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Beifuttermittel Ein bekanntes Eiweißfuttermittel stellt die Futterhefe
dar, welche durch Vergärung von Zuckerarten und Kohlehydraten unter Belüftung mittels
schnell vermehrungsfähiger Heferassen, wie z. B. Torulaarten, hergestellt wird.
Die zur Eiweißbildung notwendige Stickstoffnahrung wird dabei als menschlicher oder
tierischer Harn oder in Form von synthetischen Stickstoffsalzen oder zum Teil auch
in Form von Amiden, die z. B. in der Melasse enthalten sind, angewendet.
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Man hat auch schon vorgeschlagen, ein eiweißreiches Futtermittel in
der Weise herzustellen, daß man faserige Unterlagen, wie Sägespäne oder Strohhäcksel
oder Torf, mit amidreichen, zuckerhaltigen Flüssigkeiten, vor allem Melasse, tränkt,
mit Mikroorganismen beimpft und an der Luft zum Trocknen ausbreitet. Wenn auch zweifellos
in einer solchen Masse eine lebhafte Gärung stattfindet, so ist die Bildung eines
geeigneten Futtermittels sehr unwahrscheinlich und vor allem gänzlich vom Zufall
abhängig, weil der Befall mit Mikroorganismen ganz unkontrollierbar ist. Wahrscheinlich
wird auch in den meisten Fällen eine stark verschimmelte Masse entstehen, welche
als Futtermittel ungeeignet ist. Andererseitshat man auch schon Versuche gemacht,
im Pansen von Wiederkäuern Eiweiß aus den von K e 11 n e r als unverdauliches Protein
bezeichneten Amiden, z. B. der Melasse, oder auch aus Stickstoffsalzen aufzubauen.
Die Versuchsansteller gingen von der Theorie aus, daß die an sich für die Tiere
unverdaulichen Amide oder Stickstoffsalze im Pansen zum Aufbau von Bakterieneiweiß
ausgenutzt würden und daß die Tiere dann dieses Bakterieneiweiß verwerten. Die Angaben
in der Literatur über die gemachten Erfahrungen sind widerspruchsvoll und berichten
zumeist von Mißerfolgen.
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Fütterungsversuche, welche von den Erfindern durchgeführt wurden,
waren ebenfalls erfolglos. Ein Hammel, der mit Strohmelasse, Stärke, Zucker und
Harnstoff gefüttert wurde, ging nach 8o Tagen an allgemeiner Körperschwäche und
Muskelschwund ein.
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Die vorliegende Erfindung betrifft nun die Verwendung einer ganz bestimmten
Hefeart in äußerst geringen Mengen, um auf sichere und stets wiederholbare Weise
bei der Fütterung von Wiederkäuern mit stickstoffhaltigen Stoffen nicht eiweißartiger
Natur einen Erfolg zu erzielen. Es wurde erkannt, daß es
für die
Verwertung der an und fü-r sich unverdaulichen Ami de und Stickstoffsalze notwendig
ist, den richtigen Verlauf der Gärung im Pansen von Wiederkäuern sicherzustellen.
Den richtigen Verlauf der Pansengärung erreicht man dadurch, daß man neben den stickstoffverbindungen
nicht eiweißartiger Natur Kohlenhydrate, insbesondereZuckerarten, verfüttert und
dabei kleine Mengen einer thermophilen Hefe mit verfüttert, welche durch Impfung
eines 'Nährbodens mit dem die Hefe enthaltenden Pansenbrei eines Futtertieres immer
wieder herangezüchtet wird. Diese Hefe besitzt ihre optimalen Lebensbedingungen
bei der Körpertemperatur der Wiederkäuer und vermehrt sich noch sehr gut auf Strohmelasseaufguß
im Brutschrank bei q.2°. Die Zellform ist meist rund mit großer Vakuole. Die durchschnittliche
Größe der Mutterzellen beträgt 7 bis 9 Mikron im Durchmesser; oft sind drei bis
vier Sprosser festzustellen. Auf Würzeagar ist die Kolonieform halbkugelförmig mit
glattem Rand, grauweiß und glänzend.
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Die Hefe vergärt Rohrzucker nicht oder nicht in wesentlichem Umfang.
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Die für die richtige Gärring notwendige Hefe braucht nicht bei jeder
Futterration, sondern in durch Erfahrung festgestellten kürzeren Abständen dem Futtertier
verabreicht zu werden.. Im allgemeinen genügtes, wenn man Mengen von i g täglich
2 bis 3 Wochen hindurch dem Futter beimischt. Dann genügt es, wenn man nur noch
alle ¢ Wochen eine oder mehrere Teilmengen Hefe verabreicht. Sollte schon eher die
Freßlust des Futtertieres nachlassen, so gibt man schon vorher eine oder mehrere
Teilmengen der Hefe. Wenn nämlich das Futtertier mit der Hefe infiziert worden ist,
erhält sich dieselbe mehr oder weniger längere Zeit im Pansen. Die Wirkung der Hefen
läßt sich dadurch erklären, däß bei der Verfütterung des eiweißarmen amid-und kohlenhydratreichen
Futters durch Ansiedlung der Hefe eine Lebensgemeinschaft mit den im Pansen des
Tieres in großer Zahl feststellbaren jodophilen Kokken und Infusorien sich einstellt,
wodurch diese Mikroben instand gesetzt werden, durch Enzyme die Rohproteine aufzulösen
und stickstoffhaltige Stoffe nicht eiweißartiger Natur zu ihrem Aufbau zu verwenden-
Die nichtaktiven Enzyme der Mikroben werden durch die Hefen aktiviert und stimuliert.
Hand in Hand damit wird eine der Bakterienentwicklung günstige saure Gärung des
Panseninhalts hervorgerufen.
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Man hat auch schon vorgeschlagen, aus dem Magensaft von Futtertieren
durch Aufsaugen in cellulosereichen Pflanzenbestandteilen und Vergärung des Gemisches
:ein Futtermittel herzustellen. Hierbei handelt es sich aber offenbar nicht um die
Herstellung eines Eiweißfuttermittels, sondern um den Aufschluß von Cellulose. Das
Verfahren hat nach der Art seiner Durchführung, die außerhalb des Pansens der Futtertiere
stattfindet, nichts mit dem Gegenstand der vorliegenden Erfindung zu tun. Auch die
Herstellung eines Mastfuttermittels, welches durch Fermentierung von ei-,veißreichen
Futtermitteln, wie Sojamehl, mittels Darmbakterien gewonnen wird, hat mit der erfindungsgemäßen
Verwendung äußerst geringer Mengen durch Impfung eines Nährbodens mit dem hefeenthaltenden
Pansenbrei des Futtertieres gezüchteten Hefe als Beigabe bei der Fütterung von Wiederkäuern
nichts gemein, weil bei dieser keine eiweißhaltigen Ausgangsstoffe benutzt werden,
sondern nicht eiweißhaltige Stoffe im Pansen des Futtertieres durch Zugabe der geeigneten
Hefen in verdauliches Eiweiß umgewandelt werden. Beispiele i. Ein Schaf wurde als
Jährling zu Beginn -dar Trächtigkeit auf folgende Futterration umgestellt i ioo
g Strohmelasse (77o g Melasse mit 13,5 g N), i 5o g reine Stärke,
i oo g Spreu, i o g Mineralsalze. Außerdem wurde zu Beginn der Fütterungsperiode
etwa i g der thermophilen Hefe gegeben. Diese Gabe wurde während 2 Wochen täglich
fortgesetzt. Nachdem sich so die erwünschte Pansenflora eingestellt hatte, wurde
die gleiche Hefemenge nur noch in Abständen von etwa i Woche gegeben.
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Das Tier lammte und brachte ein Bocklamm von 3,8 kg. Nach dem Absetzen
stieg das Gewicht des Schafes von 32,q. kg (ohne Wolle) innerhalb von ungefähr 3/4
Jahren auf q.7 kg. Die kurz vor dem Schlachten vorgenommene Schur ergab 3, i kg
Schmutzwolle. Die Ausschlachtung betrug 530;0.
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2. Ein Hammel wurde mit einer Futterration von 8oo- g Strohmelasse
(56o g Melasse mit 9,9 g N), 1509 Spreu, 250 g Stärke, 40 g Ammoniumsalze
(7,22 g N), i o g Mineralsalze während 2 Wochen unter täglicher Beifütterung von
etwa i g der thermophilen Hefe bis auf 98 kg Lebendgewicht herangemästet. Die Schlachtausbeute
betrug 57%..
Die Ammoniumsalze wiesen folgende Zusammensetzung auf:
Ammoniumacetat . . . . . . . . . . 250/0
Ammoniumformiat . . . . . . . . .
16 o/o Diammoniumphosphat ...... i6olo Ammoniumchlorid .........25% Ammoniumsulfat
. . . . . . . . . . . 10% Harnstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . 8%