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Verfahren zur Herstellung von alkoholischen Kräuter- und Drogenextrakten
Die
Erfindung hetrifft ein Verfahren zur Herstellung von alkoholischen Kräuter- und
Drogenextrakten aus einer Vielzahl von Kräutern oder Drogen.
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Bei den bisher verwendeten Verfahren zur Herstellung alkoholischer
Elixiere wurden die einzelnen Kräuter oder die verschieden zusammengesetzten Kräuter-
oder Drogengemische mit hochprozentigem Alkohol extrahiert und anschließend mit
Zuckerwasser oder Zuckersirup unter Zugabe sonstwie geeigneter oder erwünschter
Farb-, Wirk- oder Geschmacksstoffe auf eine für den menschlichen Genuß verwendbare
geringere Alkoholkonzentration gebracht. Hierbei trat der Nachteil auf, daß aus
den Kräutern auch solche in Alkohol leicht lösliche Inhaltstoffe herausgelöst wurden,
die unerwünscht oder sogar für den vorgesehenen Zweck unzuträglich sind. Kräuter,
wie Herba Absinthii, enthalten z. B. neben harmlosen, aber pharmazeutisch wertvollen
(Verdauung fördernden) Bitterstoffen ätherische Öle mit einem mehr oder weniger
hohen Thujongehalt. Dieses Thujon geht bei der bisher üblichen Extraktion mit hochprozentigem
Alkohol leicht in Lösung; es ist jedoch als giftig anzusprechen, da es l>eim
Menschen Krämpfe und andere Vergiftungserscheinungen hervorzurufen vermag.
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Andere Kräuter, wie Radix gentianae, enthalten pharmazeutisch wertvolle
Bitterstoffe in wechselnder Menge, die in Wasser löslich sind; bei einem Al)kochen
mit Wasser gehen zwar diese Stoffe in I,ösung, gleichzeitig jedoch auch die vorhandenen
Pektinsul,stanien und andere schleimbildende
Stoffe, die unerwünscht
sind, weil sie beim späteren Versetzen des Extraktes mit Alkohol zum Teil ausfallen
und dabei andere wertvolle Wirk- und Geschmacksstoffe mitreißen.~ Durch das Verfahren
nach der Erfindung werden diese Nachteile vermieden, da es eine genaue Steuerung
des Extraktionsverlaufs gestattet. Dies geschiebt dadurch, daß aus einer Vielzahl
von solchen Kräutern und Drogen, die neben erwünschten und pharmazeutisch wirksamen
Stoffen auch gleichzeitig unerwünschte und zum Teil sogar gesundheitsschädliche
Bestandteile enthalten, nur die erwünschten herausgelöst werden, und zwar dadurch,
daß die Kräuter oder Drogen einzeln mit je nach der Eigenart der Kräuter oder Drogen
mehr oder weniger stark verdünntem Alkohol extrahiert und die Alkoholkonzentration
sowie die Extraktionszeit und -temperatur derart gewählt werden, daß aus der Droge
nur die im Extrakt erwünschten Stoffe herausgelöst werden und daß danach die einzelnen
Extrakte miteinander vermischt und durch Zufügen von Alkohol auf die gewünschte
Alkoholkonzentration gebracht werden. Vorzugsweise kann die abschließend zugeführte
konzentrierte Alkoholmenge zuvor zur Extraktion solcher Drogen oder Kräuter verwendet
werden, bei denen durch Extraktion mit konzentriertem Alkohol keine schädlichen
Stoffe in den Extrakt gelangen.
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So werden bei Extraktion von Herba Absinthii in stark verdünntem
Alkohol nur die erwünschten Bitterstoffe ausgezogen, während der schädliche Thujongehalt
nicht in Lösung geht. In gleicher Weise werden bei Extraktion der Droge Radia gentianae
in 30- bis 40§/obigem Alkohol ebenfalls nur die Bitterstoffe, nicht dagegen die
unerwünschten Schleimstoffe extrahiert. Bei der Behand!ung von Zedoaria und Galgantwurzel
mit reinem Wasser werden praktisch überhaupt keine scharf schmeckenden Stoffe extrahiert,
mit konzentriertem Alkohol nur geringfügige Mengen. Auch hier wird mit verdünntem
Alkohol die Höchstmenge der gewünschten Substanzen gewonnen. Bei der Extraktion
der Flores Caryophylli, der Zimtrinde, sowie der Pfeffer- und der Krauseminze ist
hochprozentiger Alkohol zweckmäßig, da hlierdurch die erwünschten Bestandteile aus
diesen Drogen gewonnen werden, während ihre wasserlöslichen Bestandteile wertlos
sind.
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Auf diese Weise wird durch die Erfindung vermieden, daß schädliche
Bestandteile überhaupt erst in die Auszüge gelangen, während sie bisher durch fraktionierte
Destillation oder ähnliche umständliche Verfahren nachträglich ausgeschieden oder
durch chemische Mittel gebunden oder neutralisiert werden mußten. Vor allen Dingen
ist es durch das Verfahren nach der Erfindung möglich geworden, die erwünschten
Wirkstoffe aus Kräutern zu gewinnen, die bisher als Ausgangsmaterial nicht in Frage
kommen konnten. Ferner hat das Verfahren den Vorteil, daß die Extraktion bei erhöhter
Temperatur durchführbar ist, ohne daß die sonst bei leichtflüchtigen und brennbaren
Lösungsmitteln auftretenden Nachteile, wie Explosionsgefahr und Lösungsmittelverluste,
in Kauf genommen werden müssen, so daß auch eine größere Betriebssìcherheit und
Wirtschaftlichkeit erreicht wird.
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Wird Radix gentianae mit 30- bis 400/obigem Alkohol übergossen, für
die Dauer I Stunde perkoliert und dann abfiltriert, so enthält der Extrakt den größten
Teil der Bitterstoffe dieser Droge, während die Pektinsubstanzen und sonstigen schleimbildenden
Stoffe in der Droge zurückbleiben.
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Rhizoma Galangae wird gut zerkleinert und mit reinem Alkohol übergossen
und 1/4 Stunde stehengelassen; darauf wird der Alkohol dekantiert und die Droge
weiter mit Io°/oigem Alkohol extrahiert.
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Anschließend werden beide Lösungen miteinander vermischt und abfiltriert.
Hierdurch werden die erwünschten ätherischen, Öle und die scharfschmeckenden Substanzen
im Extrakt gewonnen, die ein gutes Stomachikum sind;.
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Flores Caryophylli, die ganzen Nelken, werden für einige Minuten
einem reinen Alkoholstrom ausgesetzt. Der Alkohol enthält dann den größten Teil
des I4 bis 21 O/o betragenden Gehaltes der Melken an ätherischem 01, welches ein
gutes Geruchs- und Geschmacksmittel und ein vorzügliches Stomachikum darstellt,
während von dem etwa Io°/oigen Gerbstoffgehalt nur unbedeutende Spuren in den Extrakt
gelangen. Dieser Gerbstoffgehalt ist deswegen unerwünscht, weil er der Zubereitung
einen scharf adstringierenden Geschmack verleihen würde.
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Das neue Produkt ist insbesondere als Heilmittel gegen Magenverstimmungen
und -erkrankungen als sogenanntes Magenel ixier geeignet.
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Ausführungsbei spiel 0,I g getrocknete Kräuter von Herba Absinthii
werden in I kg Io°/oigem wäßrigem Alkohol bei Zimmertemperatur während höchstens
10 Minuten unter wiederholtem Umrühren extrahiert und die Lösung abfiltriert.
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0,2 g getrocknete Radix gentianae wird in I kg wäßriger 400/obiger
Alkohol lösung bei Zimmertemperatur I Stunde lang extrahiert, und die Lösung wird
dann ebenfalls abfiltriert.
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0,2 g Zedoaria und 0,2 g Rhizoma Galangae werden gut zerkleinert,
mit I00 g reinem Alkohol übergossen und 1/4 Stunde stehengelassen; darauf wird der
Alkohol dekantiert. Die Droge wird dann mit 1 kg wäßrigem Ioo/oigem Alkohol bei
leicht erhöhter Temperatur (30 bis 400) während Ig Minuten weiter extrahiert. Anschließend
werden beide Lösungen miteinander vermischt und abfiltriert.
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Schließlich werden o,6 g Flores Caryophylli einige Minuten in unzerkleinertem
Zustand bei Zimmertemperatur einem Alkohol strom von I kg go0/oigem Alkohol ausgesetzt.
Nach dem Dekantieren werden in dieser gleichen Alkoholmenge o,8 g Pfefferminze,
o,8 g Krauseminze und I,3 g Zimtrinde bei vZimmertemperatur 1/2 Stunde lang extrahiert,
sodann dekantiert und abfiltriert.
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Die blanken Filtrate werden zusammengegossen und ergeben 4 kg Flüssigkeit
mit einem Alkoholgehalt von etwa 41 Gewichtsprozent. Diesem Getisch wird nun eine
Lösung von 0,4 kg Zucker in
2 kg destilliertem Wasser zugesetzt,
in welcher noch sonstige neutrale wasserlösliche Farb- oder bekannte Wirkstoffe
aufgelöst sein können. Schließlich werden noch 2 kg go0/oiger Alkohol zugesetzt,
in welchem zuvor ebenfalls neutrale oder übliche Drogen aufgelöst sein können, die
in konzentriertem Alkohol löslich sind.
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Das Ergebnis sind 8 1 eines alkoholischen Kräuterelixiers mit einem
Alkoholgehalt von 45 und 5 ovo Zuckergehalt. Durch Erhöhung der Zuckerzugabe von
0,4 auf 2 kg wird ein likörartiges Elixier mit einem Zuckergehalt von 25 O/o erhalten.
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PATENTANSPROCHE: 1. Verfahren zur Herstellung von alkoholischen Kräuter-
und Drogenextrakten aus einer Vielzahl von Kräutern oder Drogen, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kräuter oder Drogen einzeln mit je nach der Eigenart der Kräuter oder Drogen
mehr oder weniger stark verdünntem Alkohol extrahiert und die Alkoholkonzentration
sowie die Extraktionszeit und -temperatur derart gewählt werden, daß aus der Droge
nur die im Extrakt erwünschten Stoffe herausgelöst werden und daß danach die einzelnen
Extrakte miteinander vermischt und durch Zufügen von Alkohol auf die gewünschte
Alkoholkonzentration gebracht werden.