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Hintergrund der Erfindung
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Diese
Erfindung betrifft Verfahren und Mittel, die für die Behandlung von Virus-
und anderen Erkrankungen geeignet sind.
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Therapeutische
Mittel zur Behandlung von Virusinfektionen oder -erkrankungen umfassen
Antisense-Oligonukleotide, Ködernukleinsäuren und
Ribozyme. Andere Mittel umfassen Arzneimittel, wie AZT, zur Behandlung
von AIDS (verursacht durch Infektion mit dem HIV-Virus). Im allgemeinen
werden diese therapeutischen Mittel an eine infizierte Stelle in
einem Patienten verabreicht oder sie werden dazu gebracht, durch
das vaskuläre
System des Patienten zu zirkulieren.
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Sullenger
et al., 63 Cell 601, 1990, und 10 Mol. Cell Biol., 6512, 1990, beschreiben
die Hemmung der Replikation von MoMLV oder HIV durch die Verwendung
von chimäre
tRNA codierenden Antisense- und/oder Ködermatrizen. "Die Lokalisierung des
tRNA-TAR-Fusionstranskripts innerhalb der Zelle wurde nicht bestimmt;
es wurde jedoch zuvor gezeigt, daß unverarbeitete tRNA-Transkripte im allgemeinen
nicht zum Zytoplasma transportiert werden und auf den Zellkern beschränkt bleiben.
Da im Zellkern tat-TAR-Interaktionen stattfinden, kann dies auch
zu der beobachteten Hemmung der HIV-Replikation in Zellen, die die
tRNA-TAR-Transkripte exprimieren, beigetragen haben." [Zitate ausgelassen]
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Izant
et al., 1 Antisense Research and Development 371, 1991, beschreiben
chimäre
snRNP-Gene, die an ein Antisense-CAT-Gen fusioniert sind. Die Transkripte
wurden, wenn sie in Oozyten injiziert wurden, im Zytoplasma und
im Zellkern gefunden. Die Autoren nehmen an, daß die Antisense-snRNP hauptsächlich im
Zellkern wirken.
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Gilboa
und Sullenger, WO 90/13641, und Gilboa, WO 89/11539, beschreiben
Systeme, die mit den oben diskutierten verwandt sind. All diese
Referenzen sind durch Bezugnahme hierin aufgenommen.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Die
vorherige Lokalisierung inhibitorischer RNAs, die im Zellkern verbleiben
oder dorthin transportiert werden können, versucht, eine große Organelle
mit einem Durchmesser von etwa 10 μM (Alberts et al., Molecular
Biology of the Cell 16–17,
Garland Publishing Inc. New York, NY 1983) mit entweder Antisense-
oder Köder-RNA-Inhibitoren
zu überschwemmen.
Diese Strategien lokalisieren solche Inhibitoren nicht spezifisch
an einem Ort mit irgendeinem spezifischen mRNA- und Prä-mRNA-Ziel,
obwohl innerhalb des Nukleus etwa 105–106 verschiedene Ziele existieren (Alberts
et al., Molecular Biology of the Cell 409, Garland Publishing Inc.,
New York, NY 1983).
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Die
vorliegende Erfindung lokalisiert jedoch eine inhibitorische RNA
in einem viel kleineren Kompartiment, z.B. dem Kern eines retroviralen
Partikels mit etwa 50 nM Durchmesser und dem 10–6- bis 10–7-fachen
des Volumens des Zellkerns, in dem eine einzige große RNA-
oder DNA-Spezies, die virale genomische RNA oder DNA, vorliegt (Telch,
RNA Tumor Viruses (Hrsg. Weiss et al.) 25– 208, Cold Spring Harbor Press,
Cold Spring Harbor, New York, 1984). Dieser millionenfache Unterschied
in der Lokalisierungsspezifität
wird gemäß Anspruch
1 erzielt.
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Im
Gegensatz dazu richteten vorherige Lokalisierungsstrategien RNA-Therapeutika
auf allgemeine zelluläre
Sortierwege aus, die nicht zwischen einer großen Anzahl verschiedener RNAs
unterscheiden (wobei die angezielte RNA oft nur einen Bruchteil
eines Prozents des gesamten Pools aus RNAs umfaßt, die den angezielten Stoffwechselweg entlangströmen). Daher
ist die vorliegende Erfindung dahingehend einzigartig, daß sie Therapeutika
auf Stoffwechselwege lokalisiert, die für ihr Ziel spezifisch sind:
bei denen frühere
Lokalisierungsstrategien versuchten, allgemeine Stoffwechselwege,
in denen neben dem korrekten Ziel Millionen inkorrekter Ziele existieren,
zu überschwemmen,
und die somit keine Lokalisierungssignale einsetzen, die ein korrektes
Ziel von der großen
Zahl an inkorrekten Zielen in der Zelle unterscheiden.
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Die
Anmelderin hat herausgefunden, daß es bei der Behandlung von
Erkrankungen, wie z.B. Viruserkrankungen, vorteilhaft ist, eine
Lokalisierung des zur Behandlung der Erkrankung geeigneten therapeutischen
Mittels in einem spezifischen zellulären oder viralen Kompartiment,
in dem die Zielkomponente, wie z.B. RNA, lokalisiert ist, zu bewirken. Ohne
eine solche Lokalisierung des therapeutischen Mittels ist eine effektive
Behandlung kaum oder überhaupt
nicht zu beobachten. Die Anmelderin hat ermittelt, daß ein geeignetes
virales Verpackungssignal an das therapeutische Mittel angebunden
werden muß, um
seine präzise
Lokalisierung an einer Stelle innerhalb des Virus zu bewirken. Solche
viralen Verpackungssignale identifizieren ein Ziel in einzigartiger Weise
oder unterscheiden das Ziel von einer Mehrzahl inkorrekter Ziele
innerhalb einer Zelle.
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Beispielsweise
können
auf RNA basierende Inhibitoren für
die Virusreplikation unter Verwendung eines viralen Verpackungssignals
lokalisiert werden, um die inhibitorische RNA an derselben Stelle
zu lokalisieren wie die Ziel-RNA.
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In
einem ersten Aspekt liefert die Erfindung somit ein Verfahren zum
Verstärken
der Wirkung eines viralen therapeutischen Mittels in vivo auf das
virale Ziel dieses Mittels. Das Verfahren umfaßt die Stufe, bei der eine
Lokalisierung des Mittels in vivo an einem Ort mit seinem Ziel bewirkt
wird. In einem verwandten Aspekt liefert die Erfindung ein virales
therapeutisches Mittel, das für
eine Lokalisierung an einem Ort mit dem viralen Ziel des Mittels
in vivo ausgestaltet ist.
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Fachleute
auf dem Gebiet erkennen, daß viele
Verfahren zum Modifizieren existierender therapeutischer Mittel
verwendet werden können,
so daß deren
Lokalisierung in einem geeigneten Kompartiment mit einem viralen
Ziel bewirkt wird. Beispiele solcher Verfahren folgen, sie sollen
die Erfindung jedoch nicht beschränken. So können beispielsweise RNA-Moleküle (die
alle im Stand der Technik gut bekannt sind), wie Köder-RNAs,
Ribozyme und Antisense-RNA- oder -DNA-Moleküle, in vivo aus DNA-Molekülen synthetisiert
(oder in vitro gebildet) werden, so daß sie kovalent an ein virales
Verpackungssignal gebunden werden, wofür unten Beispiele angegeben
sind. Diese Mittel werden als "Lokalisierungssignale" bezeichnet. Alternativ
können proteinartige
oder Polypeptidmittel aus DNA oder RNA innerhalb einer Zelle in
der Form eines chimären
Polypeptids oder Proteins erzeugt werden, wobei ein Teil des Polypeptids
eine antivirale Wirkung besitzt und der andere Teil eine Lokalisierung
des Polypeptids an einem geeigneten viralen Kompartiment bewirkt.
Zusätzlich
können zahlreiche
therapeutische Mittel in vitro synthetisiert und mittels irgendeinem von
vielen Standardverfahren verabreicht werden, um eine Ausrichtung
des verabreichten therapeutischen Mittels auf ein geeignetes zelluläres Kompartiment
innerhalb eines Patienten zu bewirken.
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Mit "Verstärken" der Wirkung eines
therapeutischen Mittels in vivo ist gemeint, daß ein Lokalisierungssignal
dieses Mittel auf eine bestimmte Stelle innerhalb einer Zelle ausrichtet
und dadurch eine bessere Wirkung des Mittels bewirkt. Somit hat
eine geringere Konzentration eines in vivo an eine Zelle verabreichten
Mittels die gleiche Wirkung wie eine größere Konzentration eines nicht-lokalisierten Mittels.
Eine solche gesteigerte Effizienz des ausgerichteten oder lokalisierten
Mittels kann anhand irgendeines einem Fachmann auf dem Gebiet gut
bekannten Standardverfahrens gemessen werden. Im allgemeinen wird
die Wirkung des Mittels verstärkt,
indem das Mittel näher
an das Ziel gebracht wird, so daß es die gewünschte Wirkung
auf das Ziel haben kann. Dies kann erzielt werden, indem eine Lokalisierung
des Mittels in einem kleinen definierten Kompartiment mit dem Ziel
bewirkt wird (z.B. innerhalb eines Viruspartikels).
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Virale
Verpackungssignale umfassen kleine organische Moleküle, die
spezifische Zielsignale imitieren, wie z.B. ein das HIV-Verpackungssignal
imitierendes organisches Molekül,
und die dazu verwendet werden können,
organische Inhibitoren an HIV-Verpackungsstellen auszuliefern.
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Das
Erhöhen
der Konzentration eines Virusinhibitors an einer Stelle innerhalb
der Zelle, die für die
Virusreplikation oder den Virusaufbau wichtig ist, stellt eine allgemeine
Art der Steigerung der Wirksamkeit antiviraler Mittel dar. Die oben
beschriebene Colokalisierungsstrategie kann ein virales Verpackungssignal
verwenden, um RNA oder ein Protein mit einem für die Virusreplikation zuständigen Ziel
zu colokalisieren. Auf diese Weise kann die Virusreplikation reduziert
oder verhindert werden. Dieses Verfahren kann zur Verbesserung der
Wirksamkeit vieler antiviraler Mittel, einschließlich Antisense-RNA und Köder-RNAs
eingesetzt werden, indem sie an ein geeignetes Lokalisierungssignal
angebunden werden, um sie an den therapeutisch wichtigen intrazellulären und
viralen Ort zu sortieren, an dem die Virusreplikationsmaschinerie
aktiv ist.
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Beispielsweise
können
das HIV-Verpackungssignal und/oder das rev-Antwortelement (RRE),
um die Ribozym- und andere RNA-basierende Inhibition der HIV-Replikation
zu verbessern (Cullen et al., 58 Cell 423, 1989), benachbart zu
einer inhibitorischen RNA plaziert werden, um sie mit einer zu zerstörenden HIV-RNA
zu colokalisieren (Lee et al., 4 New Biol. 66, 1992).
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Die
Lokalisierung kleiner antiviraler Moleküle an geeigneten Stellen innerhalb
der Zelle steigert deren Nützlichkeit.
Wenn beispielsweise AZT nur auf das intrazelluläre Kompartiment gerichtet wird,
in welchem HIV sein Genom revers transkribiert, wird seine Wirksamkeit
erheblich gesteigert, und seine Nebenwirkungen werden verringert
oder eliminiert. Die Wirksamkeit anderer, nicht-viraler Arzneimittel kann
durch die Schaffung von Systemen, die sie auf geeignete intrazelluläre Kompartimente,
Zellarten oder Organe ausrichten, in welchen sie ihre spezielle Funktion
am besten entfalten können,
ebenfalls gesteigert werden.
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In
anderen Aspekten liefert die Erfindung Verfahren zum Steigern der
Wirkung der auf Nukleinsäuren
basierenden therapeutischen Mittel in vivo durch Colokalisieren
derselben mit ihrem Ziel unter Verwendung eines geeigneten viralen
Verpackungssignals.
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Andere
Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der folgenden
Beschreibung der bevorzugten Ausführungsformen und aus den Ansprüchen.
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Beschreibung der bevorzugten
Ausführungsformen
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Zunächst werden
die Zeichnungen kurz beschrieben.
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Zeichnungen
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1A ist
eine schematische Darstellung der retroviralen Vektoren B2A und
N2A:Hamβ; 1B ist
eine schematische Darstellung der Bestimmung transkribierter B2A-RNAs
in retroviralen Verpackungszellen; 1C ist
eine schematische Darstellung einer Colokalisierungs-/Inhibitionsstrategie
der vorliegenden Erfindung;
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2 ist
eine schematische Darstellung verschiedener Hammerkopf-Ribozym-Motive,
die in der vorliegenden Erfindung verwendet werden, und
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die 3 und 4 sind
Histogramme, die die Hemmung einer viralen genomischen Ziel-RNA (gezeigt durch
Reduzierung der Virustiter) durch ausgewählte Ribozyme in vivo darstellen,
als ein Modell für
das Zielen auf Viren durch das Verfahren der vorliegenden Erfindung.
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Zielrichten des therapeutischen
Mittels
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Es
wurden mehrere antivirale Strategien postuliert, die RNAs als Inhibitoren
für die
Virusreplikation einsetzen. Sie umfassen die Verwendung von Antisense-RNA,
Köder-RNAs
und Ribozymen als Inhibitoren (Sullenger et al., 10 Mol. Cell. Biol.
6512; 1990; Sullenger et al., 63 Cell 601, 1990; Sarver et al.,
247 Science 1222, 1990). Die Fähigkeit,
Ribozyme auszurichten, um virale RNAs in vitro spezifisch zu spalten,
hat zu großen
Spekulationen über
ihren potentiellen therapeutischen Wert als antivirale Mittel in
vivo geführt
(Cech, 260 JAMA 3030, 1988, und Rossi, 3 Curr. Opin. Biotech. 3,
1992). Um das Potential eines Ribozyms oder eines anderen Inhibitors
als antivirales Mittel aus dem Reagenzglas erfolgreich auf Zellen
und Organismen zu übertragen,
müssen die
Charakteristika berücksichtigt
werden, die diese Umgebungen unterscheiden. Die Geschwindigkeit einer
Ribozym-vermittelten trans-Spaltungsreaktion in vitro kann nahezu
die Geschwindigkeit erreichen, mit der sich RNA-Duplexe in Lösung bilden,
weil die RNA-Moleküle
in Lösung
im Reagenzglas frei diffundieren. In Zellen dagegen scheinen RNAs
nicht frei zu diffundieren. Vielmehr scheinen sie hochgradig in Kompartimente
unterteilt und aktiv bestimmten Orten innerhalb der Zelle zugeordnet
zu sein (Lawrence et al., 87 Proc. Natl. Acad. Sci. USA 5420, 1990).
Eine solche Unterteilung viraler RNAs in Kompartimente in vivo kann
deren Verfügbarkeit
für Ribozyme
reduzieren.
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Die
Anmelderin schlägt
eine Strategie vor, die die Neigung einer Zelle ausnutzt, biologische
Moleküle
in geordneter Weise in Kompartimente zu unterteilen und tatsächlich zwei
Nukleinsäuremoleküle nah beieinander
zu plazieren. Durch das Zuordnen von Inhibitoren an dieselben Stellen
innerhalb von Zellen wie deren Ziele kann die Konzentration des
Inhibitors an seinem benötigten
Wirkort erhöht
werden. Dies wiederum steigert die Wirksamkeit des Inhibitors und
verringert seine Nebenwirkungen, da niedrigere Dosen an Inhibitor
verabreicht werden können.
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In ähnlicher
Weise kann die Wirksamkeit von Inhibitoren für andere Arten von viralen
Zielen gesteigert werden. Zusätzlich
können
auch andere Arten von Mitteln in geeigneter Weise ausgerichtet werden. So
z.B. Mittel, die die Aktivität
von Zellkomponenten steigern, was wiederum eine vorteilhafte Wirkung
liefert. Somit kann irgendein virales therapeutisches Mittel innerhalb
eines geeigneten Kompartiments lokalisiert oder konzentriert werden,
und seine Wirksamkeit kann dadurch gesteigert werden. In ähnlicher
Weise können
auch andere Arten von therapeutischen Mitteln verbessert werden.
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Fachleute
auf dem Gebiet erkennen, daß das
unten angegebene Beispiel ein die Erfindung nicht beschränkendes
Beispiel ist und lediglich die allgemeine Verwendung der Erfindung
veranschaulicht. Das Beispiel zeigt, daß das Verpackungssignal eines
Virus verwendet werden kann, um ein Ribozym an einem Ort mit einer
viralen Ziel-RNA zu lokalisieren. Die in diesem Beispiel erzielten
außergewöhnlichen
Ergebnisse sind veranschaulichend für die tiefgreifenden Auswirkungen,
die die Verwendung der Erfindung auf Arzneimitteltherapien haben
wird. Wie oben erwähnt,
ist die Anwendbarkeit der Erfindung nicht auf irgendeine bestimmte
Art einer RNA, eines Proteins oder eine andere Art eines therapeutischen Mittels
beschränkt,
sondern kann vielmehr in breitem Umfang auf die Lokalisierung irgendeines
gewünschten
therapeutischen Mittels angewendet werden. In dieser Erfindung ist
es wünschenswert,
daß die
Lokalisierung so spezifisch wie möglich ist, damit die für die Behandlung
eines Individuums erforderliche Konzentration des Mittels so niedrig
wie möglich
gehalten werden kann.
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Beispiel:
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Zur
Veranschaulichung der beanspruchten Erfindung wurde ein experimentelles
System entwickelt, um zu zeigen, daß die Ribozym-vermittelte trans-Spaltung
viraler RNAs in vivo durch Colokalisierung eines Ribozyms in Bezug
auf seine Ziel-RNA innerhalb einer Zelle in wirksamer Weise bereitgestellt
werden kann. Dieses experimentelle System macht sich einige Eigenschaften
der retroviralen Replikation sowie verschiedene technische Entwicklungen,
die mit dem durch retrovirale Vektoren vermittelten Gentransfer
in Verbindung stehen, zunutze. In dieser Studie wurden zwei Arten
von retroviralen Vektoren (1A) verwendet.
Der retrovirale Vektor B2A enthält
das lacZ-Gen (Markowitz et al., 62 J. Virol., 1120, 1988).
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Die
lacZ-codierenden Transkripte wurden zur Spaltung mittels zweier
Hammerkopf-Ribozyme ausgerichtet
(Uhlenbeck, 328 Nature 596, 1987, und Haseloff und Gerlach, 334
Nature 585, 1988) und wurden somit verwendet, um eine Ribozym-vermittelte
Inhibition zu berichten. Der retrovirale Vektor N2A:Hamβ1G codiert
den selektierbaren Marker neoR und ein Hammerkopf-Ribozym. Der Vektor N2A:Hamβ2G ist identisch,
mit Ausnahme von Veränderungen
in der Sequenz der flankierenden Arme des Hammerkopfs, die ihn auf
eine andere Region der lacZ-codierenden Sequenz ausrichten (2).
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Diese
Vektoren wurden verwendet, um Ribozym enthaltende RNAs in einer ökotropen,
den retroviralen B2A-Vektor (E86/B2A) (Markowitz et al., 62 J. Virol.
1120, 1988) enthaltenden Verpackungszellinie zu übertragen und zu exprimieren.
In E86/B2A-Zellen haben identische lacZ- codierende Transkripte zwei verschiedene
Bestimmungen (1B). Einige der Transkripte
dienen als mRNAs und werden zur Translation zum Zytoplasma transportiert.
Die Menge dieser mRNAs kann durch Messen des Niveaus an β-Galactosidaseenzymaktivität innerhalb
der Zellen bestimmt werden. Andere Transkripte dienen als genomische
RNAs für
die Replikation des retroviralen Vektors und sind in virale Partikel
verpackt, die auf der Oberfläche
der Verpackungszellen knospen (1B). Die
Menge dieser genomischen RNAs kann durch Bestimmen des Titers des
lacZ-codierenden
Virus, der aus den Verpackungszellen entsteht, bestimmt werden.
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Von
B2A abgeleitete Transkripte sind in die knospenden Viruspartikel
eingekapselt, weil sie das Verpackungssignal des Moloney-Maus-Leukämievirus
(MoMLV), Ψ,
enthalten. Dieser Verpackungsprozeß wird vermittelt durch die
Fähigkeit
der MoMLV-Einkapselungsmaschinerie, bereitgestellt durch die Verpackungszellen, Ψ enthaltende
Transkripte zu erkennen und sie an Stellen zu transportieren, an
denen Viren knospen (Mann et al., 33 Cell 153, 1983, Goff, Retroviruses
and Disease (Hrsg. Hanafusa, H., Pinter, A. & Pullman, M. E.) 1–19 (Academic
Press, Inc., 1989).
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Diese
MoMLV-Einkapselungsmaschinerie wurde verwendet, um das Anti-lacZ-Hammerkopf-Ribozym enthaltende
Transkripte mit den das lacZ-Ziel codierenden Transkripten zu colokalisieren.
In Verpackungszellen, die sowohl B2A als auch N2A:Hamβ enthalten,
sind die von B2A und N2A:Hamβ abgeleiteten
RNAs jeweils sowohl für
eine Translation als auch für
eine Verpackung ausgerichtet (1C). In solchen
Zellen werden die genomischen RNA-Transkripte von B2A und N2A:Hamβ an Stellen
viraler Knospung an der Oberfläche
der Verpackungszellen durch die MoMLV-Einkapselungsmaschinerie colokalisiert.
Da jedes retrovirale Partikel zwei genomische RNAs enthält, können Substrat
und Ribozym enthaltende Genome zusammen verpackt werden (1C)
(Varmus et al., RNA Tumor Viruses (Hrsg. Weiss, R., Teich, N., Varmus,
H. & Coffin,
J.) 369–512 (Cold
Spring Harbor Press, Cold Spring Harbor, New York, 1984, und Panganiban
241 Science 1064–1069 (1988).
Wenn daher die Hammerkopf-Ribozyme aktiv und die Zielsequenzen auf
diesen genomischen RNAs zugänglich
sind, verstärkt
die Colokalisierung die Effizienz der Spaltung, und der Titer des
aus diesen Zellen entstehenden lacZ-codierenden Virus wird reduziert.
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Darüber hinaus
ist es unwahrscheinlich, daß die
als mRNAs dienenden lacZ- und Hamβ-Transkripte colokalisiert
werden, da die beiden Transkripte aus Proviren erzeugt werden, die
an entfernt liegenden Stellen auf den zellulären Chromosomen integriert
sind (Lawrence et al., 87 Proc. Natl. Acad. Sci. USA 5420, 1990,
Varmus et al., RNA Tumor Viruses (Hrsg. Weiss, R., Teich, N., Varmus,
H. & Coffin,
J.) 369–512
(Cold Spring Harbor Press, Cold Spring Harbor, New York, 1984).
mRNAs werden für
die Translation durch verschiedene Quadranten befördert, die
durch die Stelle im Kern, an der sie transkribiert wurden, bestimmt
werden (Raap et al., 197 Exp. Cell Res. 319, 1991). Wenn daher die
Colokalisierung von Ribozym- und Substrat-RNAs die trans-Spaltung
einer Substrat-RNA innerhalb einer Zelle verstärkt, sollte die Produktion
des β-Galactosidaseproteins
um einen kleineren Betrag reduziert werden als der lacZ-Virustiter
in diesen Zellen.
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Um
dieses Phänomen
zu veranschaulichen, wurden die retroviralen Vektoren N2A:Hamβ1G und N2A:Hamβ2G mittels
ligierender Oligonukleotide, die zwei verschiedenen Hammerkopf-Ribozymen entsprechen,
an die polyklonale Stelle des Vektors N2A kloniert (2)
(Hantzopoulos et al., 86 Proc. Natl. Acad. Sci. USA 3519, 1989).
Eine inaktive Hammerkopf-Sequenz, Hamβ1D (2), wurde
in N2A eingefügt,
um in diesen Experimenten als Kontrolle für die Bedeutung der Ribozymaktivität zu dienen. Hamβ1D enthält eine
einzige Nukleotiddeletion im katalytischen Kern des Hammerkopf-Ribozyms (2).
Es wurde gezeigt, daß eine
solche Mutation die katalytische Aktivität eines Hammerkopf-Ribozyms
in vitro nahezu eliminiert (Ruffner et al., 29 Biochem 10695, 1990).
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Die
retroviralen Vektoren N2A:Hamβ1G, N2A:Hamβ2G, N2A:Hamβ1D und elterlicher
N2A wurden in die amphotrope Verpackungszellinie AM12 transfiziert
(Markowitz et al., 167 Virology 400, 1988). Transfizierte Zellen
wurden durch Zugabe von G418 zu dem Medium selektiert, und resistente
Zellen wurden gepoolt. Vektor enthaltende virale Überstände wurden
aus Zellen, die jedes Konstrukt enthielten, isoliert und verwendet,
um 104 E86/B2A-Zellen mit einem Infektionsfaktor
(Multiplicity of Infection, MOI) von 10 zu infizieren. Anstelle
von Transfektion wurde Retroviren-vermittelter Gentransfer verwendet,
um die Ribozyme enthaltenden Matrizen in die E86/B2A-Zellen einzubringen,
um die möglichen
Probleme einer variablen lacZ-Expression zu vermeiden, die mit klonaler
Isolierung von E86/B2A-Zellinien einhergehen.
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Die
transduzierten E86/B2A-Zellen wurden vermehrt und auf β-Galactosidaseaktivität innerhalb der
Zellen und auf neoR- und lacZ-Virustiter,
die aus den Zellen entstanden waren, analysiert (3).
In Zellen, die die funktionalen Hammerkopf-Vektoren N2A:Hamβ1G und N2A:Hamβ2G enthielten,
wurde im Vergleich zu Zellen, die einen Kontrollvektor, N2A oder
N2A:Hamβ1D,
enthielten, keine signifikante Reduktion von β-gal-Aktivität beobachtet. In ähnlicher Weise
wurde in neoR-Virustiter, der aus den viele Vektoren
enthaltenden Zellen entstanden war, kein Unterschied gesehen. Die
lacZ-Virustiter aus N2A:Hamβ1G
und N2A:Hamβ2G
enthaltenden Zellen wurden jedoch im Vergleich zu Kontrollvektor
enthaltenden Zellen um 90–92%
reduziert (3).
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In
dem oben beschriebenen Experiment wurden 104 E86/B2A-Zellen
mit einem MOI von 10 infiziert, vermehrt und auf eine Reduktion
von lacZ-Virustiter und Proteinproduktion getestet. Diese Zellen wurden
nicht mittels G418 selektiert, um sicherzustellen, daß alle Zellen
einen ein Ribozym enthaltenden retroviralen Vektor enthalten. Um
zu bestimmen, ob irgendein Teil der 8–10% des austretenden Virus aus
Zellen erzeugt wurde, denen ein Ribozym-Konstrukt fehlt, wurden
mit N2A:Hamβ infizierte
Zellen mittels G418 selektiert und auf eine Reduktion des lacZ-Virustiters
und der Proteinproduktion getestet. Der aus den mittels G418 selektierten
E86/B2A-Zellen, die N2A:Hamβ1G
und N2A:Hamβ2G
enthielten, erzeugte lacZ-Virustiter wird im Vergleich zu mittels G418
selektierten Zellen, die einen Kontrollvektor enthielten, um 95–97% verringert.
Auch in diesen Zellen wird keine Reduktion der β-gal-Aktivität beobachtet.
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Die
letzten 3–5%
des lacZ-Virus, die einer Hemmung entgehen, resultieren zumindest
teilweise aus der Verpackung zweier lacZ-Genome in einem Viruspartikel
(1C). Wäre
die Verpackung der RNA-Genome völlig
zufällig,
so stünde
zu erwarten, daß etwa
1% der Viruspartikel zwei lacZ-Genome enthält, da Ribozym enthaltende
Genome gegenüber lacZ-Virusgenomen
in den Zellen in 10-fachem Überschuß vorliegen.
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Diese
Ergebnisse liefern Hinweise darauf, daß die Colokalisierung eines
Ribozyms mit seinem Substrat innerhalb einer Zelle für die wirksame
Spaltung der Ziel-RNA in vivo wesentlich ist. Darüber hinaus
deuten die Ergebnisse darauf hin, daß eine solche Colokalisierung
die Geschwindigkeit der Ribozym-vermittelten Spaltung von Ziel-RNAs
in vivo beschränkt,
und daß für eine Verbesserung
der Ribozym-vermittelten Hemmung der viralen Genexpression die Geschwindigkeit,
mit der ein Ribozym sein Substrat in vivo findet, gesteigert werden
muß.
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In
einem zweiten Experiment wurden 104 E86/B2A-Zellen
mit verschiedenen MOI infiziert, um zu bestimmen, wie das relative
Verhältnis
von Ribozym- zu Substrat-enthaltenden Transkripten innerhalb einer
Zelle das Niveau der Inhibition von aus diesen Zellen entstandenem
lacZ-Virustiter beeinflußt. Wie
erwartet, nimmt mit N2A:Hamβ1G
und N2A:Hamβ2G
die Inhibition von lacZ-Virustiter
ab, da der MOI von 10 auf 2 bis 0,4 abgesenkt wird. Im Gegensatz
dazu tritt keine signifikante Veränderung des lacZ-Titers auf,
wenn Kontrollvektoren verwendet werden, um mit diesen MOI zu infizieren
(4). Dies veranschaulicht, daß die Inhibition von lacZ-Virustiter
direkt mit dem Vorhandensein des chimären aus Lokalisierungssignal-
und Virusinhibitor in Beziehung steht.
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Dieses
Beispiel zeigt deutlich, daß ein
virales Lokalisierungssignal verwendet werden kann, um ein antivirales
Mittel auszurichten, um eine fast 100%-ige Effizienz bei der Abtötung von
Viren zu liefern. Obwohl die Verwendung eines Verpackungssignals
veranschaulicht wird, werden Fachleute erkennen, daß gleichermaßen irgendeine
andere RNA, eine DNA oder ein anderes Mittel lokalisiert und dadurch
ihre bzw. seine Wirksamkeit gesteigert werden kann.
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Verwendung
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Das
oben beschriebene System ist nicht nur für die Verabreichung therapeutischer
Mittel in vivo, sondern auch für
Zellkulturen in vitro geeignet, wobei es wichtig ist, virenfreie
Zellen beizubehalten. Beispielsweise kann eine Zelle mit DNA versehen
werden, die ein chimäres
Antisense-RNA-Molekül codiert,
welches an ein spezifisches virales Verpackungssignal gebunden ist.
Es kann bewirkt werden, daß ein
solches chimäres
Konstrukt in irgendeiner gewünschten
Weise von einem Promotor exprimiert wird, so daß die Zelle dazu gebracht werden
kann, jegliches in die Zelle eindringende Virus abzutöten oder
dessen Replikation zu verhindern. Auf diese Weise können Virusinfektionen
in in vitro-Zellkulturen verhindert werden. Ein solches Konstrukt
kann auch in einer Situation in vivo verwendet werden, bei der es
wichtig ist, ein Individuum entweder prophylaktisch oder therapeutisch
virenfrei zu halten. Eine solche DNA kann mittels standardmäßiger Gentherapietechniken
eingebracht werden, oder die RNA kann mittels Elektroporation direkt
an irgendeiner gewünschten
Stelle injiziert werden. Fachleute auf dem Gebiet erkennen, daß auch andere
Standardtechniken verwendet werden können, um die chimären Mittel
dieser Erfindung einzubringen.
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Antivirale
Konstrukte können
ebenfalls in einer Situation in vivo verwendet werden, bei der es wichtig
ist, ein Individuum virenfrei zu halten oder die Virenbelastung
eines Individuums zu reduzieren. Die Inhibition der Virusreplikation
durch solche lokalisierten antiviralen Mittel kann entweder prophylaktisch oder
therapeutisch eingesetzt werden. Beispielsweise können standardmäßige Gentherapietechniken eingesetzt
werden, um eine Transkriptionseinheit in menschliche Lymphozyten oder
Prälymphozyten
einzubringen, was zur Expression einer RNA führt, die ein an das HIV-Verpackungssignal
angebundenes Anti-HIV-Ribozym codiert. Wenn Zellen, die die Anti-HIV-Ribozyme enthalten,
mit HIV infiziert werden, werden die Ribozyme an Stellen der HIV-Verpackung lokalisiert
und hemmen die Virusreplikation durch Spaltung der genomischen RNA
von HIV. Auf diese Weise kann die Ausbreitung von HIV in einem Individuum
reduziert oder gehemmt werden. Gene, die andere antivirale Mittel
codieren, die so ausgestaltet wurden, daß das exprimierte Mittel an
ein geeignetes Lokalisierungssignal angebunden ist, um seine Effizienz
zu verbessern, können
mittels standardmäßiger Gentherapietechniken
(z.B. unter Verwendung eines retroviralen oder eines anderen viralen
Vektors) oder mittels zahlreicher physikalischer Übertragungstechniken
(z.B. Liposomen) auf ein Individuum übertragen werden. Fachleute
auf dem Gebiet werden erkennen, daß auch andere Standardtechniken
verwendet werden können,
um die chimären
Mittel dieser Erfindung einzubringen.
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Gene,
die die in dieser Erfindung diskutierten chimären Mittel codieren, können auch
zur Erzeugung transgener Pflanzen und Tiere verwendet werden, die
gegen eine Virusinfektion oder -replikation resistent sind. Beispielsweise
kann eine Transkriptionseinheit erzeugt werden, die zur Expression
von RNAs führt,
die jeweils ein Ribozym enthalten, welches dafür ausgestaltet ist, Geflügel-Leukose-Virus-(ALV-)RNAs
und das ALV-Virusverpackungssignal zu spalten. DNA, die diese Transkriptionseinheit codiert,
kann verwendet werden, um durch Übertragen
einer solchen DNA in die Keimbahnzellen von Hühnern ein transgenes Huhn zu
erzeugen. In dem transgenen Huhn enthalten und exprimieren alle
Zellen das chimäre
Anti-ALV-Transgen. Wird somit das transgene Huhn mit ALV infiziert,
wird die Ausbreitung des Virus in dem Tier reduziert oder eliminiert, da
chimäres
Anti-ALV-Ribozym codierende Transkripte mit genomischen ALV-RNAs
in den Zellen des Huhns colokalisiert werden und diese spalten.
Auf diese Weise kann die Schwere der durch Viren verursachten Erkrankung
sowohl in transgenen Pflanzen als auch in transgenen Tieren deutlich
reduziert oder eliminiert werden.
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Verabreichung
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Ausgewählte Mittel,
z.B. Oligonukleotide oder Ribozyme, können prophylaktisch verabreicht werden
oder sie können
an Patienten verabreicht werden, die an einer Ziel-Erkrankung leiden,
und zwar z.B. durch exogene Verabreichung des Mittels an ein infiziertes
Gewebe mittels eines geeigneten Verabreichungsvehikels, z.B. eines
Liposoms, eines Vehikels mit kontrollierter Freisetzung, unter Verwendung
von Iontophorese, Elektroporation oder mit Ionen gepaarten Molekülen, oder
kovalent angehängten
Addukten und anderen pharmakologisch anerkannten Verabreichungsverfahren.
Die Verabreichungswege umfassen intramuskuläre, Aerosol-, orale (Tabletten-
oder Pillenform), topische, systemische, okulare, intraperitoneale
und/oder intrathekale Verabreichung. Expressionsvektoren für die Immunisierung
mit Ribozymen und/oder die Verabreichung von Oligonukleotiden sind
ebenfalls geeignet.
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Der
spezifische Verabreichungsweg für
irgendein ausgewähltes
Mittel ist von der Verwendung des Mittels abhängig. Im allgemeinen konzentriert sich
ein spezifisches Verabreichungspro gramm für jedes Mittel auf die Aufnahme
des nackten Mittels in Bezug auf die Lokalisierung innerhalb der
Zelle, gefolgt von einer Demonstration der Effizienz. Alternativ kann
die Verabreichung in einem Organ oder Gewebe eines Tiers an dieselben
Zellen erfolgen. Aufnahmestudien umfassen Aufnahmetests, um z.B.
die zelluläre
Aufnahme von Oligonukleotiden zu testen, wobei das Verabreichungsvehikel
oder die -strategie nicht berücksichtigt
werden. Solche Tests bestimmen auch die Lokalisierung des Mittels
innerhalb der Zelle nach der Aufnahme, was letztendlich die Anforderungen
an die Aufrechterhaltung stabiler Konzentrationen innerhalb des
die Zielsequenz enthaltenden zellulären Kompartiments (Zellkern
und/oder Zytoplasma) vorgibt. Dann können die Wirksamkeit und die Zytotoxizität getestet
werden. Die Toxizität
umfaßt nicht
nur die Lebensfähigkeit
der Zellen, sondern auch die Zellfunktion.
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Einige
Verabreichungsverfahren, die verwendet werden können, umfassen folgende:
- a. Einkapselung in Liposomen,
- b. Transduktion mittels retroviraler Vektoren,
- c. Konjugation mit Cholesterol,
- d. Lokalisierung an Zellkern-Kompartiment unter Verwendung einer
Antigen-Bindungsstelle, die an den meisten snRNAs zu finden ist,
- e. Neutralisation der Ladung des Ribozyms unter Verwendung von
Nukleotidderivaten und
- f. Verwendung von Stammzellen aus dem Blut, um Ribozyme im ganzen
Körper
zu verteilen.
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Wenigstens
drei Arten von Verabreichungsstrategien sind in der vorliegenden
Erfindung nützlich,
einschließlich
der folgenden: Modifizierung von Ribozymen, Arzneimittelverabreichungsvehikel
in Form von Partikelträgern
und retrovirale Expressionsvektoren. Wie die meisten kleinen Moleküle werden
nicht-modifizierte Ribozyme und Antisense-Oligonukleotide, wenn
auch langsam, von den Zellen aufgenommen. Um die Aufnahme in die
Zellen zu verbessern, können
die Ribozyme im wesentlichen zufällig
modifiziert werden, und zwar so, daß ihre Ladung reduziert wird,
daß sie
jedoch spezifische funktionelle Gruppen behalten, die für die RNA-Spaltungsaktivität erforderlich
sind. Dies führt
zu einem Molekül,
welches sich über
die gesamte Zellmembran verteilen kann, wodurch die Permeabilitätsschranke
entfernt wird.
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Die
Modifikation von Ribozymen zur Verringerung der Ladung ist nur ein
Ansatz zur Verbesserung der zellulären Aufnahme dieser größeren Moleküle. Der
zufällige
Ansatz ist jedoch nicht ratsam, da Ribozyme strukturell und funktionell
komplexer sind als kleine Arzneimittelmoleküle. Die strukturellen Anforderungen,
die notwendig sind, um die katalytische Aktivität von Ribozymen aufrechtzuerhalten,
sind für Fachleute
auf dem Gebiet offensichtlich. (Siehe Cech, Curr. Op. Structural
Biol., 1992). Diese Anforderungen werden bei der Ausgestaltung von
Modifikationen zur Verbesserung der zellulären Verabreichung berücksichtigt.
Die Modifikationen sind auch dafür
ausgestaltet, die Empfindlichkeit gegenüber Nukleaseabbau zu reduzieren.
Diese beiden Charakteristika sollten die Wirksamkeit des Ribozyms
deutlich verbessern. Die zelluläre
Aufnahme kann um verschiedene Größenordnungen
gesteigert werden, ohne die für
die Ribozymspaltungsaktivität
notwendigen Phosphodiesterverbindungen verändern zu müssen.
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Chemische
Modifikationen des Phosphatgerüsts
reduzieren die negative Ladung und erleichtern dadurch die Verteilung
in der gesamten Membran. Dieses Prinzip wurde für Antisense-DNA-Technik erfolgreich demonstriert.
Die Ähnlichkeiten
in der chemischen Zusammensetzung zwischen DNA und RNA machen dies
zu einem durchführbaren
Ansatz. Im Körper
ist die Aufrechterhaltung einer externen Konzentration notwendig,
um die Verteilung des modifizierten Ribozyms in die Zellen des Gewebes
voranzutreiben. Verabreichungswege, die die Aussetzung des erkrankten
Gewebes an eine dauerhaft hohe Konzentration des Arzneimittels erlauben,
welches durch systemische Adsorption langsam abgebaut wird, sind
bevorzugt. Die intravenöse
Verabreichung mit einem Arzneimittelträger, der dafür ausgestaltet
ist, die Halbwertszeit des Ribozyms im Blutkreislauf zu verlängern, kann
verwendet werden. Die Größe und die
Zusammensetzung des Arzneimittelträgers beschränken die rasche Beseitigung
aus dem Blutstrom. Der Träger,
der dazu gebracht wird, sich an der infizierten Stelle anzusammeln,
kann das Ribozym vor Abbauprozessen schützen.
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Arzneimittelverabreichungsvehikel
sind sowohl für
die systemische als auch für
die topische Verabreichung wirksam. Sie können so ausgestaltet werden,
daß sie
als ein Reservoir für
eine langsame Freigabe dienen, oder sie können ihren Inhalt direkt an
die Zielzelle abgeben. Ein Vorteil bei der Verwendung von Arzneimittelvehikeln
zur direkten Verabreichung besteht darin, daß pro Aufnahme eine Vielzahl von
Molekülen
verabreicht wird. Es wurde gezeigt, daß solche Vehikel die Halbwertszeit
von Arzneimitteln, die ansonsten rasch aus dem Blutstrom abgebaut
würden,
im Blutkreislauf verlängern.
Einige Beispiele solcher in diese Kategorie fallender spezialisierter
Arzneimittelverabreichungsvehikel umfassen Liposome, Hydrogele,
Cyclodextrine, bioabbaubare Nanokapseln und bioadhäsive Mikrokügelchen.
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Aus
dieser Kategorie von Verabreichungssystemen sind die Liposome bevorzugt.
Liposome erhöhen
die intrazelluläre
Stabilität,
verbessern die Aufnahmeeffizienz und steigern die biologische Aktivität. Liposome
sind hohle kugelförmige
Vehikel, die aus Lipiden bestehen, die in ähnlicher Weise angeordnet sind
wie die Lipide, die die Zellmembran bilden. Sie weisen einen wäßrigen inneren
Raum zum Einfangen wasserlöslicher
Verbindungen auf, und ihre Größe reicht
von 0,05 bis zu mehreren Mikrometern Durchmesser. Mehrere Studien
haben gezeigt, daß Liposomen
RNA an Zellen verabreichen können und
daß die
RNA biologisch aktiv bleibt.
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Beispielsweise
wurde gezeigt, daß ein
Liposomenverabreichungsvehikel, Lipofectin, das ursprünglich als
Forschungswerkzeug ausgestaltet worden war, intakte mRNA-Moleküle an Zellen
verabreicht und zu einer Produktion des entsprechenden Proteins
führt.
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Liposome
bieten mehrere Vorteile: Sie sind nicht toxisch und von ihrer Zusammensetzung
her biologisch abbaubar, sie haben eine lange Halbwertszeit im Blutkreislauf,
und Erkennungsmoleküle
können
leicht an ihrer Oberfläche
angebracht werden, um auf Gewebe zu zielen. Schließlich hat
die kostengünstige
Herstellung von Arzneimitteln auf Liposomenbasis entweder in flüssiger Suspension
oder in Form eines lyophilisierten Produkts die Überlebensfähigkeit dieser Technik als
geeignetes Arzneimittelverabreichungssystem gezeigt.
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Andere
Arzneimittelverabreichungssysteme mit kontrollierter Freisetzung,
wie Nanopartikel und Hydrogele, können potentielle Verabreichungsvehikel
für ein
Ribozym sein. Diese Träger
wur den für chemotherapeutische
Mittel und Arzneimittel auf Proteinbasis entwickelt und können demzufolge
für die Ribozymverabreichung
ausgestaltet werden.
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Die
topische Verabreichung von Ribozymen ist vorteilhaft, da sie an
der Verabreichungsstelle eine lokalisierte Konzentration mit minimaler
systemischer Adsorption gestattet. Dies vereinfacht die Verabreichungsstrategie
des Ribozyms an die erkrankte Stelle und verringert das Ausmaß der toxikologischen Charakterisierung.
Darüber
hinaus ist die zu verwendende Menge an Material weitaus geringer
als die, die für
andere Verabreichungswege erforderlich ist. Eine wirksame Verabreichung
erfordert eine Diffusion des Ribozyms in die infizierten Zellen.
Eine chemische Modifikation des Ribozyms zur Neutralisierung negativer
Ladung kann alles sein, was für
eine Penetration erforderlich ist. Falls jedoch diese Neutralisation
der Ladung nicht ausreichend ist, kann das modifizierte Ribozym
zusammen mit Permeabilitätsverbesserern,
wie Azon oder Ölsäure, in
einem Liposom formuliert werden. Die Liposome können entweder ein Verabreichungsvehikel
mit langsamer Freisetzung, bei dem das modifizierte Ribozym und
der Permeabilitätsverbesserer
von dem Liposom in die infizierte Zelle übergehen, repräsentieren,
oder die Liposomen-Phospholipide können zusammen mit dem modifizierten
Ribozym und dem Permeabilitätsverbesserer
direkt an der Vereinfachung der zellulären Verabreichung beteiligt
sein. In einigen Fällen
können
für eine
langsame Freisetzung sowohl das Ribozym als auch der Permeabilitätsverbesserer
in Form eines Suppositoriums formuliert werden.
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Ribozyme
können
auch systemisch verabreicht werden. Die systemische Absorption bezieht sich
auf die Ansammlung von Arzneimitteln im Blutstrom, gefolgt von einer
Verteilung im ganzen Körper. Verabreichungswege,
die zu einer systemischen Absorption führen, umfassen intravenöse, subkutane, intraperitoneale,
intranasale, intrathekale und ophthalmische Verabreichung. Jeder
dieser Verabreichungswege bringt das Ribozym mit einem zugänglichen
erkrankten Gewebe in Kontakt. Die subkutane Verabreichung verläuft in einen
lokalisierten Lymphknoten, der sich durch das lymphatische Netz
in den Blutkreislauf fortsetzt. Es wurde gezeigt, daß die Geschwindigkeit
des Eintritts in den Blutkreislauf eine Funktion des Molekulargewichts
oder der Größe ist. Die
Verwendung eines Liposoms oder eines anderen Arzneimittelträgers lokalisiert
das Ribozym am Lymphknoten. Das Ribozym kann so modifiziert werden,
daß es
in die Zelle diffundiert, oder das Liposom kann direkt an der Verabreichung
entweder des unmodifizierten oder des modifizierten Ribozyms an
die Zelle beteiligt sein.
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Eine
Liposomenformulierung, die Ribozyme mit der Oberfläche von
Lymphozyten und Makrophagen verbinden kann, ist ebenfalls geeignet.
Dies liefert eine verbesserte Verabreichung an HSV-infizierte Zellen,
indem die Spezifität
der Immunerkennung von Makrophagen und Lymphozyten in infizierten Zellen
ausgenutzt wird. Gesamtblutstudien zeigen, daß die Formulierung nach 8 Stunden
bei 37°C
von 90% der Lymphozyten aufgenommen wurde. Vorläufige Bioverteilungs- und pharmakokinetische
Studien lieferten eine Stunde nach intravenöser Verabreichung 70% der injizierten
Dosis/g Gewebe in der Milz.
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Die
intraperitoneale Verabreichung führt ebenfalls
zum Eintritt in den Blutkreislauf, wobei das Molekulargewicht oder
die Größe des Komplexes aus
Ribozym und Verabreichungsvehikel die Eintrittsgeschwindigkeit steuert.
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Intravenös injizierte
Liposome zeigen eine Ansammlung in der Leber, der Lunge und der
Milz. Die Zusammensetzung und die Größe können so angepaßt werden,
daß diese
Ansammlung 30% bis 40% der injizierten Dosis ausmacht. Der Rest
wird für bis
zu 24 Stunden im Blutstrom zirkulieren gelassen.
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Das
ausgewählte
Verabreichungsverfahren führt
zu einer Ansammlung im Zellplasma der befallenen Zellen, und die
Moleküle
sollten für
eine optimale Dosierung eine gewisse Nukleaseresistenz besitzen.
Eine Verabreichung an den Zellkern kann durchgeführt werden, ist jedoch weniger
bevorzugt. Die am meisten bevorzugten Verabreichungsmethoden umfassen
Liposome (10–400
nm), Hydrogele, Polymere mit kontrollierter Freisetzung, Mikroinjektion
oder Elektroporation (für
Behandlungen ex vivo) und andere pharmazeutisch anwendbare Vehikel. Die
Dosierung ist von der Indikation der Erkrankung und dem Verabreichungsweg
abhängig,
sollte jedoch zwischen 100–200
mg/kg Körpergewicht/Tag
betragen. Die Dauer der Behandlung wird während des Verlaufs der Krankheitssymptome
fortgeführt;
sie beträgt
für gewöhnlich wenigstens
14–16
Tage und möglicherweise
länger.
Mehrere tägliche
Dosen sind für
topische Anwendungen, okulare Anwendungen und vaginale Anwendungen
vorgesehen. Die Anzahl der Dosen ist von der Erkrankung, dem Verabreichungsvehikel
und den Wirksamkeitsdaten aus klinischen Versuchen abhängig.
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Die
Einstellung therapeutischer Mengen von Ribozymen innerhalb der Zelle
ist abhängig
von der Geschwindigkeit der Aufnahme und des Abbaus. Eine Herabsetzung
des Umfangs des Abbaus verlängert
die Halbwertszeit des Ribozyms innerhalb der Zelle. Chemisch modifizierte
Ribozyme, z.B. mit einer Modifikation des Phosphatgerüsts oder
mit einer Kappenbildung aus Nukleotidanalogen am 5'- und 3'-Ende des Ribozyms,
können
eine unterschiedliche Dosierung erfordern. Beschreibungen geeigneter Systeme
werden im oben zitierten Stand der Technik angegeben, der durch
Bezugnahme vollständig
hierin aufgenommen ist.
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Die
Erfindung ist insbesondere geeignet für die Verabreichung von Ribozymen,
Antisense-Molekülen und
Köder-RNAs,
und sie kann, wie das oben beschriebene Beispiel zeigt, in überaus vorteilhafter Weise
in der vorliegenden Erfindung verwendet werden. Bestimmte Erkrankungen,
die auf diese Weise behandelt werden können, umfassen alle Erkrankungen,
die durch solche RNAs behandelt werden können, wie z.B. HSV-, HBV-,
EBV- und HIV-Infektion, sowie zahlreiche Träger (wobei das Zielmolekül in einem
bekannten Zellkompartiment lokalisiert ist).
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Andere
Ausführungsformen
werden von den folgenden Ansprüchen
umfaßt.