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GEBIET DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Verfahren zur Herstellung von Produkten
ausgehend von Reaktanten, wobei die Reaktion, vorzugsweise ein Bindungsbildung,
zwischen den Reaktanten durch eine Nucleinsäure mit erleichternden Eigenschaften
gefördert
wird. Die Erfindung umfasst ebenfalls die durch die Verfahren hergestellten
Produkte. Genauer gesagt, betrifft die Erfindung Verfahren für die Coevolution
einer erleichternden Nucleinsäure
und das Produkt, dass durch die Vermittlung der erleichternden Nucleinsäure hergestellt wird.
Die Erfindung betrifft außerdem
ein Verfahren zur Identifikation von Nucleinsäuren mit erleichternden Eigenschaften
sowie die Nucleinsäuren.
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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Es
wurde ein Verfahren für
die In-vitro-Evolution von Nucleinsäuremolekülen mit stark spezifischer Bindung
an Zielmoleküle
entwickelt. Dieses Verfahren, das SELEX genannt wird (Systematic
Evolution of Ligands by Exponential enrichment = Auswahl von Liganden über exponentielle
Anreicherung), wird in der US-Patentanmeldung mit der Seriennummer
07/536.428 mit dem Titel „Systematic
Evoluion of Ligands by Exponential Enrichment", jetzt fallen gelassen; in der US-Patentanmeldung
mit der Seriennummer 07/714.131, eingereicht am 10. Juni 1991 mit
dem Titel „Nucleic
Acid Ligands", in
der US-Patentanmeldung Nr. 07/931.473, eingereicht am 17. August
1992 mit dem Titel „Nucleic
Acid Ligands", jetzt
US-Patent Nr. 5.270.163 (siehe auch PCT/US91/04078), beschrieben.
Jede dieser Anmeldungen, die hierin mit der Sammelbezeichnung SELEX-Patentanmeldungen
bezeichnet werden, beschreibt ein grundlegend neues Verfahren zur
Herstellung eines Nucleinsäureliganden
für ein
beliebiges Zielmolekül.
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Das
SELEX-Verfahren umfasst die Auswahl aus einem Gemisch von Kandidaten-Oligonucleotiden und
die schrittweise Iteration von Binden, Trennen und Amplifikation
unter Einsatz desselben allgemeinen Auswahlschemas, um praktisch
jedes erwünschte
Kriterium in Bezug auf Bindungsaffinität und -selektivität zu erhalten.
Aus gehend von einem Gemisch von Nucleinsäuren, die vorzugsweise ein
Segment randomisierter Sequenz umfasst, umfasst das SELEX-Verfahren
Schritte des Kontaktierens des Gemischs mit dem Target unter für eine Bindung
günstigen
Bedingungen, des Trennens von ungebundenen Nucleinsäuren von
den Nucleinsäuren,
die spezifisch an Zielmoleküle
gebunden sind, des Dissoziierens der Nucleinsäure-Target-Komplexe, des Amplifizierens der von
den Nucleinsäure-Target-Komplexen
dissoziierten Nucleinsäuren,
um ein mit Liganden angereichertes Nucleinsäuregemisch zu erhalten, sowie
des Wiederholens der Schritte des Bindens, des Trennens, des Dissoziierens
und des Amplifizierens in einer gewünschten Anzahl von Zyklen,
um Nucleinsäureliganden
mit einer hoch spezifischen Affinität für das Zielmolekül zu erhalten.
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Es
wurde von den Erfindern der vorliegenden Erfindung erkannt, dass
das SELEX-Verfahren
zeigt, dass Nucleinsäuren
als chemische Verbindungen eine weite Reihe von Formen, Größen und
Konfigurationen annehmen können
und in der Lage sind, weitaus mehr Bindungsarten und andere Funktionen
auszuführen
als jene, die in biologischen Systemen gezeigt werden.
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Viele
Jahre lang bestand der Grundsatz, dass Nucleinsäuren hauptsächlich eine Informationsrolle
erfüllen.
Durch die Anwendung von SELEX ist den Erfindern der vorliegenden
Erfindung klar geworden, dass Nucleinsäuren eine dreidimensionale
Strukturdiversität
aufweisen, die jener von Proteinen nicht unähnlich ist. So haben die Erfinder
der vorliegenden Erfindung erkannt, dass SELEX oder SELEX-ähnliche
Verfahren eingesetzt werden könnten,
um Nucleinsäuren
zu identifizieren, die eine bestimmte Reaktion erleichtern, indem Nucleinsäureliganden
für ein
beliebiges Target identifiziert werden können. In der Theorie behaupten
die Erfinder der vorliegenden Erfindung, dass es in einem Kandidatengemisch
von etwa 1013 bis 1018 Nucleinsäuren zumindest
eine Nucleinsäure
gibt, die die geeignete Form aufweist, um eine Vielzahl von physikalischen
und chemischen Wechselwirkungen zu erleichtern.
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Bisher
wurden in Studien nur wenige Nucleinsäuren identifiziert, die nur
einen engen Teilsatz an erleichternden Fähigkeiten aufweisen. Es sind
einige RNA-Katalysatoren bekannt (Cech, Science 236: 1532-1539 (1987),
und McCorkle et al., Concepts Biochem. 64, 221-226 (1987)). Bisher
wurde nur gezeigt, dass diese natürlich vorkommenden RNA-Enzyme
(Ribozyme) auf Oligonucleotidsubstraten wirken. Außerdem verfügen diese
Moleküle
nur über
eine geringe Bandbreite an chemischen Möglichkeiten, die weitgehend mit
Phosphodiesterbindungskondensation/-hydrolyse verbunden sind, mit
Ausnahme der möglichen
Beteiligung von RNA an Proteinbiosynthese. Obwohl in letzter Zeit
intensive Forschung zur Identifikation von RNA- und DNA-Katalysatoren durchgeführt wurde,
konnten nur wenige Erfolge verzeichnet werden. Phosphodiester-Spaltung,
Hydrolyse von Aminoacylestern (Piccirilli et al., Science 256, 1420-1424
(1992)), Ligation von einem Oligonucleotid mit einem 3'-OH an ein 5'-Triphosphat-Ende
des Katalysators (Bartel et al., Science 261, 1411-1418 (1993)),
Amidbindungsspaltung (Dai et al., Science 267, 237-240 (1995)),
Biphenylisomeraseaktivität
(Schultz et al., Science 264, 1924-1927 (1994)) und Polynucleotidkinaseaktivität (Lorsch
et al., Nature 371, 31-36 (1994)) wurden beobachtet. Illangasekare
et al. (Science 267, 643-647 (1995)) beschreiben die ersten RNA-Moleküle, die
die Bildung einer Kohlenstoff-Sauerstoff-Bindung katalysieren. Die
bisher bekannten Nucleinsäurekatalysatoren
weisen gewisse Mängel
in Bezug auf ihre Wirksamkeit in Bezug auf Reaktionen zur Bildung/Spaltung
von Bindungen auf. Einer der Nachteile ist, dass sie im Vergleich
zu Proteinenzymen langsam wirken und dass sie, wie oben beschrieben, über eine
geringe Bandbreite von chemischen Möglichkeiten verfügen.
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Green
et al., Methods in Enzymology 2, 75-86 (1991), offenbaren ein Verfahren
zur Identifikation, Auswahl und Amplifizierung eines Ribonucleinsäuremoleküls mit einer
vorbestimmten Funktion, nämlich
eines Ribozyms. Die Wechselwirkungspartner sind RNA-Moleküle aus einer
teilweise randomisierten RNA-Bibliothek und ein bestimmtes RNA-Oligomer.
Die Reaktion zwischen den beiden RNA-Molekülen, die stattfindet, ist die Ligation
des RNA-Oligomers an das aktive Ribozym-Molekül. Ribozyme, die die Reaktion
erfolgreich katalysieren, werden dann durch eine PCR identifiziert.
Zusätzliche
Auswahl- und Amplifikationsrunden werden eingesetzt, um die Population
von aktiven Molekülen
weiter anzureichern.
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Das
grundlegende SELEX-Verfahren wurde verändert, um eine Reihe von bestimmten
Zielen zu erreichen. Die US-Patentanmeldung mit der Seriennummer
07/960.093, eingereicht am 14. Oktober 1992, mit dem Titel „Method
for Selecting Nucleic Acids on the Basis of Structure" beschreibt beispielsweise
den Einsatz von SELEX in Kombination mit einer Gelelektrophorese,
um Nucleinsäuremoleküle mit bestimmten
Strukturmerkmalen, wie z.B. bent-DNA, auszuwählen. Die US-Patentanmeldung mit
der Seriennummer 08/123.935, eingereicht am 17. September 1993,
mit dem Titel „Photoselection
of Nucleic Acid Ligands" beschreibt
ein auf SELEX basierendes Verfahren zur Auswahl von Nucleinsäureliganden,
die photoreaktive Gruppen umfassen, die in der Lage sind, ein Zielmolekül zu binden
und/oder zu photovernetzen und/oder zu photoinaktivieren. Die Parallelanmeldung
PCT/US94/10562, eingereicht am 19. September 1994, die eine Continuation-in-Part
zu US-Patentanmeldung mit der Seriennummer 08/123.935 ist, offenbart,
dass bestimmte Nucleinsäuresequenzen,
die 5-Ioduracil-Reste umfassten und kovalent an ein HIV-1-Rev-Protein
binden, identifiziert wurden. US-Patentanmeldung mit der Seriennummer
08/134.028, eingereicht am 7. Oktober 1993, mit dem Titel „High-Affinity
Nucleic Acid Ligands That Discriminate Between Theophylline and
Caffeine" beschreibt
ein Verfahren zur Identifikation von äußerst spezifischen Nucleinsäureliganden,
die in der Lage sind, zwischen nahe verwandten Molekülen zu unterschieden,
wobei dieses Verfahren als Counter-SELEX bezeichnet wird. US-Patentanmeldung
mit der Seriennummer 08/143.564, eingereicht am 25. Oktober 1993,
mit dem Titel „Systematic Evolution
of Ligands by Exponential Enrichment: Solution SELEX" beschreibt ein auf
SELEX basierendes Verfahren, das eine hochwirksame Trennung von
Oligonucleotiden mit hoher und geringer Affinität in Bezug auf ein Zielmolekül erzielt.
US-Patentanmeldung mit der Seriennummer 08/400.440, eingereicht
am 8. März
1995, mit dem Titel „Systematic
Evolution of Ligands by Exponential Enrichment: Chemi-SELEX" beschreibt Verfahren,
um einen Nucleinsäureliganden
kovalent an sein Target zu binden.
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Das
SELEX-Verfahren umfasst die Identifikation von hochaffinen Nucleinsäureliganden,
die veränderte
Nucleotide enthalten, die dem Liganden verbesserte Eigenschaften
verleihen, wie z.B. verbesserte In-vivo-Stabilität oder verbesserte Abgabeeigen schaften.
Beispiele für
solche Modifikationen umfassen chemische Substitutionen an den Ribose-
und/oder Phosphat- und/oder Basenposition. Mittels SELEX identifizierte
Nucleinsäureliganden,
die modifizierte Nucleotide enthalten, werden in US-Patentanmeldung mit
der Seriennummer 08/117.991, eingereicht am 8. September 1993, mit
dem Titel „High
Affinity Nucleic Acid Ligands Containing Modified Nucleotides" beschrieben, welche
Oligonucleotide beschreibt, die chemisch an den 5- und 2'-Positionen von Pyrimidinen modifizierte
Nucleotidderivate umfassen. US-Patentanmeldung mit der Seriennummer
08/134.028, s.o., beschreibt hochspezifische Nucleinsäureliganden,
die ein oder mehrere Nucleotide umfassen, die mit 2'-Amino (2'-NH2), 2'-Fluor (2'-F) und/oder 2'-O-Methyl (2'-OMe) modifiziert
wurden. US-Patentanledung
mit der Seriennummer 08/264.029, eingereicht am 22. Juni 1994, mit
dem Titel „Novel
Method of Preparation of 2' Modified
Pyrimidine Intramolecular Nucleophilic Displacement" beschreibt Oligonucleotide,
die verschiedene 2'-modifizierte
Pyrimidine umfassen.
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Das
SELEX-Verfahren umfasst die Kombination der ausgewählten Oligonucleotide
mit anderen ausgewählten
Oligonucleotiden und funktionellen Einheiten, die keine Oligonucleotide
sind, wie in US-Patentanmeldung mit der Seriennummer 08/284.063,
eingereicht am 2. August 1994, mit dem Titel „Systematic Evolution of Ligands
by Exponential Enrichment: Chimeric SELEX" bzw. US-Patentanmeldung mit der Seriennummer
08/234.997, eingereicht am 28. April 1994, mit dem Titel „Systematic
Evolution of Ligands by Exponential Enrichment: Blended SELEX" beschrieben. Diese
Anmeldungen ermöglichen
die Kombination von einer weiten Reihe von Formen und anderen Eigenschaften,
und von wirksamen Amplifikations- und Replikationseigenschaften,
von Oligonucleotiden mit den erwünschten
Eigenschaften von anderen Molekülen.
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In
letzter Zeit wurden einige Versuche unternommen, kombinatorische
Chemie zur Entdeckung von neuen Arzneimitteln einzusetzen. Einige
sorgfältig
entwickelte Schemen zur Herstellung von kombinatorischen Bibliotheken
mit einer Reihe von verschiedenen Strukturen wurden ausgearbeitet.
Die Strukturen in Verbindung mit bekannten kombinatorischen Bibliotheken
umfassen Nucleinsäuren,
wie zuvor für das
SELEX-Verfahren beschrieben, Peptide (Brenner et al., PNAS 89, 5381-5383
(1992); Needles et al., PNAS 90, 10700-10704 (1993); Alper, Science
264, 1399-1401 (1994);
Longman, In Vivo, 23-31 (1994); Fodor et al., Science 251, 767-773
(1991)) und eine viel geringere Zahl, die auf kleine organische
Moleküle
ausgerichtet ist (Ohlmeyer et al., PNAS 90, 10922-10926 (1993)).
Es gibt einige Nachteile in Bezug auf die bekannten Ansätze im Zusammenhang
mit kombinatorischen Bibliotheken.
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Zunächst erfordern
manche Schemen zur Herstellung von kombinatorischen Bibliotheken
von Peptiden oder kleinen Molekülen
genaue Aufzeichnungssysteme, um festzuhalten, welche chemische Zusammensetzungen
an einem beliebigen Punkt in der Reihe/der Matrix aufgetreten sind.
Außerdem
können
Peptide und kleine organische Moleküle nicht amplifiziert werden,
und deshalb müssen
relativ große
Mengen von jedem einzelnen Produkt in der Bibliothek vorhanden sein,
um das Testen und die Identifikation der erwünschten Produkte zu ermöglichen.
Um ausreichend große
Mengen von bestimmten Produkten zu erhalten, müssen die Reaktionen, die die
Reihe bilden, äußerst wirksam
sein. Noch bedeutender ist, dass es bei diesen Ansätzen nicht möglich ist,
ein Gemisch aus Produkten und Nebenprodukten an derselben Stelle
in der Reihe zu haben. Diversität
entsteht durch eine polymere Kombination in mehreren Schritten,
wobei jeder dieser Schritte aus einer einzigen Reaktion mit einem
vorhersagbaren Ergebnis besteht. Das Ausmaß der polymeren Kombination
ist jedoch durch die Einschränkungen
in Bezug auf Ausbeute und Aufzeichnungen begrenzt.
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Eine
weitere Beschränkung
von kombinatorischen Ansätzen
in Zusammenhang mit kleinen Molekülen ist, dass die Schemen im
Allgemeinen die bindungsbildenden Reaktionen ausschließen, die
neue Stereozentren durch asymmetrische Reaktionen herstellen. Durch
die Eliminierung der asymmetrischen Reaktionen stellen diese Ansätze keine
chemische Diversität,
die in einem einzigen Schritt erzielt werden kann, bereit. Asymmetrische
Reaktionen sind oft schwer zu steuern, und wenn somit Reaktionen,
die neue Chiralitätszentren
bilden, Teil des kombinatorischen Schemas sind, wäre es wahrscheinlich,
dass racemische Produktgemische das Ergebnis sind. Ra cemische Produktgemische
können
zu Hintergrund-Problemen führen.
Es ist beispielsweise möglich,
dass die idealen Atome und Gruppen zur Assemblierung eingeführt werden,
aber dass die Chiralität
des Produkts wesentlich für
die erwünschten
Eigenschaften ist und das korrekte Enantiomer nur als kleiner Prozentsatz
des Gesamten vorhanden ist. In diesem Beispiel ist es sehr wahrscheinlich,
dass das korrekte Enantiomer nicht in einer ausreichenden Menge
vorhanden sein wird, um identifiziert zu werden. Außerdem ist es
nicht möglich,
die Chiralität
jeder einzelnen Reaktion genau vorherzusagen, wenn eine große Anzahl
von Reaktanten an einer asymmetrischen Transformation beteiligt
ist. Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass die Schwierigkeiten in
Zusammenhang mit racemischen Gemischen durch herkömmliche
Mittel überwunden
werden können.
Die Mühe
und die Zeit, die erforderlich sind, damit asymmetrische Katalyse
Teil von herkömmlichen
Ansätzen
für kombinatorische
Bibliotheken ist, sind im Allgemeinen praktisch nicht anwendbar.
Deshalb werden asymmetrische Reaktionen im Allgemeinen ausgeschlossen,
um die beschriebenen Probleme zu umgehen.
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Dennoch
umfassen asymmetrische Reaktionen eine des stärksten bindungsbildenden Reaktionstyps. Das
Fehlen von asymmetrischen Reaktionen in kombinatorischen Bibliotheken
schränkt
die Art von Produkten, die hergesellt werden können, sowie die Breite der
Bibliothek deutlich ein. Das folgende Beispiel veranschaulicht die
große
Diversität,
die durch asymmetrische Reaktionen erzielt wird. Im Allgemeinen
beträgt
die Zahl der möglichen
Produkte, die aus einer Matrix von Reaktanten produziert werden,
M × 2
n, worin M = die Zahl der Reaktanten und
n = die Zahl der Chiralitätszentren
ist. Es wird eine Matrix in Betracht gezogen, die bindungsbildende
Reaktionen umfasst, wobei eine asymmetrische Bindung gebildet wird.
Die Anzahl der möglichen
Produkte steigt auf das Doppelte des Produkts der Matrix. Es ist
anzumerken, dass bei jeder gebildeten Bindung die Möglichkeit
zur Bildung von zwei Chiralitätszentren
besteht, so dass die Anzahl der möglichen Kombinationen für eine einzige
Transformation 4 oder 2
2 ist. Es wird ein
bestimmtes Beispiel einer asymmetrischen Reaktion, die Diels-Alder-Reaktion,
in Betracht gezogen, bei der zwei Kohlenstoff-Kohlenstoff-Bindungen
gebildet werden und das Potenzial zur Herstellung von 4 Chiralitätszentren
besteht.
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Für die Diels-Alder-Reaktion
wird die relative Stereochemie der beiden Enden des Dienophil-Reaktanten
gekoppelt wie die beiden Enden des Dien-Reaktanten, wodurch die
Anzahl der Möglichkeiten
für jedes
Dien/Dienophil-Paar auf 23 gesenkt wird.
Das bedeutet, dass die Anzahl von möglichen Produktmolekülen für eine einziges
Dienophil in Kombination mit 10 Dienen 1 × 10 × 23 =
80 beträgt
(1 erster Reaktant und 80 zweite Reaktanten). Um dasselbe Ausmaß an Diversität unter
Einsatz von herkömmlichen
kombinatorischen Ansätzen
mit nur einem bindungsbildenden Schritt zu erzielen, wäre die direkte
Synthese von 81 Verbindungen erforderlich. Für eine Reihe von 10 × 10 Reaktanten
ergibt ein herkömmlicher
kombinatorischer Ansatz eine Ausbeute von 100 Verbindungen. Die
Ausweitung der asymmetrischen Diels-Alder-Reaktionsreihe auf 10 × 10 Reaktanten
weist das Potenzial auf, ausgehend von den 20 ursprünglichen
800 neue Verbindungen zu erhalten. Derzeitige kombinatorische Strategien
können
keine Prüfung
in Bezug auf alle potenziellen Produkte von asymmetrischen Transformationen
durchführen,
da es im Allgemeinen nicht möglich
ist, alle erwünschten
Produkte zu erhalten. Wie oben erläutert stellt die Eliminierung
von asymmetrischen Reaktionen eine starke Einschränkung von
herkömmlichen
Ansätzen
in Bezug auf kombinatorische Bibliotheken dar.
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Ein
idealer Ansatz in Bezug auf eine kombinatorische Bibliothek würde das
SELEX-Verfahren
ergänzen,
wobei die Ausbeute aufgrund der Möglichkeit, die Oligonucleotidprodukte
zu amplifizieren, nicht von Bedeutung wäre und man dennoch kleine organische
Moleküle
erhalten würde,
die im Allgemeinen oral wirksam und in der Herstellung relativ günstig sind.
Die vorliegende Erfindung kombiniert die Leistung von SELEX mit einem
neuen Ansatz zur Herstellung einer großen, strukturell verschiedenen
Produktbibliothek. Der Ansatz der vorliegenden Erfindung überwindet
viele der Unzulänglichkeiten
der anderen Ansätze
im Zusammenhang mit kombinatorischen Bibliotheken und stellt ein
revolutionäres
Konzept für
die Zukunft der Arzneimittelentwicklung dar.
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KURZE ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung stellt Produktbibliotheken bereit, die gleichzeitig
mit dem entsprechenden Nucleinsäure-Erleichterer
hergestellt wurden, der erforderlich war, um jedes Element der Bibliothek
aus einem oder mehreren chemischen Reaktanten herzustellen. Von
größerer Bedeutung
ist, dass Produkte aus der Produktbibliothek identifiziert werden
können,
die vorbestimmte, erwünschte
Eigenschaften aufweisen. Dieses Verfahren, dass hierin als Parallel-SELEX
bezeichnet wird, ist ein SELEX-ähnliches
Verfahren, das eingesetzt wird, um eine solche Produktbibliothek
herzustellen und anschließend
Produkte mit gewünschten
Eigenschaften zu identifizieren. Wie bei dem SELEX-Verfahren wird
ein umfassendes, vielfältiges
Nucleinsäure-Testgemisch bereitgestellt.
Jede Nucleinsäure
wird an einen chemischen Reaktanten gebunden. Die Erfindung beruht
auf der Annahme, dass in einer ausreichend großen Nucleinsäurebibliothek
Nucleinsäuren
in dem Nucleinsäure-Testgemisch
identifiziert werden können,
die in der Lage sind, eine chemische Reaktion zwischen dem an die
Nucleinsäure
gebundenen chemischen Reaktanten und einem freien chemischen Reaktanten
zu vermitteln. Außerdem
sind einige der Nucleinsäuren
der Teilmenge in der Lage, eine chemische Reaktion zu vermitteln,
und einige sind hoch spezifisch für die Produktion von allen
oder einem wesentlichen Anteil von allen möglichen Produkten. Deshalb
umfasst die Produktbibliothek zumindest einige aller möglichen
Produkte einer bestimmten Reaktion. Die Nucleinsäure stellt eine erleichternde
Spezifizität
für das
Produkt bereit, und das Produkt stellt wiederum eine Spezifizität für eine vorbestimmte,
erwünschte
Wirkung auf ein Target bereit.
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Parallel-SELEX
mindert viele der Nachteile der Ansätze in Bezug auf kombinatorische
Bibliotheken nach dem Stand der Technik. In seiner grundlegendsten
Form umfasst Parallel-SELEX die Bildung einer Produktbibliothek
durch das Kontaktieren von zwei oder mehreren Reaktanten, wobei
einer der Reaktanten an eine Nucleinsäure gebunden ist, die in der
Lage ist, die Bindungsbildung zu vermitteln, die Auswahl von Produkten,
die vorbestimmte, erwünschte
Eigenschaften aufweisen, und die Identifikation der Produkte unter
Einsatz des SELEX-Verfahrens zur Amplifikation. Eine schematische
Darstellung des Parallel-SELEX-Verfahrens wird in 1 bereitgestellt.
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Die
Erfindung stellt ein Verfahren zur Identifikation eines gewünschten
Produkts aus einer Produktbibliothek bereit, wobei das gewünschte Produkt
aufgrund seiner Fähigkeit
ausgewählt
wird, eine vorbestimmte Wirkung auf ein Target auszuüben, wobei
das Verfahren folgende Schritte umfasst: Herstellung eines Nucleinsäure-Reaktanten-Testgemischs,
das Nucleinsäuren
umfasst, die eine Region mit einer randomisierten Sequenz aufweisen
und jeweils an den ersten Reaktanten gebunden sind; Umsetzung des
Nucleinsäure-Reaktanten-Testgemischs
mit einem freien Reaktanten zur Bildung eine Produktbibliothek,
die aus Nucleinsäuren besteht,
die an ein Produkt gebunden sind, das durch die Reaktion des ersten
und des freien Reaktanten gebildet wurde; und Trennen der Elemente
der Produktbibliothek ausgehend von ihrer relativen Fähigkeit,
die vorbestimmte Funktion zu erfüllen,
wobei die erwünschten
Produkte identifiziert werden können.
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Die
Erfindung stellt eine Produktbibliothek bereit, die aus einem Gemisch
von Produkten besteht, die das Ergebnis einer Reaktion zwischen
zumindest einem gebundenen Reaktanten und einem freien Reaktanten
sind, wobei der gebundene Reaktant an die Nucleinsäure gebunden
ist, die die Reaktion zwischen den Reaktanten erleichtert hat.
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Parallel-SELEX
erfordert weder eine Aufzeichnung einer Produkt-Matrix und deren
chemischer Zusammensetzung noch hochwirksame und schnelle Reaktionen.
Dieser Vorteil beruht auf der Tatsache, dass die Produktbildung
durch bestimmte Nucleinsäuren
gesteuert wird. Dieser gerichtete Ansatz steht im Gegensatz zu dem
kodierten Ansatz anderer Ansätze
in Bezug auf kombinatorische Bibliotheken. Die Nucleinsäure, die
die erwünschte
Produktbildung spezifisch erleichtert, kann leicht amplifiziert
werden, und das Produkt kann in folgenden Produktionsrunden verlässlich reproduziert
werden. Dieses Verfahren ermöglicht,
dass anfänglich eine
Vielzahl von Reaktionen stattfindet, die später aussortiert werden können, wenn
bestimmt wurde, dass Produkte hergestellt wurden, die vorbestimmte,
erwünschte
Eigenschaften aufweisen. Durch dieses Verfahren können Produkte
ohne detaillierte Strukturinformationen entwickelt werden.
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Parallel-SELEX
kann die Bildung von Produktbibliotheken unter Einsatz von asymmetrischen
Reaktionen umfassen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Ansätzen im
Zusammenhang mit kombinatorischen Bibliotheken, können, auch
wenn es nicht möglich
ist, das stereochemische Ergebnis zu Beginn der Reaktion vorherzusagen,
asymmetrische Reaktionen eingesetzt werden. Diese spezifische chemische
Zusammensetzung muss nicht aufgezeichnet werden, damit Parallel-SELEX
wirksam sein kann. Die einzige Voraussetzung ist, dass die Nucleinsäure zumindest
eine endliche Teilmenge der Gesamtanzahl der möglichen Reaktionen vermittelt.
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In
einer anderen Ausführungsform
werden erleichternde Nucleinsäuren
bereitgestellt. Nucleinsäuren, die
erleichternde Eigenschaften aufweisen, sind in der Lage, chemische
Reaktionen, wie z.B. Bindungsbildung oder Bindungsspaltung, zu fördern. Die
Nucleinsäuren
können
auf verschiedene Weisen modifiziert werden, um andere chemische
Gruppen zu umfassen, die zusätzliche
Ladung, Polarisierbarkeit, Wasserstoffbindungen, elektrostatische
Wechselwirkung und Fluxionalität
bereitstellen, die die Vermittlung der chemischen Reaktion unterstützen. Die
anderen chemischen Gruppen können
unter anderem Alkylgruppen, Aminosäureseitenketten, verschiedene
Cofaktoren und organometallische Gruppierungen umfassen. Die Erfindung
erfordert, dass die erleichternden Nucleinsäuren die Synthese von Produkten
steuern, die vorbestimmte, erwünschte
Eigenschaften aufweisen.
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Pharmazeutische
Zusammensetzungen, die die erfindungsgemäßen Produkte umfassen, und
Verfahren zur Verabreichung der Zusammensetzungen sind Teil der
Erfindung. Diagnostische Reagenzien, landwirtschaftliche Zusammensetzungen
und die Herstellung von Zusammensetzungen, die die erfindungsgemäßen Produkte
umfassen, sind ebenfalls im Umfang der Erfindung enthalten.
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KURZBESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
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1 zeigt eine schematische Darstellung
des Parallel-SELEX-Verfahrens in seiner grundlegendsten Form.
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2 zeigt eine schematische Darstellung
des Parallel-SELEX-Verfahrens, wobei eine erleichternde Nucleinsäure eine
generische Diels-Alder-Reaktion zwischen einem Dien und einem Dienophil
fördert.
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3 zeigt, wie Ligationssequenzen genutzt
werden können,
um die Reihe von zweiten Reaktantenmolekülen in Parallel-SELEX auszuweiten. 3A-E
veranschaulichen fünf
der 16.384 Möglichkeiten
in Übereinstimmung
mit 2.
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4 zeigt eine schematische Darstellung
des Parallel-SELEX-Verfahrens, wobei eine erleichternde Nucleinsäure eine
generische, bindungsbildende Aldol-Kondensationsreaktion zwischen einem
Keton und einem Aldehyd fördert.
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5A-C
zeigen den Einfluss der in 4 beschriebenen
gemischten Aldol-Reaktion auf die strukturelle Vielfalt der Produkte. 5A zeigt
die Reaktanten. 5B zeigt Diastereomere, die
gebildet werden, wenn A das Nucleophil und B das Elektrophil ist. 5C zeigt
Diastereomere, die gebildet werden, wenn B das Nucleophil und A
das Elektrophil ist. Nur Diastereomere werden angeführt, und
jede Struktur würde
ein entsprechendes Enantiomer aufweisen.
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6A zeigt
die Cyclotrimerisation von drei Alkinen, wodurch ein substituierter
Benzolring entsteht. 6B zeigt eine Matrix von Möglichkeiten
für die
Zusammenstellung von Benzolverbindungen durch Cyclotrimerisation
von den drei in 6A dargestellten Alkinen. Nur
eines der möglichen
Produkte wird angeführt.
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7 zeigt
eine mögliche
Strategie für
die Retrosynthese eines typischen, erfindungsgemäßen Produkts.
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DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
DER ERFINDUNG
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Parallel-SELEX
stellt Produktbibliotheken bereit, die durch die Kombination eines
Pools von ersten chemischen Reaktanten, die an eine Nucleinsäure gebunden
sind; mit einem Pool von freien chemischen Reaktanten gebildet wird.
Die gebundene Nucleinsäure
ist in der Lage, die chemische Reaktion, die zur Bildung der Produktbibliothek
führt,
zu fördern,
und weiters ist die Nucleinsäure
amplifizierbar, wodurch ein Produkt, das eine vorbestimmte, erwünschte Eigenschaft
aufweist, angereichert werden und ausgehend von der Produktbibliothek
identifiziert werden kann.
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In
seiner allgemeinsten Form kann Parallel-SELEX wie in 1 beschrieben werden. Ein Nucleinsäure-Reaktanten-Testgemisch
wird gebildet, indem ein erster Reaktant (R) an jede Nucleinsäure in einem
Testgemisch (umfassend 102 bis 1018 Nucleinsäuren mit randomisierten Sequenzen)
gebunden wird. Das Nucleinsäure-Reaktanten-Testgemisch wird
mit anderen freien Reaktanten (als Dreieck, Fünfeck oder Sechseck dargestellt)
behandelt, die in Kombination mit dem ersten Reaktanten (R) verschiedene
Produkte bilden. Es ist wichtig, anzumerken, dass ausgehend von
dem Nucleinsäure-Testgemisch
(NA) diskrete Nucleinsäuresequenzen
damit in Verbindung gebracht werden, dass sie die Bildung der verschiedenförmigen Produkte,
wie in 1 durch Sequenz-A, Sequenz-B
und Sequenz-C dargestellt, erleichtern. Die Produkte können sich
in Form, Reaktivität
oder sowohl Form als auch Reaktivität unterscheiden. Das Trennen
der erwünschten
Produktform oder -reaktivität
erfolgt durch die Bindung an ein oder die Umsetzung mit einem Target.
Proteine, kleine Moleküle,
Lipide, Saccharide etc. sind Beispiele für Targets (T). Nach der Bindung
an ein oder die Umsetzung mit einem Target werden die Produkte,
die keine Wechselwirkung aufweisen und, wie in 1 dargestellt,
an Sequenz-B und Sequenz-C gebunden sind, von Sequenz-A abgetrennt
und verworfen. Die Nucleinsäuresequenz-A
wird dann durch eine Vielzahl von Verfahren, die Fachleuten auf
dem Gebiet der Erfindung bekannt sind, amplifiziert. Sequenz-A wird
dann eingesetzt, um die Zusammenstellung des erwünschten Produkts zu erleichtern,
indem die spezifische Reaktion zur Bildung des ausgewählten Produkts
bei der Behandlung mit dem Gemisch der Ausgangsreaktanten erleichtert
wird. In einer typischen Reaktion kann Sequenz-A erneut an den ersten
Reaktanten gebunden werden, jedoch ist diese erneute Bindung nicht
immer erforderlich. Dies stellt einen Idealfall dar, und bei vielen
Beispielen kann der Nucleinsäure-Erleichterer
mehr als ein Produkt aus dem Ausgangsgemisch ansammeln, jedoch weisen
alle ausgewählten
Produkte die gewünschten
Eigenschaften in Bezug auf die Bindung an oder die chemische Umsetzung
mit dem Target auf.
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I. DEFINITIONEN
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Bestimmte
Bezeichnungen, die verwendet werden, um die Erfindung hierin zu
beschreiben, sind wie folgt definiert:
„Nucleinsäure" bezeichnet DNA, RNA, einsträngig oder
doppelsträngig,
sowie beliebige chemische Modifikationen derselben. Modifikationen
umfassen folgenden, sind aber nicht auf diese beschränkt: Modifikationen, die
andere chemische Gruppen bereitstellen, die zusätzliche Ladung, Polarisierbarkeit,
Wasserstoffbindung, elektrostatische Wechselwirkung und Fluxionalität in die
einzelnen Nucleinsäurebasen
oder die Nucleinsäure als
Ganzes einbringen. Solche Modifikationen umfassen modifizierte Basen,
wie z.B. Basenmodifikationen an der 2'-Position, Pyrimidinmodifikationen an
der 5-Position, Purinmodifikationen an der 8-Position, Modifikationen
an den exozyklischen Cytosin-Aminen, Substitution von 5-Brom-Uracil;
Hauptkettenmodifikationen, Methylierungen, ungewöhnliche Basenpaar-Kombinationen,
wie z.B. der Isobasen Isocytidin und Isoguanidin und dergleichen,
sind jedoch nicht auf diese beschränkt. Modifikationen können auch
3'- und 5'-Modifikationen,
wie z.B. Verkappen, umfassen. Modifikationen, die nach jeder Amplifikationsrunde
durchgeführt
werden, sind ebenfalls mit dieser Erfindung vereinbar. Modifikationen
nach der Amplifikation können
reversibel oder irreversibel nach jeder Amplifikationsrunde vorgenommen
werden. Praktisch jede Modifikation der Nucleinsäure wird von dieser Erfindung
in Betracht gezogen. Die Länge
des randomisierten Abschnitts der Nucleinsäure beträgt im Allgemeinen zwischen
8 und 250 Nucleotide, vorzugsweise zwischen 8 und 160 Nucleotide.
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Das „Nucleinsäure-Testgemisch" ist ein Gemisch
aus Nucleinsäuren
mit verschiedenen, randomisierten Sequenzen, umfassend einige, die
eine Form aufweisen, die es ihnen ermöglicht, die Bildung und/oder Spaltung
von chemischen Bindungen zu fördern.
Der Ursprung eines „Nucleinsäure-Testgemischs" können natürlich vorkommende
Nucleinsäuren
oder Fragmente davon, chemisch synthetisierte Nucleinsäuren, enzymatisch
synthetisierte Nucleinsäuren
oder Nucleinsäuren,
die durch eine Kombination der vorhergehenden Techniken hergestellt
werden, sein. In einer bevorzugten Ausführungsform weist jede Nucleinsäure fixierte
Sequenzen auf, die eine randomisierte Region umgeben, um das Amplifikationsverfahren
zu erleichtern.
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„Nucleinsäure mit
erleichternden Eigenschaften" oder „erleichternde
Nucleinsäure" oder „Nucleinsäure-Erleichterer" bezeichnet eine
beliebige Nucleinsäure,
die in der Lage ist, eine chemische Reaktion zu fördern oder
zu erleichtern. Die chemische Reaktion kann eine Bindungsbildungs-
oder eine Bindungsspaltungsreaktion sein. Die bevorzugten Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung sind auf Bindungsbildungsreaktionen ausgerichtet.
Die Nucleinsäure
muss nicht notwendigerweise einen katalytischen Umsatz aufweisen, um
als erleichternd zu gelten. Die Reaktionsgeschwindigkeit der Produktbildung
kann durch die Gegenwart der Nucleinsäure gesteigert werden, jedoch
ist eine gesteigerte Reaktionsgeschwindigkeit keine Voraussetzung für erleichternde
Eigenschaften. Eine erleichternde Nucleinsäure faltet so, dass ihre dreidimensionale
Struktur eine spezifische chemische Reaktion erleichtert. Die Nucleinsäure kann
die chemische Reaktion entweder allein oder in Kombination mit einer
anderen katalytischen Gruppierung, die direkt an die Nucleinsäure gebunden ist,
oder in Kombination mit einer anderen katalytischen Gruppierung,
die in der Lösung
vorgefunden werden kann, vermitteln. Die anderen katalytischen Gruppierungen
können
organometallische Gruppierungen, Metallionen etc. umfassen. Die
Nucleinsäure
kann die Bildung von verschiedenen Stereoisomeren hervorrufen. Die Nucleinsäure kann
die Bildung oder Spaltung von verschiedenen Bindungsarten vermitteln,
wie beispielsweise, aber nicht ausschließlich, die folgenden: Kondensations/Hydrolysereaktionen,
Cycloadditionsreaktionen (wie z.B. Diels-Alder-Reaktion, En-Reaktion,
1,3-Dipolar-Reaktion), konjugierte Addition an α,β-ungesättigte Verbindungen, Aldol-Kondensationen,
Claisen-Reaktion, Glykosylierung von Peptiden, Zu ckern und Lipiden. Zusätzlich dazu
kann es, wenn die Nucleinsäuremodifikation
eine organometallische Gruppierung umfasst, zu anderen Reaktionen
kommen, die symmetrische oder asymmetrische Produkte bilden könnten, wie
beispielsweise, aber nicht ausschließlich, Cyclopropanisierung,
Epoxidierung, Aziridinierung, Hydrierung, Cyclotrimerisation von
Alkinen, [3+2]- und [4+1]-Cycloaddition von ungesättigten
Molekülen
sowie Olefinmetathese.
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„Reaktant" bezieht sich auf
eine beliebige chemische Einheit, die Teil einer bindungsbildenden
oder bindungsspaltenden Reaktion sein könnte und mit der thermischen
und chemischen Stabilität
von Nucleinsäuren,
sowie den oben erläuterten
Modifikationen, kompatibel ist. Die Bezeichnung „Reaktant" kann sich auf eine einzige chemische
Einheit oder eine Klasse von chemischen Verbindungen, die mehrere
Reaktanten mit mehreren allgemeinen chemischen Strukturen oder mehrere
Reaktanten mit verschiedenen allgemeinen chemischen Strukturen umfassen,
beziehen. Ein Reaktant weist typischerweise ein Molekulargewicht
im Bereich von 2 bis 1000, vorzugsweise von etwa 26 bis 500, auf.
Besonders bevorzugte Reaktanten umfassen kleine organische Moleküle, wie
z.B. Alkene, Alkine, Alkohole, Aldehyde, Ketone, Ester, Carbonsäuren, aromatische
Carbocyclen, Heterocyclen, Diene, Thiole, Sulfide, Disulfide, Epoxide,
Ether, Amine, Imine, Phosphate, Amide, Thioether, Sulfonate und
halogenierte Verbindungen. Anorganische Reaktanten werden von dieser
Erfindung ebenfalls in Betracht gezogen. In manchen Ausführungsformen
der Erfindung können
jedoch auch größere Reaktanten,
wie z.B. Polymere oder Proteine, eingesetzt werden. Die Auswahl
der verwendeten chemischen Reaktanten kann zufällig oder unter Berücksichtigung
einer Reihe von Kriterien erfolgen, wie der Natur des erwünschten
Produkts, der Aktivität,
die das Produkt aufweisen soll, oder von Informationen, die sich
auf die Natur des Targets bezieht, auf das das Produkt wirken soll.
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„Gebundener
Reaktant" oder „Erster
Reaktant" oder „Erster
chemischer Reaktant" bezieht
sich auf die oben beschriebenen Reaktanten, die an eine Nucleinsäure gebunden
sind, um ein Nucleinsäure-Reaktanten-Testgemisch
zu bilden. Die Bindung des ersten Reaktanten an die Nucleinsäure kann
entweder kovalent oder nicht kovalent erfolgen. Der erste chemische
Reaktant kann eine einzige chemische Einheit sein oder eine Klasse
von chemischen Molekülen,
umfassend mehrere Reaktanten mit mehreren allgemeinen chemischen
Strukturen oder mehrere Reaktanten mit verschiedenen allgemeinen
chemischen Strukturen. Der erste Reaktant kann beispielsweise ein
Alken (z.B. 1-Propen) oder 10 verschiedene Alkene oder 10 verschiedene Alkene
und 10 verschiedene Alkine sein.
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„Freier
Reaktant" oder „Zweiter
Reaktant" oder „Freier
chemischer Reaktant" bezieht
sich auf die Reaktanten, die nicht an eine Nucleinsäure gebunden
sind. Eine Reaktion kann mehr als einen freien Reaktanten umfassen,
wie z.B. in einer Cyclotrimerisationsreaktion. Die freien Reaktanten
können
dieselben oder verschiedene sein und sie können dieselben wie der gebundene
Reaktant oder andere als der gebunden Reaktant sein. Der freie Reaktant
kann beispielsweise 10 verschiedene Alkene oder 10 verschiedene
Alkene und 10 verschiedene Alkine sein.
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„Nucleinsäure-Reaktanten-Testgemisch" bezeichnet ein Gemisch
aus Nucleinsäuren,
wobei jede an einen ersten chemischen Reaktanten gebunden ist. Die
Bindung kann kovalent oder nicht kovalent, direkt oder über einen
Linker zwischen der Nucleinsäure
und dem Reaktanten erfolgen. Das Nucleinsäure-Reaktanten-Testgemisch
wird mit einem Pool von freien chemischen Reaktanten kontaktiert,
um die Bildung einer Produktbibliothek zu ermöglichen.
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„Produkt" bezieht sich auf
eine Verbindung, die durch eine bindungsbildende oder einer bindungsspaltende
Reaktion zwischen einem oder mehreren Reaktanten entsteht, die durch
eine Nucleinsäure
vermittelt wurde. In der bevorzugten Ausführungsform wird das Produkt
typischerweise durch die Reaktion zwischen einem gebundenen Reaktanten
und einem freien Reaktanten gebildet. Zwei Reaktanten, die reagieren,
um das Produkt herzustellen, müssen
nicht notwendigerweise verschiedene chemische Strukturen aufweisen.
Vorzugsweise sind die erfindungsgemäßen Produkte kleine organische
Moleküle,
die medizinisch aktiv sein können
und therapeutisch wirksam oder als Diagnosewirkstoffe oder landwirtschaftliche
Wirkstoffe einsetzbar sind. Das typische Molekulargewicht des Produkts
liegt im Bereich von etwa 40 bis 2000, vorzugsweise von etwa 100
bis 1000. Bei manchen, weniger bevorzug ten Ausführungsformen können die
Produkte jedoch größere Moleküle sein,
wie z.B. Peptide, Proteine, Polymere etc. Bei manchen, weniger bevorzugten
Ausführungsformen
ist die Reaktion eine bindungsspaltende Reaktion und kann nur mit
dem gebundenen Reaktanten oder zwischen zwei oder mehreren Reaktanten
stattfinden.
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„Produktbibliothek" bezieht sich auf
die Sammlung von Produkten, die durch die chemische Reaktion zwischen
einem Reaktanten, der an eine erleichternde Nucleinsäure gebunden
ist, und vorzugsweise zumindest einem freien Reaktanten gebildet
wird. Aufgrund der Natur der Erfindung kann eine Produktbibliothek
viele verschiedene Produkte mit variierenden chemischen Strukturen
umfassen.
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„Produkt,
das in der Lage ist, eine vorbestimmte Funktion in Bezug auf ein
Target zu erfüllen", oder „Produkt
mit einer vorbestimmten Eigenschaft" oder „Erwünschtes Produkt" bezieht sich auf
ein Produkt, dass auf ein Target auf eine vorbestimmte, erwünschte Weise
einwirkt. Beispiele für
vorbestimmte, erwünschte
Wirkungen auf ein Target umfassen folgende, sind jedoch nicht auf
diese beschränkt:
Binden des Targets, katalytische Veränderung des Targets, Reaktion
mit dem Target, so dass das Target oder die funktionelle Aktivität des Targets
modifiziert/verändert
wird, kovalente Bindung an das Target wie in einem Suizidinhibitor,
Erleichtern der Reaktion zwischen dem Target und einem anderen Molekül. Ein Produkt
in einer Produktbibliothek, das eine vorbestimmte Eigenschaft aufweist,
ist beispielsweise eines, das ein Target mit größerer Affinität bindet
als der Hauptteil der Population. In einer beliebigen Produktbibliothek
kann es mehr als ein Produkt geben, das eine vorbestimmte Eigenschaft
in Bezug auf ein bestimmtes Target aufweist. Die Produkte, die die
vorbestimmten Eigenschaften aufweisen, können sich voneinander in Bezug
auf ihre Bindungsaffinitäten
für das
Target oder in Bezug auf andere Fähigkeiten, auf das Target zu
wirken, unterscheiden.
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„Target" bezieht sich auf
eine beliebige Verbindung, auf die ein durch das Parallel-SELEX-Verfahren identifiziertes
Produkt auf eine vorbestimmte, erwünschte Weise wirken kann. Ein
Targetmolekül
kann ohne Einschränkung
ein Protein, Peptid, Kohlenhydrat, Polysaccharid, Glycoprotein,
Hormon, Rezeptor, Antigen, Antikörper,
Vi rus, Substrat, Metabolit, Übergangszustandanalogon,
Cofaktor, Inhibitor, Arzneimittel, Farbstoff, Nährstoff, Wachstumsfaktor, eine
Zelle, Gewebe etc. sein.
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„Trennen" bezeichnet ein beliebiges
Verfahren, in dem Elemente des Nucleinsäure-Testgemischs oder des Nucleinsäure-Reaktanten-Testgemischs
von dem Hauptteil des Testgemischs getrennt werden, basierend auf
der Fähigkeit
der Nucleinsäure,
eine Reaktion mit dem an sie gebundenen Reaktanten zu fördern, wodurch ein
erwünschtes
Produkt entsteht. Das Trennen kann durch verschiedene auf dem Gebiet
der Erfindung bekannte Verfahren erfolgen. Filterbindung, Affinitätschromatographie,
Flüssig-Flüssig-Trennen,
Filtration, Gelshift, Dichtegradientenzentrifugation, Molekulargewicht-Filtertrennung,
Größenausschlusschromatographie, Größenaussschluss-Membrantrennung und
isoelektrische Fokussierung sind alle Beispiele für geeignete Trennverfahren.
Die Wahl des Trennverfahrens hängt
von den Eigenschaften des Targets und dem Produkt ab und kann gemäß den Prinzipien
und Eigenschaften erfolgen, die Fachleuten auf dem Gebiet der Erfindung
bekannt sind.
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Zusätzlich dazu
kann es wünschenswert
sein, als ersten Trennschritt Nucleinsäuren, die an Produkte gebunden
sind (und deshalb erleichternde Nucleinsäuren sind), von jenen, die
nur an einen ersten Reaktanten gebunden sind (nicht-erleichternde
Nucleinsäuren),
zu trennen. Dieser Trennschritt kann durch zahlreiche Verfahren
erfolgen, die Fachleuten auf dem Gebiet der Erfindung bekannt sind,
z.B. Klassiersäulen,
Affinitätschromatographie
etc. Nach einem solchen Trennschritt wäre das Nucleinsäure-Testgemisch
mit erleichternden Nucleinsäuren
angereichert.
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„Amplifizieren" bezeichnet ein beliebiges
Verfahren oder eine Kombination von Verfahrensschritten, die die
Menge oder Anzahl an Kopien eines Moleküls oder einer Klasse von Molekülen steigert.
In bevorzugten Ausführungsformen
wird eine Amplifikation durchgeführt,
nachdem Elemente des Testgemischs abgetrennt wurden, wobei die erleichternde
Nucleinsäure,
die an ein erwünschtes
Produkt gebunden ist, amplifiziert wird. Die Amplifikation von RNA-Molekülen kann
beispielsweise durch eine Reihe von drei Reaktionen erfolgen: Anfertigen
von cDNA-Kopien der ausgewählten
RNAs, Einsatz der Polymerase-Kettenreaktion zur Steigerung der Kopienanzahl jeder
cDNA und Transkribieren der cDNA-Kopien, um RNA-Moleküle zu erhalten,
die dieselben Sequenzen wie die ausgewählten RNAs aufweisen. Eine
beliebige Reaktion oder Kombination von Reaktionen, die auf dem
Gebiet der Erfindung bekannt sind, kann, wie Fachleuten auf dem
Gebiet der Erfindung bekannt ist, wie geeignet eingesetzt werden,
z.B. direkte DNA-Replikation, direkte RNA-Amplifikation und dergleichen.
Das Amplifikationsverfahren sollte dazu führen, dass die Anteile des
amplifizierten Gemischs die Anteile der verschiedenen Sequenzen
in dem Gemisch vor der Amplifikation im Wesentlichen repräsentieren.
Es ist bekannt, dass viele Modifikationen in Bezug auf Nucleinsäuren mit
enzymatischer Amplifikation kompatibel sind. Modifikationen, die
nicht mit Amplifikation kompatibel sind, können, wenn erforderlich, nach
jeder Amplifikationsrunde durchgeführt werden.
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„Randomisiert" ist eine Bezeichnung,
die verwendet wird, um ein Nucleinsäuresegment zu beschreiben,
das im Prinzip eine beliebige mögliche
Sequenz über
eine bestimmte Länge
aufweist. Randomisierte Sequenzen weisen verschiedene Längen, je
nach Wunsch, auf, die von 8 bis zu mehr als 100 Nucleotiden reichen.
Die chemischen oder enzymatischen Reaktionen, durch die zufällige Sequenzsegmente
hergestellt werden, ergeben aufgrund von unbekannten Einflüssen oder
Nucleotidpräferenzen,
die vorliegen können,
keine mathematisch zufälligen
Sequenzen. Die Bezeichnung „randomisiert" wird statt „zufällig" verwendet, um der Möglichkeit
solcher Abweichungen vom Nicht-Idealfall Rechnung zu tragen. Bei
den derzeit bekannten Techniken, z.B. chemische Sequenzanalyse,
ist nicht bekannt, dass es zur großen Abweichungen kommt. Bei
kürzeren
Segmenten mit 20 Nucleotiden oder weniger würde eine geringere Beeinflussung,
die vorhanden sein könnte,
vernachlässigbare
Auswirkungen haben. Je länger
die Sequenzen einer einzigen Synthese sind, desto größer ist
die Wirkung einer Beeinflussung.
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Eine
Beeinflussung kann absichtlich in eine randomisierte Sequenz eingeführt werden,
beispielsweise indem die Molverhältnisse
von Vorläufernucleosid-
(oder -desoxynucleosid-) Triphosphaten in der Synthesereaktion geändert werden.
Eine beabsichtigte Beeinflussung kann erwünscht sein, um beispielsweise
die sekundäre
Struktur zu beeinflussen, um eine Einfluss auf Moleküle einzuführen, deren
erleich ternde Aktivität
bekannt ist, um bestimmte strukturelle Merkmale einzuführen, oder
kann auf vorhergehenden Ergebnissen beruhen.
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Das „SELEX"-Verfahren umfasst
die Kombination einer Auswahl von Nucleinsäureliganden, die mit einem
Target auf gewünschte
Weise in Wechselwirkung treten, beispielsweise in Form der Bindung
an ein Protein, wobei die ausgewählten
Nucleinsäuren
amplifiziert werden. Wiederholte Zyklen der Auswahl-/Amplifikationsschritte
ermöglichen
die Auswahl von einer oder einer kleinen Anzahl von Nucleinsäuren, die
mit dem Target am stärksten
in Wechselwirkung treten, aus einem Pool mit einer äußerst großen Anzahl
von Nucleinsäuren.
Zyklen des Auswahl-/Amplifikationsverfahrens werden wiederholt,
bis ein ausgewähltes
Ziel erreicht wird. In der vorliegenden Erfindung wird das SELEX-Verfahren
eingesetzt, um die Nucleinsäure,
die mit einem gewünschten
Produkt in Verbindung steht, zu amplifizieren.
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„Parallel-SELEX" ist ein Verfahren,
bei welchem Nucleinsäuren
in einem Nucleinsäure-Testgemisch an
einen chemischen Reaktanten gebunden sind, welcher dann mit einem
Pool von anderen freien chemischen Reaktanten unter günstigen
Bedingungen für
eine erleichterte Bindungsbildung kontaktiert wird, um eine Produktbibliothek
herzustellen. Die Produktbibliothek wird untersucht, um Produkte
mit vorbestimmten, erwünschten
Eigenschaften zu identifizieren. Das Produkt kann in Bezug auf seine
Fähigkeit,
auf eine vorbestimmte Weise auf ein bestimmtes Target einzuwirken
(z.B. Bindung an das Target, Modifizieren des Targets auf eine Weise
etc.), getestet werden. Die erwünschten
Produkte können
dann von den unerwünschten
Produkten getrennt werden. Das erwünschte Produkt bleibt an die
erleichternde Nucleinsäure
gebunden, die seine Synthese gesteuert hat. Die erleichternde Nucleinsäure kann
von dem Rest des Pools getrennt werden und, wie bei dem SELEX-Verfahren
beschrieben, amplifiziert werden. Die erleichternde Nucleinsäure kann
alleine oder gemeinsam mit ihrem assoziierten Reaktionsprodukt getrennt
werden. Die amplifizierten Nucleinsäuren werden in Bezug auf die
Nucleinsäuren,
die in der Lage sind, die erwünschten
Produkte herzustellen, angereichert. Die amplifizierten Nucleinsäuren werden
dann erneut an den ersten Reaktanten gebunden, erneut mit den freien
Reaktanten kontaktiert, und die wiederholten Zyklen der Auswahl-/Amplifikations schritte
des SELEX-Verfahrens werden übernommen,
um erwünschte
Produkte zu synthetisieren, auszuwählen und zu identifizieren.
Die ausgewählten
Nucleinsäuren
produzieren letztendlich eine ausreichende Menge des erwünschten
Produkts, so dass die Struktur bestimmt werden kann.
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II. DIE REAKTION
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A. Die Nucleinsäure
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Parallel-SELEX
hängt von
der Fähigkeit
einer Nucleinsäure
ab, die Produktbildung zu fördern.
Das Verfahren erfordert zunächst
die Herstellung eines Nucleinsäure-Testgemischs. Im
Allgemeinen entsprechen das Grundprinzip und die Verfahren zur Herstellung
des Nucleinsäure-Testgemischs
den in den zuvor beschriebenen SELEX-Patentanmeldungen erläuterten
Vorgehensweisen. Kurz gefasst wird ein Nucleinsäure-Testgemisch mit verschiedenen
Sequenzen hergestellt. Jede Nucleinsäure in dem Testgemisch umfasst
im Allgemeinen Regionen mit fix angeordneten Sequenzen (d.h. jedes
Element des Testgemischs umfasst dieselben Sequenzen an derselben
Stelle) und Regionen mit randomisierten Sequenzen. Die fix angeordneten Sequenz-Regionen
werden ausgewählt,
um (a) die detailliert in den SELEX-Patenten beschriebenen Amplifikationsschritte
zu unterstützen,
(b) eine Sequenz, von der bekannt ist, dass sie eine Reaktion fördert, nachzuahmen,
oder (c) die Konzentration von Nucleinsäuren mit einer bestimmten strukturellen
Anordnung in dem Testgemisch zu erhöhen. Die randomisierten Sequenzen
können
vollständig
randomisiert (d.h. dass die Wahrscheinlichkeit, eine Base an einer
beliebigen Stelle vorzufinden, 1 zu 4 ist) oder teilweise randomisiert
(z.B. die Wahrscheinlichkeit, eine Base an einer beliebigen Stelle
vorzufinden, kann auf einer beliebigen Ebene zwischen 0 und 100%
ausgewählt
werden) sein. Die Nucleinsäuren,
die in dem Nucleinsäure-Testgemisch
zu finden sind, umfassen jene, die in der Lage sind, auf geeignete
Weise zu falten, um verschiedene chemische Reaktionen spezifisch
zu fördern.
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Das
Nucleinsäure-Testgemisch
kann auf verschiedene Weisen modifiziert werden, um die Wahrscheinlichkeit
zu erhöhen,
dass die Nucleinsäuren
erleichternde Eigen schaften aufweisen. Die Modifikationen, die von
dieser Erfindung in Betracht gezogen werden, sind Modifikationen,
die andere chemische Gruppen einführen, die die richtige Ladung,
Polarisierbarkeit, Wasserstoffbindung, elektrostatische Wechselwirkung
oder Fluxionalität
aufweisen und die Form annehmen können, die für das Durchführen der
Reaktion erforderlich ist. Ohne sich auf eine bestimmte Theorie
festlegen zu wollen, wird angenommen, dass die Mechanismen zur Durchführung der
Reaktion die Stabilisierung des Reaktionsübergangszustands, die Erleichterung
bestimmter chemischer Reaktionen und die Bindung an den freien Reaktanten
auf eine Weise, die diesen nahe an den gebunden Reaktanten heranbringt,
umfassen, jedoch nicht auf diese beschränkt sind. Die Modifikationen,
die die Anzahl der aktiven Stellen der Nucleinsäure steigern können, umfassen
hydrophile Gruppierungen, hydrophobe Gruppierungen, Metallatome
in verschiedenen Oxidationszuständen,
stabile Strukturen, funktionelle Gruppen, die an aktiven Protein-Enzym-Stellen
vorkommen, wie z.B. Imidazole, primäre Alkohole, Carboxylate, Guanidiumgruppen,
Aminogruppen, Thiole und dergleichen. Zusätzlich dazu können organometallische und
anorganische Metallkatalysatoren als die andere chemische Gruppe
der Nucleinsäure
als Redox-Reaktanten integriert werden.
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Die
einzelnen Komponenten eines Nucleinsäure-Testgemischs können auf
verschiedene Weisen modifiziert werden. Geeignete Modifikationen
umfassen folgende Modifikationen, sind aber nicht auf diese beschränkt: Modifikationen
an jedem Rest der Nucleinsäure,
an zufälligen
Resten, an allen Pyrimidinen oder Purinen oder allen spezifischen
Basen (d.h. G, C, A, T oder U) oder eine Modifikation pro Nucleinsäure. Es
wird auch anerkannt, dass bestimmte Moleküle (z.B. Metallkatalysatoren
und dergleichen) in Lösung
vorliegen können,
nicht an die Nucleinsäure
gebunden, und für
die Vermittlung der Reaktion gemeinsam mit der fördernden Wirkung der Nucleinsäure zweckdienlich
sein können.
Es wird angenommen, dass, solange die Nucleinsäure, die an den ersten chemischen
Reaktanten gebunden ist, auf irgendeine Weise mit der Vermittlung
der chemischen Reaktion in Verbindung steht, das Verfahren und die
Produkte Teil des Umfangs der vorliegenden Erfindung sind. Es wird
ebenfalls anerkannt, dass Modifikation keine Voraussetzung für die erleichternde
Aktivität der
erfindungsgemäßen Nucleinsäuren ist.
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Unter
manchen Umständen
kann es wünschenswert
sein, Nucleinsäuren,
die an ein Target binden, vorab auszuwählen. In dieser Ausführungsform
wird der zufällige
Nucleinsäure-Pool
mehreren SELEX-Runden (1-10) gegen das Zielmolekül unterzogen, bevor der Reaktant
an den Nucleinsäure-Pool
gebunden wird.
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i. Modifizieren von Nucleotiden
mit anderen chemischen Gruppen
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Die
Nucleotide können
auf eine beliebige Art modifiziert werden, umfassend Modifikationen
der Ribose- und/oder Phosphat- und/oder Basenpositionen. Bestimmte
Modifikationen werden in den US-Parallelanmeldungen Nr. 08/117.991
mit dem Titel „High
Affinity Nucleic Acid Ligands Containing Modified Nucleotides" und Nr. 08/076.735
mit dem Titel „Method
for Palladium Catalyzed Carbon-Carbon Coupling and Products" beschrieben. In
einer Ausführungsform
sind Modifikationen jene, worin eine andere chemische Gruppe an
die 5-Position eines Pyrimidins, die 8-Position einer Purins oder
die 2'-Position
eines Zuckers gebunden ist. Es gibt keine Beschränkung in Bezug auf die Art
der anderen chemischen Gruppe, die in die einzelnen Nucleotide inkorporiert
werden kann. In den bevorzugten Ausführungsformen ist das resultierende
modifizierte Nucleotid amplifizierbar oder kann nach den Amplifikationsschritten
modifiziert werden.
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Als
Beispiel, das die Erfindung nicht auf irgendeine Weise einschränken soll,
kann eine biomimetische erleichternde Nucleinsäure angeführt werden. Eine Wahl in Bezug
auf die Modifikation von Nucleinsäuren ist die Modifikation,
die bestimmte Basen in Bezug auf ihre chemischen und physikalischen
Eigenschaften mehr wie Proteine erscheinen lassen würde. Bestimmte
Modifikationen von Pyrimidin- und Purinnucleotidbasen können vorgenommen
werden, um die Nucleinsäure
so wirken zu lassen, als würde
sie „Seitenketten", die den Aminosäureseitenketten
von Proteinen ähnlich
sind, aufweisen. Verschiedene synthetische Verfahren stehen zur
Verfügung,
um andere chemische Gruppen, in diesem Fall Aminosäuren-Derivate,
an die 5-Position eines Pyrimidins oder die 8-Position eines Purins
zu binden. Verfahren zur Modifikation von Pyrimidinen an der 5-Position
wurden in den US-Patentanmeldungen 08/076.735, 08/347.600 und 08/458.421
gemeinsam mit anderen veröffentlichten Verfahren
beschrieben. Zahlreiche veröffentlichte
Verfahren sind dafür
bekannt, dass sie Nucleinsäuren
modifizieren, wie z.B., jedoch nicht ausschließlich, P. A. Limbach et al.,
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-
Die
oben beschriebenen, durch Aminosäuren
modifizierten Nucleotide können
für native
Nucleotide substituiert werden und in die Sequenzen des Nucleinsäure-Testgemischs inkorporiert
werden. Nucleotide, die anstatt der oben beschriebenen Aminosäuren mit
anderen chemischen Gruppen modifiziert wurden, werden durch diese
Erfindung ebenfalls berücksichtigt.
Oft kann eine korrekte Vermutung in Bezug darauf angestellt werden,
welche modifizierten Nucleotide für die Zugabe zu dem Nucleinsäure-Testgemisch
am wünschenswertesten
wären.
Wenn die Reaktion, die vermittelt werden soll, beispielsweise eine
Aldol-Kondensation ist, die durch die Struktur der Klasse-1-Aldolasen
geleitet wird, könnte
die erforderliche andere chemische Gruppe ein Aminosäure-Derivat
sein, das eine primäre
Aminogruppe umfasst, um mit dem Carbonylsubstrat ein Imin zu bilden,
und eine andere basische Gruppe, um die Bildung des Enamins, das
in der Reaktion als Nucleophil dient, zu erleichtern.
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ii. Modifizieren der Nucleinsäure mit
organometallischen Gruppen
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Eine
weitere Modifikation, die in Bezug auf das Nucleinsäure-Testgemisch
von der vorliegenden Erfindung in Betracht gezogen wird, ist das
Inkorporieren eines organometallischen Reagenten in die Sequenzen, die
das Nucleinsäure-Testgemisch
bilden. Die Verwendung von organometallischen Katalysatoren in der
Synthese von komplizierten organischen Strukturen hat die organischen
Synthesen revolutioniert. Ein organometallischer Katalysator ist
eine beliebige metallische oder organische Ligandensphäre, die
in der Lage ist, eine Reaktion zu vermitteln. Die Liganden, die
die Koordinationssphäre
bilden können,
sind Fachleuten auf dem Gebiet der Erfindung bekannt und umfassen
Pyridinliganden, Phosphinliganden, Oximliganden, Porphyrine, Isocyanate,
Cyanate, Carboxylate, Thiole, Kohlenmonoxid, Alkene, Ether und dergleichen.
Zweckdienliche Metalle umfassen Nickel, Rhodium, Cobalt, Palladium,
Zirkonium, Aluminium, Eisen, Mangan, Titan, Ruthenium, Molybdän und Bor.
Pyridinium-Nickel-Komplexe sind beispielsweise dafür bekannt,
dass sie Harnstoff-Hydrolyse
katalysieren; Rhodiumacetat-Katalysatoren erleichtern Cyclopropanisierung;
Cobalt-Komplexe katalysieren Cyclotrimerisation und [3+2]-Cycloaddition;
Palladium katalysiert Hydrierung und [3+2]-Cycloaddition; Ruthenium-
und Molybdän-Komplexe katalysieren
Olefinmetathese. Zusammengenommen können diese Reak tionen Ringe
mit 3, 4, 5, 6 und 7-Elementen herstellen, von denen alle bekannterweise
in der Struktur von vielen medizinischen Verbindungen zweckdienlich
sind. Größere Ringe
können
durch eine π-Allyl-Palladium-Katalyse
hergestellt werden. Die Bildung von Chiralitätszentren ist wesentlich für die Synthese
von vielen biologisch aktiven Verbindungen, und in vielen Fällen kann
das falsche Enantiomer schädliche
pharmakologische Auswirkungen haben. Eine asymmetrische Hydrierung
zur Bildung von einzelnen Enantiomeren wurde durch Palladium- und
Zirkonium-Komplexe erzielt.
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In
dieser Ausführungsform
stehen verschiedene Optionen zur Verfügung, um den organometallischen Komplex
an das Oligonucleotid zu binden. Der organometallische Komplex kann
direkt an die Nucleotidbase gebunden werden, wie z.B. an die 5-Position von einem
Pyrimidin. Das modifizierte Oligonucleotid sollte mit guter Integrität amplifizierbar
sein.
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In
manchen Fällen
sollte die Bindung zwischen der Nucleinsäure und dem organometallischen
Komplex spaltbar sein, wobei das Oligonucleotid intakt bleiben sollte.
Beispiele für
spaltbare Bindungen umfassen folgende, sind jedoch nicht auf diese
beschränkt:
photochemisch labile Linker, Disulfide und Carbonate. Diese chemischen
Bindungseigenschaften sind Fachleuten auf dem Gebiet der Erfindung
bekannt und könnten
eingesetzt werden, um den organometallischen Komplex an das 5'- oder 3'-Ende einer Nucleinsäure oder
die 5-Position von Pyrimidinresten in der Nucleinsäure zu binden.
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Eine
weitere Option wäre
es, ein Kassetten-Oligonucleotid einzusetzen, das so hergestellt
werden kann, dass es einen organometallischen Komplex umfasst. Die
Kassetten-Oligonucleotid-Ausführungsform würde eine
fix angeordnete Nucleinsäuresequenz
umfassen, an die ein organometallischer Komplex gebunden ist, der
zu Beginn jeder Auswahlrunde an die Nucleinsäure ligiert werden könnte. Jedes
Element des Nucleinsäure-Testgemischs
würde eine
idente, fix angeordnete Region umfassen, die zu der fix angeordneten Sequenzen
der Kassette komplementär
ist. Dieses Kassetten-Oligonucleotid kann dem Bedarf nach anderen Konjugationsverfahren
vorbeugen.
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Es
kann auch wünschenswert
sein, den organometallischen Katalysator in ein Oligonucleotid einzuschließen. Bei
manchen dieser Ausführungsformen
können
die Modifikationen nach jeder Amplifikationsrunde erfolgen. Wenn
ein organometallischer Komplex in das Oligonucleotid eingeschlossen
wird, kann mehr als eine spaltbare Bindung wünschenswert sein, und die chemische
Zusammensetzung jeder spaltbaren Bindung muss einzigartig sein.
In dem untenstehenden Schema wird der Bipyridin-Ligand als Beispiel
angeführt.
- X
= S-S
- Y = O-Si[CH(CH3)2]2
- DTT = Dithiothreit
-
Weil
die mit A und B bezeichneten Oligonucleotid-Komponenten chemoselektiv
von dem Träger
abgespalten werden können,
können
ihre Sequenzen unabhängig
voneinander bestimmt werden. Zusätzlich
dazu können
A und B aus relativ kurzen Sequenzen bestehen, die leicht durch
chemische Methoden hergestellt werden können. Für manche organometallische
Komplexe ist es erforderlich, dass das Metall nach der Synthese oder
Transkription inkorporiert wird. In diesen Fällen würden die chelatbildenden Liganden,
die das Metall binden, wie oben erläutert an das Oligonucleotid
gebunden werden und das Metall nach einer Nucleinsäuresynthese
oder einer Amplifikation durch Ligandenaustauschreaktionen eingeführt werden.
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Wie
aus den oben bereitgestellten Beispielen ersichtlich wird, gibt
es zahlreiche Möglichkeiten,
um die Nucleinsäure
zu modifizieren und sie so in die Lage zu versetzen, chemische Reaktionen,
wie z.B. Bindungsbildung oder Bindungsspaltung, zu vermitteln. Alle
Modifikationen von Nucleinsäure
werden von dieser Erfindung berücksichtigt.
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B. Die Reaktanten
-
Im
weitesten Sinn bezieht sich die Bezeichnung Reaktanten auf eine
beliebige chemische Einheit, die mit der thermischen und chemischen
Stabilität
von Nucleinsäuren,
die an einer bindungsbildenden oder bindungsspaltenden Reaktion
beteiligt sein könne,
kompatibel sind. Diese Erfindung sollte nicht durch die Art des Reaktanten
eingeschränkt
werden. Die folgenden Arten von kleinen organischen Molekülen sollen
als Beispiele für
mögliche
Reaktanten, jedoch nicht als Einschränkung der Erfindung dienen:
Alkene, Alkine, Alkohole, Aldehyde, Ketone, Ester, Carbonsäuren, aromatische
Carbocyclen, Heterocyclen, Diene, Thiole, Sulfide, Disulfide, Epoxide,
Ether und halogenierte Verbindungen. Die Reaktanten weisen vorzugsweise
ein Molekulargewicht im Bereich von 2 bis 1000 auf, besonders bevorzugt
im Bereich von 26 bis 500. Wenn die erwünschten Produkte größere Moleküle sind,
sind auch die Reaktanten größer, wie
z.B. Peptide, Proteine und Polymere. Die Reaktanten können mehr
als eine der angeführten
Funktionalitäten
und Chiralitätszentren
aufweisen. Im Allgemeinen steht die Bezeichnung Reaktanten für eine Art
von chemischen Reaktanten, die durch ihre chemisch reaktive Einheit
(z.B. Dien, Ester etc.) definiert ist. Der chemische Reaktant kann
beispielsweise eine Art von Reaktanten sein, die 1 bis 10n verschiedene Elemente der Art umfasst.
Die Reaktanten, die für
eine bestimmte Reaktion ausgewählt
werden, können
auch verschiedene Arten von Reaktanten umfassen.
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An
einem Punkt in dem Verfahren der Bestimmung der geeigneten Reaktanten
für das
Parallel-SELEX-Verfahren muss ein Target identifiziert werden, und
eine Wirkungsweise, mit welcher ein erwünschtes Produkt auf dieses
Target einwirken würde,
muss bestimmt werden. Wenn diese Bestimmung erfolgt ist, kann eine
Klasse von Produkten ausgewählt
werden, von denen angenommen wird, dass sie die erwünschten
Eigenschaften wahrscheinlich aufweisen. Geeignete Reaktanten, die
wahrscheinlich zur Herstellung der gewünschten Klasse von Produkten
führen,
können
dann ausgewählt
und in das Parallel-SELEX-Verfahren integriert werden.
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Die
Auswahl von Reaktanten kann zufällig
bestimmt werden. Vorzugsweise kann die Wahl der Reaktanten jedoch
auf einer Reihe von Kriterien beruhen, wie beispielsweise, jedoch
nicht ausschließlich,
die Auswahl von Reaktanten basierend auf der erwünschten Produktklasse, die
durch die ursprünglichen
strukturellen Annahmen bestimmt werden kann, die auf der Ähnlichkeit
mit bekannten Verbindungen beruht, die eine erwünschte Eigenschaft aufweisen,
auf anderen bekannten Liganden, auf Computermodellsimulationen,
auf NMR- und Röntgendaten/-Strukturen,
auf enzymatischen und chemischen Footprinting-Experimente. Wenn eine
Produktklasse identifiziert wurde, werden die Reaktanten so ausgewählt, dass
die Variabilität,
die erzielt werden kann, maximiert wird. Oft werden Retrosynthese-Verfahren
eingesetzt, um mögliche
Reaktanten auszuwählen.
Zahlreiche Klassen von Reaktanten können gleichzeitig eingesetzt
werden.
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Für die Zwecke
dieser Erfindung wird der Reaktant, der an die Nucleinsäure gebunden
ist, als erster Reaktant oder gebundener Reaktant bezeichnet. Typischerweise
wird der erste Reaktant mit einer Vielzahl von verschiedenen freien
Reaktanten unter für
eine erleichterte Bindungsbildung günstigen Bedingungen kontaktiert,
und das resultierende Produkt wird getestet, um zu bestimmen, ob
es eine vorbestimmte erwünschte
Eigenschaft aufweist. Es wird angenommen, dass ein erster Reaktant
mit mehr als einem anderen Reaktanten (d.h. einem zweiten, dritten,
vierten etc. Reaktanten) chemisch umgesetzt werden kann, um ein
Produkt zu bilden. Es wird ebenfalls angenommen, dass mehr als eine
Art einer chemischen Reaktion gleichzeitig erfolgen kann. Es wird
auch in Betracht gezogen, dass viele Reaktionen gleichzeitig erfolgen,
wobei möglicherweise zahlreiche
Nucleinsäuren
eingesetzt werden, um verschiedene Teile der Produktbildung zu erleichtern.
Idealerweise werden Reaktanten so ausgewählt, dass, abhängig von
der Fähigkeit
der erleichternden Nucleinsäuren,
Produkte spezifisch herzustellen, eine Produktbibliothek gebildet
wird.
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C. Binden des Reaktanten
an die Nucleinsäure
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Parallel-SELEX
erfordert, dass der erste Reaktant an die Nucleinsäure mit
erleichternden Eigenschaften, die in dem Nucleinsäure-Testgemisch
vorhanden ist, gebunden ist. Der erste Reaktant ist entweder kovalent
oder nicht kovalent an die Nucleinsäure gebunden. Die Bindung kann
theoretisch irgendwo an der Nucleinsäure erfolgen. Für praktische
Zwecke erfolgt die Bindung jedoch gewöhnlicherweise an den 5'- oder 3'-Enden der Nucleinsäure. Typischerweise erfolgt
die Bindung durch eine Ligationsreaktion, aber jede beliebige, bekannte
Bindungsreaktion ist akzeptabel. Die Bindung kann direkt sein, wie
z.B. durch ein 5'-GMPS
oder ein 3'-Didesoxy
mit terminaler Transferase oder dergleichen.
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Die
Bindung zwischen der Nucleinsäure
und dem Reaktanten kann auch eine Linkergruppe umfassen. Eine solche
Linkergruppe kann ermöglichen,
dass sich die Nucleinsäure
in einer günstigeren
Konformation faltet, so dass sie besser mit den Reaktanten in Wechselwirkung
treten kann, um die bindungsbildenden Reaktion zu fördern. Die
Linkergruppe kann auch ermöglichen,
dass der erste Reaktant die gesamte Oberfläche und alle katalytischen
Taschen der gefalteten Nucleinsäure
sondiert.
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Die
Linkergruppe kann eine beliebige Spacer-Gruppierung sein. Die Linkergruppe
sollte ausreichend lang sein, vorzugsweise aus Polymereinheiten
bestehen, um eine flexible Bindung zu ermöglichen, die verschiedenen
Reaktanten den Zugang zu der gesamten Oberfläche und den Bindungstaschen
der gefalteten Nucleinsäure
ermöglichen
würde.
Die optimale Größer des
Linkers hängt
von der Größe der Nucleinsäure ab. Im
Allgemeinen sollte die Größe der Linkergruppe
zwischen 10 und 1000 Å,
vorzugsweise zwischen 50 und 300 Å, liegen. Die Linkergruppe
kann in dem Nucleinsäure-Reaktanten-Testgemisch
variiert werden, um eine optimale Länge für eine erwünschte Reaktion auszuwählen. Die
Linkergruppe sollte auch unter den Reaktionsbedingungen leicht löslich sein.
Beispiele für
geeignete Linkergruppen sind PEG, Polyvinylalkohol, Polyacrylate
und Polypeptide.
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Die
Bindung zwischen der Linkergruppe und der Nucleinsäure ist
vorzugsweise spaltbar, wobei die Nucleinsäure intakt bleibt. Beispiele
für geeignete
spaltbare Bindungen umfassen photochemisch labile Linker, Disulfide
und Carbonate, sind jedoch nicht auf diese beschränkt. Die
Bindung kann auch durch Enzyme, wie z.B. DNAse und Proteinasen,
spaltbar sein.
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Zusätzlich dazu
kann die Bindung durch das in der US-Patentanmeldung mit der Seriennummer 08/234.997,
eingereicht am 28. April 1994, beschriebene „Splint-Blended-SELEX-Verfahren" erfolgen.
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D. Produktbildung
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Eine
chemische Reaktion findet statt, wenn ein erster Reaktant und zumindest
ein zweiter Reaktant in Wechselwirkung treten und ein Produkt bilden
oder wenn ein erster Reaktant auf eine Weise gespalten wird, die
durch die an ihn gebundene Nucleinsäure gefördert wird. Eine beliebige
Anzahl von chemischen Reaktionen ist mit dem Parallel-SELEX-Verfahren
kompatibel. Die einzige Voraussetzung ist, dass die Reaktion durch die
Nucleinsäure,
die an den ersten Reaktanten gebunden ist, vermittelt wird. Vorzugsweise
erfolgt die Vermittlung durch die Nucleinsäure spezifisch für die Reaktanten
und das gewünschte
Produkt, was jedoch nicht immer der Fall ist. Die chemische Reaktionen
umfassen bindungsbildende und bindungsspaltende Reaktionen. Verschiedene
bindungsbildende Reaktionen werden von dieser Erfindung berücksichtigt,
und als Beispiele können
Kondensations-/Hydrolysereaktionen, Cycloadditionsreaktionen, wie
z.B. Diels-Alder- und En-Reaktion, konjugierte Additionen an α,β-ungesättigte Verbindungen,
Aldol-Kondensationen, die Glykosylierung von Peptiden, Zuckern und
Lipiden angeführt
werden. Zusätzlich
dazu können,
wenn die Nucleinsäuren
in dem Testgemisch modifiziert werden, um einen organometallischen
Katalysator in die Nucleinsäure
zu integrieren, auch andere Reaktionen, wie beispielsweise, jedoch
nicht ausschließlich,
Cyclopropanisierung, Hydrierung, Cyclotrimerisation von Alkinen,
[3+2]- und [4+1]-Cycloaddition von ungesättigten Molekülen und
Olefinmetathese, erfolgen, von welchen alle asymmetrische Moleküle bilden
könnten.
Diese Erfindung zieht die Verwendung von diesen Reaktionen allein
oder gemeinsam in einer beliebigen Kombination in Betracht. Diese
Erfindung zieht ebenfalls aufeinander folgende Reaktionen in Betracht,
bei welchen ein erstes Produkt mit zwei oder mehreren Reaktanten
hergestellt werden kann und dieses Produkt dann ein „Reaktant" mit anderen freien Reaktanten
werden kann, um ein zweites Produkt zu bilden, etc.
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Bindungsspaltende
Reaktionen sind auch Teil des Umfangs dieser Erfindung. Eine bindungsspaltende Reaktion
hat mehrere Ausführungsformen,
umfassend, jedoch nicht beschränkt
auf, die Spaltung des ersten Reaktanten zur Bildung eines Produkts,
das mit einem Target in Wechselwirkung tritt, Spaltung des ersten
Reaktanten, so dass er besser in der Lage ist, mit dem zweiten Reaktanten
zur Bildung eines neuen Produkts zu reagieren, etc.
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Die
Erfindung umfasst auch Ausführungsformen,
in welchen die Produkte, die durch das erfindungsgemäße Verfahren
gebildet werden, an andere Moleküle
gebunden werden, wie z.B., jedoch nicht ausschließlich, Markierungen,
Antikörper,
andere kleine Moleküle
etc.
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Die
Reaktion kann/die Reaktionen können
unter verschiedenen Bedingungen erfolgen, die einem Fachmann auf
dem Gebiet der Erfindung bekannt sind und den Stabilitätsanforderungen
der Nucleinsäuren entsprechen.
Die Reaktion kann in einem beliebigen gepufferten oder nicht gepufferten
wässrigen
Lösungsmittel
erfolgen, wie z.B. Wasser, Tris, HEPES etc., oder in einem organischen
Lösungsmittelsystem
mit geeigneten Alkylammonium- oder ähnlichen Gegenionen, wie z.B.
Methanol/Wasser, DMSO, DMF/Wasser, mit Triethylammonium-Salz. Der
Temperaturbereich ist im Allgemeinen -10°C bis 100°C, vorzugsweise 10°C bis 50°C. Die Konzentration
des randomisierten Nucleinsäure-Reaktanten-Testgemischs
liegt im Allgemeinen im Bereich von 1 pM bis 10 mM, vorzugsweise
von 1 bis 100 μM,
und die Konzentration des zweiten Reaktanten liegt im Allgemeinen
im Bereich von 1 μM
bis 10 M, vorzugsweise von 10 μM
bis 10 mM.
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E. Abtrennen der Produkte
mit vorbestimmten, erwünschten
Eigenschaften
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Wenn
eine chemische Reaktion stattgefunden hat, muss die Produktbibliothek
in Bezug auf Produkte, die vorbestimmte, erwünschte Eigenschaften aufweisen,
untersucht werden. Wie zuvor beschrieben, können vorbestimmte, erwünschte Eigenschaften
das Binden an ein Target, die katalytische Veränderung des Targets, die chemische
Umsetzung mit einem Target auf eine Weise, die das Target oder die
funktionelle Aktivität
des Targets verändert/modifiziert,
und die kovalente Bindung an ein Target wie in einem Suizidinhibitor
umfassen.
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Das
Target kann eine beliebige Verbindung sein, die von Interesse ist.
Das Target kann ohne Einschränkung
ein Protein, Peptid, Kohlenhydrat, Polysaccharid, Glycoprotein,
Hormon, Rezeptor, Antigen, Antikörper,
Virus, Substrat, Metabolit, Übergangszustandanalogon,
Cofaktor, Inhibitor, Arzneimittel, Farbstoff, Nährstoff, Wachstumsfaktor, eine
Zelle, Gewebe etc. sein. Die Bedingungen, unter welchen die Produkte
untersucht werden, sind nicht auf die Bedingungen, die für die Produktbildung
in Abschnitt D beschrieben wurden, beschränkt. Die Untersuchungsbedingungen
sind Fachleuten auf dem Gebiet der Erfindung bekannt.
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Produkte,
die vorbestimmte, erwünschte
Eigenschaften aufweisen, können
vom Rest der Produktbibliothek durch verschiedene Verfahren, die
Fachleuten auf dem Gebiet der Erfindung bekannt sind, abgetrennt werden,
während
sie weiterhin an die Nucleinsäure
gebunden bleiben, die ihre Bildung erleichtert hat. Der Schlüssel ist
es, die erwünschten
Produkte von der gesamten Produktbibliothek abzutrennen, ohne die
gebundene Nucleinsäure
chemisch zu beschädigen,
so dass die Nucleinsäuren
amplifizierbar bleiben. Die Nucleinsäure kann dann amplifiziert
werden, während
sie weiterhin an das erwünschte
Produkt gebunden ist oder nachdem sie von dem erwünschten
Produkt getrennt wurde, wie das grundlegende SELEX-Verfahren lehrt.
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In
der am meisten bevorzugten Ausführungsform
wirkt das erwünschte
Produkt auf ein Target, ohne dass es zu einer Wechselwirkung zwischen
der an das erwünschte
Produkt gebundenen Nucleinsäure
und dem Target kommt. Die Nucleinsäure erleich tert die Reaktion
zwischen dem gebundenen Reaktanten und einem freien Reaktanten,
wodurch das erwünschte
Produkt gebildet wird, und ist auch so amplifizierbar, dass das
erwünschte
Produkt in der Folge reproduziert werden und letztendlich in der
großen
Produktbibliothek identifiziert werden kann. Es wird jedoch in dieser
bevorzugten Ausführungsform
nicht angenommen, dass die Nucleinsäure direkt mit dem Target in
Wechselwirkung tritt.
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Die
Nucleinsäure
kann vor dem Kontaktieren mit dem Target modifiziert werden, um
sicherzustellen, dass sie nicht mit dem Target in Wechselwirkung
tritt. Die Modifikation kann auf mehrere Weisen erfolgen, so kann
man die Nucleinsäure
beispielsweise doppelsträngig
machen, so dass sie weniger in der Lage ist, mit dem Target in Wechselwirkung
zu treten. In einer etwas weniger bevorzugten Ausführungsform
kann die Nucleinsäure
auf das Target wirken, entweder unabhängig von oder gemeinsam mit
dem erwünschten
Produkt, dessen Synthese sie erleichtert hat. In dieser Ausführungsform
könnte
das Endprodukt eine Kombination des Produkts mit der gebundenen
Nucleinsäure
sein.
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In
einer Ausführungsform
bindet das Produkt an das Target, und der gebundene Nucleinsäure-Produkt-Target-Komplex
kann von ungebundenen Produkten durch eine Reihe von Verfahren getrennt
werden. Die Verfahren umfassen Nitrocellulosefilterbindung, Säulenchromatographie,
Filtration, Affinitätschromatographie,
Zentrifugation und andere bekannte Verfahren. Kurz gesagt, wird
die Produktbibliothek einem Trennverfahren unterzogen, wie z.B.
durch eine Säule,
an die das Target gebunden ist. Alle Nucleinsäuren, die keine Produkte gebildet
haben, oder jene, die an unerwünschte
Produkte gebunden sind, passieren die Säule oder können mittels Counter-SELEX
entfernt werden. Erwünschte
Produkte werden an die Säule
gebunden und können
durch die Veränderung
der Bedingungen der Säule
(z.B. Salz etc.) eluiert werden, oder die Nucleinsäure, die
an das erwünschte
Produkt gebunden ist, kann von dem Produkt abgespalten und direkt
eluiert werden.
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Zusätzlich dazu
können
Produkte, die mit einem Target reagieren, von den Produkten, die
nicht mit dem Target reagieren, getrennt werden. In einem Beispiel
kann ein Produkt, das kovalent an das Target bindet (wie z.B. ein
Suizidinhibitor) unter sehr stringenten Bedingungen gewaschen werden.
Der resultierende Produkt-Target-Komplex
kann mit Proteinase, DNAse oder anderen geeigneten Reaktionsmitteln
behandelt werden, um einen Linker zu spalten und die an die erwünschten
Produkte gebundenen Nucleinsäuren
freizusetzen. Die freigesetzten Nucleinsäuren können amplifiziert werden.
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In
einem anderen Beispiel ist die vorbestimmte, erwünschte Eigenschaft des erwünschten
Produkts die Fähigkeit,
eine chemische Gruppe auf das Target zu übertragen (wie z.B. Acyltransfer)
und dabei das Target zu inaktivieren. Man könnte eine Produktbibliothek
haben, in welcher alle Produkte eine chemische Thioestergruppe aufweisen.
Bei Kontakt mit dem Target übertragen
die erwünschten
Produkte die chemische Gruppe auf das Target, wodurch sie gleichzeitig
das erwünschte
Produkt von einem Thioester in ein Thiol umwandeln. Deshalb ermöglicht ein
Trennverfahren, das die Produkte, die nun Thiole (statt Thioester)
sind, identifizieren würde,
die Auswahl der erwünschten
Produkte und die Amplifikation der mit diesen verbundenen Nucleinsäure.
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Es
gibt andere Trenn- und Untersuchungsverfahren, die mit dieser Erfindung
kompatibel sind und einem Fachmann auf dem Gebiet der Erfindung
bekannt sind. In einer Ausführungsform
können
die Produkte durch eine Reihe von herkömmlichen Verfahren fraktioniert
werden, und dann wird jede Fraktion in Bezug auf ihre Aktivität untersucht.
Das Fraktionierungsverfahren kann Größe, pH-Wert, Hydrophobizität etc. umfassen.
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Wie
zuvor beschrieben, kann das SELEX-Verfahren andere Ausführungsformen
umfassen, die für
das erfolgreiche Abtrennen der erwünschten Produkte angewandt
werden könnten,
und die Photo-SELEX, Counter-SELEX etc. umfassen, jedoch nicht auf
diese beschränkt
sind.
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In
einer Ausführungsform
wird die Nucleinsäure
vor dem Schritt des Trennens so behandelt, dass es weniger wahrscheinlich
ist, dass sie mit dem Target in Wechselwir kung tritt. Beispielsweise
kann die Nucleinsäure
vor dem Trennen doppelsträngig
gemacht werden. In einer anderen Ausführungsform kann das Nucleinsäure-Testgemisch, bevor
der Reaktant an die Nucleinsäure
gebunden wird, durch Counter-SELEX getrennt werden, um Nucleinsäuren zu
eliminieren, die direkt auf das Target wirken.
-
F. Amplifikation
-
Die
Amplifikation der Nucleinsäure,
die die Synthese des Produkts mit erwünschten Eigenschaften steuert,
erfolgt wie in Zusammenhang mit dem grundlegenden SELEX-Verfahren
beschrieben, wobei Verfahren eingesetzt werden, die Fachleuten auf
dem Gebiet der Erfindung bekannt sind. Wenn erforderlich oder erwünscht, kann
jede Modifikation oder jedes andere zugesetzte Merkmal (wie z.B.
die Linkergruppe) vor der Amplifikation entfernt werden. Eine Polymerase-Kettenreaktion
(PCR) ist beispielsweise ein Verfahren zur Amplifizierung von Nucleinsäuren. Beschreibungen
von PCR-Verfahren sind beispielsweise in Saiki et al., Science 230,
1350-1354 (1985); Saiki et al., Nature 324, 163-166 (1986); Scharf
et al., Science 233, 1076-1078
(1986); Innis et al., Proc. Natl. Acad. Sci. 85, 9436-9440 (1988);
und in US-Patent
Nr. 4.683.195 (Mullis et al.) und US-Patent Nr. 4.683.202 (Mullis
et al.) zu finden. In ihrer grundlegenden Form umfasst die PCR-Amplifikation wiederholte
Zyklen der Replikation der erwünschten
einsträngigen
DNA oder cDNA-Kopie einer RNA unter Einsatz von spezifischen Oligonucleotid-Primern,
die zu den 3'- und
5'-Enden der ssDNA
komplementär
sind, die Primer-Extension mit einer DNA-Polymerase und DNA-Denaturierung.
Produkte, die durch die Extension eines Primers erzeugt werden,
dienen als Matrize für
die Extension von dem anderen Primer. Andere bekannte Amplifikationsverfahren
werden von der vorliegenden Erfindung in Betracht gezogen.
-
Strangverdrängungs-Amplifikation
(SDA) ist ein Beispiel für
ein alternatives Trennverfahren (Walker et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. 89, 392-396 (1992); Walker et al., Nucleic Acids Research 20,
1691-1696 (1992)). SDA ist eine Technik für die Amplifikation von ssDNA
ausgehend von ssDNA, die einige Ähnlichkeiten
mit PCR hat. Wie die PCR setzt die SDA einen Satz von zwei konvergenten
Primern ein, um die DNA zu amplifizieren, die zwischen den Primern
liegt, und erfordert die Aktivität
einer DNA-Polymerase,
um das zu erreichen. Die SDA nutzt auch ein exponentielles Amplifikationsschema,
in dem die neu synthetisierte DNA als Matrize für eine weitere DNA-Synthese dient. Anders
als die PCR wird die SDA bei einer konstanten Temperatur (~ 40°C) durchgeführt und
beruht auf der Fähigkeit
einer bestimmten Art von Polymerasen, einen zuvor synthetisierten DNA-Strang
aus der Matrize zu verdrängen,
während
sie einen neuen Strang synthetisiert. Das ersetzt den thermischen
Denaturierungsschritt, der bei der PCR eingesetzt wird. Die SDA
erfordert das Einwirken eines zusätzlichen Enzyms, einer Restriktions-Endonuclease,
um einen Bruch in einer ds-DNA-Matrize zu erzeugen. Die DNA auf
der 3'-Seite des
Bruchs dient als Primer für
eine neue DNA-Synthese, während
die DNA auf der 5'-Seite
des Bruchs durch die DNA-Polymerase in die Lösung verdrängt wird, wo sie sich wieder
mit einem der SDA-Primer verbinden und als Matrize für eine weitere
DNA-Synthese dienen kann. Wenn DNA-Liganden erwünscht sind, weist die SDA eine
Reihe von Vorteilen für
ein Parallel-SELEX-Verfahren auf. Das SDA-Verfahren nutzt die DNA-Polymerase-Klenow-Exo(-) für die Synthese
von DNA, eine gut beschriebene Polymerase, von der bekannt ist,
dass sie bestimmte modifizierte dNTPs leicht hinzufügt. Da sie
gut beschrieben ist, sollte es einfacher sein, angemessene Entscheidungen
in Bezug zu treffen, welche modifizierten dNTPs hergestellt werden
sollen. Ein einfaches Schema könnte
ausgearbeitet werden, in dem eine Primer-Extension die Ligation für die Bindung
des DNA-Liganden an die gebundene reaktive Gruppe ersetzt. SDA weist ähnliche
Amplifikationseigenschaften wie eine PCR auf (für DNA, die < 200 nt lang ist), kann aber unter
Einsatz von weniger spezialisierter Ausstattung in kürzerer Zeit
durchgeführt
werden.
-
Die
amplifizierte Nucleinsäure
wird dann, wenn erforderlich, einer Post-Amplifikations-Modifikation
unterzogen, erneut an den ersten Reaktanten gebunden, und das Verfahren
wird wie oben beschrieben fortgesetzt. Das Verfahren wird so oft
wiederholt wie notwendig ist, um die Nucleinsäuren so anzureichern, dass
sie die geeignete erleichternde Aktivität aufweisen und/oder bis die
erwünschten
Produkte, die die maximal erwünschten
Eigenschaften aufweisen, erhalten werden. Es ist absolut möglich, dass
eine Runde Parallel-SELEX ausreicht, um ein Produkt mit erwünsch ten
Eigenschaften zu erhalten. Der Endpunkt kann durch viele Verfahren
bestimmt werden, die einem Fachmann auf dem Gebiet der Erfindung
bekannt sind, wie z.B. Bindungskurven, durch IC50-Werte
bestimmte Inhibition, Inaktivierungsraten, Toxizitätsprofile,
Bioverfügbarkeit,
Pharmakokinetik etc.
-
G. Analyse der erwünschten
Produkte
-
Nach
der Amplifikation der erleichternden Nucleinsäure und der Herstellung einer
ausreichenden Menge des erwünschten
Produkts kann die Struktur eines oder einer Reihe von erwünschten
Produkten durch herkömmliche
spektroskopische Verfahren bestimmt werden, die Fachleuten auf dem
Gebiet der Erfindung bekannt sind. Dafür müssen die ursprünglichen
Reaktionsbedingungen auf geeignete Weise wiederholt werden. Der
erste Reaktant sollte erneut an die erleichternde Nucleinsäure gebunden,
das resultierende Nucleinsäure-Reaktanten-Gemisch
mit dem Pool von zweiten Reaktanten gemischt und das resultierende,
erwünschte Produkt
gebildet und isoliert werden. Die Annahme, aufgrund derer dieses
Verfahren am wirksamsten ist, besteht darin, dass die Nucleinsäure die
einzelnen Reaktionen oder zumindest eine relativ kleine Anzahl von
Reaktionen, umfassend die erwünschte
Reaktion, spezifisch erleichtern wird. Die herkömmlichen spektroskopischen
Verfahren umfassen folgende, sind jedoch nicht auf diese beschränkt: NMR-Spektroskopie,
Massenspektroskopie, HPLC-Spektroskopie, Infrarot-Spektroskopie,
UV-VIS-Spektroskopie, Zirkulardichroismus, Polarimetrie und Röntgenkristallographie.
Wenn die Struktur des erwünschten
Produkts identifiziert wurde, kann es in großen Mengen hergestellt werden,
entweder durch herkömmliche
chemische Syntheseverfahren oder durch Verfahren, die hierin für die Herstellung
unter Einsatz einer erleichternden Nucleinsäure erläutert werden.
-
III. Allgemeine Beispiele
-
Die
folgenden allgemeinen Beispiele werden angeführt, um das Parallel-SELEX-Verfahren zusätzlich zu
beschreiben. Das grundlegendste Schema für das Parallel-SELEX-Verfahren wird
in 1 dargestellt. Die folgenden Beispiele
beschreiben eine das Untersuchen von Reaktionen, die von der Erfindung
berücksichtigt werden,
detaillierter. Diese Bespiele sollen der Veranschaulichung dienen
und nicht den Umfang der Erfindung auf irgendeine Weise einschränken.
-
a. Eine Diels-Alder Reaktion
-
Die
folgende Erläuterung
beschreibt, wie RNA-Erleichterer und ein niedermolekulares Cyclohexenprodukt,
die an ein generisches Target binden, unter Einsatz der in 2 dargestellten Diels-Alder-Reaktion gemeinsam
hergestellt werden können.
Eine weitere Version dieses Beispiels für ein Parallel-SELEX-Verfahren könnte DNA
einsetzen, und in manchen Fällen
kann DNA gegenüber
RNA zu bevorzugen sein.
-
Die
Ausgangs-RNA (A in 2) würde fix
angeordnete 3'-
und 5'-Regionen
umfassen, um Transkription zu ermöglichen, sowie eine Ligationsstelle
für die
Konjugation an einen PEG-Spacer, der wiederum an ein Dienophil,
das als erster Reaktant dient, gebunden ist. Die Ausgangs-RNA (A)
weist randomisierte Regionen auf, die aus etwa 4N verschiedenen
Sequenzen bestehen, wobei N der Anzahl der Nucleotide in der RNA-Sequenz
entspricht; die genaue Anzahl hängt
von der Länge
der zufälligen
Region und dem für
die Herstellung verwendeten Maßstab
für die
RNA-Synthese ab. Der PEG-Spacer würde eine ausreichende Anzahl
an Polymereinheiten umfassen, um eine flexible Bindung zu ermöglichen,
die dem ersten Reaktanten, einem Dienophil, Zugang zu der gesamten
Oberfläche
und den Bindungstaschen der gefalteten RNA (C und D in 2) ermöglicht.
Die Ausgangs-RNA (A), die an den ersten Reaktanten gebunden ist,
wird der Klarheit wegen als lineare Struktur dargestellt. Die tatsächlichen
RNA-Strukturen bestehen aus verschiedenen gefalteten Motiven, wie
durch C und D dargestellt.
-
In
diesem Beispiel umfasst Schritt 1 einen Pool von 10 zweiten Reaktanten,
Diensubstraten, die als B1-10 bezeichnet
sind, worin die Gruppen R1, R2 und
R3 nicht Wasserstoff sind. Es gibt keinen
Grund, dass der Pool nicht ausgeweitet werden könnte, um die zweiten Reaktanten,
Diene, zu umfassen, in welchen eine oder alle der Gruppen R1, R2 und R3 Wasserstoff sind. Das würde nur zur Bildung einer gerin geren
Anzahl von Stereozentren führen.
Die Strukturen C und D stellen zwei Möglichkeiten für den Ansatz
des ersten Reaktanten, eines Dienophils, dar. Jedes Regioisomer
weist vier mögliche
Stereoisomere auf, die gebildet werden können, und wenn alle hergestellt
werden, werden 11 Verbindungen in 80 umgewandelt. Die im Diagramm
dargestellten Strukturelemente a und b stellen theoretische Ausbauchungen
in der RNA dar, die mit dem zweiten Reaktanten, einem Dien, oder
dem ersten Reaktanten, einem Dienophil, in Wechselwirkung treten
können,
um die Orientierung des zweiten Reaktanten, des Diens, und den Ansatz
des zweiten Reaktanten, des Diens, im Übergangszustand zu bestimmen.
Wenn für
E1-10 beispielsweise R3 kleiner
als R2 ist, würde die bevorzugte Orientierung
des Diens die Bildung von E/E* und F/F* im Gegensatz zu G/G* und
H/H* begünstigen,
da es zu sterischen Interferenzen zwischen den RNA-Merkmalen b und
der Dienophil-Gruppe R2 kommt. Bei Ansatz
C werden die Enantiomere E/E* und F/F* gebildet. Die anziehende
Wechselwirkung, wie z.B. Wasserstoffbindung, zwischen dem Dienophil-Carboxylat-Sauerstoff
und der mit a bezeichneten RNA-Region würde die Bildung der Endo-Produkte
erleichtern. Anziehungskräfte
zwischen R1 und der mit b bezeichneten RNA-Oberfläche könnte ebenfalls
einen Endo-Angriff begünstigen.
Im Gegensatz dazu könnten
die RNA-Strukturmerkmale
a und b in abstoßende
Wechselwirkung mit dem Carboxylat und R1 des
Dienophils treten, wodurch Exo-Produkte gebildet werden würden. Es
ist anzumerken, dass das Verhältnis
zwischen den Paaren E/E* und F/F* diastereomer ist, so dass sie
selbst bei identischen Substituenten R1,
R2 und R3 verschiedene
physikalische Eigenschaften aufweisen. Bei Ansatz D werden die Enantiomere
G/G* und H/H* gebildet, und das Verhältnis zwischen den Paaren G/G*
und H/H* ist diastereomer. Weil das Oligonucleotid jedoch eine inhärente Chiralität aufweist, weist
die erleichternde Stelle der RNA eine energetisch verschiedene,
diastereomere Wechselwirkung mit dem Übergangszustand der enantiomeren
Paare auf, was eine hohe Enantioselektivität ermöglichen könnte, auch wenn der Energieunterschied
gering ist (ΔΔGǂ 3-4 kcal/mol).
-
Die
Auswahl der erwünschten
Cyclohexen-Produkte wird in Schritt 2 beschrieben. Wenn das Target ein
Protein ist und das erwünschte
Produkt so ausgewählt
wird, dass es an das Target bindet, könnte Schritt 2 anfangs unter
Target-Protein- Überschuss
erfolgen, und die Proteinkonzentration wurde dann gesenkt werden,
wenn die Anreicherung des erwünschten
Cyclohexenprodukts zunimmt. Beispiele für Target-Proteine könnten Enzyme,
Hormone, Zellrezeptoren, Zelladhäsionsmoleküle etc.
umfassen. In einem kompetitiven Test werden die erwünschten
Produkte mit der höchsten
Affinität
gebunden. Das könnte
anfangs zu der Auswahl der vollständigen Gruppen, wie z.B. E/E*
und F/F*, führen.
Für dieses
Beispiel wird angenommen, dass ein Enantiomer-Satz ausgewählt wird,
z.B. E, weil es fester an das Target-Protein bindet, und für die Zwecke
des Beispiels weisen nur 5 der 10 möglichen Strukturen eine vergleichbare
Affinität
auf. (Es ist anzumerken, dass a priori kein Grund für die Annahme
besteht, dass erwünschte
Produkte, die von jedem der Diastereomere stammen, nicht erhalten
werden könnten.)
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Die
ausgewählten
erwünschten
Produkte und die an sie gebundenen, mit ihnen gebildeten RNA-Erleichterer
werden von den unerwünschten
Produkten getrennt, und die RNA-Erleichterer werden mittels der herkömmlichen
SELEX-Verfahren von Schritt 3 bis 5 amplifiziert. Nach Schritt 5
waren die RNAs an erleichternder Aktivität angereichert, die besonders
die Gruppe E der Verbindungen bildet. Es könnten mehr als 5 RNAs an diesem
Punkt vorhanden sein. Um weitere SELEX-Runden durchzuführen, wäre Schritt
6 erforderlich, im Zuge dessen der ursprüngliche PEG-Spacer mit dem
ersten Reaktanten, dem Dienophil, an den neuen angereicherten RNA-Pool
ligiert wird. Die Wiederholung der Schritte 1 bis 6 könnte die
erleichternde Aktivität der
nach Schritt 5 erhaltenen RNA weiter anreichern. Zusätzlich dazu
könnte
die Bindungsaffinität
der erwünschten
Cyclohexen-Produkte ein Maximum erreichen. Wenn man annimmt, dass
der RNA-Pool nun nicht zufällig
ist, könnten
die einzelnen RNA-Moleküle
durch Klonieren und Sequenzieren der verschiedenen RNAs in Bezug
auf ihre erleichternde Aktivität
getestet werden. Die Behandlung dieser RNA-Moleküle mit demselben ersten und
zweiten Reaktanten, Dienophil und Dien, würde notwendigerweise zu der
Bildung des erwünschten,
gleichzeitig entwickelten Cyclohexen-Produkts führen. Nach der Herstellung
von ausreichenden Mengen des RNA-Erleichterers
wird die Struktur eines oder einer Reihe von erwünschten Cyclohexen-Produkten durch herkömmliche
spektroskopische Verfahren bestimmt.
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Das
oben angeführte
Beispiel betraf einen einzelnen ersten Reaktanten, Dienophil, der
mit einem Pool von 10 zweiten Reaktanten, Dienen, behandelt wurde.
Die Anzahl der als erste Reaktanten dienenden Dienophile, die an
dem Coevolutionsverfahren beteiligt sind, kann auch erweitert werden,
indem einfach eine Reihe von verschiedenen ersten Reaktanten, Dienophilen,
an die Ligationssequenz gebunden wird. Nach der Coevolution, dem
Klonieren und Sequenzieren der einzelnen RNA-Erleichterer würden sie dann mit dem Gemisch aus
ersten und zweiten Reaktanten, Dienen und Dienophilen, behandelt
werden, so dass die einzelnen erwünschten Produkte, die durch
die erleichternde RNA gebildet wurden, in ausreichender Menge hergestellt werden
würden,
um eine spektroskopische Strukturidentifikation durchführen zu
können.
Da in dem oben angeführten
Parallel-SELEX-Beispiel der erste Reaktant, das Dienophil, an die
RNA gebunden ist, wird angenommen, dass die erleichternde RNA spezifisch
für die
Reaktion des gebundenen ersten Reaktanten, des Dienophils, ist,
im Gegensatz zu den an andere RNAs gebundenen. Es kann sich herausstellen,
dass die Behandlung einer einzigen erleichternden RNA mit einem
Pool von ersten und zweiten Reaktanten, Dienen und Dienophilen,
zu einer sehr spezifischen Reaktion in Bezug auf den zweiten Reaktanten,
Dien, führt,
da das ausgewählt
wurde, jedoch eine geringe Selektivität für den ersten Reaktanten, das
Dienophil, aufweist, da dieses während
der Auswahl gebunden ist.
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Andererseits
könnte,
wenn die ersten und die zweiten Reaktanten variiert werden, eine
Spezifizität
für beide
Reaktanten erzielt werden. Es wäre
eine verbesserte Ausführungsform,
wenn die Ligationssequenz eingesetzt werden würde, um für den ersten Reaktanten, das
Dienophil, zu kodieren, das an eine bestimmte Nucleinsäure, wie
in 3 dargestellt, gebunden ist, wodurch
eine Ausweitung der Matrix ermöglicht
würde.
Unter Einsatz dieses Ansatzes würde
beim Klonieren und Sequenzieren der einzelnen erleichternden RNAs
die Sequenz der Ligationsstelle den ersten Reaktanten, Dienophil,
anzeigen, der durch eine PEG-Linker an sie gebunden wurde. Auf diese
Weise würde
der erste Reaktant, das Dienophil, das einer bestimmten erleichternden
RNA entspricht, letztlich für
die Herstellung des entwickelten, erwünschten Produkts herangezogen
werden. Es ist anzumerken, dass es keinen Grund gibt, warum ein
komplementäres
Experiment zu dem in 2 vorgeschlagenen
nicht einge setzt werden könnte,
wobei ein einziger erster Reaktant, ein Dien, an die RNA-Ligationssequenz
gebunden wird und ein Pool von zweiten Reaktanten, Dienophilen,
in Schritt 1 eingeführt
wird. Es ist ebenfalls möglich,
mehrere erste Reaktanten und einen zweiten Reaktanten einzusetzen.
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Die
Diels-Alder-Reaktion ist nur eine einer Reihe von sehr leistungsstarken,
asymmetrischen bindungsbildenden Reaktionen.
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b. Eine Aldol-Reaktion
-
Eine
weitere Reaktionsart, die in der synthetischen und biosynthetischen
Chemie zweckdienlich ist, ist die Aldol-Kondensation. Die grundlegenden
Prinzipien, die in Zusammenhang mit der Diels-Alder-Reaktion erläutert wurden,
gelten auch für
die Aldol-Reaktion, wobei ein oder mehrere Aldehyde ein Reaktant
sind und ein oder mehrere Ketone ein anderer Reaktant sind. Eine
logische Variation für
die Anpassung eines Parallel-SELEX-Verfahrens an eine Aldol-Kondensation
wird im folgenden Beispiel sowie in 4 beschrieben.
Die RNA (oder DNA) umfasst eine fix angeordnete 3'- und 5'-Region für die Transkription.
An die RNA ist ein PEG-Linker (20-50 Ethyleneinheiten lang) gebunden,
an den wiederum ein erster Reaktant, ein Aldehyd, gebunden ist.
Der erste Reaktant, der Aldehyd, dient als Elektrophil in der Aldol-Reaktion, da er im
Vergleich mit dem zweiten Reaktanten, dem Keton, eine höhere Aktivität aufweist.
Der mit A bezeichnete Pool von RNA-Sequenzen würde sich zu verschiedenen strukturellen
Motiven falten. Die mit B1-10 bezeichneten
Ketone, die als zweiter Reaktant dienen, weisen verschiedene chemische
Gruppen R1 und R2 auf
und würden
mit A in Schritt 1 von 4 behandelt
werden. Die RNA müsste
ein Amin umfassen, das in der Lage ist, an das Carbonyl der Ketone
zu binden und ein Enamin zu bilden, das mit C1-10,
D1-10, E1-10 und
F1-10 bezeichnet ist. Die Form der RNA bestimmt, ob
das E- oder Z-Enamin gebildet wird. Das Enamin würde dann als Nucleophil in
der Aldol-Reaktion mit dem gebundenen Aldehyd dienen. Das sterische
und elektronische Umfeld der RNA, die das Enamin umgibt, bestimmt
das Ausmaß der
Enantioselektivität,
die für
eine bestimmte RNA-Sequenz beobachtet wird.
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Für die Zwecke
dieses Beispiels stammen die Aldol-Kondensationsprodukte G1-10, H1-10, G*1-10 und H*1-10 von
dem Angriff des ersten Reaktanten, des Aldehyds, aus derselben Fläche. Es
ist möglich,
dass dasselbe Produkt durch einen Ansatz von der gegenüberliegenden
Fläche
aus gewonnen wird, wenn ein anderes Enamin und eine andere relative
Orientierung des ersten Reaktanten, des Aldehyds, vorliegt, und
dass das vorkommt, ist wahrscheinlich. Es ist wichtig, dass die
zwei neuen Chiralitätszentren
so gebildet werden, dass alle 40 Produkte als G1-10,
H1-10, G*1-10 und
H*1-10 dargestellt werden. Die Aldol-Produkte
G1-10/G*1-10 sind
wie H1-10/H*1-10 Enantiomere.
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In
Wasser ist die Imin-Bindung von G1-10, H1-10, G*1-10 und
H*1-10 reversibel und wird hydrolysiert,
um die entsprechenden β-Ketoalkoholprodukte
zu erhalten. Die Auswahl der erwünschten β-Ketoalkoholprodukte
mit der höchsten
Affinität
erfolgt durch die Trennung der resultierenden Produktbibliothek,
wobei das Target-Protein an ein Biotin oder einen Säulenträger gebunden
ist. Nachdem eine Äquilibrierung
möglich
gemacht wurde, wird die ausgewählte
RNA durch herkömmliche
SELEX-Techniken, wie in den Schritten 3-5 in 3 dargestellt,
amplifiziert.
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Wenn
ein maximales Erleichterungsausmaß erreicht wurde oder sich
die Bindungsaffinität
in Bezug auf das Target einpendelt, würde die an die erwünschten
Produkte gebundene, erleichternde RNA kloniert und sequenziert werden.
Die erleichternde RNA könnte
dann getrennt hergestellt werden, und die Synthese der entsprechenden,
erwünschten β-Ketoalkoholprodukte
würde in
einem Ausmaß erfolgen,
das für
die Isolation ausreicht, gefolgt von der strukturellen Charakterisierung
durch spektroskopische Verfahren.
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Wie
bei dem Diels-Alder-Beispiel könnte
der Satz an als erster Reaktant dienenden Aldehyden, die in dem
Parallel-SELEX-Verfahren eingesetzt werden, dadurch erweitert werden,
dass andere Aldehyde als erster Reaktant an den PEG-Linker gebunden
werden und die Ligationssequenz kodieren, für die der erste Reaktant, die
Aldehyde, an die Nucleinsäuren
gebunden wurden.
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Ausgehend
von dem oben erläuterten
Diels-Alder-Reaktionsbeispiel wird ein Faktor von 4 für die Bildung
von zwei Stereozentren erhalten. Die Aldol-Kondensation weist jedoch
das Potential auf, weitaus mehr Möglichkeiten als diese zu bilden.
Man muss nur die gemischte Aldol-Reaktion in Betracht ziehen, im
Zuge derer zwei Ketone als erster und zweiter Reaktant eingesetzt
werden, die eine vergleichbare Elektrophilie am Carbonylkohlenstoff
und eine ähnliche
Nucleophilie an den α-Kohlenstoffen
aufweisen (5). Typischerweise wird
bei einer organischen Synthese diese Reaktionsart vermieden, da
ein sehr komplexes Produktgemisch entstehen kann. In der Parallel-SELEX-Strategie
könnte
diese gesteigerte Diversität
einen zusätzlichen
Vorteil bringen. Die Strukturen C, D, E, F, G, H, I und J sind alle
verschiedene Diastereomere. Jedes dieser Produkte weist ein entsprechendes
Enantiomer auf, was bedeutet, dass in der gemischten Aldol-Kondensationsreaktion aus 4 1600 Produkte mit verschiedenen Strukturen
ausgehend von den ursprünglichen
20 (A1-10 und B1-10) gebildet
werden.
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c. [2+2+2]-Cyclotrimerisationsreaktionen
-
Die
parallele Auswahl und Coevolution der erleichternden RNA und des
erwünschten
Produkts ist nicht auf die Bildung von Produkten mit Strukturen
beschränkt,
die Chiralitätszentren
schaffen. Viele wichtige medizinische Verbindungen umfassen achirale
aromatische Gruppen mit daran gebundenen chiralen Substituenten.
Eines der leistungsstärksten
Verfahren zur Konstruktion von Produkten, die aromatische Ringsysteme (z.B.
Benzole, Naphthaline, Pryridine etc.) umfassen, ist eine durch Cyclopentadienylcobalt
(CpCo) vermittelte Cyclotrimerisation von einem ersten, zweiten
und dritten Reaktanten, alles Alkine. Es ist anzumerken, dass eine
[2+2+2]-Cyclotrimerisation
nicht auf Alkin-Reaktanten beschränkt ist und dass nicht-aromatische Ring-Produkte
mit 6 Elementen durch die Kombination von Alkin- und Alken-Reaktanten
gebildet werden können.
-
Das
hierin erläuterte
Beispiel umfasst die Ausführungsform
der Erfindung, wobei ein organometallischer Katalysator in die RNA
(oder DNA) integriert wird, und die Verwendung in einem Parallel-SELEX-Verfahren.
Die oben beschriebenen und in 2 und
4 dargestellten Schritte 1-6 haben alle Parallel-SELEX-Verfahren
gemein, weshalb nur der Einfluss der Cyclotrimerisation auf die
mögliche
Anzahl der Produktstrukturen hier erläutert wird. Für die Cyclotrimerisation
von drei Alkin-Reaktanten zur Bildung eines Produkts, das einen
Benzolring umfasst, wird die maximale Anzahl an Möglichkeiten
erhalten, wenn drei verschiedene Alkin-Reaktanten, die verschiedene,
an jedes Ende jedes Reaktanten gebundene Substituenten aufweisen,
eingesetzt werden (Darstellung in 6).
-
Bei
einer wie in 6 dargestellten Cyclotrimerisation
von Alkin-Reaktanten gibt es 4MN2 mögliche Regioisomerprodukte,
wobei M = die Zahl der nicht symmetrischen Alkine, die als erste
Reaktanten an die RNA gebunden sind, und N = die Anzahl der freien,
nicht symmetrischen Alkine ist, die als zweite und dritte Reaktanten
dienen und mit dem Gemisch aus RNA und dem ersten Reaktanten kontaktiert
werden. 6 zeigt die Matrix der Möglichkeiten
für 3 Alkin-Reaktanten,
wobei der erste Reaktant an die RNA gebunden ist und der zweite
und dritte Reaktant ungebunden sind. Wenn das Parallel-SELEX-Verfahren
auf 10 Alkine als erste Reaktanten, die an die RNA-Moleküle gebunden
sind, und 10 zweite und dritte Reaktanten ausgeweitet wird, könnten 4.000
Benzolprodukte hergestellt werden.
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Der
Mechanismus einer durch CpCo katalysierten Cyclotrimerisation von
Alkin-Reaktanten
wird in dem untersten Feld von 6 angeführt. Indem
CpCo (oder ein anderer Metallkomplex, der in der Lage ist, Alkine
zu zyklisieren) an ein wie oben beschriebenes Oligonucleotid gebunden
wird, kann es möglich
sein, eine cyclotrimerisierende, erleichternde RNA zu bilden. RNA-Strukturen,
die um das organometallische Zentrum herum gefaltet sind, stellen
eine Tasche bereit, die in einem der in 6.
B→C oder
C→D dargestellten,
bindungsbildenden Schritte Selektivität verleihen. Der Einsatz der
Trennung von Parallel-SELEX sollte die Spezifizität für die Synthese
der erwünschten
Benzolprodukte zur Verfügung
stellen. Beim Klonieren und der Herstellung von ausreichenden Mengen
der erleichternden RNA können
die mitentwickelten aromatischen Produkte/das mitentwickelte aromatische
Produkt hergestellt werden, indem die RNA mit dem Alkinreaktanten-Gemisch,
das bei der Auswahl ein gesetzt wird, behandelt wird. Das so erhaltene
aromatische Produkt kann dann durch herkömmliche Verfahren strukturell
charakterisiert werden.
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d. Retrosynthetische Strategien
-
Im
Allgemeinen wird angenommen, dass alle Parallel-SELEX-Schemen die
Schritte 1-6, wie oben beschrieben und in den 2 und 4 dargestellt, gemeinsam haben. Verschiedene
chemische Zusammensetzungen verändern
nur die Art und die Anzahl der gebildeten Produkte. Wenn erwogen
wird, welche chemische Zusammensetzung oder welche chemische Zusammensetzungen
am besten in dem Parallel-SELEX-Verfahren
eingesetzt werden soll, kann es hilfreich sein, eine retrosynthetische
Analyse der strukturellen Produktklasse von Interesse durchzuführen. Betrachten
Sie 7 und die möglichen
Trennungen für
das angeführte
Produkt. Die Trennung A würde
eine Diels-Alder-Transformation und B eine Aldol-Kondensation umfassen.
Diese beiden bindungsbildenden Verfahren wurden oben erläutert. Es
gibt viele weitere Trennungen, die für dieses Produkt erfolgen könnten. Im
Allgemeinen sind retrosynthetische Strategien, die ringbildenden
Produkttransformationen umfassen, wünschenswert, da die größte Anzahl
an Bindungen oder Stereozentren gebildet wird. Wenn erwogen wird,
welche Reaktionsarten für
Parallel-SELEX am leistungsstärksten
sind, müssen
möglicherweise
andere Faktoren in Betracht gezogen werden. Beispielsweise die Verfügbarkeit
von Reagenzien und die Reaktivität
und die Stabilität
von Oligonucleotiden unter den Reaktionsbedingungen. Die Anzahl
der möglichen
Stereo- oder Regioisomerprodukte, die gebildet werden können, ist
von besonderer Bedeutung. Während
Diels-Alder- und Aldol-Kondensationsreaktionen das Potential aufweisen,
eine große
Anzahl an Produkten in der Folge von der Bildung von neuen Stereozentren
zu schaffen, kann der retrosynthetische Weg C eine große Anzahl
an Regioisomerprodukten bereitstellen. Es wird in Betracht gezogen,
dass die Erfindung verschiedene chemische Reaktionen umfassen kann,
an welchen eine oder mehrere erleichternde Nucleinsäuren und
zwei oder mehrere verschiedene Reaktanten, entweder gleichzeitig
oder aufeinander folgend, beteiligt sind, um die erfindungsgemäßen Produkte
herzustellen.
-
IV. Verabreichung und
Verwendungen
-
Anwendungen
der erfindungsgemäßen erwünschten
Produkte umfassen verschiedene therapeutische, prophylaktische,
diagnostische und kosmetische Verwendungen. Jede beliebige Verwendung,
bei der ein chemisches Produkt wünschenswert
sein könnte,
ist Teil des Umfangs dieser Erfindung. Spezifische Erkrankungsarten
umfassen folgende, sind jedoch nicht auf diese beschränkt: Entzündung, kardiovaskuläre Störungen,
neoplastische Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, parasitische Erkrankungen
und infektiöse Krankheiten.
Genauer gesagt sind die erfindungsgemäßen Produkte wirksam bei der
Behandlung oder Prävention
von Krebs, Angina, Arthritis, Asthma, Allergien, Rhinitis, Schockzuständen, chronisch
entzündlicher Darmerkrankung,
niedrigem Blutdruck und für
die systemische Behandlung von Schmerz und Entzündung, lokalen Traumata, wie
z.B. Wunden, Verbrennungen, Ausschlägen.
-
Die
erfindungsgemäßen erwünschten
Produkte können,
sobald sie durch das Parallel-SELEX-Verfahren identifiziert wurden,
für die
Herstellung auf dem herkömmlichen
chemischen Syntheseweg oder durch den Einsatz einer erleichternden
Nucleinsäure
zur Vermittlung der Reaktion zwischen den Reaktanten hergestellt werden.
Die erfindungsgemäßen Produkte
können
ein asymmetrisches Atom umfassen. Das asymmetrische Atom kann aus
Kohlenstoff, Phosphor, Silicium, Schwefel, um nur einige aufzuzählen, ausgewählt werden. Demnach
umfasst die Erfindung die einzelnen Stereoisomere und Gemische aus
diesen. Die einzelnen Isomere können
durch auf dem Gebiet der Erfindung bekannt Verfahren hergestellt
oder isoliert werden.
-
Die
erwünschten
Produkte können
durch ein beliebiges, Fachleuten auf dem Gebiet der Erfindung bekanntes
Verfahren verabreicht werden. Die Verabreichungsarten umfassen die
folgenden, sind jedoch nicht auf diese beschränkt: enterale (orale) Verabreichung,
parenterale (intravenöse,
subkutane und intramuskuläre) Verabreichung,
topische Anwendung und Schleimhautanwendung (nasal, über die
Atemwege etc.).
-
Das
Verfahren zur Behandlung gemäß der vorliegenden
Erfindung umfasst die interne oder topische Verabreichung einer
wirksamen Menge des erwünschten
Produkts an ein Subjekt, das einer Behandlung bedarf. Dosen der
erwünschten
Produkte in dem erfindungsgemäßen Verfahren
und pharmazeutische Zusammensetzungen, die dieselben enthalten,
umfassen eine wirksame, nicht toxische Menge, die im Allgemeinen im
Bereich von 0,01 bis 500 mg/kg des erwünschten Produkts gewählt wird,
vorzugsweise 0,1 bis 50 mg/kg. Fachleute auf dem Gebiet der Erfindung
können
unter Einsatz von klinischen Routinetests die optimale Dosis für ein bestimmtes
Leiden, das behandelt wird, bestimmen. Die erwünschte Dosis wird einem Subjekt
im allgemeinen 1- bis 6-mal täglich
intravenös,
oral, rektal, parenteral, topisch oder durch Inhalation verabreicht.
Die Wirksamkeit der erwünschten
Produkte dieser Erfindung kann durch herkömmliche Techniken, die Fachleuten auf
dem Gebiet der Erfindung bekannt sind, bestimmt werden.
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Die
Herstellung von Produkten zur Verabreichung in pharmazeutischen
Präparaten
kann durch verschiedene Verfahren erfolgen, die Fachleuten auf dem
Gebiet der Erfindung bekannt sind. Geeignete, pharmazeutisch annehmbare
Salze, die Teil des Umfangs der Erfindung sind, sind jene, die von
Mineralsäuren,
wie z.B. Salzsäure,
Bromwasserstoffsäure,
Phosphorsäure,
Salpetersäure
und Schwefelsäure;
sowie von organischen Säuren,
wie z.B. Weinsäure,
Fumarsäure,
Milchsäure,
Oxalsäure,
Ethylsulfonsäure,
p-Toluolsulfonsäure
und dergleichen, stammen, wodurch man jeweils ein Hydrochlorid-,
Sulfat-, Phosphat-, Nitrat-, Methansulfonat-, Tartrat-, Benzolsulfonat-,
p-Toulolsulfonatsalz und dergleichen erhält.
-
Erfindungsgemäße, erwünschte Produkte
können
für parenterale
Verabreichung in wässrigen
Injektionslösungen
formuliert werden, die Antioxidationsmittel, Puffer, bakteriostatische
Wirkstoffe, solubilisierende Wirkstoffe, Chemoschutzmittel etc.
umfassen. Extemporierte Injektionslösungen können aus sterilen Pillen, Granulaten
oder Tabletten hergestellt werden, die Verdünnungsmittel, Dispergiermittel
und Tenside, Bindemittel und Gleitmittel umfassen können, wobei
diese Materialien Fachleuten auf dem Gebiet der Erfindung bekannt
sind.
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Bei
oraler Verabreichung können
feine Pulver oder Granulate des erwünschten Produkts formuliert werden,
mit Verdünnungsmitteln,
Dispergiermitteln und Tensiden, und können in Wasser oder in einem
Sirup, in Kapseln in trockenem Zustand oder in einer nicht-wässrigen
Suspension, wobei dann ein Suspensionsmittel enthalten sein kann,
hergestellt werden. Die erwünschten
Produkte können
auch in Tablettenform gemeinsam mit fakultativen Bindemitteln und
Gleitmitteln oder in einer Suspension in Wasser oder Sirup oder
einem Öl oder
in einer Wasser/Öl-Emulsion
oder in einer kontrolliert-freisetzenden Darreichungsform aus biologisch
abbaubaren oder bioerodierbaren Polymeren verabreicht werden und
können
Geschmacks-, Konservierungs-, Suspensions- und Verdickungsmittel
sowie Emulgatoren enthalten. Die Granulate oder Tabletten für orale
Verabreichung können
beschichtet sein, oder es können
andere pharmazeutisch annehmbare Wirkstoffe und Formulierungen verwendet
werden, die Fachleuten auf dem Gebiet der Pharmazie bekannt sind.
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Feste
oder flüssige
Träger
können
ebenfalls eingesetzt werden. Feste Träger umfassen Stärke, Lactose,
Calciumsulfatdihydrat, Terra alba, Saccharose, Talk, Gelatine, Agar,
Pectin, Akaziengummi, Magnesiumstearat und Stearinsäure. Flüssige Träger umfassen
Sirup, Erdnussöl,
Olivenöl,
Salzlösung
und Wasser. Salben und Cremen werden unter Einsatz von bekannten
hydrophilen und hydrophoben Grundstoffen hergestellt. Topische Reservoirs
werden auf geeignete Weise unter Einsatz bekannter Polymermaterialien,
wie z.B. verschiedene auf Acryl basierende Polymere, hergestellt,
die so ausgewählt
werden, dass sie die erwünschten Freisetzungseigenschaften
aufweisen. Suppositorien werden aus herkömmlichen Grundstoffen, wie
z.B. Polyethylenglykol und Kakaobutter, hergestellt. Liposomen können ebenfalls
als Träger
für die
erfindungsgemäßen Produkte
eingesetzt werden.
-
Zusätzlich dazu
können
die erwünschten
Produkte der vorliegenden Erfindung als landwirtschaftliche Wirkstoffe
eingesetzt werden. Die erwünschten
Produkte können
spezifisch Herbizide, Pestizide, Wachstumsregulatoren etc. sein.
Die Verwendung und Verabreichung der erfindungsgemäßen Produkte
für landwirtschaftliche
Zwecke ist Fachleuten auf dem Gebiet der Erfindung bekannt. Die
erfindungsgemäßen Produkte
können ebenfalls
in chemischen Herstellungsverfahren eingesetzt werden.
-
BEISPIELE
-
Die
folgenden Beispiele dienen der Veranschaulichung der bevorzugten
Ausführungsformen
der Herstellungsverfahren und Produkte der vorliegenden Erfindung
und sollen nicht als Einschränkung
der Erfindung ausgelegt werden.
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Beispiel 1
-
Verwendung von nicht-modifizierter
RNA zur Erleichterung einer Diels-Alder-Reaktion
-
Herstellung eines PEG-Linkers
-
Ein
Polyethylenglykol-(PEG-)Linker wurde synthetisiert, um als Spacer
zwischen den Nucleinsäuren (in
diesem Fall 40N8 RNA) (Seq.-ID Nr. 2) und dem ersten Reaktanten
(in diesem Fall Maleinimid) zu dienen. Das Schema für die Synthese
des Linkers wird untenstehend angeführt.
-
Synthese von tosyliertem
PEG (Ts-PEG) (2)
-
Polyethylenglykol
1, 1,0 g (0,670 mmol, mittleres Molekulargewicht 1500), wurde in
15 ml trockenem THF gelöst,
und das Lösungsmittel
wurde in Vakuum entfernt. Zu dem verbleibenden Rückstand, gelöst in 15 ml
trockenem THF, wurden 52 mg (0,335 mmol) DBU gefolgt von 64 mg (0,335
mmol) p-Toluolsulfonylchlorid zugesetzt. Das Gemisch wurde unter
Argon bei Raumtemperatur 10 Tage lang gerührt, wobei sich in dieser Zeit
ein weißer
Niederschlag bildete. Nach 10 Tagen wurde das Reaktionsgemisch filtriert,
und das Lösungsmittel
wurde in Vakuum entfernt. Die Reinigung des monotosylierten Produkts
durch eine Flash-Silicagel-Chromatographie (7% Me OH/CH2Cl2) brachte eine Ausbeute von 320 mg (58%)
eines leicht gelben Feststoffs (Rf = 0,31).
Das Produkt wurde auf Basis seines 1HNMR-Spektrums
identifiziert.
-
Synthese von Amino-PEG
(3)
-
In
2 ml trockenem DMF wurden 400 mg (0,243 mmol) Ts-PEG (2) gefolgt
von 119 mg (2,43 mmol) Lithiumazid gelöst. Unter Rühren und einer Argonatmosphäre wurde
das Reaktionsgemisch 5 h lang auf 80°C erhitzt. Nach dem Abkühlen auf
Raumtemperatur wurde das Gemisch durch ein Silicakissen filtriert,
und das Kissen wurde mit 10%igem MeOH/CH2Cl2 gewaschen, bis das Produkt in dem Elutionsmittel
nicht mehr nachgewiesen werden konnte. Das vereinigte Filtrat wurde
unter reduziertem Druck bis zur Trockene eingedampft. Der verbleibende
Rückstand
wurde in 4 ml MeOH gelöst,
zu dem 30 mg 5% Pd/C zugesetzt wurden, und die Lösung wurde unter einer Wasserstoffatmosphäre 16 h
lang gerührt.
Das Gemisch wurde dann durch Celite filtriert. Das Celite-Kissen
wurde mit MeOH gewaschen, das Filtrat vereinigt und das Lösungsmittel
unter reduziertem Druck ausgedampft, wodurch man einen weiß-grauen
Feststoff erhielt. Die Reinigung durch eine Flash-Silicagel-Chromatographie (12%
MeOH·NH3/CH2Cl2)
brachte eine Ausbeute von 279 mg (77%) des gewünschten Amino-PEG-Produkts
3 (Rf = 0,38, 15% MeOH·NH3/CH2Cl2) als weißen Feststoff.
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Synthese von FMOC-PEG
(4)
-
Amino-PEG
(3) wurde getrocknet, indem 840 mg (0,563 mmol) in 75 ml trockenem
THF gelöst
wurden, worauf die Entfernung des Lösungsmittels durch Rotationsverdampfung
folgte. Unter einer Argon-Atmosphäre wurde das Amino-PEG dann
in 50 ml trockenem THF gelöst,
mit 190 mg (0,563 mmol) 9-Fluorenylmethylsuccinimidylcarbonat behandelt,
und die Lösung
wurde 2 h lang unter Argon bei Raumtemperatur gerührt. Das Lösungsmittel
wurde dann durch Rotationsverdampfung entfernt und das Produkt durch
Flash-Silicagel-Chromatographie (8% MeOH/CH2Cl2) gereinigt, wodurch man 863 mg (92%) eines
weißen
Feststoffs erhielt (Rf = 0,28, 10% MeOH/CH2Cl2).
-
Synthese von FMOC-PEG-Phosphoramidit
(5)
-
FMOC-PEG
(4) wurde getrocknet, indem 173 mg (0,104 mmol) in 25 ml trockenem
THF gelöst
wurden, worauf die Entfernung des Lösungsmittels durch Rotationsverdampfung
folgte. Unter einer Argon-Atmosphäre wurde das FMOC-PEG dann
in 25 ml trockenem CH2Cl2 gelöst, mit
34,8 ml (0,208 mmol) Diisopropylethylamin gefolgt von 36,2 ml (0,156
mmol) 2-Cyano-N,N-diisopropylchlorphosphoramidit behandelt. Das
Gemisch wurde 1 h lang bei Raumtemperatur gerührt. Das Lösungsmittel und die überschüssige Base
wurde dann unter reduziertem Druck entfernt. Das erwünschte Phosphoramidit-Produkt
wurde durch Flash-Silicagel-Chromatographie (8% MeOH/CH2Cl2) gereinigt, wodurch man 190 mg (97%) eines
weißen
Feststoffs erhielt (Rf = 0,30, 10% MeOH/CH2Cl2).
-
DNA-PEG-Konjugation und
Zugabe des ersten Reaktanten
-
Der
oben hergestellte, geschützte
PEG-Linker wird dann an das 5'-Ende
eines DNA-10-mers
(um die Ligation mit Zufalls-RNA zu erleichtern) gefolgt vom Binden
des ersten Reaktanten (in diesem Fall Maleinimid) wie im unten gezeigten
Schema konjugiert.
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Ein
DNA-Synthesegerät
von Applies Biosystems wird eingesetzt, um das DNA-10-mer (5'-CCAGGCACGC) (Seq.-ID
Nr. 1) zu synthetisieren und das oben hergestellte FMOC-PEG-Phosphoramidit
in einem Verfahren zu konjugieren, das herkömmliche Phosphoramidit-Chemie,
wie oben angeführt,
verwendet. Das DNA-PEG-Konjugat wird von dem CPG-(Glas mit definierter
Porengröße) Festphasenträger gespalten
und unter Einsatz einer herkömmlichen
Inkubation über
Nacht in konzentriertem Ammoniumhydroxid vollständig entschützt, um die freie DNA-PEG-Aminspezies
6 zu erhalten. Ein beliebiges Substrat kann dann an das Ende der
PEG-Kette unter Einsatz von verschiedenen Reaktionen addiert werden.
Beispielsweise wird ein Maleinimid-Dienophil für eine Diels-Alder-Reaktion
gebunden, indem das Amino-DNA-PEG
mit dem aktivierten Maleinimidoester 7 umgesetzt wird, um das Amid
8 zu erhalten.
-
Herstellung eines zufälligen RNA-Pools
mit einem 5'-Monophosphat
-
Ein
40N8-RNA-Pool mit zufälliger
Sequenz (Seq.-ID Nr. 2) wurde unter Einsatz von herkömmlichen SELEX-Strategien
und -Techniken aus einer Matrize einer synthetischen, einzelsträngigen DNA
mit zufälliger Sequenz
(ssDNA) von Operon (Alameda, Calif.) hergestellt. Die zufällige Region
wurde unter Einsatz eines Gemischs aus 4 Nucleotiden (deren Molverhältnisse
so angepasst werden, dass man ein 1:1:1:1-Verhältnis von
integrierten Nucleotiden erhält)
während
einer Oligonucleotidsynthese hergestellt. Die ssDNAs enthielten 40
Nucleotide mit einer zusammenhängenden
zufälligen
Sequenz, flankiert durch definierte 5'- und 3'-Enden, die eine Primer-Hybridisierung ermöglichen.
Die doppelsträngigen
DNA-(dsDNA-)Moleküle,
durch Taq-Polymerase hergestellt, weisen einen T7-RNA-Polymerase-Promotor
am 5'-Ende auf, um die
Transkription zu erleichtern.
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Jede
Transkriptionsreaktion umfasste 100 pmol 40N8-dsDNA kombiniert mit
80-μl 5 × T7-RNA-Polymerasepuffer
(200 mM Tris, pH 8,0; 60 mM MgCl2; 5 mM
Spermadin; 25 mM DTT; 20% Glycerin, 0,01% Triton-X-100), 40 μl 10 mM GTP,
40 μl 10
mM CTP, 40 μl
10 mM ATP, 40 μl
10 mM UTP, 40 μl
500 mM GMP, 8 μl RNasin
(Promega; 40.000 Einheiten/ml), 24 μl T7-RNA-Polymerase (New England
Biolabs; 50.000 Einheiten/ml) und dH2O auf
ein Endvolumen von 400 μl.
-
Nach
der Inkubation über
Nacht bei 37°C
wurde die 5'-Monophosphat-RNA
unter Einsatz eines 8%igen denaturierenden Polyacrylamidgels gereinigt.
Das 5'-Monophosphat ist
für die
Ligation der RNA an den DNA-Anteil der Linkersequenz wie untenstehend
erläutert
erforderlich.
-
Ligation der zufälligen RNA
an DNA-PEG-Maleinimid
-
Ein
RNA-Pool mit zufälliger
Sequenz wurde wie oben beschrieben hergestellt. Ein DNA-10-mer (Seq.-ID
Nr. 1) und DNA-Brücken-Oligo
(5'-CTTGTCTCCCGCGTGCCTGG)
(Seq.-ID Nr. 3), die in der Ligationsreaktion verwendet wurden,
wurden von Operon (Alameda, Calif.) bezogen und vor ihrer Verwendung
gelgereinigt. 100 pmol zufälliger
40N8-RNA (Seq.-ID Nr. 2) wurden durch die Dephosphorylierung mit
bakterieller alkalischer Phosphatase (Gibco BRL) und die darauf
folgende Phosphorylierung mit T4-Plynucleotid-Kinase (New England
Biolabs) und γ-[32P]-ATP endmarkiert.
-
Die
Ligationsreaktion umfasst 50 pmol zufälliger 40N8-RNA, etwa 60.000
CPM zufälliger,
5'-endmarkierter
40N8-RNA, 100 pmol DNA-PEG-Maleinimid, 150 pmol DNA-Brücken-Oligo,
2,5 ml 10 × T4-DNA-Ligasepuffer
(50 mM Tris, pH 7,8; 10 mM MgCl2; 10 mM
DTT; 1 mM ATP; 25 mg/ml Rinderserumalbumin), 0,5 μl RNasin
(Promega; 40.000 Einheiten/ml), T4-DNA-Ligase auf eine Endkonzentration
von 1,2 Weiss-Einheiten/ml
(New England Biolabs) und dH2O auf ein Endvolumen
von 25 μl.
Die 1,2 Weiss-Einheiten/ml wurden erhalten, indem die New-England-Biolabs-Einheitendefinition
in Weiss-Einheiten umgewandelt wurde, wobei der in ihren Katalogen
angeführte
Umrechnungsfaktor verwende wurde (1 NEB = 0,015 Weiss-Einheiten).
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Alle
Komponenten, bis auf RNasin und T4-DNA-Ligase, wurden vermischt,
bei 70°C
3 min lang inkubiert und langsam auf weniger als 37°C abgekühlt. RNasin
und T4-DNA-Ligase
wurden dann zugesetzt, und das Gemisch wurde 90 min lang bei 37°C inkubiert.
Nach der Inkubation wurde RNA-Ladepuffer zugesetzt, und das Gemisch
wurde 3 min lang auf 70°C
erhitzt und dann auf ein vorerhitztes 8%iges denaturierendes Polyacrylamidgel
geladen. Die Ligationserträge
wurden durch Autoradiographie erhalten. Das resultierende RNA-DNA-PEG-Maleinimid
stellt das Nucleinsäure-Reaktanten-Testgemisch
dar. Herstellung
von biotinyliertem Dien-Konjugat
-
NHS-Biotin
(Pierce; 99,3 mg; 0,291 mmol) und 2,4-Hexadien-1-ol (66,2 mg, 2,3 Äqu.) wurden
in 10 ml trockenem Pyridin unter Argon bei 0°C kombiniert und in Dunkelheit über Nacht
gerührt,
während
das Gemisch auf Raumtemperatur erwärmt wurde. Die Überprüfung des
Reaktionsgemischs mittels DC (50% EtOAc/Hexane) deutete auf eine
langsame Reaktion hin, und die Lösung
wurde dann unter Argon über
Nacht rückflusserhitzt.
Die Entfernung des Lösungsmittels
in Vakuum gefolgt von einer fortlaufenden Chromatographie auf Flash-Silicagel
mit 5% MeOH/EtOAc und dann 6 MeOH/CH2Cl2 ergab das reine Produkt 9, das auf Basis
seiner 1H- und 1H-1H-COSY-NMR-Spektren
charakterisiert wurde.
-
Die chemische Reaktion
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Das
oben hergestellte Nucleinsäure-Reaktanten-Testgemisch
(RNA-DNA-PEG-Maleinimid)
wird mit dem zweiten Reaktanten (biotinyliertes Dien) unter den
folgenden Bedingungen umgesetzt. 1-2 nmol (~ 50.000 cpm) Nucleinsäure-Reaktanten-Testgemisch werden
in 50 μl
Reaktionspuffer (10 mM MES, 200 mM NaCl, pH 6,5) gelöst, alternativ
dazu kann der Reaktionspuffer (10 mM Tris, 300 mM NaCl, pH 7,0)
sein. Das Gemisch wird 5 min lang auf 70°C erhitzt. MgCl2 wird
dann bis zu einer Endkonzentration von 100 μM bzw. 10 μM zugesetzt, und die Lösung kann
dann langsam auf Raumtemperatur abkühlen (etwa 10 min). Das biotinylierte Dien
wird dann bis zu einer Endkonzentration von 1 mM zugesetzt, und
das Gemisch wird dann 12 h lang bei Raumtemperatur inkubieren gelassen.
Die Lösung
wird dann auf eine immobilisierte Straptavidin-Säule geladen und die Säule extensiv
mit Reaktionspuffer, der 10 μM
MgCl2 umfasst, gewaschen. Die gebundene
RNA wird von der Säulenmatrix
durch Behandlung mit Proteinase K gefolgt von Waschen der Säule mit Reaktionspuffer
freigesetzt. Alternativ dazu kann die RNA einer Umkehrtranskription
unterzogen werden, während
sie weiterhin an das Harz gebunden ist, oder ein Disulfid, das an
das Biotin-Dien-Substrat gebunden ist, kann eingesetzt werden, wobei
die RNA in diesem Fall unter Einsatz von 50 mM DTT von der Säule eluiert
wird. Nach der Anreicherung des Pools folgt die Anzahl der cpm,
die nach der Standard-Proteinase-K-Behandlung
eluiert wurden. Die eluierte RNA wird dann umkehrtranskribiert,
die resultierende cDNA mittels PCR amplifiziert und die dsDNA wie
in typischen SELEX-Experimenten transkribiert. Das DNA-PEG-Maleinimid-Konjugat
wird, wie oben beschrieben, an die RNA ligiert, und das Verfahren
wird so lange wiederholt, bis die Menge des resultierenden Produkts
ausreichend ist, um dessen Struktur zu bestimmen.
-
Beispiel 2
-
Verwendung
von nicht-modifizierter RNA und Metallen in Lösung zur Vereinfachung einer
Diels-Alder-Reaktion
-
Das
Verfahren aus Beispiel 1 wird genau gleich übernommen, wobei die Metallionen
Aluminium(III) und Cobalt(II) in die Reaktionslösung eingeführt werden.
-
Beispiel 3
-
Verwendung von modifizierter
RNA (umfassend Pyridin-modifiziertes UTP) zur Erleichterung einer
Diels-Alder Reaktion
-
Die
erfindungsgemäßen Nucleinsäuren können durch
verschiedene Verfahren modifiziert werden, die bereits zuvor erläutert wurden.
Ein Beispiel für
eine modifizierte Nucleinsäure
ist die Modifikation von UTP-Molekülen, um einen Rest des Pyridin-Typs an der 5-Position
einzuführen.
Das Pyridin-modifizierte UTP wird in die zuvor beschriebene zufällige RNA
integriert. Die modifizierten RNAs werden durch eine PEG-Linker
an den Reaktanten gebunden und eingesetzt, um eine Diels-Alder-Reaktion zu vereinfachen.
-
Das
folgende Verfahren wurde eingesetzt, um ein Uridin-Triphosphat-(UTP-)Derivat
zu synthetisieren, das einen an die 5-Position der Base gebundenen
Rest des Pyridin-Typs aufweist. Herstellung
eines Pyridylcarboxamid-modifizierten UTP
-
Carboxyamidierung:
-
Eine
Lösung
aus 5-Ioduridin-2',3'-isopropyliden (0,225
g, 0,545 mmol), Pd(PPh3)4 (0,1 Äqu., 56
mg), Triethylamin (10 Äqu.,
0,76 ml) und 4-(Aminomethyl)pyridin (4 Äqu., 0,23 ml) wurde in 10 ml
trockenem THF unter Argon in einer flammengetrockneten, mit einem
Teflon-Absperrhahn ausgestatteten Glasbombe hergestellt. Die Bombe
wurde fortlaufend mit 50 psi CO geladen und drei Mal evakuiert,
dann auf 50 psi CO gebracht und versiegelt. Der Kolben wurde stark
gerührt,
während
er auf 70°C
erhitzt wurde. Nach 2 h hatte die Abscheidung von Palladium sichtbar
begonnen. Der Kolben wurde weitere 18 h lang gerührt, abgekühlt und belüftet, und die Lösung dampfte
zu einem gelblichen Öl
aus. Die Chromatographie auf Silicagel mit einer Gradientenelution
von 8-10% MeOH/CH2Cl2 ergab
0,177 g (78%) von 10 als weißen Feststoff.
Es folgte eine Charakterisierung durch die 1H-
und 13C-NMR-Spektren. Analytische Proben
konnten durch Umkristallisieren aus Methanol erhalten werden.
-
Triphosphatherstellung
-
Das
Triphosphat wurde durch das Verfahren von Ludwig und Eckstein (J.
Org. Chem. 54, 631-635 (1989)) unter Einsatz eines wie oben hergestellten
5'-Hydroxyl-modifizierten Uridins
hergestellt. Das Triphosphat wurde gereinigt, indem das Reaktionsgemisch
in destilliertem Wasser durch eine Anionenaustauschsäule (Sephadex
DEAE) mit 0,05-1,00 TBK-(Triethylammoniumbicarbonat-)Pufferlösung geleitet
wurde. Durch die Lyophilisierung der Fraktionen, die das Triphosphat
enthielten, erhielt man das Isopropyliden-geschützte Triphosphat, das durch
sein 31P-NMR-Spektrum charakterisiert wurde.
Die Isopropyliden-Schutzgruppe wurde durch 15-minütiges Erhitzen
des Triphosphats in 5 ml destilliertem Wasser mit 100 mg Dowex-50WX8-Harz (H+-Form) bei 70°C entfernt, worauf die Neutralisierung
mit 2 M TBK-Puffer (auf pH 8) folgte. Die Endreinigung dieser Lösung erfolgte
durch eine präparative
Umkehrphasen-HPLC (C18-Säule)
mit 3-5%igem Gradienten aus CH3CN in 0,05
M TBK-Puffer. Das
so hergestellte Triphosphat (11) wurde auf Basis seiner 1H- und 13P-NMR-Spektren als
die Tris(triethylammonium)-Salzform charakterisiert und durch UV-Absorption
(277 nm, ε =
14.600 M-1 cm-1)
quantifiziert.
-
Die
Reaktion wurde wie in Beispiel 1 obenstehend angeführt fortgesetzt.
-
Beispiel 4
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Verwendung von modifizierter
RNA (umfassend Histidin-modifiziertes UTP) zur Erleichterung der
Spaltung von GRP
-
Die
erfindungsgemäßen Nucleinsäuren können durch
verschiedene, zuvor beschriebene Verfahren modifiziert werden. Ein
Beispiel einer modifizierten Nucleinsäure ist eine, in der die UTP-Moleküle modifiziert wurden,
um einen Rest des Histidin-Typs an der 5-Position zu inkorporieren.
Das Histidin-modifizierte UTP wird in eine zuvor beschriebene, zufällige RNA
(Seq.-ID Nr. 2) integriert. Die modifizierten RNAs wer den mittels PEG-Linker
an einen Reaktanten gebunden und eingesetzt, um die Spaltung von
gastrinfreisetzendem Peptid (GRP) zu erleichtern.
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Synthese von Histidin-modifiziertem
UTP
-
Das
folgende Verfahren wurde eingesetzt, um Uridintriphosphat-(UTP-)Moleküle zu synthetisieren,
die einen an die 5-Position gebundenen Rest des Histidin-Typs aufweisen.
- Schlüssel: (a)
Pd(OAc)2, CuI, PPh3,
CH2CHSn(Bu)3, CO,
THF, 70°C,
5 h. (b) Hünigs
Base, DMF, RT, 1 h. (c) 2-Chlor-4H-1,2,3-Benzdioxaphosphorin-4-on,
P2O7 4-(HNBu3)2 2+,
Pyridin, Dioxan. (d) I2, Pyridin/H2O (98:2). (e) NH4OH.
(f) Dowex 5wx8, H2O, 70°C, 15 min.
-
In
einen abgeschlossenen Kopplungsapparat, der mit einem Zugabetrichter
mit Druckausgleich ausgestattet war, wurden in einer Glovebox unter
einer inerten Atmosphäre
702,3 mg (2,0 mmol) 12, 44,9 mg (0,20 mmol) Palladiumacetat, 114,3
mg (0,60 mmol) Kupfer(I)-iodid und 157,4 mg (0,60 mmol) Triphenylphosphin eingewogen.
Der Apparat wurde versiegelt, aus der Box entfernt, und 30 ml wasserfreies
THF wurden über eine
Kanüle
zum runden Teil des Apparats zugesetzt. Zum Zugabetrichter wurde über eine
Kanüle
eine mit Argon gereinigte Lösung
aus 0,643 ml (2,2 mmol) Vinyltributylzinn in 40 ml wasserfreiem
THF zugesetzt. Der Kolben wurde fortlaufend evakuiert und drei Mal
mit CO beladen, dann 1,0 h lang auf 70°C erhitzt, bis die gelbe Lösung leicht
orange wurde. Die Vinyltributylzinn-Lösung wurde dann in einer Geschwindigkeit
von 1 Tropfen/10 sek zugesetzt. Die Lösung wurde dunkelrot, nachdem
5-10% des Reagens zugesetzt worden waren. Die Lösung wurde 5 h lang auf 70°C erhitzt,
abgekühlt
und in Vakuum eingeengt. Der Rückstand
wurde in CH2Cl2 gelöst, auf
ein Silicakissen geladen, mit 200 ml Hexan, 200 ml CH2Cl2 gewaschen, und das Produkt wurde mit 5%igem
CH3OH/CH2Cl2 eluiert. Dieser Eluent wurde eingeengt
und einer Flash-Chromatographie auf Silicagel mit 5%igem CH3OH/CH2Cl2 unterzogen, wodurch eine Ausbeute von 0,284
g von 2 als weißer Feststoff
erhalten wurde.
-
Histidinol-Michaeladditionsprodukt
-
TBDMS-geschütztes Histidinol
14
-
Zu
einer gerührten
Lösung
aus 205 mg (5,1 mmol) NaH, die 3× mit Hexan gewaschen wurde,
in 3,0 ml DMF wurden unter Argon chargenweise 500 mg (2,3 mmol)
Histidinoldihydrochlorid zugesetzt, wodurch es zu einer mäßigen Gasentwicklung
kam. Die Lösung
wurde 1,5 h lang gerührt,
dann wurden 1,8 ml (23 mmol) wasserfreies Pyridin und 693,0 mg (4,6
mmol) TBDMSCI zugesetzt. Die Lösung
wurde 1,5 h lang gerührt,
in Vakuum eingeengt und mit 15%igem CH3OH·NH3/CH2Cl2 einer
Flash-Chromatographie auf Silicagel unterzogen, wodurch 3 erhalten
wurde.
-
Michaeladditionsprodukt
15
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Zu
einer gerührten
Lösung
aus 167,9 mg (0,6 mmol) 13 in 10 ml wasserfreiem DMF wurden 0,105
ml (0,6 mmol) Diisopropylethylamin zugesetzt, und dann wurde eine
Lösung
aus 185 mg (0,72 mmol) 3 in 1,85 ml wasserfreiem DMF zugetropft.
Die Lösung
wurde 1 h lang gerührt,
in Vakuum eingeengt und auf Silicagel mit 15%igem CH3OH·NH3/Ethylacetat einer Flash-Chromatographie
unterzogen, wodurch man 90,0 mg 15 als weißen Feststoff erhielt, der
auf Basis seines 1H-NMR-Spektrums charakterisiert
wurde.
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Triphosphat-Herstellung
-
Zu
einer Lösung
aus 15 in Dioxan/Pyridin wurde eine Lösung aus 2-Chlor-4H-1,2,3-Benzdioxaphosphorin-4-on
in THF zugetropft, und die Lösung
wurde 20 min lang gerührt,
dann wurden eine 0,5 M Lösung
aus Bis(tributylammonium)pyrophosphat in DMF und Tributylamin gleichzeitig
zugesetzt. Die Lösung
wurde zusätzliche
20 min lang gerührt,
und eine Pyridin/Wasser-Lösung
von I2 wurde zugesetzt, und die Lösung wurde 20
min lang gerührt. Überschüssiges Iod
wurde mit 5%igem Natriumbisulfit zerstört, die Lösung wurde 15 min lang gerührt, eingeengt
und mit konzentriertem Ammoniumhydroxid hydrolysiert. Der Ammoniak
wurde in Vakuum entfernt, die verbleibende Lösung wurde zwei Mal mit CH2Cl2, ein Mal mit
Ethylacetat gewaschen und in Vakuum eingeengt. Der Rückstand
wurde in Wasser gelöst
und mit Dowex-Harz
15 min lang bei 70°C
gerührt. Die
Lösung
wurde filtriert, mit 2 M TBK-Puffer neutralisiert, direkt auf DEAE-Sephadex
geladen und mit einem Gradienten aus 0,05 M Triethylammoniumbicarbonat-Puffer
(TBK-Puffer) bis 1,0 M TBK-Puffer eluiert, um ein Produkt zu erhalten,
das mit einer Salicylat-Spezies und einer kleinen Menge, bei der
die TBDMS- und Isopropyliden-Schutzgruppen noch intakt waren, leicht
verunreinigt war. Das Material wurde erneut mit Dowex-Harz behandelt
und auf einer Umkehrphasen-HPLC-C18-Säule mit einem Gradienten aus
0-5% Acetonitril in 0,05 M TBK-Puffer 15 min lang gereinigt, um
reines 16 zu erhalten, dass mittels 1H-, 13C- und 31P-NMR charakterisiert wurde.
-
Das
Experiment wird wie obenstehend in Beispiel 1 erläutert fortgesetzt,
wobei die Nucleinsäure
jedoch, anstatt ein Cyclohexenprodukt zu bilden, das GRP-Protein
hydrolysiert.
-
Beispiel 5
-
Dieses
Beispiel ist, wenngleich es keine Ausführungsform der beanspruchten
Erfindung ist, nützlich, um
die beanspruchte Erfindung zu verstehen und sie umzusetzen.
-
5'-Thiophosphat-modifizierte RNA, die
an N-Bromacetylbradykinin bindet
-
Dieses
Beispiel beschreibt ein Parallel-SELEX-Verfahren, bei dem der gebundene
Reaktant 5'-Guanosin-Monothiophosphat
(GMPS) ist, das direkt an eine zufälliges Nucleinsäure-Testgemisch
gebunden ist. Der freie Reaktant ist eine Bromacetylgruppe die an
das Bradykinin-Target (BrBK) gebunden ist. Dieses Beispiel beschreibt
die Auswahl und die Analyse einer mit 5'-Guanosin-Monothiophosphat substituierten
RNA (GMPS-RNA), die spezifisch mit N-Bromacetyliertem Bradykinin
(BrBK) reagiert und die Bildung einer Thioether-Bindung zwischen
der RNA und dem BrBK-Peptid erleichtert. Frühere Arbeiten in diesem Bereich
haben gezeigt, dass es schwierig ist, Liganden für Bradykinin, sowohl in freier
Lösung
als auch an eine Trägermatrix gebunden,
zu erhalten. Wie nun erläutert
wird, wurde eine RNA mit einem 6700fachen Anstieg in Bezug auf kcat/Km und einem
100fachen Anstieg in Bezug auf ihre Bindungsaffinität für N-Bromacetyl-Bradykinin
bezogen auf den Ausgangspool identifiziert. Diese RNA bindet ihr
Substrat mit hoher Spezifizität,
wobei amino- und carboxyterminale Argininreste des Peptids für eine optimale
Aktivität
erforderlich sind.
-
A. Das Parallel-SELEX-Verfahren
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Die
Parallel-SELEX-Reaktion erfolgte unter Einsatz von 5'-Guanosin-Monothiophosphat
(GMPS) als gebundenem Reaktant, der an das RNA-Testgemisch gebunden
war, und Bromacetyliertem Bradykinin (BrBK) als freiem Reaktant
und als Target. Die GMPS-RNA wurde aufgrund ihrer Fähigkeit
ausgewählt,
die Thioatgruppe der RNA schnell für die Bromidgruppe von BrBK
zu substituieren. Das Produkt, BK-S-RNA, wird dann substraktiv von der
verbleibenden, nicht umgesetzten GMPS-RNA getrennt und vor dem Fortfahren
mit einem weitern Auswahlzyklus erneut amplifiziert.
-
1. GMPS-RNA
-
Das
Parallel-SELEX-Verfahren erfolgte mit einem anfänglichen, zufälligen Repertoire
von etwa 5 × 1013 GMPS-RNA-Molekülen mit einer Länge von
76 Nucleotiden und einer zentralen Region mit 30 randomisierten
Nucleotiden (30N1) (Seq.-ID Nr. 4), detailliert von Schneider et
al. (FASEB 7, 201 (1993)) beschrieben, wobei die nicht- zufälligen Regionen
als Matrizen für
die Amplifikation dienen. Das Nucleinsäure-Reaktanten-Testgemisch wurde durch das
Einführen
von GMPS in die ursprüngliche
und alle darauf folgenden Transkriptionsreaktionen so gebildet,
dass es vorzugsweise statt äquimolarem
GTP beim Primen der Transkription durch T7-Poljrmerase verwendet
wurde, so dass etwa 80% der des Produktes voller Länge durch
GMPS initiiert wurden. GMPS-RNA wurde transkribiert und durch Amicon-Microcon-50-Schleudertrennung
gereinigt, um überschüssiges GMPS
zu entfernen. GMPS-RNA wurde unter Einsatz von Thiopropyl-Sepharose
6B von nicht-GMPS-RNA gereinigt, von der Matrix mittels Dithiothreit
(DTT) eluiert und durch eine weitere Amicon-Microcon-50-Schleudertrennung von dem
DTT gereinigt. Thiopropyl-Sepharose 6B (Pharmacia) wurde in Säulen-Puffer
(500 mM NaCl, 20 mM HEPES, pH 7,0) vorgewaschen und dann vor der
Verwendung bei 12.000 g trockengeschleudert. Für die GMPS-RNA-Reinigung wurde
mittels einer Microcon-50-Säule
gereinigte RNA auf eine Endkonzentration von 500 mM NaCl, 10 mM
EDTA und 20 mM HEPES, pH 7,0, gebracht und zu einer Matrix in einem
Maß von
25 μl pro
60 μl Hohlraumvolumen
zugesetzt. Das Gemisch wurde dann bei 70°C 5 min lang umgesetzt, bei
12.000 g geschleudert, mit vier Säulenvolumina aus 90% Formamid,
50 mM MES, pH 5,0, bei 70°C
schleudergewaschen und mit vier Säulenvolumina aus 500 mM NaCl
in 50 mM MES, pH 5,0, schleudergewaschen und mit vier Säulenvolumina
aus 100 mM DTT in 50 mM MES, pH 5,0, schleudereluiert. Diese Bedingungen
wurden für
die Retention und die darauf folgende Elution von nur GMPS-RNA optimiert.
-
2. Bromacetyliertes Bradykinin
-
Bromacetyliertes
Bradykinin (BrBK) wurde in diesem Beispiel als freier Reaktant und
als Target eingesetzt. Die Bromacetylgruppe ist der freie Reaktant.
BrBK wurde synthetisiert, indem 50 μl 5 mM Bradykinin mit drei aufeinander
folgenden 250-μl-Chargen 42 mM Bromessigsäure-N-hydroxysuccinimidester
in 12-min-Intervallen bei Raumtemperatur umgesetzt wurden. Überschüssiger Bromessigsäure-N-hydroxysuccinimidester wurde
durch Filtration über
5 ml Aminoethylacrylamid (5 min Reaktionszeit bei Raumtemperatur)
entfernt, worauf die Trennung von BrBK über GS-10-Sepharose folgte.
Die BrBK-Konzentration wurde bei 220 nm unter Einsatz eines Absorptionskoeffizienten
von 12.000 cm-1 M-1 ermittelt.
-
3. Die Auswahlreaktion
-
Die
GMPS-RNA-Spezies, die am meisten in der Lage sind, die Reaktion
mit BrBK durchzuführen,
werden schrittweise durch mehrfache SELEX-Runden ausgewählt. Die
Auswahlrunden erfolgen in Reaktionspuffer mit 1,1 mM BrBK und bei
den untenstehend in Tabelle 1 angeführten GMPS-RNA-Konzentrationen
für die jeweilige
Zeit und Temperatur. Tabelle
1
-
Während der
Auswahl wurde die BrBK-Peptid-Konzentration auf 1,1 mM gehalten,
eine Konzentration, die 12-mal geringer ist als die Km des
Runde-0-Pools mit BrBK. Bei der Durchführung der Auswahl wurde die Reaktionszeit
beschränkt
und die Reaktionstemperatur gesenkt, um die Reaktion auf 5% oder
weniger der gesamten GMPS-RNA zu beschränken. Das Ziel war es, die
Reaktionsbedingungen zweiter Ordnung aufrechtzuerhalten, um Verbesserungen
in Bezug auf Bindung und chemische Zusammensetzung auszuwählen. Die Aktivität des BrBK
wurde bei 12,5 μM
BrBK mit 25 μM
GMPS-RNA gestestet; wenn die Reaktion bis zur Vollendung ausgeführt wurde,
wurden 50% der RNA kovalent durch das BrBK gebunden, was darauf
hindeutete, dass die Bromacetylierung des Peptids im Wesentlichen
vollständig
war.
-
Die
Reaktionen wurden mit einer Endkonzentration von entweder 235 mM
Natriumthiophosphat (Runden 1-8) oder Natriumthiosulfat (Runden
9-12) abgeschreckt und subtraktiv getrennt, entweder durch denaturierende
7-M-Harnstoff-8-%-Polyacrylamid-APM-Gele
(Runden 1-6) oder durch eine Affinitäts-Chromatographie (Runden
7-12). % der umgesetzten RNA bezieht sich auf den Prozentsatz der
gesamten GMPS-RNA, der als BK-S-RNA nach der Trennung durch Arcrylamid-Gel
oder als frei eluierende BK-S-RNA bei der Trennung durch eine Affinitäts-Säule vorhanden
ist. Der Hintergrund wurde in beiden Fällen von der gewonnenen RNA abgezogen;
Hintergrund bezieht sich auf die Menge der RNA, die aus einer Kontrollbehandlung
gewonnen wird, bei der die Reaktion vor der Zugabe von BrBK beendet
wurde. Das Hintergrundverhältnis
ist das Verhältnis
der umgesetzten RNA zu der, die als Hintergrund vorhanden ist. Es
wurde der Versuch unternommen, dieses Verhältnis während der SELEX-Runden durch
eine Anpassung der Reaktionszeit zwischen 2 und 10 zu halten.
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Die
substraktive Trennung wurde entweder durch die Subtraktion der GMPS-RNA über Thiopropyl-Sepharose
6B oder durch die Trennung der beiden Spezies auf einem APM-Polyacrylamid-Gel
durchgeführt. [(B-Acryloylamino)phenyl]quecksilber(II)-chlorid (APM) wurde
synthetisiert und in einer Konzentration von 25 μM in einer denaturierenden Polyacrylamid-Gelelektrophorese
für die
Retardation von thiolhältiger
RNA, wie von G. L. Lgloi, Biochemistry 27, 3842 (1988), berichtet,
eingesetzt. GMPS-RNA
wurde von APM-Polyacrylamid durch Elution in der Gegenwart von 100
mM DTT gereinigt. Im Gegensatz zu der zitierten Literatur wurde festgestellt,
dass frisch gereinigte, APM-retardierte RNA, wenn sie wieder auf
ein APM-Gel aufgetragen wurde, eine freie Bande von nicht-retardierter
RNA ergab, die aus etwa 3% der gesamten, eingesetzten GMPS-RNA bestand.
Frei laufende RNA stellte insofern ein Problem dar, da sie sehr
nahe bei BK-RNA lief (unabhängig von
dem in dem Gel eingesetzten Acrylamid-Prozentsatz) und so den Hintergrund
während
der Trennung steigerte. Wenn diese frei laufende RNA von dem Gel
gereinigt wurde und erneut auf ein APM-Gel aufgetragen wurde, blieben
etwa 50% dieser RNA frei laufend, wobei der Rest der RNA als GMPS-RNA
lief. Die Menge der frei laufenden RNA verhielt sich proportional
zu der Menge der Zeit, die für
die Ausfällung
verwendet wurde, hing aber nicht von der Wirkung des pH-Werts, der
Gegenwart oder dem Fehlen von DTT, Magnesiumacetat, Formamid, Harnstoff
oder Hitze ab.
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Eine
Umkehrtranskription und eine Polymerase-Kettenreaktion wurden wie
von Schneider et al. (FASEB 7, 201 (1993)) berichtet durchgeführt. Der
kobs-Wert des GMPS-RNA-Pools stieg zwischen
den Runden 4 und 6 um das 100fache an, während er mit den weiteren Runden
nur um das 2fache anstieg. Die Reaktionen zur Bestimmung der kobs-Werte wurden bei 0°C in Reaktionspuffer (50 mM
HEPES, pH 7,0; 5 mM MgCl2; 150 mM NaCl)
bei 2 μM
GMPS-RNA und 130 μM
BrBK durchgeführt,
wobei bei Minute 0, 1, 3, 10, 30 und 90 eine Überprüfung erfolgte. GMPS-RNA wurde
3 min lang bei 70°C
denaturiert und langsam auf Raumtemperatur abkühlen gelassen, bevor eine Verdünnung auf
die endgültigen
Reaktionspuffer-Bedingungen, die Übertragung auf Eis und die
Zugabe von BrBK erfolgte. Die Reaktionen wurden auf Eis mit 235
mM Natriumthiosulfat gestoppt und auf einem denaturierenden APM-Gel aus 7 M Harnstoff
und 8% Polyacrylamid laufen gelassen. Die kobs-Werte
wurden als negativer Anstieg des linearen Bereichs der Datenpunkte
der grafischen Darstellungen, die die Konzentration der nicht umgesetzten
GMPS-RNA mit der Zeit in Beziehung setzen, erhalten. Die Pools aus
Runde 10 und Runde 12 wurden zum Klonieren und Sequenzieren herangezogen.
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B. Die Klone
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unabhängige
Klone wurden sequenziert. 16 Reaktanten wurden mit dem 30N1-Massepool in Bezug
auf ihre Reaktivität
mit BrBK verglichen; alle getesteten Reaktanten weisen einen 10-
bis 100fachen Anstieg der kobs bezogen auf
den Ausgangspool auf. Reaktant 12.1 (Seq.-ID Nr. 5) wurde für eine weitere
kinetische Analyse basierend auf drei Kriterien ausgewählt: (i)
in einer ersten Studie der Reaktionsinhibition mit konkurrierendem
Bradykinin wies er die niedrigste Ki für Bradykinin
auf (Daten nicht angeführt);
(ii) er war in der Runde-12-Population das am häufigsten vorhandene Molekül; und (iii)
er wies die zweitschnellste kobs der getesteten
Reaktanten auf.
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Der
gewählte
Anstieg der kobs von Reaktant 12.1 ist auf
die Anstiege der Reaktivität
und der Bindung zurückzuführen. Bei
der Reaktion mit BrBK weist Reaktant 12.1 einen 67fachen Anstieg
der kcat in Bezug auf den der Masse-30N1-GMPS-RNA
auf, wobei die Km um das 100fache zurückgeht,
wodurch kcat/Km insgesamt um
das 6700fache ansteigt (siehe Tabelle 1).
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C. Spezifizität
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Strukturelle
Elemente von BrBK, die für
die optimale Bindung durch Reaktant 12.1 erforderlich sind, wurden
durch die Inhibition der Reaktion durch Bradykinin-Analoga untersucht.
Während
die Inhibition durch BK in der Reaktion der Masse-30N1-GMPS-RNA mit BrBK
nicht messbar ist (Daten nicht angeführt), weist natives Bradykinin
(BK) eine Ki von 140±60 μM für die Reaktion zwischen Reaktant
12.1 und BrBK auf. Dieser Wert entspricht annähernd dem der Km der
nicht gehemmten Reaktion. Des-Arg9-BK (ein
BK-Analogon ohne das Carboxyl-terminale Arginin) weist eine Ki von 2,6±0,5 mM auf. Das Fehlen des
carboxyterminalen Arginins senkt die Bindung zwischen BK und dem
Reaktanten 12.1 demnach weiter um das etwa 18fache. Außerdem weist
das des-Arg1-BK (ein BKA-Analogon ohne das
aminoterminale Arginin) keine messbare Inhibition der Reaktion zwischen
Reaktant 12.1 und BrBK auf, was darauf hindeutet, dass das aminoterminale
Arginin für die
beobachtete Bindung zwischen Reaktant 12.1 und BrBK absolut unerlässlich ist.
Das Erkennen eines Arginins muss jedoch im Kontext des Peptids erfolgen,
da freies L-Arginin allein die Reaktion nicht hemmt. Der Anstieg
in Bezug auf die Affinität
von Reaktant 12.1 im Vergleich zu der der Masse-30N1-GMPS-RNA für BrBK ist
also teilweise darauf zurückzuführen, dass
der Reaktant das aminoterminale Arginin, und in geringerem Ausmaß das carboxyterminale
Arginin, von BrBK erkennt.
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Die
intrinsische Reaktionsaktivität
von Reaktant 12.1 wurde unter Einsatz von N-Bromacetamid (BrAcNH2)
als eine minimale Bromacetyl-Struktur untersucht. Die Km- und kcat-Werte
in der Reaktion von Reaktant 12.1 und dem 30N1-Pool mit BrAcNH2 entsprechen einander annähernd. Deshalb
ist die verbesserte Reaktionsgeschwindigkeit von Reaktant 12.1 mit
BrBK offensichtlich nicht auf die gesteigerte Nucleophilie der Thioatgruppe
zurückzuführen, sondern
ist vielmehr ein Ergebnis von sterischen und/oder entropischen Faktoren
in der Positionierung der beiden Substrate. Demnach wurde eine chemische
Reaktion erleichtert, genau wie für das Parallel-SELEX-Verfahren erforderlich
ist.
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