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Die
vorliegende Erfindung betrifft das Gebiet der Gentherapie und besteht
darin, in die Zellen eines Individuums mindestens ein für ein therapeutisches
Protein kodierendes Gen zu transferieren. Insbesondere betrifft
die Erfindung den Transfer von Nukleinsäuresequenzen in Zellen, die
nicht natürlich
Antikörper
produzieren, die für
therapeutische Antikörper
insgesamt oder teilweise oder Derivate derselben kodierend sind,
wobei eine Proteinkomponente an der therapeutischen Wirkung beteiligt
ist, so dass die von diesen Nukleinsäuresequenzen genetisch modifizierten
und in ein Individuum implantierten Zellen im Blutkreislauf des
besagten Probanden eine therapeutisch wirksame Menge dieses Antikörpers produzieren
und sekretieren.
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Die
Gentherapie besteht in der Korrektur des Defekts eines Gens durch
Einführung
in die Zellen, in denen der Defekt des besagten Gens eine Krankheit
verursacht, einer DNA-Sequenz, die die genetische Information trägt, die
es erlaubt, den Defekt zu korrigieren. Die Perspektiven zur Anwendung
der Gentherapie auf dem Gebiet von genetisch bedingten Krankheiten
sind zahlreich, wobei beispielsweise Korrekturen von Thalassämien, der
Drepanozytose, Defekte des Leberstoffwechsels, der Mukoviszidose,
von Myopathien usw. zu nennen wären
(W. F. Anderson, 256, 808, 1992; R. C. Mulligan, Science, 260, 926,
1993; D. Miller, Nature, 357, 455, 1992; R. Morgan und W. F. Anderson,
Ann. Rev. Biochem., 62, 191, 1993; B. Dodet, Biofutur, Mai 1992).
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Mit
der Gentherapie können
allerdings auch Krankheiten bekämpft
werden, die nicht ausschließlich auf
einen Gendefekt zurückzuführen sind,
wie zum Beispiel Krebserkrankungen oder Virusinfektionen, indem in
die Zellen des betroffenen Organs oder Gewebes ein für ein Protein
oder eine therapeutische RNA kodierendes Gen eingeschleust wird.
Derartige therapeutische Substanzen sind zum Beispiel Cytokine,
intrazelluläre
Antikörper,
Varianten viraler Proteine, Antisense-RNAs, Ribozyme usw.
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Die
Techniken zur Einschleusung der genetischen Information in Zellen
sind in der Literatur beschrieben. Jedoch können zwei hauptsächliche
Methoden ins Auge gefasst werden.
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Die
erste Methode besteht darin, die die genetische Information tragende
DNA-Sequenz direkt in vivo in die Zellen der Organe oder Gewebe
einzuschleusen, die Ziel der Therapie sind, oder in die Zellen von
Organen oder Geweben, die für
die Produktion der therapeutischen Substanz zuständig sind, entweder in die Nähe des Ortes
der Produktion, oder auf systemische Art und Weise.
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Die
zweite Methode, die auf der Zelltherapie beruht und als ex vivo
bezeichnet wird, besteht darin, einem Individuum Zellen zu entnehmen,
diese Zellen in vivo zu modifizieren, indem man dort die DNA-Sequenz mit
der genetischen Information einschleust, die man transferieren möchte, um
dann die derart modifizierten Zellen in den Organismus des Individuums zurückzuschleusen.
Diese therapeutische Strategie ist zum Beispiel in dem amerikanischen
Patent Nr. 5 399 346 beschrieben.
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Die
die genetische Information tragenden DNA-Sequenzen, die man in die Zellen einschleusen
möchte,
sind funktional mit DNA-Sequenzen verbunden, die ihre in vivo-Expression
erlauben und können
sich in verschiedenen Formen darstellen:
- – Bei einem
direkten Gentransfer in vivo gemäß der ersten
hier oben ins Auge gefassten Methode können sie verwendet werden:
• in freier
Form, das heißt,
in Form nackter DNA transferiert, wie ein Plasmid oder ein Restriktionsfragment, vor
allen durch in vivo-Injektion
in die Zellen, wie in der internationalen Patentanmeldung beschrieben,
die unter der Nummer WO 90 11 092 veröffentlicht ist,
• in komplexierter
Form oder mit anderen Molekülen
verbunden, die ihren Eintritt in die eukaryotischen Zellen unterstützen, wie
Lipofectin, Transfectace, Transfectam, Polyethylenimin usw.,
• in einen
viralen Vektor inkorporiert, der direkt in vivo in die Zellen des
Ziel-Organs oder des Gewebes durch Infektion eingeschleust wird.
- – Bei
einem Gentransfer gemäß der zweiten
zuvor ins Auge gefassten Methode, ex vivo genannt, wird die DNA-Sequenz
in vitro in die Zellen integriert, die danach in den Organismus
des Individuums eingeschleust werden; hier kann es sich dann zum Beispiel
um hämatopoetische
Zellen, T-Lymphozyten, Hepatozyten usw. handeln. In diesem Fall
können
die in vitro von der DNA-Sequenz gemäß den oben beschriebenen Techniken
für eine
direkte in vivo Einschleusung genetisch modifizierten Zellen dem
behandelten Individuum entnommen worden sein oder von einem anderen
Menschen oder Tier stammen, wie dem Schwein (E. Cozzi und D. J.
G. White, Nature Genetics, 1, 964–966, 1995).
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Unter
den Substanzen, die in der Lage sind, mit einer Krankheit zu interferieren
und die man im Organismus des Patienten für eine Gentherapie produzieren
möchte,
wären bestimmte
Antigene oder Antikörper zu
nennen.
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Die
Expression von DNA-Sequenzen, die für Antigen-Proteine kodierend sind, zielt darauf
ab, durch die Zellen, die von dieser DNA genetisch modifiziert wurden,
die Produktion eines Antigens zu erlauben, das in der Lage ist,
das Individuum zu immunisieren. Eine derartige Impfstrategie wurde
zum Beispiel bei verschiedenen Erkrankungen angewendet, unter anderem
beim Grippevirus (Tang, D., De Vit, M., und Johnston, Nature, 356,
152–154,
1992).
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Die
in vitro-Produktion von Antikörpern,
Antikörperfragmenten
oder Antikörperderivaten,
wie zum Beispiel chimerschen Antikörpern, durch Gentechnik in
den eukaryotischen Zellen wurde ebenfalls bereits beschrieben, zum
Beispiel in den Europäischen
Patenten, die unter den Nummern 120 694 und 125 023 veröffentlicht
wurden. Die Injektion von therapeutischen Antikörpern in Patienten zielt auf
die Antigene ab, die in eine Erkrankung impliziert sind, um entweder
direkt oder über
eine Ereigniskaskade des Stoffwechsels oder des Immunsystems einen
der die Krankheit verursachenden Wirkstoffe zu neutralisieren. Als
Beispiele derartiger therapeutischer Strategien wären die
Behandlung oder die Vorbeugung gegen B-Lymphome zu nennen (Yefenof,
E., Picker, L. I., Scheuermann. R. N., Vitetta, E. S., Street, N.
E. Tucker, Tl, Uhr, J. W., Current Opinion in Immunology, 5, 740–744, 1993).
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Die
internationale Patentanmeldung, die unter der Nummer WO 94 29 446
veröffentlicht
wurde, beschreibt die intrazelluläre Expression von für Antikörper kodierenden
DNA-Sequenzen. Mit dieser Methode wird eine Gentherapie direkt in
vivo einer Erkrankung möglich,
die auf zelluläre
Komponenten zurückgreift,
die mit den traditionellen Impfmethoden unzugänglich sind, oder auf der in
vivo-Produktion rekombinanter Antigene fußt. Die DNA-Sequenzen, die
von den gemäß der in
der internationalen Patentanmeldung WO 94 29 446 beschriebenen Methode
genetisch modifizierten Zellen exprimiert wurden, sind demzufolge
im wesentlichen dadurch gekennzeichnet, dass sie ein Antikörpergen
umfassen, das derart modifiziert wurde, dass der Antikörper nicht
sekretiert wird.
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Die
vorliegende Erfindung zielt im Gegensatz dazu darauf ab, die in
vivo Expression von Antikörpergenen
durch Zellen durchzuführen,
die die besagten Antikörper
in den Blutkreislauf des Säugers
sekretieren, das Träger
von Zellen ist, die von dem Antikörpergen genetisch modifiziert
wurden.
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Diese
Erfindung basiert auf der Tatsache, dass verschiedene Zelltypen,
die andere sind als diejenigen, die natürlich Antikörper produzieren, in der Lage
sind, nach genetischer Modifizierung stabil in vivo Antikörper zu
produzieren.
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Die
Plastozyten als auf die Produktion von Antikörpern spezialisierte Zellen
sind nämlich
schlechte Kandidaten für
die langfristige Produktion von therapeutischen Antikörpern durch
Gentransfer; die Plastozyten haben eine eingeschränkte Lebensdauer
in der Größenordnung
von einigen Tagen, und die Tatsache, dass sie bereits einen anderen
Antikörper
produzieren, führt
zu Verbindungen oder Rekombinationen zwischen den Ketten des natürlich produzierten
Antikörpers
und dem Antikörper,
der durch das transferierte Gen exprimiert wurde, was für die angestrebte
therapeutische Wirkung sehr nachteilig ist. Es war demzufolge wichtig
zu zeigen, dass nicht auf die natürliche Produktion von Antikörpern spezialisierte
Zellen in der Lage waren, einen Gentransfer zu akzeptieren, in vivo
einen therapeutischen Antikörper
zu exprimieren und gewünschte,
vorzugsweise regulierte Niveaus von Antikörpern in den Blutkreislauf
eines Säugers
zu sekretieren.
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Folglich
betrifft die vorliegende Erfindung eine pharmazeutische Zusammensetzung,
mindestens eine Säugetierzelle
eines Zelltyps enthaltend, der keine Antikörper natürlich produziert, wie die Keratinozyten,
die Hepatozyten, die Fibroblasten der Haut, die Myoblasten, die
Endothelzellen und die hämatopoetischen Stammzellen,
genetisch modifiziert in vitro durch eine Nukleinsäuresequenz,
dadurch gekennzeichnet, dass die besagte Nukleinsäuresequenz
ein Antikörpergen
vom Typ IgG und Elemente enthält,
die die Expression in vivo des besagten Antikörpergens und die Sekretion
in den Blutkreislauf eines Säugers
einer therapeutisch wirksamen Menge dieses Antikörpers oder eines Fragments
desselben gewährleisten,
durch die besagten genetisch modifizierten Zellen.
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Unter
Nukleinsäuresequenz
werden sowohl DNA- als auch DNA-Sequenzen oder Sequenzen verstanden,
die modifizierte Nukleotide enthalten.
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Die
Nukleinsäuresequenz,
die in die Zusammensetzung der Erfindung eingeht, umfasst:
- – mindestens
ein Gen eines therapeutischen Antikörpers, das heißt, ein
für einen
nativen, nicht modifizierten und damit natürlichen Antikörper kodierendes
Gen, oder ein Antikörperfragment,
wie die Fragmente Fab oder F(ab)'2
oder die Fragmente ScFv, oder auch ein Antikörperderivat wie einen chimerischen
Antikörper oder
einen Antikörper
oder ein mit einer Effektorsubstanz fusioniertes Antikörperfragment
wie zum Beispiel ein Toxin oder ein Hormon,
- – mindestens
ein Element, welches die Expression des vorangehenden Gens gewährleistet;
es handelt sich um Sequenzen, die die Transkription promotern, die
vor dem Antikörpergen
platziert sind und seine Expression in den Zellen kontrollieren,
die nicht natürlich
Antikörper
produzieren.
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Neben
dem Antikörpergen
und seinem Promoter kann die Nukleinsäuresequenz eine Sequenz zur Termination
der Transkription umfassen, die sich nach dem Antikörpergen
befindet und die Sekretion des Produkts des Antikörpergens
in den Blutkreislauf des Säugers
erlaubt, von dem Zellen durch die Nukleinsäuresequenz genetisch modifiziert
wurden.
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Der
verwendete Promoter kann jeder Promoter sein, der eine effiziente
Expression des Gens erlaubt, das er in dem von der Nukleinsäuresequenz
genetisch modifizierten Zelltyp kontrolliert. Damit kann er ein
viraler Promoter, ein ubigitärer
oder spezieller Gewebspromoter oder auch ein synthetischer Promoter
sein.
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Die
erfindungsgemäße Zusammensetzung
besteht aus Zellen, die nicht natürlich Antikörper produzieren und sich in
einer Form darstellen, die ihre Inkorporierung in den Organismus
eines Säugers
sowie eventuell ihre vorhergehende Kultur erlauben, wobei die besagten
Zellen von mindestens einer Nukleinsäuresequenz genetisch modifiziert
sind, die ein Antikörpergen
vom Typ IgG enthält
und Elemente, die die Expression in vivo des besagten Antikörpergens
und die Sekretion in den Blutkreislauf eines Säugers einer therapeutisch wirksamen
Menge dieses Antikörpers
oder eines Fragments desselben gewährleisten.
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Diese
Ausführungsform
kann in zwei Varianten umgesetzt werden:
- – Entweder
stammen die Zellen, die nicht natürlich Antikörper produzieren und in die
erfindungsgemäße Zusammensetzung
eintreten, von dem zu behandelnden Säuger. In dieser Variante werden
die Zellen durch Techniken der Zell- und Molekularbiologie vorbereitet,
wie zum Beispiel aus Biopsien, die dem zu behandelnden Patienten
entnommen wurden, wobei diese Zellen danach von der Nukleinsäuresequenz,
die das Antikörpergen
trägt,
genetisch modifiziert werden, entweder durch Transfektion oder durch
Infektion durch einen Vektor, denen entsprechend, die zuvor im Fall
eines Gentransfers direkt in vivo beschrieben wurden. Die aus diesem
biologischen Material hergestellten pharmazeutischen Zusammensetzungen
werden dem Patienten, dessen Zellen entnommen wurden, wieder verabreicht.
- – Oder
die Zellen, die nicht natürlich
Antikörper
produzieren und in die erfindungsgemäße Zusammensetzung eintreten,
stammen von einem anderen als dem zu behandelnden Menschen oder
Tier. Diese Zellen wurden wie in der vorhergehenden Variante vorbereitet.
Bei humanen Zellen stammen diese von kompatiblen Spendern; bei nicht
humanen Zellen werden Zellen von genetisch modifizierten Tieren
verwendet, wie dem Schwein, die für eine Organtransplantation
kompatibel gemacht wurden.
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Die
vorstehenden Zellen präsentieren
sich in einer Form, die deren Implantation anhand jedes bekannten
Mittels in den Organismus des aufnehmenden Säugers gestattet. Im Übrigen können sie
sich in einer Form präsentieren,
die es gestattete, sie zuvor zum Transplantieren zu kultivieren.
Es kann sich um jeden Träger
oder jedes Kulturmedium handeln, das mit ihrer Verabreichung und
ihrer Inkorporation beim Empfänger kompatibel
ist, wie zum Beispiel eine Matrix des Typs derjenigen, welche die
europäische
Patentanmeldung beschreibt, die unter der Nummer 378 576 veröffentlicht
wurde und Fibroblasten betrifft.
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Ausgewählt werden
Zellen, die keine Antikörper
natürlich
produzieren, aber besitzen:
- – die Fähigkeit,
Proteine in den Blutkreislauf eines Säugers zu sekretieren,
- – eine
lange Lebensdauer im Organismus des Säugers, vorzugsweise mindestens
von mehreren Monaten bis zu mehreren Jahren bis zum ganzen Leben
des Patienten.
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Insbesondere
sind diese Zellen wegen ihrer Fähigkeit
ausgewählt,
problemlos entnommen, ex vivo genetisch modifiziert und bei einem
Säuger
implantiert werden zu können.
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Von
diesen Zelltypen, die die vorstehenden Merkmale aufweisen, fasst
die Erfindung spezieller die Keratinozyten, die Hepatozyten, die
Fibroblasten der Haut, die Myoblasten, die Endothelzellen und die
hämatopoetischen
Stammzellen ins Auge.
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Es
wurde überraschenderweise
nachgewiesen (Fenjves, E. S., Smith, J., Zaradic, S., und Teichmann, L.
B., Human Gene Therapy, 5, 1241–1248,
1994), dass die Keratinozyten relativ effizient Proteine in Richtung des
Organismus produzieren können
und nicht nur nach außen.
Außerdem
ist ihre Kultur problemlos und in Krankenhäusern seit mehreren Jahren
Routine, um Hauttransplantate herzustellen.
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Die
Hepatozyten sind schwieriger zu handhaben als die Keratinozyten.
Allerdings wurde nachgewiesen (Grossmann, M., Raper, S. E., Kozarsky,
K., Stein, E. A., Engelhart, J. F., Müller, D., Lupien, P. J., Wilson, J.
M., Nature Genetics, 6, 335–341,
1994; Ferry, N., Duplessis, O., Houssin, D., Danos, O., Heard, J-M.,
Proc. Natl. Acad. Sci., USA, 88, 8377–8381, 1991), dass die Hepatozyten
von rekombinanten Retrovieren sowohl ex vivo als auch in vivo infiziert
werden können.
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Die
Kultur und die retrovirale Transduktion von Fibroblasten der Haut
sind problemlos (Moullier, P., Maréchal, V., Danos, O., Heard,
J-M., Transplantation, 56, 427–432,
1993). Die Handhabung der Organoide ist komfortabel (Moulier et
al., Nature Genetics, 4, Juni 1993, 154–159). Die Fibroblasten weisen
den Vorteil auf, einem Individuum durch eine einfache chirurgische
Operation problemlos entnommen werden zu können. Außerdem sind Gentherapieprotokolle
zur Korrektur lysosomaler Defizite bei Kindern in Vorbereitung.
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Die
Myoblasten, die nicht differenzierte Muskelzellen sind, können ebenfalls
gereinigt werden und werden wahrscheinlich ohne genetische Modifizierung
im Rahmen der Behandlung bestimmter degenerativer Krankheiten verwendet
(Yao, S-N., Smith, K. J. und Kurachi, K., Gene Therapy, 1, 99–107, 1994).
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Die
genetische Modifizierung von Endothelzellen wurde bereits durchgeführt, um
therapeutische Proteine herzustellen, zum Beispiel in der internationalen
Patentanmeldung PTC, die unter der Nummer WO 90 06997 veröffentlicht
wurde. Die Endothelzellen, die die Wand der Blutgefäße bilden,
sind damit besonders für die
Umsetzung des biologischen Materials der Erfindung geeignet, deren
Aufgabe darin besteht, die Sekretion der Antikörper durch genetisch modifizierte
Zellen in den Blutkreislauf eines Säugers zu veranlassen.
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Es
können
weitere Zelltypen ins Auge gefasst werden, wie hämatopoetische Stammzellen,
sofern diese die weiter oben definierten Merkmale erfüllen.
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Die
erfindungsgemäße Zusammensetzung
findet ihre Anwendung in der Zubereitung von pharmazeutischen Zusammensetzungen,
die zur Behandlung oder Vorbeugung vor Krebsrezidiven und Virusinfektionen oder
-expansionen bestimmt sind, vor allem von AIDS.
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In
der Bevölkerung
des Westens erkrankt zirka jede vierte Person an Krebs, und die
heute zur Verfügung
stehenden Therapien sind nur für
jeden zweiten Patienten wirklich zufriedenstellend.
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Die
Menschheit wird in immer größerem Ausmaß von schweren
Viruskrankheiten befallen, wobei selbstverständlich insbesondere an das
HIV-Virus gedacht wird, für
welches man bis heute über
keine wirksame Therapie verfügt,
um der Infektion vorzubeugen oder sie zu behandeln.
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Das
biologische Material der Erfindung ist deswegen bemerkenswert, da
es erlaubt, eine neue Methode zur Therapie dieser sehr schweren
Krankheiten ins Auge zu fassen.
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Bei
Krebs erlaubt es nämlich
dem Organismus, langfristig über
spezielle Antikörper
der Tumorzellen zu verfügen,
die cytocid wirken oder die Zellruhe hervorrufen. Dieses Ziel wird
durch Verwendung von Nukleinsäuresequenzen
erreicht, die ein Gen tragen, das für Antikörper kodierend ist, die gegen
ein spezielles Antigen von Tumorzellen gerichtet sind.
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Bei
Virusinfektionen erlaubt es das erfindungsgemäße biologische Material dem
Organismus, langfristig ein Basis-Antikörperniveau aufrecht zu erhalten,
das entweder neutralisierend für
die Viren oder cytocid für die
infizierten Zellen ist. Dieses Ziel wird durch die Verwendung von
DNA-Sequenzen erreicht, die für
Antikörper kodierend
sind, die gegen ein spezielles Antigen des für die besagte Infektion verantwortlichen
Virus oder gegen ein spezielles Antigen der von dem besagten Virus
infizierten Zellen gerichtet sind.
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Die
erfindungsgemäße Zusammensetzung
kann außerdem
Träger-
oder Zusatzstoffe enthalten, die klassischerweise verwendet werden.
Die Zelldosen, die in diese pharmazeutischen Zusammensetzung eingehen,
sind im Hinblick auf die umgesetzte Nukleinsäuresequenz und ihrer Präsentationsform
an die verwendete Art der Verabreichung und an die entsprechende
Erkrankung angepasst, um die Produktion und die Sekretion einer
therapeutisch wirksamen Menge des Antikörpers in den Blutkreislauf
des behandelten Individuums zu erlauben.
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Die
Zellen stellen ein biologisches Material dar, das insbesondere für die Zubereitung
von pharmazeutischen Zusammensetzungen geeignet ist, die für eine ex
vivo Zelltherapie eines Individuums gedacht sind.
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Die
vorstehenden humanen Zellen, sofern sie nicht von dem Patienten
stammen, bei dem sie implantiert werden, oder die Tierzellen werden
selbstverständlich
vor ihrer Implantation mit allen physikalischen oder genetischen
Mitteln behandelt, die dem Fachmann bekannt sind, um vor dem Immunsystem
des Patienten, der sie aufnimmt, geschützt zu sein.
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Die
Erfindung hat weiterhin die Verwendung der vorstehenden pharmazeutischen
Zusammensetzung für
die Zubereitung eines Medikaments, das zur Behandlung von Krebserkrankungen
oder Virusinfektionen bestimmt ist, zum Gegenstand.
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Neben
den vorstehenden Merkmalen weist die Erfindung andere Merkmale auf,
die im Laufe der nun folgenden Beschreibung zu Tage treten werden
und die sich auf experimentelle Beispiele zur Durchführung und
Umsetzung der vorliegenden Erfindung beziehen, wobei es sich von
selbst versteht, dass diese Beispiele den Geltungsbereich der Ansprüche nicht
beschränken.
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Anhand
der nachfolgend beschriebenen Arbeiten konnte nachgewiesen werden,
dass:
- – in
vitro die bei dem Patienten entnehmbaren, ex vivo genetisch modifizierbaren
und reimplantierbaren Zellen, die nicht natürlich Antikörper produzieren, in der Lage
sind, rekombinante Antikörper
zu sekretieren, wobei die Eigenschaften des ursprünglichen
Antikörpers
beibehalten bleiben,
- – mindestens
ein vorstehender Zelltyp in der Lage ist, in vivo rekombinante Antikörper zu
sekretieren, wobei die Eigenschaften des ursprünglichen Antikörpers beibehalten
bleiben,
- – das
erfindungsgemäße biologische
Material im modifizierten Organismus keine Immunantwort induziert, die
den rekombinanten Antikörper
neutralisiert.
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Definition des rekombinanten
Antikörpers
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Der
rekombinante Modell-Antikörper,
der für
die Transferexperimente von Genen von Antikörpern verwendet wurde, über die
nachfolgend berichtet wird, ist ein monoklonaler Maus-Antikörper humanen
Anti-Thyreoglobulins (Tg10) (Piechaczyk et al., Hybridoma, Band
4, 4, (1985), 361–367).
Seine molekulare Klonierung und die funktionale Charakterisierung
der komplementären
DNAs seiner schweren Kette und seiner leichten Kette wurde wie folgt
durchgeführt.
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Das
Thyreoglobulin ist ein jodiertes Glycoprotein mit einem hohen Molekulargewicht,
das an der Synthese, der Lagerung und der Sekretion der Schilddrüsenhormone
T3 und T4 beteiligt ist (Marriq, C., C. Arnaud, M. Rolland und S.
Lissitzky. 1980. Eur. J. Biochem. 111:3347). Ein monoklonaler Maus-Antikörper, hier
nachfolgend mit Tg10 bezeichnet, der gegen eine Antigenregion (Region
II) gerichtet ist, die von natürlichen
Autoantikörpern
bei Patienten, die unter der Grave-Krankheit, der Hashimoto-Schilddrüsenentzündung und
Schilddrüsenkarzinomen
leiden, regelmäßig erkannt
wird, wurde von den Mitarbeitern des Labors CNRS UMR 9921 der Pharmazeutischen
Fakultät
Montpellier, Avenue Charles Flahaut, 34060, Montpellier Cedex 01,
Frankreich (Piechaczyk et al., Hybridoma, Band 4, 4, (1985), 361–367) hergestellt.
Die komplementären
DNAs der leichten (Kappa) und schweren (IgGI) Ketten des Antikörpers Tg10
wurden im Vektor pSPORT1 (Gibco/BRL) mit entsprechenden Gentechniken
geklont (Sambrook, J., E. F. Fritsch und T. Maniatis. 1989. Molecular
Cloning: A Laboratory Manual. Cold Spring Harbor Laboratory Press,
Cold Spring Harbor, NY, USA). Die Nukleotidsequenzen der variablen
Abschnitte der schweren und leichten Ketten, die jeweils Antikörperketten
spezifizieren, wurden bestimmt und sind jeweils auf den 1 und 2 in
der Anlage dargestellt. Die Klonierung und Sequenzierung der cDNA
des Antikörpers
Tg10 wurde im oben genannten Labor durchgeführt.
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Für ihre funktionale
Charakterisierung wurden die DNAs der leichten Kette und der schweren
Kette des Antikörpers
Tg10 im retroviralen Vektor pLXPXSN geklont (Morgan, R. A., L. Couture,
O. Elroy-Stein, J. Ragheb, B. Moss und W. F. Anderson. 1992. Nucl.
Acids Res 20:1299), entweder an der einen und der anderen Seite
der Sequenz IRES des endogenen Poliovirus zu diesem Vektor, um die
Vektoren PM120 zu bilden, oder individuell vor der Sequenz IRES,
um die Vektoren PM117 und PM124 zu bilden, wie auf der 3 in
der Anlage dargestellt. Die Affenzellen COS-7 (ATCC CRL 1651) wurden
danach mit der Kalziumphosphattechnik entweder durch PM130 allein
oder durch die Kombination PM117 + PM124 transfektiert. Das Vorhandensein reaktiver
Antikörper
gegen das humane Thyreoglobulin in den Kulturüberständen wurde mit der ELISA-Technik getestet
(Piechaczyk et al., Habridoma, Band 4, 4, (1985), 361–367). Außerdem wurden
die kinetischen Konstanten der Verbindung und des Zerfalls des rekombinanten
Antikörpers
Tg10, produziert von den Zellen COS-7 mit dem Thyreoglobulin, ausgehend
von den Kulturüberständen durch
plasmonische Oberflächenresonanz
(Fagerstam, L. G. und R. Karlsson. 1993. Biosensor techniques. In
Immunochemistry. V. Oss und M. van Regenmortel, eds. M Dekker Inc.
S. 949–970)
gemäß der von
der Firma Pharmaci Biosensor entwickelten Biacore-Technik bestimmt.
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Die
Werte dieser Konstanten sind in der folgenden Tabelle 1 zusammengefasst.
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Überraschenderweise
zeigt die Tabelle 1, dass die schwere Kette, die allen aus PM124
synthetisiert wurde, von den Zellen COS-7 sekretiert wird und das
humane Thyreoglobulin in bezug zum vollständigen Antikörper mit
einer nur 10 Mal geringeren Affinität erkennt.
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Retroviren
produzierende Linien
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Die
meisten primären
Zellen reagieren extrem sensibel auf klassische Transfektionsmethoden.
Weiterhin ist die Lebensdauer und damit die Expression der transfektierten
DNA in den meisten transfektierten Zellen im Allgemeinen sehr kurz.
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Um
eine wirksame Infektion verschiedener Zelltypen und eine langfristige
Expression des Antikörpers Tg10
in den genetisch modifizierten Zellen zu erlauben, wurde eine rekombinante
Retroviren produzierende Zelllinie begründet, die die DNAc des Antikörpers Tg10
transportiert und exprimiert.
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Die
Zellen zur amphortopen retroviralen Verpackung PA 317 (Miller, D.
und Buttimore, 1986, Molec. Cell Biol. 6, 2895–2902) wurden mit der Technik
der Kalziumphosphatausfällung
durch den retroviralen Vektor PM130 transfektiert. Es wurden mehrere
stabile produzierende Klone ausgebildet. Die Linie PA130.10 wurde für spätere Infektionsversuche
verwendet. Ihr Virustiter, getestet auf der NIH 3T3 indizierende
Linie (Miller, D. und Buttimore, 1986, Molec. Cell. Biol. 6, 2895–2902),
betrug 104 cfu/ml.
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in vitro Versuche
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Die
von der Linie PA130.10 produzierten Retroviren wurden verwendet,
um verschiedene ausgebildete Zelllinien, die für verschiedene Zelltypen repräsentativ
sind, die bei der American Type Culture Collection (ATCC) erhältlich sind,
zu infizieren:
- – Linie NIH3T3 muriner Fibroblasten,
- – Linie
A431 humaner Keratinozyten,
- – Linie
HepG2 humaner Hepatozyten,
- – Linie
C2C12 von Myoblasten.
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Für jeden
Typ retroviraler Transduktion wurden verschiedene Zellklone abgeleitet,
und der im Kulturüberstand
produzierte Antikörper
Tg10 wurde mit ELISA getestet. Die ermittelten Ergebnisse wurden
in der nachfolgenden Tabelle 2 zusammengefasst:
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Außerdem wurde
die Produktion im Fall der Myoblasten C2C12, in vitro in Myotuben
differenziert, konserviert.
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Es
erwies sich, dass die thermodynamischen und kinetischen Eigenschaften
der von diesen verschiedenen Zelltypen produzierten Antikörper, bestimmt
durch plasmonische Oberflächenresonanz
gemäß der BIAcore-Technologie (Pharmacia
Biosensor), mit denen des Ausgangs-Antikörpers Tg10 identisch waren.
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Die
retroviralen Vektoren wurden in einem zweiten Schritt verwendet,
um primäre
Fibroblasten von Mäusehaut
(retrovirale Infektion) und humane Hepatozyten (Transfektion) zu
infizieren. Die Antikörperproduktionen
betrugen jeweils:
- – 10 bis 20 ng/105 Zellen/3
Tage, und
- – 1
bis 10 ng/105 Zellen/4 Tage.
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Außerdem waren
die Merkmale der produzierten Antikörper dieselben wie die der
Ausgangs-Antikörper.
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in vivo Versuch
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Genetisch
modifizierte Zellen C2C12, die die Fähigkeit behalten haben, sich
in Myotuben zu differenzieren, wurden durch Injektion in die Vorderbeine
4 syngenischer Mäuse
C3H in der Größenordnung
von 107 Zellen pro Bein implantiert.
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Bei
3 der 4 Mäuse
wurde die Produktion rekombinanter Antikörper, die die thermodynamischen
Eigenschaften und die Eigenschaften der Wiedererkennung des Antigens
des Ausgangs-Antikörpers
beibehalten hatten, zwei Monate lang beobachtet. Die produzierte
Antikörpermenge
erhöhte
sich regelmäßig vom
Basisniveau auf eine Produktion von zirka 100 ng/ml Serum.
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Fehlen der den rekombinanten
Antikörper
neutralisierenden Immunantwort
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Eine
der wesentlichen Aufgaben der Erfindung ist, die Produktion eines
rekombinanten, vorzugsweise therapeutischen Antikörpers, durch
genetisch modifizierte Säugerzellen
systemisch zu veranlassen.
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Ein
mögliches
Risiko dieser Methode ist das Auftreten einer Immunantwort von Seiten
des modifizierten Organismus, was zur Neutralisierung des rekombinanten
Antikörpers
führen
kann.
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Dieses
Hindernis konnte durch die hier oben vorgestellten experimentellen
Ergebnisse ausgeschlossen werden.
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2 × 107 primäre
myogene Zellen, die den monoklonalen Antikörper Tg10 nach retroviraler
Transduktion stabil exprimieren, wurden auf Ebene des tibialis anterior
von Mäusen
C3H implantiert. Das Serum der Mäuse wurde
mehrere Monate lang in Intervallen von einer Woche entnommen. Die
sekretierte Antikörpermenge Tg10
wurde anhand der ELISA-Methode
getestet. Parallel dazu wurde die Menge antiidiotypischer Antikörper durch
ELISA bestimmt.
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In
einer Serie von 5 Mäusen
belief sich die Sekretion von Antikörpern Tg10 zwischen 100 und
300 ng/ml Serum über
4 Monate. Unter diesen Bedingungen konnte keine anti-idiotypische
Antwort festgestellt werden.