DE654631C - Verfahren zur Herstellung von bituminoesen Papieren und Pappen - Google Patents

Verfahren zur Herstellung von bituminoesen Papieren und Pappen

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DE654631C DEB172229D DEB0172229D DE654631C DE 654631 C DE654631 C DE 654631C DE B172229 D DEB172229 D DE B172229D DE B0172229 D DEB0172229 D DE B0172229D DE 654631 C DE654631 C DE 654631C
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Description

  • Verfahren zur Herstellung von bituminösen Papieren und Pappen Die Herstellung von wasserdichten und wasserfesten Papieren und Pappen erfolgte bis vor nicht allzu langer Zeit fast ausschließlich in der Weise, daß aus geeigneten Rohstoffen sehr saugfähig und porös gearbeitete Papier- oder Pappenbahnen in besonders dafür eingerichteten Maschinen, gegebenenfalls wiederholt, durch das gelöste oder geschmolzene Tränkmittel hindurchgeführt wurden. Ein Überschuß an Tränkmittel wurde dabei durch geeignete Vorrichtungen abgestreift, worauf die Bahnen nach dem Trocknen aufgerollt wurden. Ganz abgesehen davon, daß für dieses Verfahren nur aus ganz bestimmten Rohstoffen, die ein sehr saugfähiges Fertigerzeugnis ergeben, hergestellte Papier-oder Pappenbahnen Verwendung finden können, ist es zu einer völligen Durchtränkung derselben erforderlich, sie vor dem Eintritt in das Tränkmittel zum Zwecke der' Austreibung der in den Poren eingeschlossenen Luft stark zu erhitzen, bis etwa i5o°, damit die Tränkmiftel, die bei geschmolzenen bituminösen Stoffen etwa die gleiche Temperatur haben müssen, möglichst tief eindringen. Es ist nicht zweifelhaft, daß bei diesen für den technischen Erfolg erforderlichen hohen Temperaturen und dem wiederholten Durchtränken die Beschaffenheit des Fasergefüges leidet.
  • Bei der Beurteilung der Wirtschaftlichkeit dieses Verfahrens fällt ferner ins Gewicht, daß die Papier- und Pappenbahnen zum Teil aus Rohstoffen, wie Wolle oder Halbwolle, hergestellt werden müssen, die nicht immer und überall in ausreichender Menge zu erhal= ten sind und daß es von einem Erzeugnis ausgeht, das einer wiederholten Bearbeitung unterworfen werden muß.
  • Ein weiteres Verfahren besteht darin, auf die trockenen Papierstoffbahnen mittels geeigneter Vorrichtungen gelöste oder geschmolzene bituminöse Stoffe einseitig aufzutragen. Es ist klar, daß solche mit dem wasserunlöslichen Mittel einseitig bedeckte Papierstoffbahnen gegen Feuchtigkeit und Wasser nicht sehr widerstandsfähig sein können, denn selbst eine hartgeleimte Papierbahn wird schon nach kurzer Zeit durch Feuchtigkeit und Wasser zerstört, so daß dann nur die dünne Asphalthaut verbleibt, die mechanischen Einwirkungen nicht widersteht.
  • Nach der raschen und günstigen Entwicklung der Erzeugung mehr oder weniger stabiler oder mehr oder weniger feiner wäßriger Dispersionen aus bituminösen Stoffen, z. B. Asphalt, in den letzten io Jahren ist man dazu übergegangen, wasserfeste und wasserdichte Papiere in der Weise herzustellen, daß man z. B. Asphalt in Form einer Dispersion in den fertiggemahlenen Papierstoff im Holländer oder in der Mischhütte in entsprechender Menge einbringt, nach gutem Durchmischen durch geeignete Zusätze ausfällt und den so vorbereiteten Stoff in der Rund- oder Langsiebpapiermaschine verarbeitet. Der im Stoff fein unü gleichmäßig verteilte Asphalt schmilzt auf den Trockenzylindern der Papiermaschine und durchtränkt dabei gleichmäßig die Papierbahn. Man erhält auf diesem Wege nicht nur wasserabstoßende, sondern auch wasserdichte und wasserfeste Papiere oder Pappen.
  • Die Herstellung solcher Asphaltemulsionen kann mit Emulgatoren, z. B. Leim, Gelatine, Albumin, Casein usw., erfolgen. Eine andere Gruppe bilden jene Emulsionen, die mit kolloidalem Ton und anderen feinstverteilten staubförmigen Stoffen, z. B. Kaolin und den Hydroxyden der Erdalkalimetalle und anderer, erhalten werden. Es kommen ferner Emulsionen zur Anwendung, die aus verschiedenen Gemischen von mit den erwähnten Emulgatoren hergestellten Emulsionen bestehen.
  • Eine Reihe von Verfahren, die sich solcher Emulsionen abstoßender Stoffe zum Behandeln von Papierstoff bedienen, sind bekannt und unter Patentschutz gestellt worden.
  • Ein derartiges Verfahren besteht darin, daß als wasserabstoßende Mittel hauptsächlich Asphalt, Paraffin und ähnliche Stoffe in Einulsionsform zur Anwendung kommen. Dabei wird das geschmolzene Bitumen mit einer Lösung von N atriumsilicat bestimmter Stärke einulgiert und in bestimmten Fällen noch mit einem Schutzkolloid, z. B. dickem Leim, Casein und anderen, stabilisiert. Der so verhaltenen Dispersion wird dann ein Fällungsmittel, z. B. Kalkhydrat, Alaun oder andere geeignete Salze, die sich mit dem Natriumsilicat umsetzen, hinzugefügt. Auf diese Weise soll das Bitumen oder ein ähnlicher Stoff in einen solchen Zustand der Verteilung gebracht werden, daß -er von den Papierstoffasern ohne Anwendung eines weiteren Fällungsmittels festgehalten wird. Bei diesem Verfahren wird also eine bestimmte Emulsion verwendet, der vor dem Zusätze zum Papierstoff Fällungsmittel zugesetzt werden, die sie für den beabsichtigten Verwendungszweck geeignet machen sollen. Es ist ferner bekanntgeworden, Emulsionen von Asphalten, Teeren, Pechen, Paraffin und ähnlichen bituminösen Stoffen oder Seifenlösungen der Harze, Fette, Öle u. dgl. oder auch Gemische derselben oder deren wasserunlösliche Seifen und Metallverbindungen dem Papierstoff zuzufügen und finit ihm innig zu vermischen.
  • Als Ernulgatoren zur Überführung der genannten Tränkstoffe in kolloide Lösungen oder Emulsionen bedient sich dieses Verfahren der Seifen oder der Kohlehydrate, z. B. Gummi, Melasse, Dextrin, der Sulfitablauge und anderer; auch Ölsulfonsäuren u. dgl. kommen zur Verwendung. Nach dem Durchmischen des Papierstoffes im Holländer mit diesen Tränkmitteln werden diese auf dem Faserbrei mit Hilfe geeigneter Mittel ausgefällt und dein Pappenbrei vor oder nach der Ausscheidung der Tränkstoffe gegebenenfalls noch Kochsalz, Glaubersalz, Kalkwasser oder Barytwasser oder ähnlich wirkende Stoffe zugesetzt. Durch diese Hinzufügung von Elektrolyten oder Erdalkali.salze enthaltendem Wasser soll die Unlöslichkeit der ausgesalzenen Seifen oder der entstehenden Metallverbindungen noch erhöht werden. Die Aufhebung der kolloiden Lösungen oder der Emulsionen soll in an sich bekannter Weise durch verdünnte Säuren, Metallsalzlösungen usw. erfolgen, während beim Gebrauch der nur suspendierten Trä,nkungsstoffe keine Fällungsmittel erforderlich sind.
  • Ein weiteres Verfahren, bei dein mit dem wasserabstoßenden Stoff auch mineralische Füller und beispielsweise kenntötende Mittel in das Papier eingebracht werden können, besteht ebenfalls in der Hinzufügung der Emulsion zu dem Papierstoff im Holländer. Der so vorbereitete Stoff wird in bekannter Weise in der Papiermaschine verarbeitet.
  • Die bei diesem Verfahren verwendete Emulsion ist eine Kalk-Alaun-Asphaltemulsion oder eine Kalk-Schwefelsäure-Asphaltemulsion. Die Herstellung der Emulsion erfolgt in der Weise, daß zunächst eine gewisse Menge gebrannter Kalk gelöscht und nach dem Ablöschen in einem Mischer mit siedendem Wasser verdünnt und sorgfältig durchgemischt wird. Zu der heißen Kalkaufschlämmung wird unter Durchmischung eine bestimmte Menge von Alaun, wie er in der Papierindustrie verwendet wird, in Lösung hinzugesetzt, so daß Calciumsulfat und Aluminiumhydroxyd entsteht und ein gewisser Überschuß von Calciumhy droxy d verbleibt. Unter ständigem Rühren wird nun eine entsprechende Menge geschmolzener Asphalt zugefügt und die erhaltene Emulsion in Vorratsbehälter abgefüllt. Statt Aluminiumsulfat können auch andere Metallsalze, z. B. Kupfersulfat, ferner Mineralsäuren, z. B. Schwefelsäure u. a., benutzt «,-erden. Auch können an Stelle von Asphalt andere wasserabstoßende Stoffe in gleicher Weise emulgiert werden.
  • In allen Fällen werden die Emulsionen der Tränkstoffe dem Papierstoff im Holländer oder in der Mischbütte zugesetzt und nach gründlichem Vermischen über die Langsiebmaschine herausgearbeitet.
  • Die Vorteile der Anwendung von Emulsionen in der geschilderten Weise liegen klar zu Tage. Man kann jeden zur Papierfabri= kation geeigneten Papierstoff und Gemische daraus ohne und mit den in der Papierindustrie üblichen Zuschlagstoffen und Beschwerungsmitteln verarbeiten, man ist in der Lage, dem Papier durch entsprechende Mahleng eine Beschaffenheit zu erteilen, die für den Verwendungszweck des Fertigerzeugnisses erforderlich ist, und man ist ferner imstande, durch die Wahl eines entsprechenden Mahlgrades schon mit verhältnismäßig geringen Zusatzmengen an Asphalt dem fertigen Erzeugnis Eigenschaften zu erteilen, wie sie heim Tränk- oder Streichverfahren niemals erreicht werden können.
  • Man hat also freie Wahl der Rohstoffe, der Mahleng und der Zusatzmengen an bituminösen Stoffen. Außerdem erfolgt das Schmelzen der Asphaltteilchen gleich auf den Trockenzylindern der Maschine. Auch gebt man bei diesem Verfahren nicht von einer fertigen Bahn aus, die wiederholt bearbeitet «erden muß, um ihr nachträglich die gewünschten Eigenschaften zu geben, sondern man erhält diese schon in dem beabsichtigten Grade bei der Erzeugung der Papier- oder Pappenbahnen selbst in einem einzigen Arbeitsgang.
  • Diesen zweifellosen Vorteilen stehen aber auch gewisse Nachteile gegenüber. So ist mar_, um nicht Betriebsstörungen bei dem Laufe der mit Tränkm.ittel versetzten Papierstoffe über die Papiermaschine, besonders über die Naßpartie, zu haben, an die Benutzung gewisser härterer Bitumen, z. B. Asphaltsorten, gebunden, die kein Verschmieren des Siebes und der Filzbespannungen und kein Kleben an den Preßwalzen verursachen. Die Zylinder der Trockenpartie müssen deshalb eine höhere Temperatur besitzen, als die bei der Herstellung gewöhnlicher bituminöser Papiere übliche, damit ein Schmelzen und vollkommenes Durchtränken der Papierbahn erreicht wird. Diese Schwierigkeiten sind durch die Auswahl eines geeigneten Trinkmittels aus den zahlreichen auf dem Markt befindlichen Sorten, durch gewisse fachtechnische Kunstgriffe und, was die erforderliche Schmelzwärme auf der Trockenpartie anlangt, durch die Wahl passender Dampfdrucke zu beseitigen.
  • Viel schwieriger gestaltet sich aber die Beseitigung eines anderen Nachteiles; der durch das spezifische Gewicht des Trinkmittels, z. B. des Asphaltes, das weit über dem des verwendeten Papierstoffes und auch noch über dem des Fabrikationswassers liegt und das zum Zwecke der gleichmäßigen Verteilung und späteren Durchtränkun.g außerordentlich fein dispergiert sein muß, verursacht wird. Ist die Dispersion nicht sehr fein, so setzen sich die Teilchen des Trinkmittels im Papierstoff auf dem Sieb der Papiermaschine sehr rasch ab, und man erhält ein einseitiges Fertigerzeugnis, das nur zum Teil den gestellten Anforderungen genügt. Es ist klar, daß die Teilchen des bituminösen Stoffes um so leichter in Schwebe bleiben, je feiner sie sind und daß sie sich mit zunehmender Vergröberung immer schneller absetzen. An diesem Umstande ändert auch nichts die Verwendung von Fällungsmitteln, die zwar eine Vergröberung der Dispersion, nicht aber eine Haftung auf der Faser herbeiführen. Die Eigenschaften der dispergierten Trinkmittel stimmen auf der Naßpartie weitgehend mit denen der in der Papierindustrie benutzten feinen Beschwerungsmittel, z. B. Talkum, Kaolin u. a., überein und erfahren keine chemische Veränderung durch das Fällun.gsmdttel, z. B. Alaun, wie dies bei den Harzseifen durch die Bildung von Resinaten der Fall ist.
  • Man wird also zum Zwecke des möglichst langen Schwebens der bituminösen Teilchen und deren sehr gleichmäßiger Verteilung im Papierstoff auch möglichst feine Dispersionen anwenden müssen, gelangt dadurch aber zu einem anderen Nachteil, darin bestehend, daß mit dein Siebwasser und an den Saugern und Pressen ein hoher Prozentsatz des dispergierten Trinkmittels verlorengeht. Wie schon bemerkt, ändern Fällungsmittel daran nichts, auch nicht- die Verwendung sehr feiner Siebe, da die nur wenige ,u großen Teilchen hindurchgehen; überdies sind bekanntlich auch der Feinheit des Siebes Grenzen gezogen. Nun ist es wohl möglich, durch Zurückführen des Abwassers in den Kreislauf der Fabrikation diesen Nachteil und die dadurch entstehenden Verluste teilweise zu beseitigen.
  • Da aber aus bekannten Gründen nicht das ganze Rückwasser wieder benutzt werden kann, da ferner mit der Anreicherung des Papierstoffes mit feinsten kolloidalen Teilchen nicht nur die Abgänge mit dein Sieb-oder sonstigen Rückwasser steigen und dessen Verarbeitung immer schwieriger wird, läßt sich diese Verlustquelle auf diesem Wege nicht in dem gewünschten Maße verstopfen. Es ist noch zu erwähnen, daß durch die Maßnahme der Verwendung des Rückwassers auch die Einhaltung bestimmter Tränkmittelmengen im fertigen Erzeugnis unmöglich wird. Diese Abwässer klären sich auch nur sehr langsam und bilden dadurch eine Duelle von Störungen und Beanstandungen.
  • Die zu lösende Aufgabe besteht demnach darin, zur Erreichung feinster Verteilung und langen Schwebens des Trinkmittels im Faserstoff eine sehr feine Dispersion desselben zur Anwendung zu bringen und Maßnahmen zu treffen, die eine weitgehende Zurückhaltung der Tränkmittelteilchen im Papierstoff herbeiführen. Obwohl diese beiden Forderungen eine gewisse Gegensätzlichkeit aufweisen, werden sie doch durch das nachstehend beschriebene neue Verfahren in technisch vollkommener Weise erzielt.
  • Es ist klar, daß vor allem dieDispersion des Tränkmittels so stabil sein muß, daß sie sich vollkommen mit Wasser verdünnen und gleichmäßig darin verteilen läßt, da der damit zu durchtränkende Papierstoff in großen Wassermengen aufgeschlämmt ist. Die Herstellung solcher stabiler Dispersionen bietet dem Fachmanne keine Schwierigkeiten. Schon weniger leicht aber ist es, bei den aus den bereits geschilderten Gründen anzuwendenden härteren Bitumensorten, z. B. Asphalt mit Erweichungspunkten zwischen q.o bis 6o° nach K r ä m e r- S a r n o w , .die erforderliche Feinheit der Dispersion zu erreichen, und hierfür haben sich unter den verschiedenen bekannten Emulgatoren die Caseinate am günstigsten erwiesen. Eine Ausnahme macht das Calciumcaseinat, bei dessen Verwendung grobe, zu dem vorliegenden Zwecke nicht brauchbare Dispersionen erhalten werden.
  • Man kann bei der Anwendung der Caseinate so verfahren, daß man zunächst eine sehr feine wäßrige Dispersion herstellt und diese in noch warmem Zustande mit der für die. Stabilisierung erforderlichen Caseinatmenge, die zwischen a bis 501ä, auf die Dispersion gerechnet, schwankt, unter Rühren hinzufügt. Dadurch wird nicht nur die geforderte Stabilität, sondern auch noch eine Verfeinerung der Teilchen erreicht. Es ist aber auch möglich, das Caseinat bei der Erzeugung der Dispersion in entsprechender Menge neben dem gewählten Emulgator in diese einzubringen. Beide Wege führen zu der notwendigen feinen Dispersion, und kein anderer Stabilisator kommt in diesem Punkte- dem Caseinat gleich, das auch, wie später erwähnt wird, noch andere zu dem vorliegenden Verwendungszweck günstige Eigenschaften besitzt. Sehr vorteilhaft ist es, der auf diesem Wege erhaltenen wäßr:igen Dispersion noch den für die Papierleimung gebräuchlichen Harzleim in Mengen von etwa 2 bis q.°/0, auf den Papierstoff berechnet, hinzuzufügen. Doch ist dies keine Bedingung für den späteren Erfolg.
  • Durch die Schaffung einer derartigen wäßrigen, äußerst feinen Dispersion ist ein Teil der oben angeführten-Forderungen erfüllt. Diese Dispergierung würde aber bei der Verarbeitung des damit versetzten Papierstoffes in großen Mengen mit dem Siebwasser ablaufen und dadurch erhebliche Verluste an Tränkmitteln entstehen.
  • Um dies zu verhindern, wird erfindungsgemäß dem fertiggemahlenen Papierstoff im Holländer oder in der Mischhütte vor Zugabe der wäßrigen Dispersion Kalkmilch in einer solchen Menge zugesetzt, daß der Kalkgehalt, als Ca (OH), berechnet, etwa 0,15 bis 0,85'/o auf Papierstoff beträgt. Der Kalkzusatz richtet sich nach der Härte des Fabrikationswassers, der Art des Papierstoffes, dem Mahlgrad desselben und der Beschaffenheit der benutzten Dispersion. Nach erfolgtem Kalkzusatz und guter Durchmischung fügt man die dem beabsichtigten Tränkmittelgehalt des Fertigerzeugnisses entsprechende Dispersionsmenge hinzu und läßt wieder gut durchmischen. Hierbei treten zunächst keinerlei Veränderungen in dem Stoffgemisch auf. Nunmehr setzt .man dem Papierstoegemisch Alaunlösung in solcher Menge zu, daß saure Reaktion eintritt; blaues Lackmuspapier soll. deutlich rot werden. Bei dem Zusatz der Alaunlösung treten in dem Stoff sehr erhebliche Veränderungen auf. Derselbe erscheint flockiger und dichter, die Tränkmittelteilchen, die vor der Alaunzugabe beim Ausdrücken des Stoffes mit dem Wasser abliefen, haften zwischen und an dem Papierstoff, und das Wasser läuft klar ab. Trotzdem ist, wie sich mikroskopisch feststellen läßt, nicht etwa eine Vergröberung der Tränkmittelteilchen eingetreten. Offenbar hält die bei der Alaunzugabe eintretende kolloidale Fällung von Calciumsulfat und Aluminiumhydroxyd, die zwischen und auf den Papierstoffasern verteilt ist, auch die feinen Teilchen des Tränkmittels umschlossen und fest.
  • So vorbereiteter Papierstoff iäßt bei der Verarbeitung auf der Papiermaschine nur sehr wenig Bitumenteilchen durch das Sieb hindurchgehen, so daß die Verluste daran auf ein Mindestmaß beschränkt sind und das Siebwasser fast klar abläuft. Die geringen Mengen an Fasern und Bitumenteilchen setzen sich sehr schnell ab, so daß eine rasche Klärung- der Abwässer eintritt und der Fangstoff leicht aus den Stoffiltern entnommen werden kann.
  • So zugerichteter Papierstoff arbeitet sich leicht und störungsfrei über die Maschine und ergibt nach dem Schmelzen des Tränkmittels auf der Trockenpartie ein geschlossenes, gleichmäßiges, je nach der angewendeten Menge des Tränkmittels wasserabstoßendes oder wasserfestes und wasserdichtes Erzeugnis. Überraschend ist dabei, daß so gearbeitete bituminöse Papiere auch luftdicht sind, was sonst nur schwierig zu erreichen ist. Es ist das zweifellos auf die Wirkung der beim Alaunzusatz eintretenden kolloidalen Fällungen, an denen auch das Caseinat der wäßrigen Dispersionen beteiligt ist, und die dadurch erfolgende Füllung zurückzuführen. ° Der Zusatz an Kalkmilch kann auch zu dem fertigen Caseinat oder zu der mit diesem erzeugten Dispersion, statt zu dem Papierstoff, erfolgen und das Calciumhydroxyd auch so in diesen eingebracht werden.
  • Eine Bildung von Calciumcaseinat entsteht übrigens durch das Vermischen des Caseinates mit der Erdalkalihydroxydaufschlämmung nicht, da letztere so stark verdünnt ist, daß eine Umsetzung des Caseinates und somit die Entstehung von Calciumcaseinat nicht möglich ist, selbst wenn diese nicht dem mit der stabilisierten Dispersion vermischten Papierstoff, sondern schon der fertigen Dispersion zugesetzt wird. Wie bereits erwähnt, besitzen die mit Alkalien oder wasserlöslichen alkalischen Salzen erhaltenen Caseinate eine außerordentlich hohe Stabilisierungsfähigkeit, die bei den angegebenen Caseinatzusätzen von a bis 5 °%o, bezogen auf die Dispersion, so groß ist, daß selbst saure Salze und verdünnte Mineralsäuren, noch viel weniger aber ein Zusatz von Erdalkalihydroxyd, in der genannten Höchstmenge die Dispersion unter Bildung von Calciumcaseinat zu zerstören vermag. Was ferner den Zusatz des Erdalkalihydroxydes zu dem für die Stabilisierung der Asphaltdispersion benötigten Caseinat selbst anbetrifft, so ist zu bemerken, daß das zur Herstellung der Asphaltdispersion verwendete Caseinat mit so reichlichen Mengen von Alkalien oder wasserlöslichen alkalischen Salzen versehen ist (sein PH-Wert liegt weit über 1z), daß eine unerwünschte Calciumcaseinatbildung auch hier vermieden wird, die, wie schon erwähnt, keine genügend feine Dispersion ergibt. Die Anwendung anderer Erdalkalien mit ähnlichen Eigenschaften, wie das Calciumhydroxyd unter Benutzung geeigneter Fällungsmittel, ist ebenfalls möglich. Aus wirtschaftlichen Gründen ist jedoch die Verwendung von Calciumhydroxyd geboten.
  • Der technische Fortschritt dieses Verfahrens liegt also in der Anwendungsmöglichkeit sehr feiner wäßriger Dispersionen des Tränkmittels und in der trotz dieser großen Feinheit sehr weitgehenden Zurückhaltung durch den Papierstoff, ferner in dessen gleichmäßiger Verteilung und der dadurch erzielten Verbesserung des Fertigerzeugnisses und der Erzielung von Abwässern, die nur geringe Mengen an bituminösen Stoffen und Fasern enthalten und sich leicht und schnell klären lassen.

Claims (1)

  1. PATENTANSPRUCH: Verfahren zur Herstellung von bituminösen Papieren und Pappen durch Vermischen des Papierstoffes mit bituminösen, unter Verwendung von Caseinaten stabilisierten Dispersionen, insbesondere solchen harter Asphalte, denen gegebenenfalls Harz- oder . ähnliche Leime zugemischt sein können, dadurch gekennzeichnet, daß entweder dem Caseinat, der fertigen Dispersion oder dem Papierstoff Aufschlämmungen von Erdalkalihydroxyden zugesetzt werden, worauf die Dispersion nach Mischung mit dem Papierstoff durch Alaun oder ähnliche Fällungsmittel auf dem Papierstoff niedergeschlagen wird.
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Cited By (3)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
DE869147C (de) * 1942-07-18 1953-03-02 Shell Ag Verfahren zur Herstellung von wasserdichten Pappen
DE958525C (de) * 1951-05-17 1957-02-21 Dr Franz Piekenbrock Verfahren zur Herstellung von mit Steinkohlenteer oder Bitumen getraenkter Dach- und Isolierpappe
DE1035039B (de) * 1952-10-13 1958-07-24 Wilhelm Holzhaeueriaatexia Hol Masse fuer Bauplatten aus Pflanzenfasern und Verfahren zur Herstellung derselben

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