DE64324C

DE64324C - Metallisirte Platten und andere Gegenstände aus Asbest

Info

Publication number: DE64324C
Application number: DENDAT64324D
Authority: DE
Original assignee: R. Graf WESTPHALEN in Wien
Anticipated expiration: 1911-02-22

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

Aus Asbest hergestellte Platten und. andere Gegenstände besitzen den Nachtheil, dafs' sie infolge ihrer Porosität Wasser oder sonstige Flüssigkeiten begierig aufsaugen und dann, namentlich wenn sie aus kurzfaserigem Asbest bestehen, durch mechanische Eingriffe leicht aufgerauht bezw. zerstört werden.

Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren, um Asbestplatten oder andere Gegenstände, welche zur Bekleidung von Wänden, zum Eindecken von Dächern, zur Herstellung von Theaterdecorationsstücken, feuersicheren Kästchen oder zu ähnlichen Zwecken verwendet werden, auf ihrer Oberfläche mit einem elektrolytisch hergestellten Metallüberzug zu versehen, wodurch der vorgenannte Nachtheil vollständig beseitigt wird, indem die Asbestplatten gröTsere Festigkeit und Widerstandsfähigkeit erhalten. Ueberdies können derartig metallisirte Asbestgegenstände bemalt oder in anderer Weise decorativ ausgeschmückt werden.

Das Galvanisiren nicht leitender Gegenstände bietet gegenwärtig Schwierigkeiten dar,' da das Leitendmachen der Oberfläche nach den bekannten Methoden immer nur sehr unvollkommen gelingt und daher das Anfällen des Metalles im galvanoplastischen Bade nur sehr langsam vor sich geht.

Der Erfindung gemäfs wird zum Zweck des schnellen und vollkommenen Galvanisirens von aus Asbest hergestellten Gegenständen ein leitend machender Anstrich, bestehend aus Graphit und einem Bindemittel, in passender Lösung auf diese Gegenstände aufgetragen und nach dem Trocknen des Anstriches werden die auf der Oberfläche liegenden Graphittheilchen auf mechanischem Wege (durch Poliren, Pressen, Glätten oder dergleichen) verdichtet. Hierauf werden die Gegenstände in das galvanische Bad gebracht, wobei, um die Bildung des Niederschlages auf zahlreichen Punkten der Oberfläche einzuleiten, passend geformte, mit Durchbrechungen versehene Metallplatten auf dieselben aufgelegt werden.

Um beispielsweise aus Asbestpappe hergestellte Platten galvanisch zu verkupfern, wird deren Oberfläche zunächst mit einer Mischung von geschlemmtem Graphit und Boraxschellacklösung oder Wasserglaslösung dünn überstrichen, nach dem Trocknen mit harten Bürsten geglättet und auf die graphitirte Oberfläche eine Metallplatte aufgeprefst, welche mit schlitzartigen Durchbrechungen und auf der nicht aufliegenden Seite mit einem isolirenden Lackanstrich oder Emailüberzug versehen ist. Die so vorbereitete Asbestplatte wird, nachdem, die erwähnte Metallplatte mit dem negativen Pol einer Batterie oder Dynamomaschine verbunden wurde, in ein entsprechend zusammengesetztes Kupferbad gebracht.

Sobald die den Schlitzen oder Durchbrechungen der Metallplatte entsprechenden freien Stellen der Graphitoberfläche mit Kupfer gedeckt erscheinen, wird die Metallplatte abgehoben und das Galvanisiren ohne dieselbe vollendet.

Um den Contact der Metallplatte mit der Graphitschicht zu sichern, können an der ersteren Metallfedern angebracht werden, welche an die zu metallisirende Oberfläche angedrückt werden. Statt der Metallplatte kann zur Einleitung des Galvanisirens auch ein aus Metall-

Stäben gebildetes, an die graphitirte Oberfläche angeprefstes Gitter verwendet werden.

Im Falle die Asbestmasse Bindemittel enthält, welche der Einwirkung freier Säuren nicht widerstehen, wie Leim, Stärke, Zinkoxychlorid u. s. w., mufs als galvanisches Bad eine Metalllösung verwendet werden, welche keine freien Säuren enthält. Da jedoch neutrale Kupferlösungen stets spröde, brüchige Metallniederschläge geben, so verwendet man bei Herstellung von Kupferniederschlägen vortheilhaft Lösungen von Kupfervitriol, die an Stelle der sonst üblichen Schwefelsäure Zink oder Eisenvitriol oder saures schwefelsaures Natrium enthalten.

Sollen die in der vorbeschriebenen Weise metallisirten Asbestplatten zur Auskleidung von Wänden oder zur Eindeckung von Dächern, wo dieselben den Witterungseinflüssen ausgesetzt sind, verwendet werden, so empfiehlt es sich, dieselben vor Anwendung des obigen Verfahrens wasserdicht und wetterfest zu machen. ¹ Zu diesem Zwecke werden die Platten in folgender Weise hergestellt:

50 Gewichtstheile Faserasbest werden mit 10 Gewichtstheilen gemahlenen Äsbestpappeabfällen und 10 Gewichtstheilen Zinkoxyd in einem Holländer durch ein Rührwerk mit 300 bis 500 Gewichtstheilen Wasser innig gemengt und unter fortgesetztem Rühren zuerst 7 Gewichtstheile Chlorzinklösung (von 50 bis 60 ° B.) und hierauf nach einander 10 Gewichtstheile Kernseifenlösung (1 Gewichtstheil Seife auf 10 Gewichtstheile Wasser), 21 Gewichtstheile Alaunlösung (3 Gewichtstheile Alaun auf 21 Gewichtstheile Wasser), 0,3 Gewichtstheile Soda, gelöst in 2 Gewichtstheilen Wasser, und 0,8 Gewichtstheile Bleizucker, gelöst in 2 Gewichtstheilen Wasser, eingetragen.

Der - Zusatz von Chlorzinklösung bewirkt hierbei die Bildung einer unlöslichen Masse infolge der Verbindung dieser Lösung bei ihrer Concentration mit dem vorhandenen Zinkoxyd, während der nachfolgende Zusatz von Seife, Alaun, Soda und Bleizucker dazu dient, die Poren dieser unlöslichen Masse auszufüllen und dieselbe undurchlässig zu machen, wobei das Vorsichgehen der eintretenden chemischen Reactionen durch die vorhandene Soda wesentlich erleichtert wird.

Aus der unter beständigem Rühren sich ergebenden gleichartigen Masse werden durch Schöpfen auf geeignete Formen die feuer- und wetterfesten Platten oder Gegenstände erzeugt, welche alsdann in der angegebenen Weise metallisirt werden.

Claims

Patent-Ansprüche:

1. Mit einem galvanischen Metallniederschlag überzogene Asbestplatten oder Asbestgegenstände zur wetterfesten und feuersicheren Verkleidung von Wänden, zur Dachdeckung, Herstellung feuerfester Kästchen, Theaterdecorationeri und anderen 'Zwecken.

2. Bei Herstellung der unter 1. angegebenen Erzeugnisse die Bildung einer elektrisch leitenden Schicht auf den aus Asbest angefertigten Gegenständen durch Ueberstreichen der Oberfläche derselben mit einer Mischung von Graphit und einem in einer Flüssigkeit gelösten Bindemittel und Poliren und Glätten des Anstriches nach dem Trocknen, wobei auf die derart leitend gemachte Oberfläche zwecks Herstellung möglichst zahlreicher Contacte durchbrochene Metallplatten oder Metallgitter mit oder ohne Contactfedern aufgelegt werden.

3. Bei, Herstellung der unter 1. angegebenen Erzeugnisse, wenn dieselben mit einem galvanischen Kupferniederschlag überzogen werden, die Anwendung von Kupferbädern, bei welchen an Stelle der freien Säuren Zink- oder Eisenvitriol oder saures schwefelsaures Natrium verwendet werden, um Kupferüberzüge herzustellen, welche auf das Bindemittel der Asbestfasern nicht schädlich einwirken.