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Die
Erfindung kann allgemein als ein Mittel zur qualitativen und quantitativen
Bestimmung von Mikrobenpopulationen, die in einer Probe potenziell vorhanden
sind, beschrieben werden. Sie ist insbesondere auf ein Mittel zur
qualitativen und quantitativen Bestimmung unter Verwendung von Oligonucleotid-Sonden
mit RNA als Target gerichtet.
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Die
Bestimmung potenziell vorhandener Mikrobenpopulationen ist für viele
Arten von festen und fluiden Proben erforderlich. Einige wichtige
Beispiele sind solche Proben, die von einer natürlichen oder biologischen Umgebung
wie natürlichem
Wasser oder heißen
Quellen erhalten werden, Proben, die Mensch oder Tier entnommen
worden sind, wie Blut-, Urin-, Vaginal- und Darmfloraproben und
Proben von einer städtischen,
landwirtschaftlichen und industriellen Umgebung wie Lebensmittel,
Brauchwasser, industrielle Abflüsse,
kommunales Abwasser, Industrieschlamm, Fermentationsmedien, Aerosole,
Filter oder Luft von Klimaanlagen.
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Für die qualitative
und quantitative Bestimmung potenziell in einer Probe vorhandener
Mikrobenpopulationen sind bereits verschiedene Laborverfahren entwickelt
worden.
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Ein übliches
Verfahren beinhaltet das Zählen der
Mikroorganismen, die sich vermehrt haben, nachdem die Probe (oder
ein Extrakt davon) auf verschiedenen ausgewählten Nährmedien unter Standardbedingungen
kultiviert worden ist. Dieses Verfahren ist einfach, birgt jedoch
hohe Risiken von Fehlern und Artefakten (geringe Spezifität der morphologischen
Kriterien, Unmöglichkeit,
lebensfähige,
aber nicht kultivierbare Mikroorganismen nachzuweisen, Unmöglichkeit,
langsam sich vermehrende Mikroorganismen nachzuweisen und Erfordernis,
die Lebensfähigkeit
der Bakterien zwischen Sammlung und Zählung zu erhalten). Darüber hinaus
benö tigt
dieses Verfahren im Allgemeinen mehr als 24 Stunden, um Ergebnisse
zu bringen.
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Ein
zweites Verfahren, an welchem die Messung der Aktivität von einem
oder mehreren Enzymen beteiligt ist, ermöglicht eine schnelle Quantifizierung
von Populationen lebender Mikroorganismen (kultivierbare Mikroorganismen
und/oder Mikroorganismen in einer lebensfähigen, aber nicht kultivierbaren
Form). Dieses Verfahren kann insbesondere zur Überwachung einer Gruppe von
Populationen angewendet werden, erreicht jedoch kein sehr hohes
Maß an
Spezifität
oder Sensitivität.
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Ein
drittes Verfahren, in welchem immunologische Sonden verwendet werden,
erfordert oft eine Züchtungsstufe
und somit mehr als 24 Stunden, um Ergebnisse zu bringen. Darüber hinaus
mangelt es ihm häufig
sowohl an Sensitivität
als auch Spezifität (aufgrund
von Kreuzreaktionen kann eine Fehlidentifizierung vorkommen).
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Die
modernsten Verfahren beruhen auf der Verwendung spezifischer DNA-Sanden,
die im Allgemeinen markiert sind, um nach Hybridisierung mit ihren
Targets eine Detektion zu erlauben. Dabei sind zwei Hauptkategorien
von Oligonucleotid-Sonden entwickelt
worden: diejenigen mit DNA und diejenigen mit RNA (ribosomale RNA
oder Messenger-RNA) als Target.
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Sonden
mit DNA als Target haben, obwohl sie potenziell hochspezifisch sind,
aufgrund der wenigen Kopien der Target-DNA-Gene in jeder Mikrobenzelle
den Nachteil einer geringen Sensitivität. Obwohl durch die Anwendung
der PCR (Polymerasekettenreaktion) zur Amplifizierung der Target-DNA-Sequenzen
vor der Detektion die mangelnde Sensitivität der DNA-Sonden kompensiert
werden kann, haben sie mehrere Nachteile: So kann beispielsweise
das Vorhandensein von Inhibitoren zu falsch-negativen Reaktionen
führen,
während
eine Übertragung
oder eine ähnliche
Kontaminierung zu falsch-positiven Reaktionen führen kann. Im Gegensatz dazu
hat die Verwendung von Sonden mit RNA als Target solche Nachteile
nicht. Insbesondere erfordert aufgrund der großen Anzahl von rRNA-Kopien,
die natürlicherweise
in einem Mikroorganismus vorkommen (aktiv sich vermehrende Zellen
kön nen
104 Ribosomen enthalten, wovon jedes ein
potenzielles Sonden-Target ist), die Verwendung von Sonden mit rRNA
als Target nicht die Amplifizierung, wodurch die damit einhergehenden
Einschränkungen
und Artefakte behoben werden. Dabei besteht der Vorteil von rRNA
als Target darin, dass etwa 85 bis 90 Prozent aller RNA in einer
typischen Zelle rRNA ist.
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Die
Hybridisierung von Sonden mit RNA als Target kann entweder nach
Zell-Lyse, Extraktion und Reinigung aller Nucleinsäuren der
Probe oder in situ mit ganzen Zellen, im Allgemeinen nach Fixierung (Permeabilisierung)
der Membran (oder Zellwand) der in der Probe potenziell vorhandenen
Mikroorganismen, erreicht werden.
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Jedoch
sind Zell-Lyse und die anschließende Extraktion
und Aufreinigung der Nucleinsäuren,
insbesondere aller RNA, schwierige und zeitraubende Vorgänge, die
eine teure Apparatur, ausgebildetes Personal und strenge Versuchsbedingungen,
insbesondere die Verhinderung einer Kontaminierung durch Nucleasen
während
dieses Vorgangs, erfordern. Dieses Verfahren impliziert weiterhin
die Verwendung eines festen Trägers
wie einer Nylonmembran, auf welchem die aufgereinigten Nucleinsäuren auf
eine solche Weise immobilisiert werden, dass zwischen ihnen unterschieden
werden kann (beispielsweise Dot-Blot und Slot-Blot). Meist imnpliziert es
auch die Verwendung radioaktiv markierter Sonden, deren Handhabung
eine besondere Sorgfalt erfordert. Die Zell-Lyse zur RNA-Hybridisierung
ist daher weder in der Industrie noch in biologischen Laboratorien
für Routinebestimmungen
geeignet.
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Durch
eine In-situ-Hybridisierung in ganzen Zellen entfällt die
Notwendigkeit einer vorhergehenden Extraktion der Target-Nucleinsäuren durch
eine Zell-Lyse mit allen damit verbundenen Nachteilen. Das FISH-(Fluorescent
In Situ Hybridization-)Verfahren, in welchem mit einem fluoreszierenden
Stoff markierte rRNA-Sonden verwendet werden, ist ein bereits vorhandenes
In-situ-Verfahren. Diese Art eines Verfahrens, in welchem im Allgemeinen
eine Fluoreszenz-Mikroskopie
durchgeführt
wird, bietet eine schnelle und sensitive qualitative Be stimmung
vieler Probentypen. Heutzutage können
Sonden mit rRNA als Target, die so in situ mit ihrem Target in ganzen Zellen
hybridisiert worden sind, direkt in der Probe (Fließzytometrie
und Mikroskopie) quantifiziert werden, obwohl dieses Verfahren nicht
völlig
zufrieden stellend ist, da eine direkte Quantifizierung in der Probe
teuer und zeitraubend ist, ausgebildetes Personal erfordert und
eine genaue Quantifizierung hybridisierter Sonden nicht erlaubt,
wenn die Probe komplex und uneinheitlich ist (beispielsweise Flocken
oder Aggregate, die von Fadenbakterien in Klärschlamm gebildet werden, und
Proben, die natürlicherweise fluoreszierende
Mikroorganismen enthalten). Im Ergebnis ist dieses Verfahren der
In-situ-Hybridisierung in
ganzen Zellen unter Verwendung von mit einem fluoreszierenden Stoff
markierten Oligonucleotid-Sonden bisher ein im Wesentlichen qualitatives Verfahren
geblieben, das keine zuverlässigen
quantitativen Ergebnisse liefert.
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Um
das Bedürfnis
nach einer industriellen Anwendbarkeit auf Proben zu befriedigen,
die komplex und/oder uneinheitlich sein können, wird erfindungsgemäß ein Mittel
zur sowohl qualitativen als auch quantitativen Bestimmung der in
einer biologischen Probe potenziell vorhandenen Mikrobenpopulationen
bereitgestellt, durch welches die Nachteile des Standes der Technik
behoben werden.
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Der
erfindungsgemäße Gegenstand
besteht daher in einem Verfahren zur qualitativen und quantitativen
Bestimmung der Mikrobenpopulation/en, die in einer Probe potenziell
vorhanden ist/sind, dadurch gekennzeichnet, dass es das
- – In-Berührung-Bringen
der in der Probe potenziell vorhandenen Mikroorganismen mit mindestens einer
anschließend
als spezifische Sonde bezeichneten Oligonucleotid-Sonde mit RNA
als Target, die in der Lage ist, eine gewünschte Mikrobenpopulation unter
Bedingungen, die für
eine In-situ-Hybridisierung in ganzen Zellen vorteilhaft sind, nachzuweisen,
- – Extrahieren
durch Abtrennung von ihrem Target und Eluieren dieser Sonden, die
hybridisiert worden sind, aus den Zellen und
- – Detektieren
der extrahierten Sonden und Messen ihrer Menge oder ihrer jeweiligen
Mengen
umfasst.
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Erfindungsgemäß wird somit
vorteilhafterweise die Extraktion dieser Sonden ohne Zerstörung der
Zellen ermöglicht.
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Dabei
bedeutet die hier benutzte Bezeichnung "Mikrobenpopulation" (oder "Mikrobenbereich") die Gruppe von Mikroorganismen, die
eine gegebene Sonde in der Lage ist, durch Erkennung einer in jedem
Mitglied dieser Gruppe vorhandenen RNA-Target-Sequenz zu erkennen.
Dieser Ansatz beruht auf Oligonucleotid-Hybridisierungssonden, die komplementär zu RNA-Sequenzen
sind, die diagnostisch für ausgewählte phylogenetische
Gruppen sind, die in einem variierenden Grad einer Target-Region
entsprechen, die typisch für
eine Art von Mikroorganismen oder eine ganze Gruppe von Mikroorganismen ist.
Dabei ist jede Sonde, welche diese Stufe des In-Berührung-Bringens
ermöglicht,
für die
Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
geeignet. Die Wahl der spezifischen Sonde/n ist direkt mit der für diese
Probe gewünschten
Bestimmung verknüpft. So
können
Sonden beispielsweise aus Oligonucleotid-Sequenzen bestehen, die
zwischen den Reichen (Eukaryonten, Eubakterien und Archaebakterien) und
zwischen nah verwandten Organismen (der Gruppe aus Ammoniak-oxidierenden β-Proteobakterien,
der Gattung Nitrobacter oder Acinetobacter oder der Spezies Fibrobacter
intestinalis und der Spezies Escherichia coli) unterscheiden können. Sonden
mit feinerer phylogenetischer Auflösung können abgeleitet werden, indem
die vorhandenen Sammlungen von RNA-Sequenzen verwendet werden. Viele
Beispiele solcher Sonden mit RNA als Target sind im Stand der Technik
wie Patenten oder Patentanmeldungen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen, beispielsweise
Los Reyes et al., Appli. Environ. Microbiol., 63, Nr. 3, 1107–1117 (1997),
Mobarry et al., Appli. Environ. Microbiol., 62, Nr. 6, 2156–2162 (1996),
Wagner et al., Appli. Environ. Microbiol., 60, Nr. 3, 792–800 (1994)
und Kane et al., Appli. Environ. Microbiol., 59, Nr. 3, 682–686, beschrieben.
Weitere Beispiele für
solche Sonden können
vom Fachmann entworfen werden. Vorteilhafte Sonden sind solche mit
ribosomaler RNA (rRNA) als Target. Beispiele für solche vorteilhafte Sonden
umfassen Nb1000 (SEQ ID Nr. 1) und Nso 1225 (SEQ ID Nr. 2).
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
liefert besonders genaue quantitative Ergebnisse, wenn die Anzahl
der Zellen in der Probe gleich oder größer als etwa 103 oder
104 Zellen pro ml ist. Falls gewünscht, kann
die Mikroorganismenkonzentration einer flüssigen Probe durch Filtration
oder ein anderes Verfahren vor Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens
erhöht
werden.
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In
einer bevorzugten erfindungsgemäßen Ausführungsform
werden die Mikroorganismen, die potenziell in der Probe vorhanden
sind, auch mit mindestens einer Sonde in Berührung gebracht, die anschließend als "universelle Sonde" bezeichnet wird und
dazu dient, die Ergebnisse zu normieren, die mit Sonden erhalten
werden, die auf spezifische phylogenetische Mikroorganismengruppen
abzielen ("spezifische
Sonden"). Der Anteil
einer spezifischen Sonde in der Probe kann dann als Anteil an der
Menge dieser universellen Sonde angegeben werden. Eine solche universelle
Sonde kann somit die Angabe von beispielsweise der spezifischen
Target-rRNA als Prozentsatz aller rRNA ermöglichen. Beispiele für solche "universelle Sonden" umfassen Sonden,
die für
einen beliebigen Mikroorganismus spezifisch sind, oder Sonden, die
für Bakterien
oder Eukaryonten spezifisch sind. Solche "universellen Sonden" sind aus dem Stand der Technik bekannt,
wobei eine beliebige davon verwendet werden kann, sofern sie diese
Stufe des In-Berührung-Bringens
ermöglicht
und die gewünschte
Normierung der "spezifischen
Sonde" erlaubt.
Eine solche "universelle
Sonde" wird im erfindungsgemäßen Verfahren ähnlich wie
eine "spezifische
Sonde" verwendet,
weshalb eine Sonde mit rRNA als Target vorteilhaft ist.
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Es
kann vorteilhaft sein, die Mikroorganismen, die potenziell in der
Probe vorhanden sind, daraus, insbesondere durch Zentrifugieren,
zu extrahieren, bevor eine Stufe des erfindungsgemäßen Verfahrens
durchgeführt
wird. Ein Grund dafür,
auf diese Weise zu verfahren, besteht darin, das Hintergrundrauschen
zu entfernen, das eine Probe mit komplexer Zusammensetzung erzeugen
kann. Ein weiterer Grund kann sein, die in einer festen, gasförmigen oder
viskosen Probe potenziell vorhandenen Mikroorganismen in Lösung zu
bringen.
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Entsprechend
einer erfindungsgemäßen Ausführungsform
wird diese Stufe des In-Berührung-Bringens
durchgeführt,
nachdem die Zellen einer Fixierungsstufe (oder Permeabilisierungsstufe), die
für die
Aufrechterhaltung ihrer morphologischen Integrität wesentlich ist und welche
die in der Probe potenziell vorhandenen Mikroorganismen für kurze Oligonucleotid-Sonden
(etwa 15 bis 25 Nucleotide) permeabel macht, unterzogen worden sind.
Diese Fixierungsstufe ermöglicht
es den Sonden, in die Mikrobenzellen zu gelangen, ohne deren Integrität zu beeinträchtigen,
wodurch ihr/e Target/s in situ erreicht wird/werden. Wo möglich wird
die Probe vor der Fixierungsstufe homogenisiert, damit die mindestens
eine Sonde Zugang zu allen in der Probe potenziell vorhandenen Mikrobenpopulationen
gewinnt.
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Eine
solche Fixierung wird vorteilhafterweise erreicht, indem die Zellen
drei bis 12 Stunden lang bei 4 °C
in einer weniger als 10%igen und vorzugsweise etwa 4%igen Paraformaldehydlösung inkubiert werden.
Diese Fixierung ist insbesondere für Gram-negative Bakterien geeignet.
Für bestimmte Gram-positive
Bakterien kann die Fixierung erreicht werden, indem die Zellen in
einer 100%igen Ethanollösung
inkubiert werden.
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Nach
der Fixierung können
die Zellen durch beispielsweise Zentrifugieren entfernt und bis
zu ihrer Verwendung bei –20 °C in einer
auf einen pH-Wert von etwa 7 gepufferten Lösung (beispielsweise PBS-Puffer),
die etwa 50 % Ethanol enthält, aufbewahrt
werden.
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In
einer bevorzugten erfindungsgemäßen Ausführungsform
folgt auf diese Fixierung vor der Stufe des In-Berührung-Bringens
eine Entwässerungsstufe
(oder Trocknungsstufe). Diese Entwässerungsstufe kann durchgeführt werden,
indem die Probe mit mindestens einer Ethanollösung und vorzugsweise mit einer
Reihe von Ethanollösungen
mit ansteigender Konzentration in Berührung gebracht wird, bei spielsweise
indem die Probe in eine 70%ige, 80%ige und anschließend 95%ige
Ethanollösung
gebracht wird.
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Vorteilhafterweise
wird die Stufe des In-Berührung-Bringens
durchgeführt,
indem die Probe mit mindestens einer Sonde in Gegenwart einer Lösung, die
anschließend
als "Hybridisierungslösung" bezeichnet wird
und ein Denaturierungsmittel wie Natriumdodecylsulfat (SDS) mit
einer Konzentration von 0,001 bis 0,1 %, vorzugsweise von etwa 0,01
%, Tris-HCl, mit einem pH-Wert von etwa 8 und einer Konzentration
von 0,001 bis 0,1 M, vorzugsweise von etwa 0,02 M, und ein Salz
wie Natriumchlorid mit einer Konzentration von 0,1 bis 1,5 M und
vorzugsweise von etwa 0,9 M enthält,
in Berührung
gebracht wird. Ein solches In-Berührung-Bringen wird vorteilhafterweise über eine
Inkubationszeit, die etwa 10 Minuten bis etwa zwei Stunden lang
ist, und bei einer Hybridisierungstemperatur, die vorzugsweise die
optimale Temperatur ist, durchgeführt. Dabei können für jede Oligonucleotid-Sonde
die Hybridisierungsbedingungen (Temperatur, Konzentration von Salzen
und Denaturierungsmitteln) optimiert werden, sodass die Spezifität der Oligonucleotid-Sonde
für die
entsprechenden in den Targetzellen vorgefundenen RNA-Sequenzen erhöht wird.
Wird eine Vielzahl von Oligonucleotid-Sonden gleichzeitig verwendet,
so können
diese Hybridisierungsbedingungen derart gewählt werden, dass die optimalen
Bedingungen für jede
Sonde berücksichtigt
werden.
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Für die Extraktion
der mindestens einen Sonde ist es sehr vorteilhaft, dass sie nach
der Entfernung von überschüssiger und
ungebundener Sonde oder von nicht spezifisch gebundenem Sondenmaterial,
das in Berührung
gebracht worden war, insbesondere durch Wegwaschen mit einer Lösung, die anschließend als "Waschlösung" bezeichnet wird, durchgeführt wird.
Eine solche "Waschlösung" enthält vorteilhafterweise
ein Denaturierungsmittel wie Natriumdodecylsulfat (SDS) mit einer
Konzentration von 0,001 bis 0,1 % und vorzugsweise von etwa 0,02 %,
Tris-HCl, mit einem pH-Wert von etwa 8 und einer Konzentration von
0,001 bis 0,1 M und vorzugsweise von etwa 0,02 M, und ein Salz wie
Natriumchlorid mit einer Konzentration von 0,01 bis 0,9 M und vorzugsweise
von etwa 0,1 M. Dabei wird die Formulierung der "Waschlösung" (beispielsweise Charakter und/oder
Konzentrati on von Salz und Denaturierungsmittel) so eingestellt,
dass die richtige Stringenz, d.h. die Stringenz, die für die Entfernung
der nicht spezifisch gebundenen Probe erforderlich ist, erreicht
wird. Durch diese Waschstufe wird die Extraktionsstufe nur mit denjenigen
Sonden durchgeführt,
die wirkungsvoll mit dem/den gewünschten
Target/s hybridisiert worden sind.
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Entsprechend
einer bevorzugten erfindungsgemäßen Ausführungsform
wird die Extraktion durchgeführt,
indem die potenziell vorhandenen Mikroorganismen Bedingungen ausgesetzt
werden, welche die Denaturierung jeder spezifisch mit ihrer Target-Sequenz
verbundenen Sonde, insbesondere in Anwesenheit eines Sonde-Target-denaturierenden Mittels
wie eines, das den DNA/DNA- oder DNA/RNA-Duplex und speziell den betreffenden Sonde-Target-Duplex
auftrennt, bei einer Temperatur, die höher als die Schmelztemperatur
der betreffenden Sonde ist, insbesondere bei einer Temperatur von
etwa 100 °C,
ermöglichen.
Entsprechend einer besonders bevorzugten erfindungsgemäßen Ausführungsform
ist dieses Denaturierungsmittel Formamid. Die Extraktion wird dann
durchgeführt,
indem die Mikroorganismen 10 Minuten lang unter Verwendung eines
Inkubators mit geregelter Temperatur bei 100 °C in Formamid inkubiert werden.
Danach kann der Überstand
für die
Quantifizierung, beispielsweise durch Zentrifugieren, gewonnen werden.
Um die Detektion zu verbessern, können die extrahierten Sonden,
insbesondere unter Verwendung eines Speed-Vac®, vor
der Messung der entsprechenden Menge einer jeden Sonde aufkonzentriert
werden.
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Die
Detektion einer Target-hybridisierten Sonde und die Messung ihrer
Menge ergeben so eine qualitative und quantitative Bestimmung der Gruppe
aus in der Probe vorhandenen Target-Mikroorganismen. Dabei ist es
vorteilhaft, Detektion und Mengenmessung der extrahierten Sonden
durch Detektion und Mengenmessung einer Markierung durchzuführen, die
mit jeder der in Berührung
gebrachten Sonden verbunden oder in diese eingebaut ist, wie eine
radioaktive (32P, 35S
und 125I), chemilumineszierende oder fluoreszierende
Markierung. Die jeweiligen Mengen der Sonden werden dann durch Quantifizierung
der entsprechenden Markierung gemessen. Insbesondere ist es vorteilhaft,
eine fluoreszierende Markierung, speziell Fluo rescein, zu verwenden,
die mittels eines Fluoreszenz-Spektralphotometers leicht quantifiziert
werden kann.
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Es
können
verschiedene Sonden, beispielsweise (eine) spezifische Sonde(n)
und/oder (eine) universelle Sonde(n) in getrennten Proben oder in
ein und derselben Probe angeordnet werden. In letzterem Fall ist
es möglich,
die jeweilige Sonde von anderen während der Detektionsstufe verwendeten Sonden
zu unterscheiden, beispielsweise, indem jeder eine eigene spezifische
Markierung (beispielsweise unterschiedliche Fluorochrome) gegeben
wird.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
kann auf eine Vielfalt von Proben angewendet werden. Proben, für welche
eine Bestimmung unter Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens
besonders interessant ist, umfassen solche, die von Fluiden wie
natürlichem
und industriellem Wasser, industriellen Abflüssen, kommunalem Abwasser,
Industrieschlamm, Thermalschlamm, flüssigen oder gelförmigen Lebensmitteln,
Fermentationsmedien, Luft, Gas und Aerosol und Proben, die von einer
Belüftungs-
oder Klimaanlage eines Gebäudes,
Proben, die von einem essbaren Feststoff und Erde und Proben, die
von einem medizinischen Gerät,
von Mensch oder Tier wie Blut, Urin, Vaginal- oder Darmflora genommen
worden sind.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
benötigt weder
eine Mikrobenkultur noch Mikroskopie noch eine In-vitro-Amplifizierung
(wie PCR) noch eine Zell-Lyse. Es ist reproduzierbar, einfach, schnell
(kürzer
als drei Stunden), preisgünstig
und erfordert kein speziell ausgebildetes Personal. Es bietet den
weiteren Vorteil, dass es sich leicht automatisieren lässt. Das
erfindungsgemäße Verfahren
liefert insbesondere eine qualitative und quantitative Bestimmung
des mikrobiologischen oder Hygienestatus einer Probe und demzufolge
des Produkts, von welcher diese Probe entnommen worden ist. Es kann
daher vorteilhafterweise mit einer Meldungsfunktion kombiniert werden,
welche die Qualitäts-,
Sicherheits- und/oder Hygieneüberwachung
des Produkts, von welcher die Probe entnommen worden ist, insbesondere
als Teil einer Produktionslinie, betrifft.
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Wird
ein Grenzwert oder ein festgelegter Punkt überschritten, erlaubt das erfindungsgemäße Verfahren,
dass der entsprechende Qualitäts-,
Sicherheits- und/oder Hygienealarm ausgelöst wird. Es erlaubt auch die
automatische oder Feedback-Kontrolle
einer mkrobiologischen Beseitigung oder eines mikrobiologischen
Anreicherungsvorgangs.
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Die
Erfindung betrifft auch die Anwendung dieses Verfahrens auf die
In-vitro-Diagnostik
von Infektionskrankheiten.
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Außer den
Anwendungen auf "Status-
oder Zustandsbestimmung" und "Meldungen", betrifft die Erfindung
insbesondere die Anwendung dieses Verfahrens auf die automatische
oder Feedback-Regelung mikrobiologischer Vorgänge wie die Methanvergärung von
Gülle,
Behandlung organischer Abflüsse, Abwasserbehandlung
wie Belebtschlammbehandlung oder die automatische oder Feedback-Regelung eines
Vorgangs, der auf die Beseitigung oder Verhinderung der Vermehrung
von Mikroorganismen abzielt.
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Somit
kann das erfindungsgemäße Verfahren
vorteilhafterweise auf den Nachweis einer Schaumbildung bei Belebtschlammverfahren und/oder
die Feedback-Regelung eines Verfahrens, das auf die Beseitigung
oder Verhinderung der Bildung eines solchen Schaums abzielt, angewendet werden.
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Weitere
erfindungsgemäße Merkmale
und Vorteile werden anhand der folgenden beispielhaften Ausführungsformen
näher erläutert.
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Beispiel 1: Qualitative
und quantitative Bestimmung einer Probe aus einem Abwasserbehandlungsreaktor
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a) Fixierungsstufe
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Proben
aus dem Abfluss von Belebtschlammreaktoren zur Abwasserbehandlung
wurden vermischt und dreimal unter Verwendung einer Phosphatpufferlösung (PBS,
phosphatgepufferte Kochsalzlösung)
bei pH 7 gewaschen. Die Probe wurde dann zu drei Volumina einer
4%igen Paraformaldehydlösung
gegeben und 3 bis 12 Stunden lang bei 4 °C inkubiert. Nach dem Zentrifugieren
wurde der Überstand
entfernt und die Probe erneut mit einer phosphatgepufferten Kochsalzlösung (PBS)
mit pH 7 vermischt. Es wurde das gleiche Volumen an Ethanol zugegeben
und die Probe bis zur Verwendung bei –20 °C aufbewahrt.
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b) Entwässerungsstufe
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Nach
Zugabe von 1 ml 70%igem Ethanol auf den Rückstand und Resuspendierung
der Zellen wurde die fixierte Probe zentrifugiert. Das Gemisch wurde
5 Minuten zentrifugiert und anschließend der Überstand entfernt. Dieser Vorgang
wurde mit 80%igem Ethanol und anschließend mit 95%igem Ethanol wiederholt.
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c) Hybridisierungsstufe
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Mit
der Hybridisierungstemperatur, die für die verwendete Sonde erforderlich
ist, wurde ein Wasserbad vorbereitet (die Temperatur ist von Länge und Sequenz
der Sonde abhängig).
In diesem Beispiel wurden folgende Sonden verwendet:
Sonde
Nb 1000, spezifisch für
die Gattung Nitrobacter, mit der Sequenz SEQ ID Nr. 1: 5' TGCGACCGGTCATGG
3',
Sonde Nso
1225, spezifisch für
Ammoniak-oxidierende β-Proteobakterien,
mit der Sequenz SEQ ID Nr. 2: 5' CGCCATTGTATTACGTGTGA
3',
Sonde S
Univ-1390, eine universelle Sonde für einen beliebigen Mikroorganismus,
mit der Sequenz SEQ ID Nr. 3: 5' GACGGGCGGTGTGTACAA
3' und
Sonde
S Bac338, spezifische für
Bakterien, mit der Sequenz SEQ ID Nr. 4: 5' GCTGCCTCCCGTAGGAGT 3'.
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Diese
Sonden wurden synthetisiert, durch Hochleistungsflüssigchromatographie
(HPLC) aufgereinigt und am 5'-Ende
mit Fluorescein markiert. Sie sind lieferbar von Operon Technologies
of Alameda, Kalifornien (USA) oder, in Frankreich, von dem Unternehmen
Genset, Paris (unter anderem).
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Die
aus der Entwässerungsstufe
erhaltenen Zellen wurden erneut in 400 μl einer Hybridisierungslösung suspendiert,
die (auf 10 ml) NaCl 5M, 1,8 ml, Tris-HCl 1M, 200 μl, SDS (Natriumdodecylsulfat)
5 μl, destilliertes
Wasser, 8 ml, auf 10 ml enthielt. Nachdem jede Sonde mit einem Fluorochrom
markiert worden war, wurde die erforderliche Menge einer jeden Sonde
zugegeben (hier 1,5 Nanomol). Die in Berührung mit den Sonden befindlichen
Zellen in der Hybridisierungslösung
wurden 10 Minuten bis 2 Stunden lang bei der Hybridisierungstemperatur
inkubiert. Die hybridisierten Proben wurden zentrifugiert und die Überstände entfernt.
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d) Waschstufe
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Nach
der Hybridisierung wurden die Zellen zweimal jeweils 15 Minuten
lang bei der Hybridisierungstemperatur in einer gepufferten Waschlösung gewaschen,
die auf 50 ml NaCl, 5 M, 1 ml, Tris-HCl, 1 M, 9 ml, und SDS 20 %,
50 μl, enthielt.
Die Formulierung der "Waschlösung" (beispielsweise
Salz und Denaturierungsmittel) wurde entsprechend dem Erfordernis
des Erreichens der richtigen Stringenz, d.h. der Entfernung von
unspezifisch gebundener Sonde, eingestellt.
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e) Extraktion der Fluoreszenz
durch Elution
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300 μl auf 100 °C erhitztes
Formamid wurden den aus der Waschstufe erhaltenen Proben zugegeben,
und der Rückstand
wurde vorsichtig erneut suspendiert. Die Reagenzgläser wurden
10 Minuten lang bei 100 °C
aufbewahrt, vorzugsweise unter Verwendung eines Inkubators mit geregelter
Temperatur. Es wurde 10 Minuten lang zentrifugiert. Der Überstand wurde
gewonnen und in der Dunkelheit aufbewahrt, bis er durch Fluoreszenzspektroskopie
analysiert werden konnte. Die Fluoreszenz wurde unter Verwendung
eines Spektralfluorometers quantifiziert. Die in den Sonden Nb 1000
und Nso 1225 gemessenen Mengen entsprachen den relativen Mengen
von Nitrobacter-Bakterien und Ammoniak-oxidierenden β-Proteobakterien,
die in der Probe enthalten waren. Diese Mengen wurden mit denjenigen
verglichen, die mit der universellen Sonde S Univ-1390 und der Bakteriensonde
S Bac 338 gemessen worden waren.
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Dies
ergibt einen Prozentsatz (relativen Anteil) der in der Probe enthaltenen
Mikroorganismen, die Nitrobacter bzw. Ammoniak-oxidierende β-Proteobakterien
waren.
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Sequenzliste
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(1) Allgemeine Informationen:
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- (I) Anmelderin:
(a) Name: Suez Lyonnaise
des Eaux
(b) Adresse: 72 avenue de la Liberté
(c)
Stadt: Nanterre Cedex
(e) Staat: Frankreich
(f) Postleitzahl:
92753
- (II) Name der Erfindung: Mittel zur qualitativen und quantitativen
Bestimmnung der potenziell in einer Probe vorhandenen Mikrobenpopulationen
- (III) Anzahl der Sequenzen: 4
- (IV) Computerlesbare Form:
(a) Speichermedium: Diskette
(b)
Computer: IBM-PC-kompatibel
(c) Betriebssystem: PC-DOS/MS-DOS
(d)
Software: PatentIn Release Nr. 1.0, Version Nr. 1.30 (OEB)
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(2) Informationen zu SEQ
ID Nr. 1:
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- (I) Charakteristika der Sequenz:
(a) Länge: 15
Basenpaare
(b) Typ: Nucleotid
(c) Anzahl der Stränge: einsträngig
(d)
Konfiguration: linear
- (II) Art des Moleküls:
andere Nucleinsäure
- (III) Hypothetisch: ja
- (IV) Antisense: keine
- (VII) unmittelbare Quelle:
(B) Klon: Nb1000
- (XI) Beschreibung der Sequenz: SEQ ID Nr. 1:
TGCGACCGGT
CATGG
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(3) Informationen zu SEQ
ID Nr. 2:
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- (I) Charakteristika der Sequenz:
(a) Länge: 20
Basenpaare
(b) Typ: Nucleotid
(c) Anzahl der Stränge: einsträngig
(d)
Konfiguration: linear
- (II) Art des Moleküls:
andere Nucleinsäure
- (III) Hypothetisch: ja
- (IV) Antisense: keine
- (VII) unmittelbare Quelle:
(B) Klon: Nb1225
- (XI) Beschreibung der Sequenz: SEQ ID Nr. 2:
5' CGCCATTGTA TTACGTGTGA
3'
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(4) Informationen zu SEQ
ID Nr. 3:
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- (I) Charakteristika der Sequenz:
(a) Länge: 18
Basenpaare
(b) Typ: Nucleotid
(c) Anzahl der Stränge: einsträngig
(d)
Konfiguration: linear
- (II) Art des Moleküls:
andere Nucleinsäure
- (III) Hypothetisch: ja
- (IV) Antisense: keine
- (VII) unmittelbare Quelle:
(B) Klon: S Univ-1390
- (XI) Beschreibung der Sequenz: SEQ ID Nr. 3:
5' GACGGGCGGTGTGTACAA
3'
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(5) Informationen zu SEQ
ID. Nr. 4:
-
- (I) Charakteristika der Sequenz:
(a) Länge: 18
Basenpaare
(b) Typ: Nucleotid
(c) Anzahl der Stränge: einsträngig
(d)
Konfiguration: linear
- (II) Art des Moleküls:
andere Nucleinsäure
- (III) Hypothetisch: ja
- (IV) Antisense: keine
- (VII) unmittelbare Quelle:
(B) Klon: S Bac338
- (XI) Beschreibung der Sequenz: SEQ ID Nr. 4:
5' GCTGCCTCCCGTAGGAGT
3'