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Futterinittel Es ist bereits vorgeschlagen worden, im Interesse einer
Verbesserung unserer heimischen Wirtschaft die vom Ausland eingeführten Kraftfuttermittel,
wie Erdnu-ßkuchen usw., durch Futtermittel zu ersetzen, welche aus den im Lande
zur Verfügung stehenden Rohstoffen gewonnen werden. - Man hat hierbei sein
Augenmerk u.a. auf gewisse stickstoffhaltige, synthetisch oder aus tierischem bzw.
pflanzlichem Ausgangsmaterial gewinnbare Stoffe gerichtet und mit solchen gelegentlich
auch Fütterungsversuche angestellt, ohne daß jedoch diese trotz der Mannigfaltigkeit
der Vorschläge befriedigende Ergebnisse gezeitigt hätten.
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So führten mit Harnstoff und Glykokall an Milch7iegen angestellte
Ersatzfütterungsversuche zu der Erkenntnis, daß diese Stoffe Gewichtsabnahme und
Auszehrung der Tiere infolge erhöhter Stickstoffaussch-wernmung bewirken. Auch entstand
eine zwar etwas fettreichere Milch, jedoch nur auf Kosten der Milchmenge und der
Trockensubstanz.
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Die Verfütterung von aus Hornabfällen dargestelltem Cystin an Schafe
zwecksSteigerung ihres Wollwuchses ist nur ein Vorschlag geblieben. Es handelt sich
um ein schwefelhaltiges Präparat, nicht aber um einen Futtermittelersatz. Dieser
Vorschlag bede-utet einen bloßen Versuch zur Verwertung der beim Schlachten gewonnenen.
Hornabfälle, und da Cystin praktisch nur aus solchen darstellbar ist, so treten
die das Cystin aufnehmenden Tiere lediglich als Nutznießer anderer Tiere auf.
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Die Darreichung von Glycin, gegebenenfalls in Mischung nüt Fleisch,
an Hunde blieb ebenso wie beim Menschen infolg e eintretender erhöhter Stickstoffausscheidung
ebenfalls ohne Erfolg.
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Bei der Verfütterung von Asparagin an Milchvieh wurden zwar anregende
Wirkungen auf die Tätigkeit der Milchdrüsen bebbachtet, was sich in gesteigerter
Milchproduktion zu erkennen gab, doch konnte hier die Menge nur auf Kosten der Qualität
erkauft werden. Dem Asparagin kommt daher höchstens eine Clewisse Bedeutung als
Anreiz-, nicht aber als Nährmittel zu.
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Man hat ferner aus Schlachthausabfällen gewirinbaren Leim (Polypeptid)
als Ersatzfuttermittel vorgeschlagen, doch -wird im Schrifttum dessen Verfütterung
als zwecklos abgelehnt. Aber selbst wenn er hierzu brauchbar
wäre,
würde mit Hinblick auf seinen tierischen Ursprung durch beliebige- Steigerung- dieses
Leimkonsums schließlich ein Zustand erreicht werden, in welchem wie beim Cy-stin
(s. oben) die Ernährting des eillen# Tieres auf Kosten des anderen gehen wünde.
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Sogar als bloße Kalorienträger, also nicht, als Substanzbildner, hat
man bislang die Aminosäuren als den Kohlehydraten (Zukkerarten) unterlegen betrachtet.
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Auch über die Darreichung von Harnstoff und gewissen Ammonsalzen,
wie Ammoncarbonaten, als Zugabe zum Naturfutter liegen keine günstigen Ergebnisse
vor, und es findet sich im Schrifttum der direkte Hinweis, daß beispielsweise bei
Verfütterung von Animoniumbicarbonat der Fettgehalt der Milch gegenüber dem ge-v%,ölinlichen
Kraftfutter gezi drückt wird.
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Abschließend läßt sich also sagen, daß man bisher mit Verfütterung
von Aminosäutren und sonstigen synthetisch dargestellten oder aus organischen Stoffen
gewonnenen stickstoff -haltigen Substanzen an Haus- und Nutztiere keinerlei positive
Ergebnisse erzielt hat.
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Es wurde nun gefunden, daß im Gegensatz zu den obengenannten Vorschlägen
und Versuchen eine Fütterung von Schafen und Rindern sehr wohl durchführbar ist
und zu bemerkenswerten Erfolgen führt, wenn man diesen Tieren an Stelle des zu normalem
Futter gegebenen Kraftfutterzusatzes eine dem Stickstoffgehalt des in diesem Zusatz
enthaltenen Eiweißanteils entsprechende Menge Aminosäure, wie Glykokoll, Alanin
usw., für sich oder im Gemisch miteinander #darreicht.
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Man erzielt durch diese Ersatzfütterung mittels Aminosäuren eine erheblich
bessere Ausnutzung des Ersatzfutterstickstoffs bei Wiederkäuern, besonders bei Rindvieh
und Schafen, als dies bisher mittels Arnide bzw. Ammonsalze möglich war. Es gibt
sich dies sogar durch einen gesteigerten Gehalt der täglich produzierten Milch der
betreffenden Tiere an Wertstoffen zu erkennen. Da sich die Aminosäuren, wie z. B.
Glykokoll, -auch noch durch einen angenehmen, süßen Geschmack auszeichnen, so werden
sie von den Tieren im Gegensatz zu den obengenannten Stoff en gern genommen. Auch
ist es mit Hilfe dieser Ersatzfutterimittel, wie, die auf längere Zeiträume ausgedehnten
Fütterungsversuche besonders an Rindvieh gezeigt haben, möglich, einen vollen Ersatz
für den im normalen Futter mit Kraftfutterzusatz enthaltenen besonderen Eiweißanteil
zu erzielen, selbst wenn man nicht die teueren, an leicht löslicheai Kohlehydraten
reichen Stoffe, wie Mais, Reis, Kartoffeln u. dgl., mitverabreicht, sondern sich
bei der Fütterung von Wiederkäuern der üblichen weniger leicht verdaulichen. billi-Un-
kohlehydrathaltigen Futtersto:ffe.. wie Heu und Rüben, bedient.
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Der Fortschritt, welcher durch Anwendung "#-oln Aminosäuren als Ersatzfutterstoffe
bei Uiederkäuern, besonders beiRindvieh, nament-1. ffi in bezug auf die Milchproduktion
erzielt 'Wird und welcher die Aininosäuren als einen vollwertigen Ersatzstoff für
die bisher all-,gemein verwendeten Kraftfutterstoffe erscheinen läßt, war in keiner
Weise vorauszusehen. Die wenigen Versuche (s. Ungerer, Biochem. Zeitschrift, Bd.
147,- S. 275 ff.), welche bisher an Ziegen mit Aminosäuren unterVerwendun-
der teueren, leicht löslichen Kohlehydrate angestellt worden waren und welche nur
einen teilweisen Ersatz des Kraftfuttereiweißes durch Aminosäuren erkennen lassen,
waren nicht geeignet, zu weiteren Fütterungsversuchen mit diesen synthetischen Ersatzstoffen
zu ermutigen, hatte man doch gleichzeitig festgestellt, daß Trockenhefe" welche
ein synthetisches Pilzeiweiß, darstellt, das ebenso aus Kohlehydraten und Ammonsalzen
erzeugt wird, eine erheblich bessere Ausnutzung des in ihm enthaltenen Stickstoffs
ergab, obwohl gerade dieses Futtermittel w eg en seines bitteren Geschmackes von
den Tieren nur widerwillig genommen wird.
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Das neue Puttermittel, welches es gestattet, mittels Aminosäuren bei
entsprechend reichlichen Mineralsalzgaben selbst unter Darreichung der wohlfeilen
kohlehydrathaltigen Futterstoffe, wie Heu und Rüben, bei, Rindvieli und Schafen
eine ausgezeichnete und vollwertige Ausnutzung des Aminostickstoffs zu erzielen,
bedeutet somit einen erheblichen überraschenden Fortschritt gegejiüber dem bisher
Erreiciiten. Auch gelingt es erst mit seiner Hilfe, die sog. Ersatziütterung, welche
der Ersparnis ausländischer Kraftfutterstoffe dienen soll, durch synthetische Produktion
der Aminosäuren im Inlande auf eine wirtschaftlich tragbare Basis zu stellen. Hierzu
tritt noch der technische Vorteil der leichten Handhabung der Aminosäuren beim Verfüttern
(einfaches Einstreuen) sowie ihrer unbegrenzten Haltbarkeit beim Lagern, im Gegensatz
zu dem eingeführten Naturkraftfutter, und endlich noch der Vorteil einer erhöhten
Einfachheit ihrer Lagerung. welche keinerlei besondere Vorrichtungen und Maßnahmen
(Silobetrieb u. dgl.), die z. B. gewisse Sauerfutter bedingen, erforderlich machen.
Ebenso entfällt die Notwendigkeit, das aminosäurehaltige Futter durch Zusatz besonderer
Stoffe, wie z.- B. Melasse., den Tieren schmackhaft zu machen.
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Die mit dem neuen Futtermittel erzielten Erfolge werden durch die
nachstehend beschriebenen Fütterungsversuche veranschaulicht.
Versuch
i Einfluß der Veif ütterung-
. von Glykokoll auf das Lebendgewicht von Kühen.
Der Versuch wurde in drei Abschnitten von
je -1
7 Ta--, .,en an sechs
Kühen durchgeflührt; im ersten und -dritten Abschnitt wurde das übliche Eiweißkraftfutter
(ölku#chen) gegeben, im zweiten Abschnitt trat an:Stelle des ölkuchens 'eine.. entsprechende.
Menge Glykokoll. Das Ergebnis erhellt aus nachstehender Tabelle:
Tab.elle i |
Gewichtsmäßige Entwicklung |
Kuh Gewicht Gewicht am Ende Gewicht arn Ende Gewicht am Ende |
Nr. bei Beginn des Versuches des i. Abschnittes
des 2. Abschnittes des Abschnittes |
32 6oo 595 611 613 |
81 599 588 6o2 599 |
82 596 603 627 626 |
95 548 565 584 575 |
96 485 484 495 5o8 |
98 500 501 518 5ol |
Versuch 2
. Einfluß -der Veft ütterun"-. von Glykokoll auf die Milchprodirktion.
Du-rchführung analog Versuch 1;
5 Kühen Dau(r dur Fütterungsabschnitte
je 2o Tage.
Tabelle 2 |
.N,Iilchrnenge Fettmenge Fettprozente |
Kuh |
Nr. 2 1. 2. 3. 1. 3- |
Abschnitt, AbsJnitt; AbsAnitt Abschnitt Abschnitt, Abschnitt
Abschnitt. Abschnitt Abschnitt |
61 16,4 17,8 16,6 590 612 592 3,61 3,44 3,57 |
67 20,5 19,6 16,5 692 691 591 3,38 3,53 3,58 |
75 19,6 19,8 19,3 652 727 674 3,33 3,67
3,49 |
83 18,3 18,o 16,2 566 547 515 3,01 3,04 3J8 |
gi 16,o 16,4 15,2 .466 449 414 2,91 2,74 2,72 |
Kuh Nr. |
61 1 67 75 83 91 |
Durchschnittswert 16,5 18,5 19,5 17,3 15,6 Milchmenge |
des 3,59 3,47 3,40 3,12 ->, 8 2 Fettgehalt |
i. und 3. Abschnitt 591,89 64143 663,35
540,40 439,77 Fettmenge |
Durchschnittswert 17,8 _ 19,6 19,8 18,o 16,4 Milchmenge |
des 3,44 3,53 3,67 3,74 2,74 Fettgehalt |
2. Abschnitts 611,88 69o,93 727,04 546,8o 449"ol
Fettmenge |
In Prozent der ersten und dritten Periode ausgedrückt, beträgt im Durchschnitt der
Tiere in der zweiten Periode: die Milchmenge
.......
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der Fettgehalt
.......... 100,00/01 die Milchfettmenge ......
i o4,8 %, Versuch
3
Stoffwechselversuche mit Alanin an Hämmeln Es wurden an
vier Hämmeln unmittelbar hintereinander drei Fütterungsperioden durchg#führt. Als
Grundfutter wurde den Tieren
lediglich Heu und Gerste vorgelegt.
In der zweiten Periode erhielten sie zu diesem Grundfutter 6og Alanin mit einem
Stickstoffgehalt von 9,149. In der dritten Periode wurde däg'# Alanin durch eine
entsprechende Menge
schrot ersetzt, und zwar durch 130 9 Seje&A |
.schrOt mit
9,35 9 Sti#ckstO:g. Während der ganzen Versuchsdauer erhielten
die Hämmel außerdem
je Tier und Tag
5 g Kochsalz und
5 g Futterkalk.
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Eine übersicht über die Stickstoffbilanz im #Mittel von vier Hämmeln
zeigt
Tab.e'Ile 3 |
Stickstoffeinnahme Zu- Stickstoffausgabe Stick- |
Stoff- |
Periode Heu Gerste Alanin Soja sammen Harn Kot
zu- ansatz |
sammen |
9 9 g 9 9 9 g 9 |
i5,ig 1,7 |
Grundfutter 7,44 9,51 - 16,95 7,74 7,45
6 |
Alanin .... 7,14 9,41 9J4 - 25,69 14J5
7,80 2495 3,74 |
Sojaschrot 6,92 9,45 8,52 , 3,65 |
9,35 95,722 13,55 22,07 |