-
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein verbessertes Verfahren, das
es ermöglicht, einen neuen sowohl in Kett- als auch in Schußrichtung
dehnbaren Gewebetyp herzustellen, insbesondere ein als Sitzbezug,
besonders für Autositze, verwendbares Gewebe.
-
Es ist bekannt, daß die zur Herstellung von Sitzbezügen, insbesondere im
Automobilsektor, verwendeten Materialien nicht nur eine sehr gute
Beständigkeit gegen die Abscheuerung unter Druck aufweisen müssen, sondern
auch unter der Einwirkung von Hitze, von Sonnenstrahlung, etc. nicht mit
der Zeit verschleißen dürfen.
-
Zudem führt die komplexe Form, welche die Sitzfläche und die Rückenlehne
des Sitzes zur Verbesserung des Komforts und der Körperhaltung des
Fahrers haben kann, dazu, daß zunehmend dehnbare textile Strukturen zur
Herstellung derartiger Bezüge eingesetzt werden.
-
Bis heute werden als Materialien im wesentlichen durch Wirken erhaltene
Stoffe und insbesondere nach der "Kulierwirken" genannten Technik
hergestellte Stoffe verwendet, welche aufgrund der Tatsache des
Ineinandergreifens der Maschen leicht dehnbar sind, selbst wenn die zu ihrer
Herstellung verwendeten Fäden keine derartige Eigenschaft aufweisen.
-
Obwohl bis heute sehr zahlreiche Vorschläge zur Herstellung dehnbarer
Kette/Schußgewebe zur Verwendung insbesondere im Bereich der
Kleidungsstücke (siehe insbesondere DE 28 45 919) gemacht wurden, hat sich
deren Verwendung als Sitzbezüge nicht entwickelt, was durch die Tatsache
erklärt werden kann, daß sie nicht die gleichzeitige Lösung der Gesamtheit
der vorstehend erwähnten Probleme ermöglichen, insbesondere soweit die
Widerstandsfähigkeit gegen Reibungen betroffen ist.
-
Unter den bis heute vorgeschlagenen dehnbaren Geweben können zwei große
Familien genannt werden.
-
Die erste, welche es ermöglicht, Waren mit einer sehr hohen Dehnbarkeit zu
erhalten, die bis zu 40% erreichen kann, besteht aus der Herstellung des
Gewebes aus einem umsponnenen oder zusammengesetzten Garn oder
ähnlichem, dessen Seele aus einem zu der Klasse der Elastofasern, z. B.
Elasthan, gehörenden Garn gebildet ist und dessen Ummantelung entweder
von einem Fasergespinst oder einem synthetischen Garn, gegebenenfalls
texturiert, insbesondere durch Falschdrahttextur, besteht.
-
Die umsponnenen Fäden werden einer geeigneten thermischen Behandlung
unterzogen, welche es ermöglicht, vorübergehend ihre Dehnbarkeit zu
blockieren und ihnen so die Eignung zum Verweben zu verleihen, wobei die
Dehnbarkeit des Stoffes während einer späteren Abschlußbehandlung
ausgebildet wird.
-
Eine derartige Vorgehensweise erzeugt jedoch Probleme bei der Umsetzung,
insbesondere um die Schrumpfung des Fadens während der thermischen
Behandlung zu erhalten, welche Schrumpfung Fehler, insbesondere
Knötchenbildung, in das Gewebe einbringen kann, welche eine erneute
Behandlung erfordern, um zu einem flachen Gewebe zu führen.
-
Auch wenn derartige Waren in bezug auf ihre sehr große Dehnbarkeit zur
Herstellung von Sitzbezügen geeignet sind, werden sie hierfür jedoch nicht,
verwendet aufgrund der Tatsache, daß die elastische Seele mit der Zeit
verrotten kann und insbesondere daß sie für eine derartige Anwendung keine
ausreichende Widerstandsfähigkeit gegen Reibungen aufweisen.
-
Ferner haben Geweben aus Elastomergarnen (Seelengarn) auch einen
erheblichen Nachteil, nämlich ihren hohen Preis, der sowohl aus den in
ihren Aufbau eingehenden Materialien als auch aus den zu ihrer Herstellung
erforderichen Moulinier-Vorgängen resultiert, und sie machen Probleme
während ihrer Handhabung, insbesondere Färbung.
-
Es wurde ebenfalls nach wie vor für den Bereich der Bekleidungsstücke
vorgeschlagen, ein Kett- und Schußgewebe herzustellen, welches eine sehr
gute Dehnbarkeit aufweist, die bis zu 15% erreichen kann, unter
Verwendung synthetischer Garne, z. B. aus Polyamid oder Polyester, welche eine
Texturierbehandlung, insbesondere durch Falschdrahttexturierung, erhalten
haben.
-
Derartige Gewebe, die aus texturierten Fäden hergestellt sind, können zu
einem sehr konkurrenzfähigen Preis hergestellt werden. Aus praktischer
Sicht wurden diese Produkte jedoch im wesentlichen im Bereich der
Bekleidungsstücke verwendet und wurden nicht in den Bereich der Sitzbezüge
eingeführt. Außerdem wird diese Art Ware im allgemeinen im Stück gefärbt,
was nur die Herstellung einfarbiger oder strukturiert-einfarbiger (faux uni)
Gewebe ermöglicht und es nicht erlaubt, farbige Muster zu erhalten.
-
Man hat daher - und dies ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung - ein
verbessertes Verfahren gefunden, welches die Herstellung von gleichzeitig
in Kettrichtung und Schußrichtung dehnbaren Geweben erlaubt, welche
farbige Effekte aufweisen, ausgehend von falschdrahttexturierten Garnen,
auch "weiche Garne" genannt, welche keine ergänzende thermische
Behandlung erhalten haben, die die Begrenzung ihrer Dehnbarkeit ermöglicht.
-
Allgemein bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren zur Herstellung
eines gleichzeitig in Kett- und in Schußrichtung dehnbaren Gewebes,
welches Farbeffekte aufweist, wobei die Kettfäden und die Schußfäden
synthetische Fäden sind, die einer Falschdrahttexturier-Behandlung
unterzogen wurden, wodurch sie gleichzeitig voluminös und dehnbar werden, wobei
das Verfahren gemäß der Erfindung dadurch gekennzeichnet ist, daß
-
- die die Kette und/ oder den Schuß bildenden texturierten Fäden vor
dem Vorgang der Verarbeitung zu Gewebe unter Bedingungen,
welche die Schrumpfung der genannten Fäden zur Folge haben,
zunächst gefärbt werden;
-
- das Weben so ausgeführt wird, daß die Rohware eine Kett- und
Schußfadendichte aufweist, die um 10 bis 15% geringer als die bei
dem fertigen Gewebe gewünschte endgültige Dichte ist;
-
- bei der Ausführung des Webvorgangs die Kett- und Schußfäden
unter Spannung gehalten werden;
-
- nach dem Weben das Gewebe einem Waschvorgang bei einer
Temperatur unter 100ºC unterzogen wird, wodurch jedes Risiko eines
Auswaschens der Farbstoffe vermieden wird, und danach einer
abschließenden Wärmebehandlung mittels Spannrahmendurchlauf,
wobei bei diesen Vorgängen das Gewebe sowohl der Länge äls
auch der Breite nach spannungsfrei gehalten wird, wodurch eine
Kontraktion der Garnkräuselung verursacht wird, wäs eine
Schrumpfung des Stoffs sowohl in Kett- als auch in Schußrichtung
zur Folge hat.
-
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist das durch das
erfindungsgemäße Verfahren erhaltene Gewebe ausgehend von falschdrahttexturierten
Polyestergarnen hergestellt. In diesem Fall treten die Garne zur
Durchführung des Färbevorgangs als weichgewickelte Spulen auf, was eine
Schrumpfung des Garns während des Färbevorgangs ermöglicht, der vorzugsweise in
einem Autoklav bei einer Temperatur der Größenordnung von 130ºC
stattfindet.
-
Ein derartiges Gewebe kann jede Bindungsart aufweisen, seien es
Leinwandbindungen, Fantasiebindungen oder gar Jacquard-Bindungen.
-
Ferner werden beim Herstellen der Rohware die Dichte der Kettfäden uncl
Schußfäden derart berechnet, daß sie etwa 10 bis 15% unterhalb der
gewünschten Enddichte des fertiggestellten Stoffes liegt.
-
Wie zuvor erwähnt, wird der Waschvorgang auf eine Weise durchgeführt,
die die Färbung der Garne nicht beeinflußt, wobei eine Temperatur von
90ºC im Falle von vorgefärbten Polyesterfäden geeignet ist, wobei die
abschließende Wärmebehandlung (Spannrahmendurchlauf) auf einer
Einrichtung ausgeführt wird, in deren Inneren eine Temperatur von 150ºC
herrscht, welche jedoch in Anbetracht der Geschwindigkeit des Durchlaufs
des Gewebes, die in der Größenordnung von 15 m/Minute liegt, dazu führt,
daß letzteres nur eine Temperatur in der Größenordnung von 130ºC
erreicht.
-
Wenn auf diese Weise vorgegangen wird, erhält man ein gleichzeitig in
Schußrichtung und in Kettrichtung dehnbares Gewebe, welches eine
Dehnfähigkeit in der Größenordnung von 20% aufweist und welches außerdem eine
verbesserte Widerstandsfähigkeit gegen Abscheuerung (Abrasion) in bezug
auf vorbekannte dehnbare Kett-/Schuß-Gewebe aufweist, welche aus
texturierten Garnen hergestellt und für Bekleidungsstücke bestimmt sind.
-
Die Erfindung und die Vorteile, die sich aus ihr ergeben, sind besser anhand
der nachfolgend beispielhaft, jedoch nicht einschränkend, gegebenen
Ausführungsbeispiele verständlich.
Beispiel 1
-
Ein erfindungsgemäßes Gewebe wird hergestellt, dessen Kett- und
Schußbestandteile die folgenden sind.
-
- Kette: falschdrahttexturierte Polyestergarne, jeder Faden
weist zwei Einzelfäden mit 167 dtex30 Filamenten auf, welche
zuvor gefärbt wurden. Die Kette weist 4498 Fäden auf und ist
mit einer Farbanordnung (dreifarbig) hergestellt. Das Blatt der
Webmaschine weist 13 Rietstäbe pro Zentimeter mit zwei
Fäden pro Rietstab und somit 26 Fäden pro Zentimeter auf.
-
- Schuß: Falschdrahttexturierte Polyesterfäden ähnlich den
Kettfäden. Die Schußfäden sind ebenfalls gefärbt.
-
Der Webvorgang wird unter Aufbringung einer Spannung auf die Kettfäden
durchgeführt, wobei der Schuß ebenfalls unter Spannung mit einem
Verhältnis von 20 Schlägen/Zentimeter eingetragen wird.
-
Am Warenabzug der Webmaschine hat das Gewebe eine Breite von 152
Zentimetern erreicht und wiegt 230 g/m².
-
Ein derartiges Rohgewebe weist eine Dehnbarkeit in Längs- und
Querrichtung von 10% auf.
-
Das auf diese Weise hergestellte Rohgewebe wird einer Behandlung
unterzogen, die die Verstärkung seiner Dehnfähigkeit ermöglicht, wobei die
Behandlung zunächst aus einem Waschvorgang bei einer Temperatur von
90ºC besteht, der auf einer Maschine des Typs "Jet" durchgeführt wird,
wobei im Verlauf dieser Behandlung das Gewebe sowohl in Längsrichtung
als auch in Querrichtung spannungsfrei gehalten wird. Die Waschtemperatur
ist derart, daß sie einerseits nicht die Qualität der Färbung der Fäden
beeinträchtigt und keine thermische Fixierung der Kräuselung der Fäden
bewirkt. Nach einer derartigen Waschbehandlung wird das Gewebe einem
Trocken- und Fixiervorgang auf einem Spannrahmen unterzogen. Während
diesem Vorgang wird der Rahmen bei einer Temperatur von 150ºC gehalten,
wobei die Durchlaufgeschwindigkeit des Gewebes 15 m/Minute beträgt.
Folglich wird in Anbetracht dieser Durchlaufgeschwindigkeit der Anstieg
der Temperatur des Gewebes auf etwa 130ºC begrenzt. Ferner ist der
Spannrahmen derart geregelt, daß das Gewebe in der nach dem Waschen
erhaltenen Breite gehalten wird, ohne daß eine Spannung aufgebracht wird;
und ebenfalls mit einer Voreilung zugeführt wird.
-
Am Ende der Behandlung erhält man ein fertiges Gewebe mit einer Breite
von 145 cm und einem Gewicht von 255 g/m².
-
Die Kettfadendichte beträgt 30,5 Fäden/Zentimeter und die
Schußfadendichte beträgt 23,8 Fäden/Zentimeter.
-
Ein derartiges Gewebe weist eine Elastizität der Größenordnung von 20%
sowohl in Kett- als auch in Schußrichtung auf. Diese Elastizität wird auf
einem Dynamometer gemäß einer durch die französischen Automobilbauer in
der Norm D 41029 bestimmten Prüfmethode unter einer Last von SdaN
bestimmt.
Beispiel 2
-
Das Beispiel 1 wird wiederholt; außer daß die Kettfäden und Schußfäden von
texturierten Polyesterfäden gebildet werden, welche jeweils drei Einzelfäden
mit einem Titer von 167 dtex/30 Filamenten gebildet werden, wobei die
Anzahl der Kettfäden 4134 Fäden beträgt und die Dichte am Webblatt
ebenfalls 26 Fäden/Zentimeter beträgt.
-
Der Schuß wird ebenfalls durch einen falschdrahttexturierten Polyesterfaden
gebildet, der aus drei Einzelfäden mit 167 dtex/30 Filamenten besteht, die
vorgefärbt sind, mit einer Reduktion von 14 Schlägen/Zentimeter.
-
Am Warenabzug des Webstuhls weist das Gewebe eine Breite von 152 cm
auf und wiegt 275 g/m².
-
Seine Elastizitätsrate liegt sowohl in Schußrichtung als auch in Kettrichtung
bei 10%.
-
Man führt eine Abschlußbehandlung unter den gleichen Bedingungen wie bei
Beispiel 1 durch.
-
Nach der Behandlung erhält man ein fertiges Gewebe mit einer Breite von
142 cm, welches 335 g/m² wiegt.
-
Ein derartiges Gewebe weist 28,5 Fäden/Zentimeter und 15,5
Fäden/Zentimeter auf.
-
Wie das Gewebe aus Beispiel 1 weist es eine Elastizität in beiden
Richtungen in der Größenordnung von 20% auf.
-
Dieses Gewebe ist besonders geeignet zur Herstellung von Sitzbezügen,
insbesondere für Automobile, und weist sehr gute Widerstandseigenschaften
gegen Abscheuern auf.