigkeiten
einstellen u. dgl.
-
Auch der Anwendungsbereich des erfindungsgemäßen Treibstoffs ist vielseitig.
Nicht nur Schiffchen, Wasserflugzeuge u. dgl., sondern allerlei Wassergetier, Fisch,
Frösche, Molche, Schildkröten, Wasservögel, Seehunde u. dgl. können auf die einfachste
und vollendetste Weise als selbstbewegliche Spielzeuge gestaltet werden. Durch tangentiale
Anordnung der Düsen können runde Schwimmkörper in Umdrehung versetzt werden.
-
Die Anwendung des erfindungsgemäßen Stoffes ist auch nicht auf Spielzeuge
im engeren Sinne beschränkt, sondern kann außerdem Reklamezwecken verschiedener
Art, Vorführungszwecken u. dgl. dienen.