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Technisches Gebiet der
Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung bestimmter Östrogenverbindungen
zur Herstellung von Arzneimitteln für die Hormonersatztherapie.
Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung die Herstellung
eines Arzneimittels zur Verwendung bei einem Verfahren der Hormonersatztherapie,
das die Verabreichung einer wirksamen Menge einer Östrogenkomponente
an eine behandlungsbedürftige
Person umfasst.
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Hintergrund der Erfindung
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Bei
der Hormonersatztherapie (HRT), die gelegentlich als Östrogen-Ersatztherapie bezeichnet
wird, werden Östrogene
verabreicht, um Symptome, die sich aufgrund von Östrogenmangel oder Hypoöstrogenismus
ergeben, zu verhindern oder zu behandeln. Hypoöstrogenismus kann bei weiblichen
und männlichen Subjekten
auftreten und kann zu Störungen
und Krankheiten, wie Osteoporose (Verlust an Knochenmasse), Arteriosklerose,
klimakterischen Symptomen, wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, urogenitaler
Atrophie, Stimmungsstörungen,
Schlaflosigkeit und Herzklopfen, führen. Ein Östrogenmangel wurde auch in
Verbindung mit kognitiven Störungen
und der Alzheimer-Krankheit gebracht.
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Hypoöstrogenismus
und insbesondere chronischer Hypoöstrogenismus wird häufig bei
Frauen in der (Peri)-menopause und Postmenopause beobachtet. Dieser
Zustand kann jedoch auch auf Hypogonadismus oder Kastration sowie
auf primäre
Ovarialinsuffizienz, Behandlung beispielsweise von Brustkrebs mit
Aromatase-Inhibitoren
und eine Behandlung mit Homologen des Gonadotropin-Freisetzungshormons,
von gutartigen gynäkologischen
Krankheiten, wie Endometriose, Adenomyose, Uterusfibroide (Leiomyome),
Dysmenorrhoe, Menorrhagie und Metrorrhagie, ergeben.
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Endogene
und exogene Östrogene
erfüllen
im weiblichen Organismus wichtige Funktionen im Zentralnervensystem
und im Stoffwechsel: normale Östrogenspiegel
liefern einen entscheidenden Beitrag für das Wohlbefinden der Frau.
Trotz der weitverbreiteten Anwendung von Östrogenen bei HRT-Verfahren
gibt es immer noch einige ungelöste
Probleme. Bekannte Östrogene,
insbesondere biogene Östrogene
(d. h. Östrogene,
die natürlicherweise
im menschlichen Körper
vorkommen), werden sehr rasch aus dem Blutkreislauf beseitigt. Beispielsweise
beträgt
beim hauptsächlichen
humanen biogenen Östrogen
17β-Östradiol
die Halbwertszeit etwa 1 Stunde. Infolgedessen besteht zwischen
getrennten Verabreichungsereignissen eine Tendenz zu erheblichen
Schwankungen der Blutserumspiegel derartiger biogener Östrogene.
So ist kurz nach der Verabreichung die Serumkonzentration üblicherweise
um ein mehrfaches höher
als die optimale Konzentration. Wenn ferner das nächste Verabreichungsereignis
hinausgeschoben wird, nehmen die Serumkonzentrationen rasch auf
ein Maß ab,
bei dem das Östrogen
nicht mehr physiologisch aktiv ist.
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Das
wichtigste, synthetisch veränderte, östrogene
Steroid ist 17α-Ethinylöstradiol
(EE). Dieses Östrogen
wird in überwiegendem
Maße bei
der oralen hormonellen Empfängnisverhütung eingesetzt.
Neben EE wird Mestranol in einigen Fällen eingesetzt; Mestranol
ist eine "Arzneistoffvorstufe", die im Organismus
zu EE metabolisiert wird. Die Leber stellt das Zielorgan für Östrogene
dar. Die Sekretionsaktivität,
die durch Östrogene
in der menschlichen Leber beeinflusst wird, umfasst eine erhöhte Synthese
der Transportproteine CBG, SHBG, TBG, von mehreren Faktoren, die
für die
Physiologie der Blutgerinnung von Bedeutung sind, und von Lipoproteinen.
Die stark hepatische Östrogenizität von Ethinylöstradiol
und Diethylstilböstrol
(DES), insbesondere deren Einfluss auf Hämostase-Faktoren, kann eine
Erklärung
dafür sein,
warum diese synthetischen Östrogene
mit einem erhöhten
Risiko in bezug auf Thromboembolismus verbunden sind. Zu weiteren
unerwünschten
Nebenwirkungen, über
die in bezug auf die Verwendung von synthetischen Östrogenen
berichtet worden ist, gehören
Flüssigkeitsretention, Übelkeit,
Blähungen,
Cholelithiasis, Kopfschmerzen, Schmerzen in der Brust und ein erhöhtes Brustkrebsrisiko
bei längerer
Anwendung. Die vorerwähnten
Mängel
sind von erheblicher klinischer Bedeutung, wenn allgemein bekannte
biogene oder synthetische Östrogene
eingesetzt werden. Infolgedessen besteht ein immer noch unbefriedigtes
Bedürfnis
nach Östrogenen,
die diese Mängel nicht
zeigen und die in geeigneter Weise bei HRT-Verfahren eingesetzt
werden können,
um in wirksamer Weise die endogene Ovarialsekretion von Östradiol
zu ersetzen, d. h. Symptome von Hypoöstrogenismus zu behandeln oder
zu verhindern.
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Bei
einer HRT bedient man sich einer kontinuierlichen Verabreichung
wirksamer Mengen eines Östrogens über längere Zeiträume hinweg.
Die Verabreichung von Östrogenen
ist jedoch mit einer endometrialen Proliferation bei Frauen in Zusammenhang
gebracht worden und man ist sich heutzutage weitgehend darüber einig,
dass eine Östrogentherapie "ohne Gegenmaßnahmen" das Risiko von endometrialem
Krebs erheblich steigert (Cushing et al., Obstet. Gynecol., Bd.
91 (1998), S. 35-39; Tavani et al., Drugs Aging, Bd. 14 (1999), S.
347-357). Es gibt auch Anzeichen für eine signifikante Zunahme
von Brustkrebs bei Langzeitanwendung (10-15 Jahre) einer Östrogentherapie
(Tavani et al., Drugs Aging, Bd. 14 (1999), S. 347-357; Pike et
al., Steroids, Bd. 65 (2000), S. 659-664).
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Um
den negativen Einflüssen
einer Östrogentherapie
ohne Gegenmaßnahmen
entgegenzuwirken, wird heutzutage üblicherweise eine begleitende
Behandlung mit Progestogen durchgeführt. Man nimmt an, dass eine
regelmäßige Verabreichung von
Progestogen die kontinuierliche Östrogenstimulation
des Endometriums durch eine antiproliferative Wirkung hemmt und
offensichtlich das Auftreten von endometrialen Karzinomen bei Frauen
in der Postmenopause, die eine Östrogen-Ersatztherapie erhalten,
verringert (Beral et al., J. Epidemiol. Biostat., Bd. 4 (1999),
S. 191-210). Eine derartige begleitende Behandlung, im allgemeinen
unter Verwendung von synthetischen Progestogenen, erfolgt entweder
in Form von kontinuierlichen kombinierten Schemata zusammen mit Östrogen
oder sequenziell, typischerweise jedes Monat für etwa 14 Tage, nach einer kontinuierlichen Östrogenbehandlung.
Sequenzielle Behandlungsschemata sind mit unerwünschten Vaginalblutungen in
Reaktion auf den periodischen Entzug von Progestogen verbunden,
während
eine kontinuierliche kombinierte Therapie häufig zu unvorhersagbaren Durchbruchblutungen
führt.
Eine inakzeptable Blutung dieses Typs ist der häufigste Grund für ein Absetzen
der Hormonersatztherapie.
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Zu
weiteren nachteiligen Wirkungen von begleitenden Progestogenen gehören Ödeme, abdominale Krämpfe, Spannungsgefühle in der
Brust und Stimmungssymptome (Hahn, Am. J. Obstet. Gynecol., Bd.
161, S. 1854-1858). Einige synthetische Progestogene beeinflussen
in ungünstiger
Weise die Lipidmuster und führen
somit zu einer Beseitigung oder Abschwächung von östrogeninduzierten Kardioschutzwirkungen
(Sitruk-Ware, Steroids, Bd. 65 (2000), S. 651-658).
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Um
die Notwendigkeit einer begleitenden Verabreichung von Progestogenen
zu vermeiden, hat man versucht, Moleküle mit selektiven östrogenen
Eigenschaften zu synthetisieren, um angestrebte Wirkungen in bestimmten
Zielgeweben, wie Knochen, Leber, Gehirn und Gewebe, die eine Herzschutzfunktion
vermitteln, zu erzielen, während
eine minimale Beeinflussung von anderen Geweben, wie Endometrium
und Brust, hervorgerufen wird. Diese Bemühungen beruhten auf der gewonnenen
Erkenntnis, dass die Wechselwirkung von Östrogenen mit Proteinen, die
die Östrogen-Reaktivität regulieren,
d. h. Östrogen-Rezeptoren,
in verschiedenen Zielgeweben unterschiedlich sein kann. Östrogene
Verbindungen, die in selektiver Weise Östrogen-Rezeptoren in verschiedenen
Zielgeweben modulieren und von denen daher zu erwarten ist, dass
sie selektive Östrogen-agonistische/antagonistische
Wirkungen ausüben,
sind als selektive Modulatoren von Östrogenrezeptoren (SERMs) bekannt
(Katzenellenbogen et al., J. Steroid Biochem. Mol. Biol., Bd. 74
(2000), S. 279-285; Burger, Horm. Res. Suppl. 3 (2000), S. 25-29).
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Von
einem optimalen SERM wird erwartet, dass er differenzierte zelluläre Funktionen
beeinflusst, ohne eine Proliferation herbeizuführen, da eine verstärkte Proliferation
mit einem erhöhten
Krebsrisiko verbunden ist. Bezüglich
des Endometriums wurde gezeigt, dass eine übermäßige Proliferation (Hyperplasie)
eine Vorstufe von endometrialem Krebs darstellt. Ferner entfällt bei
einem optimalen SERM die Notwendigkeit einer begleitenden Progestogen-Behandlung,
so dass auch deren Nebenwirkungen entfallen. Ein Beispiel für einen synthetischen
SERM, der im Handel erhältlich
ist, ist Raloxifen, ein Benzothiophen-Antiöstrogen (Clemett et al., Drugs,
Bd. 60 (2000), S. 379-411). Ein Nachteil von bekannten synthetischen
SERMs besteht darin, dass diese Moleküle im menschlichen Körper natürlicherweise
nicht vorkommen und sie eine geringe Ähnlichkeit mit Östrogen-Rezeptor-Agonisten
haben, die im menschlichen Körper
auftreten, z. B. mit Östrogenen,
wie Östron, Östradiol
und Östriol.
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Eine
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die Verwendung bestimmter östrogener
Verbindungen zur Herstellung eines Arzneimittels zur Verwendung
bei einem Verfahren der Hormonersatztherapie bereitzustellen, wobei
eine Östrogenkomponente
verabreicht wird, die nicht die Mängel aufweist, die bei bekannten
biogenen oder synthetischen Östrogenen
beobachtet werden, wobei diese Östrogenkomponente
SERM-artige Eigenschaften aufweist, so dass eine gemeinsame Verabreichung
von Progestogen vermieden werden kann. Ferner strebt das vorliegende
Verfahren die Verwendung einer Östrogenkomponente
an, die biogen ist oder die eine starke Ähnlichkeit mit einer biogenen östrogenen
Substanz zeigt.
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Zusammenfassende Darstellung
der Erfindung
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Die
Erfinder haben überraschenderweise
festgestellt, dass sich diese Ziele erreichen lassen, indem man östrogene
Substanzen der folgenden Formel verwendet
wobei in der Formel R
1, R
2, R
3 und
R
4 unabhängig
voneinander ein Wasserstoffatom, eine Hydroxylgruppe oder eine Alkoxygruppe
mit 1-5 Kohlenstoffatomen bedeuten; jeder der Reste R
5,
R
6 und R
7 eine Hydroxylgruppe bedeutet;
und nicht mehr als drei der Reste R
1, R
2, R
3 und R
4 Wasserstoffatome bedeuten.
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Diese Östrogene
unterscheiden sich von den üblicherweise
bei der Östrogenersatztherapie
eingesetzten Östrogenen,
d. h. Ethinylöstradiol, Östradiol und
dessen Estern, wie das Acetat, Valerat oder Benzoat, Mestranol,
den konjugierten Equinöstrogenen
und Östronsulfat.
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Ein
bekannter Vertreter dieser Gruppe von östrogenen Substanzen ist 1,3,5(10)-Östratrien-3,15α,16α,17β-tetrol,
auch unter den Bezeichnungen Estetrol, Östetrol und 15α-Hydroxyöstriol bekannt. Östetrol
ist ein Östrogen,
das bei der humanen Schwangerschaft durch die fötale Leber erzeugt wird. Die
Konzentrationen an unkonjugiertem Östetrol im mütterlichen
Plasma erreicht ein Maximum von etwa 1,2 ng/ml bei Endtermin der
Schwangerschaft und sind im fötalen
Plasma etwa 12-fach
höher als
im maternellen Plasma (Tulchinsky et al., J. Clin. Endocrinol. Metab.,
Bd. 40 (1975), S. 560-567).
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Obgleich
sich die Erfinder nicht auf eine Theorie festlegen wollen, wird
angenommen, dass die Östrogenkomponente
in der erfindungsgemäßen pharmazeutischen
Zusammensetzung in einer Weise mit den Östrogen-Rezeptoren im humanen
Endometrium in Wechselwirkung tritt, die sich klar von der Wechselwirkung unterscheidet,
die bei Östrogenen,
die üblicherweise
bei der Hormonersatztherapie eingesetzt werden, beobachtet werden.
Wie nachstehend erläutert,
kann diese Erscheinung sehr wohl mit einer selektiven Wechselwirkung
mit den ERα-
und ERβ-Östrogen-Rezeptoren
verbunden sein, die für
die vorliegenden östrogenen
Substanzen beobachtet worden ist. Es wird angenommen, dass Östetrol
auf ähnliche
Weise wie ein SERM wirkt, indem es in selektive Wechselwirkung mit
den Östrogen-Rezeptoren
tritt, um östrogene
Wirkungen zu erreichen, während
die klassischen wachstumsfördernden
Wirkungen der vorerwähnten, üblicherweise
eingesetzten Östrogene
auf ein Minimum beschränkt
werden. Die erfindungsgemäßen Wirkstoffe
zeigen beispielsweise im Vergleich zu Östradiol und Ethinylöstradiol
eine begrenzte proliferative Wirkung auf das Endometrium. Somit
besteht im Gegensatz zur Situation bei diesen anderen Östrogenen
keine Notwendigkeit zur Behandlung mit einem begleitenden Progestogen
(oder Antiprogestogen), insbesondere dann nicht, wenn die vorliegenden östrogenen
Substanzen in mäßigen Dosen
verabreicht werden. Die Verabreichung der erfindungsgemäßen Östrogenkomponenten
ohne ergänzendes
Progestogen oder Antiprogestogen sorgt für die volle günstige Wirkung
der Östrogenersatztherapie,
ohne dass damit die Nachteile der letztgenannten Hormone verbunden
sind.
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Im
Jahre 1970 veröffentlichten
Fishman et al. ("Fate
of 15α-Hydroxyestriol-3H in Adult Man", J. Clin. Endocrinol. Metab., Bd. 31
(1970), S. 436-438) die Ergebnisse einer Studie, bei der mit Lithium
markiertes 15α-Hydroxyöstriol (Östetrol)
intravenös
zwei erwachsenen Frauen verabreicht wurde. Es wurde festgestellt, dass
das Östretol
rasch und vollständig
im Urin als Glucosidurinat ausgeschieden wurde und dass praktisch kein
Stoffwechsel mit Ausnahme einer Konjugation stattfand.
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Im
Zeitraum zwischen den Jahren 1975 und 1985 untersuchten mehrere
Forschungsgruppen die Eigenschaften von Östetrol und berichteten über dessen östrogene
Wirkungsstärke
und uterotrophe Aktivität. Die
wichtigsten Veröffentlichungen,
die in diesem Zeitraum erschienen, sind nachstehend aufgeführt:
- • Levine
et al., "Uterine
vascular effects of estetrol in nonpregnant ewes", Am. J. Obstet. Gynecol., Bd. 148 (73) (1984),
S. 735-738. "Bei
intravenöser
Verabreichung an nicht-trächtige
Mutterschafe ist Östetrol
15- bis 30-fach weniger wirksam als Östriol und 17β-Östradiol
in bezug auf die Uterus-Vasodilatation".
- • Jozan
et al., "Different
effects of oestradiol, oestriol, oestetrol and of oestrone on human
breast cancer cells (MCF-7) in long term tissue culture", Acta Endocrinologica,
Bd. 98 (1981), S. 73-80: "Die
agonistische Wirkungsstärke
von Östetrol
bei der in vitro-Zellproliferation beträgt etw 2 % der für 17β-Östradiol
festgestellten Wirkung."
- • Holinka
et al., "Comparison
of effects of estetrol and tamoxifen with those of estriol and estradiol
on the immature rat uterus",
Biol. Reprod., Bd. 22 (1980), S. 913-926: "Subkutan verabreichtes Östetrol
zeigt eine sehr schwache uterotrophe Wirkung und ist erheblich weniger
wirksam als 17β-Östradiol
und Östriol".
- • Holinka
et al., "In vivo
effects of estetrol on the immature rat uterus", Biol. Reprod., Bd. 20 (1979), S. 242-246: "Subkutan verabreichtes Östetrol
weist eine sehr schwache uterotrophe Aktivität auf und ist erheblich weniger wirksam
als 17β-Östradiol und Östriol".
- • Tseng
et al., "Heterogeniety
of saturable estradiol binding sites in nuclei of human endometrium.
Estetrol studies",
J. Steroid Biochem., Bd. 9 (1978), S. 1145-1148: "Die relative Bindung von Östetrol
an Östrogen-Rezeptoren
im humanen Endometrium beträgt
1,5 % der Bindung von 17β-Östradiol".
- • Martucci
et al., "Direction
of estradiol metabolism as a control of its hormonal action-uterotrophic
activity of estradiol metabolites", Endocrin., Bd. 101 (1977), S. 1709-1715: "Eine kontinuierliche
Verabreichung von Östetrol
aus einem subkutanen Depot zeigt eine sehr schwache uterotrophe
Aktivität
und ist erheblich weniger wirksam als 17β-Östradiol und Östriol".
- • Tseng
et al., "Competition
of estetrol and ethynylestradiol with estradiol for nuclear binding
in human endometrium",
J. Steroid Biochem., Bd. 7 (1976), S. 817-822: "Die relative Bindungskonstante der Östetrol-Bindung an
den Östrogen-Rezeptor im humanen
Endometrium beträgt
6,25 %, verglichen mit 17β-Östradiol
(100 %)".
- • Martucci
et al., "Uterine
estrogen receptor bindung of catecholestrogens and of estetrol (1,3,5(10)-estratriene-3,15alpha,16alpha,17beta-tetrol)", Steroids, Bd. 27
(1976), S. 325-333: "Die
relative Bindungsaffinität
von Östetrol
an den Rattenuterus-Zytosol-Östrogen-Rezeptor
beträgt
0,5 % des Werts von 17β-Östradiol
(100%).
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Ferner
beträgt
die relative Bindungsaffinität
von Östetrol
an den Rattenuterus-Nucleus-Östrogen-Rezeptor
0,3 % des Werts von 17β-Östradiol
(100%)".
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Ein
gemeinsamer Aspekt sämtlicher
vorstehender Veröffentlichungen
besteht darin, dass die Autoren die östrogene Wirkungsstärke von Östetrol
untersucht haben. Ohne Ausnahme kommen sie zu dem Schluss, dass Östetrol
ein schwaches Östrogen
darstellt. In einigen der zitierten Artikel wurde festgestellt,
dass die östrogene
Wirkungsstärke
von Östetrol
geringer als die eines anderen biogenen Östrogens, nämlich 17β-Östradiol ist, das als relativ
schwaches Östrogen
gilt (z. B. verglichen mit Ethinylöstradiol). Unter Berücksichtigung dieser
Befunde ist es nicht überraschend,
dass das Interesse an Östetrol
seit den frühen
80-er Jahren abgenommen hat und dass seitdem keine Veröffentlichungen
mehr über
die Eigenschaften von Östetrol
erschienen sind.
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US-5
468 736 (Hodgen) beschreibt ein Verfahren der Hormonersatztherapie
unter Verabreichung von Östrogen
zusammen mit einer Menge an Antiprogestin (Antiprogestogen), die
die östrogeninduzierte
endometriale Proliferation bei Frauen hemmt. In Beispiel 3 wird
die kombinierte Verwendung von Östetrol
und Lilopriston erwähnt.
Die Beispiele liefern keine Hinweise über die Art und die Häufigkeit
der Verabreichung oder bezüglich
des eingesetzten Dosierungsniveaus. Ein Nachteil, der mit der Verwendung
von Antiprogestinen (oder Antiprogestogenen), wie Lilopriston, verbunden
ist, besteht in der Gefahr, dass eine abnormale endometriale Morphologie,
d. h. eine zystische Hyperplasie, induziert wird, wie es bei Frauen
beobachtet worden ist, die einer Antiprogestogen-Behandlung gegen
Endometriose unterzogen worden sind (Murphy et al., Fertil. Steril., Bd.
95 (1995), S. 761-766).
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US-5
340 586 (Pike et al.) betrifft Zusammensetzungen und Verfahren,
die zur Behandlung von Frauen nach einer Oophorektomie wirksam sind,
wobei eine wirksame Menge einer östrogenen
Zusammensetzung und einer androgenen Zusammensetzung über einen
bestimmten Zeitraum hinweg bereitgestellt werden. In diesem US-Patent
wird angegeben, dass zu natürlichen
und synthetischen östrogenen
Zusammensetzungen, die verwendet werden können, natürliche Östrogenhormone und verwandte
Produkte gehören,
einschließlich (ohne
Beschränkung
hierauf) Östradiol, Östradiolbenzoat, Östradiolcypionat, Östradiolvalerat, Östron, Diethylstilböstrol, Piperazinöstronsulfat,
Ethinylöstradiol,
Mestranol, Polyöstradiolphosphat, Östriol, Östriolhämisuccinat,
Chinestrol, Östropipat,
Pinestrol und Östronkaliumsulfat,
und dass ferner equine Östrogene,
wie Equilelinin, Equilelininsulfat und Östetrol, verwendet werden können. Mit
Ausnahme der erschöpfenden
Aufzählung von
bekannten Östrogenen
findet sich in diesem US-Patent
kein Hinweis auf Östetrol
(das irrtümlicherweise als
Equinöstrogen
bezeichnet wird).
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Die
gleiche erschöpfende
Liste von Östrogenen
findet sich in den folgenden Patenten:
- • US-4 762 717 (Crowley): Ein
kontrazeptives Verfahren umfasst die sequenzielle Verabreichung
von (1) einer Kombination aus Luteinisierungshormon freisetzendem
Hormon (LHRH) und Östrogen
und (2) einer Kombination von LHRH und Östrogen und Progestogen.
- • US 5 130 137 (Crowley):
Ein Verfahren zur Behandlung einer gutartigen Ovarialsekretionsstörung, das
die sequenzielle Verabreichung von (1) einer Kombination von Luteinisierungshormon
freisetzendem Hormon (LHRH) und Östrogen
und (2) einer Kombination von LHRH und Östrogen und Progestogen umfasst.
- • US-5
211 952 (Spicer et al.): Ein kontrazeptives Verfahren, umfassend
die Verabreichung einer Gonadotropinhormon freisetzenden Hormon
(GnRH)-Zusammensetzung
in einer Menge, die eine Hemmung der Ovulation bewirkt, und die
Verabreichung von Östrogen
und Progestogen, um die Serumspiegel oberhalb eines definierten
Minimalwerts zu halten.
- • US-5
340 584 (Spicer et al.): Ein Verfahren zur Empfängnisverhütung oder zur Behandlung gutartiger
gynäkologischer
Störungen,
umfassend die Verabreichung einer GnRH-Zusammensetzung für einen
ersten Zeitraum in einer Menge, die eine Unterdrückung der ovarialen Östrogen-
und Progesteron-Erzeugung bewirkt, die gleichzeitige Verabreichung
einer östrogenen
Zusammensetzung in einer Menge, die eine Verhinderung der Symptome
von Östrogenmangel
bewirkt, und die gleichzeitige Verabreichung eines Progestogens
in einer Menge, die eine Aufrechterhaltung des Serumspiegels dieses
Progestogens auf einem Wert bewirkt, der zur Verminderung der endometrialen
Zellproliferation wirksam ist.
- • US-5
340 585 (Pike et al.): Ein Verfahren zur Behandlung gutartiger gynäkologischer
Störungen
bei einer Patientin, bei der das Risiko einer endometrialen Stimulation
durch östrogene
Zusammensetzungen auf ein Minimum beschränkt ist oder fehlt, umfassend
das Verabreichen einer GnRH-Zusammensetzung
in einer Menge, die eine Unterdrückung
der Erzeugung von ovarialem Östrogen
und Progesteron bewirkt, und das Verabreichen einer östrogenen
Zusammensetzung in einer Menge, die eine Verhinderung der Symptome
von Östrogenmangel
bewirkt.
- • WO-00/73416
(Yifang et al.): Ein Verfahren zur Regulierung der Fertilität eines
Wirts, umfassend das Kontaktieren von Ovarialzellen des Wirts mit
einer sicheren und wirksamen Menge einer pharmazeutischen Zusammensetzung,
die ein antisense-Oligonucleotid umfasst, das komplementär zur Nucleotidsequenz
des Rezeptors des follikelstimulierenden Hormons (FSH) ist. Die
Möglichkeit
einer kombinierten Verabreichung eines derartigen antisense-Oligonucleotids
mit einem östrogenen
Steroid wird in dieser Anmeldung erwähnt.
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Die
Vorteile der vorliegenden Erfindung lassen sich ohne die gleichzeitige
Verabreichung von Antiprogestogenen, LHRH-Zusammensetzungen, GnRH-Zusammensetzungen
und/oder antisense-Oligonucleotiden, die komplementär zur Nucleotidsequenz
des Rezeptors des follikelstimulierenden Hormons (FSH) ist, wie sie
in den vorerwähnten
Patenten vorgeschlagen werden, erreichen. Ferner kann die vorliegende
Erfindung in geeigneter Weise auf Individuen angewandt werden, bei
denen eine Oophorektomie vorgenommen worden ist oder bei denen das
Risiko einer endometrialen Stimulation durch östrogene Zusammensetzungen
nicht auf ein Minimum beschränkt
ist oder fehlt. Ferner ist beim vorliegenden Verfahren nicht die
Verwendung einer Zubereitung mit langsamer Wirkstofffreisetzung
erforderlich, wie dies von den meisten vorerwähnten US-Patenten verlangt
wird.
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Im
Hinblick auf die geringe östrogene
Wirkungsstärke
der erfindungsgemäß verwendeten östetrolartigen
Substanzen ist es überraschend,
dass diese Substanzen in wirksamer Weise in einem Hormonersatzverfahren
verwendet werden können.
Obgleich die Erfinder sich nicht auf eine Theorie festlegen lassen
wollen, wird angenommen, dass die unerwartete Wirksamkeit von enteral
oder parenteral verabreichten, östetrolartigen
Substanzen sich aus der Kombination von unvorhergesehenen günstigen
pharmakokinetischen (ADME) und pharmakodynamischen Eigenschaften
dieser Substanzen ergibt.
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Bezüglich der
pharmakokinetischen Eigenschaften der vorliegenden östrogenen
Substanzen haben die Erfinder festgestellt, dass deren in vivo-Halbwertszeit erheblich
länger
als die von anderen biogenen Östrogenen
ist. So haben zwar Östetrol
und östetrolartige
Substanzen eine relativ geringe östrogene
Wirkungsstärke,
können
aber in HRT-Verfahren in wirksamer Weise eingesetzt werden, da ihre
geringe Wirkungsstärke durch
eine relativ hohe Stoffwechselstabilität, die sich durch eine lange
Halbwertszeit zeigt, ausgeglichen wird.
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Eine
vorteilhafte Eigenschaft der vorliegenden östrogenen Substanzen liegt
in der Tatsache, dass Sexualhormon bindendes Globulin (SHBG) kaum
diese östrogenen
Substanzen bindet, was bedeutet, dass im Gegensatz zu den meisten
bekannten Östrogenen
die Serumspiegel für
die biologische Aktivität
repräsentativ und
unabhängig
von den SHBG-Spiegeln sind.
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Ein
weiterer wichtiger Vorteil der vorliegenden östrogenen Substanzen ergibt
sich aus ihrer relativen Unempfindlichkeit gegenüber Wechselwirkungen mit anderen
Arzneistoffen (Arzneistoff-Arzneistoff-Wechselwirkungen). Es ist
bekannt, dass bestimmte Arzneistoffe die Wirksamkeit von Östrogenen,
wie Ethinylöstradiol, verringern
können,
und dass andere Arzneistoffe deren Aktivität erhöhen können, was zu möglichen
verstärkten
Nebenwirkungen führt.
Gleichermaßen
können Östrogene
den Stoffwechsel anderer Arzneistoffe stören. Im allgemeinen ist der
Einfluss von anderen Arzneistoffen auf Östrogene auf eine Störung der
Resorption, des Stoffwechsels oder der Ausscheidung dieser Östrogene
zurückzuführen, während der
Einfluss von Östrogenen
auf andere Arzneistoffe auf konkurrierende Vorgänge im Stoffwechsel zurückzuführen ist.
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Die
klinisch wichtigste Gruppe von Östrogen-Arzneistoff-Wechselwirkungen
tritt mit Arzneistoffen auf, die hepatische, mikrosomale Enyzme
induzieren, welche die Östrogen-Plasmaspiegel
unter eine therapeutische Konzentration senken können (z. B. antikonvulsive
Mittel; Phenytoin, Primidon, Barbiturate, Carbamazepin, Ethosuximid
und Methosuximid; antituberkulose Arzneistoffe, wie Rifampin; antifungale
Arzneistoffe, wie Griseofulvin). Die vorliegenden östrogenen
Substanzen sind von der Herauf- und Herunterregulierung von mikrosomalen
Leberenzymen (z. B. P450s) weniger stark abhängig und auch weniger empfindlich
gegenüber
einer Konkurrenz mit anderen P450-Substraten. Gleichermaßen stören sie
nicht in signifikantem Umfang den Stoffwechsel von anderen Arzneistoffen.
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Die
Konjugate der meisten Östrogene,
wie sie in der Leber gebildet werden, werden in die Galle ausgeschieden
und können
durch Darmbakterien im Kolon unter Freisetzung des aktiven Hormons
aufgebrochen werden, das dann reabsorbiert werden kann (enterohepatischer
Kreislauf). Es gibt klinische Berichte, die die Ansicht stützen, dass
die enterohepatische Rezirkulation von Östrogenen bei Frauen, die Antibiotika,
wie Ampicillin, Tetracyclin und dergl., einnehmen, abnimmt. Konjugierte
Formen der vorliegenden östrogenen
Substanzen werden kaum in die Galle ausgeschieden, was bedeutet,
dass sie im wesentlichen unempfindlich gegenüber Arzneistoffen sind, die
die enterohepatische Rezirkulation von anderen Östrogenen beeinflussen.
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Die
vorstehenden Feststellungen dienen der Erläuterung, warum die erfindungsgemäßen östrogenen Substanzen
auch unter Arzneistoff-Arzneistoff-Wechselwirkungen leiden und somit eine
sehr konsistente, d. h. vorhersagbare Wirkung ausüben. Somit
ist die Wirksamkeit der erfindungsgemäßen östrogenen Substanzen in hohem
Maße zuverlässig.
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Ausführliche Beschreibung der Erfindung
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Gemäß einem
Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung bestimmter östrogener
Verbindungen zur Herstellung eines Arzneimittels zur Verwendung
bei einem Verfahren der Hormonersatztherapie, wobei das Verfahren
die orale Verabreichung einer wirksamen Menge einer Östrogenkomponente
an eine Person, die einer derartigen Behandlung bedarf, ohne begleitende
Progestogen- oder
anti-Progestogen-Behandlung umfasst, wobei die Östrogenkomponente aus der Gruppe,
die aus Substanzen der folgenden Formel ausgewählt ist, besteht
wobei in der Formel R
1, R
2, R
3 und
R
4 unabhängig
voneinander ein Wasserstoffatom, eine Hydroxylgruppe oder eine Alkoxygruppe
mit 1-5 Kohlenstoffatomen bedeuten; jeder der Reste R
5,
R
6 und R
7 eine Hydroxylgruppe bedeutet;
und nicht mehr als drei der Reste R
1, R
2, R
3 und R
4 Wasserstoffatome bedeuten; und
Derivate
dieser Substanzen, wobei das Wasserstoffatom von mindestens einer
der Hydroxylgruppen in der Formel durch einen Acylrest einer Kohlenwasserstoffcarbonsäure, -sulfonsäure oder
-sulfaminsäure
mit 1-25 Kohlenstoffatomen; Tetrahydrofuranyl; Tetrahydropyranal;
oder einen geradkettigen oder verzweigten Glycosidrest mit 1-20
Glycosid-Einheiten pro Rest ersetzt ist; und Gemische davon;
wobei
die Zusammensetzung kein Progestogen oder anti-Progestin enthält.
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Das
erfindungsgemäße HRT-Verfahren
kann in vorteilhafter Weise zur Behandlung sämtlicher bekannter Formen von
Hypoöstrogenismus
verwendet werden, z. B. von Hypoöstrogenismus
bei (peri)-menopausalen und postmenopausalen Frauen, Hypoöstrogenismus,
der sich aus Hypogonadismus oder Kastration ergibt, sowie Hypoöstrogenismus,
der sich aus primärer
Ovarialinsuffizienz, Behandlung beispielsweise von Brustkrebs mit
einem Aromatase-Inhibitor
oder einer Behandlung beispielsweise von gutartigen gynäkologischen
Krankheiten mit einem Analogen des Gonadotropin freisetzenden Hormons
ergibt. Beispiele für
Manifestationen von Hypoöstrogenismus,
die in wirksamer Weise durch das erfindungsgemäße Verfahren sowohl bei Frauen
als auch bei Männern
behandelt oder verhütet
werden können,
umfassen Osteoporose, Arteriosklerose, kognitive Störungen und
Alzheimer-Krankheit. Das Verfahren kann auch in vorteilhafter Weise
bei der (prophylaktischen) Behandlung von klimakterischen Symptomen,
wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, urogenitaler
Atrophie, Stimmungsstörungen,
Schlaflosigkeit und Herzklopfen eingesetzt werden. Das vorliegende
Verfahren eignet sich in besonderer Weise zur Therapie oder Prophylaxe
von Osteoporose und klimakterischen Symptomen.
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Der
Ausdruck "Östrogenkomponente", der im gesamten
vorliegenden Dokument verwendet wird, umfasst Substanzen, die in
vivo zur Auslösung
einer östrogenen
Antwort befähigt
sind, sowie Vorläufer,
die in vivo zur Freisetzung einer derartigen Östrogenkomponente befähigt sind,
wenn sie erfindungsgemäß eingesetzt werden.
Damit Östrogenkomponenten
eine derartige Antwort auslösen,
müssen
sie normalerweise an einen Östrogen-Rezeptor
binden, wobei diese Rezeptoren in verschiedenen Geweben innerhalb
des Säugetierkörpers auftreten.
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Es
ist darauf hinzuweisen, dass die vorliegende Erfindung nicht nur
die Verwendung von Östrogenkomponenten,
die speziell in der vorliegenden Anmeldung erwähnt sind, umfasst, sondern
auch Metaboliten dieser Hormone, die eine vergleichbare in vivo-Funktionalität aufweisen.
In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass beispielsweise Östriol ein
Metabolit von 17β-Östradiol
ist. Der Ausdruck "östrogene
Substanzen", der
im vorliegenden Dokument verwendet wird, umfasst nicht mit Tritium
(3H) markierte östrogene Substanzen, wie mit
Tritium markiertes Östetrol.
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Die
vorliegenden östrogenen
Substanzen unterscheiden sich von biogenen und synthetischen Östrogenen,
die üblicherweise
in pharmazeutischen Zusammensetzungen eingesetzt werden, insofern,
als sie mindestens vier Hydroxylgruppen enthalten. Die vorliegenden
Substanzen weisen eine spezielle Beschaffenheit insofern auf, als
der 5-gliedrige Ring im Steroidgerüst 3 Hydroxylsubstituenten
umfasst anstelle von 0-2.
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Bekannte Östrogene,
die mindestens 4 Hydroxylgruppen enthalten, und Derivate davon sind:
1,3,5(10)-Östratrien-2,3,15α,16α,17β-pentol-2-methylether,
1,3,5(10)-Östratrien-2,3,15β,16α,17β-pentol-2-methylether
1,3,5(10)-Östratrien-2,3,16α,17β-tetrol,
1,3,5(10)-Östratrien-3,4,16α,17β-tetrol-4-methylether,
1,3,5(10)-Östratrien-3,15α,16α,17β-tetrol,
1,3,5(10)-Östratrien-3,15α,16α,17β-tetroltetraacetat,
1,3,5(10)-Östratrien-3,15β,16β,17β-tetroltetraacetat.
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Vorzugsweise
handelt es sich bei der östrogenen
Substanz, die als Wirkstoff in der vorliegenden Zusammensetzung
eingesetzt wird, um ein sogenanntes biogenes Östrogen, d. h. ein Östrogen,
das natürlicherweise
im menschlichen Körper
vorkommt, um einen Vorläufer
eines biogenen Östrogens
oder um Gemische davon. Da biogene Östrogene natürlicherweise
im fötalen
und weiblichen Körper
vorkommen, ist das Auftreten von Nebenwirkungen nicht zu erwarten,
insbesondere dann nicht, wenn die Serumspiegel, die sich durch die exogene
Verabreichung derartiger Östrogene
ergeben, nicht wesentlich die natürlich auftretenden Konzentrationen übersteigen.
Da die Serumspiegel von Östetrol
im Fötus
um ein Mehrfaches höher
sind als die Serumspiegel bei schwangeren Frauen, und da bekannt
ist, dass der Fötus
besonders anfällig
ist, gilt Östetrol
als besonders sicheres biogenes Östrogen.
Das Auftreten von Nebenwirkungen ist nicht zu erwarten, insbesondere
wenn die Serumspiegel, die sich durch die exogene Verabreichung
derartiger Östrogene
ergeben, nicht wesentlich die natürlicherweise auftretenden (fötalen) Konzentrationen übersteigen.
Bei synthetischen Östrogenen,
wie Ethinylöstradiol,
besteht ein (dosisabhängiges)
Risiko von unerwünschten
Nebenwirkungen, wie Thromboembolie, Flüssigkeitsretention, Übelkeit,
Blähungen,
Cholelithiasis, Kopfschmerzen, Schmerzen in der Brust und ein erhöhtes Risiko
von Brustkrebs bei längerer
Anwendung.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung enthält
die östrogene
Substanz 4 Hydroxylgruppen. Ferner bedeutet in der vorerwähnten Formel
R1 vorzugsweise ein Wasserstoffatom. In
dieser Formel bedeuten mindestens 2 und vorzugsweise mindestens
3 der Gruppen R1, R2,
R3 und R4 ein Wasserstoffatom.
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Die östrogenen
Substanzen der vorstehenden Formel umfassen verschiedene Enantiomere,
da die Kohlenstoffatome, die die Hydroxylsubstituenten R5, R6 und R7 tragen, chiral aktiv sind. Bei einer bevorzugten Ausführungsform
ist die vorliegende östrogene
Substanz mit einer 15α-Hydroxygruppe
substituiert. Bei einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
ist die Substanz mit einer 16α-Hydroxygruppe
substituiert. Bei einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
sind die Substanzen mit einer 17β-Hydroxygruppe
substituiert. Insbesondere sind die östrogenen Substanzen in 15α-, 16α- und 17β-Stellung
trihydroxysubstituiert.
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Gemäß einer
weiteren bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung bedeutet R3 eine
Hydroxylgruppe oder eine Alkoxygruppe. Bei einer weiteren bevorzugten
Ausführungsform
bedeuten die Gruppen R1, R2 und
R4 Wasserstoffatome, wobei in diesem Fall
dann, wenn R3, R5,
R6 und R7 Hydroxylgruppen
bedeuten, es sich bei der Substanz um 1,3,5(10)-Östratrien-3,15,16,17-tetrol handelt. Ein bevorzugtes
Isomeres der letztgenannten Substanz ist 1,3,5(10)-Östratrien-3,15α,16α,17β-tetrol (Östetrol).
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Die
Erfindung umfasst auch die Verwendung von Derivaten der vorliegenden östrogenen
Substanzen, die als Vorläufer
verwendet werden können,
wobei das Wasserstoffatom von mindestens einer der Hydroxylgruppen
durch einen Acylrest einer Kohlenwasserstoffcarbonsäure, -sulfonsäure oder
-sulfaminsäure
mit 1-25 Kohlenstoffatomen; Tetrahydrofuranyl; Tetrahydropyranal;
oder einen geradkettigen oder verzweigten Glycosidrest mit 1-20
Glycosid-Einheiten pro Rest ersetzt ist.
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Zu
typischen Beispielen für
Vorläufer,
die in geeigneter Weise erfindungsgemäß eingesetzt werden können, gehören Ester,
die erhalten werden können,
indem man die Hydroxylgruppen der östrogenen Substanzen mit Substanzen
umsetzt, die eine oder mehrere Carboxygruppen (M+-OOC-)
enthalten, wobei M+ ein Wasserstoff- oder
(Alkali)-Metallkation bedeutet. Somit handelt es sich bei einer
besonders bevorzugten Ausführungsform
bei den Vorläufern
um Derivate der östrogenen
Substanzen, bei denen das Wasserstoffatom von mindestens einer der
Hydroxylgruppen in der genannten Formel durch -CO-R ersetzt ist,
wobei R einen Kohlenwasserstoffrest mit 1-25 Kohlenstoffatomen bedeutet.
Vorzugsweise bedeutet R Wasserstoff oder einen Alkyl-, Alkenyl-
oder Arylrest mit 1-20 Kohlenstoffatomen.
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Die
Vorteile der vorliegenden Erfindung sind besonders ausgeprägt, wenn
die Zusammensetzung bei einer länger
anhaltenden Hormonersatztherapie verwendet wird, um die negativen
Auswirkungen von chronischem Hypoöstrogenismus auf ein Minimum
zu beschränken.
Daher umfasst das Verfahren der Hormonersatztherapie vorzugsweise
die Verabreichung der Östrogenkomponente
für einen
Zeitraum von mindestens einem Monat und vorzugsweise von mindestens
drei Monaten. Bei einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung wird die Östrogenkomponente
während
eines Zeitraums von mindestens vier Monaten und vorzugsweise von
mindestens 6 Monaten verabreicht. Die Östrogenkomponente wird üblicherweise
während
eines Zeitraums von mindestens 10 Tagen und vorzugsweise von mindestens
20 Tagen ununterbrochen verabreicht. Die Unterbrechungszeiträume sind
vorzugsweise nicht länger
als 20 Tage und insbesondere nicht länger als 10 Tage. Bei einer
besonders bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung wird die Östrogenkomponente
ununterbrochen während
eines Zeitraums von mindestens 4 und vorzugsweise von mindestens
6 Monaten verabreicht.
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Der
hier verwendete Ausdruck "ununterbrochen" bedeutet, dass die Östrogenkomponente
in relativ regelmäßigen Abständen verabreicht
wird, wobei keine (therapeutisch) signifikanten Unterbrechungen
vorliegen. Naturgemäß können geringfügige Unterbrechungen
auftreten, die die gesamte Wirksamkeit des vorliegenden Verfahrens
nicht beeinträchtigen.
Derartige Abweichungen werden von der vorliegenden Erfindung umfasst.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform
(und stärker
arithmetisch ausgedrückt)
gilt das Verabreichungsschema als ununterbrochen, wenn der längste Abstand
zwischen zwei aufeinanderfolgenden Verabreichungen nicht mehr als
das 3,5-fache des durchschnittlichen Abstands beträgt. Insbesondere
beträgt
dieser längste
Abstand nicht mehr als das 2,5-fache und ganz besonders nicht mehr
als das 1,5-fache des durchschnittlichen Abstands.
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Das
vorliegende Verfahren bedient sich einer oralen Verabreichung der Östrogenkomponente.
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Eine
orale Verabreichung eignet sich in idealer Weise für eine tägliche (mindestens
einmal) Verabreichung.
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Aus
Zweckmäßigkeitsgründen und
zur Erzielung eines höheren
Akzeptanzgrads werden erfindungsgemäß vorzugsweise Verabreichungsabstände von
1 Tag, 1 Woche oder 1 Monat eingehalten. Dosierungsschemata, bei
denen eine einmalige tägliche
orale Verabreichung erfolgt, werden besonders bevorzugt.
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Die Östrogenkomponente
wird vorzugsweise in einer Menge verabreicht, die das Erzielen einer
Blutserumkonzentration von mindestens 1 ng pro Liter, vorzugsweise
von mindestens 10 ng pro Liter und ganz besonders von mindestens
100 ng pro Liter bewirkt. Im allgemeinen übersteigt die sich ergebende
Blutserumkonzentration der Östrogenkomponente
100 μg pro
Liter nicht, vorzugsweise übersteigt
sie 50 μg
pro Liter nicht und ganz besonders übersteigt sie 25 μg pro Liter
nicht.
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Bei
der erfindungsgemäßen Anwendung
wird die Östrogenkomponente üblicherweise
in einer Menge von weniger als 1 mg pro kg Körpergewicht pro Tag und vorzugsweise
von weniger als 0,4 mg pro kg Körpergewicht
pro Tag verabreicht. Um durch die Verabreichung der Östrogenkomponente
einen signifikanten Einfluss zu erreichen, ist es ratsam, sie in
einer Menge von mindestens 1 μg
pro kg Körpergewicht
pro Tag zu verabreichen. Vorzugsweise beträgt die verabreichte Menge mindestens
5 μg pro
kg Körpergewicht
pro Tag.
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Eine
orale Verabreichung des Wirkstoffes wird vorzugsweise in einer Menge
von weniger als 400 μg pro
kg Körpergewicht
pro Tag und insbesondere von weniger als 200 μg pro kg Körpergewicht pro Tag vorgenommen.
Um einen signifikanten Einfluss der Verabreichung des Wirkstoffes
zu erreichen, ist es ratsam, eine orale Verabreichung in einer Menge
von mindestens 2 μg
pro kg Körpergewicht
pro Tag vorzunehmen. Vorzugsweise beträgt die oral verabreichte Menge
mindestens 5 μg
pro kg Körpergewicht
pro Tag. Im vorliegenden Verfahren wird (insbesondere bei Anwendung
beim Menschen) die Östrogenkomponente üblicherweise in
einer durchschnittlichen Dosierung von mindestens 0,05 mg pro Tag
und vorzugsweise von mindestens 0,1 mg pro Tag verabreicht.
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Die
erfindungsgemäße Verwendung
umfasst die Verabreichung einer wirksamen Menge der Östrogenkomponente
an eine Person, die einer derartigen Behandlung bedarf. Die Mengen,
die zur Erzielung der angestrebten Wirkung notwendig sind, unterscheiden
sich von Individuum zu Individuum und werden aufgrund von Faktoren,
wie Grad des Östrogenmangels
bei dem Individuum, Körpergewicht,
Verabreichungsweg und Wirksamkeit der speziell verwendeten östrogenen
Substanz, festgelegt. Geeigneterweise umfasst das erfindungsgemäße Verfahren
die tägliche
Verabreichung von mindestens 0,001 und vorzugsweise von 0,001-1000 mg
der Östrogenkomponente.
Vorzugsweise umfasst das erfindungsgemäße HRT-Verfahren die orale
oder transdermale Verabreichung von täglich 0,01 bis 1000 mg und
insbesondere von 0,1-100 mg der Östrogenkomponente.
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Die
Erfinder haben überraschenderweise
festgestellt, dass die vorliegenden östrogenen Substanzen eine wesentlich
höhere
Affinität
zum Östrogen-Rezeptor α (ERα) als zum Östrogen-Rezeptor β (Erβ) aufweisen.
Diese Eigenschaft stellt ein besonderes Merkmal dieser östrogenen
Substanzen dar, von dem angenommen wird, dass es eng mit den günstigen
Eigenschaften dieser Substanzen, die sich beim erfindungsgemäßen Verfahren
ergeben, verknüpft
ist.
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Aufgrund
der gegebenen Komplexität
der ER-Signalgebung in Zusammenhang mit der gewebespezifischen Expression
von ERα und
ERβ und
deren Co-Faktoren hat man nunmehr erkannt, dass ER-Liganden als Östrogen-Agonisten
oder auch als Östrogen-Antagonisten
in einer gewebespezifischen Weise wirken können. Im Fall der vorliegenden östrogenen
Substanzen kann die Wechselwirkung mit Co-Faktoren zu sehr unterschiedlichen
biologischen Wirkungen dieser Substanzen in verschiedenen Geweben
führen.
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Es
ist bekannt, dass ERα-
und ERβ-Rezeptoren
signifikant unterschiedliche Aminosäuresequenzen in der Ligandenbindungsdomäne und in
den carboxyterminalen Transaktivierungsdomänen (etwa 56 % Aminosäureidentität) und nur
eine 20 %-ige Homologie in ihrer aminoterminalen Transaktivierungsdomäne aufweisen.
Dies erklärt,
warum die vorliegenden östrogenen
Substanzen eine wesentlich höhere
Affinität
zum ERα-Rezeptor
als zum ERβ-Rezeptor
aufweisen können.
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Die
vorliegenden östrogenen
Substanzen zeigen zwar eine wesentlich höhere Affinität für ERα als für ERβ, sind aber
nicht als Antagonisten des ERβ-Rezeptors
anzusehen. Um die Gefahr von unerwünschten proliferativen Wirkungen
auszuschließen,
ist es ratsam, keine übermäßig hohen
Dosen der vorliegenden östrogenen
Substanzen zu verwenden. Vorzugsweise wird die Östrogenkomponente in einer
durchschnittlichen täglichen
Dosis verabreicht, die 50 mg, 40 mg, 30 mg oder 20 mg nicht übersteigt.
Insbesondere übersteigt
die durchschnittliche tägliche
Dosis 10 mg nicht. Ganz besonders bevorzugt ist es, dass die durchschnittliche
tägliche
Dosis 5 mg nicht übersteigt.
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Bei
der erfindungsgemäßen Verwendung
bedient man sich einer oralen Verabreichung der aktiven Östrogenkomponente.
Der Ausdruck "orale
Verabreichung",
der hier verwendet wird, umfasst auch eine orale Sondenverabreichung.
Die Erfinder haben überraschenderweise
festgestellt, dass trotz ihrer geringen Wirkungsstärke Östetrol
und verwandte östrogene
Substanzen in vorteilhafter Weise oral verabreicht werden können. Obgleich
sich die Erfinder nicht auf eine Theorie festlegen wollen, wird
angenommen, dass die unerwartete Wirksamkeit von oral verabreichten östetrolartigen
Substanzen sich aus der Kombination spezieller pharmakokinetischer
und pharmakodynamischer Eigenschaften dieser Substanzen ergibt.
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Die
Erfinder haben festgestellt, dass die orale biologische Verfügbarkeit
von östetrolartigen
Substanzen überraschend
hoch ist und dass ihre in vivo-Halbwertszeit erheblich länger ist
als die von biogenen Östrogenen.
Obgleich somit Östetrol
und östetrolartige
Substanzen eine relativ geringe östrogene
Wirkungsstärke aufweisen,
können
sie in wirksamer Weise auf oralem Wege verabreicht werden, da die
oralen Dosierungen, die zur Erzielung der angestrebten Wirkung erforderlich
sind, ähnlich
den Dosen sind, die beispielsweise für 17β-Östradiol verwendet werden.
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Ein
weiterer wichtiger Vorteil der oralen Verabreichung von Östetrol
und östetrolartigen
Substanzen liegt in der Tatsache, dass die hepatischen Wirkungen
dieser Substanzen für
minimal angesehen werden, da sie während des sogenannten "ersten Durchgangs" kaum metabolisiert
werden. Die Wirkung des ersten Durchgangs von oral verabreichten
Arzneistoffen bezieht sich auf den Vorgang des Arzneistoffabbaus
durch die Leber während
der Passage eines Arzneistoffes von der ursprünglichen Einnahme bis in den
Blutkreislauf. Nach Resorption aus dem intestinalen Lumen gelangen
oral zugeführte
Wirkstoffe über
die Leber in den Organismus. Diese Tatsache ist von spezieller Bedeutung
für östrogene
Mittel, da die Leber ein Zielorgan für Östrogene darstellt. Eine orale
Einnahme von Östrogenen
führt zu
starken östrogenen
Wirkungen in der Leber. Therapeutisch gleichwertige Dosen von biogenen Östrogenen
führen
bei oraler Anwendung zu klaren Antworten von hepatischen Parametern,
z. B. zu einer Zunahme von SHBG, CBG, Angiotensinogen und HDL (Lipoprotein
hoher Dichte). Diese hepatischen Wirkungen von Östrogenen werden auch beobachtet,
wenn equine Östrogenzubereitungen
(sogenannte konjugierte Östrogene)
verwendet werden. Ethinylöstradiol
und Diethylstilböstrol
(DES) weisen eine noch größere hepatische Östrogenizität auf. Elger
et al., J. Steroid Biochem. Molec. Biol., Bd. 55 (3/4) (1995), S.
395-403, berichten, dass EE oder DES eine wesentlich höhere hepatozelluläre als systemische Östrogenizität aufweisen:
in bezug auf ihre FSH-Sekretionshemmaktivität sind diese Östrogene
in der Leber 4- bis 18-fach stärker
wirksam als Östronsulfat.
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In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung ist die erfindungsgemäße pharmazeutische Zusammensetzung
für eine
tägliche
Verabreichung konzipiert, d. h. sie stellt eine Tagesdosierungseinheit
dar. Gemäß dieser
bevorzugten Ausführungsform
enthält
die Tagesdosierungseinheit 0,001-1000 mg der Östrogenkomponente. Insbesondere
liegt die Menge der Östrogenkomponente
im Bereich von 0,01-1000 mg. Besonders bevorzugt ist es, dass die
Menge im Bereich von 0,1-100 mg liegt. Ganz besonders bevorzugte Tagesdosierungseinheiten
enthalten höchstens
50 mg, 40 mg, 30 mg, 20 mg oder 10 mg der Östrogenkomponente. Am meisten
bevorzugt ist es, dass die Tagesdosierungseinheit höchstens
5 mg der Östrogenkomponente
enthält.
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Wie
vorstehend erwähnt,
stellt es einen wichtigen Vorteil der vorliegenden pharmazeutischen
Zusammensetzung dar, dass sie dazu verwendet werden kann, die Vorteile
einer Östrogenersatztherapie
zu erreichen, ohne dass damit die Nachteile einer signifikanten, östrogeninduzierten,
endometrialen Proliferation verbunden sind, wodurch die Notwendigkeit
zur Verwendung ergänzender
Hormone, z. B. von Progestogenen und anti-Progestogenen, zur Unterdrückung einer
derartigen endometrialen Proliferation vermieden wird.
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Somit
enthält
die erfindungsgemäße Zusammensetzung
praktisch keine Progestogene oder anti-Progestogene. Insbesondere
enthält
die vorliegende Zusammensetzung keine Progestogene oder anti-Progestogene.
Die kombinierte Verwendung von Östrogenen
und Gonadotropin-freisetzendem Hormon, Östrogenen und Luteinisierungshormon
freisetzendem Hormon sowie Östrogenen
und antisense-Oligonucleotiden
in bezug zum Gen des Rezeptors des follikelstimulierenden Hormons
wurde in der vorstehend erörterten
Literatur vorgeschlagen. Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
bedient sich das vorliegende Verfahren keines Analogen des Gonadotropin-freisetzenden
Hormons. Gemäß einer
weiteren bevorzugten Ausführungsform bedient
sich das vorliegende Verfahren keines Luteinisierungshormon freisetzenden
Hormons. Gemäß einer weiteren
bevorzugten Ausführungsform
bedient sich das Verfahren keines antisense-Oligonucleotids, das komplementär zur Nucleotidsequenz
des Rezeptors des follikelstimulierenden Hormons (FSH) ist.
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Da
somit die Vorteile der vorliegenden Erfindung unter Verwendung der
vorliegenden Substanzen und ihrer Vorläufer als einzige Wirkstoffe
erzielt werden können,
ist es bevorzugt, dass die Zusammensetzung praktisch keine weiteren
Sexualhormone oder Sexualhormon-Antagonisten zusätzlich zur Östrogenkomponente enthält. Insbesondere
beträgt
der Gesamtanteil an Sexualhormonen oder Sexualhormon-Antagonisten, die
sich von der Östrogenkomponente
unterscheiden, weniger als 1 Gew.-% und insbesondere weniger als
0,1 Gew.-% der Östrogenkomponente.
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Es
ist jedoch darauf hinzuweisen, dass die vorliegende Zusammensetzung
in geeigneter Weise verschiedene weitere ergänzende pharmazeutische Komponenten
enthalten kann. Insbesondere kann es vorteilhaft sein, zusätzlich androgene
oder antiresorptive Mittel, wie Calcitonine und Bisphosphonate,
aufzunehmen. Ferner kann es vorteilhaft sein, Komponenten, die als
anabolische Mittel wirken, wie Fluoridsalze, Wachstumshormon, insulinartige
Wachstumsfaktoren, Parathyroidhormon, Statine, Calcium und Vitamin
D, aufzunehmen. Ferner kann es vorteilhaft sein, kardiovaskuläre Schutzmittel,
wie Statine und Folsäure,
aufzunehmen.
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Die
vorliegende Erfindung wird durch die folgenden Beispiele näher erläutert, die
jedoch nicht als Beschränkung
anzusehen sind. Die in der vorstehenden Beschreibung, in den folgenden
Beispielen und in den Ansprüchen
beschriebenen Merkmale können
einzeln und in beliebiger Kombination Bestandteile zur Realisation
der Erfindung in ihren unterschiedlichen Formen darstellen.
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Beispiele
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Beispiel 1
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Eine
vaginale Hornhautbildung wurde als gewebespezifischer und östrogenempfindlicher
Endpunkt zur Bestimmung der Östrogenizität von Östetrol
(E4) sowohl nach oraler als auch nach subkutaner Verabreichung an
hypoöstrogene
Ratten gewählt.
17α-Ethinylöstradiol
(EE), 17β-Östradiol
(E2) und Träger
(10 % Ethanol/Sesamöl)
dienten in diesen biologischen Tests als Kontrollen.
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Die
Gewichtszunahme des Uterus in der Ratte ist als Maß für die Östrogenizität gebräuchlicher.
Jedoch reagiert das Uterusgewicht auf Progesteron, Testosteron und
andere Mittel, die nicht in charakteristischer Weise als Östrogene
angesehen werden. In den frühen
1920er Jahren wurde festgestellt, dass die follikuläre Flüssigkeit
aus dem Eierstock des Schweins einen oder mehrere Faktoren enthält, die
eine Hornhautbildung/Keratinisierung des vaginalen Epithels in der
Ratte herbeiführen
(Allen und Doisy, JAMA, Bd. 81 (1923), S. 819-821; Allen und Doisy,
Am. J. Physiol., Bd. 69 (1924), S. 577-588). Die Reaktion der sogenannten
vaginalen Hornhautbildung bei Ratten ergab im Anschluss daran einen
biologischen Test zur Bestimmung der Östrogenizität. Eine vaginale epitheliale
Hornhautbildung/Keratinisierung in Ratten nach Ovarektomie kann
nur durch Verbindungen hervorgerufen werden, die als echte Östrogene
gelten (Jones et al., Fert. Steril., Bd. 24 (1973), S. 284-291).
Die vaginale, epitheliale Hornhautbildung/Keratinisierung stellt
daher einen hochgradig selektiven Endpunkt zur Bestimmung der Wirkungsstärke von Östrogenen
dar (Reel et al., Fund. Appli. Toxicol., Bd. 34 (1996), S. 288-305).
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Ausgewachsene
weibliche CD-Ratten wurden einer Ovarektomie unterzogen, um einen Östrogenmangel
herbeizuführen.
Vaginale Spülungen
wurden täglich
an sieben Tagen durchgeführt,
um zu gewährleisten,
dass die Ratten vaginale Kastratabstriche zeigten (vorwiegend von
Leukozyten im vaginalen Abstrich und ein ähnliches Erscheinungsbild wie
bei einem vaginalen Diöstrus-Abstrich).
Vaginale Kastratabstriche sind ein Anzeichen dafür, dass eine vollständige Ovarektomie
erreicht worden ist. Die Behandlung begann nach Beendigung der 7-tägigen Abstrichnahme
(Tag 0 = erster Tag der Dosierung). Die Tiere erhielten einmal täglich an 7
aufeinanderfolgenden Tagen eine Dosis. Die täglichen vaginalen Spülungen wurden
7 Tage nach Einleitung der Dosierung fortgesetzt, um eine vaginale
Hornhautbildung als Anzeichen einer östrogenen Reaktion nachzuweisen.
Ein Tropfen der vaginalen Waschflüssigkeit wurde auf einen Glasobjektträger gebracht
und mit dem Lichtmikroskop geprüft,
um die Anwesenheit oder Abwesenheit von verhornten Epithelialzellen
festzustellen. Vaginale Spülungen
wurden vor der Dosierung an den Tagen 0-6 und vor der Obduktion
am Tag 7 durchgeführt.
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Der
vaginale Hornhautbildungs-Biotest wurde durchgeführt, um das östrogene
Profil von E4 bei subkutaner Verabreichung (sc) an ovarektomierte
ausgewachsene Ratten zu bestimmen. E2 wurde als positive Kontrolle
verwendet. Der Träger
(10 % Ethanol/Sesamöl)
diente als negative Kontrolle. Steroide wurden in absolutem Ethanol
gelöst
und sodann mit Sesamöl
(10 % Ethanol/Sesamöl)
auf die endgültige
Konzentration gebracht. Eine vaginale östrogene Reaktion erfolgte
bei 8/8 Ratten am Tag 2 und hielt bis zum Tag 7 bei Ratten an, die
eine subkutane Injektion von 50 μg/kg/Tag
E2 an 7 Tagen erhalten hatten (Tabelle 1). Mit dem Träger behandelte
Tiere zeigten keine vaginale epitheliale Hornhautbildung (Tabelle
1). Das Einsetzen der vaginalen epithelialen Hornhautbildung war
bei Ratten mit einer subkutanen Injektion von 0,1, 0,3, 1,0 und
3,0 mg/kg/Tag E4 dosisabhängig
und begann am gleichen Behandlungstag (Tag 2), wie es für E2 beobachtet
wurde (Tabelle 1). Bei 0,1 mg/kg/Tag E4 zeigten bereits 4/8 Ratten
und bei 0,3 mg/kg/Tag E4 sogar 7/8 Ratten eine vaginale östrogene
Reaktion am Tag 7. Bei 1,0 und 3,0 mg/kg/Tag E4 zeigten sämtliche
Ratten eine vaginale östrogene Reaktion
am Tag 7 (Tabelle 1).
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Tabelle
1: Vaginale östrogene
Reaktion bei ovarektomierten Ratten bei subkutaner (sc) Behandlung
mit 17β-Östradiol
(E2) oder Östetrol
(E4). Die Daten sind als die Anzahl der Ratten angegeben, die von
den insgesamt behandelten Ratten eine vaginale Hornhautbildung zeigten
(Verhältnis).
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Der
vaginale Hornhautbildungs-Biotest wurde durchgeführt, um das östrogene
Profil von E4 bei oraler Verabreichung (po) an ovarektomierte ausgewachsene
Ratten zu bestimmen. EE wurde als positive Kontrolle verwendet.
Der Träger
(10 % Ethanol/Sesamöl)
diente als die negative Kontrolle. Steroide wurden in absolutem
Ethanol gelöst
und sodann mit Sesamöl
(10 % Ethanol in Sesamöl)
auf die endgültige
Konzentration gebracht. Eine vaginale östrogene Reaktion erfolgte
bei sämtlichen
Ratten (8/8), die 50 μg/kg/Tag
EE erhalten hatten, am Tag 7 (Tabelle 2). Gleichermaßen wurde
am Tag 7 eine vaginale, epitheliale Hornhautbildung bei sämtlichen
Ratten (8/8) beobachtet, die auf oralem Wege mit 0,1, 0,3, 1,0 oder
3,0 mg/kg/Tag E4 behandelt worden waren (Tabelle 2), während mit
dem Träger
behandelte Tiere keine vaginale epitheliale Hornhautbildung zeigten
(0/8). Überraschenderweise
war selbst bei Ratten, die relativ niedrige Dosen E4 erhalten hatten (z.
B. 0,1 mg/kg/Tag), das Einsetzen der vaginalen Hornhautbildung (definiert
als die Anzahl der Tiere, die an den Tagen 1-3 der Studie reagierten)
bei auf oralem Wege behandelten Tieren rascher als bei den auf subkutanem
Wege behandelten Tieren, was für
die hervorragenden Bioverfügbarkeitseigenschaften
von Östetrol nach
oraler Verabreichung spricht.
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Tabelle
2: Vaginale östrogene
Reaktion bei ovarektomierten Ratten bei oraler (po) Behandlung mit
17α-Ethinylöstradiol
(EE) oder Östetrol
(E4). Die Daten sind als die Anzahl der Ratten angegeben, die von
den insgesamt behandelten Ratten eine vaginale Hornhautbildung zeigten
(Verhältnis).
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Beispiel 2
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Die
ovarektomierte gealterte Ratte wurde als Modell für die humane
Osteoporose-Krankheit herangezogen. Hier handelt es sich um ein
eingeführtes
Tiermodell, das von der United States Food and Drug Administration
(FDA) zur Bewertung und zur Ermittlung potentieller Mittel für die Therapie
und Prophylaxe von Osteoporose empfohlen wird. Die antiresorptive
Wirksamkeit von Östetrol
(E4) wurde durch ex vivo-Messung der gesamten und der trabekulären Knochenmineraldichte
und Knochenfestigkeit bei der Obduktion nach 4-wöchiger Behandlung getestet.
17α-Ethinylöstradiol
(EE) und Träger
(1 % Ethanol/Erdnussöl)
dienten bei diesem biologischen Test als Kontrollen.
-
Drei
Monate alte weibliche Sprague-Dawley-Ratten wurden 1 Tag vor Beginn
der Dosierungsstudie entweder einer Scheinoperation (Sham) oder
einer Ovarektomie (OVX) unterzogen. Die Tiere wurden unter Verwendung
eines Ketamin/Xylazin-Betäubungsgemisches
betäubt
und wurden einer bilateralen Ovarektomie oder einer Scheinoperation
unterzogen. Ein Haarbereich an der dorsalen Oberfläche wurde
rasiert und ein Schnitt wurde über
der lumbalen Region des Rückgrats
ausgeführt.
Die Haut wurde von der darunterliegenden Faszie getrennt, so dass
ein zweiter Schnitt durch die abdominale Muskulatur nahezu kaudal
zu den Nieren vorgenommen werden konnte. Die Eierstöcke wurden
sodann nach außen
gelegt und entfernt. Die Muskulatur wurde mit einer einzigen Naht
geschlossen. Der Hauteinschnitt wurde unter Verwendung von chirurgischen Klammern
verschlossen.
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10
Tiere pro Behandlungsgruppe erhielten einmal täglich an vier aufeinanderfolgenden
Wochen eine orale Dosierung. Die Dosierung begann am Tag 1 nach
der chirurgischen Entfernung der Eierstöcke und erfolgte über eine
orale Sonde unter Verwendung einer Spritze und einer Sondennadel
aus rostfreiem Stahl in Dosen von 0,1 mg/kg/Tag EE oder 2,5, 0,5
oder 0,1 mg/kg/Tag E4. Die Trägerkontrolle
wurde täglich
an eine Gruppe von OVX-Tieren und von scheinoperierten Ratten verabreicht.
Nach der Behandlung wurden die betäubten Ratten einer Herzpunktion
unterzogen und durch CO2-Inhalation erstickt.
Schienbein- und Oberschenkelknochen wurden entnommen, von weichem
Gewebe gereinigt, fixiert und bis zur weiteren Analyse in 70 % Ethanol/Kochsalzlösung bei
4°C (Schienbein)
oder in Kochsalzlösung
bei 4°C
(Oberschenkel) aufbewahrt.
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Eine
quantitative, periphere ex vivo-Computertomographie (pQCT) wurde
an den herausgeschnittenen linken Schienbeinen unter Verwendung
eines Stratec XCT-RM-Geräts und der
dazugehörigen
Software (Stratec Medizintechnik GmbH, Pforzheim, Deutschland, Software-Version
5.40) durchgeführt.
Die Abtastungen wurden an 12 % der Gesamtlänge ausgehend vom proximalen
Ende der Schienbeine durchgeführt.
Die Positionen wurden unter Verwendung von Erkundungsansichten verifiziert
und ein 0,5 mm-Schnitt senkrecht zur Längsachse des Schienbeinschaftes
wurde von jeder Seite gewonnen. Die Abtastungen wurden unter Anwendung
einer Schwelle zur Skizzierung der äußeren Abgrenzung analysiert.
Der gesamte und trabekuläre Knochenmineralgehalt,
die Fläche
und die Dichte wurden auf jeder Seite bestimmt. Die Mittelwerte
sind in Tabelle 3 aufgeführt.
Ferner sind pQCT-Daten für
die durchschnittliche Knochenmineraldichte in 1 dargestellt.
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Ein
Vergleich der pQCT-Densitometriedaten aus den proximalen Schienbeinen
von scheinoperierten und OVX-Ratten zeigten erwartungsgemäß einen übereinstimmenden
Verlust an gesamtem und trabekulärem Knochen
in der OVX-Gruppe
(Tabelle 3,
1). Ferner bestand eine übereinstimmende
dosisabhängige
Zunahme für
jeden der Parameter in Verbindung mit dem gesamten und trabekulären Knochenmineralgehalt
und der Knochenmineraldichte bei den oral mit E4 behandelten Tieren
(Tabelle 3,
1). Im Vergleich zu hypoöstrogenen
OVX-Ratten, die
nur eine Trägerbehandlung
erhalten hatten, verhinderten 0,5 und 2,5 mg/kg/Tag E4 eine Knochenresorption,
wie es sich beispielsweise durch die Werte der gesamten Knochenmineraldichte
ergibt, die gleichwertig wie bei scheinoperierten Ratten ist (
1). Ferner war die antiresorptive Aktivität, die bei der
höchsten
Dosis von E4 (2,5 mg/kg/Tag) erreicht worden war, gleichwertig mit
der Wirkung, die mit der positiven Kontrolle EE erzielt worden war. Tabelle
3: pQCT-Densitometriedaten aus den proximalen Schienbeinen von scheinoperierten
und OVX-Ratten bei oraler (po) Behandlung mit 17α-Ethinylöstradiol (EE), Östetrol
(E4) oder Träger.
Die Daten stellen Mittelwerte für
jede Gruppe (n = 10) dar.
- 1: Gesamte Knochenmineraldichte aus den
proximalen Schienbeinen von Sham- und OVX-Ratten bei oraler (po)
Behandlung mit 17α-Ethinylöstradiol
(EE), Östetrol
(E4) oder Träger
für 4 aufeinanderfolgende
Wochen. Die Daten stellen Mittelwerte für jede Gruppe (n = 10) dar.
-
Eine
ex vivo-Bewertung der biomechanischen Knochenfestigkeit wurde mit
einem Einfärbungstest
am distalen Oberschenkel durchgeführt. Vor dem mechanischen Test
wurde der Oberschenkel in kalter Kochsalzlösung gespült und sorgfältig von
etwaigem anhaftenden weichen Gewebe gereinigt. Ein 3 mm-Segment
der distalen Femoralmetaphyse wurde direkt proximal zum femoralen
Kondylus mit einer langsamen Diamantsäge unter kontinuierlicher Spülung mit
Kochsalzlösung
geschnitten. Die Belastung wurde mit einem zylindrischen Stempel
für einen
Eindruckversuch (mit einer flachen Prüffläche mit 1,6 mm Durchmesser)
auf die Mitte des Knochenmarkhohlraums an der distalen Fläche des
Segments angelegt. Man ließ den
Stempel mit einer konstanten Verschiebung von 6 mm/min in den Hohlraum
in einer Tiefe von 2 mm eindringen, bevor eine Lastumkehr erfolgte.
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Tabelle
4: Eindruckversuch am distalen Oberschenkel von Sham- und OVX-Ratten, die oral
(po) mit 17α-Ethinylöstradiol
(EE), Östetrol
(E4) oder Träger
behandelt worden waren. Die Daten stellen die Mittelwerte für jede Gruppe
dar (n = 10).
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Die
maximale Belastung, die Steifigkeit und die absorbierte Energie
wurden aus den Lastverschiebungskurven bestimmt. Der Festigkeitsgrenzwert
wurde berechnet, indem die maximale Belastung durch die Eindruckfläche dividiert
wurde. Die Mittelwerte für
die maximale Belastung, die Steifigkeit, die Energie und den Festigkeitsgrenzwert
sind in Tabelle 4 aufgeführt.
Ferner sind die Mittelwerte der Festigkeitsgrenzwerte in
2 dargestellt. Im Vergleich zu scheinoperierten
Ratten war die mechanische Festigkeit von spongiösem Knochen bei OVX-Ratten,
die mit dem Träger
allein behandelt worden waren, stark verringert (Tabelle 4,
2). Die Verringerungen der maximalen Belastung,
der Steifigkeit, Energie und des Festigkeitsgrenzwerts betrugen –68%, –68%, –27% bzw. –68%, was
klar mit dem Verlust der Knochenmineraldichte in Ratten mit Östrogenmangel
einhergeht. Eine orale Behandlung von hypoöstrogenen OVX-Ratten mit E4
verhinderte die Verringerung der maximalen Belastung, der Steifigkeit,
der Energie und des Festigkeitsgrenzwerts in dosisabhängiger Weise
(Tabelle 4,
2). Ferner ist die mit
der höchsten
Dosis von E4 (2,5 mg/kg/Tag) erreichte Wirkung offensichtlich der
Wirkung der positiven Kontrolle EE überlegen (Tabelle 4,
2).
- 2: Durchschnittlicher Festigkeitsgrenzwert
des distalen Oberschenkels von scheinoperierten Sham- und OVX-Ratten
bei oraler (po) Behandlung mit 17α-Ethinylöstradiol
(EE), Östetrol
(E4) oder Träger
für 4 aufeinanderfolgende
Wochen. Die Daten stellen die Mittelwerte für jede Gruppe dar (n = 10).
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Beispiel 3
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Die
morphinabhängige,
ovarektomierte (OVX) Ratte wurde als Modell für die postmenopausalen Hitzewallungen
herangezogen. Die Wirkungsstärke
von Östetrol
(E4) zur Verhinderung des Anstiegs der Schwanzhauttemperatur, der
normalerweise mit einem Abfall der Kernkörpertemperatur verbunden ist,
nach Naloxon-induziertem Opiateentzug wurde getestet. 17α-Ethinylöstradiol
(EE) und Träger
(Hydroxypropylbeta-cyclodextrin 20 % Gew./Vol.) dienten bei diesem
biologischen Test als Kontrollen.
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Das
häufigste
und charakteristischste Symptom der humanen Menopause besteht in
Hitzewallungen, die bei mehr als 70 % der Frauen in der Menopause
auftreten. Obgleich der genaue Mechanismus, der dieser vasomotorischen
Instabilität
zugrunde liegt, unbekannt ist, spiegeln die charakteristischen Merkmale
der Hitzewallungen offensichtlich eine zentral vermittelte Anpassung
an einen zunehmenden Abfall der Konzentration an Östrogenen
wieder. Bei Frauen, die an Hitzewallungen leiden, machen sich folgende
Symptome bemerkbar: 1) rascher, regionaler Anstieg der Hauttemperatur;
2) Abnahme der Kernkörpertemperatur;
3) erhöhte Herzfrequenz
ohne Veränderung
des Blutdrucks; und 4) zeitlich eng abgestimmte Wellen der Freisetzung
von luteinisierendem Hormon (LH) und β-Endorphin.
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Das
Modell der von Morphin abhängigen,
ovarektomierten (OVX) Ratte wurde von einigen Forschungsgruppen
(Katovich et al., Maturitas, (1986), S. 67-76; Mechenthaler et al.,
Maturitas, (1998), S. 307-316) als ein Tiermodell für Hitzewallungen
vorgeschlagen. Während
des Opiateentzugs mit dem Morphin-Antagonisten Naloxon steigt die Schwanzhauttemperatur
(TST), wobei dieser Anstieg von einem Abfall der Kernkörpertemperatur
begleitet ist. Ferner sind die Temperaturänderungen von LH-Wellen und
einer vorübergehenden
Tachykardie begleitet. Diese Ereignisse sind in bezug auf ihre Größe und temporale
Natur ähnlich
den bei menopausalen Hitzewallungen beobachteten Ereignissen.
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8
Wochen alte OVX-Ratten wurden oral (po) mit Östetrol (E4), 17α-Ethinylöstradiol
(EE) oder Trägerkontrolle
(Hydroxypropyl-beta-cyclodextrin 20 Gew./Vol.) an den sieben aufeinanderfolgenden
Tagen vor dem durch Naloxon herbeigeführten Opiateentzug bei von
Morphin abhängigen
Ratten durchgeführt,
wobei diese Behandlung auch am Morgen des Entzugsvorgangs vorgenommen
wurde. Drei Tage vor Dosierungsbeginn wurden die Tiere unter Verwendung
eines Ketamin/Xylazin-Betäubungsgemisches
betäubt
und einer bilateralen Ovarieektomie unterzogen. Ein Haarbereich
an der dorsalen Oberfläche
wurde rasiert und ein Schnitt wurde über der lumbalen Region des
Rückgrats
ausgeführt.
Die Haut wurde von der darunterliegenden Faszie getrennt, so dass
ein zweiter Schnitt durch die abdominale Muskulatur nahezu kaudal
zu den Nieren vorgenommen werden konnte. Die Eierstöcke wurden
sodann nach außen
gelegt und entfernt. Die Muskulatur wurde mit einer einzigen Naht
geschlossen. Der Hauteinschnitt wurde unter Verwendung von chirurgischen
Klammern verschlossen. Sechs Ratten pro Behandlungsgruppe erhielten
eine einmalige Dosierung pro Tag an acht aufeinanderfolgenden Tagen
vor dem Tag (und unter Einschluss dieses Tages) des durch Naloxon
induzierten Opiateentzugs (Hitzewallungssitzung). Die Dosierung
begann drei Tage nach der chirurgischen Entfernung der Eierstöcke und
wurde durch orale Sondenverabreichung unter Verwendung einer Spritze
und einer Sondennadel aus rostfreiem Stahl vorgenommen. Die Morphinabhängigkeit
wurde durch Implantieren von subkutanen Pellets mit einem Gehalt
an 75 mg Morphin herbeigeführt.
Das erste Pellet wurde fünf
Tage vor der Hitzewallungssitzung unter leichter Inhalationsanästhesie
implantiert. Drei Tage vor der Hitzewallungssitzung wurden zwei
weitere Morphinpellets unter den gleichen Bedingungen implantiert.
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Für die Hitzewallungsmanipulationen
wurden die Tiere in einen Testkäfig
gesetzt. Nach einer 5- bis 10-minütigen Anpassungsperiode wurden
die Ratten mit Ketamin-HCl etwa 10 min vor der Hitzewallungssitzung
betäubt.
Eine temperaturempfindliche Elektrode wurde an der ventralen Oberfläche des
Schwanzes mit einem Klebeband fixiert und die Elektrode wurde an
ein Mehrkanal-Temperaturaufzeichnungsgerät angeschlossen.
Die Schwanzhauttemperatur wurde bis zum Erreichen eines stabilen
Zustands aufgezeichnet und die Tiere erhielten dann eine Injektion
von Naloxon-HCl (1 mg/kg). Die Temperaturaufzeichnung wurde für einen
Zeitraum von 60 min fortgesetzt. Die Temperatur wurde in Abständen von
5 min angegeben. Nach Beendigung der Hitzewallungssitzung wurden
sämtliche
Tiere unter Ersticken mit CO2 getötet, wonach
das Gehirn entfernt wurde.
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Erwartungsgemäß erwies
sich die Trägerkontrolle
in bezug auf die Verhinderung der durch Naloxon induzierten TST-Zunahmen
bei von Morphin abhängigen
OVX-Ratten als unwirksam (
34). 17α-Ethinylöstradiol
(EE) verhinderte in der einzigen getesteten Dosis von 0,3 mg/kg/Tag
die durch Naloxon induzierten TST-Zunahmen bei den von Morphin abhängigen OVX-Ratten
(
3). Eine orale Behandlung mit Östetrol (E4)
zeigte eine klare dosisabhängige
Wirkung (
3). Die drei höchsten Dosen
von E4 (0,3, 1,0 und 3.0 mg/kg/Tag) verringerten alle die TST, wobei
die höchste
Dosis (3,0 mg/kg/Tag) eine ähnliche
suppressive Reaktion wie das starke orale Östrogen 17α-Ethinylöstradiol (EE) zeigte.
- 3: Einfluss von Östetrol (E4) und 17α-Ethinylöstradiol
(EE) auf die durch Naloxon induzierte Hitzewallungsreaktion bei
weiblichen ovarektomierten Ratten.
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Beispiel 4
-
Die
Zunahme des Uterusgewichts bei der Ratte wurde als weiterer relevanter,
gewebespezifischer Endpunkt zur Bestimmung der hormonellen Wirkungsstärke von Östetrol
(E4) gewählt,
insbesondere in Beziehung zu seiner hormonellen Wirkungsstärke zur
Herbeiführung
von vaginaler Hornhautbildung und zur Korrektur von vaginaler Atrophie.
Oral (po) verabreichtes E4 wurde daher in einem modifizierten, 7-tägigen, vaginalen Hornhautbildungs-Biotest
getestet (vergl. auch Beispiel 1), der eine Messung des Uterusfeuchtgewichts
bei der Obduktion umfasste, um vaginale und uterotrophe Wirkungen
zu berücksichtigen.
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Die
uterotrophe Reaktion wird seit vielen Jahren zur Bestimmung der östrogenen
Aktivität
herangezogen. Der typische biologische Test verwendet weibliche
Ratten mit geringen Konzentrationen an endogenen Östrogenen
(z. B. ovarektomierte ausgewachsene oder unreife Tiere). Bei den
meisten Testkonzeptionen erhalten die Tiere einmal oder zweimal
täglich
eine Dosierung für
einen Zeitraum von 3 oder 4 Tagen. 24 Stunden nach der letzten Dosis
werden die Tiere getötet.
Die Uteri werden herausgeschnitten und gewogen. Beim gegenwärtigen biologischen
Test wurden die vaginale, epitheliale Hornhautbildung und die Uterus-Gewichtszunahme
in ovarektomierten erwachsenen Ratten über einen Zeitraum von 7 Tagen
hinweg bewertet. Auf diese Weise konnten zwei unterschiedliche östrogenempfindliche
Parameter gleichzeitig bewertet werden.
-
Ausgewachsene
weibliche CD-Ratten wurden einer Ovarektomie unterzogen, um einen Östrogenmangel
herbeizuführen.
Vaginale Spülungen
wurden täglich
an sieben Tagen durchgeführt,
um zu gewährleisten,
dass die Ratten vaginale Kastratabstriche zeigten (Vorwiegen von
Leukozyten im vaginalen Abstrich und ähnliches Erscheinungsbild wie
bei einem vaginalen Diöstrus-Abstrich).
Vaginale Kastratabstriche sind ein Anzeichen dafür, dass eine vollständige Ovarektomie
erreicht worden ist. Die Behandlung begann nach Beendigung der 7-tägigen Abstrichnahme
(Tag 0 = erster Tag der Dosierung). Die Tiere erhielten einmal täglich an
7 aufeinanderfolgenden Tagen die Trägerkontrolle (10 % Ethanol/Sesamöl) oder
0,1, 0,3, 1,0 oder 3,0 mg/kg/Tag E4. Die täglichen vaginalen Spülungen wurden
7 Tage nach Einleitung der Dosierung fortgesetzt, um eine vaginale
Hornhautbildung als Anzeichen einer östrogenen Reaktion nachzuweisen.
Ein Tropfen der vaginalen Waschflüssigkeit wurde auf einen Glasobjektträger gebracht
und mit dem Lichtmikroskop geprüft,
um die Anwesenheit oder Abwesenheit von verhornten Epithelialzellen
festzustellen. Über
die in den vaginalen Spülungen
enthaltenen Zellen wurden Aufzeichnungen gemacht. Vaginale Spülungen wurden
vor der Dosierung an den Tagen 0-6 und vor der Obduktionam Tag 7
durchgeführt.
-
Am
Tag 7 der Studie wurden im Anschluss an eine vaginale Spülung 24
Stunden nach der letzten Dosis sämtliche
Ratten durch Ersticken mit CO2 eingeschläfert. Ein
abdominaler Schnitt wurde ausgeführt
und der Uterus wurde herausgeschnitten, abgetupft und gewogen. Das
Auftreten einer vaginalen Hornhautbildung (ein Anzeichen für eine östrogene
Reaktion) stellt eine "Alles-oder-Nichts"-Reaktion dar. Daher
wurden die Daten als Anzahl von Ratten, die eine vaginale östrogene
Reaktion (für
einen oder mehrere Tage) zeigten, gegenüber der Anzahl an behandelten
Ratten (Verhältnis)
angegeben. Ein Z-Test der Verhältnisse
wurde dazu verwendet, die vier Testgruppen mit der Träger-Kontrollgruppe
zu vergleichen. Die Mittelwerte für die Gruppen ± SEM-Werte
wurden für
die Uterusgewichte ebenfalls berechnet. Diese Daten waren nicht
normal verteilt und zeigten keine Varianzhomogenität. Daher
wurde ein nicht-parametrischer Kruskal-Wallis-ANOVA-Test an den Rangzahlen
durchgeführt
und signifikante Unterschiede in den vier Behandlungsgruppen und
der Trägerkontrolle
wurden unter Anwendung des Dunn-Verfahrens bestimmt.
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Bei
Ratten, die eine Reihe von E4-Dosen erhalten hatten, war das Einsetzen
der vaginalen Hornhautbildung dosisabhängig (vergl. Tabelle 2). Am
Tag 7 lagen alle getesteten oralen E4-Dosen über dem Schwellenwert zur Erregung
einer vaginalen östrogenen
Reaktion bei der ovarektomierten erwachsenen Ratte und waren signifikant
(P < 0,05) verschieden
von der Trägerkontrolle
(Tabelle 5). Im Gegensatz dazu wird festgestellt, dass E4 nur in
oralen Dosen von 1,0 und 3,0 mg/kg/Tag das Uterusgewicht signifikant
(p < 0,05) im Vergleich
zur Träger-Kontrollgruppe
(Tabelle 5) erhöhte.
Wir schließen
daraus, dass Östetrol
ein pharmakologisch günstiges
Profil aufweist. Es zeigt eine agonistische Aktivität am vaginalen
Epithel in geringen und mittleren Dosen, bei denen eine uterotrophe
Aktivität
nicht beobachtet wird. Dieser Befund zeigt, dass (insbesondere bei
geringeren Dosierungen) keine Notwendigkeit für eine begleitende Progestogen-Verabreichung
besteht, um unerwünschte
uterotrophe Wirkungen zu verhindern. Tabelle
5: Vaginale Hornhautbildung und uterotrophe Reaktionen bei ovarektomierten
Ratten bei oraler (po) Behandlung mit Östetrol (E4). Die Daten sind
als Anzahl der Ratten, die eine vaginale Hornhautbildung (reagierende
Tiere) oder keine Hornhautbildung (nicht-reagierende Tiere) zeigen,
angegeben. Die Daten für
das Uterusgewicht sind als Mittelwerte und SEM-Werte für jede Gruppe
(n = 8) angegeben. Signifikante Unterschiede zur Trägerkontrolle
sind angegeben.
![Figure 00300001](https://patentimages.storage.googleapis.com/92/36/15/4fb9e956c4167c/00300001.png)
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Beispiel 5
-
Die
endometriale Proliferation wurde als weiterer relevanter gewebespezifischer
Endpunkt zur Bestimmung der hormonellen Wirkungsstärke von Östetrol
nach chronischer (4-wöchiger)
oraler Behandlung der ovarektomierten Ratten gewählt. Es wurde ein eingeführtes, 4
Wochen dauerndes Tiermodell herangezogen, das auch zur Bewertung
von Mitteln für
die Osteoporose-Prophylaxe und -Therapie empfohlen wird. Die Wirkungsstärke von
E4 zur Herbeiführung
einer endometrialen Proliferation wurde bei oraler (po) Verabreichung
von Dosen von 2,5 und 0,5 mg/kg/Tag E4 getestet, das bei ex vivo-Analysen
der gesamten und der trabekulären
Knochenmineraldichte und Knochenfestigkeit eine antiresorptive Wirksamkeit
zeigte (vergl. Beispiel 2). 17α-Ethinylöstradiol
(EE) und Träger
(1 % Ethanol/Erdnussöl)
dienten bei diesem biologischen Test als zusätzliche Kontrollen.
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Drei
Monate alte weibliche Sprague-Dawley-Ratten wurden gemäß der Beschreibung
in Beispiel 2 einen Tag vor Beginn der Dosierungsstudie entweder
einer Scheinoperation (Sham) oder einer Ovarektomie (OVX) unterzogen.
10 Tiere pro Behandlungsgruppe erhielten eine orale Dosierung einmal
pro Tag für
4 aufeinanderfolgende Wochen. Die Dosierung begann 1 Tag nach der
chirurgischen Entfernung der Eierstöcke und wurde durch orale Sondenverabreichung
unter Verwendung einer Spritze und einer Sondennadel aus rostfreiem
Stahl in Dosen von 0,1 mg/kg/Tag EE oder entweder 2,5 oder 0,5 mg/kg/Tag
E4 vorgenommen. Die Trägerkontrolle
wurde täglich
an eine Gruppe von OVX-Tieren und scheinoperierten Ratten verabreicht.
Nach der Behandlung wurden die betäubten Ratten einer Herzpunktur
unterzogen und durch CO2-Inhalation erstickt.
Die Uterushörner
wurden isoliert, gewogen und sodann bei 4°C in 4 % Formaldehyd fixiert.
Nach 14-tägiger
Fixierung wurden die Uteri dehydratisiert und in Paraffin eingebettet.
Serielle Schnitte von Uterushörnern
wurden angefertigt und entweder mit Hämatoxylin/Eosin (H/E) oder
dem Ki67-Proliferationsmarker gemäß dem Verfahren von Rango et
al. (Hum. Reprod., Bd. 13 (1998), S. 3177-3189) gefärbt. Die
Proliferationsindices wurden durch Bewertung von positiv markierten
Zellen an mit Ki67 immunologisch gefärbten Schnitten bestimmt. Typischerweise
wurden für
jeden Datenpunkt 1000 luminale Epithelzellen bewertet.
-
Die
Daten für
das durchschnittliche Uterusgewicht sind in
4 dargestellt.
Eine Ovarektomie bei Ratten führte
zu Uterusatrophie, wie sich durch den Verlust an Uterusgewicht bei
mit Träger
allein behandelten Tieren im Vergleich zu scheinbehandelten Tieren
zeigt (
4). Bei oralen Dosierungsniveaus,
bei denen sowohl EE (0,1 mg/kg/Tag) als auch E4 (0,5 mg/kg/Tag)
einen Knochenverlust verhindern (Vergleichsbeispiel 2), waren die
durchschnittlichen Uterusgewichte ähnlich wie bei zum Schein mit
Träger
behandelten Tieren (
4). Überraschenderweise
nahm der prozentuale Anteil an Ki67-positiven, luminalen Epithelzellen
mit steigenden Dosen der oralen E4-Behandlung ab (
5).
Nach einer 4-wöchigen
oralen Behandlung mit 2,5mg/kg/Tag E4 war der prozentuale Anteil
an Ki67-positiven, luminalen Epithelzellen erheblich geringer als bei
mit 0,5 mg/kg/Tag E4 oder sogar mit 0,1 mg/kg/Tag EE behandelten
Tieren, was für
eine geringere wachstumsfördernde
Aktivität
auf endometriales Gewebe nach chronischer oraler Behandlung mit
relativ hohen Dosen von E4 spricht (
5).
E4 scheint somit eine geringere östrogene
Aktivität
im Uterus als EE zu haben, insbesondere in Dosen, bei denen die
Wirkungen von E4 auf die Knochenparameter (z. B. die Knochenfestigkeit)
gleich stark oder besser sind als die von EE. Daher wird der Schluss
gezogen, dass Östetrol
ein pharmakologisch günstiges
Profil aufweist. Dieser Befund zeigt, dass keine Notwendigkeit zu
einer begleitenden Progestogen-Behandlung
besteht, um unerwünschte
endometriale proliferative Effekte zu verhindern.
- 4:
Durchschnittliches Uterusgewicht von Sham- und OVX-Ratten bei oraler
(po) Behandlung mit 17α-Ethinylöstriadiol
(EE), Östetrol
(E4) oder Träger
für 4 aufeinanderfolgende
Wochen. Die Daten sind als Mittelwerte für jede Gruppe (n = 10) angegeben.
- 5:
Prozentualer Anteil an Ki67-positiven, luminalen Epithelzellen in
immunologisch gefärbten
Uterusschnitten von Sham- und OVX-Ratten bei oraler (po) Behandlung
mit 17α-Ethinylöstradiol
(EE), Östetrol
(E4) oder Träger
für 4 aufeinanderfolgende
Wochen. Die Daten sind als Mittelwerte für jede Gruppe (n = 10) angegeben.
-
Beispiel 6
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Zur
Bewertung der oralen (po) und der subkutanen (sc) Bioverfügbarkeit
von Östetrol
(E4) und zur Bestimmung der Beseitigungshalbwertszeit wurden Einzeldosis-Studien
an weiblichen Sprague-Dawley-Ratten durchgeführt, wobei über einen Zeitraum von 24 Stunden
häufig
Blutproben genommen wurden.
-
Weibliche
Sprague-Dawley-Ratten erhielten einen permanenten Silikongummi-Herzkatheter gemäß den Angaben
von Kuipers et al. (Gastroenterology, Bd. 88 (1985), S. 403-411).
Man ließ die
Ratten sich 5 Tage von der Operation erholen. Anschließend erhielten
sie 0,05, 0,5 oder 5 mg/kg E4 in 0,5 ml Erdnussöl. Für die subkutane Verabreichung
wurde E4 in den Halsbereich unter Verwendung einer 1 ml-Spritze
und einer 20 g-Nadel injiziert. Für die orale Verabreichung von
E4 erhielten die Ratten eine leichte Betäubung mit Halothan/N2O/O2. E4 wurde direkt
intragastrisch unter Verwendung einer Magenintubationsvorrichtung
aus Kunststoff zugeführt.
Anschließend
wurden Blutproben über
den Herzkatheter in heparinisierten Röhrchen nach 0,5, 1, 2, 4, 8
und 24 Stunden gewonnen. Erythrozyten wurden durch 10-minütige Zentrifugation
bei 5000 × g
bei 4°C
entfernt und das Blutplasma wurde bei –20°C aufbewahrt. Nach Auftauen
der Plasmaproben wurde eine Flüssig-Flüssig-Extraktion
(Hexan und Diethylether) zur Vorbereitung der E4 enthaltenden Plasmaproben
für die
HPLC-Analyse (Perkin Elmer 200) und für die Tandem-Massenspektrometrie
unter Verwendung eines PE Sciex 3000-Tandem-Massenspektrometers und einer APCI-Schnittstelle
herangezogen. Mit jeder Probencharge wurde eine Eichkurve mit 6
Kalibratoren aufgezeichnet. Die Eichkurve wurde unter Anwendung
einer linearen Regression (Korrelationskoeffizient > 0,98) berechnet, was
die quantitative Bestimmung der Plasmakonzentrationen ermöglichte.
Für jedes
Rattenplasma, das zu den verschiedenen Zeitpunkten gewonnen worden war,
wurden die Daten gesammelt.
-
Die
Daten für
die E4-Plasmakonzentration wurden mit "WinNonLin, Version 3.1" analysiert und beinhalteten
die pharmakokinetischen Parameter für Cmax,
die Halbwertszeit und AUC0-24. Insbesondere
bei Anwendung geringerer und mittlerer Dosisniveaus von 0,05 und
0,5 mg/kg zeigte E4 eine orale Bioverfügbarkeit, die der bei subkutaner
Verabreichung erzielten Bioverfügbarkeit
(80-100 %) entsprach. Bei der höchsten
getesteten Dosis von 5,0 mg/kg E4 stieg die Absorptionskinetik auf
eine orale Bioverfügbarkeit
von etwa 30-60 % von subkutan verabreichtem E4.
-
Interessanterweise
zeigte E4 eine relativ lange Halbwertszeit von 2-3 Stunden, was
den Nachweis von bioaktiven Konzentrationen von unkonjugiertem E4
zu sämtlichen
Zeitpunkten über
einen Zeitraum von 24 Stunden bei den Dosierungsexperimenten mit
subkutaner und oraler Verabreichung ermöglichte.
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Beispiel 7
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Eingeführte kompetitive
Steroid-Bindungstests wurden zur Bestimmung der relativen Bindungsaffinität von Östetrol
(E4) im Vergleich zu 17α-Ethinylöstradiol
(EE) und 17β-Östradiol
(E2) an den humanen Östrogen-Rezeptor
(ER) in den α-
und β-Formen
eingesetzt.
-
Es
wurde das in der Literatur ausführlich
von Osbourn et al. (Biochemistry, Bd. 32 (1993), S. 6229-6236) beschriebene
Verfahren herangezogen und entsprechend angepasst. Rekombinante
humane ERα-
und ERβ-Proteine
wurden aus transfizierten Sf9-Zellen gereinigt. Die in vitro-Tests
beinhalteten die Verwendung von ERα- oder ERβ-Proteinen und [
3H]E2
in einer feststehenden Konzentration von 0,5 nM als markierter Ligand.
Rekombinante humane ERα-
oder ERβ-Proteine
wurden in Bindungspuffer (10 mM Tris-HCl, pH-Wert 7,5, 10 % Glycerin,
1 mM DTT, 1 mg/ml BSA) gelöst
und Aliquotanteile wurden im Doppelversuch mit [
3H]E2
in einer Endkonzentration von 0,5 nM zusammen mit einer Trägerkontrolle
(0,4 % DMSO) oder der gleichen Menge Träger mit einem Gehalt an steigenden
Konzentrationen von unmarkierten Steroidliganden als Kompetitoren
inkubiert. Nach 2-stündiger
Inkubation bei 25°C
wurden die ungebundenen Liganden entfernt und die Mengen an [
3H]E2, das entweder an ERα-Protein oder an ERβ-Protein
gebunden war, wurden gemessen. Die durchschnittlichen Mengen an
[
3H]E2, die an ERα- oder ERβ-Proteine bei den jeweiligen
Konzentrationen des Kompetitors gebunden waren, wurden zur Aufstellung
von Hemmkurven verwendet. Anschließend wurden die IC
50-Werte durch eine
nicht-lineare Regressionsanalyse der kleinsten Fehlerquadrate bestimmt. Die
Hemmkonstanten (Ki) wurden unter Anwendung der Gleichung von Cheng
und Prusoff (Cheng et al., Biochem. Pharmakol., Bd. 22 (1973), S.
3099-3108) berechnet,
wozu die gemessenen IC
50-Werte der getesteten Verbindungen,
die Konzentration des beim Test verwendeten Radioliganden und die
Literaturwerte für
den Kd-Wert des Radioliganden, für
den Werte von 0,2 nM und 0,13 nM für ERα bzw. ERβ festgestellt worden waren,
verwendet wurden. Tabelle
6: Prozentuale Hemmung der spezifischen Bindung an ERα- und ERβ-Proteine unter Verwendung
von E4 als unmarkiertem Steroidligand und 0,5 nM [
3H]
als markiertem Kompetitor. Die Ergebnisse von 3 getrennten Experimenten
sind aufgeführt.
-
Tabelle
7: Experimentell bestimmte Hemmkonstanten (Ki) für Östetrol (E4), 17α-Ethinylöstradiol
(EE) und 17β-Östradiol
(E2) an humane ERα-
und ERβ-Proteine.
Es wird auch die relative Bevorzugung für die Bindung an ERα-Protein
gezeigt.
-
Ergebnisse
des biochemischen Tests auf E4 sind als prozentuale Hemmung der
spezifischen Bindung in drei getrennten Experimenten aufgeführt (Tabelle
6). Zum Vergleich der Bindungsaffinitäten von E4, EE und E2 an humane
ERα- und
ERβ-Proteine
sind in Tabelle 7 die experimentell festgestellten Ki-Werte angegeben. Verglichen
mit EE und E2 zeigt E4 ein besonderes Bindungsprofil mit einer starken
Bevorzugung (400 %) für die
Bindung an das ERα-Protein
(Tabelle 7). Im Gegensatz dazu sind die Ki-Werte für ERβ-Protein
für EE
und E2-Steroidliganden stärker
ausgeprägt
(Tabelle 7).
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Beispiel 8
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Ein
eingeführter
kompetitiver Steroid-Bindungstest (Hammond and Lahteenmaki, Clin.
Chem. Acta, Bd. 132 (1983), S. 101-110) wurde zur Bestimmung der
relativen Bindungsaffinität
von Östetrol
(E4), 17α-Ethinylöstradiol
(EE2), 17β-Östradiol (E2), Testosteron
(T) und 5α-Dihydrotestosteron
(DHT) für
das humane Sexualhormon-Bindungsglobulin (SHBG) eingesetzt.
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Humanes
SHBG wurde aus transgenem Mäuseserum
gemäß Literaturangaben
gereinigt (G. V. Avvakumov et al., J. Biol. Chem., Bd. 275 (2000),
S. 25920-25925). Für
das auf diese Weise hergestellte humane SHBG wurde durch Polyacrylamid-Gelelektrophorese
unter denaturierenden Bedingungen eine Reinheit von > 99 festgestellt. Seine
Steroid-Bindungseigenschaften sind von SHBG in humanem Serum nicht
unterscheidbar (G. V. Avvakumov et al., J. Biol. Chem., Bd. 275
(2000), S. 25920-25925). Der in in vitro-Test beinhaltete die Verwendung
des gereinigten humanen SHBG und von [3H]DHT
oder [3H]Östradiol als markierten Liganden. Humanes
SHBG wurde 30 min bei Raumtemperatur mit einer Suspension mit Dextran-beschichteter
Aktivkohle (DCC) in phosphatgepufferter Kochsalzlösung (PBS)
behandelt, um etwaige Steroidliganden zu entfernen. Nach Zentrifugation
(2000 × g
für 10
min) zum Absetzen der DCC wurde der Überstand, der das humane SHBG
enthielt, in PBS auf eine Konzentration von 1 nM auf der Grundlage
seiner Steroid-Bindungskapazität verdünnt.
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Aliquotanteile
(100 μl)
dieser humanen SHBG-Lösung
wurden im Doppelversuch anschließend mit einem gleichen Volumen
entweder an [3H]DHT oder [3H]Östradiol
in einer Konzentration von 10 nM zusammen mit 100 μl PBS allein
oder der gleichen Menge an PBS mit einem Gehalt an steigenden Konzentrationen
von unmarkierten Steroidliganden als Kompetitoren in Polystyrol-Teströhrchen inkubiert.
Nach 1-stündiger
Inkubation bei Raumtemperatur wurden die Reaktionsgemische weitere
15 min in ein Eisbad gestellt. Aliquotanteile (600 μl) einer
eiskalten Suspension von DCC wurden sodann in jedes Röhrchen gegeben.
Nach einer kurzen Mischzeit von 2 sec wurde jedes Röhrchen im
Eisbad entweder 10 min oder 5 min inkubiert, je nachdem ob [3H]DHT oder [3H]Östradiol
als radioaktiver Ligand verwendet wurde. Die ungebundenen Liganden,
die an DCC adsorbiert waren, wurden sodann durch Zentrifugation
(2000 × g
für 15
min bei 4°C)
entfernt und die Mengen an [3H]-markierten
Liganden, die an SHBG gebunden waren, wurden in 2 ml ACS-Szintillationsgemisch unter
Verwendung eines Flüssigszintillations-Spektrophotometers
ausgezählt.
Die durchschnittlichen Mengen an [3H]-markierten
Liganden, die an SHBG bei den einzelnen Konzentrationen des Kompetitors
(B) gebunden waren, wurden als prozentuale Anteile der durchschnittlichen
Mengen an [3H]-markierten Liganden, die
an SHBG in Abwesenheit des Kompetitors (B0)
gebunden waren, angegeben und wurden gegen die Kompetitor-Konzentration
in jedem Teströhrchen
aufgetragen.
-
Die
Ergebnisse der kompetitiven Bindungstests sind in
6 dargestellt.
Aus diesen kompetitiven Bindungstests ist klar ersichtlich, dass Östetrol überhaupt
nicht an humanes SHBG bindet, wenn ein Test entweder mit [
3H]DHT oder [
3H]Östradiol
als markierter Ligand durchgeführt
wird. Dies steht in deutlichem Gegensatz zu den Referenzsteroiden
Ethinylöstradiol,
17β-Östradiol,
Testosteron und 5α-Dihydrotestosteron,
die in dieser Reihenfolge eine zunehmende relative Bindungsaffinität für humanes
SHBG zeigen. Von Bedeutung ist, dass die Bindung von Östetrol
an SHBG vernachlässigbar
war, im Vergleich zu den übrigen
getesteten Östrogenen Ethinylöstradiol
und 17β-Östradiol.
- 6: Kompetitive Verdrängung von [3H]DHT
(Feld A) und [3H]Östradiol (Feld B) von der humanen
Sexualhormon-Bindungsglobulin-Steroidbindungsstelle. Bei den unmarkierten,
als Kompetitoren verwendeten Steroidliganden handelte es sich um Östetrol
(E4), 17α-Ethinylöstradiol
(EE2), 17β-Östradiol
(E2), Testosteron (T) und 5α-Dihydrotestosteron
(DHT).
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Beispiel 9
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Dosierungseinheiten für die orale
Verabreichung
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Die
vorliegenden Östrogenkomponenten
können
in geeigneter Weise zusammen mit Additiven, Trägern und/oder Aromastoffen,
die in der galenischen pharmazeutischen Praxis üblich sind, gemäß herkömmlichen
Verfahren zu geeigneten Verabreichungsformen verarbeitet werden.
Für die
orale Verabreichung eignen sich insbesondere Tabletten, Dragees,
Kapseln, Pillen, Suspensionen oder Lösungen.
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Östetrol-Tabletten:
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1000
Tabletten mit einem Gewicht von 185 mg, die jeweils 1,5 mg Östetrol
enthalten, werden aus der folgenden Zubereitung hergestellt:
Östetrol | 1,500
g |
Polyvinylpyrrolidon
(Kollidon 25® der
Firma BASF) | 13,500
g |
Lactose | 135,795
g |
mikrokristalline
Cellulose (Avicel PH 101®) | 26,250
g |
Glycerylpalmitostearat
(Precirol®) | 2,775
g |
Wasserfreies
kolloidales Siliciumdioxid (Aerosil 200®) | 1,000
g |
Crospovidon
(Polyplasdone XL®) | 4,000
g |
farbgebendes
Mittel | 0,180
g |