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Anordnung für das Ferndirigieren Bekanntlich befindet sich beim. Ferndirigieren
ein zur Begleitung einer künstleriischeu Darbietung (Bühnenstück, Konzertstück,
Kirchenmusikstück, Tanzspiel, Artistik, Rundfunksendung, Tonfilm.- oder Schallplattenaufnahme)
oder zu dessen sonstiger Mitwirkung benötigter Klangkörper (Orchester, Chär, Sprechchor)
vom Vorführungsraum- (Theater, Kunstgebäude, Kirche, unter freiem Himmel) bzw. vom
Rundfunksenderaum oder vom Aufnabmeraum innerhalb oder außerhalb eines Tonfilm-
oder Schallplatteiateliers räumlich getrennt.
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Bei dem bisherigen. Stand dies Ferndirigierverfahrens war angeordnet,
daß der künstlerische Dirigent sich am Vorführungsort befindet und dem abwesenden
Klangkörper mittels einer Fernsprechleitung (bisher Befehlsleitung genannt) akustische
Angaben erteilt. Inzwischen hat sich durch praktische Versuche folgendes ergehen:
Die am Ort der Vorführung Mitwirkenden (Vorführung betreffendenfalls gleichbedeutend
mit Rundfunksendung, Tonfilm- oder Schallplattenaufnabme), beispielsweise die Bühnensänger,
die ihre Partien gründlich einstudieren, so daß sie ,sie gedächtnismäßig und künstlerisch
vollkommen beherrschen, bedürfen bei der Aufführung des Dirigenten nur insoweit,
als dieser ihnen besonders schwierige Einsätze gibt oder das Zeitmaß ihrer musikalischen
Vorträge gelegentlich reguliert. Die Angabe der Einsätze kann aber auch ein musikalisch
ausgebildeter Souffleur übernehmen, wie @es z. B. in Italien geschieht. "Was die
Regulierung der musikalischen Zeltmaße betrifft, so läßt sie sich mittels des Taktstockes
nicht restlos durchführen; denn auf der Bühne hat ein Sänger, falls er,seineRolle
darstellerisch glaubhaft verkörpern will, nur selben Gelegenheit, den Dirigenten
unauffällig anzuhlicken:. Dagegen kann. der Dirigent durch die Zeitmaße, die er
dem begleitenden Orchester angibt, dien Sänger nötigenfalls zuverlässig führen.
Ganz anders verhält es sich bei den Orchestermusikern, die als Einzelglieder
eines
oft recht komplizierten Klangkörpers einer ständigen einheitlichen: Leitung notwendig
bedürfen. Ferner kann ein Sänger praktisch niemals veranlaßt werden, falls ein musikalischer
Fehler in der Orchesterbegleitung vorkommt, auf diesen Rücksicht zu nehmen, während,
wenn er selber z. B. versehentlich- einige Takte überspringt, ein gewandter Dirigent
das Orchester sofort veranlaßt, den Sprung mitzumachen bzw. den Sänger wieder einzuholen.
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Aus diesen an einem besonders wichtigen Beispiel (Aufführung eines
musikalischen Bühnenwerkes) erläuterten Gründen mußte eine wesentlich neue Anordnung
für das Ferndirigieren erfolgen: dieses kann sich nicht mehr auf die Leitung des
begleitenden Klangkörpers beziehen, sondern auf die Leitung der am Vorführungsort
Mitwirkenden. Der Dirigent befindet sich also nunmehr bei dem von diesem Ort entfernten
Klangk örpür und dirigiert die am Vorführungsort Mitwirkenden durch die Art seiner
Führung des Klangkörpers; somit findet das Ferndirigieren in entgegengesetzter Richtung
wie bisher statt und nicht mehr mittels signalartiger Zeichen, sondern in rein musikalisch
künstlerischer Weise.
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Bei, dieser neuen Anordnung ist es sachlich richtiger, die bisher
als Befehlsleitung bezeichnete Fernsprechleitung in der Richtung vom Vorführungsort
zum Ort des Klangkörpers nunmehr als Verständigungsleitung zubezeichnen, weil mittels
dieser Leitung der Ferndirigent, bisher künstlerischer Dirigent genannt, über alle
akustischen Vorgänge am Vorführungsort verständigt wird.
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Am Vorführungsort befindet sich der Hilfsdirigent (musikalische Souffleur),
der den hier Mitwirkenden nötigenfalls Anweisungen erteilt (bei Einsätzen, rhythmisch
schwierigen Stellen, musikalischen oder technischen. Zwischenfällen) sowie dem Ferndirigenten
mittelseiner bekannten elektrischen Vorrichtung über die Verständigungsleitung Zeichen
sendet b.ei Vorgängen am Vorführungsort, die der Ferndirigent nicht wahrnehmen kann
(Verdunkelung des Zuschauerraumes oder andere Maßnahmen, die den Beginn oder' die
Fortsetzung der Vorführung anzeigen, bestimmte Bewegungen oder Stellungen der irn
Vorführungsraum Mitwirkenden vor oder während einzelner fernzudirigierendeT Darbietungen,
Beifallsäußerungen der Besucher, die eine Unterbrechung oder Wiederholung veranlassen).
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Die klanglichen Darbietungen im Vorführungsraum vernimmt der Ferndirigent
gleichfalls über die Verständigungsleitung und richtet sich danach sowie nach den
Zeichen des Hilfsdirigenten bei der Leitung des mit jenen Darbietungen künstlerisch
verbundenen Klangkörpers. Ebenso kann er mittels der Verständigungsleitung solche
Darbietungen der Mitwirkenden im Vorführungsraum, die keine B eg 1eitung des Klangkörpers
-erf ordern (A-Cappiella-Gesang, Dialogstellen), verfolgen und das Wiedereinsetzen
des Klangkörpers rechtzeitig veranlassen. Ferner vernimmt der Ferndirigent über
die Verständigungsleitung das Gesamtergebnis der Vorführung, also einschließlich
der über eine zweite Fernsprechleitung (Musikleitung) im Vorführungsraum mittels
Lautsprecher zur Wiedergabe gebrachten Darbietungen des Klangkörpers, wodurch ihre
ermöglicht wird, diese Darbietungen den anderen künstlerischen Vorgängen genau anzupassen.
In bestimmten Fällen, wenn beispielsweise ein Teil des Klangkörpers die Plätze noch
nicht eingenommen oder wieder verlassen hat (beim Einklingeln voir einem Akt, nach
längeren musiklosen. Dialogstellen), ist es angebracht, diesem Teil oder der Gesamtheit
des Klangkörpers die vom Hilfsdirigenten übermittelten Zeichen entweder als Lichtzeichen
oder durch Lautsprecher ebenfalls wahrnehmbar zu machen. Geschieht dies durch Lautsprecher,
se kann die Musikleitung dabei ausgeschaltet werden, um eine Rückübertragung in
den Vorführungsraum zu verhindern. In anderen Fällen, beispielsweise wenn einzelne
oder mehrere Instrumente des Klangkörpers besonders enge Fühlung mixt den Darbietungen
der im Vorführungsraum Mitwirkenden nehmen müssen, können die über die Verständigungsleitung
zum Ferndirigenten gelangenden Mitteilungen den betreffenden oder allen Mitgliedern
des Klangkörpers durch Kopfhörer vernehmbar gemacht werden, damit diese das künstlerische
Gesamtergebnis selbst zubeurteilenvermögen. Um. sich über Einzelheiten der Vorführung
im Verlauf derselben zwischen Vorführungsort und Aufenthaltsort des Klangkörperg
gegenseitig verständigen zu können, kann ein Lautsprecher am Vorführungsort durch
eine wahlweise benutzbare Vorrichtung den Besuchern für diese Zeit unhörbar gemacht
werden. Diese Vorrichtung kann beispielsweise im Herablassen des Theatervorhanges
bestehen, falls der betreffende Lautsprecher sich hinter demselben befindet. Durch
eine solche Maßna:hnie wird erreicht, daß in Fällen, in denen auch die Musikleitung
als Verständigungsleitung Verwendung finden soll, beide Leitungen einfach gerichtet
bleiben können.
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Bei Darbietungen im Vorführungsraum, die eine Begleitung des Klangkörpers
erfordern, für den Ferndirigenten jedoch nicht wahrnehmbar sind, beispielsweise
pantomimische oder tänzerische Vorgänge, können ihm diese vom Hilfsdirigenten mittels.
bestimmter Zei= chen über die Verständigungsleitung rhythmisch erkennbar oder aber
durch Fernsehen
sichtbar gemacht werden. Zur klaren Auseinanderbaltung
derjenigen akustischen Zeichen, die verschiedenartige Bedeutung besitzen, können
dieselben klanglich (Summen Glocken) voneinander unterschieden werden. Die akustischen
Zeichen werden am Voirführungsort außerhalb des Hörbereiches der Besucher bzw. Sendemikrophone
oder TonaufnahmeappaTate erzeugt, .damit sie aurf gleiche Art übertragen: werden
können wie die anderen Mvtbe0.Lungen.