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Verfahren zum Abziehen und Übertragen photographischer Bildschichten
für Zwecke der Dreifarbenphotographie Es ist für farbenphotographische Zwecke notwendig,
die gelb, rot, blau gefärbten photographischen Bildschichten, die sich auf nicht
abziehbar präparierten Glasplatten befinden, abziehen zu können, ohne daß die geringste
Größenveränderung der Bildschicht eintritt und ohne daß große Schwierigkeiten und
Unsicherheiten während des Arbeitsganges zu überwinden sind. Bisher wurde das Abziehen
der Bildschichten von Glasplatten mit Hilfe von Flußsäure oder Fluorverbindungen
in der Weise bewerkstelligt, daß die Platten in eine wäßrige Lösung dieser Chemikalien
gelegt wurden, worauf die losgelösten Schichten entweder abgerollt oder mittels
eines aufgelegten Papiers abgenommen und dann auf die endgültige Unterlage übertragen
wurden (E d er, Rezepte und Tabellen, 1933, S. 1o2). Nach einer anderen Arbeitsweise
verstärkt man die Bildschicht mit Rollodium, legt die Platte in Flußsäure, hebt
die losgelöste und verstärkte Schicht ab, legt sie in Wasser, unterfängt mit einer
Glasplatte und quetscht die Schicht an (E d e r , Handbuch 1903, HI. Teil, S. 579,
58o).
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Abgesehen von der Schwierigkeit und Umständlichkeit dieser Verfahren
tritt trotz aller Vorsichtsmaßregeln eine mehr oder weniger starke Verziehung der
Bildschicht ein, die sich auch nicht ganz vermeiden läßt, wenn Alkohol zu dem Flußsäurebad
gesetzt wird, wie es im obenerwähnten Handbuch angegeben wird. Für Dreifarhenverfahren,
bei denen es auf allergenaucstes Passen mehrerer übereinandergelegter Schichten
ankommt, sind diese Arbeitsweisen unbrauchbar. Schon durch das Aufquetschen der
dünnen abgezogenen Bildschicht auf die endgültige Unterlage tritt sehr leicht eine
Ausdehnung der Schicht ein, die zwar gering ist, aber ein Passen der Teilbilder
:ausschließt.
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Mit dem nachstehend beschriebenen neuen Verfahren ist es möglich,
die gelb, rot, blau gefärbten Teilfarbenauszüge von nicht abziehbaren Glasplatten
mit größter Leichtigkeit und Sicherheit auf Papier oder Film zu übertragen,
ohne
daß die allergeringste Größenveränderung eintritt, so däß schärfste Passer erzielt
werden. Es wird dabei wie folgt ver. fahren: In einer etwa i 5 % wäßrigen Kolloidlösung,
z. B. Gelatine, werden etwa 20 "`o einer Fluorverbindung, z. B. Natriumfluörid,
warm gelöst. Dann wird die z. B. rote Positivbildplatte mit dieser auf etwa 35°
C erwärmten Kolloidlösung bestrichen, ein festes, gut geleimtes, barytiertes oder
gelatiniertes, angefeuchtetes Papier entsprechender Größe aufgelegt und mittels
Quetscher gut angedrückt. Die Rückseite des Papiers reinigt man von anhaftender
Kolloidlösung und legt das Ganze ungefähr i o Minuten in eine etwa 2o °(o Formalinlösung,
welche durch das Papier hindurch die Bildschicht härtet, damit sich diese während
des Aufbringens des nächsten warmen Kölloidaufstriches nicht auflöst.
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Gleichzeitig bewirkt die in der Kolloidlösung enthaltene Fluorverbindung
eine absolut gleichmäßige Ablösung der Bildschicht vom Glase, wobei sich diese aber
nicht verändern kann, da sie niemals frei wird, sondern dauernd fest an einem bzw.
zwei Schichtträgern haftet. Nach den angegebenen io Minuten nimmt man die Bildplatte
aus dem Härtebad und zieht das aufgequetschte Papier ab, an dem nunmehr die abgezogene
(rote) Bildschicht fest haftet. Dann wird die gelb gefärbte Bildplatte mit der Fluorkolloidlösung
bestrichen; das rote Papierbild daraufgelegt, angedrückt, umgedreht (Papier nach
unten) und durch Hinundherschieben der Gelbplatte dieselbe auf das Rotbild gepaßt.
Dann folgt io Minuten ein Formalinbad, weiterhin Abziehen des Gelbrotbildes und
schließlich Aufpassen der Blauplatte wie vorbeschrieben.
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Zur Herstellung von Dreifarbendiapositiven wird statt des Papiers
ein Gelatine- oder Celluloidfilm benutzt und jede Schicht von den drei Bildplattem
wie oben beschrieben übertragen. Da Celluloid für das Härtebad nicht durchlässig
ist, so wird in diesem Falle der Film erst nach dem Abziehen der Bildschicht in
ein z °/Qiges Formalinbad gebracht.
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Der sehr wichtige Vorteil dieser Methode besteht darin, daß die Bildschichten
gleich I, auf die endgültige Unterlage abgezogen werden. Dieses Abziehen ist in
dieser Gleichmäßigkeit, Sicherheit, Sauberkeit und Ungefährlichkeit nur durch Zufügen
der Fluorverbindung zur Gelatinelösung zu bewerkstelligen. Ein nachträgliches Einlegen
der Bildplatte mit dem äufgequetschten Papier in Flußsäure oder in die Lösung einer
Fluorverbindung ist nicht vorteilhaft, da hierbei ihre Wirkung eine sehr ungleiche
und umsichere ist und sich infolgedessen mangelhafte Bilder ergeben. Die am Anfang
erwähnten bisherigen Abziehverfahren benutzen zum Teil eine besondere Zwischenschicht,
z. B. aus Kollodium, zur Verstärkung der abzuziehenden Bildschicht und übertragen
dann die abgelösten; trotzdem noch sehr dünnen und empfindlichen Negativschichten
auf die endgültige Unterlage. Die Schwierigkeiten dieser Arbeitsweise sind jedem
bekannt, der diese Arbeiten ausgeführt hat. Es ist nicht möglich, nach dieser Arbeitsweise
drei Schichten genau passend übereinanderzubringen. Man hat diese Abziehverfahren
bisher auch nur angewandt, um seiteuverkehr te Negative für den Lichtdruck (einfarbig)
herzustellen.
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Das beschriebene Verfahren zeigt also eine neue Wirkung, die darin
besteht, daß das vorstehende verbesserte und vereinfachte Ab-. ziehen und Übertragen
mittels Fluorverbindungen die Herstellung von mehrschichtigen, genau paßgerechten
Dreifarbenbildern ermöglicht.