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FACHGEBIET DER ERFINDUNG
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Diese
Erfindung befasst sich allgemein mit ausgewählten Polypeptiden und ihrer
Verwendung bei der Immunregulation von Antikörpern gegen das menschliche
basische Myelinprotein. Diese Erfindung betrifft auch allgemein
ein Verfahren der Verwendung dieser Peptide für die Behandlung von Multipler
Sklerose.
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HINTERGRUND UND STAND DER TECHNIK
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Die
Multiple Sklerose (MS) ist eine mit Entzündung assoziierte multifokale
demyelinisierende Erkrankung des menschlichen zentralen Nervensystems
(ZNS). Die erhöhte
IgG-Synthese innerhalb der Blut-Hirn-Schranke (intra-BBB) ist ein
Kennzeichen der MS (Tourtelotte, W. W., J Neurol Sci 10: 279-304,
1970; Link, H. und Tibbling, G., Scand J Clin Lab. Invest 37: 397-401,
1977; Tourtelotte, W. W. und Ma, B., Neurology 28: 76-83, 1978;
Walsh, J. M. und Tourtelotte, W. W., In: Hrsg. Hallpike, J. F.,
Adams, C. W. M. und Tourtelotte, W. W., Multiple sclerosis, Baltimore.
Williams & Wilkins,
1982: 275-358; und Warren, K. G., und Catz, I. Ann Neurol 17: 475-480,
1985).
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Die
IgG-Synthese innerhalb der BBB ist bei klinisch eindeutigen MS-Patienten
(Schumacher, G. A., Beebe, G., Kibler R. E., et al., Ann NY Acad
Sci 15: 266-272, 1965) mit aktiver oder ruhender Erkrankung allgemein
erhöht.
Die Spezifität
der Mehrheit des ZNS-IgG ist unbekannt. Während ein kleiner Anteil antivirale Aktivität hat oder
gegen Antigene des Gehirns, Nucleinsäuren, Erythrocyten oder Antigene
des glatten Muskels reagiert, kann der nicht-spezifische Anteil
die polyclonale Aktivierung von B-Zellen repräsentieren (Tourtelotte, W.
W., und Ma, B., Neurology 28: 76-83, 1978). Während des letzten Jahrzehnts
gab es deutliches Interesse an der Untersuchung von Antikörpern gegen
spezifische Myelinproteine.
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Nach
dem Nachweis von zirkulierenden Immunkomplexen, welche das basische
Myelinprotein (MBP) als ihre antigene Komponente enthalten (Dasgupta,
M. K., Catz, I, Warren, K. G. et al., Can J Neurol Sci 10: 239-243,
1983), wurden erhöhte
Titer von Antikörpern
gegen MBP (anti-MBP) in der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit
(CSF) von Patienten mit aktiven Formen der MS beobachtet (Warren,
K. G. und Catz, I., Ann Neurol 209: 20-25, 1986). Klinisch wird
die MS durch Phasen der Krankheitsaktivität wie akute Rückfälle oder
chronische Progression und durch Phasen von klinischer Remission
charakterisiert. Die aktive MS ist mit erhöhten Niveaus von intrathekal
hergestellten anti-MBP assoziiert (Warren, K. G. und Catz, I., Ann
Neurol 209: 20-25, 1986; und Catz, I. und Warren, K. G., Can J Neurol
Sci 13: 21-24, 1986). Diese Antikörper werden vorwiegend in freier
(F) Form während
der akuten Rückfälle und
vorwiegend in gebundener (B) Form, wenn die Erkrankung schleichend
progressiv ist, gefunden (Warren, K. G. und Catz, I., Ann Neurol
209: 20-25, 1986). Während
der akuten Rückfälle korrelierten
die anti-MBP-Titer
der CSF mit der Krankheitsaktivität (Warren, K. G. und Catz, I.,
Ann Neurol 21: 183-187, 1987). Die anti-MBP-Niveaus waren auch bei
Patienten mit ersten Anfällen
der Optikusneuritis und in den meisten Patienten, welche die ersten
Anfälle
der MS erfuhren, erhöht
(Warren, K. G., Catz, I. und Bauer, C., Ann Neurol 23: 297-299, 1988; Warren,
K. G. und Catz, I., J Neurol Sci 91: 143-151, 1989).
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Longitudinale
Kinetik-Untersuchungen von anti-MBP-Niveaus der CSF bei Patienten,
welche im Anschluss an einen akuten Rückfall in die Erholungsphase
eintreten, zeigten eine allmähliche
Abnahme an F anti-MBP-Titern, entsprechend mit einem progressiven
Anstieg an B-Fraktionen (Warren, K. G. und Catz, I., J Neurol Sci
91: 143-151, 1989; Warren, K. G. und Catz, I., J Neurol Sci 88:
185-194, 1988). In der Remissionsphase kann der anti-MBP der CSF
nicht nachweisbar werden, was eine anti-MBP-Neutralisation, assoziiert
mit ruhenden Phasen der MS, nahelegt (Warren, K. G. und Catz, I.,
J Neurol Sci 88: 185-194, 1988). Dagegen ist die chronisch progressive
MS, welche durch die Ausdauer des erhöhten anti-MBP über lange
Zeiträume
charakterisiert ist, mit einer Hemmung der anti-MBP-Neutralisation
assoziiert (Warren, K. G. und Catz, I., J Neurol Sci 88: 185-194,
1988). Neulich enthielt eine Kaskade des basischen Myelinprotein-Antikörpers, welche
in der IgG- Fraktion,
die von der CSF der MS-Patienten aufgereinigt wurde, identifiziert
wurde, anti-MBP, Antikörper, welche
anti-MBP neutralisieren, und Antikörper, welche die anti-MBP-Neutralisation
hemmen (Warren, K. G. und Catz, I., J Neurol Sci 96: 19-27, 1990).
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Unsere
frühere
Forschung von der autoimmunen B-Zell-Perspektive zeigte, dass es
mindestens zwei eindeutige Formen der MS mit der Mehrheit von Patienten,
welche Autoantikörper
gegen das basische Myelinprotein (anti-MBP) haben, und einer geringeren
Anzahl, welche Antikörper
gegen das Proteolipid-Protein (anti-PLP) haben, gibt (Warren, K.
G. et al., Ann. Neurol. 35, 280-289, 1994). Bei anti-MBP-assoziierter MS sind
die akuten Rückfälle mit
erhöhten
(größer als
1) Quotienten von freiem (F)/gebundenen (B) anti-MBP assoziiert,
während
die chronisch progressive Phase durch F/B-anti-MBP-Quotienten von
gleich oder kleiner als 1 charakterisiert ist und Patienten in Remission
manchmal ein bisschen erhöhte
B anti-MBP-Titer haben (Warren, K. G. und Catz, I., J Neurol Sci.
88, 185-194, 1989).
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Es
wurde bewiesen, dass einige der proliferierenden T-Zellen bei MS-Patienten
gegen MBP gerichtet sind (Allegretta et al., Science, 247, 718-721,
1990) und dass menschliche T-Zellen mehrere Epitope auf dem Molekül erkennen
können
(Richert et al., J Neuroimmun 23, 55-66, 1989). MBP scheint auch
in der Lage zu sein, einige T-Zellen
ohne Beteiligung der Antigen-präsentierenden
Zellen zu aktivieren (Altman et al., Eur. J. Immun. 17, 1635-1640,
1987). Es ist wahrscheinlich, dass kleine Peptide des MBP von T-Zellen
ohne die Bedingung für
die intrazelluläre
Bearbeitung, einfach durch ihre Fähigkeit, Haupthistokompatibilitätsantigene
der Klasse II auf der Oberfläche
von präsentierenden
Zellen zu binden, erkannt werden können.
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Da
die experimentelle allergische Enzephalomyelitis (EAE), ein anerkanntes
Tiermodell der MS, durch Impfung von empfindlichen Nagetieren mit
entweder MBP oder PLP in Verbindung mit komplettem Freundschem Adjuvans
erzeugt werden kann, kann der Prozess der MS-Demyelinisierung einen
autoimmunen Mechanismus haben (Fritz, R. B. et al., J Immunol. 130,
1024-1026, 1983; Trotter, J. L. et al., J Neurol. Sci. 79, 173-188,
1987). Aus der Perspektive des B-Zell-Antikörpers wurde das MBP-Epitop,
das durch den Erkrankungsprozess betroffen ist, proximal zu der tri-Prolil-Sequenz
(Reste-99-100-101-) auf einen Bereich zwischen den Resten 80 und
100 lokalisiert (Warren, K. G. et al., Ann. Neurol. 35, 280-289,
1994). Dieses B-Zell-Epitop überlappt
das immundominante Epitop für
zu MBP reaktive T-Zellen, welche bei MS-Hirnläsionen gefunden werden (Oksenberg,
J. R. et al., Nature, 362, 68-70, 1983).
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Frühere Untersuchungen
zeigten, dass anti-MBP von MBP neutralisiert wird. Jedoch waren
frühere Bestrebungen,
die MS durch intramuskuläre
oder subkutane Verabreichung von heterologen MBP zu behandeln, nicht
erfolgreich (Campbell, B., Vogel, R. J., Fisher, E. und Lorenz,
R., Arch Neurol 29: 10-15, 1973; Gonsette, R. E., Delmotte, P. und
Demonty, L., J Neurol 216: 27-31, 1977; und Romine, J. S. und Salk,
J., In: Hrsg. Hallpike, J. F., Adams, C. W. M. und Tourtelotte,
W. W., Multiple sclerosis. Baltimore, Williams & Wilkins, 1982: 621-630). Das Problem
der Verwendung des natürlichen
MBP ist zweifach. Erstens wird das Protein aus menschlichen Hirnproben
präpariert
und demgemäß gibt es
eine mögliche
Gefahr, dass latente Neuroviren in der Probe vorhanden sein können. Zweitens
ist es möglich,
obwohl lösliches
MBP normalerweise kein Immunogen ist, dass lösliches MBP als Antigen wirken
und die Produktion von Antikörpern
gegen MBP verursachen könnte,
wenn es an Einzelpersonen mit geändertem
Immunsystem verabreicht wird.
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Demgemäß bestimmt
die vorliegende Erfindung, ob der aus der CSF von MS-Patienten gereinigte
anti-MBP durch ausgewählte
lösliche
Peptide des menschlichen MBP (h-MBP) neutralisiert werden kann.
Zu diesem Zweck wurden lösliche
synthetische Peptide, welche die gesamte Länge von h-MBP abdecken, verwendet,
um den möglichen
Epitopbereich auf h-MBP, welches den von diesen Patienten erhaltenen
anti-MBP neutralisiert, zu bestimmen. Daher können ausgewählte lösliche Peptide, welche die
Neutralisation von anti-MBP zeigen, verwendet werden, um die MS
wirksamer zu behandeln als das gesamte Molekül. Diese löslichen Peptide werden synthetisch
hergestellt, und als solches würde
keine mögliche
Gefahr der Neuroviren existieren. Zusätzlich könnten diese Peptide wegen ihrer
kleinen Größe nicht
als Immunogen wirken. Daher würde
die Verwendung von ausgewählten
Peptiden als Behandlung für
MS die Probleme bewältigen,
welche mit der Verwendung des natürlichen Proteins identifiziert
werden.
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Weiter
wurde das in Verbindung mit der vorliegenden Erfindung verwendete
Protein erforscht, um seine Wirksamkeit bei der Bindung oder Anpassung
der Produktion von anti-MBP der MS in vivo zu bestimmen.
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WO 96/12737 offenbart isolierte
Peptide und Kombinationen von Peptiden, welche von Myelin-Autoantigenen
einschließlich
MBP abgeleitet sind, welche für
die Behandlung von multipler Sklerose geeignet sind.
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WO 93/21222 offenbart Peptide
des menschlichen basischen Myelinproteins und insbesondere Aminosäuresequenzen,
welche das immundominante Epitop des menschlichen basischen Myelinproteins
enthalten. Verfahren zur Unterdrückung
von Autoimmunreaktionen durch Verabreichung der Peptide des menschlichen
basischen Myelinproteins werden auch offenbart.
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WO 93/08212 offenbart synthetische
Peptide, welche in Sequenz wesentlich homolog zu einem Teil der
Aminosäuresequenz
des menschlichen Myelinproteins sind. Diese Peptide reichen an Länge von
etwa 8 Aminosäureresten
bis etwa 25 Aminosäureresten
und entsprechen der Aminosäuresequenz
des menschlichen basischen Myelinproteins (h-MBP) von etwa dem Aminosäurerest
61 bis etwa dem Aminosäurerest
106.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Das
in Verbindung mit der vorliegenden Erfindung verwendete Peptid ist
in Sequenz wesentlich homolog zu einem Teil der Aminosäuresequenz
eines menschlichen basischen Myelinproteins. Dieses Peptid ist in der
Lage, die Produktion von anti-MBP zu neutralisieren oder modulieren.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird bereitgestellt ein Verfahren zur Vorhersage der therapeutischen
Wirksamkeit der Behandlung eines multiple Sklerose-Patienten mit
einem Peptid der Formel:
umfassend das in vitro-Durchmustern
des multiple Sklerose-Patienten auf die Anwesenheit von menschlichem Leukocytenantigen
des (HLA)-DR2-Haplotyps, wobei die Anwesenheit des HLA-DR2-Haplotyps
prädiktiv
für die
therapeutische Wirksamkeit der Behandlung mit dem Peptid ist.
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Beispiele
von Peptiden, welche nicht in Verbindung mit der Erfindung verwendet
werden, werden ausgewählt
von:
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Zu
Identifizierungszwecken werden MBP82-98 und MBP(82-98) hierin verwendet,
um das Peptid (welches in Verbindung mit der Erfindung verwendet
wird) anzuzeigen:
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KURZE BESCHREIBUNG DER ABBILDUNGEN
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1 zeigt
die Lokalisierung von 18 synthetischen Peptiden (kleine Zahlen)
in Bezug auf das intakte menschliche MBP-Molekül. Die Peptide werden durch
vertikale Balken dargestellt, welche neben ihrer entsprechenden
Region auf dem MBP-Molekül angeordnet
sind. Große
Zahlen stellen Aminosäurereste
des menschlichen MBP dar.
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2 zeigt
die Inhibitionskurven von anti-MBP, das von 10 unterschiedlichen
multiple Sklerose-Patienten aufgereinigt und zusammengefasst wurde,
durch das menschliche MBP und MBP-Peptide.
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3 zeigt
die Neutralisation von anti-MBP, das von einem einzelnen multiple
Sklerose-Patienten isoliert wurde, durch das menschliche MBP und
durch die Peptide MBP80-97; MBP91-106 und MBP75-95.
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4 – Longitudinales Überwachen
von anti-MBP-Titern der CSF bei einem Patienten mit chronisch progressiver
MS: Die F (freien) und B (gebundenen) Niveaus von anti-MBP waren
ständig
erhöht,
als Proben 26-mal über
einen Zeitraum von 11 Jahren von 1983 bis 1993 genommen wurden.
- ZpM:
- Zählimpulse pro Minute
offene
Kreise: | Gebundener
(B) anti-MBP, bestimmt nach saurer Hydrolyse von Immunkomplexen
der CSF |
Geschlossene
Kreise: | Freier
(F) anti-MBP |
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5 – Kontrollpatienten:
Anti-MBP-Niveaus der CSF in 2 „Zeitkontrollen" (1F56, 5A und
3M66, 5B) und 2 „Zeitkontrollen mit Salzlösung" (4M45, 5C und
5M59, 5D). Bei allen vier Patienten
blieben die F und B anti-MBP konstant auf Basislinien-Niveau erhöht, wenn
von der CSF die ersten zwei Stunden alle 30 Minuten sowie 24 Stunden
später
eine Probe genommen wurde. Symbole wie in 4.
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6 – Peptiduntersuchungen
zwischen den Patienten: Anti-MBP-Niveaus der CSF in einer Gruppe von
vier Patienten (10F38, 6A; 13F43, 6C;
5M59, 6D und 3M66, 6G),
die steigende Mengen (jeweils 1, 2.5, 5 und 10 mg) eines nicht bindenden
synthetischen Kontrollpeptids MBP35-58 erhielten, und eine gepaarte
Gruppe von vier anderen MS-Patienten (6F53, 6B; 8M41, 6D;
4M45, 6F und 1F56, 6H),
die steigende Mengen (jeweils 1, 2.5, 5 und 10 mg) des anti-MBP-bindenden
synthetischen Peptids MBP75-95 erhielten. Der F anti-MBP der CSF wurde
in einer dosisabhängigen
Weise von dem Peptid MBP75-95 gebunden und er reagierte nicht mit
dem Peptid MBP35-58. Der gebundene anti-MBP blieb nahezu unbeeinflusst.
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7 – Peptiduntersuchungen
innerhalb des Patienten: Wenn MS-Patienten entweder „Zeitkontrollen" (1F56, 7C und
3M66, Fig. D) oder „Zeitkontrollen
mit Salzlösung" (5M59, 7A und
4M45, 7B) waren oder wenn sie das
nicht bindende Kontrollpeptid MBP35-58 (5M59 und 3M66) erhielten,
blieben ihre F und B anti-MBP-Niveaus der CSF unbeeinflusst. Wenn
dagegen dieselben Patienten 4M45, 1F56 und 3M66 später 5–10 mg des
anti-MBP bindenden Peptids MBP75-95 erhielten, wurde ihr F anti-MBP
für Zeiträume bis zu
7 Tagen nicht nachweisbar und kehrte zwischen 10 und 21 Tagen zum
Basislinien-Niveau zurück.
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8 – Wiederholte
intrathekale Injektionen des synthetischen Peptids: Ein Patient
mit chronisch progressiver MS erhielt 10 wöchentliche Injektionen von
10 mg MBP75-95, welches direkt in die CSF geimpft wurde; die F und
B-Titer von anti-MBP wurden vor (Kreise) und 30 Minuten nach (Quadrate)
jeder Impfung gemessen. Der F anti-MBP (geschlossene Kreise und
Quadrate) wurde für
einen Zeitraum von 10 Wochen nicht nachweisbar gemacht, während der
B-Antikörper
im Wesentlichen unverändert
blieb (offene Kreise und Quadrate).
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9 – Intravenöse Verabreichung
des synthetischen Peptids: Die anti-MBP-Niveaus der CSF nach einer einzelnen
intravenösen
Injektion von 500 mg MBP75-95;
sowohl die F als auch die B anti-MBP-Niveaus nahmen signifikant
ab, wenn 10, 16 und 30 Tage nach der Injektion getestet wurde. Symbole
wie in 4.
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10 – Weitere
Verfeinerung des MBP-Epitops für
anti-MPB der MS unter Verwendung eines Satzes von 41 Decapeptiden,
welcher den Bereich zwischen den Resten 61 und 110 abdeckt. Legende:
- • Die
Balken stellen die prozentuale Hemmung dar = 100 – Radioaktivitätseinheiten
- • Das
MBP und das Peptid MBP75-95 wurden als Positivkontrollen verwendet
und bewirkten vollständige (100%)
Hemmung sowohl des F- als
auch des B-Antikörpers
- • Die
Peptide MBP51-60 und MBP111-120 wurden als Negativkontrollen verwendet
und bewirkten eine vernachlässigbare
Hemmung (0–10%)
des F und B anti-MBP
- • Die
Decapeptide MBP84-93, MBP85-94, MBP86-95 und MBP87-96, welche die
maximale Hemmung (90–100%)
sowohl des F- als auch des B-Antikörpers bewirkten, sind stark
mit dem MBP-Epitop assoziiert
- • Gepunktete
Linie: 95% Konfidenzgrenzen des Hemmtests
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11a zeigt den freien
und
gebundenen (B)-o anti-MBP der CSF in einem Patienten mit einseitiger
Optikusneuritis, der in vierwöchigem
Abstand intrathekal zwei Injektionen (it#1 und it#2) von 50 mg pMPB86-95,
erhielt; w = Anzahl der Wochen.
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11b zeigt die Niveaus des freien
und
des gebundenen (B)-o anti-MBP
der CSF bei einem Patienten mit vollständiger einseitiger Optikusneuritis,
der mehrere intrathekale Injektionen (it#1, it#2, it#3, it#4 und
i5#5) von 50 mg pMBP82-98
während
der ersten Woche des Rückfalls
erhielt.
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11c zeigt die Niveaus des freien
und
des gebundenen (B)-o anti-MBP
der CSF bei einem Patienten mit Pseudoathetose, der täglich fünf intrathekale
Injektionen (it#1, it#2, it#3, it#4 und it#5) von 50 mg pMBP82-98
erhielt.
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11d zeigt die Niveaus des freien
und
des gebundenen (B)-o anti-MBP
der CSF bei einem Patient mit rezidivierend-progressiver MS, der
alle 2 bis 3 Tage während
der ersten Woche des Rückfalls
vier intrathekale Injektionen (it#1, it#2, it#3 und it#4) von 50
mg pMPB86-95 und eine intravenöse
Injektion (IV) von 400 mg pMPB86-95 erhielt, als die Erkrankung
wieder in die progressive Phase eintrat.
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12 zeigt
die Niveaus des freien und des gebundenen anti-MBP der CSF bei einem
Patienten mit einem poylsymptomatischen Rückfall, der insgesamt sieben
intrathekale Injektionen von 50 mg pMPB86-95 erhielt. Keine CSF-Probe
wurde 30 Minuten nach it#2 erhalten; eine CSF-Probe wurde 24 Stunden
später
erhalten. Symbole wie in 11.
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13 zeigt
die Niveaus des freien und des gebundenen anti-MBP der CSF bei einem
Patienten mit rezidivierend-progressiver MS, der sowohl intrathekale
(it#1, it#2 und it#3) als auch intravenöse (IV#1 und IV#2) Injektionen
von pMBP86-95 erhielt. Keine CSF-Probe wurde vor oder nach it#2
erhalten. Symbole wie in 11.
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14 zeigt
die Niveaus des freien und des gebundenen anti-MBP der CSF bei einem
Patienten mit rezidivierend-progressiver MS, der intravenöse (IV#1,
IV#2 und IV#3) und intrathekale (it#1 bis it#9) Injektionen von
pMPB86-95 und pMPB82-98 erhielt. Symbole wie in 11.
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15 zeigt
das Bestreben, künftige
Rückfälle bei
einem Patienten mit rezidivierend-progressiver MS zu vermeiden,
der zwei intravenöse
Injektionen (IV#1 und IV#2) von 400 mg pMPB86-95 und pMPB82-98 erhielt.
Keine CSF-Probe wurde während
des ersten Rückfalls
3 Monate nach IV#1 erhalten. Die natürliche Häufigkeit der Rückfälle wird
oben durch Pfeile dargestellt, welche dem Monat des Anfalls entsprechen.
Der eingerahmte Bereich stellt die Zeit des Experiments dar. Symbole
wie in 11.
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16 zeigt
das Bestreben, künftige
Rückfälle bei
einem Patienten mit rezidivierend-progressiver MS zu vermeiden,
der zwei intrathekale (it#1 und it#2) und eine intravenöse Injektion
(IV) von pMPB86-95 erhielt.
hohe
Dosis von intravenösen
Methylprednisolon. Die natürliche
Häufigkeit
von Rückfällen wird
oben durch Pfeile dargestellt, welche dem Monat des Anfalls entsprechen.
Der eingerahmte Bereich stellt die Zeit des Experiments dar. Symbole
wie in
11.
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17 zeigt die Wirkung der intrathekalen
und intravenösen
Peptidverabreichung von MBP spezifischen Autoantikörpern in
der CSF eines Patienten mit chronisch progressiver MS; wobei in 17a pMBP75-95 direkt in die CSF injiziert wurde
(2.5 mg in 5 ml Salzlösung)
und die MBP spezifischen Autoantikörper durch einen Festphasen-Radioimmunassay
bei unterschiedlichen Zeitpunkten (0.5 Stunden bis 7 Tage nach der
Injektion) gemessen wurden. Die Peptidinjektion führte zu
einer vorübergehenden
Neutralisation des freien anti-MBP (geschlossene Kreise), aber beeinflusste
nicht den gebundenen anti-MBP (offene Kreise). Die Autoantikörper waren
zu 1 und 2 Stunden nicht nachweisbar und begannen, zwischen 12 und
24 Stunden nach Injektion zu Basislinien-Werten zurückzukehren. Ähnliche
Beobachtungen wurden in sieben anderen Patienten mit chronisch progressiver
MS gemacht. In 17b wurden 13 Monate nach der
in 17a gezeigten intrathekalen Peptidinjektion 500
mg pMBP75-95 intravenös
in 50 ml Salzlösung
injiziert und die MBP spezifischen Autoantikörper in der CSF wurden über einen
Zeitraum von 3 Monaten gemessen (Mittelwert ± Standardabweichung).
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18 zeigt
eine Zusammenstellung der anti-MBP-Niveaus der CSF bei 13 Patienten
mit chronisch progressiver MS, denen eine intravenöse Injektion
(IV#1) von 5 bis 6 mg/kg Körpergewicht
(256–500
mg in normaler Salzlösung)
von pMBP75-95 (2
Patienten) oder pMBP86-95 (11 Patienten) gegeben wurde; sowohl der
freie als auch der gebundene anti-MBP (geschlossene bzw. offene
Kreise) wurden bestimmt. Die Autoantikörper-Niveaus waren zwischen
einem und vier Monaten nach IV#1 niedrig oder nicht nachweisbar,
als sie begannen, zu Basislinien-Niveaus zurückzukehren. Zwischen 6 und
10 Monaten nach IV#1 erhielten alle Patienten eine zweite intravenöse Injektion
von pMBP82-98 in der gleichen Dosierung (IV#2).
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AUSFÜHRLICHE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung ist auf ein ausgewähltes, in Verbindung mit dem
Verfahren der Erfindung verwendetes Peptid gerichtet, welches in
der Sequenz zu einem Teil der Aminosäuresequenz eines menschlichen
basischen Myelinproteins homolog ist.
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Auf
Grundlage weiterer Arbeit in Bezug auf die vorliegende Erfindung
wurde auf Grundlage der kompetitiven Hemmtests unter Verwendung
einer Reihe von 41 Decapeptiden das MBP-Epitop für anti-MBP der MS verfeinert
und zu einem Bereich zwischen Aminosäure 86 und Aminosäure 95 lokalisiert.
Auf Grundlage des Höchststands
der Hemmung (gleich oder größer als
95%) von B anti-MBP ist das MBP-Epitop für anti-MPB der MS zwischen
der Aminosäure
86 und der Aminosäure
95. Die kleinste gemeinsame Region der wirksamen Decapeptide ist
von Aminosäure
87 bis Aminosäure
93.
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Die
7 Aminosäuren,
welche die Aminosäurepositionen
87 bis 93 umfassen, würden
wahrscheinlich nicht groß genug
sein, um effektiv anti-MBP zu binden.
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Das
in Verbindung mit dem Verfahren der vorliegenden Erfindung verwendete
Peptid kann gemäß weitgehend
annehmbaren Verfahren der Synthese von Polypeptiden hergestellt
werden. Innerhalb des Umfangs des Begriffs ,Peptid' sind auch Peptide
einbezogen, die durch DNA-Rekombinationstechnik hergestellt werden.
Durch das Wissen der Sequenz des ausgewählten Peptids, wie in der vorliegenden
Erfindung offenbart, ist es innerhalb des Umfangs der vorliegenden
Erfindung, eine geeignete DNA-Sequenz zu bestimmen, welche die ausgewählte Aminosäuresequenz
codieren wird. Die geeignete DNA-Sequenz kann durch konventionelle,
bekannte Verfahren der Synthese von DNA-Sequenzen hergestellt werden.
Die so hergestellten DNA-Sequenzen können dann in geeignete Clonierungsvehikel
cloniert und verwendet werden, um eine geeignete Wirtszelle zu transformieren,
um das rekombinante Peptid herzustellen. Jede dieser Methodik, auf
die vorstehend verwiesen wird, ist konventionell und den Fachleuten
gut bekannt.
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Beispiele
von Peptiden, welche nicht in Verbindung mit der Erfindung verwendet
werden, werden aus der Gruppe ausgewählt, bestehend aus:
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Beispiele
von Peptiden, welche nicht in Verbindung mit der Erfindung verwendet
werden, werden ausgewählt
aus:
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Das
Peptid MBP82-98, das in Verbindung mit dem Verfahren der Erfindung
verwendet wird, hat wegen der fünf
zusätzlichen
hydrophilen Reste in diesem Peptid eine verbesserte Löslichkeit über die
anderen offenbarten Peptide, die nicht in Verbindung mit der vorliegenden
Erfindung verwendet werden.
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Die
mögliche
Funktion von anti-MBP bei der Pathogenese der MS bleibt zu erforschen. Über erhöhte anti-MBP-Titer
bei Patienten mit aktiver MS wurde zuerst von Panitch et al berichtet
(Panitch, H. S., Hooper, C. S., und Johnson, K. P., Arch Neurol
37: 206-209, 1980), die einen Festphasen-Radioimmunassay mit MBP des
Meerschweinchens verwendeten. Patienten mit akuten MS-Rückfällen haben
normalerweise erhöhte
anti-MBP vorwiegend in freier Form, während einige Patienten in klinischer
Remission nicht nachweisbare anti-MBP-Niveaus haben können. Während der Übergangsphase
von einem akuten Rückfall
zur Remission nehmen die Titer des freien anti-MBP fortschreitend über Wochen
oder Monate ab, während
die gebundenen Fraktionen des Antikörpers zunehmen, verglichen
mit ihrem Anfangswert. Bei anderen Patienten in Remission ist es
möglich,
geringe Titer des freien und gebundenen Anti-MBP normalerweise mit
einem F/B-Quotienten unter Eins zu beobachten, was nahelegt, dass
(ein) anti-MBP neutralisierende(r) Antikörper an anti-MBP gebunden wird
(werden). Gelegentlich hatten Patienten, bei denen die Kriterien
von klinisch eindeutiger MS passen, oder Patienten, die neuropathologisch
bestätigte
MS hatten, nicht nachweisbare anti-MBP während der aktiven Phasen ihrer
Erkrankung. Es ist möglich,
dass solche Patienten Antikörper
gegen andere Myelinproteine haben. Die Abwesenheit des Szenariums
eines spezifischen Antikörpers
verneint nicht die mögliche
Bedeutung des anti-MBP in dem Demyelinisierungsmechanismus bei der
Mehrheit der MS-Patienten.
-
Vor
kurzem wurde eine MBP-Antikörper-Kaskade
in der aus der MS-CSF gereinigten IgG-Fraktion beobachtet (Warren,
K. G. und Catz, I., J Neurol Sci 96: 19-27, 1990). Primäre Antikörper gegen MBP in sowohl freien
als auch gebundenen Formen treten in Verbindung mit der aktiven
Erkrankung auf: F/B-Quotienten sind über Eins bei Patienten mit
akuten Rückfällen und
unter Eins bei Patienten mit chronisch progressiver Erkrankung (Warren,
K. G. und Catz, I., Ann Neurol 209: 20-25, 1986; Catz, I. und Warren, K. G.,
Can J Neurol Sci 13: 21-24, 1986; und Warren, K. G. und Catz, I.,
Ann Neurol 21: 183-187, 1987). Sekundäre Antikörper, welche anti-MBP neutralisieren,
erscheinen, wenn die Erkrankung inaktiv wird. Tertiäre Antikörper, welche
die anti-MBP-Neutralisation hemmen, sind vorhanden, wenn die Erkrankung
chronisch progressiv ist und nicht inaktiv wird. Die Tatsache, dass
eine MBP-Antikörper-Kaskade
mit eindeutigen Phasen der MS assoziiert ist, schlägt ihre
mögliche
Bedeutung hinsichtlich der natürlichen
Entwicklung dieser Erkrankung vor.
-
Obwohl
anti-MBP in der CSF von Patienten mit aktiver MS nachgewiesen werden
können,
bleibt ihre direkte Funktion bei der Pathogenese der Demyelinisierung
zu bestätigen.
Die Beteiligung von anti-MBP bei dem Mechanismus der MS könnte am
besten durch ihre Herunterregulierung in vivo, vielleicht durch
Verabreichung von ausgewählten
Peptiden und Überwachung
des klinischen Verlaufs der Erkrankung bestimmt werden. Wenn der/die
anti-MBP der/die einzige(n) primäre(n)
Antikörper,
assoziiert mit der Demyelinisierung bei der MS, ist/sind, kann es
möglich
sein, diesen Prozess durch intrathekale und/oder intravenöse Verabreichung des
ausgewählten
MBP-Peptids zu blockieren, welches anti-MBP herunterregulieren würde und
die Verträglichkeit
zu MBP in situ fördern
würde.
Andere menschliche Myelinproteine können auch bei der Demyelinisierung
bei der MS beteiligt sein und demgemäß ist es innerhalb des Umfangs
der vorliegenden Erfindung, Peptide zu verwenden, die in der Sequenz
zu einem Teil der Aminosäuresequenz
dieser anderen Myelinproteine wesentlich homolog sind, um die entsprechenden
Antikörper
herunterzuregulieren. Obwohl frühere
Bestrebungen, die MS durch intramuskuläre oder subkutane Verabreichung
von heterologen MBP zu behandeln, nicht ganz erfolgreich waren (Campbell,
B., Vogel, R. J., Fisher, E. und Lorenz, R., Arch Neurol 29: 10-15,
1973; Gonsette, R. E., Delmotte, P. und Demonty, L. J Neurol 216:
27-31, 1977; und Romine, J. S. und Salk, J., In: Hrsg. Hallpike,
J. F., Adams, C. W. M. und Tourtelotte, W. W., Multiple sclerosis.
Baltimore. Williams & Wilkins, 1982:
621-630), zeigte die intrathekale und/oder intravenöse Verabreichung
des MBP-Peptids, welches die Produktion von anti-MBP neutralisiert
oder herunterreguliert, gemäß der vorliegenden
Erfindung günstigere
Ergebnisse.
-
Das
Tiermodell der MS, experimentelle allergische Encephalomyelitis
(EAE), ist eine T-Zell-vermittelte demyelinisierende Erkrankung.
Die EAE kann durch intraperitoneale Impfung der betroffenen Mäuse mit
synthetischen MBP-Peptiden verbessert werden (Gaur, A. et al., Science
258, 1491-1494, 1992). Darüber
hinaus zerstörte
die Verabreichung von MBP-Peptiden in hohen Dosierungen die autoreaktiven
T-Zellen und hob die klinischen und pathologischen Anzeichen der
EAE bei den Mäusen
auf (Critchfield, J. M. et al., Science 263, 1139-1143, 1994). Sogar
die orale Verabreichung von MBP modulierte die EAE durch Erzeugung
peripherer Toleranz (Chen, W. et al., Science. 265, 1237-1240, 1194).
Eine Kombination von Myelin-Antigenen oder synthetischen Peptiden
dieser Antigene, verabreicht durch intravenöse und/oder intrathekale Wege,
kann benötigt werden,
um T-Zellen, B-Zellen und Makrophagen zu modulieren, welche bei
dem Myelin-Abbau
bei MS-Patienten beteiligt sind.
-
Während diese
Erfindung ausführlich
mit spezieller Bezugnahme auf bevorzugte Ausführungsformen davon beschrieben
wird, werden die folgenden Beispiele geboten, um die Erfindung zu
veranschaulichen, aber nicht zu begrenzen.
-
BEISPIEL 1 (Referenzbeispiel)
-
In vitro-Neutralisation des anti-menschliches
basisches Myelinprotein-Antikörpers
-
1 zeigt
die Lokalisierung von 18 Peptides des in dieser Untersuchung verwendeten
h-MBP in Bezug auf das intakte MBP-Molekül. Natürliches MBP wurde aus MS-freien
Hirngewebe isoliert (Diebler, G. E., Martenson, R. E., Kies, M.
W., Prep Biochem 2: 139-165, 1972) und durch Gelfiltration und Umkehrphasen-Hochdruckflüssigkeitschromatographie
(HPLC) gereinigt. Die letzten Antigenpräparate wurden durch SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese
auf Reinheit geprüft.
Nur Präparate,
die bei dem Molekulargewicht von 18.5 KD wanderten, wurden in weiteren
Untersuchungen verwendet. Das gereinigte MBP wurde in Antigen-spezifischer
Affinitätschromatographie,
bei Neutralisierungsuntersuchungen und bei dem Festphasen-Radioimmunassay
des anti-MBP verwendet.
-
18
Peptide, welche die Länge
des h-MBP abdecken und zwischen 8 und 25 Aminosäurereste enthalten, wurden
durch das Fmoc-Verfahren synthetisiert, wie früher beschrieben (Groome, N.
P., Dawkes, A., Barry, R. et al. J Neuroimmun 19: 305-315, 1988).
Die Reinheit des Peptids wurde durch Umkehrphasen-HPLC mit einer
C18-Säule
und einem Wasser/Acetonitril-Gradienten (0.1% TFA) überprüft. Die
Aminosäureanalyse der
Peptide wurde auch unter Verwendung der Standardanalyse durchgeführt. Viele
der in dieser Untersuchung verwendeten Peptide enthielten einen
unnatürlichen
Cysteinrest, weil sie gemacht wurden, um als Immunogene in Verbindung
mit dem Freundschen Adjuvans zu fungieren. Dies beeinflusst die
vorliegenden Befunde wahrscheinlich nicht.
-
Die
Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit
(CSF) wurde innerhalb einer Woche vom Ausbruch der Symptome von
35 Patienten mit akuten MS-Rückfällen erhalten
und die IgG-Niveaus wurden durch Nephelometrie bestimmt. Die in
dieser Untersuchung verwendeten CSF-Proben wurden ausgewählt, um
zunächst
hohe absolute IgG-Niveaus
(≥ 0.080
g/l) und erhöhte
anti-MBP-Titer (F/B-Quotient » 1.0)
zu haben. Alle MS-Patienten hatten eine klinisch eindeutige Erkrankung.
-
IgG
wurde aus der konzentrierten CSF der Patienten mit akuter MS durch
Affinitätschromatographie mit
Protein A-Sepharose (PharmaciaTM) aufgereinigt,
wie früher
beschrieben (Warren, K. G. und Catz, I. J Neurol Sci 96: 19-27,
1990). Die Reinheit jedes IgG-Präparats
wurde durch Polyacrylamidgelelektrophorese und isoelektrischer Fokussierung überprüft. Wenn
erhöhte
anti-MBP-Niveaus aus gereinigtem IgG mit MBP auf Null absorbiert
wurden, enthielten die Überstände nach Absorption
restliches IgG, was anzeigt, dass anti-MBP nur einen Bruchteil des
erhöhten
IgG repräsentiert.
-
Das
gereinigte MBP wurde an CNBr-aktivierte Sepharose 4B (PharmaciaTM) nach den Anleitungen des Herstellers
gekoppelt. Das gereinigte IgG der CSF, das erhöhte anti-MBP-Niveaus enthielt,
von 35 Patienten mit akuten MS-Rückfällen, wurde
verwendet, um anti-MBP durch MBP-Sepharose-Affinitätschromatographie zu
isolieren (Warren, K. G. und Catz, I., J Neurol Sci 103: 90-96,
1991). Die gereinigten anti-MBP-Proben wurden mit der anfänglichen
IgG-Quelle durch Polyacrylamidgelelektrophorese verglichen. Wenn
die gereinigten anti-MBP-Proben mit MBP auf Null absorbiert wurden,
enthielten die Überstände nach
der Absorption kein restliches IgG, was die Reinheit von anti-MBP
anzeigt.
-
Konstante
Mengen von anti-MBP (15 Radioaktivitäts-Bindungseinheiten entsprechen
100 zu Zwecken der Maßstaberweiterung
= %0) wurden mit steigenden Mengen von h-MBP (0–1000 ng) oder einzelnen Peptiden
von MBP (0–10,000
ng) in einem Flüssigphasen-Assay
inkubiert und nach 1.5 Stunden Inkubation wurden die Niveaus des
freien anti-MBP in allen Mischungen bestimmt. Die aus 7 einzelnen
MS-Patienten isolierten
anti-MBP oder die aus 10 unterschiedlichen MS-Patienten zusammengefassten
anti-MBP wurden in Neutralisationsexperimenten verwendet. Kalbsthymushiston
und menschliches Serumalbumin wurden als Antigen-Negativkontrollen verwendet (Bereich:
10–1000
ng). Ein monoclonaler Antikörper
(mAk) gegen das Peptid MBP64-78 und ein polyclonales Kaninchen-Antiserum
gegen das Peptid MBP1-8 wurden als Antikörper-Positivkontrollen verwendet
(Groome, N., Harland, J., und Dawkes, A., Neurochem Int 7: 309-317,
1985; Barry, R., Payton, M. und Groome, N. Neurochem Int 2: 291-300,
1991). Ein anderer monoclonaler Mausantikörper gegen das Epitop 45–50 wurde
als Antikörper-Negativkontrolle
verwendet.
-
Die
anti-MBP-Niveaus wurden durch einen Festphasen-Radioimmunassay mit
menschlichem MBP bestimmt (Warren, K. G. und Catz, I., Ann Neurol
209: 20-25, 1986; Warren, K. G. und Catz, I., Ann Neurol 21: 183-187,
1987; und Warren, K. G. und Catz, I., J Neurol Sci 91: 143-151,
1989). Die Niveaus von freiem Anti-MBP wurden in allen Fraktionen
aus der Affinitätschromatographie
und in allen Neutralisationsmischungen gemessen. Alle Einzelproben
wurden unter Verwendung des gleichen iodierten Materials in vierfacher
Ausfertigung ausgeführt,
um die Schwankungen zwischen den Assays zu minimieren.
-
Der
gereinigte anti-MBP wurde vollständig
durch MBP und durch die Peptide MBP80-97, MBP91-106 und MBP75-95
neutralisiert und wurde teilweise durch die Peptide MBP64-78, MBP69-83
und MBP61-75 neutralisiert (Tabelle 1 und
2). Die
restlichen zwölf
Peptide neutralisierten nicht den gereinigten anti-MBP und ihre
Kinetikkurven nahmen innerhalb des in
2 gezeigten,
gestreiften Bereichs ab. Das Kalbsthymushiston und das menschliche
Serumalbumin reagierten nicht mit dem gereinigten anti-MBP, sogar
bei Konzentrationen so hoch wie 1000 ng. Der mAk gegen das Peptid
MBP64-78 wurde nur durch das Peptid MBP64-78 gehemmt und der mAk
gegen das Peptid MBP 18 wurde nur durch das Peptid MBP1-8 gehemmt.
Das mAk-Peptid MBP45-50 reagierte nicht mit dem MBP oder einem der
Peptide (zur Übersichtlichkeit
der Figur sind die Kontrolldaten nicht dargestellt). Die Kontrollproben
zeigen die Gültigkeit
der Neutralisationsmethode, da jeder Kontrollantikörper vollständig von
dem erwarteten Peptid und von keinem der anderen Peptide neutralisiert
wurde. Dies zeigt, dass sogar bei hohen Peptidkonzentrationen (10,000
ng) die Spezifität
der Erkennung beobachtet wurde.
TABELLE
1 |
MENSCHLICHE
MBP-SEQUENZ | REAKTIVITÄT MIT ANTI-MBP |
1–170 | ++ |
1–8 Cy | - |
Cy
4–18 | |
Cy
11–24 | - |
18–32 | - |
26–40 | - |
Cy
35–58 | - |
Cy
51–64
Gly | + |
Cy
64–78 | + |
Cy
61–75 | + |
Cy
69–83 | ++ |
Cy
75–95 | ++ |
Cy
80–97
Gly | ++ |
Cy
91–106 | - |
117–129 | - |
Cy
127–140 | - |
Cy
136–149 | - |
141–155 | - |
Cy
149–162 | |
- ++ vollständige Neutralisation
- + Teilneutralisation
- – unbedeutende
Reaktivität
-
Der
von 7 einzelnen MS-Patienten aufgereinigte anti-MBP wurde vollständig durch
h-MBP und die Peptide MBP80-97, MBP91-106 und MBP75-95 neutralisiert
(s. 3 als erklärendes
Beispiel). Wegen der begrenzten Menge des Antikörpers, der von den einzelnen
MS-Patienten erhalten wurde, ließ man den anti-MBP nicht mit
den restlichen 15 Peptiden reagieren.
-
Wie
früher
erwähnt,
wurde der anti-MBP mit Peptiden neutralisiert, welche sich etwa
von dem Aminosäurerest
61 bis etwa den Aminosäurerest
106 erstrecken. Die Peptide, welche den anti-MBP nicht neutralisierten,
decken sowohl den Amino- (etwa die Reste 1 bis 63) als auch den
Carboxy- (etwa die Reste 117 bis 162) Terminus von h-MBP ab. Es
erscheint, dass Peptide von unterschiedlichen nicht überlappenden
MBP-Regionen den/die gleichen Antikörper neutralisieren. Dies könnte dadurch
erklärt
werden, dass die Antikörper
ein unterbrochenes (zusammengefügtes)
Epitop erkennen, welches Aminosäuren
aus unterschiedlichen Regionen enthält. Ein ähnliches Phänomen wurde früher von
Hruby et al beobachtet (Hruby, S., Alvord, E. C., Groome, N. P.
et al, Molec Immun 24: 1359-1364, 1987), die zeigten, dass ein monoclonaler
Antikörper
der Ratte ein Hauptepitop in der MBP-Sequenz 112–121, aber eine starke Kreuzreaktion
mit einem anderen Epitop im Peptid 39–91 hatte. Dies ist wahrscheinlicher
als die Möglichkeit,
dass der Antikörper
mit zwei vollständig
unterschiedlichen Sequenzen kreuzreaktiv ist, welche kein unterbrochenes
Epitop bilden (Hruby, S., Alvord, E. C., Martenson, R. E., et al.
J Neurochem 44: 637-650, 1985). Die Neutralisationsdaten könnten durch
die Fähigkeit
der Peptide von unterschiedlichen Abschnitten des MBP erklärt werden,
je teilweise die Antikörper-Bindungstasche
durch Wechselwirkung mit unterschiedlichen Aminosäureseitenketten
des Antikörpers
zu besetzen. Diese Erklärung
passt zu der Beobachtung, dass die Peptide, welche zu vollständiger Hemmung
führen (MBP80-97, MBP91-106 und
MBP75-95), auf einer molaren Basis bei der Verursachung der Hemmung 100-mal
weniger wirksam als das intakte MBP sind. Aufgrund der vorstehend
aufgestellten Hypothese könnte dies
an jedem Peptidclon liegen, der nicht die Bindungsenergie des ursprünglichen
MBP-Epitops erreichen kann.
-
BEISPIEL 2 (Referenzbeispiel)
-
In vivo-Neutralisation oder Modulation
der Produktion des anti-menschlichen
basischen Myelinprotein-Antikörpers
-
Patientenauswahl und Kontrolluntersuchungen
-
Patienten,
die an diesem Forschungsprojekt teilnahmen, wurden in der Multiple
Sclerosis Patient Care und Research Clinic der University of Alberts,
Edmonton, Kanada gesehen. Die Patienten wurden durch die Schumacher-Kriterien
(1965) diagnostiziert, klinisch eindeutige Multiple Sklerose zu
haben, die durch Kernspinresonanztomographie des Gehirns und durch
die Immunochemie-Profile der CSF bestätigt wurde. Um zu veranschaulichen,
dass bei chronischer progressiver MS der anti-MBP über lange
Zeiträume,
Monate bis Jahre, ständig
erhöht
war, hatten die Patienten wiederholte Lumbalpunktionen mit Überwachung
des F und B anti-MBP.
Bei einem Patienten mit chronischer progressiver MS wurde beobachtet,
dass der Autoantikörper
für Zeiträume so lange
wie 11 Jahre ständig
erhöht
blieb und dass eine spontane Abnahme der anti-MBP-Niveaus nicht
stattfand (4 ist ein veranschaulichendes
Beispiel).
-
Um
zu bestimmen, dass die anfangs erhöhten anti-MBP-Niveaus der CSF über 24 Stunden
relativ konstant blieben, hatten 2 Patienten (1 F56 und 3M66) 2
Stunden alle 30 Minuten sowie 24 Stunden später wiederholte CSF-Probenahme,
wobei eine F und B anti-MBP-Überwachung
stattfand (5A bzw. 5B). Die Patienten
1F56 und 3M66 dienten als „Zeitkontrollen". Die Niveaus des
F und B anti-MBP blieben konstant erhöht, als von der CSF 2 Stunden
alle 30 Minuten sowie 24 Stunden später eine Probe genommen wurde.
-
Zusätzlich wurde
die Wirkung der Impfung von 5 cm3 normaler
Salzlösung
in die CSF bei zwei anderen Patienten (4M45 und 5M59; 5C bzw. 5D)
gleichermaßen
bestimmt. Diese Patienten dienten als „Zeitkontrollen mit Salzlösung". Als 5 cm3 normale Salzlösung intrathekal injiziert
wurde, blieben die Niveaus der F und B anti-MBP bei einem Basislinien-Niveau
erhöht,
wenn von der CSF eine Probe genommen wurde, wie vorstehend, was
somit zeigt, dass der „Verdünnungseffekt" auf die anti-MBP-Titer
vernachlässigbar
war.
-
Die
anti-MBP-Niveaus wurden durch einen Festphasen-Radioimmunsassay
mit menschlichem MBP, beschichtet auf Immulon-Mikrotitervertiefungen,
bestimmt. Die Immulon-Mikrotitervertiefungen wurden mit 100 μl 10 μg/ml MBP
(1 μg/Vertiefung)
beschichtet und über
Nacht bei 37°C
inkubiert. Nach Quenchen mit Rinderserumalbumin (BSA) und drei Wasserwaschungen
wurden die Vertiefungen bei Raumtemperatur gelagert. Die Proben
von 100 μl
CSF oder die auf 0.010 g IgG/l verdünnten Gewebeextrakte (mit 0.01
M Barbitol gepufferter Salzlösung
(BBS) pH 6.9–7.1,
0.5% BSA und 0.05% Tween 20) wurden 1–2 Stunden bei Raumtemperatur
in MBP-beschichteten Vertiefungen inkubiert. Nach 5 Pufferwaschungen
(mit 0.01 M BBS, 0.5 BSA und 0.05% Tween 20) wurden die Vertiefungen
1 Stunde bei Raumtemperatur mit spezifischen Ziegen-anti-Kaninchen-IgG-Fc
(in 0.01 M BBS, 0.05% Tween 20, 0.5% BSA) inkubiert und dann wie
vorstehend abgespült. Schließlich wurde 125I-Protein A (oder 125I-Protein
G) hinzugefügt
und 1 Stunde bei Raumtemperatur inkubiert. Wenn 125I-Protein
G als Tracer verwendet wurde, ersetzte Ovalbumin BSA im Probenpuffer
und zum Quenchen. Nach drei letzten Wasserwaschungen wurden die
Vertiefungen einzeln gezählt.
Die Ergebnisse werden in Radioaktivität dargestellt, definiert als:
(Zählimpulse
der Probe – Zählimpulse
der Leerprobe) ÷ (Zählimpulse der
gesamten Radioaktivität – Zählimpulse
der Leerprobe). Alle Proben werden in 10 Replikaansätzen ausgeführt und
die Zählzeit
ist 10 Minuten, um > 10,000
Zählimpulse
für eine
positive Probe zu sammeln.
-
Bevor
sie getestet wurden, wurden alle CSF- und/oder Gewebeproben auf
eine IgG-Endkonzentration von 0.010 g/l verdünnt. Der F anti-MBP wurde direkt
in der CSF oder im Gewebeextrakt nachgewiesen, während die B-Niveaus des Antikörpers nach
saurer Hydrolyse der Immunkomplexe mit Glycin-HCl-Puffer pH 2.2 bestimmt
wurden. Unspezifische Bindung wurde für jede Probe in unbeschichteten
Vertiefungen durchgeführt. Für die Lokalisiserung
des Epitops ließ man
synthetische Peptide zuerst mit dem gereinigten Antikörper in
einem kompetitiven Test in flüssiger
Phase reagieren, und dann wurde der anti-MBP durch Radioimmunassay in
allen resultierenden Überständen bestimmt.
Die Ergebnisse des kombinierten kompetitiven Bindungstests und des
Radioimmunassays wurden als prozentuale Hemmung des synthetischen
Peptids dargestellt, definiert als 100 – Radioaktivitätseinheiten.
Die Proben wurden in 10 Replikaansätzen ausgeführt und jede 10 Minuten in
einem LKB1275-Minigamma-Zähler
gezählt.
Ein Zusammenschluss von aus Gewebe aufgereinigtem anti-MBP wurde
bei 5 voretablierten Verdünnungen
als Positivkontrollen verwendet. Die zusammengefasste CSF von Patienten
mit nicht neurologischen Erkrankungen wurde als Negativkontrollen
verwendet. Innerhalb des Tests war die Reproduzierbarkeit zwischen
3 und 5% und zwischen des Tests war die Schwankung kleiner als 7%.
-
Die
Persistenz des anti-MBP der CSF bei einem erhöhten und konstanten Niveau
bei Patienten, die als Kontrollen teilnehmen (Zeitkontrolle und
Verdünnungskontrolle),
ermöglichte
den nächsten
Schritt dieser Forschung.
-
Peptid-kontrolliertes Phase 1-Doppelblindexperiment – Intrathekale
Injektion
-
Ein
Phase 1-Experiment zur Bestimmung der Wirkung des synthetischen
Peptids MBP75-95 auf die F- und B-Titer des anti-MBP der CSF wurde
ausgeführt.
Im Anschluss an den Erhalt der Genehmigung von dem Research Ethics
Board der University of Alberts wurde dieses Projekt bei Patienten
mit klinisch eindeutiger MS (Schumacher et al., Ann. N.Y. Acad.
Sci., 122, 552-568, 1965), die schwer behindert waren, und mit fortgeschrittener
progressiver Erkrankung ausgeführt.
Nach Erhalt der Einverständniserklärung boten
sich 14 Patienten für
diese Studie an; acht Patienten wurden auf Grundlage ihres Anfangstiters
von F anti-MBP der CSF (über
8 Radioaktivitätseinheiten)
(Tabelle 2) ausgewählt,
um eine intrathekale Injektion von entweder dem Peptid MBP75-95,
welches anti-MBP in vitro bindet, oder einen nicht bindenden Kontrollpeptid
MBP35-58 zu erhalten (Warren und Catz, 1993b). Das Experiment wurde
in einer doppelblinden Weise ausgeführt, so dass weder die Forscher
noch die Patienten Kenntnis der Art des Inokulums hatten. Alle Peptide
wurden mit 7-stelligen zufällig
erzeugten Zahlen von einem unabhängigen
Arzt codiert. Peptide, die paarweise in 5 cm
3 normaler Salzlösung gelöst und in
die CSF mit Hilfe von einer Lumbalpunktion injiziert wurden, wurden
in steigenden Dosierungen von 1, 2.5, 5 und 10 mg verabreicht. Von
der CSF wurde eine Probe vor der Injektion (Basislinie), 2 Stunden
in 30 Minuten-Zeitabständen
nach der Injektion, 24 Stunden später und dann zu wöchentlichen
Zeitabständen
für 3–4 Wochen,
bis die anti-MBP-Niveaus zur Basislinie zurückkehrten, genommen. Die Zellzahlen,
das Gesamtprotein, Glucose, IgG- und Albumin-Niveaus wurden in allen
erhaltenen CSF-Proben bestimmt. Die Niveaus der F und B anti-MBP
wurden durch Radioimmunassay bestimmt, wie vorstehend beschrieben. TABELLE 2
Patient
ID #, Geschlecht, Alter | Krankheitsdauer (Jahre) | Kurtzke
EDSS | Anti-MBP
der CSF (Radioaktivitätseinheiten) Freier
(F) Gebundener (B) | Für die Forschung ausgewählt |
1F56 | 10 | 8.5 – Triplegie | 9 | 10 | Ja |
2M50 | 18 | 6 – Paraparese | 2 | 10 | Nein |
3M66 | 20 | 9 – Quadriplegie | 11 | 12 | Ja |
4M45 | 21 | 9 – Quadriplegie | 10 | 11 | Ja |
5M59 | 28 | 9 – Quadriplegie | 8 | 10 | Ja |
6F53 | 19 | 9 – Quadriplegie | 10 | 9 | Ja |
7F33 | 11 | 6 – Paraparese,
Ataxie | 5 | 13 | Nein |
8M41 | 8 | 8 – Triplegie | 9 | 12 | Ja |
9M49 | 7 | 7 – Paraparese | 5 | 10 | Nein |
10F38 | 7 | 8.5 – Paraplegie | 11 | 10 | Ja |
11M49 | 20 | 8 – Triplegie | 6 | 13 | Nein |
12M35 | 12 | 6.5 – Paraparese,
Ataxie | 7 | 12 | Nein |
13F43 | 15 | 8 – Paraplegie | 9 | 10 | Ja |
14F32 | 4 | 6 – Paraparese,
Ataxie | 8 | 7 | Nein |
-
Tabelle
2: Klinische Daten und anti-MBP-Niveaus der CSF von 14 Patienten
mit chronisch progressiver MS, die sich anboten, an einer Phase
1-Forschungsstudie einer intrathekalen Injektion von synthetischen MBP-Peptiden
teilzunehmen. Da ein anfänglich
hoher F anti-MBP (> 8
Radioaktivitätseinheiten)
notwendig war, um eine signifikante Änderung nach der Injektion
zu erreichen, wurden nur 8 von 14 Patienten für die Studie ausgewählt.
-
Alle
in diesen Studien verwendete Peptide wurden unter dem „guten
Herstellungsprodukt" (GMP)-Code
unter Verwendung des Fmoc (9-Fluorenylmethoxycarbonyl)-Verfahrens
von Procyon Inc. (London, Ontario, Kanada) synthetisiert. Die Reinheit
des Peptids wurde durch Umkehrphasen-Hochdruckflüssigchromatographie mit einer
C18-Säule
und einem Wasser-Acetonitril-Gradienten,
der 0.1% TFA enthielt, überprüft. Die
Massenspektroskopie und die Aminosäure-Analyse wurden durch Standardverfahren
durchgeführt.
Vor der Impfung wurden alle Peptide auf Pyrogenität (Vancouver
General Hospital, Vancouver, Kanada), Sterilität (Provincial Laboratory for
Public Health for Northern Alberts, Edmonton, Kanada) und akute
Toxizität
(Health Sciences Laboratory Animal Services, University of Alberts,
Edmonton, Kanada) überprüft, und
sie wurden als „geeignet für die Verabreichung
an Menschen" deklariert.
Geeignete Mengen der codierten synthetischen Peptide wurden in 5
cm3 steriler normaler Salzlösung (0.9%ige
Natriumchlorid-Injektion USP, nicht pyrogen, Baxter Corp, Toronto,
Kanada) gelöst,
zweimal durch 0.22 μm-Sterilisationsfiltereinheiten
(Millex-GX, Millipore Corp., Redford, MA, USA) filtriert und in
die CSF mit Hilfe einer Lumbalpunktion verabreicht.
-
Peptidstudien zwischen Patienten
-
Die
Patienten 6F53, 8M41, 4M45 und 1F56 erhielten das synthetische Peptid
MBP75-95, das in der Lage ist, Anti-MBP in vitro zu binden, und
die Patienten 10F36, 13F43, 5M59 und 3M66 erhielten ein nicht bindendes
synthetisches „Kontroll"-Peptid MBP35-58
in steigenden Mengen von jeweils 1, 2.5, 5 bzw. 10 mg (6). Bei dem Patient 6F53 (6B),
der 1 mg MBP75-95 erhielt, wurde eine 75%ige Abnahme des F anti-MBP,
gefolgt durch seine unmittelbare Rückkehr zum Basislinien-Niveau,
beobachtet; der Patient 8M41 (6D), der
2.5 mg MBP75-95 erhielt, zeigte eine vollständige Bindungsneutralisation
von F anti-MBP, gefolgt durch seine Rückkehr zum Basislinien-Niveau
innerhalb von 24 Stunden; beim Patienten 4M45 (6F), der
5 mg MBP75-95 erhielt, trat eine überstürzte und vollständige Bindungsneutralisation
von F anti-MBP auf und dauerte 7 Tage an, welche zu ihrem Anfangswert
zurückkehrte,
als 21 Tage später
eine Probe genommen wurde; der Patient 1F56 (6H) erhielt
10 mg MBP75-95, welches auch eine vollständige Bindungsneutralisation
von F anti-MBP erzeugte, welche 7 Tage andauerte und zur Basislinie
zurückgekehrt
war, als eine Probe 14 und 28 Tage später genommen wurde. Die Niveaus
des gebundenen anti-MBP wurden durch eine intrathekale Impfung von
MBP75-95 nicht signifikant verändert.
Bei den Patienten 10F38, 13F43, 5M59 und 3M66, die jeweils 1, 2.5,
5 und 10 mg des nicht bindenden „Kontroll"-Peptids
MBP35-58 erhielten, blieben die F- und B-Niveaus des anti-MBP der
CSF von der anfangs hohen Basislinie während des 24-Stunden Experiments
unverändert
(6A, 6C, 6E bzw. 6G).
Die üblichen
CSF-Entzündungsparameter
bei der MS wie Zellzahlen, absolute Niveaus von Gesamtprotein, IgG
und Albumin, oligoclonales Banding, IgG-Kennzahl und IgG-Synthese
des ZNS blieben vor und nach der Peptidverabreichung unverändert.
-
Peptidstudien innerhalb des Patienten
-
Die
Experimente innerhalb des Patienten wurden durchgeführt, um
die Schwankungen zwischen den Patienten zu minimieren. Beim Patienten
5M59, der entweder eine „Zeitkontrolle" war oder 5 mg nicht-bindendes
Peptid MBP35-58 erhielt, blieben die F anti-MBP-Niveaus auf Basislinien-Niveau
während
der beiden Experimente erhöht
(7A). Der Patient 4M45 war zunächst eine „Verdünnungsmittel-Kontrolle" und zwei Monate
später
erhielt er 5 mg MBP75-95. Sein F anti-MBP blieb in allen Proben,
die während
des „Verdünnungsmittel"-Experiments gesammelt wurden, konstant
erhöht,
und er wurde nach Verabreichung von MBP75-95 nicht nachweisbar (7B). Ähnliche
Ergebnisse wurden bei dem Patient 1F56 erhalten, die ständig erhöhte Niveaus
des F-Antikörpers
während
eines „Zeitkontroll"-Experiments hatte,
und nach Verabreichung von 10 mg MBP75-95 wurde sein F anti-MBP
nicht nachweisbar (7C). Eine vollständige Untersuchung
wurde beim Patienten 3M66 durchgeführt. Seine F anti-MBP-Niveaus
waren während
eines „Zeitkontroll"-Experiments oder
als 10 mg MBP35-58 verabreicht wurden ständig erhöht; jedoch als 10 mg MBP75-95
injiziert wurden, wurde der F anti-MBP vollständig neutralisiert und blieb
für 7 Tage
nicht nachweisbar (7D).
-
Wiederholte Verabreichung des synthetischen
Peptids MBP75-95
-
Nach
der Bestimmung, dass das Peptid MBP75-95 für Zeiträume von mehr als 7 Tagen den
F anti-MBP in vivo neutralisiert, wurde bestimmt, wiederholt 10
mg MBP75-95 in die Rückenmarksflüssigkeit
10 Wochen zu wöchentlichen
Zeitabständen
zu impfen. Dieses Experiment wurde bei 3 unterschiedlichen Patienten
mit chronischer progressiver MS durchgeführt, die nicht an dem Projekt
der einzelnen Peptidinjektion teilnahmen und sich für diese
Studie anboten. Die F und B anti-MBP wurden 1–2 Wochen vor der ersten Impfung, vor
und 30 Minuten nach jeder der 10 Injektionen und wieder 1 Monat
nach der letzten Injektion bestimmt. Zellzahlen, Gesamtprotein,
Glucose, IgG- und Albumin-Niveaus wurden in allen CSFs bestimmt,
die vor jeder der 10 Injektionen erhalten wurde. Vor der ersten
und nach der letzten Injektion wurde Blut erhalten und auf Elektrolyte,
Creatinin, Herz- und
Leberenzyme und hämatologisch
analysiert.
-
Wenn
die MS-Patienten mit chronischer progressiver Erkrankung wiederholte
intrathekale Injektionen von 10 mg MBP75-95 zu wöchentlichen Zeitabständen für Zeiträume bis
zu 10 Wochen erhielten, war ihr anfangs hoher F anti-MBP nicht nachweisbar,
so lange wie das Peptid verabreicht wurde; wenn das Peptid nicht länger verabreicht
wurde, kehrte F anti-MBP innerhalb von 1 Monat zum Basislinien-Niveau zurück (8). Die
B-Antikörper-Titer
blieben während
des ganzen Experiments konstant erhöht, was nahelegte, dass bei
diesen Patienten die Synthese des anti-MBP fortdauerte und die intrathekale
Peptidverabreichung nur einen „Wischeffekt" des F anti-MBP bewirkte.
-
Die
Patienten, die entweder eine einzelne Injektion des synthetischen
Peptids oder wiederholte wöchentliche
Injektionen erhielten, hatten chronische progressive Multiple Sklerose
mit einem fortgeschrittenen Ausmaß an neurologischer Behinderung.
Keiner dieser Patienten berichtete über eine Verschlechterung seiner neurologischen
Symptome oder eine Verschlimmerung der MS im Anschluss an die intrathekale
Peptidverabreichung, und in der CSF entwickelte sich keine Zellreaktion.
Die MS-Patienten, welche die wiederholten Impfungen von MBP75-95
erhielten, wurden auf systemische Komplikationen, welche Elektrolytänderungen
sowie Herzleber-Niere-Funktionsstörung und Hämatologie-Änderungen beinhalten, überwacht
und keine nachteiligen Komplikationen traten auf. Keine negativen
Auswirkungen wurden beobachtet.
-
Intravenöse Verabreichung von MBP75-95
-
Im
Anschluss an die Bestimmung, dass die intrathekale Verabreichung
des Peptids MBP75-93 die vollständige
Bindungsneutralisation des F anti-MBP ohne Änderung in den Niveaus des
B-Antikörpers
bewirkte, wurde entschieden, die Wirkung der intravenösen Verabreichung
des gleichen Peptids auf die CSF-Titer des F und B anti-MBP zu bestimmen;
500 mg MBP75-95 wurden in 100 cm3 normale
Salzlösung
gelöst
und intravenös über 30 Minuten
in den Patienten 8M41 mit Überwachung
des anti-MBP der CSF alle 30 Minuten für die ersten 2 Stunden, 18
Stunden später
sowie 10, 16 und 30 Tage später
injiziert. Blut wurde vor der Injektion sowie 16 und 30 Tage später erhalten
und auf Elektrolyte, Creatinin, Herz- und Leberenzyme und hämatologisch
analysiert. Die Rückenmarksflüssigkeit
wurde auf Zellzahlen, Gesamtprotein, Glucose, IgG- und Albumin-Niveaus überwacht.
Keine negativen Auswirkungen wurden beobachtet.
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Wie
in 8 gezeigt, bewirkte die intravenöse Verabreichung
von 500 mg MBP75-95 innerhalb der ersten zwei Stunden keine Änderung
in den Titern der Fund B-Niveaus des anti-MBP der CSF. Eine 30%ige Abnahme
im anti-MBP der CSF wurde 18 Stunden später beobachtet. Wenn von der
CSF 10, 16 und 30 Tage später
wieder eine Probe genommen wurde, hatten sowohl der F als auch der
B anti-MBP von ihrem Anfangsniveau von 11 Radioaktivitätseinheiten
auf 4, 2 bzw. 1 Radioaktivitätseinheit
abgenommen.
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Eine
wiederholte Beobachtung bei allen Patienten, die intrathekal mit
MBP75-95 behandelt
wurden, war die Persistenz von erhöhten Niveaus des gebundenen
Antikörpers,
während
der F anti-MBP in einer Dosis-Wirkungs-Weise nicht nachweisbar wurde.
Dies legte nahe, dass die Synthese von Autoantikörpern gegen MBP während und
im Anschluss an die intrathekale Verabreichung von MBP75-95 aktiv
blieb. Als eine Konsequenz dieser Beobachtung wurde MBP75-95 einem
Patienten, der vorher eine einzelne intrathekale Injektion des Peptids
erhalten hatte, intravenös
verabreicht. Nach der intravenösen
Verabreichung zeigten sowohl die F- als auch die B-Niveaus des anti-MBP
der CSF eine signifikante Abnahme, wenn sie für Zeiträume bis zu einem Monat überwacht
wurden. Die Abnahme der F- sowie der B-Niveaus des anti-MBP der
CSF im Anschluss an die intravenöse
Verabreichung von MBP75-95 legt nahe, dass dieser Verabreichungsweg
eine Herunterregulierung des autoimmunen Entzündungsprozesses, der für die anti-MBP-Synthese
verantwortlich ist, bewirkt. In einer Anschlussstudie bis dato begannen
die anti-MBP-Niveaus
4–6 Monate
nach einer ersten intravenösen
Injektion anzusteigen; eine zweite intravenöse Injektion des gleichen Peptids
(Booster) bewirkte eine Herunterregulierung der anti-MBP-Synthese
für bis
zu 2 Jahren bei ungefähr
70 unterschiedlichen Patienten mit chronischer progressiver MS.
-
Das MBP-Epitop für den anti-MBP bei MS
-
Um
weiter das MBP-Epitop für
den anti-MBP bei MS zu lokalisieren, ließ man den F und den B anti-MBP,
welcher durch Affinitätschromatographie
aus der CSF und dem MS-Hirngewebe aufgereinigt wurde (Warren, K.
G. et al., Ann. Neurol. 35, 280-289, 1994) in kompetitiven Hemmtests
mit 41 aufeinanderfolgenden synthetischen MBP-Peptiden von gleicher
Länge (jedes
mit 10 Resten, wobei die benachbarten Reste um 9 überlappt
wurden), welche den Bereich zwischen den Resten 61 und 110 des menschlichen
MBP abdecken, reagieren. Das/die Peptid(e), welches/welche die maximale
Hemmung bewirkte(n), wurde(n) als das/die am meisten mit der Antikörper-Bindungsstelle
assoziierte(n) angesehen.
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Die
maximale Hemmung (≥ 80%)
von sowohl dem gereinigten F als auch dem gereinigten B anti-MBP aus
dem MS-Hirngewebe (10) wurde durch vier Decapeptide
und zwar durch MBP84-93, MBP85-94, MBP86-95 und MBP87-96 bewirkt,
was nahelegt, dass das MBP-Epitop für den anti-MBP bei MS zwischen den
Resten 84 und 96 liegt. Der minimale Bereich der gemeinsamen Aminosäurereste
ist von Rest 87 bis Rest 93. Der B anti-MBP hatte einen eingeschränkteren
Bereich als der F-Antikörper.
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Die
Funktion der anti-MBP-Antikörper
bei der Pathogenese der MS-Demyelinisierung
wurde nicht aufgeklärt
und kann nur durch Modulierung des anti-MBP in vivo und anschließender Beobachtung
der klinischen und pathologischen Folgen bestimmt werden. Zum Beispiel
könnte
während
eines akuten Rückfalls
der MS, wenn die F/B-Antikörper-Quotienten über Eins
sind, ein Peptid, das bekannt ist, an F anti-MBP zu binden, intrathekal
geimpft werden, um den freien zirkulierenden Antikörper zu
binden und um die klinischen Wirkungen des akuten Rückfalls
zu begrenzen; die wöchentliche
Verabreichung kann erforderlich sein, bis die Remission stattfindet.
Bei MS-Patienten mit chronischer progressiver Erkrankung und überlagerten
akuten Rückfällen kann
die intrathekale sowie die intravenöse Peptidverabreichung erforderlich
sein, um die Entzündungsmechanismen,
welche anti-MBP erzeugen, herunterzuregulieren.
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BEISPIEL 3 (Referenzbeispiel)
-
Geeignete Dosierung von intrathekal verabreichten
pMBP86-95 oder pMBP82-98 bei akut rezidivierenden Patienten
-
Die
MS-Rückfälle sind
mit F/B anti-MBP-Quotienten größer als
1.0 auf Grund höherer
Niveaus des freien als des gebundenen Antikörpers in der CSF assoziiert.
Allgemein nehmen die F anti-MBP-Niveaus über einen Zeitraum von 3 Monaten
allmählich
ab, da ein Rückfall
in die nachfolgende Erholungs-/Remissionsphase eintritt, und wenn
die biologische Remission vollständig
ist, werden die F und B anti-MBP
der CSF allgemein nicht nachweisbar in der CSF.
-
Patienten,
die an den folgenden Beispielen teilnahmen, hatten entweder rezidivierend-nachlassende oder
rezidivierend-progressive MS.
-
In
diesem und den folgenden Beispielen wurden entweder pMBP86-95 oder
pMBP82-98 verwendet. pMBP86-95 hatte eine sehr geringe Löslichkeit
in normaler Salzlösung,
da es vier hydrophile und sechs hydrophobe Reste enthält. Andererseits
hat pMBP82-98 als Folge der fünf
zusätzlichen
hydrophilen Reste eine erhöhte
Löslichkeit
in normaler Salzlösung.
-
Zwei
Patienten wurden untersucht, um die geeignete Dosierung des intrathekal
verabreichten pMBP86-95 oder pMBP82-98 zu bestimmen, welche sofort
den F anti-MBP zu
nicht nachweisbaren Niveaus verringern werden. Ein Patient hatte
einen akuten Rückfall
der Ataxie des Gangs und der Gleichgewichtsstörung des Rumpfs. Beim Ausbruch
des Anfalls erhielt dieser Patient eine einzelne intrathekale Injektion
von 10 mg pMBP86-95; die F und B anti-MBP-Niveaus wurden vor und
1 Stunde nach Injektion und noch fünfmal während der nächsten 3 Monate gemessen. Diese
Dosierung unterdrückte
den F anti-MBP nur teilweise und die Antikörper-Erholungskurve folgte genau dem natürlichen
Verlauf; dieser Patient fuhr fort, progressive spastische Paraparese
und Ataxie zu haben. Es wurde gefolgert, dass eine einzelne intrathekale
Injektion von 10 mg pMBP86-95 unzureichend war, um vollständig den
F anti-MBP zu unterdrücken
und seine natürliche
Erholungsrate zu verändern.
-
Der
andere Patient, eine 18-jährige
Frau mit akuter Opitkusneuritis, die eine einzelne intrathekale
Injektion von 50 mg pMBP86-95 erhielt, hatte F- und B-Antikörper-Niveaus,
die vor und 30 Minuten nach der Injektion gemessen wurden. 30 Minuten
nach der Injektion wurde der F-Antikörper nicht nachweisbar. Der
Patient möchte
nicht den anschließenden
Lumbalpunktionen zustimmen. Es wurde so gefolgert, dass Dosierungen von
mindestens 50 mg benötigt
werden, um den F anti-MBP
in der CSF für
mindestens 30 Minuten zu binden und zu neutralisieren.
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BEISPIEL 4 (Referenzbeispiel)
-
Die Häufigkeit
und die Dauer der Verabreichung bei Patienten mit monosymptomatischen
Rückfällen
-
In
diesem Beispiel wurden die Häufigkeit
und die Dauer der Verabreichung von pMBP, das geringe oder nicht
nachweisbare F-Antikörper-Niveaus
für einen
längeren
Zeitraum beibehalten würde,
bestimmt. Die vier in dieser Gruppe untersuchten Patienten erhielten
synthetische Peptide innerhalb einer Woche vom Ausbruch eines Anfalls.
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Die
ersten zwei Patienten hatten Anfälle
von akuter einseitiger Optikusneuritis. Einer dieser Patienten (11a) erhielt im Abstand von vier Wochen intrathekal
zwei Injektionen von 50 mg pMBP86-95 (it#1, it#2). Nach jeder Injektion
wurde der F anti-MBP innerhalb 1 h nicht nachweisbar. Wenn 1 Woche
nach der ersten Injektion gemessen wurde, war der F anti-MBP erhöht, und
4 Wochen später
war der F-Antikörper signifikant hoch.
Zu dieser Zeit hat der Patient eine zweite intrathekale Injektion
(it#2) und der F anti-MBP wurde nach 30 Minuten nicht nachweisbar,
aber er wurde anschließend
nicht über
24 Stunden hinaus überwacht.
Es wurde gefolgert, dass diese Häufigkeit
unzureichend war und dass mehrere Injektionen während der ersten Woche eines
Anfalls benötigt
werden könnten,
um geringfügige
Antikörper-Niveaus aufrechtzuerhalten.
-
Der
zweite Patient mit ganzer einseitiger Optikusneuritis erhielt mehrere
intrathekale Peptidinjektionen von 50 mg pMBP82-98 während der
ersten Woche seines Anfalls: vier tägliche Injektionen (11b: it#1, it#2, it#3, it#4) und eine fünfte Injektion
(it#5) eine Woche später.
Das anti-MBP-Profil dieses Patienten zeigte eine stetige, schnelle
Abnahme über
einen Zeitraum von 7 Tagen. Was entscheidender ist, seine anti-MBP-Niveaus der
CSF blieben 7 Wochen und 6 Monate nach it#5 nicht nachweisbar, und
der Patient erfuhr kein Wiederauftreten der Optikusneuritis oder
einer anderen Art eines MS-Rückfalls.
Zusätzlich
genas er von der zur Optikusneuritis zusätzlichen einseitigen Blindheit
vollständig.
-
Das
gleiche Schema von täglichen
intrathekalen Injektionen von 50 mg pMBP82-98 wurde dann MS-Patienten
mit unterschiedlichen Arten von monosymptomatischen Rückfällen verabreicht. 11c veranschaulicht das anti-MBP-Profil eines Patienten mit akuter
Pseudoathetose seiner linken Hand, der intrathekal fünf tägliche Injektionen
von 50 mg pMBP82-98 (it#1, it#2, it#3, it#4, it#5) in der zweiten
Woche seines Anfalls erhielt. Die F-Antikörper-Niveaus nahmen innerhalb
von 4 Tagen auf nicht nachweisbare Werte ab und blieben nicht nachweisbar,
wenn sie 11 Tage und einen Monat später beurteilt wurden. Dieser
Patient gewann stetig die Funktion seiner linken Hand zurück, so konnte
er wieder Motorrad fahren und Gitarre spielen.
-
Der
letzte Patient hatte einen Anfall von akuter linker Hemiplegie,
die der chronischen progressiven MS überlagert war. Er hatte alle
2 bis 3 Tage vier intrathekale Injektionen von 50 mg pMBP86-95.
Der anti-MBP wurde vor und 30 Minuten nach jeder Injektion (11d: it#1, it#2, it#3, it#4) und 10 Tage nach
der ersten Injektion gemessen. Der anfangs erhöhte F anti-MBP wurde innerhalb
von 7 Tagen nicht nachweisbar, wenn der Patient klinisch und biochemisch
zu seinem anfänglichen
chronischen progressiven Zustand zurückkehrte, und bald danach erhielt
er intravenös
400 mg pMBP86-95. Dieses unterdrückte
das Niveau seines gebundenen Antikörpers für 4 Monate nach der i. v.-Injektion.
Jedoch war nach seiner letzten Lumbalpunktion bei 8.5 Monaten nach
der intravenösen
Injektion die Erkrankung sowohl klinisch als auch biochemisch zum
chronischen progressiven Schema zurückgekehrt.
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BEISPIEL 5 (Referenzbeispiel)
-
Häufigkeit
und Dauer der Verabreichung bei Patienten mit polysymptomatischen
Rückfällen
-
Die
gleichen MBP-Peptide wurden dann in Patienten mit poylsymptomatischen
Anfällen,
welche mehrere Bereiche des ZNS betreffen, injiziert. Diese Gruppe
bestand aus drei Patienten: eine mit rezidivierend-nachlassender
und zwei mit rezidivierend-progressiver Erkrankung.
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Der
erste Patient hatte eine schwere poysymptomatische Verschlimmerung.
Während
der ersten Woche des Rückfalls
erhielt er drei Injektionen von 50 mg pMBP86-95 an den Tagen 1,
3 und 7 (12: it#1, it#2 und it#3). Der
anti-MBP wurde vor jeder Injektion und 30 Minuten später gemessen.
Nach dem Erhalten dieser drei Injektionen wurde der F anti-MBP auf
fast nicht nachweisbare Niveaus gedrückt. Wenn ein Monat später gemessen
wurde, stieg der F anti-MBP an und bei 1.5 Monaten war der Rückfall wieder
einmal klinisch aktiv und wurde biochemisch bestätigt. Zu dieser Zeit erhielt
der Patient einen zweiten Durchlauf mit den vier intrathekalen Injektionen
von 50 mg pMBP86-95 an den Tagen 45, 48, 49 und 50 des Rückfalls
(it#4, it#5, it#6 und it#7). Der anti-MBP wurde vor und 30 Minuten
nach jeder Injektion und noch dreimal in den nachfolgenden zwei
Monaten gemessen. Wieder einmal wurde der F anti-MBP für mindestens
zwei Wochen gedrückt,
aber der Patient hatte wieder einen Rückfall, und zu dieser Zeit
war sein F-Antikörper-Niveau zu dem Anfangsniveau
vor dem Rückfall
zurückgekehrt.
Eindeutig wird eine länger
andauernde intrathekale Verabreichung des synthetischen Peptids
benötigt,
um die geringen/nicht nachweisbaren Niveaus des F anti-MBP für längere Zeiträume aufrechtzuerhalten.
-
Der
zweite Patient hatte eine rezidivierend-progressive MS (13).
Zunächst
erhielt er in der progressiven Form (F = B) intravenös 500 mg
pMBP86-95 (IV#1). Obwohl sowohl die F- als auch die B-Antikörper-Niveaus
nach einem Monat etwas verringert waren, erfuhr der Patient 9 Wochen
nach der I. V.-Injektion einen polysymptomatischen klinischen Rückfall,
der mit einem stark erhöhten
F anti-MBP- Niveau
assoziiert war. Zu dieser Zeit erhielt er drei intrathekale Injektionen
von 50 mg pMBP86-95 (it#1, it#2 und it#3) an den Tagen 1, 3 und
12 des Rückfalls,
und der anti-MBP wurde vor, 30 Minuten und 24 Stunden nach der ersten und
dritten Injektion gemessen. Wenn einen Monat später untersucht wurde, war der
Patient zu seinem anfänglichen
klinischen und biochemischen Zustand der progressiven spastischen
Paraparese zurückgekehrt, wenn
er innerhalb von 2 Wochen eine zweite intravenöse Injektion von 500 mg pMBP86-95
(IV#2) erhielt. Bis heute blieben die Niveaus des F und B anti-MBP
der CSF, welche reihenweise die nächsten 26 Monate überwacht
werden, unterdrückt,
wenn sie mit den Basislinien-Niveaus verglichen wurden. Seine Fähigkeit,
zu stehen und zu gehen, verbesserte sich wesentlich.
-
Der
letzte Patient in dieser Gruppe mit MS erhielt zunächst in
der progressiven Phase (F = B) (14) intravenös 500 mg
pMBP86-95 (IV#1). Der anti-MBP der CSF wurde nach 9 Tagen, dann
2 Monate monatlich und 4.5 Monate nach IV#1 gemessen. Nach dieser
Injektion wurden die F und B anti-MBP-Niveaus für 2 Monate unterdrückt; 4.5
Monate nach IV#1 beklagte sich der Patient über ansteigende Schwäche, welche
klinisch sowie biochemisch durch erhöhte Antikörperniveaus, die mit chronischer
progressiver Erkrankung vereinbar sind, bestätigt wurde. Innerhalb des nächsten Monats
erhielt er eine zweite intravenöse
Injektion von 500 mg pMBP82-98 (IV#2). Die CSF-Analyse der Probe,
die unmittelbar vor der zweiten Injektion genommen wurde, deutete
ein akutes Rückfallschema
(F > B) an, und am
nächsten
Tag entwickelte der Patient wegen einer linksseitigen lateralen
Rektusparese eine akute Diplopie. Zu dieser Zeit erfuhr er eindeutig
einen klinischen und biochemischen akuten Rückfall, welcher über die
nächsten
4.5 Monate andauerte und durch schwere Gleichgewichtsstörung der
Haltung und der Gangart, Schwäche
seiner Beine und Doppelsicht charakterisiert war. In einem Bestreben,
seinen erhöhten
F anti-MBP zu verringern, erhielt dieser Patient intrathekal zwei
Durchläufe von
pMBP82-98. Während
des ersten Durchlaufs, der 4.5 Monate von dem Beginn des Rückfalls
eingeleitet wurde, erhielt er 5 Tage täglich 50 mg pMBP82-98 (it#1,
it#2, it#3, it#4 und it#5), und die anti-MBP-Niveaus, die vor und
30 Minuten nach jeder Injektion gemessen wurden, blieben in vernünftigem
Ausmaß erhöht. Da der
Rückfall
andauerte und körperlich
schwer behinderte, wurde entschieden, einen zweiten Durchlauf einer höheren Dosierung
des Peptids und mit einer höheren
Häufigkeit
weiter zu verabreichen, und der Patient erhielt zwei Tage (Tag 19
und 20: it#6, it#7, it#8 und it#9) zweimal täglich 100 mg pMBP82-98. Der
anti-MBP wurde vor und 30 Minuten nach jeder Injektion gemessen.
Im Anschluss an diese erhöhte
Dosierung und Häufigkeit
wurde der F anti-MBP auf vernachlässigbare Niveaus unterdrückt, und
als eine Woche später
(Tag 28) getestet wurde, war sein CSF-Profil mit langsam fortschreitender
Erkrankung (F/B anti-MBP = 1.0) vereinbar. Zu dieser Zeit erhielt
der Patient eine dritte intravenöse
Injektion von 500 mg pMBP 82-98 (IV#3), welche nicht weiter die
anti-MBP-Produktion herunterregulierte.
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BEISPIEL 6 (Referenzbeispiel)
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Intravenöse Verabreichung der MBP-Peptide
in einem Bestreben, künftige
Rückfälle zu vermeiden
-
In
zwei Patienten mit rezidivierend-progressiver MS, die häufige Rückfälle hatten,
wurden entweder pMBP86-95 oder pMBP82-98 intravenös injiziert,
um zu bestimmen, ob dieser Verabreichungsweg weitere Anfälle vermeiden
wird.
-
Der
erste Patient erfuhr 4 Jahre 2 bis 3 Rückfälle pro Jahr mit resultierendem
stufenweisem Fortschreiten der spastischen Paraparese (15).
Sie erhielt im Abstand von 6 Monaten zwei intravenöse Injektionen, eine
von 400 mg pMBP86-95 (IV#1) und die zweite von 400 mg pMBP82-98
(IV#2); die klinische Überwachung und
die CSF-Analyse wurden monatlich durchgeführt. 15 zeigt
die anti-MBP-Niveaus über einen
Zeitraum von 9 Monaten (oberer eingerahmter Bereich). Die erste
intravenöse
Injektion regulierte etwa 2 Monate die anti-MBP-Synthese herunter.
Während
des dritten Monats nach der Injektion erfuhr diese Patientin einen
klinischen Rückfall;
leider wurde die CSF zu dieser Zeit nicht erhalten. Während der
nachfolgenden 2 bis 3 Monate, nachdem der Rückfall ergab, dass die Krankheit
wieder in die chronische progressive Phase eintrat, erhielt dieser
Patient die zweite intravenöse
Injektion (IV#2). Die anti-MBP-Niveaus der CSF wurden wieder 2 Monate unterdrückt, aber
drei Monate nach der zweiten Injektion hatte der Patient noch einen
Rückfall,
der mit merklich erhöhtem
F anti-MBP assoziiert war. Ähnlich
zu der Rückfallhäufigkeit,
die sie in den vorherigen 4 Jahren hatte, erlitt diese Patientin trotz
des Erhalts von zwei intravenösen
Injektionen von pMBP86-95 und pMBP82-98 weiterhin 2 bis 3 Rückfälle pro
Jahr.
-
Ein
zweiter Patient (16), der in den vorherigen 10
Jahren 1 bis 4 akute Rückfälle pro
Jahr erfahren hatte (obere Skala), wurde ernsthaft behindert, paraplegisch
und auf einen Rollstuhl eingeschränkt. Während des 11. Jahrs erfuhr
der Patient wieder vier Rückfälle (oberer
gerahmter Bereich), obwohl der intrathekal und intravenös die synthetischen
MBP-Peptide erhielt. Während
des ersten Rückfalls
nach zwei intrathekalen Injektionen von 50 mg pMBP86-95 an Tag 1
und Tag 6 (it#1, it#2) wurde ihr F anti-MBP-Niveau wesentlich verringert;
an Tag 6 erhielt sie auch intravenös 300 mg pMBP86-95 (IV), welches
nachfolgend die nächsten
3 Monate sowohl den F- als auch den B-Antikörper unterdrückte. Vier
Monate nach der intravenösen
Injektion erfuhr dieser Patient noch einen klinischen Rückfall,
welcher fortfuhr, sich mit der Zeit zu verschlimmern: Die Antikörperniveaus
der CSF waren stark erhöht,
und 6.5 Monate nach den IV-Injektionen erhielt der Patient einen Durchlauf
von vier täglichen
Injektionen von 50 mg pMBP82-98 (it#3, it#3, it#5 und it#6), welche
die F-Antikörper-Niveaus
nicht unterdrücken
und den klinischen Rückfall
nicht beheben konnten.
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BEISPIEL 7 (Referenzbeispiel)
-
Vergleich von unterschiedlichen Verabreichungswegen
des Peptids
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Bei
Anfangsstudien wurden synthetische MBP-Peptide an acht chronische
progressive MS-Patienten verabreicht. Die Patienten erhielten intrathekal
entweder ein MBP-bindendes Peptid MBP(75-95) oder ein nicht-bindendes
Kontrollpeptid MBP(35-58) in steigenden Dosierungen von 1 bis 10
mg in 5 ml Salzlösung;
die vier Patienten, die zunächst
das nicht-bindende Kontrollpeptid (MBP35-58) erhielten, erhielten
später
das bindende MBP(75-95)-Peptid.
-
Die
Injektion von MBP(75-95) in die CSF führte zu vorübergehender Neutralisation
der F MBP spezifischen Antikörper;
die gebundenen MBP-Autoantikörper wurden
nicht beeinflusst. Die Wirkungsdauer dauerte 1 Stunde (1 mg Peptid),
24 Stunden (2.5 mg Peptid) oder 7 Tage (5–10 mg Peptid). Da die Wirkung der
intrathekalen Peptidverabreichung unvollständig (der B anti-MBP blieb
erhöht)
und relativ kurzlebig war, wurde dieser Verabreichungsweg mit der
intravenösen
Injektion verglichen. Im Gegensatz zur intrathekalen Verabreichung
wurden sowohl die freien als auch die gebundenen MBP-Autoantikörper einen
Monat nach einer einzelnen intravenösen Injektion von 500 mg MBP(75-95)
nicht nachweisbar und blieben drei Monate und nach einer Booster-Injektion
bis zu 26 Monate bei niedrigen Niveaus (17). Ähnliche
Beobachtungen wurden bis dato bei ungefähr 70 Patienten mit chronischer
progressiver MS gemacht, denen intravenös ein MBP-bindendes Peptid wie MBP75-95, MBP86-95,
MBP82-98 injiziert wurde. Eine Dosis von 500 mg (5 mg/kg Körpergewicht) in
10–50
ml normaler Salzlösung
wurde wegen des größeren Blutvolumens
versus CSF (Faktor 15) und der schnellen Clearance der Peptide aus
dem Blutstrom durch die Niere gewählt; die Peptiddosierungen,
welche jenen entsprechen, die intravenös gegeben wurden, wurden nicht
intrathekal verabreicht, weil solche Volumina nicht in die CSF injiziert
werden konnten. Zusammenfassend gesagt führte die intrathekale Verabreichung
in dem in diesen Patienten getesteten Dosierungsbereich zu einem
vorübergehenden „Wegwischen" nur des F anti-MBP,
im Gegensatz zu(r) intravenösen
Injektion(en), welche die anti-MBP-Synthese
herunterregulierte(n), bedingte eine einzelne intravenöse Injektion
eine langanhaltende Toleranz.
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BEISPIEL 8 (Referenzbeispiel)
-
Dauer der Toleranz nach intravenöser Verabreichung
des MBP-Peptids
-
Auf
Grundlage dieser Ergebnisse wurde die Kinetik der Verträglichkeit
zu MBP bis dato bei ungefähr 70
Patienten mit chronisch-progressiver MS untersucht, die über zwei
Jahre nach mehreren intravenösen
Injektionen von MBP(75-95), MBP(86-95) oder MBP(82-98) beobachtet wurden.
Die Peptide wurden auf 5–6 mg/kg
Körpergewicht
dosiert (256–500
mg) und intravenös
in 10–50
ml Salzlösung
injiziert. Vor der intravenösen
Peptidverabreichung hatten alle 13 Patienten hohe Niveaus von freien
und gebundenen MBP-Antikörpern in
der CSF (18, Tabelle 3). Ein Monat nach
der Peptidverabreichung wurden die MBP spezifischen Antikörper im
Wesentlichen nicht nachweisbar und blieben im Allgemeinen 3–4 Monate
auf niedrigen Niveaus; zu dieser Zeit begannen die Antikörper-Niveaus
wieder anzusteigen; einige kehrten über 8 Monate zu ihren Anfangsniveaus
zurück.
Sechs bis zehn Monate nach IV#1 erhielten alle Patienten eine Booster-Injektion
(IV#2) von 275–500
mg (5–6
mg/kg Körpergewicht)
von MBP(82-98) in 10 ml Salzlösung
(IV#2). Das für
die zweite Injektion gewählte
längere
Peptid war löslicher
und konnte in einem kleineren Volumen gelöst und verabreicht werden.
In dieser Gruppe als Ganzes nahmen die anti-MBP-Niveaus der CSF
innerhalb 6 Wochen bis 2 Monate von der Injektion drastisch ab und
blieben längere
Zeit (bis zu 26 Monaten) nicht nachweisbar. Von der gesamten Gruppe
von ungefähr
70 Patienten konnte einer die Studie wegen eines Lungenembolus und
anschließender
gerinnungshemmender Therapie, die weitere Lumbalpunktionen verhinderte,
nicht abschließen, und
ein anderer wurde von der Nachfolge ausgeschlossen, weil er intravenöse Kortikosteroide
von hoher Dosis erhielt. Einzeln betrachtet hatten von den ungefähr 70 Patienten
etwa 63 18–26
Monate nach der Booster-Injektion nicht nachweisbare Anti-MBP-Niveaus.
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BEISPIEL 9
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Langanhaltende Toleranz bei Patienten
mit dem HLA-DR2-Haplotyp
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Die
HLA-DR-Haplotypen der MS-Patienten wurden durch molekulare Typisierung
der genomischen DNA bestimmt (Tabelle 3). Vier von elf Patienten,
welche die Studie abschlossen, trugen diese Krankheit, die mit dem
DR2-Haplotyp (DRB1*1501 oder DRB1*15021) assoziiert ist; alle diese
Patienten hatten ein Jahr nach der zweiten intravenösen MBP-Peptid-Injektion
niedrige oder nicht nachweisbare Autoantikörper-Niveaus. Das MBP-Peptid
bindet mit hoher Affinität
an HLA-DR2 und ist immundominant für HLA-DR2 begrenzte, MBP spezifische
T-Zellen. HLA-DR4
(DRB*0401) und HLA-DR7 (DRB1*0701) binden das MBP-Peptid, das verabreicht wurde;
Bindungsstudien wurden für
die DR-Moleküle,
die von dem Patienten k(M) getragen werden (DRB1*0407, DRB1*0801)
nicht ausgeführt.
Das MBP-Peptid wird nicht von HLA-DR3 (DRB1*03011) gebunden; zwei
Patienten, die am Ende der Studie erhöhten anti-MBP hatten, trugen
den DRB1*03011-Haplotyp (Tabelle 3). Diese Daten zeigen, dass die
Toleranzdauer gegenüber
MBP von dem HLA-DR-Haplotyp eines Patienten abhängt. Die Toleranz kann langlebiger
sein, wenn sowohl MBP spezifische T-Zellen als auch B-Zellen toleriert
werden. TABELLE
3 HLA-DR-Haplotypen
der MS-Patienten A.
Niedrige Niveaus des gesamten anti-MBP 1 Jahr nach IV#2
Patient | HLA-DR-Haplotypen | Gesamter
anti-MBP (Ru) |
b(F) | DRB1*1501 | | 4.1 |
e(F) | DRB1*1501 | DRB1*1303 | 2.5 |
m(M) | DRB1*1501 | DRB1*0101 | 3.9 |
l(F) | DRB1*15021 | DRB1*0403 | 3.9 |
a(M) | DRB1*1401 | DRB1*0701 | 4.1 |
f(F) | DRB1*0701 | | 2.4 |
k(M) | DRB1*0407 | DRB1*0801 | 4.5 |
B.
Erhöhte
Niveaus des gesamten anti-MBP 1 Jahr nach IV#2
Patient | HLA-DR-Haplotypen | Gesamter
anti-MBP (Ru) |
j(M) | DRB1*03011 | | 7.3 |
h(F) | DRB1*0101 | DRB1*0701 | 9.7 |
g(F) | DRB1*0101 | DRB1*1101 | 19.1 |
l(M) | DRB1*0403 | DRB1*03011 | 19.0 |
- Gesamter anti-MBP: freier anti-MBP + gebundener
anti-MBP
-
Die
HLA-DR-Haplotypen von 11 Patienten, die 1 Jahr Nachfolge von der
zweiten intravenösen
Peptidinjektion (IV#2) abschlossen. Alle vier Patienten mit dem
HLA-DR2-Haplotyp
(DRB1*1501 oder DRB1*15021) hatten ein Jahr nach IV#2 niedrige Autoantikörper-Niveaus.
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BEISPIEL 10 (Referenzbeispiel)
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Subkutane Peptidverabreichung bedingt
nicht die Toleranz
-
Der
optimale Weg der Peptidverabreichung wurde weiter durch (eine) subkutane
Injektion(en) von MBP(82-98) in Salzlösung in einer Gruppe von 33
MS-Patienten erforscht.
Bei 26 MS-Patienten beeinflussten steigende Mengen (1 bis 100 mg)
einer einzelnen subkutanen Injektion von MBP(82-98) nicht die Niveaus
der CSF-Autoantikörper
gegen MBP (Daten nicht gezeigt); acht dieser Patienten erhielten
anschließend
eine intravenöse
Peptidinjektion und innerhalb von zwei Monaten wurden die Antikörper-Niveaus
der CSF nicht nachweisbar (Tabelle 4A). Bei fünf anderen Patienten führte eine
Gesamtdosis von 900–1000
mg (5 × 100
mg, täglich
für fünf aufeinanderfolgende
Tage, gefolgt durch noch eine subkutane Injektion von 400 oder 500
mg) nur zu einer zurückhaltenden
Abnahme der MBP-Antikörper-Niveaus
in der CSF (Tabelle 4B). Um zu untersuchen, ob ein unterschiedliches
Verabreichungsschema effektiver sein würde, erhielten zwei Patienten
im Abstand von einem Monat zwei subkutane Injektionen von 250 mg
von MBP(82-98) (Tabelle 4C). Wieder wurden die Autoantikörper-Niveaus
nicht beeinflusst. Zusammengefasst zeigen diese Daten, dass nur
die intravenöse Verabreichung
des MBP-Peptids eine langandauernde Toleranz gegenüber MBP
bei den in dieser Studie getesteten Peptiddosierungen bedingt. TABELLE 4 A
Patient ID
(Geschlecht) | MBP(82-98) SC mg | Basislinie | 6–7 Wochen | Verstrichene Zeit (Monate) | Basislinie | MBP(82-98) IV#1 mg | 2 Monate | 4 Monate |
f | b | f | b | f | b | f | b | f | b |
E(W) | 5 | 9.1 | 11.2 | 10.2 | 10.4 | 6 | 9.3 | 9.8 | 400 | 1.0 | 1.1 | 1.4 | 1.0 |
K(W) | 7 | 2.1 | 3.4 | 3.1 | 5.9 | 6.5 | 6.3 | 6.7 | 500 | 1.5 | 0.8 | | |
N(W) | 10 | 8.1 | 8.0 | 7.1 | 8.1 | 8 | 6.6 | 5.6 | 500 | 3.0 | 3.0° | | |
Q(W) | 40 | 9.9 | 10.1 | 10.9 | 8.3 | 6 | 10.0 | 9.3 | 400 | 1.5 | 1.6 | 2.1 | 2.1 |
R(M) | 50 | 10.2 | 10.3 | 11.1 | 7.4 | 6 | 7.5 | 9.9 | 500 | 1.5 | 1.6 | 1.5 | 1.7 |
S(W) | 60 | 4.1 | 4.3 | 6.1 | 5.4 | 6.5 | 7.4 | 7.4 | 500 | 1.8 | 0.9 | | |
X(M) | 100 | 9.9 | 7.3 | 9.5 | 8.2 | 4.5 | 9.7 | 9.0 | 500 | 14 | 1.0 | 1.5 | 1.1 |
Z(M) | 100 | 9.9 | 8.4 | 10.9 | 10.1 | 4.5 | 10.5 | 9.7 | 500 | 2.0 | 1.9 | 1.5 | 1.6 |
MITTELWERT | | 7.9 | 7.9 | 8.6 | 8.0 | | 8.4 | 8.4 | | 1.7 | 1.5 | 1.6 | 1.5 |
SA | | 2.9 | 2.6 | 2.7 | 1.7 | | 1.5 | 1.5 | | 0.6 | 0.7 | 0.3 | 0.4 |
B
Patient ID (Geschlecht) | MBP(82-98) SC mg | Basislinie | 6–7 Wochen | Verstrichene Zeit (Monate) | MBP(82- 98) SC mg | 7 Wochen |
f | b | f | b | f | b |
AA(W) | 100/d × 5 | 7.7 | 8.1 | 4.4 | 4.9 | 0.5 | 400 | 4.3 | 3.4 |
BB(W) | 100/d × 5 | 5.4 | 5.4 | 3.5 | 3.7 | 0.5 | 500 | 2.0 | 2.5 |
CC(M) | 100/d × 5 | 5.9 | 5.4 | 5.9 | 8.8 | - | - | | |
DD(W) | 100/d × 5 | 4.6 | 4.8 | 2.7 | 1.9 | 0.5 | 500 | 3.0 | 2.8 |
EE(W) | 100/d × 5 | 7.4 | 8.9 | 3.7 | 3.9 | 0.5 | 400 | 2.6 | 2.4 |
MITTELWERT | | 6.2 | 6.5 | 4.2 | 4.6 | | | 3.0 | 2.9 |
SA | | 1.2 | 1.7 | 1.4 | 2.3 | | | 0.8 | 0.7 |
C
Patient ID (Geschlecht) | MBP (2298) SC mg | Basislinie | 15 Wochen |
f | b | f | b |
GG(M) | 250/m × 2 | 8.4 | 8.7 | 7.1 | 8.3 |
FF(W) | 250/m × 2 | 4.8 | 5.3 | 5.4 | 4.2 |
- A. Acht Patienten erhielten eine einzelne
subkutane Injektion von MBP(82-98) (5–100 mg in 1–5 ml Salzlösung), welche
keine Wirkung auf die MBP-Autoantikörper-Niveaus hatte. Dagegen führte eine
einzelne intravenöse
Injektion (400–500
mg) des gleichen Peptids, das 4.5 bis 8 Monate später verabreicht
wurde, zu nicht nachweisbaren Autoantikörper-Niveaus der CSF.
- B. Wiederholte subkutane Injektionen von MBP(82-98) von hoher
Dosis (100 mg/Tag für
fünf aufeinander
folgende Tage) hatten eine zurückhaltende
Wirkung auf die anti-MBP-Niveaus
der CSF; eine zusätzliche
hohe Dosis (400 bis 500 mg) von MBP(82-98), die subkutan zwei Wochen nach der
ersten Reihe von Injektionen verabreicht wurde, verringerte die
Autoantikörper-Niveaus
nicht weiter.
- C. Zwei subkutane Injektionen von MBP(82-98) hoher Dosis (2 × 250 mg,
ein Monatsabstand) hatte keine Wirkung auf die MBP-Autoantikörper in
der CSF. Zusammengefasst zeigen diese Daten, dass nur der intravenöse Verabreichungsweg
zur Erzeugung der Toleranz gegenüber
MBP wirksam ist.
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