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Verfahren zur Veredlung von Tabak Die vorliegende Erfindung betrifft
die Veredlung von Tabak unter Verwendung des an sich bekannten Termobacterium mobile
-Lindner. Es wurde gefunden, daß beim Untertauchen von Tabakblättern in eine z.
B. 3 °/oige ,Zuckerlösung das Termobacterium mobile-Lindner sich kräftig entwickelt
und dabei -inen angenehmen, rumartigen Geruch erzeugt. Die nach der Vergärung des
Zuckers herausgenommenen und getrockneten Blätter haben durch die Gärung den strengen
Geruch und beißenden Rauchgeschmack verloren. Die nur etwa ao Stunden dauernde Fermentation,
die bei etwa 30° C in den dicht zusammengepackten Blättern vor sich geht, genügt,
um den Tabak erheblich im Geschmack beim Rauchen und in der Farbe zu verbessern.
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Anscheinend ist es die Beweglichkeit des Termabacterium mobile, die
es ihm ermöglicht, auch in das Innere der Tabal.:blätter einzudringen, wo das Nikotin,
die Glukoside usw. aufgespeichert sind.
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Bekanntlich weist der überseetabak andere Eigenschaften auf als der
Inlandtabak. Es ist als wahrscheinlich anzunehmen, daß in den Tropen bei der Tabakfermentation
das Termobacterium mobile seit jeher eine Rolle gespielt hat, da es dort in dem
Palmensaft und in Zuckerrohrflüssigkeiten vorhanden ist und durch Insekten verbreitet
wird. Auch die Tabakblä tterstapel, in denen der Tabak fermentiert wird und die
gewöhnlich für die Fermentation mit geringen Mengen Sirup behandelt werden, bilden
einen Anziehungspunkt für Insekten, die das Termobacterium mobile auf die Stapel
übertragen.
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In Ländern mit gemäßigterem Klima besteht die Möglichkeit der selbsttätigen
Weiterzüchtung des Termobacterium mobile nicht, da das Bakterium bei niedrigeren
Temperaturen nicht wächst.
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Bei einem Vergleich der Wirkung verschiedener Mikroben muß vor allem
vor der Beimpfung und Fermentation die Begleitflora der verschiedenen Bakterien,
Hefen und Schiminelpilzsporen durch genügendes Erhitzen der dachreifen Tabakblätter
ausgeschaltet werden.
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Es wurde nun festgestellt, daß bei Außerachtlassung der Vernichtung
der Begleitflora auch die mit dem Termobacteriuin auf die dachreifen Tabakblätter
gebrachte Zuckerlösung nach der Fermentation fleckige, mißfarbene Stellen bedingte,
die durch das Aufkommen von Schimmelpilzen mikroskopisch erklärt werden konnten.
Im Parallelversuch mit gedämpften Blättern hingegen war das Termobacterium allein
entwickelt unter Entfaltung seiner spezifischen Eigenschaften, die sich zunächst
schon im Aroma und einer Aufhellung der Farbe des Tabaks auswirkten.
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Den Gedanken, die Tabakfermentation
durch reingezüchtete
Mikroben zu beeinflussen, hat wohl zuerst S u c h s 1 a n d in dem Patent 56 539,
K1. 79, in der Weise verwirklicht, daß er aus gut fermentierten Tabaken, z. B. von
Havanna, Domingo, Sumatra oder Kentucky, mit Hilfe der Gelatineplattenkitltur aus
den trockenen Blättern selbst oder aus Aufschwemmungen derselben in einer Nährlösung
Bakterienkolonien gewann. Von diesen Kolonien wurde eine Nachzucht hergestellt,
mit der die zu fermentierenden trockenen Tabakblätter besprüht und einige Tage feucht
gehalten wurden. Nach dem Trocknen wurden die Blätter wie gewöhnlich der Gärung
überlassen.
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Josef Reiß (Patent 215 125, K1. 79c) verbesserte den Geruch und Geschmack
von gewalzten Tabakrippen, indem er etwa 5o kg derselben mit einer Aufschwemmung
von 2 kg Preßliefe (Doppelhefe) in Zoo 1 warmen Wassers durchtränkte und kürzere
oder längere Zeit gären ließ. Dann wurden die Rippen getrocknet.
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Knud E r s 1 ev benutzt nach dem amerikanischen Patent 1
331 331 Mikroben verschiedenster Art, die z. B. aus Tabak, Erde, Milch, Blüten
usw. isoliert werden, um Tabakblätter mit ihnen und ihren Nährlösungen und den darin
entstandenen Stoffwechselprodukten, wie flüchtigen und festen Säuren, Estern usw.,
zu imprägnieren und gären zu lassen. Nach erfolgter Gärung wird getrocknet.
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Da keiner der genannten Erfinder angibt, in den eigentlichen Tabakländern
selbst die Mikroben isoliert zu haben, ist es bei der Hinfälligkeit des Termobacterium
mobile beim Trocknen so gut wie ausgeschlossen, daß dieses Bakterium erfaßt wurde,
da bei der Kultur desselben in Lösungen wie Malzextrakt sofort die starke Gärwirkung
bemerkt worden wäre.
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Beispiel: Für ioo kg dachreifen Tabak werden 151 einer 3 ° Joigen
Rohzuckerlösung vor dein Impfen auf etwa 28 bis 30° C gebracht. Die Impfung erfolgt
mit etwa 150 ccm einer frisch gärenden Nährlösung, die mit einer gezuckerten
Würzeagarkultur von Termobacterium mobile-Lindner geimpft wurde. Nach Verlauf von
etwa 2o Stunden sind die 15 1 in Gärung und werden auf die aus dem Dämpfapparat
mit etwa 85° C kommenden Tabakblätter auf dem endlosen Band aufgesprüht. Das Versprühen
der Impfflüssigkeit geschieht sogleich, nachdem die Impfflüssigkeit in Gärung kommt,
so daß auf den Tabakblättern selbst erst die Endvergärung des Zuckers eintritt.
Darauf werden die Blätter zusammengerafft und in eine Tonne oder Grube mäßig dicht
bei etwa 28 bis 30 ° eingelagert.
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In diesem Behälter verbleibt die Masse etwa 2o Stunden oder länger,
bis die Gärung beendet ist. Die Temperatur kann dabei auf etwa 4o° C steigen, um
dann langsam auf die Außentemperatur abzufallen.
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Daß das Termobacterium iin Rohzucker genügend Nährstoffe für die erste
Entwicklung vorfindet, ist sehr vorteilhaft; für die kräftigere Entwicklung sorgen
dann die Extraktstoffe der Tabakblätter. Von Bedeutung j bei der Behandlung des
Tabaks ist der Ausschluß von gebläutem Zucker als Ansatz für die Impflösung, da
das Ultrarnariu schwefelhaltig ist und bei der Gärung mit dein Terniobacterium Schwefelwasserstoff
liefert. Vgl. hierzu: Kusserow und Grüß (Zentralblatt für Bakteriologie 2. Abt.,
Bd. 26, 191o, S. i63 bis 165). Ob das Nikotin selbst assimiliert werden kann,
ist fraglich; jedoch ist es wichtig, daß das Termob-acterium ziemlich starke Tabaklaugen
noch gut verträgt und nicht so leicht vergiftet wird. Da das Terinobacteriuin mobile
auch Milchsäure bildet, hat es sowohl reduzierende wie oxydierende Wirkung.
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Nach neueren Forschungen von Warburg und Christians, Bloch. Zeitschrift
286,
Bd.135, 1936 enthält das Co-Ferment der Hefe eine Pyridinbase, die nach
der Hydrolyse als N ikotinamid bestimmt wurde, das bei der Gärung als Wasserstoffüberträger
dient. Da nach Neuberg, Bloch. Zeitschrift 1931, Bd. 243, in dem Aufsatz »'Über
den Mechanismus der Zuckerspaltung durch Terinobacterittin mobile-Linder« diese
Zuckerspaltung mit der der Hefe weitgehend übereinstimmt, ist anzunehmen, daß die
Wirkung des Termobacteriums auf den Tabakblättern eine starke Reduktionswirkung
ausübt. Die Bildung von Nikotinsäure bei der Zuckerspaltun- macht es auch erklärlich,
weshalb das Bakterium sich an niKotinreichen Nährboden leicht anpaßt. Es ist daher
auch erklärlich, daß es spezifisch auf den Tabak wirkt. Der angenehme Rumgeruch
dürfte auf die noch unerforschte Wirkung der Gärprodukte auf den#Wachsgehalt der
Tabakblätter zurückzuführen sein; denn wachsumrandete Zuckerrohrschnitzel geben
finit dem Bakterium das gleiche Aroma, während es bei Schnitzeln ohne die Wachsschicht
nicht auftritt. .
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Nach Schreder, Brunner und Hampe, Bloch. Zeitschrift, Bd. 273, Heft
4 bis 6, S.241, tritt bei der Zuckerspaltung durch Termobacterium mobile außer Äthylalkohol,
Kohlensäure, Milchsäure und etwas Essigsäure auch Glycerin auf, das die Tabakblätter
beim nachherigen Trocknen etwas geschmeidig erhält.
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Bei dem erfindungsgemäß veredelten Tabak findet nach dem Trocknen
iin Stapel eine Erhitzung nicht oder kaum mehr statt, so daß ein Umarbeiten der
Stapel sich erübrigt.