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Verfahren zur Herstellung von Dieseltreibölen Wenn man Kohlendestillationsöfen
mit äußerer Beheizung, also Retorten- oder Kammeröfen, die zur Koks- und Gaserzeugung
aus Steinkohlen dienen, in der Weise betreibt, daß die flüchtigen Destillationserzeugnisse,
Gase und Dämpfe, aus dem Innern der Brennstoffmasse bei einem beträchtlichen, das
sonst übliche Maß wesentlich übersteigenden Unterdruck, z. B. gemäß Patent 598182,
abgesaugt werden, so werden aus den unter diesen Bedingungen erhaltenen flüchtigen
Destillationsprodukten beim Verdichten Teer und Teeröle von besonderer neuartiger
Beschaffenheit gewonnen. Sie bestehen in der Hauptsache aus aromatischen und aliphatischen
Kohlenwasserstoffen, die daneben einen gewissen Gehalt an phenolhaltigen Körpern
besitzen, und unterscheiden sich nach. ihrer stofflichen Beschaffenheit wesentlich
sowohl von den durch die gewöhnliche bekannte Hochtemperaturverkokung als auch von
den -durch Schwelprozesse bei tiefer Temperatur erhaltenen Produkten.
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Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, daß die aus dem eingangs
geschilderten Verfahren der Innenabsaugung erhaltenen Rohteere und Teeröle als Ausgangsstoffe
dafür geeignet sind, um vermittels einer Extraktion durch wässerigen Alkohol,- die
von der Bearbeitung anderer Steinkohlenprodukte her an sich bekannt ist, Dieseltreiböle
von hervorragenden Eigenschaften herzustellen. . Das die Ausgangsstoffe liefernde
Innenabsaugungsverfahren ist durchaus verschieden von den vielen bekannten Verfahren
der Schwelerei, d.. h. der Trockendestillation fester Brennstoffe bei niedrigen
Temperaturen, was schon daraus hervorgeht, daß das erstgenannte Verfahren zur Erzeugung
eines dem gewöhnlichen Hochtemperaturkoks vollkommen gleichenden Koks führt; deshalb
sind auch die als Erzeugnisse j enes Innenabsaugungsverf.ahrens anfallenden Teere
und Teeröle von wesentlich anderer stofflicher Beschaffenheit als die üblichen Schwelereierzeugnisse.
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Das erfindungsgemäße Verfahren besteht darin, daß die erwähnten Teere
bzw. Teerdestillate mit wässerigem Alkohol von eng begrenzter Stärke, die je nach
der Art des Ausgangsstoffes innerhalb etwa 77 bis 84 Gewichtsprozent liegt, behandelt
werden, wobei sich eine Lösung aus dem verwendeten Alkohol und den durch letzteren
herausgelösten Phenolen und Neutralölen ergibt, die sich von dem behandelten Ausgangsteer
oder Teerdestillat durch Absetzen abtrennen läßt. Man erzielt durch diese Behandlung
gereinigte Neutralöle, die durch ihre auf die Absaugungsweise im Destillationsofen
zurückzuführende stoffliche Beschaffenheit in Verbindung mit ihrem Freisein vori
Phenolen hervorragend als Treiböle für Dieselmotoren geeignet sind, und ein konzentriertes
Phenolprodukt in Form eines Gemisches aus Neutralölen und Phenolen, das unmittelbar
als Handelsware verwendbar ist.
Es ist zwar bekannt, Teere und Teeröle
verschiedener Arten, z. B. solche aus Steinkohlen, Braunkohlen, Holz, oder besonderer
Herstellungsweisen, wie Urteere, Generatorteere u. a., durch Extraktion mit verdünntem,
wässerigem Alkohol, dessen Konzentrationen gegebenenfalls den oben für das vorliegende
Verfahren vorgeschriebenen Konzentrationen entsprechen oder nahekommen, zu behandeln,
um dadurch die Phenolkörper zu entfernen. Von diesen bekannten Verfahren unterscheidet
sich die Erfindung durch die Wahl bestimmter neuer Ausgangsstoffe; wodurch eine
besondere Aufgabe gelöst wird, nämlich das Herstellen von hochwertigen Dieseltreibölen.
Die für diese Aufgabenlösung erreichten Vorteile werden am Schluß der Beschreibung
durchVergleichszahlen dargetan und erläutert.
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Das Verfahren der Erfindung wird nachstehend an Hand der Zeichnung
erläutert, die eine zu seiner Ausübung geeignete Gesamtanlage in einer schematisch
gehaltenen Aufrißdarstellung zeigt.
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Es bezeichnet i die in einem senkrechten Längsschnitt erscheinende
Kammer eines liegenden Koksofens, von der nur ein kurzes, die eine Abschlußtür umfassendes
Teilstück dargestellt ist und die mit einer Kohlebeschikkung 2 angefüllt wird. Zwischen
deren Oberfläche und- dem Gewölbe --der Ofendecke befindet sich der übliche freie
Gassammelraum 3. Die Ofendecke trägt, über die ganze Länge der Kammer in der Mitte
zwischen den beiden seitlichen Heizwänden verteilt, eine Reihe von rohrförmigen
Einsatzkörpern 4. In der senkrechten Achse eines jeden der letzteren wird in der-Kohlebeschickung
2 durch Einstoßen oder Einbohren eines Formkörpers ein kanalartiger Hohlraum 5 hergestellt
und durch ein von' oben hereingesenktes Rohr 6 mit dem Einsatz 4 verbunden. Durch
Zwischenfugen einer Dichtung 7 am Kopfende des Rohrs 6 und durch genügend dichtes
Anschließen seines unteren Endes an den oberen Teil des Hohlkanals s wird dafür
gesorgt, daß in diesem Innenraum 5 und den anschließenden Abzugsrohren 6 und 4 ein
beträchtlicher Unterdruck aufrechterhalten werden bann, während trotzdem in dem
Gassammelraum 3 mit Rücksicht auf die begrenzte Dichtheit des Ofenmauerwerks, wie
üblich, ein dem äußeren Atmosphärendruck praktisch gleich großer Druck unterhalten
wird. . Die über die Ofendecke hinausragenden Einsatzrohre 4 sind durch Verbindungsstutzen
8 an die über die -ganze Kammerlänge reichende Sammelleitung 9 angeschlossen. Die
einzelnen Sammelleitungen 9 der verschiedenen, zu einer Batterie vereinigten Ofenkammern
1 führen in eine Vorlage io. Zwischen jeder Sammelleitung 9 und der Vorlage io befindet
sich das übliche Absperrventil i i und außerdem eine Drosselklappe 12. Durch letztere
kann, während der Absaugedruck in der Vorlage io auf ein bestimmtes konstantes Maß
gehalten wird, der in der Sammelleitung 9 und damit zugleich in den Absaugkanälen
5, 6, 4 unterhaltene Unterdruck innerhalb bestimmter Grenzen gehalten und beispielsweise
entsprechend dem Verlauf und der Phase des Destillationsprozesses - nach Bedarf
eingeregelt und verändert werden. Vorteilhaft wird der Unterdruck in dem Kanal 5
auf mindestens etwa - 4o mm W S gehalten und j e nach der zu verarbeitenden Kohle
imVerlaufe der Destillation und Verkokung bis zu einem Betrage von - Zoo mm WS und
mehr gesteigert. Diese Betriebsweise ist wesentlich für die Erzeugung der Teere
und Teeröle, die den Ausgangsstoff des erfindungsgemäßen Verfahrens bilden.
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Aus der Vorlage io werden die sämtlichen flüchtigen Destillationsprodukte,
d. h. Gase und Dämpfe, durch die Rohrleitung 13 in einen indirekt gekühlten Gaskühler
14 hineingeführt, in den auch die durch Luftkühlung gebildeten Kondensate der Vorlage
durch eine Rohrleitung 15 übertreten. An Stelle des einen Kühlers 14 können natürlich
deren mehrere in Parallel- oder Hintereinanderschaltung vorgesehen werden. Die Beförderung
der Gase erfolgt durch den hinter dem Kühler 1.4 angeordneten Gassauger 16, der
zweckmäßig als Schleudergebläse oder als Turbinengebläse ausgebildet wird. In dem
Kühler 14 werden die Destillationsprodukte bis auf gewöhnliche Temperatur abgekühlt,
wobei sich alle köndensierbaren Stoffe, Teer und ammoniakhaltiges Kondenswasser,
zu Flüssigkeit verdichten. Der Gassauger 16 treibt die abgekühlten Gase weiter durch
einen etwa als Pelouze-Apparat ausgebildeten Teerscheider 17 und durch die üblichen
Wascheranlagen 18 und 1g für Ammoniak bzw. Benzol hindurch, von wo sie schließlich
durch die Leitung 2o entweichen, um beliebigen Verwendungszwecken zugeführt zu werden.
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Außer in dem Gaskühler-14 werden teerige und wässerige Kondensate
noch im Gassauger-16 und im Teerscheider 17 durch Schleuder- oder Prallwirkung ausgeschieden.
Die sämtlichen Kondensate gelangen aus diesen -drei Vorrichtungen 14, 16, 17 durch
Rohrleitungen 21, 22, 23 in einen Scheidebehälter 24 hinein, worin sie durch Absetzenlassen
in die wässerigen und öligen Anteile geschieden -werden. Das obenauf schwimmende
ammoniakhaltige Wasser wird durch den Überlauf 25 in den Behälter 26 überführt,
während der nach unten@sinkeride Teer durch das Überlaufrohr 27 in den anderen Behälter
28 hinein gelangt. Aus letzterem wird der
Teer durch die Pumpe 29
in den Hochbehälter 3o überführt. In diesem Hochbehälter wird vorteilhaft durch
Anwendung einer mäßigen indirekten Erwärmung, etwa mittels Dampfheizschlangen, eine
weitere Abscheidung von Wasser herbeigeführt, worauf der Teer nunmehr zur weiteren
Verarbeitung verfügbar ist. .
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Dieses Teergemisch besitzt, um ein Zahlenbeispiel zu nennen, einen
Gehalt von etwa 5 °/o an restlichem Wasser und Leichtölen, d. h. Bestandteilen bis
i 8o° Siedepunkt, etwa 40 % an phenolhaltigen Ölen von den Siedegrenzen i8o bis
300°, weitere etwa 30 % an ebenfalls phenolhaltigen Ölen, die Anthracen enthalten,
von den Siedegrenzen 3oo bis 38o° und einen darüber siedenden Rest von etwa 25 %
an Pechbestandteilen. Für das Verfahren der Erfindung ist der im Hochbehälter
30 gesammelte Teer als Ausgangsstoff unmittelbar geeignet. Vorteilhafter
jedoch werden die genannten Fraktionen von i8o bis 300° und von 3oo bis 38o° Siedegrenzen
für sich genommen. Zur Fraktionierung wird der Teer aus dem Hochbehälter 3o. durch
eine Falleitung 31 und eine Abzweigleitung 32 einem Destillierapparat 33 zugeführt,
der im vorliegenden Beispiel diskontinuierlich- betreiben ist, gegebenenfalls aber
auch für kontinuierlichen Betrieb vorgesehen werden kann. Die oben aus dem Destillierapparat
33 entweichenden Destillierdämpfe werden in einem Kühler 34 verdichtet und die flüssigen
Destillate in drei Sammelbehältern 35, 36, 37 aufgespeichert. Beispielsweise dient
der Behälter 35 zur Aufnahme der Teichtest siedenden Bestandteile, Leichtöl und
Wasser, der Behälter 36 zur Aufnahme der Teeröle von den Siedegrenzen i8o bis 300°,
die hier Gasölfraktion genannt werden sollen, und schließlich der Behälter 37 zur
Aufnahme der höchstsiedenden Teeröle von 3oo bis 38o° Siedegrenzen. Der dann noch
verbleibende Destillationsrückstandwird aus dem Destillierapparat 33 durch die Leitung
38 abgezogen. Die absperrbaren Abflußleitungen 39, 4o der Behälter 36, 37
und ihre Zusammenführung über die Leitung 41 mit der Rohrleitung 42, 43, welche
die Fortsetzung der Falleitung 31 des Teerhoch-Behälters 3o bildet, ermöglichen
es, der erfindungsgemäßen Behandlung mit wässerigem Alkohol nach Belieben entweder
eine der aus dem Behälter 36 öder 37 zu entnehmende Teerölfraktion oder auch den
im Hochbehälter 30 gesammelten Rohteer selbst zu unterwerfen. Die Endleitung
43, welche jedes dieser drei verschiedenen Produkte aufnehmen kann, bildet den einen
Zweig einer Speiseleitung 44 der Misch- und Förderpumpe 48. Den anderen Zweig bildet
eine Rohrleitung 45, welche die Fortsetzung der Abflußleitung 46 eines Hochbehälters
47 für den im Verfahren benötigten wässerigen Alkohol darstellt. Vor der Pumpe 48
ist in die Speiseleitung 44 ein direkt wirkender Wärmeaustauscher 49 eingebaut,
der je nach Bedarf zum Erwärmen oder Kühlen der durchgeführten Flüssigkeiten dient.
Die Misch- und Förderpumpe 48, die zweckmäßig als Schleuderpumpe ausgebildet wird,
entnimmt durch die Leitungen 4'3 und 45 passende, durch eingebaute Regelvorrichtungen
entsprechend eingestellte Mengen des zu verarbeitenden Teeröls und des zu seiner
Behandlung dienenden Alkohols, mischt diese im Wärmeaustauscher 49 auf passende
Temperatur gebrachten Flüssigkeiten und fördert das Gemisch durch eine Rohrleitung
50 in einen stehenden Scheidebehälter 51 hinein, der im oberen und unteren
Teil Siebböden 52 zur Verbesserung des Scheidens enthält. Durch die Vermischung
des Teeröls mit dem Alkohol, der eine Grädigkeit von 77 bis 84 Gewichtsprozent hat,
wird aus den Teerölen ein aus Phenolen und Neutralölen bestehendes Phenolprodukt
extrahiert,- das etwa zu 5o bis go % aus Phenol besteht. Dieses Gemisch aus Alkohol,
Phenol und Öl ist spezifisch leichter als' das zurückbleibende Neutralöl, schwimmt
daher in dem Scheidegefäß 51 oben auf .und wird durch den oberen Ablaß 53 abgezogen.
Das im Scheider 51 unten zurückbleibende Neutralöl wird vorteilhaft, um -ihm den
noch darin verbliebenen Rest von Phenolkörpern zu entziehen, einer zweiten gleichartigen
Behandlung mit Alkohol unterworfen. Zu diesem Zweck wird es am Boden von 51 durch
die Überlaufleitung 54 abgenommen und dem Speiserohr 55 einer zweiten Misch- und
Förderpumpe 56, der wieder ein Wärmeaustauscher 57 vorgeschaltet ist, zugeleitet.
In dieses Speiserohr 55 mündet zugleich eine zweite. Rohrleitung 58 ein, die von
der Abflußleitung 46 des Alköholbehälters 47 abzweigt. Die Pumpe 56 bewirkt daher
eine erneute Mischung des aus 51 abgelaufenen Neutralöls mit frischem Alkohol und
befördert dieses Gemisch in den zweiten Scheidebehälter 59 hinein, der in
gleicher Weise wie der erstgenannte Scheider 51 wirkt. Das in 59 sich bildende Gemisch
von Alkohol, Phenol und Öl fließt durch den Ablauf,6o weg und vereinigt sich mit
dem durch den Ablauf 53 ankommenden Alkohol-Phenol-Gemisch des Scheidebehälters
51 in der Abflußleitüng 61. Das fertigbehandelte Neutralöl fließt aus dem Scheidebehälter
59, durch das Überlaufrohr 62 ab..
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Die Abflußleitüng 6i führt zu einem Destillierapparat 63, der dazu
dient, aus dem extrahierten
Alkohol-Phenol-Gemisch den Alkohol
abzudestillieren und dadurch wiederzugewinnen. Der Destillierapparat ist hier für
diskontinuierlichen Betrieb vorgesehen, könnte jedoch auch ein kontinuierlich betriebener
sein. 'Der übergetriebene Alkohol zieht, und zwar in hochkonzentrierter Form, als
die Teichtest flüchtige Substanz oben aus dem Destillierapparat 63 in einen Kühler
64 ab und wird darin verdichtet. Der so wiedergewonnene Alkohol fließt in die Saugleitung
65 einer Hubpumpe 66 ab und wird durch die letztere mittels der Steigleitung 67
in den Hochbehälter 47 für Alkohol zurückgeführt. Im .Destillationsrückstand des
Destillierapparates 63 verbleiben das hochkonzentrierte ölige Phenolprodukt und
die Hauptmenge des dem Alkohol beigemengten Wassers, gegebenenfalls in Form einer
sehr verdünnten Alkohollösung. Nach hinreichender Abkühlung schichten sich diese
beiden Stoffe im Bodenteil des Destillierapparates 63 derartig, daß das Phenolprodukt
unten und das Wasser oben lagert, und können dementsprechend getrennt durch die
Ablaufleitung 68 abgezogen werden, die ein Absperrventil 70 enthält und eine
Verbindung 69 mit der Pumpensaugleitung 65 hat.- Zuerst wird durch 68 bei
offenem Ventil 7o das Phenolprodukt abgelassen. Danach wird das Ventil 7o geschlossen
und das verbleibende Wasser durch die Verbindungsleitung 69 der Hubpumpe
66 zugeleitet, die @es schließlich wieder in den Hochhehälter 47 zurückbringt, so
daß damit die ,einen gewissen Wassergehalt bedingende Grädigkeit des Alkohols wieder
hergestellt wird.
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Wenn der Destillierapparat 63 für kontinuierliches -Arbeiten vorgesehen
ist, wird er zweckmäßig so betrieben, daß als flüchtiges Destillat Alkohol mit so
viel Wassergehalt übergeht, daß der etwa im Destillationsrückstand verbleibende
wässerige Alkohol genügend verdünnt ist, um sich von dem Neutralöl anstandslos zu
scheiden.
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Das aus dem zweiten Scheider 59 durch das überlaufrohr 62 abfließende
Neutralöl enthält Alkohol in einer Anteilmenge von etwa 10% gelöst, und zwar in
hochprozentiger Form. Um auch diesen Alkohol zurückzugewinnen, wird das Neutralöl
durch die Rohrleitung 62 einem Destillierapparat 71 zugeleitet. Dieser wird wegen
der geringen Anteilmenge des Alkohols und wegen seiner Hochprozentigkeit vorteilhaft
als eine kontinuierlich betriebene Kolonne vorgesehen. Der übergetriebene Alkohol
wird in dem- Kühler 72 verdichtet und aus diesem mittels der Hubpumpe 73 durch die
Steigleitung 74 ebenfalls in den Hochbehälter 47 zurückgeleitet. Hiermit steht der
gesamte im Verfahren benötigte Alkohol,' von kleinen unvermeidlichen Verlusten abgesehen,
für die erneute Behandlung von Teer und Teerölen zur Verfügung. ' Das .vom Alkohol
befreite Neutralöl fließt aus der Destillierkolonne 71 als Destillationsrückstand
bei 75 ab. Es enthält höchstens noch etwa 2 % an Phenolen, stellt also ein
praktisch phenolfreies Produkt dar und kann, j e nach -dem Ausgangsstoff,
aus dem es stammt, unmittelbar verwendet oder - auch weiteren üblichen Behandlungen
unterworfen werden. Beispielsweise bei Verarbeitung der Gasölfraktion aus dem Behälter
36 wird das schließlich erhaltene Neutralöl einer Wäsche mit konzentrierter Schwefelsäure
unterzogen und stellt dann ein hervorragend gutes Treiböl für Dieselmotoren dar.
Bei Verarbeitung der Teerölfraktion aus dem Behälter 37 kommt eine Abscheidung des
darin enthaltenen Anthracens in Betracht.
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Die Anwendung der Mischpumpen 48 und 56 ist ein sehr vorteilhaftes
und wirksames Mittel für das Einwirkenlassen des Alkohols auf die Teeröle, jedoch
nicht unbedingt erforderlich. Andere gebräuchliche Vorrichtungen zum Verrühren oder
sonstigen Zusammenbringen der beiden Flüssigkeiten können verwendet werden, insbesondere
auch Kolonnen, durch welche dieselben im Gegenstrom zueinander zur wechselseitigen
Einwirkung gebracht werden. Im letzteren Falle ist die mindestens zweimalige Behandlung
mit jedesmal frischem Alkohol unerläßlich. In besonderen Fällen, j e nach- dem Ausgangsmaterial
und den Mischvorrichtungen, kann eine öftere Wiederholung der Behandlung mit wässerigem
Alkohol zweckmäßig sein.
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Wie schon eingangs erläutert worden ist, ist wesentlich für das Verfahren
der Erfindung die besondere Art der Gewinnung des Ausgangsstoffes im Kohlendestillationsofen,
nämlich das Absaugen der flüchtigen Destillationsprodukte aus den inneren Hohlräumen
5 der Kohlenbeschickung 2 unter beträchtlichem Unterdruck. Es ist jedoch nicht notwendig,
daß die gesamte Destillation und Verkokung der Kohle ausschließlich nach dieser
Betriebs-«-eise durchgeführt wird. Insbesondere kann, was bei 'dem Ausführungsbeispiel
der Zeichnung nicht mit vorgesehen ist, auch in Betracht kommen, daß ein Teil der
in der Ofenkammer entwickelten flüchtigen Destillationsprodukte, sei es etwa nur
für gewisse Zeitabschnitte der Destillation und Verkokung, aus dem freien Gassammelraum
3 nach außen geleitet, beispielsweise, wie üblich, durch eine in der Ofendecke angebrachte
Abzugsöffnung und ein anschließendes -Steigrohr in eine besondere, von der Vorlage
io- des Zeichnungs= beispiels ganz unabhängige Gasvorlage hinein abgeführt wird.
Ausführungsbeispiel.
Westfälische gasarme Kokskohle mit 19 0/0 flüchtigen Bestandteilen wurde
in einem liegenden Koksofen mit Absaugungseinrichtungen gemäß dem Zeichnungsbeispiel
bei Beheizungsternperaturen auf der Kammerseite der Heizwände von annähernd goo°
in der Weise verkokt, daß die Unterdrücke zum Absaugen in den. Innenkanälen 5 der
Kohlebeschickung 2 sehr bald nach Beginn auf etwa - 40 mm WS eingestellt und bis
etwa zur Hälfte der Garungszeit allmählich auf einen Endbetrag von - 150
mm WS gesteigert wurden, worauf diese Art der Absaugung eingestellt und für den
Rest der Garungszeit ein Absaugen gewöhnlicher Art aus dem Gassammelraum 3 in eine
besondere Gasvorlage vorgenommen wurde. Die flüchtigen Destillationsprodukte der
über die erste Garungszeithälfte unterhaltenen Innenabsaugung wurden in üblicher
Weise bis auf gewöhnliche Temperatur gekühlt, und als Gesamterzeugnis der Kühlung
wurde ein Rohteer als Ausgangsstoff gewonnen, der folgende Stoffkonstanten besaß:
Spezifisches Gewicht .... = i,o7, Viscosität bei 2o° ...... = 7,8°
Engler, Gehalt an Phenolen. . . . . = i 5 0/0, Gehalt an Pechbestandteilen
.............. = 25 0/ . 0 Die Destillierprobe ergab folgende Zusammensetzung
nach Siedepunkten: Beginn: bei i50°.
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15o bis i80°: 4% Destillat (Wasser Leichtöl), bis 25o°: 2o0/, Destillat,
bis 300°: 43% Destillat, bis 36o°: 69% Destillat, bis 38o°: 750/0 Destillat, Rest
über 38o°: 25% (Pech).
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Aus dem Röhteer wurde durch Destillation eine Fraktion von den annähernden
Siedegrenzen ISO bis 3oo° erhalten, die folgende Konstanten besaß: Spezifisches
Gewicht .... = o,979, Viscosität bei 2o° ...... - i,2° Engler, Gehalt
an Phenolen ..... = 2o %, Flammpunkt bei 67o.
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Zusammensetzung nach der Destillierprobe: Beginn bei iSo°.
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bis 2oo°: 6% Destillat, bis 25o°: 690/0 Destillat, bis 30ö°: 96% Destillat.
4 Dieses Teeröl wurde einer zweimaligen Wäsche mit Alkohol von 8o-Gewichtsprozent
wie folgt unterzogen: Wäsche I ' iooo ccm Teeröl wurden mit iooo ccm 8o%igem Alkohol
bei 6o° C kräftig verrührt und das Gemisch absetzen lassen. Nach der Scheidung ergaben
sich i. alkohollösliches Gemisch = 95o ccm, hierin waren enthalten i8o ccm öle (Phenole
-f- Neutralöle), 770 ccm Alkohol von 79,9 0/0; 2. Neutralöle mit dem
Rest des verwendeten Alkohols in Lösung.
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Wäsche II Die als unlöslicher Rest verbliebenen Neutralöle nebst darin
gelöstem Alkohol der Wäsche I wurden wieder mit iooo ccm frischem Alkohol von 8o
% kräftig verrührt und das Gemisch absetzen lassen. Nach der Scheidung ergaben sich
i. alkohollösliches Gemisch = 1325 ccm, hierin waren enthalten i 7o ccm Öle (Phenole
+ Neutralöle), i 15 5 ccm Alkohol von 8o 0/0; 2. 695 ccm ITeutralöle
mit einem Rest gelösten Alkohols, hierin waren enthalten 64o ccm Neutralöle, 55
ccm Alkohol von 94 0/0. Der Phenolgehalt der alkoholfreien Neutralöle betrug 2 0/0.
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Die Phenolöle der beiden Wäschen, also ISO + 170 = 350 ccm,
wurden zusammengegeben und eine Phenolbestimmung des Gemisches gemacht, die einen
durchschnittlichen Phenolgehalt von 53 % ergab.
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Für den Verfahrensgang ist zu beachten, daß das unlösliche Neutralölgemisch
aus der Wäsche I noch einen mehrfach höheren Alkoholgehalt in Lösung enthielt als
das schließlich erhaltene Neutralöl der Wäsche II.
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Die Rückgewinnung des den erhaltenen Produkten in Lösung beigesellten
Alkohols durch Destillation der Gemische ergab 770 ccm Alkohol von 79,9 % aus dem
Phenolöl der Wäsche I, ii55ccm Alkohol von 8o 0/0 aus dem Phenolöl der Wäsche 1I,
55 ccm Alkohol von 94 % aus den Neutralölen der Wäsche II. Diese Spiritusmengen
ergeben, umgerechnet, zusammen rund i ggo ccm Alkohol von 8o 0/0, gegenüber einem
Einsatz von 2ooo ccm. Demnach ist der Alkoholverlust 1o ccm = 0,5 0/0.
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Das Gesamtergebnis aus iooo ccm phenolhaltigen Teerölen von 18o bis
300° Siedegrenzen ist nach obigem also 350 ccm Phenolöl mit 53 0/ö Phenol
und 640 ccm Neutralöl mit 2 0/0 Phenol.
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Der mit der Erfindung erzielte Fortschritt ergibt sich aus der nachstehenden
Gegenüberstellung zweier Treiböle aus Teerdestillation der Steinkohlenkoks- und
Gaserzeugung, von denen das erste aus einem erfindungsgemäßen Ausgangsstoff der
Innenabsaugung,
das zweite aus Teer der bekannten Gewinnungsweise
bei Koksöfen mit üblicher Absaugung stammt und beide Male die Beschaffenheiten ohne
eine Verarbeitung und nach einer Verarbeitung mit wässerigem Alkohol angegeben sind.
I II |
Treiböl aus Teer von Koksöfen Treiböl aus Teer von Koksöfen |
mit erfindungsgemäßer Innen- mit üblicher Absaugung aus dem |
absaugung Gassammelraum |
ohne nach ohne nach |
Verarbeitung Verarbeitung Verarbeitung Verarbeitung |
mit Alkohol mit Alkohol |
Siedegrenzen ................. bei I70' Siede-, bei
19o° Siede- bei 18o° Siede- bei 184° Siede- |
beginn beginn beginn beginn |
bis 300° 981/01 bis 300° 95°/o bis 33o° 94°/o bis 32o°
9a° /o |
Phenolgehalt .................. 15,8°/o o I3°/0 =°/o |
Paraffingehalt ........... . .... 24,0°11o !
370°/0 ' 0 o |
Wasserstoffgehalt ............. 10,25°/o I ==,5°/o 735°/o
7.49°i |
Kohlenstoffgehalt ............. 86,95°/o i 88,4°/o 90,i°/0
I 92>0°/0 |
Oberer Heizwert ............. 9845 WE 10 325 WE g180
WE 9400 WE |
Flammpunkt ................ . # 64- C 68:, C |
Zündpunkt (im Sauerstoffstrom) 432° C 525° C |
Nach vorstehendem ergibt die Entphenolierung durch Alkoholwäsche gemäß der Erfindung
bei Innenabsaugungsteer sehr namhafte Steigerungen des Gehalts an Paraffinkohlenwasserstoffen
und Wasserstoff sowie des Heizwerts, während bei gewöhnlichem Teer diese Veränderungen
gering sind. Außerdem liegt der Zündpunkt bei ersterem bedeutend niedriger als bei
letzterem. Diese Unterschiede bedeuten aber eine erhebliche Überlegenheit des nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren erhältlichen Erzeugnisses für seine Verwendung als
Dieseltreiböl.