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Verfahren und Vorrichtung zuin Feuchten von Metallflachdruckformen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum l@ euchten von Metallflachdruckformen und
eine Feuchtwalze, welche mit einer Schicht aus einem thixotropen Glyceringel bedeckt
ist mit oder ohne darunter befindlicher poriger t'iiterlage, beispielsweise aus
Schwammkautscliuk oder Filz.
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Das Flachdruckverfahren beruht auf der Unmischbarkeit von Öl und Wasser
und besteht in kurzen Worten in dem Aufbringen des Bildes mittels einer fetten Druckfarbe
auf die Oberfläche einer trockenen Metalldruckplatte, worauf während des Druckens
die nichtdruckenden Flächenteile der Platte in einem feuchten und infolgedessen
farbabstoßenden Zustand aufrechterhalten werden.
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Die Verwendung von Wasser zum Feuchten hat mehrere schwerwiegende
Nachteile, von welchen insbesondere die Tatsache erwülnit sei, daß das Wasser flüchtig,
daß seine %'iscosität sehr niedrig und daß ein hoher (1rad von Geschicklichkeit
notwendig ist, um der Druckfläche eine so genau bemessene Wassermenge 7,,uzuführen
bzw. auf der Fläche aufrechtzuerhalten, um die nichtdruckenden l,' lächen vor Verunreinigungen
durch die Druckfarbe zu schützen und andererseits zu verhindern, daß die Feuchtflüssigkeit
auf die Druckflächen übergreift, wodurch der Farbwert cles gedruckten Bildes herabgesetzt
wird. Diese Schwierigkeiten sind schon lange erkannt worden, und es wurden viele
Versuche unternommen, um sie auszuschalten oder zu verringern. So hat man z. B.
vorgeschlagen, an Stelle des üblichen Feuchtwassers Glycerin oder einen anderen
viscosen, nichtflüchtigen, mehrwertigen Alkohol der aliphatischen Reihe zu verwenden.
Die Viscosität des Glycerins macht dieses wirksamer als Wasser, bietet jedoch zu
gleicher Zeit eine ernsthafte Schwierigkeit, insofern es sich bisher äußerst schwierig
erwies, auf die nichtdruckenden Flächen einen Film aufzubringen, welcher sowohl
hinreichend dünn als auch gleichmäßig ist, um die schädliche Wirkung zufolge des
obengenanuten Übergreifens der Feuchtflüss.igkeit auf die Druckfläche zu verhindern.
Wenn die auf den nichtdruckenden Flächen befindliche Glvc.erinmenge derart ist,
daß die darübergeführte Farbwalze dem Glycerin eine nennenswerte Bewegung zu erteilen
vermag, wird eine kleine Glvcerinwelle durch die Farbwalze nach vorwärts geschoben
und über das Druckbild hinweggeführt. Zufolge seiner Viscosität verursacht das Glycerin
eine merklich größere Degradation des gedruckten Bildes, als es bei Verwendung von
Wasser unter ähnlichen Umständen der Fall ist. Um aber von den erwünschten Eigenschaften
des Glycerins vorteilhaft Gebrauch zu machen, d.li. von seiner Viscosität und Hygroskopizität,
und um die bisher unüberwindbaren Schwierigkeiten zu vermeiden, nämlich mit einer
glycerinbeladenen Anfeuchtwalze eine hinreichend zähe filmartige Glvcerinschicht
über die nichtdruckenden Flächen zu erzielen ohne Degradation des Druckbildes, wurde
bereits vorgeschlagen,
das Glycerin in Form von feinst dispergierten
Teilchen in die Druckfarbe selbst einzuverleiben, da man gefunden hat, claß eine
solche emulsoide Farbe, wenn das Verhältnis von dispergiertem Glycerin zu den pigmentierten
öligen Lösungsmitteln richtig gewählt war, eine gerade hinreichende Menge von'Glycerin
auf die nichtdruckenden Flächen abgibt. Insoweit es die Erhaltung der nichtdruckenden
Flächen im farbabstoßenden Zustand- durch eine äußerst dünne filmähnliche Glycerinschicht
betrifft, welche aus- der von der Farbwalze aufgetragenen Druckfarbe ergänzt wurde,
ließ dieses Verfahren nichts zu wünschen übrig. Die Vorteile zufolge der Verwendung
von Glycerin und seine genau angemessene Zuführung zur Platte wurden jedoch mehr
als aufgewogen durch die Tatsache, daß solche emulsoiden Druckfarben und Tinten
instabil sind und zum Brechen neigen, unter Abscheidung,des Glycerins vom pigmentierten
Lösungsmittel- im DruC'kfarbenbehälter, ferner durch die Tatsache, daß solche emulsoi.clen
Druckfarben zufolge des darin enthaltenen hygroskopischen Glycerins während mehrerer
Wochen, ja sogar Monate nach (lern Trocknen naß blieben, und ferner durch die Tatsache,
daß zufolge des notwendigen Gehaltes eines wesentlichen Anteiles der nicht pigmentierten
Flüssigkeit, d. h. des Glycerins, ihre Deckkraft erheblich verringert 'ist, so daß
zur Erzielung guter Farbwerte solche emulsoiden Farben so stark mit Pigment beladen
werden mußten, daß ihre physikalischen Eigenschaften nachteilig beeinflußt wurden,
wie für den Fachmann ohne weiteres ersichtlich.
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Die vorliegende, Erfindung betrifft Hilfsmittel zum Aufbringen einer
äußerst dünnen filmartigen Glycerinschicht, welche weder beweglich noch verschiebbar
ist, auf die nichtdruckenden Flächen von Metallflachdruckformen, Ohne daß ein Eingreifen
oder eine Überwachung erforderlich ist. Ein weiterer Erfindungszweck besteh darin,
einen solchen Glycerinfilm zwischen aufeinanderfolgenden Einfärbungen derart zu
ergänzen, daß er die nichtdruckenden Flächen der Platte wirksam gegen die Verunreinigung
durch die Druckfarbe auch bei .großen Auflagen schützt, ohne daß ein Einstellen
der Glycerinzufuhr notwendig wäre.
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Es wurde gefunden, daß ein thixotropes Glyceringel, d. Ir. ein solches,
welches, obwohl es im Ruhezustande die charakteristischen Eigenschaften eines festen
Gels aufweist, durch mechanische Einwirkung verflüssigt werden kann und in diesem
verflüssigten Zustand bestrebt ist, wieder seinen ursprünglichen Gelzustand anzunehmen,
derart durch Reibungsberührung mit der Oberfläche einer Flachdruckform verflüssigt
werden kann, daß auf dieser eine äußerst dünne, aber zusammenhängende ununterbrochene
filmartige Schicht aus Glycerin zurückbleibt, welche bemerkenswert fest an der Platte
haftet. Das hat seine Ursache wahrscheinlich in der beobachteten Tatsache, daß ein
Glycerinfilm, der aus einem thixotropen Gly ceringel stammt, weniger beweglich und
widerstandsfähiger gegen Fett unter dem Druck der darübergeführten Farbwalze ist,
als es bei einem Film von gewöhnlichem Glycerin der nämlichen Dicke der Fall ist.
Beim Hinwegführen Gier feuchten Walze über die Druckplatte wird natürlich die gesamte
Plattenfläche mit einem dünnen Film des thixotropen Glyceringels überzogen. Dieser
Film ist im Gegensatz zu dem gewöhnlichen Glycerinüberzug äußerst dünn; er beeinträchtigt
daher in keiner Weise das Drucken der Bildteile und zeigt auch nicht die Nachteile,
welche das gewöhnliche Glycerin in den damit emulgierten Druckfarben verursacht.
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Der thixotrope Effekt ist äußerst deutlich bei Glyceringelen; da diese
sehr empfindlich sind, ist es angebracht, ihnen eine Unterlage oder porigen Träger
bei Verwendung als Anfeuchtmittel gemäß der Erfindung zu geben, z. B. aus Schwammkautschuk
oder Filz.
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Zum besseren Verständnis der mechanischen Merkrüale einer Anfeuchtewalze,
die für die Zwecke der Erfindung geeignet ist, soll diese an Hand der Zeichnungen
näher erläutert werden. .
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Fig. i stellt eine perspektivische Ansicht einer Walze dar, welche
einen Überzug aus thixotropem Glyceringel trägt.
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Fig. 2 ist ein vergrößerter Teilschnitt durch die Walze gemäß Fig.
i mit einem Überzug aus Sch"yamrnkautschuk, Fig. 3 ein ähnlicher Teilschnitt durch
eine Walze, bei welcher jedoch der Überzug aus Filz besteht.
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Ein Kern i (Fig. i) ist mit einer zusarnmenhän.genden Schicht eines
thixotropen Glv_ -ceringels 2 überzogen. In den F ig. 2 und 3 ist die Anordnung
einer porigen Unterlage 3 im Schnitt dargestellt, welche den Kern i umgibt und mit
denn die Schicht 2 bildenden Gel durchtränkt und bedeckt ist.
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Während für vergleichsweise kurzen Gebrauch oder kleine Auflagen es
zufriedenstellend ist, direkt auf den Kern eine Überzugsschicht des thixotropen
Gels aufzubringen, deren Durchmesser bei längerem Gebrauch natürlich abnimmt, was
ohne 2#Tachteil ist, wird es für große Auflagen vorgezogen, den Kern mit einer dünnen
Schicht, beispielsweise von 3 mm, aus Schwammkautschuk zu überziehen oder aus Filz
oder aus anderem elastisch zusammendrückbaretn Stofft, welcher
durch
die Feuchtigkeit nicht schädlich beeinflußt wird, und diesen Stoff mit einer solchen
flüssigen Mischung von Glycerin und Gelatine zu tränken, welche nach dein Erstarren
ein thixotropes Gel bildet. Durch Drehen der Walze in waagerechter Lage während
des Erstarrens der Glycerin-Gelatine-Mischung erhält man leicht eine dünne Überzugschicht
auf der porigen Unterlage. Beim Gebrauch zeigt es sich, daß, nachdem die Außenschicht
2 (Fig. 2 oder 3) durch Reibungsberührung mit einer Flachdruckform verflüssigt und
auf die nichtdruckenden Flächen übertragen worden ist, die Feuchtwalze gemäß der
Erfindung weiterhin Glyceringel abzugeben vermag zufolge der elastischen Zusarnmendrückbarkeit
<der porigen Unterlage.
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Da die Beschaffenheit des käuflichen Glycerins und der Gelatine verschieden
sein kann, sollen die in den nachstehenden Ausführungsbeispielen mitgeteilten Zahlenangaben
nur als angenähert betrachtet werden, wobei jedoch der Fachmann keinerlei Schwierigkeiten
haben wird, für eine gegebene Gelatine- bzw. Glycerinmenge das Mischungsverhältnis
festzustellen, welches ein Gel des erwünschten Thixotropiegrades ergibt. Ausführungsbeispiel
Zu ioo g Gelatine werden 25o ccm Wasser hinzugefügt, welche 2o g Chloralhydrat enthalten.
Nach mindestens 3stündigem Quellen oder vorzugsweise über Nacht fügt man zur Mischung
300 ccm Wasser hinzu und erhitzt auf eine Temperatur zwischen 6o und 65°,
bis die Auflösung stattfindet, worauf man gleiche Teile der gelösten Gelatine und
hochgradiges Glycerin vermischt. Diese Mischung ergibt beim Abkühlen auf Zimmertemperatur
ein festes, wenn auch empfindliches Gel, welches die thixotrope Eigenschaft angenähert
im erwünschten Maße zeigt. Geringe Schwankungen im Mischungsverhältnis der Glycerin-Gelatine-Bestandteile
verursachen entsprechende Unterschiede in der Steifheit des Gels und in seinem thixotropen
Verhalten gegenüber leichten Reibungskräften. Es ist zu beachten, daß die Verflüssigung
der Gelatine so ausgeführt werden soll, vorzugsweise auf einem Wasserbad bei einer
deutlich unterhalb 70°C befindlichen Temperatur wegen der Gefahr der Umwandlung
der Gelatine durch übermäßiges Erhitzen in den nicht gelatinierenden Zustand. Es
ist ferner erwünscht, daß (las Chloralhvdrat oder andere geeignete keimtötende Mittel,
wie z. B. Hexy1resorcinol, dem Wasser beigemischt sind, welches zum Aufquellen der
Gelatine zu Beginn benutzt wird. Nebenbei sei erwähnt, (laß, obgleich diese Tatsache
wohl bekannt ist, ein keimtötendes \littel erforderlich ist, um die bakterielle
Verflüssigung der Gelatine zu verhindern. Man soll jedoch ein solches Mittel auswählen,
welches die Druckplatte oder das darauf befindliche Kolloid oder andere Bild nicht
angreift. Die obenerwähnte Vorsichtsmaßnahme, die Temperatur unterhalb 70° zu halten,
gilt auch für die Verflüssigung des Glycerin-Gelatine-Gels durch Erwärmen zum Zwecke
des Tränkens des porigen Werkstoffes und des Überziehens der äußeren oder Walzenfläche
mit dem Gel.
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Es ist manchmal erwünscht, dem als Feuchtflüssigkeit auf Metall-druckplatten,
insbesondere auf Zinkdruckplatten, benutzten Glycerin Salze, wie Ammoniumnitrat
und Aminoniumphosphat, zuzufügen. Falls die Zufiigung sölcher Salze bei den Anfeuchtmitteln
gemäß der Erfindung ebenfalls erwünscht ist, ist es nur notwendig, die gewünschte
Menge in dem der gequollenen Gelatine zuzufügenden Wasser aufzulösen und nach dem
Zusatz und Erwärmen auf 6o° C nötigenfalls mehr Wasser beizumischen, bis die vollständige
Lösung der Salze und der Gelatine stattgefunden hat. Feuchtemittel, welche gemäß
der Erfindung brauchbar sind, umfassen viscose flüssige mehnv ertige Alkohole, wie
z. B. Glycerin, Glykol, Diäthylenglykol u. a., welche die allgemeinen Eigenschaften
einer hohen Viscosität und M.ischbarkeit mit Wasser besitzen. An Stelle der im vorstehenden
erwähnten Gelatine kann natürlich, wie bekannt, Agar Agar oder andere ähnliche Stoffe
verwendet werden.