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Verfahren zur Beeinflussung der Farbe von pflanzlichen Materialien,
insbesondere Tabakblättern Es ist von großem Nachteil, daß in vielen Fällen die
Farbe der Tabakblätter, vor allem die gelbe Reifefärbung, die für Schneidgut, insbesondere
Feinschnitt und Zigarettentabak, sehr erwünscht ist, durch Nachdunkelung, insbesondere
Übergang in Bräun, beim Trocknen ganz oder teilweise verlorengeht.
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Es wurde nun gefunden, daß man die goldgelbe Reifefärbung frischer
Tabakblätter in sehr einfacher Weise dadurch festhalten kann, daß man die Blätter
in Wasser oder wässerigen Flüssigkeiten kurze Zeit erhöhter Temperatur aussetzt.
Dabei hat sich überraschenderweise ergeben, daß die erstrebte Wirkung durchweg bereits
bei einer außerordentlich kurzen Behandlungsdauer erzielt wird, so daß eine Qualitätsverminderung
durch Extraktion von .Bestandteilen des Pflanzenmaterials praktisch vermieden wird.
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Als vorteilhaft hat sich das Arbeiten in saurem Medium erwiesen, beispielsweise
kann man dem Wasser Essigsäure oder Salzsäure oder eine andere Halogenwasserstoffsäure
in geringen Mengen zusetzen; Schwefelsäure ist weniger zu empfehlen. Ferner läßt
sich durch Zusatz reduzierender Mittel, vorzugsweise solcher organischer Natur,
wie Ameisensäure oder Hydrazin, die Wirkung erhöhen. Auch die gleichzeitige Anwendung
eines reduzierend wirkenden Stoffes und einer Säure wirkt in manchen ,Fällen günstig,
z. B. eine wässerige Lösung von Hydrazinsulfat und Salzsäure.
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Im allgemeinen genügen bereits Mengen von einigen wenigen Prozenten
des Zusatzstoffes. Ameisensäure wirkt bereits in einer Konzentration von etwa r
°/o, während man bei den anderen genannten Zusätzen durchweg etwas größere Mengen
benötigt.
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Um die Befeuchtung der Blätter mit der Behandlungsflüssigkeit zu beschleunigen,
werden zweckmäßig geringe Mengen eines Netzmittels zugesetzt. Bei dieser Maßnahme
kann man vielfach mit noch geringeren Mengen des reduzierend wirkenden bzw. sauren
Zusatzstoffes auskommen.
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Bei der- Auswahl der Arbeitstemperatur ist zu berücksichtigen, daß
keine unerwünschte Auslaugung wertvoller .Stoffe erfolgt. Bei Verwendung von heißem
Wasser mit einer Temperatur von 9o bis roo° ist eine Tauchzeit von etwa ' J2 Minute
erforderlich, um die Farbfestlegung zu bewirken. Bei Anwendung einer Wassertemperatur
von etwa 90° verschwindet
eine etwa stellenweise noch vorhandene
Grünfärbung der Blätter; es wird also gleichzeitig eine Farbverbesserung erzielt.
Bei Verwendung der meisten in Betracht kommenden Reduktionsmittel und Säuren genügt
eine Temperatur von etwa 8o bei einer Tauchzeit von 5 bis io Sekunden.
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Der Möglichkeit einer unerwünschten Auslaugung des Tabaks kann weiterhin
dadurch begegnet werden, daß inan von vornherein Tabakextrakt enthaltende Flüssigkeiten
für die Behandlung verwendet. Mit der -Farbfestlegung läßt sich eine Beeinflussung
des :Materials in anderer Hinsicht verbinden, indein manderBehandlungsflüssigkeit
beispielsweise Stoffe, wie Kali- oder Kalksalze, die den Brand des Tabaks beeinflussen,
oder solche Stoffe zufügt. die eine Herabsetzung des Nikotingehaltes oder eine Geschmacksveränderung,
etwa durch eine Art Saucierung, bewirken. , Im übrigen wird -vielfach, so insbesondere
bei Verwendung von Ameisensäure als Behandlungsmittel, gemäß der Erfindung auch
ohne Anwendung derartiger bekannter @'erbesserungsmittel eine Geschmacks- und Geruchsverbesserung
des Tabaks beobachtet.
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Grün geerntete Tabakblätter nehmen bei Verwendung von Reduktionsmitteln
bzw. Säuren eine für Deckblätter geeignete fahle. bräunliche Farbe an.
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Besonders günstig wirkt sich das Verfahren atis, wenn man es im Anschluß
an eine an sich bekannte Behandlung mit Reizmitteln, wie sie zur Frühtreibung, Unterbrechung
der Keimruhe oder Beschleunigung der Farbbildung bei Früchten verwendet werden,
durchführt. Diese Vorbehandlung wird vorzugsweise durch eine Begasung mit Äthylen,
Äthylenoxyd, Acetylen, Kohlenoxyd oder Stickolydul ausgeführt. Durch eine entsprechende
Bemessung der Dauer dieser Vorbehandlung hat man es in der Hand, die Ungleichheit
der Reifefärbung zu beseitigen, die infolge der praktisch unvermeidbaren Unterschiede
im Reifezustand der geernteten Blätter stets vorhanden ist. Man unterbricht die
Begasung in einem Zeitpunkt, in dem die Mehrzahl der Blätter rein goldgelb oder
nur noch wenig grünlich ist. Durch die nun nachfolgende erfindungsgemäße Wärmebehandlung
wird der goldgelbe Ton festgehalten, während die grünlichen Anteile eine mehr ins
Gelbe verschobene Färbung annehmen.
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Die Trocknung der so behandelten Blätter kann in beliebiger Weise,
etwa in einem Trockenschuppen oder in sonstigen, auch dunklen Räumen an der Luft
erfolgen, ohne daß man Gefahr läuft, daß die Farbe verändert wird. Der Ausschluß
von Licht wirkt eher günstig als nachteilig. Eine Trocknung bei höheren Temperaturen
wird vorteilhaft rasch durchgeführt, zweckmäßig durch Einbringen' in vorher auf
mindestens 70° erhitzte Räume.
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lm folgenden sind die Arbeitsbedingungen für einige Ausführungsbeispiele
der Erfindung zusammengestellt:
Behand- IBehand- |
Behandlungsllüssigkeif lungstenr lungs- |
peratur lauer |
Grad Sekunden |
i. Wasser . . . . . . . . . . . . . . . 9o bis r c; o 'I 3
o |
2. 2°/oige wässerige Amei- |
sensäurelösung ...... So- 5 bis io |
3-2- bis 3°/oige wässerige |
Hydrazinhydratlösung So 5 - lo |
4. 1,5- bis 3°/jge wässerige |
Chlorwasserstofflösung, so 5 - 1o |
5. 5- bis 7,5°/oige wässerige |
Essigsäurelösung..... So 5 - l0 |
6.3 °;'" Hydrazinsulfat und I |
1,6 °/ Chlorwasserstoff |
enthaltende wässerige |
Lösung ............. So 5 - 10 |
In allen diesen Fällen können nach Wunsch Netzmittel, wie Kondensationsprodukte,
aus höhermolekularen Fettsäuren oder deren Abkömmlingen und Amino- oder Oxyalkylsulfonsäuren,
z. B. palmkernölsauresTauridnatrium, oder quaternäre Ammoniumverbindungen, die höhermolekulare
Alky lreste enthalten, z. B. Di,methyldodecylbenzylammoniumchlorid, in Mengen von
o,,5 bis i °/opzugesetzt werden.
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Das vorliegende Verfahren kanr, auch bei anderen pflanzlichen Materialien
Verwendung finden, insbesondere bei solchen, die als Tabakersatz in Frage kommen.
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Zur Verbesserung der Verbrennfähigkeit von Tabak hat man vorgeschlagen,
den Tabak vor der Tränkung mit den die Verbrennung unterstützenden Chemikalien in
heißes oder kochendes Wasser zu tauchen, um durch Zerstörung bzw. Öffnung der Zellenmembran
die Diffusion zu erleichtern (vgl. Patentschrift 224 324). Derartige tiefgreifende
Einwirkungen sind bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zu vermeiden. Die Wärmebehandlung
ist so zu leiten, insbesondere so kurz zu bemessen, daß eine wesentliche Extraktion
von Bestandteilen desTabaks nicht eintreten kann.
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Ähnliches gilt im Hinblick auf einen anderen bekannten Vorschlag (vgl.
Patentschrift 274 q.70), gemäß dem vor der Bleichung von Tabakblättern eine Behandlung
mit nahezu kochendem oder kochendem Wasser vorgenommen wird, durch welche die fett-,
harz-und wachsähnlichen Bestandteile des Tabaks sowie die Pektinstoffe entfernt
werden sollen.
Zudem handelt es sich bei dem vorliegenden Verfahren
nicht um eine Bleichung des Tabaks, sondern um die Erhaltung oder Förderung der
hellen Reifefärbung des Tabaks.
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Schließlich hat man bereits Alkoholdampf in der Hitze auf frische
Tabakblätter zur Einwirkung gebracht (vgl. Chem. Zentralbl. igii, I, .S. g89). Dadurch
wurde eine schnelle Trocknung der Blätter erzielt; die Blätter behielten längere
Zeit eine dunkelgrüne Farbe. Im Gegensatz hierzu wird bei dem vorliegenden, nicht
mit Alkoholdampf, sondern mit wässerigen Flüssigkeiten arbeitenden Verfahren die
gelbe Reifefärbung festgehalten grüne Farben gehen in einen fahlen bzw. bräunlichen
Ton über.
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Nach einem anderen bekannten Vorschlag (amerikanische Patentschrift
225 422) hat man auch bereits Alkohol in flüssigem Zustand bei Kochtemperatur auf
Tabakblätter einwirken lassen, um diese aufzuhellen. Dabei wurde eine Behandlungsdauer
von 3 bis B. Minuten vorgeschrieben. Im Gegensatz hierzu bemißt sich die erfindungsgemäße,
von einem Bleichverfahren wesentlich verschiedene Einwirkung von Wasseroder wässerigen
Flüssigkeiten zwecks Erhaltung der hellen Reifefärbung des Tabaks nach Sekunden.