DE637115C - Verfahren zur Abtoetung von Milzbrandsporen o. dgl. Bakteriendauerformen in tierischen Eiweissstoffen - Google Patents

Verfahren zur Abtoetung von Milzbrandsporen o. dgl. Bakteriendauerformen in tierischen Eiweissstoffen

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DE637115C
DE637115C DEK116557D DEK0116557D DE637115C DE 637115 C DE637115 C DE 637115C DE K116557 D DEK116557 D DE K116557D DE K0116557 D DEK0116557 D DE K0116557D DE 637115 C DE637115 C DE 637115C
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DE
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bacteria
acid
anthrax spores
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animal proteins
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DEK116557D
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Inventor
Dr Georg Lockemann
Dr Werner Ulrich
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Kali Chemie AG
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Kali Chemie AG
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Description

  • Verfahren zur Abtötung von Milzbrandsporen o. dgl. Bakteriendauerformen in tierischen Eiweißstoffen Die wirksame und praktisch durchführbare Desinfektion von Häuten, Fellen, Borsten, Haaren, Därmen u. dgl. im allgemeinen und insbesondere gegen Milzbrand oder andere Bakteriendauerformen ist ein noch ungelöstes Problem. Welche außerordentliche Widerstandsfähigkeit einzelne Bakteriendauerformen, z. B. die Milzbrandsporen, besitzen, geht aus der von Prof. Dr. D. OttO-lenghi (»Desinfektion«, Jg. z, 29o8, S. 216) gefundenen Tatsache hervor, daß bei dem von ihm angewendeten Untersuchungsverfahren »Milzbrandsporen von gar nicht außergewöhnlicher Widerstandsfähigkeit die Wirkung von konzentrierten <)uecksilberchloridlösungen gut ertragen, und zwar zu 5,4 Prozent, wenn sie trocken, und zu 1,3 Prozent, wenn sie feucht sind, auch wenn sie bei einer Temperatur von 25° und durch 2q. Stunden lang einer solchen Wirkung ausgesetzt werden«.
  • Vielfach wird bei der Bekämpfung des Milzbrandes in der Lederindustrie das sogenannte Pickelverfahren verwendet, d. h: die kombinierte Anwendung von Salzsäure und Kochsalz.
  • Bei einer vergleichenden Untersuchung verschiedener Säuren auf ihre Desinfektionskraft gegenüber verschiedenen Bakteriendauerformen stellte sich nun heraus, daß deren Einwirkung auf diese eine ganz wesentlich geringere ist, als nach ihrem Verhalten gegenüber anderen Bakterien hätte erwartet werden sollen. Verdünnte Schwefelsäure, welche z. B. gegenüber Bacterium coli eine erhebliche desinfizierende Wirkung aufweist, übt auf Milzbrandsporen nur eine, etwa fünfhundertmal geringere Wirkung aus. Auffallend ist auch die geringe Wirkung der Trichloressigsäure auf Milzbrandsporen. Obwohl verdünnte Trichloressigsäure eine etwa viermal so starke bakterizide Wirkung wie verdünnte Schwefelsäure auf Bacterium coli hat, ist z. B. ihre abtötende Wirkung auf Milzbrandsporen bei einer Einwirkungsdauer von r Stunde etwa tausendmal geringer als auf Colibakterien bei der gleichen Einwirkungsdauer.
  • Es wurde nun gefunden, daß Rhodänwasserstoffsäure, welche in ihrer keimtötenden Wirkung gegenüber verschiedenen Bakterienarten, wie z. B. Bakterium coli und Staphylococc. pyog. aur., der Trichloressigsäure gleichkommt und wie diese hierbei die Mehrzahl der anderen Säuren weit übertrifft, allgemein auch in bezug auf ihr Verhalten gegenüber Bakteriendauerformen eine überraschend hohe sporizide Wirkung besitzt; z. B. ist die abtötende Wirkung der Rhodanwasserstoffsäure auf Milzbrandsporen etwa sechzehnmal so groß wie die der Trichloressigsäute. In der folgenden Tabelle wird diese besondere Wirkung' der Rhodänwasserstoffsäure auf die als Beispiel herangezogenen Milzbrandsporen veranschaulicht. Setzt man.z.$: den Desinfektionswirkungsgrad der Salzsäü:re.-in allen Fällen gleich i (DWG/HCI = Y);:-sö-: ergeben sich für die Desinfektionsdauer vd i Stunde die in nachstehender Tabelle zusammengestellten DWG-Werte für die keimtötende Wirkung gegenüber Bacterium coli einerseits und Milzbrandsporen andererseits:
    Bacterium Milzbrand-
    ` coli sporen
    Salzsäure ... . . .. . . . . . i i'
    Schwefelsäure ........ 4 /4
    Trichloressigsäure .... 16 < i
    Rhodan-
    wasserstoffsäure .... i(i 8
    In der Rhodanwasserstoffsäure wurde also eine gegen Dauerformen von Bakterien besonders wirksame keimtötende Säure ermittelt, welche deshalb zur Desinfektion von Materialien, die Bakteriendauerformen enthalten, wie Felle, Häute, Borsten, Haare, Därme usw., besonders geeignet ist. Anstatt Rhodanwasserstoffsäure als solche anzuwenden, lassen sich auch solche Rhodanverbindungen oder Mischungen von Rhodanverbindungen mit anderen Stoffen, welche'in Gegenwart von Wasser freie Rhodanwasserstoffsäure abspalten, z. B. saure rhodanwasserstoffsaure Salze oder Mischungen von Rhodaniden mit Säuren oder sauren Salzen, verwenden. Also allgemein ausgedrückt, sind solche- Stoffe verwendbar, in deren Lösungen gleichzeitig Rhodanionen einerseits und Wasserstoffionen andererseits auftreten.
  • Zur Durchführung des Verfahrens kann man sich der bekannten Mittel bedienen, wie sie bei der Desinfektion allgemein üblich sind. Lösungen mit einem Gehalt von etwa 3°/0- Rhodanwasserstoffsäure vermögen z. B. bereits innerhalb eines Zeitraumes von 4 Stunden die Abtötung von Milzbrandsporen an organischen Stoffen, wie Haaren) Borsten usw., zu vollziehen; dabei übt die Rhodanwasserstoffsäure in den die Sporen vernichtenden Konzentrationen keine schädigende Wirkung auf die zu behandelnden Stoffe aus. Die Einwirkung kann bei gewöhnlicher oder erhöhter Temperatur stattfinden.
  • Es versteht sich von selbst, daß bei dieser hochwirksamen Keimtötung andere Mikroorganismen . von gleicher oder geringerer Widerstandsfähigkeit, wie sie massenhaft auf den tierischen Häuten = o. dgl. vorkommen, ebenfalls vernichtet werden, so daß der Gebrauch des Desinfektionsmittels bei tierischen Stoffen nicht nur eine Schutzmaßnahme gegen die in denselben etwa vorhandenen Milzbrandsporen oder anderen Bakteriendauerformen darstellt, sondern auch eine besondere Desinfektion zur Abtötung anderer -,,Mikroorganismen überflüssig macht.
  • _','Die freie Rhodanwasserstoffsäure oder die rlödanwasserstoffsauren Verbindungen, aus denen gemäß vorliegender Erfindung freie Rhodanwasserstoffsäure abgespalten wird, können auch mit anderen Neutralsalzen, wie z. B. Kochsalz, kombiniert werden. Man kann z. B. Gemische von Kochsalz, rhodanwasserstoffsauren Salzen und sauren Salzen, wie Kaliumbisulfat, oder Säuren, wie z. B. Oxalsäure, verwenden, wobei dieselben mit der natürlichen Feuchtigkeit oder später hinzuzusetzendem Wasser auf dem zu desinfizierenden Material in den gelösten Zustand übergehen. Anstatt Lösungen zu verwenden, kann man die Rhodanwasserstoffsäure auch in gasförmigem Zustande auf die zu desinfizierenden Stoffe einwirken lassen.
  • Es ist zwar ein Verfahren zum Weichen von Häuten und Fellen bekanntgeworden, bei welchem Rhodansalze angewendet werden. Da aber das vorliegende Verfahren zur Desinfektion von Bakterieridauerformen enthaltenden Materialien auf der bisher unbekannten Tatsache beruht, daß ausschließlich den Säuren oder sauren Stoffen in ihrer gemeinsamen Wirkung mit Rhodanverbindungen, nicht aber den neutralen Rhodaniden als solchen die sporizide Wirkung zukommt, unterscheidet es sich demnach grundsätzlich von den bereits bekannten Verfahren zum Weichen von Häuten und Fellen mit Rhodansalzen, die in alkalischer oder neutraler Lösung angewendet werden und in dieser Anwendungsart für den vorliegenden Zweck gar nicht in Betracht kommen.
  • Aus der großen Reihe von Modifikationen, die sich bei der praktischen Anwendung des Verfahrens gemäß vorliegender Erfindung hinsichtlich Zusammensetzung der Lösungen und der Einwirkungsdauer ergeben, werden im folgenden einige Beispiele gewählt, wobei jedoch bemerkt wird, daß das Verfahren keineswegs auf die hier nur beispielsweise angegebenen Konzentrationen und Einwirkungszeiten beschränkt sein soll.
  • Ausführungsbeispiele i. Wäßrige Rhodanwasserstoffsäure mit einem Gehalt von 3% H S C N tötet Bakteriendauerformen, die an tierischen Stoffen haften, binnen 4 Stunden ab.
  • a. Durch Lösen von 5o g Kaliumrhodanid und 70 g Kaliumbisulfat in Wasser zu einem Liter erhält man eine Desinfektionslösung, die Bakteriendauerformen, an tierischen Stoffen haftend; binnen 4 Stunden abtötet. 3. 25 g Kaliumrhodanid werden in etwa '/21 Wasser gelöst; nach Zusatz von 6o ccm roher Salzsäure (30°/0) wird das Gemisch mit Wasser auf i 1 aufgefüllt. Diese Lösung tötet Bakteriendauerformen an tierischen Stoffen innerhalb 24 Stunden ab.
  • 4. 25 g Kaliumrhodanid; 30 g Kaliumbisulfat und io g Natriumchlorid werden in Wasser zu einem Liter gelöst. Diese Lösung tötet Baktersendauerformen an tierischen Stoffen binnen 24 Stunden ab.
  • 5. Mit Milzbrandsporen und anderen Mikroorganismen behaftete Kalbsfelle werden in eine wäßrige Lösung, welche o,gi°/o Salzsäure und 2,4/, Rhodankalium enthält, 7 Stunden lang eingehängt oder eingelegt. Dieselben sind nach der Behandlung frei von Milzbrandsporen und anderen Mikroorganismen.
  • 6. Eine mit Milzbrandsporen behaftete Ochsenhaut von 35 kg Rohgewicht wird mit 2,5 kg Kochsalz, welches 549 Kaliumrhodanid enthält, auf der Fleischseite bestreut, alsdann werden weitere 2,5 kg Kochsalz, gemischt mit 76 g Natriumbisulfat, zugestreut, wobei dafür Sorge getragen wird, daß sämtliche Fleischteile der Aasseite gleichmäßig mit der SaIzmischung beschickt sind.

Claims (3)

  1. PATENTAN SPRÜCHE: i. Verfahren zur Abtötung von Milzbrandsporen o. dgl. Bakteriendauerformen in tierischen Eiweißstoffen, wie Häuten, Fellen, Borsten, Haaren, Därmen u. dgl., dadurch gekennzeichnet, daß man auf diese Materialien Rhodanwasserstoffsäure in gelöstem oder gasförmigem Zustande einwirken läßt.
  2. 2. Ausführungsform des Verfahrens gemäß Anspruch i, gekennzeichnet durch die Verwendung von Rhodanwasserstoffsäure abspaltenden Verbindungen oder Gemischen.
  3. 3. Verfahren gemäß Anspruch i und 2, dadurch gekennzeichnet, daß man die Rhodanwasserstoffsäure gemeinsam mit Neutralsalzen, die keinen Rhodanwasserstoffsäurerest enthalten, anwendet.
DEK116557D 1929-09-11 1929-09-11 Verfahren zur Abtoetung von Milzbrandsporen o. dgl. Bakteriendauerformen in tierischen Eiweissstoffen Expired DE637115C (de)

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