-
Faserstoff seil, insbesondere als Seele für Drahtseile verwendbar,
und Verfahren zu seiner Herstellung Die Erfindung betrifft Faserstoffseile, die
aus Seilfasern bestehen und ein Schmiermittel, wie z. B. Fett, enthalten. Derartige
Seile können entweder für sich oder aber auch als Seele für Drahtseile verwendet
werden.
-
Es ist bisher üblich gewesen, die verschiedenen Arten von Tauen zu
schmieren, z. B. Schiffstaue: Drahtseilkerne und Tauwerk im allgemeinen, das der
Atmosphäre, insbesondere der Feuchtigkeit, ausgesetzt wird. In der Regel ist eine
derartige Schmierung durch Benutzung leichter Öle von der einen oder anderen Art
vorgenommen worden, die unmittelbar in die Seile eingebracht wurden.
-
Man hat bei Drahtseilen auch bereits vorgeschlagen, als Schutzmittel
in die Zwischenräume zwischen den Drahtlitzen eine Mischung aus Graphit o. dgl.
mit Kautschuk oder Guttapercha einzubringen, um so dem Metall eine längere Haltbarkeit
zu sichern. Dabei wurde das Schutzmittel in ein Hanfseil aufgesaugt oder auf dessen
Oberfläche aufgetragen, und dieses Hanfseil wurde als Seele für das Drahtseil benutzt.
An Stelle der Benutzung eines derartigen Hanfseiles wurde auch vorgeschlagen, das
Schutzmittel mit Asbest oder Sägespänen zu vermischen, um auf diese Weise die Viskosität
in dem gewünschten Maße zu erhöhen.
-
Die bekannten Vorschläge, Faserstoffseile herzustellen, die in ihrem
Kern genügend geschmiert waren und sich vor allein als Drahtseilseele verwenden
ließen, stießen alle auf die Schwierigkeit, ein geeignetes Schmiermittel zu beschaffen.
Bei der Anfertigung von Drahtseilen ist es nämlich üblich, den faserigen Kern durch
die Drahtlitzen so dicht zusammenzupressen, daß sich sein Querschnitt ' nicht mehr
vermindert, wenn das Drahtseil in Benutzung genommen wird. Der angewandte Druck
ist derart, daß der faserige Kern in die Hohlräume zwischen den den Kern umgebenden
Drahtlitzen eingepreßt wird. Unter diesem Druck wird ein wesentlicher Teil jeder
schmierend wirkenden Verbindung in dein Kern in die umgebenden Drahtlitzen ausgequetscht.
-
Die Eifindung schlägt zwecks Zuführung einer erhöhten Menge von Schmiermittel
in das Faserstoffseil vor, einen faserigen Stofft als Zusatz zu dein Schmiermittel
zu verwenden, der eine höhere Aufnahmefähigkeit für das Schmiermittel besitzt als
die Seilfasern selbst, und die Mischung des faserigen Stoffes mit dem Schmiermittel
über die Zwischenräume der Fasern des Faserstoffseiles zu verteilen bzw. diese Zwischenräume
lose mit dem Stoff zu durchsetzen. Als faseriger Stoff wird zweckmäßig Asbest, vorzugsweise
in fein verteiltem Zustande, verwendet.
-
Der faserige Zusatzstoff hat gemäß der Er-.findung eine zweifache
Wirkung. In erster Linie erhöht z. B. Asbest selbst, abgesehen von dem Schmiermittel,
die Abnutzungsfestigkeit der Faserstoffseillitzen, da das Asbest selbst als Schmiermittel
wirkt und
verhindert, daß die. Faserstofflitzen sich gegenseitig
zerschneiden. Ferner hält der Asbest einen .größeren Vorrat des Schmiermittels zurück
und erhöht auf diese Wee, die Lebensdauer der Faserstoffseile, während,,-. er gleichzeitig
gestattet, größere Mengen..' Schmiermittel zu benutzen, ohne daß die, Größe der
verwendeten Faserstofflitzen in dem Seil oder der Drahtseilseele vermindert werden
müßte. Dies ist von besonderer Bedeutung, weil bei einer Verminderung des Faserstoffgehaltes
die Fasern sich sehr leicht durchscheuern würden. Gemäß der Erfindung wird dies
vermieden, da der Füllstoff, wie z. B. Asbest, weit größere Schmiermittelmengen
aufnimmt, ohne den Umfang oder die Größe des Faserstoffseiles zu erhöhen.
-
Der Asbest erfüllt bei dem Faserstoffseil nach der Erfindung also
eine ganz andere Aufgabe als bei dem bekannten Vorschlag, nach welchem Sägespäne
oder Asbest einem Schmier- bzw. Schutzmittel lediglich zur Erhöhung der Viskosität
zugesetzt und diese Mischung ohne Faserstoff seil in ein Drahtseil eingebracht wird.
-
Es hat sich als zweckmäßig erwiesen, das Verhältnis des faserigen
Stoffes oder Asbestes zu dem Schmiermittel, wie z. B. Fett, etwa in der Größenordnung
3 Teile Schmiermittel oder Fett zu i Teil faserigem Stoff oder Asbest zu wählen.
Dieses Verhältnis gilt insbesondere bei der Benutzung ziemlich grob gemahlenen Asbestes.
Ein fein gemahlener Asbest kann außerdem in geringerer Menge beigemengt werden.
Sorgfältig gereinigt, gemahlen und staubfein verteilt, saugt Asbest das 14- bis
16fache seines Gewichts an Schmiermittel auf, während Manila, Hanf u. dgl. nur %tbis
1/4 ihres Gewichtes aufnehmen. Statt Asbest kann jedoch eine große I'veihe anderer
Aufsaugmittel benutzt werden, wie z. B. Jute, Baumwolle, Lnters o: dgl.
-
Jedes geeignete Schmiermittel kann benutzt werden, welches van dem
Aufsaugmittel in geeignetem Umfang aufgenommen wird. Die Erfindung bevorzugt die
Benutzung eines Fettes von hoher Zähigkeit und Viskosität. Ein Fett mit z. B. 72
Teilen Mineralölen, i oo-Vislcositätsnaphthalin-Grundlage Smakkover Öl und ?,'/,Teilen
Aluminiumoleat ist sehr vorteilhaft. Zweckmäßig wird ihm eine geringere Menge eines
Schutzmittels, wie eines Erdöloxydationsproduktes, z. B. Degras, Kreosot, Thymol,
Kiefernteer o. dgl., oder ein solches, wie es von der Alox-Chemical Co. hergestellt
wird, zugesetzt. 12°/o des Aloxstoffes wird bei der obigen Mischung bevorzugt.
-
Die Herstellung eines Faserstoffseiles, das ein Aufsaugmittel mit
hohem Aufnahmevermögen enthält, wird zweckmäßig in der Weise vorgenommen, daß der
faserige Stoff oder Asbest zwischen die Fasern des FaserstofT-seiles, vorzugsweise
während dessen Zwirneng, aufgeblasen wird.
-
Als Schmiermittel können statt Aluminiumoleatseifen andere Aluminiumseifen,
wie z. ß. Alüminiumtungat oder -linoleat, benutzt werden. Auch können Fette verwetldet
werden, die als Grundlage irgendeine geeignete gelierende Seife enthalten, z. B.
können Magnesium-, Calcium-, Natriumblei-, Zink- oder andere Seifen benutzt werden.
Für Schiffstaue oder andere Taue, die bei ihrer bestimmungsgemäßen Benutzung mit
Wasser in Berührung kommen, kann es zweckmäßig sein, ein wasserdicht machendes Mittel,
wie Kaseinverbindungen, ' Tungölverbindungen oder Stearinpech, beizumengen.
-
Es empfiehlt sich, sowohl äußerst fein verteilten Asbest wie auch
einen größeren Anteil von verhältnismäßig grob gemahlenem Asbest zu benutzen. Der
grobe Asbest wirkt dabei als ein geeigneter Träger für das, feine Material, das
sonst nur mit großer Schwierig-]zeit verteilt werden kann.
-
Ferner ist eine Menge von Asbest oder anderen faserigen Aufsaugstoffen
zu bevorzugen, die den zum Aufsaugen des Schmiermittels erforderlichen Betrag überschreitet.
Dies ist besonders wertvoll in Verbindung mit Drahttaukernen, weil dadurch verhindert
wird, daß das Schmiermittel bei der Benutzung des Taues herausgequetscht wird. Man
erhält so ein Seil von viel längerer Lebensdauer.
-
Als Beispiel für dieses Merkmal der Erfindung sei erwähnt, daß 75
Teile Fett der oben angegebenen Zusammensetzung mit 25 Teilen Asbest vereinigt werden.
Das Verhältnis von grobem und feinem Asbest in der Mischung richtet sich nach der
besonderen Anwendung, für die das Tau bestimmt ist, und auch nach der Eigenart des
Taues oder des Seilkernes selbst.
-
Wenn es erwünscht ist, ein Tau oder eillril lern von beträchtlicher
Aufsaugfähigkeit zu besitzen, benutzt man vorzugsweise 22 Teile groben Asbests mit
3 Teilen fein gemahlenem Asbest. Daraus ergibt sich eine gesamte Auf -nahmefähigkeit
von io8Teilen Schmiermittel, während die Asbestmischung nur mit 75 Teilen zusammen
benutzt wird. Ein etwas weniger aufsaugfähiges Material kann durch Benutzung von
23 Teilen grobem Asbest mit 2 Teilen fein gemahlenem Asbest dargestellt werden.
Dies ergibt eine Aufnahmefähigkeit von mindestens 97 Teilen Schmiermittel.
Für eine verhältnismäßig niedrige Aufnahmefähigkeit können 412 Teile grober Asbest
mit 1,12-Teil fein gemahlenem Materialbenutzt werden.
Man erhält
so eine Aufnahmefähigkeit "n 8012 oder mehr Teilen Schmiermittel.
-
Die Hersteller von Drahtseilen haben Normün für die zu den Kernen
zu benutzende Klasse der Fasern für Drahtseile von verschiedenen Größen und mit
verschiedener Litzenzahl aufgestellt. Ein gut gearbeitetes Drahtseil muß einen Kern
von richtiger -Dichte enthalten, um zu verhindern, daß er im Gebrauch noch dichter
wird, was zu einer Zusammendrückung des Drahtseiles führen würde, und um, den richtigen
Schlag der Litzen zu erzielen, wenn diese um den Kern gelegt werden. Die Litzen
müssen auch genau um den Kern passen, so daß ein Kleinstmaß an Reibung oder Scheuerwirkung
zwischen den inneren Oberflächen der Litzen gegeneinander entsteht.
-
Das aufsaugfähige Material in dem Kern muß deshalb von der Art sein,
daß es in der gewünschten Menge benutzt werden kann und die Größe des Kernes nicht
nennenswert erhöht, wenn es in das Drahtseil eingequetscht wird.