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Mehrstimmiges elektrisches Musikinstrument mit Selbstwählervorrichtung
Es ist bereits bekannt, in elektrischen Musikinstrumenten selbstwählerartige Vorrichtungen
zu verwenden, um .den Aufwand an Schaltelementen herabzusetzen. Es ist auch vorgeschlagen
worden, solche Vorrichtungen außer als Sparmaßnahme auch noch dazu zu verwenden,
um eine neue musikalische Ausdrucksform für Klaviaturinstrumente auszubilden. Dabei
wird mittels einer Selbstwählervorrichtung eine Anzahl von gleichzeitig niedergedrückten
Tasten derart mit je einem den gesamten Tonhöhenbereich beherrschenden Tonerzeuger
verbunden, so daß jede Taste nur auf einen dieser Tonerzeuger zur Wirkung kommt.
Bei einem derartigen mehrstimmigen Musikinstrument kann man jeden Tonerzeuger nach
Klangfarbe, Lautstärke o. dgl. gesondert behandeln, so daß von einer Klaviatur aus
ein gleichzeitig mehrfarbiges Musizieren ermöglicht wird. Während man also bei der
Orgel mit jeder von ,mehreren gleichzeitig .gedrückten Tasten alle gezogenen Register
zum Erklingen bringt, tritt hier eine derartige Verteilung ein, daß jede Taste ihren
Ton in einer anderen Klangfarbe zum Erklingen bringt. Es wird also von einem Spieler
eine ähnliche musikalische Wirkung hervorgerufen wie von einem Orchester.
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Zur Lösung dieser Aufgabe ist vorgeschlagen worden, die Aufteilung
gleichzeitig gedrückter Tasten auf die Tonerzeugungssysteme nach Maßgabe der örtlichen
Reihenfolge auf der Klaviatur vorzunehmen, derart, daß die höchste Taste mit dem
ersten Tonerzeuger, die zweithöchste mit dem zweiten Tonerzeuger usf.- in Verbindung
gebracht wird. Solche Vorrichtungen gehen dabei offensichtlich von der in der Orgeltechnik
üblichen Melodie- und Baßkoppel aus, durch welche .der höchste und der tiefste Ton
eines Akkords je gesonderte Behandlungen erfahren, z. B. Zuschaltung der Super-
oder Suboktave nur zu diesen beiden Tönen oder auch ganz gesonderte Registrierung
derselben. Um den Stand der Technik näher zu erläutern, ist in Abb. i eine solche
Weiterbildung des Melodiekoppelprinzips zu einer .dreistimmigen Selbstwählervorrichtung
der gekennzeichneten Art dargestellt. Jede von den drei Reihen bildet für sich eine
Melodiekoppelschaltung. Werden z. B. in der unteren Reihe außer der Taste 5 noch
tiefer (weiter links) liegende Tasten gedrückt, so kann aus der Stromquelle q. ein
Strom nach dem Tonerzeugungssystem i nur über die Taste 5 und das ihr zugehörige,
als Widerstand gezeichnete Schaltelement fließen. Aus der Abb. i geht nun hervor,
daß der Tonerzeuger a, wenn mehrere Tasten gleichzeitig gedrückt werden, nur über
die örtlich zweite Taste, z. B. 6, Strom bekommt. In ähnlicher Weise ist für den
Tonerzeuger 3 die örtlich dritte Taste, z. B. 7, maßgebend, wenn sie gedrückt wird.
Die Melodie-(Sopran-)Koppel ist hier
gewissermaßen zur Mezzosopran-,
Altkoppel usf. weitergebildet. Betrachtet man die Abb. i spiegelbildlich, so ergibt
sich sinngemäß eine Baß-Bariton-Tenorkoppel. An Stelle solcher aus bekannten orgeltechnischen
Maßnahmen entwickelten Vorrichtungen sind auch schon gleichartig nach der örtlichen
Reihenfolge der Tasten wirkende Selbstwählervorrichtungen vorgeschlagen worden,
bei welchen Relais zu Hilfe genommen werden.
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Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß derartige nach dem
örtlichen Verteilungsprinzip wirkende Selbstwählervorrichtungen die gestellte Aufgabe
nur unvollkommen lösen. Würde nämlich in Abb. i zunächst die Taste 6 .allein gedrückt
und, während sie gehalten wird, die Taste 5 dazu gedrückt, so wäre zunächst die
Taste 6 mit dem Tonerzeuger i verbunden und würde durch das Hinzukommen der Taste
5 von dem Tonerzeuger i getrennt und mit dem Tonerzeuger 2 verbunden, während die
Taste 5 die Verbindung mit dem Tonerzeuger i übernimmt. Um solche umerwünschten
Umschaltungen zu vermeiden, hat man vorgeschlagen, in der Nähe der Klaviatur Leertasten,
Hilfstasten oder ähnliche, als Umschalter wirkende Spielhilfen vorzusehen, durch
welche der Spieler bei vorkommenden Stimmenüberkreuzungen die Tonerzeuger in geeigneter
Weise gegeneinander austauscht oder in ihrer Reihenfolge verschiebt.
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Die Erfindung löst die Aufgabe, den Spieler von solchen seine Aufmerksamkeit
belastenden Spielgriffen zu entlasten und die Funktion solcher Spielhilfen der Selbstwählervorrichtung
zuzuweisen. Wenn eine Taste, solange sie gedrückt ist, mit ein und demselben Tonerzeuger
in Verbindung bleiben soll, so muß ihre Zuordnung von dem zeitlichen Beginn ihrer
Inbewegungsetzung ,an entschieden werden. Diese Forderung kann gemäß der Erfindung
ausschließlich nur dadurch erfüllt werden, daß für die Zuordnung der Tasten zu den
Tonerzeugern entscheidend ist, in welcher zeitlichen Reihenfolge sie in Bewegung
gesetzt werden. Die Ausbildung der Selbstwählervorrichtung nach dem zeitlichen Prinzip
löst die gestellte Aufgabe nicht nur technisch in der besten Form, die denkbar ist,
sondern sie führt auch zu einer Spielweise, die von dem Spieler das geringste Maß
an mechanischer Arbeit verlangt, wenn außer der Tonhöhen- und Lautstärkenwahl auch
noch die Auswahl der Klangfarbe für jede einzelne Taste von ihm getroffen werden
soll. Die denkbar geringste Arbeit, welche der Spieler für die Klangfarbenauswahl
zu verrichten hat, besteht 'in ,der Beachtung kleiner Zeitunterschiede beim Anschlag
der Tasten. Eine solche Spielweise entwickelt sich ganz natürlich aus der althergebrachten
Klavier- und Orgelkunst als eine Weiterbildung des Arpeb gios. Wenn ein Spieler
bisher ein Thema hervorheben wollte, stand ihm nur das Mittel einer größeren Lautstärke
oder eines kurzen zeitlichen Voreilens der hervorzuhebenden Note zur Verfügung,
was übrigens beim Klavier das geiche bedeutet, weil größere Lautstärke hier durch
stärkere Tastenbeschleunigung hervorgerufen wird. Es belastet den Spieler also weniger,
wenn er durch das einfache Hilfsmittel der Zeitunterschiede die Klangfarbenauswahl
beachten muß, als wenn er bei den nicht selten vorkommenden Stimmüberkreuzungen
eine durch den musikalischen Charakter nicht motivierte mechanische Handlung auszuführen
hat.
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Als Beispiel für die technische Ausführung einer Selbstwählervorrichtung
nach dem Prinzip der zeitlichen Folge der Tastenbewegungen sei die in der Fernsprechwählertechnik
üblicheVorwählermethode genannt, welche dazu dient, eine beschränkte Anzahl von
Hauptwählern für eine größere Anzahl von Teilnehmern derart nutzbar zu machen, daß
dem zuerst anrufenden Teilnehmer der Hauptwähler Nr. i, dem folgenden der Hauptwähler
Nr.2 zugewiesen wird usf. Es ist nach dem heutigen Stand der Technik möglich, derartige
Wählersysteme so zu bauen, daß die Wählzeiten auch für schnelle Tonfolgen so kurz
sind, ,daß sie musikalisch nicht stören.
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Die Erfindung beschränkt sich nicht auf das verschiedenfarbige Spiel
mit einer Klaviatur, sondern sie schließt auch das gleichfarbige Spiel für alle
Tasten ein, welches gewissermaßen ein Spezialfall des vielfarbigen Spieles ist.
Entsprechend dem Grundsatz, den Spieler nicht .mit mechanischer Tätigkeit zu belasten,
welche ebensogut oder besser von einer mechanischen Vorrichtung ausgeführt werden
kann, wird die Erfindung für den Fall des gleichfarbigen Spieles so weitergebildet,
daß der Spieler keine Zeitunterschiede im Tastenanschlag zu beachten hat. Der Hinweis
auf die Vorwählermethode ergibt die Anwendung dieser Ausführungsform auch für die
so gekennzeichnete Aufgabe. Wenn die Schaltzeiten des Wählersystems äußerst kurz
sind, ist die Wahrscheinlichkeit, daß der Spieler zwei Tasten infolge ungefähr gleichzeitigen
Niederdrückens mit demselben Tonerzeuger in Verbindung bringt, gering, ebenso wie
es höchst selten vorkommt, daß zwei Teilnehmer genau im gleichen Augenblick, d.
h. innerhalb der durch den Schaltvorgang definierten Zeitspanne, ihren Anruf beginnen.
Wie die Vorwählermethode zur Lösung der ganzen gestellten Aufgabe herangezogen wird,
enthält sie auch für den Fachmann den Hinweis,
ungewollte Doppelbenutzungen
zu vermeiden. Auch für das vielfarbige Spiel ist es zweckmäßig, eine solche Vorkehrung
zu treffen, damit im Falle versehentlich gleichzeitigen Niederdrückens keine störenden
Doppelbenutzungen vorkommen. Gemäß der Erfindung wird der Spieler von solcher erhöhten
Aufmerksamkeit dadurch befreit, daß die Selbstwählervorrichtung als Kombination
eines nach dem zeitlichen und eines nach dem örtlichen Prinzip wirkenden Systems
ausgebildet wird. Eine hierfür geeignete, besonders einfache örtliche Auswahlvorrichtung
ist in den Abb. 2 und 3 dargestellt. In Abb. 2 wird die Tonhöhe des dargestellten
Schwingungsgenerators durch die Größe des Widerstandes 8 bestimmt. Drückt man .den
Widerstandsdraht 8 an mehreren Punkten an die Schiene 9, so ist nur der am weitesten
rechts gelegene Kontaktpunkt entscheidend, also eine örtliche Auswahl zwischen mehreren
gleichzeitig gehaltenen Kontaktpunkten getroffen. In Abb.3 ist die Wirkungsweise
sinngemäß die, daß von mehreren Kontaktpunkten des Widerstandes io mit der Schiene
ii nur der am tiefsten liegende maßgebend ist. In Abb. q. ist dargestellt, wie man
eine Spieivorrichtung grundsätzlich in zwei Bereiche aufteilen kann, z. B. indem
man den frequenzbestimmenden Widerstand in zwei Teile 13 und 1a, zerlegt. (Mit Hilfe
des Schalters 15 kann diese Wirkungsweise nach Wunsch aufgehoben werden.) Bei den
Widerständen ist die Stromquelle 16 und .der Vorwiderstand 17 .gemeinsam.
Man kann nun .die Vorrichtung gemäß Abb. 2, 3 und q. auch so kombinieren, daß im
oberen Tonbereich der Widerstand 1q. wie in Abb. 2 der Widerstand 8 geschaltet ist
und im tieferen Tonbereich 13 wie io. Auf diese Weise wird für den seltenen Fall
genau gleichzeitiger Tastenbewegungen Doppelbenutzung eines Tonerzeugers vermieden
und, sofern die Doppelbenutzung im oberen Tonhöhenbereich vorliegt, der örtlich
höchste und im unteren Tonhöhenbereich der örtlich tiefste Ton ausgewählt. Man kann
auch andere Selbstwählersysteme für örtliche Reihenfolge mit einem solchen nach
dem zeitlichen Prinzip kombinieren.