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Verfahren zum Züchten von für eine Automischvaccine geeigneten Bakterien
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Züchten von Bakterien für eine Automischvaccine
zum Behandeln von Krankheiten.
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Es sind Herstellungsverfahren für eine Autovaccine bekanntgeworden,
bei welchen die Autovaccine aus einer Ausscheidung des Patienten nach Abtrennung
der Begleitkeime aus den für die Krankheit wichtigen Bakterienarten bereitet wird.
Es werden also die einzelnen Keimarten nach ihrer Isolierung zur Gewinnung der Vaccine
gezüchtet.
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Gemäß der Erfindung werden sämtliche dem Patienten entnommenen Keime
gemeinsam auf einem nach Patent 53==o5 hergestellten, Bananensaft oder Mischungen
dieses Saftes mit ähnlichen Pflanzensäften enthaltenden Nährboden gezüchtet, der
ein schnelles Wachstum der Bakterien bewirkt und eine Giftbildung beim Abbau des
Nährmittels ausschaltet. Durch das Verfahren nach der Erfindung gelingt es, sämtliche
Krankheitserreger in dem gleichen Verhältnis und in der gleichen Mischung, wie sie
sich in dem erkrankten Körper vorfinden, in der Kultur unter denselben Bedingungen
wie im Körper zu züchten. Das neue Verfahren hat gegenüber den bekannten Verfahren
ferner die Vorteile einer verkürzten Züchtungsdauer- und einer größeren Ergiebigkeit
an therapeutisch wertvollen Bakterien; gleichzeitig wird ein Abbau des Nährmediums
durch die Bakterien verhindert und dadurch die Beimischung schädlicher Abbauprodukte
bei der Abschwemmung der Bakterien vom Nährboden der Vaccine vermieden.
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Die Züchtungsdauer der Bakterien für Automischvaccine richtet sich
nach der Zahl der weißen Blutkörperchen im Kubikzentimeter Blut desjenigen Kranken,
für den die Automischvaccine hergestellt werden soll. Der Normalwert der weißen
Blutkörperchen beträgt 6ooo bis 8ooo im Kubikzentimeter. Je nachdem es sich nun
bei der Krankheit um eine Hemmung, um einen erhöhten Verbrauch oder um eine Ausschwemmung
des Knochenmarks handelt, beträgt die Zahl der weißen Blutkörperchen bei dem Patienten
weniger als 6ooo oder 8ooo bis z5000 oder mehr als =5 ooo. Bei normaler Zahl von
6ooo bis 8ooo und bei über 15 000 werden nun gemäß der Erfindung die Keime
etwa ao bis 24 Stunden gezüchtet, bei niedriger Zahl, also unter 6ooo, etwa 2 Stunden
und bei über 8ooo bis 15 000 etwa g Stunden. Nach Möglichkeit dürfen diese
Zeiten nicht überschritten werden.
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Nach dem Züchten werden die krankmachenden Keime mit physiologischer
Kochsalzlösung unter Zusatz von 0,5 % Phenol von dem Nährmedium abgeschwemmt, im
Wasserbad bei Temperaturschwankungen von 54 bis 6o' vorsichtig abgetötet, in der
Liebreichschen Zählkammer ausgezählt und zu Lösungen von q Milliarden, = Milliarde
und xoo Millionen Keimen pro Kubikzentimeter verdünnt.
Die zur Beimpfung
des Nährbodens verwendeten Keime werden entweder den Faeces oder den Tonsillen oder
dem Auswurf oder der Vagina oder anderen Krankheitsherden entnommen.
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Da bei gewissen Keimarten, wenn sie in zu geringen Mengen auftreten,
in der Mischkultur das Wachstum gehemmt bzw. unterdrückt wird, was dann zu gefährlichen
Reaktionen führen kann, werden in derartigen Fällen sämtliche in dem zur Vaccine
zu verarbeitenden Material enthaltenen Bakterien durch eine Vorzüchtung zur gleichmäßigen
Entwicklung gebracht und hierdurch das richtige Mischungsverhältnis der Keimarten
für die herzustellende Automischvaccine erzielt.
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Im folgenden wird eine Reihe von Ausführungsbeispielen des Erfindungsgegenstandes
beschrieben.
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i. Herstellung der Automischvaccine aus Faeceskeimen des betreffenden
Patienten. Nach dreitägiger obst und salatfreier Kost wird der Stuhl des Patienten
in physiologischer Kochsalzlösung (1:3) aufgelöst, durch sterile Glaswolle filtriert
und in vier Strichen auf eine Bananenagarplatte ausgeimpft. Nach 24-bis 48stündigem
Vorzüchten haben sich auf dieser Platte die Umbildungsformen des Bacterium coli
sowie die für die in Frage kommende Krankheit spezifischen Erreger entwickelt. Es
werden nun vier Bananenagarplatten, darunter eine Blutplatte (auf 30 ccm
Bananenagar i ccm steriles Menschenblut), mit je einem Strich der zur Vorzüchtung
verwandten Platte mit einem sterilen Wattestäbchen beimpft und a) bei chronischen
Krankheiten mit einer Leukocytenzahl von über 8ooo bis 15 ooo g Stunden bei einer
Brutschranktemperatur von 37 bis 42°, je nach der Höhe des Fiebers, bebrütet. Diese
Automischvaccine kommt zur Verwendung z. B. bei der Behandlung der acinös-nodösen
Form der Lungentuberkulose, Knochentuberkulose, Rippenfellentzündung, der Pneumonie,
des Pleuraempyems, der Gallen-und Harnblasenentzündung, der Arteriosklerose, Blinddarm-
und Bauchfellentzündung, der Magen- und Darmspasmen, der Kolisepsis, des Lupus,
der Nieren- und Blasentuberkulose und des Gelenkrheumatismus.
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b) Bei niederen Leukocytenzahlen (3ooo bis 6ooo im Kubikzentimeter)
ist die Herstellungsweise die gleiche wie bei ia, mit Ausnahme der Zahl der Stunden
für die Züchtung. In diesem Falle wird 2 Stunden gezüchtet bei mindestens 40° Brutschranktemperatur.
Dieses Verfahren kommt zur Verwendung z. B. bei Typhus abdominalis, Paratyphus,
bei Staphylokokkensepsis, Ruhr, Scharlach und Influenza.
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2. Herstellung der. Automischvaccine aus Tonsillarkeimen. Zu diesem
Zweck wird eine Bananenagarplatte mit einem Tonsillarabstrich in vier Strichen beimpft
und 24 Stunden vorgezüchtet. Während dieser Zeit haben sich die für die Krankheit
spezifischen Erreger entwickelt. "Es werden nun vier Bananenagarplatten, darunter
eine Blutplatte (s. oben), mit je einem Strich der beimpften Platte beimpft und
a) bei einer Leukocytenzahl von 8ooo bis 15 ooo g Stunden bei einer Brutschranktemperatur
von 37 bis 4--', je nach der Höhe des Fiebers, bebrütet. Dieses Verfahren wird angewandt
z. B. zur Behandlung der chronischen Angina und der Mandelabszesse.
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b) Bei niederen Leukocytenzahlen unter 6ooo ist die Herstellungsweise
die gleiche wie bei 2a, mit Ausnahme der Zahl der Züchtungsstunden. In diesem Falle
wird 2 Stunden gezüchtet bei mindestens 40'. Dieses Verfahren wird angewendet z.
B. bei der Behandlung der akuten Angina, der Meningitis cerebrospinalis epidemica,
Staphylokokkensepsis in den ersten 24 Stunden.
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3. Bei einer Reihe von weiteren Infektions--krankheiten ist die Herstellung
einer kombinierten Automischvaccine erforderlich.
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a) Bei der exsudativ-pneumonischen Form der Lungentuberkulose, bei
Pleuraempyem und bei Asthma bronchiale wird die Automischvaccine wie unter ia hergestellt.
Von dieser ersten Automischvaccine werden Keime subkutan injiziert, um Auswurf zu
erzeugen. Ist genügende Expektoration vorhanden, dann wird nach vorheriger gründlicher
Reinigung der Zähne mit Zahnbürste und Seife das Sputum in steriler Schale aufgefangen
und vier Sputumlinsen herausgeschält, in physiologischer Kochsalzlösung ausgewaschen
undvier Bananenagarplatten, darunter eine Blutplatte, mit je einer ausgewaschenen
Sputumlinse mit Hilfe eines Drigalskispatels beimpft und 2o Stunden bei Brutschranktemperatur
von 37 bis 38 bebrütet. Nach vier Injektionen mit dieser Automischvaccine werden
beide `'accinen im Verhältnis 4 : i zusammengegossen als endgültige Automischvaccine.
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b) Bei Wochenbettfieber wird die Automischvaccine auf folgende Weise
hergestellt: Mit einem sterilen Wattestäbchen wird an der Portio Eiter entnommen
und sofort vier Bananenagarplatten, darunter eine Blutplatte, beimpft und je nach
der Zahl der weißen Blutkörperchen 2 gegebenfalls g Stunden bei einer Brutschranktemperatur
von 4o bis 41' bebrütet. Falls Gonokokken festgestellt werden, ist gleichzeitig
nach 3 c zu verfahren.
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c) Bei Gonorrhoe werden zunächst Reinkulturen von Gonokokken hergestellt
und mit getrennt vorgezüchteten Faeceskeimen und den im Ausfluß vorhandenen Begleitbakterien
auf Bananenagarplatten weitergezüchtet, worauf
die Abschwemmungen
dieses .Platten zum Herstellen der Vaccine gemischt werden.
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Stellt sich heraus, daß das Bacterium coli im Darmkanal von anderen
Keimen verdrängt ist, so ist zunächst das Bacterium coli aus den Faeces als Reinkultur
zu gewinnen und umzuzüchten. Hiermit wird eine Bananenagarplatte beimpft und 4 bis
6 Stunden bei 40' bebrütet. Nach Abschwemmung mit physiologischer Kochsalzlösung-wird
die Kultur unabgeschwächt per os eingegeben. Dadurch werden die normalen Keimverhältnisse
im Darm wiederhergestellt. Sind an den Tonsillen die Streptokokken durch Staphylokokken,
Meningokokken usw. verdrängt, so wird das vorstehende Verfahren angewandt, mit dem
Unterschied, daß Streptokokken gezüchtet werden und die Streptokokkenvaccine nicht
eingegeben, sondern zum Gurgeln benutzt wird.