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Verfahren zur Herstellung von Frucht- und Pflanzenessenzen Bei der
üblichen Art der Herstellung von Fruchtessenzen und von Tinkturen wird zum Ausziehen
der Fruchtteile, z. B. der Schalen von Citrusfrüchten, Apfelschalen, Preßrückstände
von Himbeeren, Ingwer, der Pflanzenteile und von Gemischen dieser Bestandteile als
Extraktionsmittel Spiritus oder verdünnter Spiritus-verwendet. Das Eertigerzeugnis
enthält als Lösungsmittel der aus den Frucht- und Pflanzenteilen extrahierten Stoffe
ebenfalls Spiritus.
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Für das beanspruchte Verfahren zur Herstellung von Frucht= und Pflanzenessenzen
aus Frucht- und Pflanzenteilen wird als Extraktionsmittel Glycerinacetat verwendet,
und zwar vorzugsweise Glycerindiacetat, das gegenüber dem Monoacetat eine stärkere
Lösungskraft für die zu extrahierenden Stoffe und gegenüber dem Triacetat eine bessere
Löslichkeit in Wasser -oder wäßrigen Flüssigkeiten besitzt. Die Verwendung des Glycerinacetats
als Extraktionsmittel bei der Herstellung von Frucht- und Pflanzenessenzen aus Frucht-
und Pflanzenteilen bietet für die Herstellung reinschmeckender Erzeugnisse besondere
technische Vorteile. Am besten ergibt sich dies bei einem Vergleich mit dem bisherigen
Verfahren unter Verwendung von Spiritus als Extraktionsmittel mit dem beanspruchten
Verfahren.
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So werden z. B. zur Herstellung von-Fruchtessenzen 21,m kg Schalen
frischer Citrusfrüchte mit 1 1 eines 7oo'oigen Alkohols als Extraktionsmittel angesetzt
und mehrere Tage stehengelassen, "vorauf die Flüssigkeit mit den Schalen in eine
Destillierblase gebracht und in üblicher Weise verarbeitet wird. Um eine Zubereitung
von genügend hohem Gehalt an Aromastoffen zu erhalten, wird das Destillat zusammen
mit frischen Fruchtschalen in die Blase gebracht und nochmals destilliert. Das so
erhaltene Destillat wird durch Zusatz von Wasser verdünnt, bis es einen Alkoholgehalt
von etwa 25016 besitzt. Hierdurch werden die mitausgezogenen und beim Destillieren
übergegangenen Terpene des betreffenden ätherischen Öles der Citrusfruchtschalen
abgeschieden; nachdem sie durch Scheidetrichter o. dgl. abgetrennt sind, wird wiederum
destilliert, und zwar bis das Destillat etwa 5o0'o Alkohol enthält.
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Bei der Verwendung von wasserhaltigem Glycerinacetat als Extraktionsmittel
genügt meistens eine 5oo,'oige Glycerindiacetatlösung: Man setzt die Schalen der
frischen Citrusfrüchte mit der gleichen Menge des Glycerinacetats an, läßt zwei
Tage stehen und preßt die Flüssigkeit unter starkem Druck von den Fruchtteilen ab.
Dran erhält so unmittelbar ein genügend starkes Konzentrat, das nach Filtration
z. B. durch Asbestfasern gebrauchsfertig ist. Die Terpene des ätherischen Öles der
Schalen sind nicht mitgelöst, wohl aber ist der Farbstoff mitgelöst. Es wird unmittelbar
bei Mischung des flüssigen Extraktes mit Wasser ein durch den Farbstofi der
Fruchtschale
gefärbtes und ungetrübtes Gemisch .erhalten. Das Arbeiten mit der Destillierblase
fällt fort.
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Auch bei der Herstellung einer Himbeeressenz aus Preßrückständen von
Himbeeren wird unmittelbar durch Extraktion mittels Glycerinacetats ein flüssiges
Extrakt hergestellt, das die Farbe der Himbeeren besitzt. Auch in diesem Falle fällt
ein Destillieren vollständig fort; die bei der Destillation etwa eintretenden Veränderungen
der Würz- und Duftstoffe des Ausgangsgutes «,erden vermieden.
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Das Lösungsvermögen des Glycerinacetates erstreckt sich sowohl auf
die nur in Wasser und auch auf einen Teil der in Spiritus löslichen Bestandteile.
Bei der Herstellung von Boonekampessenz wird auch das Guajakharz, das ein Bestandteil
des Boonekamps sein soll, von dem Glyeerinacetat gelöst. Vorzüge ähnlicher Art haben
auch Ingwerwurzelessenz und flüssige Mateextrakte. Bei Herstellung von Liköressenzen
wird ein verfeinertes Produkt gegenüber den unter Verwendung von Spiritus hergestellten
Essenzen erhalten.
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Die geschmacklichen Unterschiede zwischen Glycerinacetat und verdünntem
Alkohol machen sich bei den Fertigerzeugnissen nicht nachteilig geltend.
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Als Lösungsmittel für ätherische Öle ist Glycerinacetat bekannt. Auch
wurde zur Herstellung von Kampferlösungen als Lösungsmittel für Kampfer Glycerinacetat
verwendet. Wie bereits vorstehend ausgeführt, wird bei der Verwendung des Glycerinacetats
als Extraktionsmittel die Lösung der Terpene aus den Frucht- und Pflanzenteilen
vermieden, und ferner besitzt das Glycerinacetat die bekannte Fähigkeit, die ätherischen
Öle zu lösen. Indessen kommt es bei der Erfindung hierauf allein nicht an, sondern
darauf, daß ein Ersatz für Alkohol und ähnliche Lösungsmittel gefunden wurde, der
als Extraktionsmittel zur Herstellung von Frucht- und Pflanzenessenzen, Liköressenzen,
Bitteressenzen verwendbar ist und dabei die angegebenen Vorteile bietet.
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Es ist schon bekannt, natürliche Extrakte und Fixateure aus Harzen,
Balsamen, Gummiarten und Riechdrogen pflanzlichen und-tierischen Ursprungs in der
Weise herzustellen, daß das Ausgangsgut mit einem spezifisch leichten und tief siedenden
Lösungsmittel ausgezogen, der erhaltene flüssige Auszug mit einer verhältnismäßig
geringen Menge eines hoch siedenden Extraktaufnahmemittels vermischt und aus dem
Gemisch das spezifisch leichte, tief siedende Lösungsmittel abdestil.-liert wird;
es hinterbleibt eine konzentrierte Lösung in dem Aufnahmemittel. Für dieses Verfahren
ist als Aufnahmemittel auch Glycerinacetat vorgeschlagen. Im Gegensatz dazu besteht
die neue Erfindung darin, daß zur Herstellung von Frucht- und Pflanzenessenzen in
einheitlichem Verfahren das Ausgangsgut mit Glycerinacetat behandelt wird.
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Gemäß der Verordnung über Obsterzeugnisse vom 15. Juli 1933 (Reichsgesetzblatt
1933, Tue- I, Seite 495 ff.), Abschnitt 3, insbesondere § 21, Ziffer 1 und 8, sind
Obstsäfte, bei deren Herstellung Obstrückstände mitverwendet sind, bzw. Obstsäfte,
die unter Verwendung von Auszügen aus getroclmetem Obst hergestellt sind, als verfälscht
anzusehen und auch bei Kenntlichmachung vom Verkehr ausgeschlossen. Es wird ausdrücklich
erklärt, daß Zubereitungen, die unter die genannte Verordnung fallen, nicht hergestellt
werden sollen.