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Büstenhalter Die Erfindung betrifft einen Büstenhalter, der für das
Tragen der Brüste die Forderungen erfüllt, die auf medizinischer Grundlage an einen
einwandfreien Büstenhalter gestellt werden müssen.
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Von medizinischer Seite ist zu verlangen, daß durch Anwendung eines
Büstenhalters in den Brüsten selbst die Blut- und Lymphzirkulation nicht gestört
wird, und daß die Brüste unter Aufwand möglichst geringer Kraft in normale Form
gebracht und so getragen, aber nicht an den Brustkorb gepreßt oder sonst verformt
werden. Durch die um Rumpf und Schultern laufenden Verbindungen darf die Erweiterung
des Brustkorbes beim Atmen, die normalerweise bei Frauen und besonders im unteren
Abschnitt des Brustkorbes sehr ergiebig ist, nicht behindert werden. Ebenso dürfen
die mannigfachen und z. T. sehr ausgiebigen Bewegungen des Schultergürtels nicht
gehemmt werden; aber auch die Brüste selbst müssen den Bewegungen des großen Brustmuskels,
dem sie größtenteils mit ihrer Basis aufliegen, frei folgen können, sie müssen also
gegeneinander und gegenüber dem übrigen Rumpf frei verschieblich sein.
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Die bekannten Büstenhalter sind so ausgegebildet, daß diejenigen Teile,
die zur Aufnahme der Brüste selbst bestimmt sind (Brustkappenteile, Brusttaschen),
in ihrem unteren Abschnitt Wölbungen bis höchstens zur Halbkugelform aufweisen,
d. h. die Profillinie der im Halter getragenen Brust trifft die Brustwand in einem
Winkel von höchstens go °, und kein Punkt der Brust steht tiefer als der unterste
Punkt der Brustansatzlinie auf dem Brustkorb. Auch Kappen, deren Rand ganz oder
teilweise mit elastischem Bande o. dgl. eingefaßt ist, weisen in der Normalhaltung
beim Gebrauch die bekannte Form auf; denn der feste Stoff dieser Kappen ist so gestaltet,
daß er am Rande den größten Umfang hat. Beim Tragen muß der Rand, wenn die Kappe
auf die Brust passen soll, bis zur vollen Anspannung des festen Stoffes gedehnt
werden. Nur wenn bei besonderen Bewegungen ein Teil der Einfassung vorübergehend
entlastet ist, kann er einen Teil des Stoffes am Rande zusammenziehen, aber die
Form des unteren Abschnittes der Kappen und die Art der mechanischen Wirkung bei
der Normalhaltung im Gebrauch bleiben davon unberührt.
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In einer so geformten Brustkappe kann das Brustgewicht nicht unmittelbar
in der Fallrichtung getragen werden, weil- hierfür ein Angriffspunkt auf der Brust
selber fehlt. Wenn irgendeine Zugkraft auf irgendeinen Punkt des Kappenrandes ausgeübt
wird, so gleitet die Kappe von der Brust ab, falls nicht eine gleich große Kraft
auf der entgegengesetzten Seite den Kappenrand in umgekehrter Richtung nach außen
spannt. Insbesondere können alle senkrechten Kräfte (Schulterträger) oder die senkrecht-wirkenden
Kraftkomponenten schräg gerichteter Kräfte (schräge Seitenzüge), die äuf die Brustkappe
einwirken und das
Brustgewicht tragen sollen, nur so angreifen,
daß diametral entgegengesetzte oder im Kräfteparallelogramm entsprechende Kräfte
in entgegengesetzter Richtung auf - die Brustkappe ausgeübt werden. Alle auf die
Brustkappen: einwirkenden Kräfte pressen also zunächsf@. die Brust durch einen senkrecht
zum Brustkorb3 gerichteten Druck auf den Brustkorb. Dabei ist es gleichgültig, ob
die Brustkappe aus starrem, halbstarrem oder verformbarem Stoff besteht und ob sie
nach oben hin erweitert ist, also z. B. Löffel- oder Kellenform aufweist; entscheidend
ist nur die Form im unteren Abschnitt der Brusttasche bei der Normalhaltung im Gebrauch.
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Diese Kräfte werden zumeist durch Druckspannungen ausgeübt, die waagerecht
um den ganzen Brustkorb und zugleich über die Brüste hinweg verlaufen; z. T. auch
durch Druckspannungen, die vom Schulterpunkt aus über die Brüste hinweg bis zu einer
Linie verlaufen, die auf einem Gürtelteil unterhalb der Brüste am Brustkorb oder
die auf dem unteren Abschnitt der Brüste selber liegt; diese Linie wiederum ist
durch waagerechte, um den Brustkorb geführte Spannung festgelegt. Ebenso ist der
Schulterpunkt nach rückwärts meist durch Anschluß des Schulterträgers an einen waagerechten
Gürtelteil gesichert. Zur Vermittlung der waagerechten Spannungen sind außer breiten,
in waagerechter Richtung angespannten Stoffstreifen auch ebenso verlaufende Bänder,
Gürtel usw. bekannt. Die vordere Mittelverbindung der beiden Brusttaschen ist bei
den bekannten Haltern entweder durch breitere Stoffstreifen oder durch waagerecht
verlaufende Bänder u. dgl. sowie durch Verschnürungen hergestellt, die die Innenränder
der Brusttaschen ungefähr im mittleren Teil ihrer senkrechten Ausdehnung miteinander
verbinden; ferner sind dafür gekreuzte Querzüge bekannt, die in Verbindung mit breiten
Mittelstücken jeweils am Oberrand der einen Brustkappe ansetzen und am Unterrand
der anderen Kappe, jedochnahebeimBrustbein,vor der senkrechten Brustwarzenlinie,
angreifen. Diese Verbindungen sowie auch die bekannten Schulterträger bestehen z.
T. aus dehnbaren Stoffen.
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Die bei Verwendung der bekannten Halter über die Brüste und zugleich
um den Brustkorb oder einen Teil desselben verlaufenden Spannungen müssen stets
ein Vielfaches des Brustgewichtes betragen. Die Brüste sind also durch einen zu
starken Druck belastet. Die Zirkulation wird dadurch empfindlich gestört, was zu
weiterer Verformung und zu anderen Schädigungen, besonders zu mangelhafter Rückformung
nach Entbindungen führen muß. Ferner hat unter der von allen Seiten nach außen wirkenden
starken Spannung jede aus verformbarem Stoff bestehende Brusttasche das Bestreben,
sich abzuflachen und namentlich am Rande der flacheren Wölbung des Brustkorbes sich
anzugleichen. Die bekannten Brustkepen bieten daher für die Brüste keine aus-
Wiende Abgrenzung, die Brüste verschieben |
vielmehr unter dem Halter, besonders |
;'_h Bewegungen und namentlich zur Mitte; |
auch verschiebt sich ein Teil des Brustfettgewebes in das Unterhautfettgewebe der
Umgebung.
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Die waagerecht oder gar schräg nach hinten abfallend um den Brustkorb
geführten Druckspannungen erschweren die Atmung, da der Brustkorb in der waagerechten,
besonders unten, beim Einatmen beträchtlich an Umfang zunimmt und nur eine im Zuge
der echten Rippen vom Rückgrat schräg nach unten bis zum Brustbein verlaufende Linie
sich beim Einatmen nicht verlängert. Weiter behindern diese Bindungen jede Bewegung
. des Schultergürtels nach oben, da die Entfernung vom Gürtelteil des Brustkorbes
bis zur Schulter beim Hochheben der Arme sich verlängert, die üblichen Schulterträger
aber unten durch den Gürtelteil mit dem Brustkorb unnachgiebig verbunden sind. Ebenso
sind die Bewegungen der Brüste auf dem Brustmuskel im Verhältnis zum Rumpfe, und
besonders die senkrechte Verschiebung der Brüste gegeneinander, die sowohl bei ausgiebigen
Bewegungen der Arme und Schultern wie auch bei den Bewegungen des Oberkörpers beim
Gehen usw. auftreten, unmöglich gemacht. Elastische Gestaltung der fraglichen Bindungen
ist keine ausreichende Abhilfe, denn die Bänder müssen dann so angelegt werden,
daß sie auch bei der kürzesten Entfernung ihrer Endpunkte, z. B. beim Ausatmen,
noch unter kräftiger Spannung stehen.
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Zur Behebung dieses Mangels verwendet der Büstenhalter erfindungsgemäß
Brustkappen, die in ihrem unteren Abschnitt nicht mehr die regelmäßige Kugelkappen-
oder Halbkugelform darstellen, sondern am unteren Teil ihres Randes, in der Nähe
der Brustansatzlinie, eine beutelförmige Erweiterung nach unten aufweisen. Es bleibt
also bei angelegtem Halter in der Nähe der Brustwand ein Teil der Brust tiefer stehen
als der tiefste Punkt der Brustansatzlinie die Brust wird von dem Halter unterfangen,
der Rand des unteren Abschnittes der Kappe zeigt nach oben, die Profillinie biegt
in der Nähe der Brustwand schräg nach oben ein. In dieser Kappe kann die ganze Brust
frei, ohne waagerechte Bindungen, vom Schulterpunkt getragen, herabhängen; das mechanische
Prinzip ist das eines vollständig geschlossenen, nahezu mit verformbarer Masse gefüllten,
vom obersten Punkte aus getragenen und mit ihm an einer annähernd senkrechten Wand
angelehnten Beutels. Waagerechte Befestigungen sind nicht mehr zum Festhalten des
Brustgewichtes selbst erforderlich, sondern nur dazu, die Kappenteile bei
sehr
ausgiebigen Bewegungen in der richtigen Lage zu erhalten.
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Die vordere Verbindung mit einem -unterhalb der Brüste liegenden Gürtelteil
wird erfindungsgemäß durch einen rechteckigen Streifen hergestellt, der auf der
Innenfläche des Gürtels und auf der der Brust zugekehrten Seite des Einfaßbandes
auf einer Strecke von etwa einem Viertel des Brusttaschenrandes befestigt ist, so
daß die Brüste gegenüber dem Gürtel beweglich bleiben und der Zug des Gürtels nicht
auf die Brust wirkt.
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Die nur lose angelegten waagerechten Verbindungen vorn zwischen den
beiden Brustkappen und im Rücken können in senkrechter Richtung frei verschieblich
gestaltet werden. Dazu setzen erfindungsgemäß die als Verbindung für die beiden
Brusttaschen dienenden Bänder am Oberrand jeder Tasche an und greifen unterhalb
der zweiten Tasche am Gürtel in der Nähe oder hinter der senkrechten Brustwarzenlinie
an, oder die sich überkreuzenden Bänder sind vorn sowie im Rücken gleitbar durch
Schlaufen, Ringe o. dgl. unter gegenseitiger Umschlingung geführt.
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Gürtel und Züge können in an sich bekannter Weise ganz oder teilweise
elastisch und verstellbar sein.
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Bei diesem Büstenhalter können daher auf den Brüsten keine größeren
Kräfte auftreten als das Brustgewicht selber, und diese Kraft wird über den Rand
und die Oberfläche verteilt; die Brüste werden sicher in eine gewünschte Form gebracht.
Ferner kann bei zu großen Brüsten ein Teil der Brustmasse in medizinisch einwandfreier
Weise in dem unterfangenden Teil des Halters geborgen werden und die Brust dadurch
kleiner erscheinen. Unter der Kleidung, auch bei leichten Oberkleidern, gewährt
der Halter den Eindruck einer Idealform der Brust. Die Atmung ist völlig ungehindert,
ebenso ist die Bewegung aller Teile des Brustkorbes, des Schultergürtels und der
Brüste selber frei. Damit erfüllt der Halter die eingangs gestellten medizinischen
Forderungen.
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Die beiliegenden Zeichnungen stellen Ausführungsformen des Erfindungsgegenstandes
dar, und zwar zeigt: Fig. i die Brusttasche im senkrechten Schnitt nebst Verbindung
mit dem Gürtel, zur Darstellung des Prinzips, Fig. 2 eine Aufsicht auf die Brusttasche
und ihre Verbindung mit dem Gürtel schräg von hinten, Fig. 3 eine Aufsicht auf die
vordere Mittelverbindung durch gekreuzte Ouerzüge, Fig. q. eine Aufsicht auf eine
Ausführungsform der vorderen Gleitverbindung, Fig. 5 eine Aufsicht auf eine Ausführungsform
der Gleitverbindung im Rückenschluß, Fig. 6 eine andere Ausführung derselben, Fig.
7 eine schaubildliche Darstellung einer weiteren Form der vorderen Gleitverbindung
am bewegten Körper.
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Der- Büstenhalter besteht bei dieser Anordnung im wesentlichen aus
zwei Brusttaschen a, b, die aus einem der üblichen Werkstoffe gefertigt und
am Rande mit einer Randverstärkung c aus zugkräftigem Einfaßband versehen werden.
Entscheidend für die erfindungsgemäße Brustkappenform ist, daß sie von der regelmäßigen
Kugelkappen- bzw. Halbkugelform unten abweicht, so daß die Profillinie gemäß Fig.
i entsteht; der untere Teil der Brustkappe ist dabei beutelförmig erweitert, so
daß bei angelegter Brustkappe ein Teil der Brust tiefer steht als der unterste Punkt
der Ansatzlinie der Brust und des Kappenrandes auf dem Brustkorb. Diese Erweiterung
wird _ zweckmäßig durch Verkürzung (Einraffung) des vorher im Vergleich zu den anderen
Maßen entsprechend weiter bemessenen Kappenrandes auf das Maß der Brustansatzlinie
erreicht. Der Kappenrand im unteren Teile zeigt dann nach oben. Durch eine solche
Kappe wird die Brust unten unterfangen, das Herausgleiten nach unten wird auch ohne
Mitwirkung eines Gürtelteils o. dgl. verhindert. Der Kappenrand wirkt. wie eine
um die Brust gelegte Schlinge. Die ganze Brust hängt in der Brustkappe wie in einem
Beutel und kann von der Schulter her getragen werden. Die Rückformung der Brust
geschieht lediglich durch ihr Eigengewicht.
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Die Brustkappen a, b werden mit einem an sich bekannten, unterhalb
der Brüste um den Brustkorb gelegten Gürtelband e durch rechtwinklige - Laschen
d in der Weise verbunden, daß zwischen Gürtel und Brustkappe ein gewisser Spielraum
bleibt; die Verbindung erfolgt auf der Innenseite des Gürtels und des Kappenrandes
in einer Ausdehnung von etwa 1/4 des Umfanges des letzteren. Beim Anheben des Schultergürtels
können die Brüste unabhängig vom Gürtel folgen, und beim Senken treten die Kanten
wieder in die normale Lage zurück. Zum Festhalten des unteren Kappenrandes am Brustkorb
ist der Gürtel nur bei starkem Vorwärtsbeugen des Rumpfes erforderlich, da das Bestreben
der Brüste, aus dem unterfangenden Halter herauszugleiten, nur gering ist.
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Nach oben und zur Seite werden die Kappen durch die üblichen Schulterträger
g und die Seitenzüge f gehalten. Die vordere Mittelverbindung der beiden Kappen
geschieht entweder durch zwei sich kreuzende Ouerzüge h, (vgl. Fig. 3), die am oberen
Teile je einer Kappe ansetzen und unterhalb der jeweils anderen Brustkappe zum Gürtelbande
führen, an dem sie erst in der Nähe oder hinter der senkrechten Brustwarzenlinie
befestigt sind; dies hat die
Wirkung, daß eine weitgehende freie
Verschieblichkeit in senkrechter Richtung gewährleistet ist. Statt dessen können
aber auch Gleitverbindungen für die beiden Brustkappen gewählt werden, wobei die
entsprechenden Querzüge um 18o' verschlungen sind und am unteren Rande der jeweils
anderen Kappe bzw. am Gürtelteil vor der Brustwarzenlinie befestigt werden können;
bei Verschiebungen in senkrechter Richtung gleiten die Züge in der Verschlingung
aneinander vorbei. Weitere zweckmäßige Ausführungsformen ,dieser Gleitverbindungen
sind aus Fig. q. und 7 ersichtlich, wobei die Verbindungszüge i durch Verwendung
von Schlaufen k und Ringen l o. dgl. besonders leicht verschieblich
angeschlossen sind. Die Ausführung der Mittelverbindung nach Fig. 7 ist jedoch nicht
Gegenstand der Erfindung.
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Der gesamte Gewichtsausgleich erfolgt so, daß das Brustgewicht durch
die Schulterbänder g zum Rücken geführt und auf den Güitel e und den Seitenzug f
übergeleitet wird, und zwar entweder durch eine Verschlingung gemäß Fig.5 oder durch
Vermittlung eines zweiteiligen Rückenstückes o, dessen Form aus Fig.6 ersichtlich
ist. Der Rückenschluß ist dabei entsprechend der vorderen Mittelverbindung als in
senkrechter Richtung verschiebbare Gleitverbindung m gestaltet; eine lose angelegte
weitere Verbindung n dient zur Sicherung beim Vorbeugen des Rumpfes, ohne daß die
Verschiebung in senkrechter Richtung behindert wird. Durch die besondere Form der
Rückenstücke o erfolgt die Kraftlinienführung von der Schulter zum Gürtel im Zuge
der Rippen, so daß die Atmung nicht behindert wird. Eine waagerechte Druckspannung,
die über die Brüste selbst und den Brustkorb liefe, kann bei der ganzen Bauart überhaupt
nicht auftreten.